Mein Kontaktsperre Tagebuch - Tag 1 bis 3,5 Jahre danach

Die Trennung verarbeiten und nach vorne schauen
moonshine
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Re: Mein Kontaktsperre Tagebuch oder, der Versuch frei zu we

Beitrag von moonshine » Sa 24. Mai 2014, 19:10

Hallo,

ich hatte heute einen VHS Kurs Minutenmeditation für den Alltag, die Meditationen gingen alle nicht länger als 6 Minuten :)
Toll ist ja immer die Atemmeditation. Simpel - auf den Atem konzentrieren. Und heute hat sie das total nett gesagt, der Atem ist immer bei einem, ein guter Freund, er erledigt seine Arbeit auch wenn du nicht dran denkst. Er hat dich begleitet, wenn du glücklich bist, aber auch, wenn du dachtest, es geht nicht weiter. Von jetzt auf gleich kannst du beobachten, wie du ein und ausatmest :)
Und schön fand ich auch etikettieren. Also wenn z. B. ein Auto vorbei fährt denkst du "hören". Wenn du z. B. Schmerzen irgendwo merkst, denkst du "fühlen" und wenn deine Gedanken sich melden, denkst du "denken". Das hilft, Abstand zu bekommen. Wenn man die Gedanken noch genauer kategorisieren mag: wenn du an Ex denkst, denkst du "Vergangenheit", wenn du überlegst, was du noch alles machen musst "Zukunft". Da bemerkt man mal, wie oft man im Gestern und morgen denkt, aber nie im Jetzt ankommt. Nichts anderes ist meditieren, und darum wirken die meisten entspannt und zufrieden. Weil sie im Jetzt sind und im Jetzt ist alles andere erstmal egal :) Im Jetzt sitzt du nur da und hörst dir zu.
Es wird tatsächlich besser, je öfter man das macht. Angefangen habe ich mit der App Meditate Free und 3 Minuten ;) Und das waren laaaaaange 3 Minuten :lol:

Ich finde es toll, wie du dich machst, Tinkerbell. Vom Sportmuffel zum Champion, demnächst läufst du noch Marathon, was?
Er kann ruhig sehen, was er da verpasst ;)

LG
moonshine
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Broken_Tinkerbell
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Re: Mein Kontaktsperre Tagebuch oder, der Versuch frei zu we

Beitrag von Broken_Tinkerbell » Mo 26. Mai 2014, 16:53

Hallo da draußen

Woche 9


Das Wochenende war lang aber ohne weitere Zwischenfälle.
Ich habe mir gestern Karten für ein Festival ersteigert. Natürlich völlig überteuert. Aber ich freue mich schon darauf.
Auf diesem Festival war ich mit Markus vor 3 Jahren schon einmal. Eigentlich war ich auf diesem Festival bestimmt schon 7 oder 8 mal. Doch seit ich mit Markus da war,
erinnert es mich immer an ihn. Dieses Jahr gehe ich mit einer Freundin.
Ich weiß das Markus auch dahin gehen wird.
Er hatte sich, als wir noch zusammen waren, eine einzige Karte bestellt, ohne dass er wusste, ob überhaupt irgendjemand mit ihm mitgeht. Er hatte mich gar nicht erst gefragt ob ich Lust hätte mit ihm zu gehen. Er hat es einfach für sich beschlossen und es mir auch nicht erzählt als er die Karte schon hatte.
Irgendwann hat er es mir gesagt und ich fragte ihn, warum er mich nicht gefragt hat. Als Ausrede kam, er hätte die Karte so spät in der Nacht bestellt, dass er schon gar nicht mehr daran gedacht hat mich zu fragen.

Ja, jetzt gehe ich auch hin. Insgesamt sind dort ca 80.000 Menschen. Das Festival ist ausverkauft. Es ist ziemlich nah an meiner Heimatstadt und daher begegnet man auch unter so vielen Menschen immer jemanden den man kennt. Und ich bin mir fast sicher, dass ich auch ihm begegnen werde. Schon allein deshalb, weil er mit seinen fast 2 Metern Körpergröße unübersehbar ist. Aber bis dahin wird es mir nichts mehr ausmachen. Ich glaub einfach daran! Außerdem bin ich bis dahin muskelbepackt und kann ihm meinen neuen Traumkörper unter die Nase reiben HAHAHAHAHAHAHAHA :lol: Ein Versuch ist es wert ;)

In den letzten Tagen hab ich sehr wenig an ihn gedacht! So wenig, dass ich schon ein schlechtes Gewissen hatte. Schon komisch, oder? Wenn ich pausenlos an ihn denke, wünsche ich mir, dass es aufhört. Doch wenn ich mal 3 Tage nicht an ihn denke, habe ich gleich ein schlechtes Gewissen, so als würde ich ihm nicht genügend Aufmerksamkeit in meinem Kopf schenken.

Erzählt er eigentlich auch anderen Leuten, dass ich mich seit zwei Monaten nicht melde und dazu noch seinen Schlüssel habe? Reagieren die Leute bei ihm dann auch so entsetzt wie sie es mir gegenüber tun und fragen sich, wie ich so etwas machen kann? Genauso reagieren die Leute wenn ich ihnen erzähle, dass Markus sich so lange nicht gemeldet hat. "Was?? Du hast nichts von ihm gehört? Das ist echt hart!"
Meine Mutter bestätigte mir, dass sie nicht glaubt, er würde sich jemals nochmal melden "Dafür ist er nicht Mann genug"... Ja das stimmt wohl.

Manchmal denke ich mir, Markus hat von der Beziehung mehr profitiert als ich.
Er war so unscheinbar als ich ihn kennen lernte. Oder war das nur meine Wahrnehmung weil ich irgendwo über ihm rumschwebte?
Fakt ist, seit wir zusammen waren, zog er sich viel besser an, machte viel mehr Sport, hat mehr auf sich geachtet und vorallem war er nicht mehr so weichlich. Als wir uns kennen lernten war er irgendwie so naiv verträumt und komisch. Ich denke schon dass ihm die Beziehung mehr Selbstbewusstsein gab. Das ärgert mich alles so. Er ist gewachsen in der Beziehung, ich bin geschrumpft. Dann hat er mich verlassen.
Aber ich sage euch, ich werde wieder wachsen. Und zwar über mich hinaus!

Heute hatte ich eine Vorlesung über Lerntheorien. Es ging dabei unter anderem um "Vermeidungslernen". Das bedeutet z.b. das man sich selbst bestimmte Eigenschaften antrainiert, weil man Dinge vermeidet. Dadurch werden auch Angststörungen begünstigt. Mh, und mir fiel dabei auf, das ich genau das die ganze Zeit tue. Ich vermeide es zu ihm zu gehen. Ich vermeide es zu oft auf FB zu gehen aus Angst irgendwas von seinen Freunden zu sehen das mit ihm zu tun hat. Ich vermeide bestimmte Orte. Ich höre kaum mehr Radio, aus Angst ich höre Musik die mich an ihn erinnert.
ABER gerade jetzt im Moment höre ich ein Lied von einer Band, die mich total an ihn erinnert. Wenn wir soetwas hatten wie "das ist unser Lied" oder "Das ist unsere Band" dann diese eine.. Und jetzt gerade höre ich die ganzen Lieder so unglaublich LAUT dass meine Boxen gleich schlapp machen. Doch wenn ich das nicht tue, geht diese Angst verletzt zu werden von irgendwelchen blöden Liedern niemals weg. Ich höre sie an und achte auf meine Gefühle dabei. Ich nehme die Gefühle an und lasse ihnen Platz. Ja es tut weh. Aber gleichzeitig fühlt es sich auch so an, als würde es heilen.

Ich schaffe das.
Perfekt war er nicht. Nicht für mich.
Es geht weiter.


Tinkerbell


.
Zuletzt geändert von Broken_Tinkerbell am Mo 26. Mai 2014, 19:04, insgesamt 2-mal geändert.

Sonnenblume10
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Re: Mein Kontaktsperre Tagebuch oder, der Versuch frei zu we

Beitrag von Sonnenblume10 » Mo 26. Mai 2014, 17:35

Es gefällt mir, was Du schreibst über den Prozess des Loslassens. Anfangs hast Du die quälenden Tage und Nächte gezählt und jetzt zählst Du Wochen. Das zeigt, dass das Loslassen ein Vorgang ist, der seine Zeit dauert, aber im längerer Dauer immer leichter wird. Irgendwann wirst Du die Monate zählen und dann hast Du es geschafft.
Broken_Tinkerbell hat geschrieben: Natürlich völlig überteuert. Aber ich freue mich schon darauf.
Genau richtig, dass Du etwas für Dich tust. Du gönnst Dir etwas, weil Du es Dir zugestehst und weil es Dir wert bist. Und Du gehst davon aus, dass Du ihn sehen wirst, aber Du wirst nicht daran zerbrechen, sondern trittst ihm mit neuem Selbstbewusstsein gegenüber.
Broken_Tinkerbell hat geschrieben: Er hat es einfach für sich beschlossen und es mir auch nicht erzählt als er die Karte schon hatte.
Mein Ex. war auch so. Er entschied alles allein und ich wurde informiert, was er als Nächstes vorhat. Und ich fühlte mich wieder mal als Zaungast in seinem Leben, wo ich doch die Hauptrolle spielen wollte. So etwas wird mir nicht mehr passieren, denn wenn einer alles kategorisch macht, ohne mich einzubeziehen, ist das keine Beziehung, sondern eine einseitige Quälerei - für mich. Heute ist es mir unverständlich, dass ich immer alles hingenommen und dann wieder gehofft habe. Eines Tages ...
Broken_Tinkerbell hat geschrieben:Ein Versuch ist es wert ;)
Noch bist Du damit beschäftigt, ihm quasi zu zeigen, was Du aus Dir und Deinem Leben gemacht hast. Das ist verständlich, aber zeigt auch, dass Du es noch für Dein Selbstgefühl nötig hast. Klar, nach 9 Wochen ist man nicht so weit. In 9 Monaten wirst Du dieses Bedürfnis nicht mehr haben. Er lebt sein Leben und Du Deines und wenn man sich sieht, wechselt man ein paar Worte und jeder geht seines Wegs. Wenn Du eines Tages frei von solchen Selbstbewusstseins aufmöbelnden Strategien bist, hast Du das Loslassen ganz geschafft. Jetzt in dieser Phase ist es legitim und sogar gut, denn Dein angeknackstes Selbstwertgefühl braucht solche Mechanismen.
Broken_Tinkerbell hat geschrieben: habe ich gleich ein schlechtes Gewissen, so als würde ich ihm nicht genügend Aufmerksamkeit in meinem Kopf schenken.
Du darst Dir ruhig zugestehen, nicht mehr oder immer weniger an ihn zu denken, denn er tut es auch. Dein Gehirn ist immer noch auf Beziehung programmiert, daher kommt das. Aber auch das wird besser.
Immerhin war es ein Abschied von einem sehr wichtigen Menschen in Deinem Leben.
Broken_Tinkerbell hat geschrieben:"Dafür ist er nicht Mann genug"... Ja das stimmt wohl.
Meiner hat sich irgendwann auch nicht mehr gemeldet, nachdem er mir verklausuliert mitgeteilt hat,dass er eine Neue hat. Er würde sich melden, wenn er von seinem Urlaub in D zurück käme.
Haha, ich wusste, dass danach nichts mehr kommen würde und fragte ihn, ob er den Kontakt zu mir nun ganz abbrechen wolle. Da erhielt ich dann die Antwort, die ich haben wollte: Ja, es ist besser so.
Gut getan hat es mir nicht. Aber er war auch so, verschwand eines Tages in der Versenkung und rührte sich nicht. Einige Sachen von mir blieben in seiner Wohung, er hat sie mir nie zurückgegeben, aber ich fragte auch nicht danach.
Ein Mann von klaren Aussagen war er nie. Das gehört eigentlich zum Mannsein, aber damals war er nur ein zu groß gewordener Junge, feig und immer den Weg des geringsten Widerstandes wählend.
Broken_Tinkerbell hat geschrieben: Oder war das nur meine Wahrnehmung weil ich irgendwo über ihm rumschwebte?
Seltsam, diese Gedanken hatte ich auch. Heute vermute ich fast, dass es diese Verletzlichkeit, die er ausstrahlte, war, die mich zu ihn hinzog. Irgendwie wie ein Vogeljunges, das zu früh aus dem Nest gefallen war. Er machte oft einen verlorenen Eindruck. Aber ich denke, er hat sich weiter entwickelt und daran hatte ich sicher meinen Anteil. Wahrscheinlich hat er sogar geheiratet.
Aber ich habe auch von ihm profitiert und das wird bei Dir auch so sein. Früher begab ich mich in der Beziehung in die Opferrolle, ertrug alles, nahm alles hin und litt. Und das habe ich abgelegt, denn in der Opferrolle tut man nichts aktiv zur Verbesserung der Lage, weil sie auch eine Komfortzone ist. Ich leide, ändere aber nichts und habe vor allem jeglichen Mut schon aufgegeben. Wäre er nicht gewesen, lief ich immer noch so durch die Gegend.
Ich lasse mich von keinem Mann mehr klein machen, ich habe diese Rolle verlassen, die ein Mechanismus in mir war. Und dadurch, dass mir das bewusst wurde, kann ich jetzt anders durchs Leben gehen.
Ich bin sicher, auch Du hast auf Deine Weise von ihm profitiert, Du musst es nur erkennen.
Broken_Tinkerbell hat geschrieben: Ich vermeide es zu ihm zu gehen. Ich vermeide es zu oft auf FB zu gehen aus Angst irgendwas von seinen Freunden zu sehen das mit ihm zu tun hat. Ich vermeide bestimmte Orte.
In dieser Phase ist es nur gesund, Dinge die einen erinnern, zu meiden. Das ist Dein Selbstschutz und von daher sehr gut.
Auch soweit muss man erst mal kommen, dass man nicht mehr zwanghaft in FB nachschaut und jede Information über ihn aufsaugt wie ein Schwamm, wohl wissend, dass es doch nur wieder weh tut. Und eine Angststörung kriegst Du davon sicher nicht. Wer keine Milch verträgt, trinkt sie auch nicht. Diese Vermeidungsstrategien vergehen, denn jetzt brauchst Du sie - noch. Irgenwann interessiert er Dich nicht mehr weiter.
Broken_Tinkerbell hat geschrieben:Perfekt war er nicht. Nicht für mich.
Stimmt genau, aber Du warst auch nicht perfekt für ihn. Die "Schuld" am Scheitern haben immer beide, nicht nur das arme verlassene Opfer. Aber Du bist auf einem guten Weg und das nach nur zwei Monaten! Beachtlich, da brauchte ich länger.

Lg
Sonnenblume

Broken_Tinkerbell
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Re: Mein Kontaktsperre Tagebuch oder, der Versuch frei zu we

Beitrag von Broken_Tinkerbell » Do 29. Mai 2014, 20:22

Hallo da draußen


Woche 9


Eine Erzählung aus meiner Beziehung:

Drei Jahre ist es her, da lag ich bei Markus auf dem Bett und weinte bitterlich. Was war passiert?
Ich hatte mich gerade von meinem damaligen Freund getrennt und konnte es einfach nicht fassen, dass es soweit gekommen war.
Ich war fast drei Jahre mit ihm zusammen und dachte, dass wäre mein Mann fürs Leben. Dann lernte ich Markus auf einer Party kennen. Er sah gut aus. Wir tauschten Blicke aus. Danach vergaß ich ihn wieder.
3 Wochen später meldete Markus sich und wollte mich kennen lernen. Er hatte mich auf FB ausfindig gemacht. Ich ließ mich darauf ein. Wohlwissend, dass es ein Fehler ist.
Wir redeten viel. Ich fühlte mich seit langem mal wieder so, dass mir wirklich jemand zuhörte.
Aber Markus wirkte so unreif. Manchmal regte er mich dermaßen auf, dass ich ihm an den Kopf knallte, wie bescheuert er doch sei.
Das Drama nahm seinen Lauf. Ich traf mich immer öfter mit Markus. Und das obwohl ich manchmal so gernervt von ihm war.
Ich erzählte meinem damaligen Freund davon. Ich bat ihn um eine Beziehungspause und er willigte ein. Trotzdem verbrachte ich fast jeden Tag bei ihm und seiner Familie. Markus wusste davon. Er duldete es. Tagsüber war ich bei meinem Freund und abends bei Markus.
Wenn Markus mich tagsüber anrief, ging ich nur genervt oder gar nicht ans Telefon. Manchmal hatte ich zehn Anrufe in Abwesenheit.
Manchmal schrieb ich nur eine genervte SMS "Was willst du?"

So oft habe ich Markus abgewiesen und ihm gezeigt, was ich von ihm hielt und wie unreif ich ihn fand. Er war wie ein armer, getretener Welpe der ein zu Hause sucht.
Manchmal wiederte er mich an. Oder wiederte ich mich selbst an, weil ich mich darauf einließ?

Das ganze ging ungefähr ein halbes Jahr so. Ich war innerlich so sehr zerissen, dass ich mich irgendwann auf nichts mehr konzentrieren konnte. Ich fühlte mich immer schwächer. Ausgelaugt. Ausgezerrt. Ausgebrannt.
Diese quälende Situation tat mir nicht gut, dass erkannte ich genau. Dennoch war ich nicht in der Lage, mich aus eigener Kraft daraus zu befreien. Dabei wäre es so einfach gewesen, ich hätte einfach den Kontakt zu Markus abbrechen müssen und mich von meinem damaligen Freund trennen sollen. Denn zu keinem von beiden fühlte ich mich 100% hingezogen.

Irgendwann wusste ich, es muss etwas geschehen. Ich wollte auch meinem damaligen Freund dieses Drama nicht mehr antun. Er ist so ein guter Mensch und hatte all das nicht verdient. Also beschloss ich, mich endgültig von ihm zu trennen. Komischerweise bedeutete eine Trennung von ihm auch, dass ich mit Markus zusammenkäme. Ich war zu schwach um Markus endgültig von mir weg zu stoßen und allein zu bleiben.

Ich beendete die Beziehung zu meinem Ex und ging gleich danach zu Markus nach Hause.
Und da lag ich nun. Heulend. Tränenüberströmt und zitternd vor Traurigkeit.
Ich tat mir selbst leid. Zu unfähig, etwas an meiner Situation zu ändern und das Richtige zu tun.
Ich lag in Markus' Bett und weinte sehr lang. Und als ich so da lag mit meinem blutendem Herzen wünschte ich mir, dass Markus mich frei gibt. Ich wünschte mir so sehr, dass er sagt, ich solle zu meinem Ex zurück gehen. Dass er sagt, er würde sich zurück ziehen. Dass er sagt, er würde es tun, weil es das Richtige ist. Dass er Mann genug ist und mich gehen lässt, damit ich nicht so leide. Markus sah sehr wohl, dass ich litt und ich mich selbst nicht aus dieser Situation befreien konnte. Und er sah sehr wohl, dass wenn er nicht wäre, ich nicht heulend auf seinem Bett liegen würde und litt. Ich hasste Markus dafür, dass er mir das antat. Ich hasste auch mich, dass ich es mit mir tun ließ. Ich hasste ihn dafür, dass er nicht Mann genug war und mich frei gab.


Drei Jahre später:

Markus und ich stehen am Bahnhof. Ich stehe vor ihm mit Tränen in den Augen und fühle mich wieder so leer. Wieder so verletzlich und hilflos. Wieder so unfähig etwas zu ändern.
Wir stehen zusammen am Bahnhof und haben uns nach einer zwei wöchigen Pause wieder gesehen. Er sagte mir, dass sich etwas mit seinen Gefühlen geändert hat aber er nicht Schluss machen will, aus Angst, es könnte die falsche Entscheidung sein "Was ist, wenn ich dann merke, dass ich doch mit dir zusammen sein will?"
Ich stand vor Markus und wollte ihn so sehr.
Ich wusste, dass es ihm nicht so geht.
Ich wollte kämpfen. Ich habe es mir geschworen, bis zum äußersten kämpfen.
Aber Ich spürte, dass Markus schon längst aufgegeben hat.
Ich schaute ihn an und sagte ihm "Bitte lass mich frei. Bitte lass mich gehen wenn du nicht mehr willst" - denn ich konnte es nicht tun.
Und wieder tat er es nicht. Wieder ging es nur um ihn. Wieder war er nicht Mann genug um das Richtige zu tun. Wieder ließ er mich leiden und wieder war es wegen ihm. Wenn er nicht so feige wäre, dann würde ich jetzt nicht so leiden, dass wusste er genau. Trotzdem tat er es. Denn es ging schon immer nur um ihn. Schon immer.

Dieser arme verletzliche und leidende Junge. Er war so sensibel, so verletzbar, so zerbrechlich als ich ihn kennen lernte.
Doch jetzt, drei Jahre später erkenne ich, dass er der verletzendste und herzloseste Freund war, den ich je in mein Herz ließ. Er war so labil und dennoch war er derjenige, der dazu in der Lage war, mich so zu zerreißen.
Er war der Wolf im Schafspelz.



Tinkerbell


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Ich denke, wenn alles vorbei ist, dann kommt es wie Blitze wieder hoch, verstehst du?
Wie ein Kalaidoskop voller Erinnerungen.
Es kommt alles wieder zurück. Aber er wird es niemals.
Ich denke, ein Teil von mir wusste in genau der Sekunde als ich ihn zum ersten mal sah, dass das passieren würde.
Es hatte nicht wirklich etwas mit dem zu tun was er sagte oder was er tat, es war ein Gefühl das von Anfang einfach da war.
Das verrückte daran ist, dass ich nicht weiß, ob ich jemals wieder so empfinden werde - oder ob ich überhaupt sollte.
Ich wusste er bewegte sich in ganz anderen Welten als ich. Aber ich dachte mir, wie könnte der Teufel dich zu jemandem führen, der aussieht wie ein Engel wenn er dich anlächelt?
Vielleicht wusst er es, als er mich sah.
Ich schätze ich habe einfach mein Gleichgewicht verloren.
Das schlimmste an der Sache ist nicht, dass ich ihn verloren habe - sondern dass ich mich verlor.
(Frei übersetzt nach Taylor Swift - I know you were trouble)

Luckyme
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Re: Mein Kontaktsperre Tagebuch oder, der Versuch frei zu we

Beitrag von Luckyme » Do 29. Mai 2014, 22:49

Tinkerbell, du schreibst sooo toll und es tut einfach nur gut zu lesen, wie du mit deiner Situation umgehst. du bist so stark- unglaublich stark! Dass du es einfach geschafft hast dich nicht mehr zu melden ist für mich immer noch ein rätsel und es ist goldwert zu lesen, welche Gedanken du dabei hast. ich wünschte ich wäre schon soweit und hätte keine Hoffnung mehr, würde es lassen mich klein zu machen. das hat ab sofort ein ende. ich kann genauso stark sein und so toll war es auch nicht.( wow- ein Minuten power gedanke :-) ) bitte schreibe weiter, von dir kann man wirklich lernen.

Chapeau! du bist klasse und hast nur das beste verdient!! deine stärke wird sich auszahlen, nicht in männern sondern in einem neuen starken ICH! :-)

viele grüße und ganz viel kraft weiterhin.
luckyme

Broken_Tinkerbell
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Re: Mein Kontaktsperre Tagebuch oder, der Versuch frei zu we

Beitrag von Broken_Tinkerbell » Sa 31. Mai 2014, 01:48

Hallo da draußen


Woche 9


@luckyme, danke für deine Worte! Es tut wirklich gut das zu hören. Wie ich die Kontaktsperre so lang ausgehalten habe frage ich mich selbst manchmal. Vielleicht ist es einfach die Angst, die mich davon abhält. Doch langsam wird die Angst von Gewohnheit abgelöst. Irgendwann gewöhnt man sich an alles, auch daran, sich einfach nicht mehr zu melden. So hart es auch klingt.
Ich senden dir viel Kraft damit du es auch durchstehst. Vergiss nicht, du bist nicht allein. Wir sitzen alle im gleichen Boot. Irgendwie ist das auch berühigend zu wissen.
Alles Liebe!
@sonnenblume, es ist gar nicht so leicht sich einzugestehen, immer weniger an ihn zu denken und vorallem gleichzeitig daran erinnert zu werden, dass es ihm wahrscheinlich auch so geht. Ein bisschen Angst macht mir deine Aussage, dass auch du nichts mehr von deinem Ex gehört hast und er vielleicht sogar geheiratet hat. Ich finde es einfach nur grausam, dass solche Sachen passieren. Ein Mensch der so wichtig war, plötzlich verschwindet und nur noch ein Geist ist. Es ist unbegreiflich warum wir soetwas erleben müssen.


Ich weiß gar nicht, wie ich den Eintrag heute beginnen soll. In den letzten 24h ist so viel passiert und ich suche immernoch nach den richtigen Worten.

Aber der Reihe nach...
Zuerst war ich gestern Nacht auf FB und wollte eine alte Nachricht eines Freundes suchen.
Dabei bin ich natürlich über Chatverläufe mit Markus gestolpert. Ich habe sie nicht geöffnet und versucht sie nicht weiter zu beachten. Das einzig Irritierende daran war nur, dass ich sein Profilbild neben den Nachrichten sehen konnte, und das obwohl ich ihn ja auf FB blockiert habe.
Nichtsdestotrotz suchte ich weiter nach dieser Nachricht meines Freundes. Ich musste ziemlich weit runter scrollen denn die Nachricht war sehr lang her. Und dann sah ich auf einmal das Bild meines damaligen Freundes den ich vor Markus hatte. Ich glotze in den Bildschirm und überlegte ob ich den Chatverlauf öffnen soll. Ich fasste mir ein Herz und tat es.
Ich laß die letzte Nachricht die er mir im April 2011 geschrieben hat und fühlte mich plötzlich mit Haut und Haaren drei Jahre zurück versetzt.
Ich konnte mich noch genau daran erinnern, als ich diese letzte Nachricht von ihm das erste mal gelesen habe. Damals war ich bei Markus vor dem PC. Ich erinnere mich noch daran, wie ich mit Tränen in den Augen dasaß und sie laß. Markus stand neben mir.

Die Nachricht erreichte mich, als es mit Markus schon einige Monate lief. Ich hatte meinen damaligen Freund schon längst alles erzählt und bewegte mich weiterhin zwischen zwei Stühlen aus Angst mich zu entscheiden. In dieser Nachricht schrieb mein Ex, dass er so nichtmehr weiter machen kann und sich von mir trennen will. Dass es besser ist, wenn wir das was noch zwischen uns ist beenden würden, weil wir uns nur noch damit quälen und er das für sich und für mich nichtmehr möchte.

"Ich hätt nie gedacht, daß das mal soweit kommt, und hab ehrlich gesagt nie damit gerechnet und habs mir nichtmal vorgestellt, im gegenteil: mein größter wunsch war immer, und das schwör ich bei jeder wimper, die ich weggepustet hab, seit wir uns kennen, daß wir so lange zusammen bleiben wie's geht, egal wie und egal wo."

Trotz allem was ich ihm angetan habe, schrieb er mit so viel Respekt und Würde und immernoch mit so viel Liebe für mich. Er sagte mir, dass er mir wünscht, dass ich glücklich werde. Und er schrieb all das obwohl ich so schrecklich zu ihm war. Obwohl ich so hin und her gerissen war und unfähig etwas an meiner Situation zu ändern.

"Mit sicherheit aber auch, weil du eben nicht bereit bist, den entscheidenden schritt zu gehen.Vielleicht ists auch eine erleichterung für dich, weil offensichtlich quält dich das alles unheimlich. Jetzt kannst du deinen kopf so freimachen, wie ich dir das immer gewünscht hab. Und vielleicht wird dir dann manches klarer.
Ich will dir das alles eigentlich ersparen, vor allem weil ich weiß, wie es dich bestraft, und mich selbst ja auch. Ich will dich vor allem nicht dafür bestrafen, daß du so offen und ehrlich zu mir bist.
Wenn irgendwas ist oder du irgendwas brauchst, weißt du auch immer, wie du mich erreichst. Alles liebe und gute
PS: Wenn du Markus wiedersiehst, sag ihm ins gesicht, daß er mir mit seiner jämmerlichen bettelei die einzige und glücklichste beziehung in meinem leben genommen hat"


Nachdem ich diese Zeilen (übrigens nur ein kurzer Auszug der gesamten Nachricht) gelesen habe, musste ich so sehr weinen. Das komische war, dass ich gar nicht so sehr vor Traurigkeit weinte sondern viel mehr, weil ich mich befreiter fühlte. Ich habe diese Nachricht total verdrängt. Ich habe in den letzten drei Jahren versucht die ganze Beziehung zu meinem damaligen Freund zu verdrängen. Ich hatte Angst mich damit auseinander zu setzen weil ich sonst gemerkt hätte, wie sehr ich an ihrem Scheitern Schuld hatte. Nachdem mein Ex mir diese Nachricht gesendet hatte, haben wir noch weitere Wochen Kontakt gehabt. Ich denke, es fiel ihm auch sehr schwer einfach einen Schlussstrich zu ziehen. Und irgendwann endete es so, wie ich es in meinem letzten Eintrag schon beschrieben habe. Nämlich dass ich heulend auf Markus' Bett lag.

Als ich die Nachricht gestern Abend gelesen habe und erstmal eine Runde geheult habe, beschloss ich, meinem Ex anzuschreiben. Ich verfasste gestern Nacht noch eine Nachricht an ihn. Ich habe mich für alles entschuldigt, was ich in der Beziehung getan habe. Habe ihm gesagt, dass mir vieles klar geworden ist, dass ich viel über mich gelernt habe. Das ich seine Aufrichtigkeit und Ehrlichkeit nicht immer so behandelt habe, wie es angebracht gewesen wäre. Und das nach all dem was ich in der Beziehung getan habe, eine Entschuldigung das Einzige ist das ich noch tun kann, um ihm zu zeigen, dass ich die Beziehung in Würde in Erinnerung behalten will.
Ich sendete ihm diese Nachricht heute Mittag und auf FB steht auch, dass er sie gesehen hat. Ich glaube nicht, dass eine Antwort von ihm kommen wird. Aber ich bin trotzdem erleichtert. Ich hoffe dadurch, dass er und ich in Frieden damit abschließen können.

Diese ganze Sache mit der Nachricht von ihm und meiner Mail an ihn kam ziemlich überraschend. Es gab eine ziemliche Wandlung in meinem Denken und mir wurde auch noch einmal richtig bewusst, was für ein armsliger Mensch Markus eigentlich war.
Dass er nie aus Liebe zu mir gehandelt hat, sondern aus purem Egoismus.
Mein Ex hingegen wollte mich gehen lassen, weil er mich so sehr liebte. Markus war nichtmal annähernd dazu im Stande.

Dann habe ich heute viel darüber nachgedacht warum ich trotzdem so sehr in Markus vernarrt war. Immerhin hat er mich von anfang an genervt, war schon immer irgendwie komisch. Ich war mir von anfang an sicher, dass er mich verlassen würde (das hatte ich sogar in mein Tagebuch geschrieben als ich mit ihm zusammen kam) und mein ganzer Verstand und Alles in mir hat mich angeschrien, dass es nicht gut ist. Warum habe ich es dann trotzdem getan? Leider habe ich nur eine Antwort. Und diese ist so primitiv, dass es mir schon fast peinlich ist: Sex.
Ich kann es nicht anders sagen, aber es war von anfang an der größte Faktor der uns verbunden hat. Klar haben sich irgendwann die Gefühle dazu ergeben und am Ende war er wirklich alles für mich. Doch die Basis war die körperliche Anziehung.

Doch genug dazu, es gibt noch mehr zu erzählen. Ich habe heute nämlich etwas getan, dass ich nie für möglich gehalten hätte: Ich habe unsere gemeinsamen Bilder, Urlaubsfotos, Festivalbilder, Kuschelbilder etc angeschaut. Und es war einfach nur krass!!!
Ich weiß nichtmal, warum ich das getan habe. Ich saß am PC und hatte plötzlich den Gedanken die Bilder zu sehen. Erstmal musste ich sie suchen, ich habe sie nach der Trennung ziemlich gut versteckt damit ich nicht ausversehen darüber stolper.
Dann öffnete ich ein Bild aus der Zeit, als wir uns gerade kennen gelernt hatten.
Ich starrte das Bild an.
Ungefähr zwei Minuten lang wartete ich darauf, das irgendwas passiert.
Aber nichts.
Erst fühlte ich ein bisschen Herzrasen doch das schien schnell wieder zu verschwinden.
Ich öffnete das nächste Bild. Auf diesem schauten wir verliebt in die Kamera.
Wieder schaute ich das Bild an und wartete. Nichts.
Dann das nächste Bild. Und das nächste.
Einen kurzem Moment lang kamen mir die Tränen. Ich redete laut mit mir selbst und sagte mir, dass es ok ist, der Schmerz brauche seinen Platz. Doch dann, zehn Sekunden später war auch das wieder weg.
Ich schaute jeden einzelnen Ordner mit Fotos von ihm durch und nichts passierte. Kein Zusammenbruch, kein Heulkrampf, nichtmal mehr Herzrasen. Was ist los???
Ich hatte die ganze Zeit so eine riesen große Angst davor ihn zu sehen. Ich hatte in meinem Kopf einen strahlenden jungen Mann in Erinnerungen der wunderschön aussieht und einfach alles für mich bedeutet. Ich hatte so Angst vor ihm, sogar Angst vor einem dämlichen Foto und plötzlich ist sie wie weggeblasen.
Ich kann es immernoch nicht fassen. Und während ich diese Zeilen hier schreibe warte ich immernoch auf den Einbruch, aber er scheint nicht zu kommen. Ist das nur die Ruhe vor dem Sturm oder habe ich einfach gesehen, dass er nicht der strahlende König ist, für den ich ihn die ganze Zeit in meinen Gedanken hielt??
Das fühlt sich gerade so an wie bei einem Kind das panische Angst vor dem Monster unter Bett hat. Und plötzlich macht man das Licht an und absolut nichts ist zu sehen.
Ich muss das erstmal verdauen.



Tinkerbell


.

Kitkat
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Re: Mein Kontaktsperre Tagebuch oder, der Versuch frei zu we

Beitrag von Kitkat » Sa 31. Mai 2014, 09:32

Liebe Tinkerbell,
hoffentlich wirst du dir jetzt nicht Vorwürfe machen, weshalb du deinen Exex aufgegeben hast, und auf diesem aktuellen Ex (Markus) reingefallen bist.
Es hat bestimmt gute Gründe gegeben, weshalb du aus dieser Beziehung vor Markus rausgegangen bist. Unser Gedächtnis spielt uns manchmal Streiche, plötzlich stellen wir Personen auf dem Podest, die wir vorher eher negativ gesehen haben, es bei ihnen nicht ausgehalten haben etc...
Sehe das Leben so: Wir machen Erfahrungen, und werden hoffentlich weiser... von Jahr zu Jahr. Wir können die Uhr nicht zurückdrehen. Deswgen gehört zur Selbstliebe auch, sich die eigenen Fehler zu verzeihen. Und dazu zu stehen.

Denk an dem tollen Lied von der Piaf, Je ne regrette rien!
Liebe dich selbst, indem du dir alles verzeihst, was an deinem Gewissen nagt, was dich dazu bringt, dir selbst wegen irgendwelcher vergangener Entscheidungen Vorwürfe zu machen.
Wünsche dir ein frohes sonniges Wochenende!
lieber gruss,
k
Innerer Frieden bedeutet nicht die Abwesenheit von Konflikten, sondern die Fähigkeit, damit umzugehen.

Broken_Tinkerbell
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Re: Mein Kontaktsperre Tagebuch oder, der Versuch frei zu we

Beitrag von Broken_Tinkerbell » Di 3. Jun 2014, 11:28

Hallo da draußen


Woche 10


Seit ich meinem Ex-Ex geschrieben habe und mich für all das entschuldigte, was ich ihm wegen der Sache mit Markus angetan habe, geht es mir viel besser.

Ich denke seit Freitag irgendwie gar nicht mehr an Markus.
Klar, ab und zu kommen noch Momente hoch. Gestern früh als ich aufwachte habe ich ihn für einen kurzen Augenblick schmerzlich vermisst. Doch diese Gedanken verschwinden immer sehr schnell wieder. Vorallem wenn ich mich daran erinnere, zu was Markus fähig war und vorallem, was diese Beziehung aus MIR gemacht hat.
Ich war nicht nur am Ende der Beziehung ein Wrack, sondern während der gesamten Beziehung ging es mir eigentilch nur darum, meine alten Taten zu verdängen.
Die Taten, dass ich meinen Ex-Ex betrogen und sein Vertrauen missbraucht habe.
Mir wird langsam immer bewusster, dass ich Markus aus einem ganz bestimmten Grund unbedingt halten wollte. Ich wollte es damit allen beweisen, vorallem meinem Ex-Ex. Ich wollte ihm beweisen, dass die Taten und Lügen die ich fabriziert habe, nicht umsonst waren.
Also quasi, dass sie zwar scheiße waren, aber denn noch berechtigt. Denn siehe da, es ist doch mein Traummann für den ich all das getan habe. Unterm Strich habe ich mich damit die ganze Zeit selbst belogen. Ich wollte mir einfach nur beweisen, dass ich mich geändert habe und dafür habe ich Markus gebraucht. Natürlich ging das nach hinten los - wer hätte es gedacht...
Doch im Moment ist es ist ok so wie es ist. Wenn all das nicht passiert wäre, dann hätte ich diese Einsichten auch in 100 Jahren nicht gehabt.

Mein Ex-Ex hat mir gestern, völlig überraschend, auf meine Nachricht geantwortet.
Ich saß mit offenem Mund vor dem PC als ich die Nachricht laß. Er hat sich so krass verändert. Jedenfalls ließt es sich so.
Er fand es nett dass ich ihm schreibe, mehr aber auch nicht. Er sagte mir, dass die Sache zwischen uns hart für ihn war aber auch die beste Lektion in seinem Leben. Dass er seitdem sehr viel über sich lernen konnte und aus dem "goldenen Käfig" den er sich geschaffen hatte, ausgebrochen ist.
Dass er keine Selbstzweifel mehr hat und es ihm total gut geht. Dass er jetzt mehr er selbst ist als jemals zuvor.

Er endete den Brief mit den Worten: "Ich hoffe deine Selbstzweifel lösen sich wie bei mir, irgendwann einfach in Luft auf. Helfen kann ich dir dabei nicht."
Dieser Satz hat gesessen. Aber im Grunde hat er Recht. Ich bin tatsächlich voller Zweifel. Total erschreckend finde ich auch, dass er diese Selbstzweifel aus meiner Nachricht herauslesen konnte. Schließlich habe ich in der Nachricht an ihn versucht, so klar und sortiert wie möglich zu klingen.

Es freut mich für ihn, dass er so über sich hinaus gewachsen ist. Auf der anderen Seite ärgert es mich auch, weil ich sehe, dass ich noch nicht mal ansatzweise soweit bin wie er.

Übrigens bereue ich es auch nicht, dass mit meinem Ex-Ex Schluss ist bzw. dass es alles so gekommen ist. Ich glaube, so wäre ich nur unglücklich geworden.
Nicht wegen ihm, aber mit mir selbst. Nur durch den Schmerz den ich jetzt erfahren habe, konnte ich etwas dazu lernen.
Auch wenn es mich jetzt natürlich in den Fingern kitzelt ihn zu fragen, ob wir uns treffen. Ich würde gern sein neues Ich kennen lernen. Aber ich habe Angst davor, abgewiesen zu werden. Ich würde es wahrscheinlich als persönliches Versagen sehen, wenn er sich nicht mit mir treffen wollen würde. Und genau daran erkenne ich, dass ich einfach noch nicht stark und selbstbewusst genug bin, um diese eventuelle Entscheidung von ihm zu aktzeptieren.

Und apropos "Schmerz erfahren", meine Theorie ist ja, dass der/die Verlassene viel mehr aus einer Trennung lernen kann als der "Täter". Und zwar darum, weil es relativ "einfach" ist jemanden zu verlassen. Jedenfalls im Vergleich zum "verlassen werden". Der Verlassene hat in der Regel viel mehr durchzustehen, denn er muss nicht nur mit dem Verlust klar kommen, sondern auch gegen Selbstzweifel, Hass, Trauer, Wut, Versagensängste und sämtlichen anderen Kram kämpfen den der "Verlasser" verursacht hat. Dieser hingegen hat im Normalfall ein viel kleineres Päckchen zu tragen. (Ich möchte hier nicht pauschalisieren, es gibt sicher auch andere Fälle) Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass ich nichtmal ansatzweise so viel aus den Trennungen, bei denen ich die Männer verlassen habe, gelernt habe, wie jetzt wo ich verlassen wurde. Und das sehe ich auch bei den Männern die ich verlassen habe: Sie sind alle über sich hinaus gewachsen und sind mittlerweile viel mehr sie selbst als ich es jemals war.
Meine Hoffnung stützt sich nun darauf, dass ich durch die Trennung auch viel mehr zu mir selbst finden werde als Markus es dadurch tun wird.
Und das ist die Macht der Verlassenen, sie wissen wie man durch Scheiße wandert um danach wieder aufzustehen!!!


In diesem Zusammenhang habe ich auch beschlossen, dass es besser ist, jetzt erstmal allein zu bleiben. Die Option "Markus-zurück" ist völlig ausgeschlossen.
Es gibt so viele Dinge an mir, an denen ich aktiv arbeiten muss.
Das sind z.B. alltägliche Dinge wie Zuverlässigkeit oder auch mal öfter meine Mitmenschen ehrlich fragen wie es ihnen geht. Mehr Kontakte pflegen zu Freunden und Familie.
Aber auch ganz viele "Seelenangelegenheiten" müssen aktiv verfolgt werden. Ganz groß an erster Stelle natürlich die Frage "Wer bin ich eigentlich?" oder auch Dinge aus der Vergangenheit bewältigen "Was hat mich zu der gemacht, die ich heute bin", "Welche Verletzungen habe ich erlitten und welche habe ich selbst mir und anderen zugefügt".
Wer will ich sein?
Bin ich zufrieden mit mir?
Welche Menschen tun mir gut und welche nicht?
Wie kann ich aus alten Mustern ausbrechen?
Wie besiege ich die Angst, alles zu verlieren wenn ich mich ändere?

Ja, es gibt viel zu tun. Und wenn ich hart genug an mir arbeite, dann werde ich vielleicht eines Tages auch so eine Nachricht schreiben wie mein Ex-Ex. Mit so viel Stärke und Selbstvertrauen. Dafür kämpfe ich jetzt.



Tinkerbell



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tomate93
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Re: Mein Kontaktsperre Tagebuch oder, der Versuch frei zu we

Beitrag von tomate93 » Di 3. Jun 2014, 12:07

Hey,
ich finde du machst dich richtig toll. Seit meiner Trennung von M. beschäftige ich mich mit genau diesen Fragen. Bei mir geht es vor allem darum, allein glücklich sein zu können. Um auf die Frage "Wer will ich sein" einzugehen, kann ich dir das Buch "Das Happiness-Projekt" empfehlen. Es hat mir sehr weitergeholfen meine Einstellung zum Leben zu ändern. Glücklich sein fliegt einem nicht zu - man entscheidet sich dafür!

Gruß,
tomate
I love you but I've chosen Disco!

ewrew
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Re: Mein Kontaktsperre Tagebuch oder, der Versuch frei zu we

Beitrag von ewrew » Di 3. Jun 2014, 13:02

Liebste Tinkerbell, ich freue mich immer total von dir zu lesen! Deine Texte sind immer wunderbar ehrlich. Auch wenn wir nicht in der identisch gleichen Situationen sitzen, helfen deine Gedanken und Überlegungen ungemein und bestätigen mich in meinem Denken und Handeln nur noch mehr.

Ich stimme vollends zu, dass man sich als Verlassende/r grundsätzlich sehr weiterentwickelt. Die Zeit nach der Trennung ist so intensiv für uns. Inzwischen kann ich sogar zugeben, dass ich dankbar für die Erfahrungen bin, die die Trennung mit sich brachte. Ich schöpfe daraus viel Stärke, die mich weiter antreibt diesen Weg zu gehen.

Es freut mich für ihn, dass er so über sich hinaus gewachsen ist. Auf der anderen Seite ärgert es mich auch, weil ich sehe, dass ich noch nicht mal ansatzweise soweit bin wie er.
Ich denke, du sollst das eine nicht mit dem anderen vergleichen. Du darfst nicht erwarten, dass du schon zu diesem Zeitpunkt entwicklungstechnisch gleichauf mit deinem Exex bist. Das wäre utopisch. Aber überleg mal was du bereits erreicht hast. Du bist so eine starke Persönlichkeit und du reflektierst so klug über die Vergangenheit. Andere weinen jahrelang ihren Exen nach, während du schon einen gewaltigen Schritt nach vorne gemacht hast meine Liebe!

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