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von Sonnenblume10 » Mi 6. Mär 2013, 16:23
Liebe Nane,
nach sechs Wochen sind die Schmerzen schon noch sehr akut und das wird nicht einfacher, wenn Dich alles an ihn erinnert. Du kannst nur eines tun: Vielleicht die Einrichtung ein wenig umstellen und Gegenstände, die unmittelbar mit ihm verknüpft sind, also z.B. Fotos erst mal wegräumen.
Bis sich das gibt, können schon einige Monate ins Land gehen, während denen Du immer noch viel weinst und stark trauerst. Danach kommt eine Gewöhnungsphase. Die schlimmste Trauer ist überwunden und Du hast Dich daran gewöhnt, dass Du dauernd die Trauer mit Dir rumträgst. Wenn Du wütend wirst, werte es als gutes Zeichen, denn es zeigt Dir, dass Du noch Energie hast und die Wut ist auch wichtig für den Ablöseprozess. Also lass sie zu, aber leb sie nicht aus.
Die nächste Zeit hilft nur: Lass die Stimmungen zu, nimm sie, wie sie kommen. Jeder Tag kann anders verlaufen und wenn Du meinst, ab jetzt wird es besser, kommt meist ein Rückschlag. Das ist ganz normal, denn unsere Seele ist kein Automat, der per Knopfdruck umschaltet. Sie lebt und wandelt sich daher.
Also akzeptiere Deine Gefühle, aber lass Dich nicht von ihnen lähmen. Sich depressiv ins Bett zu legen, ist keine Dauerlösung. Versuche, Dich zusammenzureißen und geh raus. Unternimm was, auch mal allein. Es ist sehr, sehr wichtig, dass Du bereit bist, etwas für Dich zu tun und zwar nur für Dich. Das kann ein Cafébesuch sein oder sonst was. Sicher wäre es auch hilfreich, gerade jetzt neue Dinge zu beginnen. Vielleicht wolltest Du schon immer einen Yogakurs belegen, spanisch in der VHS lernen oder malen oder im Chor singen. Egal was, fange mit etwas an, auch wenn es zunächst noch keinen Spaß macht.
Du musst Dich ablenken, zumindest zeitweise und Du wirst merken, dass das ganz wichtig für Dein lädiertes Selbstgefühl ist. Merke: alles ist jetzt noch hohle Beschäftigungstherapie, aber es kann mehr daraus werden und Du wirst stolz auf Dich sein, wenn Du einfach mal in einen Sportverein reinschnupperst. Ich begann damals, allein ins Theater zu gehen. Machte ich früher nie, traute mich nicht, hatte Angst, mich einsam zu fühlen und ging doch. Und siehe da, es war gar nicht schlimm, allein zu gehen. Heute gehe ich immer noch leidenschaftlich gerne ins Theater. Ich wurde Mitglied in einem Sportverein und außerdem etablierte sich gerade während der Trennung ein Stammtisch. Erst dachte ich, jede Woche ist mir zu viel und die anderen wissen nichts von Deiner Trauer, aber ich dachte mir, besser als zu Hause rumsitzen. Heute ist es mir ganz wichtig, einmal in der Woche meine Mädels zu sehen.
Triff Dich mit Leuten. Wenn Ihr dieselben Freunde habt, ist es nicht einfach, aber versuche dennoch, Kontakt zu halten. Manchmal ergibt sich über einen Schneeballeffekt etwas anderes. Lamentiere nicht ständig, sondern signalisiere den Freunden, dass Dir der Kontakt wichtig ist. Was er macht, sollte Dir erst Mal egal sein. Sicher kannst Du Treffen vereinbaren, bei denen er nicht anwesend ist. Vielleicht hast Du eine Freundin, mit der Du mal um die Häuser ziehen kannst.
Denn es gibt im Moment nur eine Person die wichtig ist: Das bist Du selbst und Du musst in nächster Zeit Deine verletzte Seele ein wenig heilen. Also hilf ihr dabei.
Essstörungen sind in der Phase normal, Du musst Dir nichts denken. Schlafstörungen sind auch normal, aber Schlaftabletten sind keine Lösung, sie betäuben nur. Ich habe damals öfters, wenn ich wach lag, Neurexan genommen. Die lässt Du auf der Zunge zergehen und bei längerer Anwendung wirken sie auch. Sie bringen Dein Nervenkostüm ein wenig ins Lot und machen nicht müde.
Ansonsten sag Dir: Auch ich werde es überleben, wie all die Anderen hier auch. Kopf hoch, es wird schon! Keine Kurzschlusshandlungen, sondern erst mal weiterleben und sich wieder stabilsieren. Danach kannst Du weiter überlegen, aber nicht irgend welche Entscheidungen vom Zaun brechen. Das ist im Moment nicht gut für Dich, weil Du emotional nicht stabil bist. Beldany hat es geschafft, Greenie auch, ich auch und Du wirst es auch schaffen. Es kommen wieder sonnige Zeiten, aber für die musst Du etwas Geduld aufbringen. Sei gut zu Dir selbst, verwöhn Dich ein wenig und vor allem, halte Kontakte. Das Zusammensein mit anderen wird Dir gut tun, denn es tut gut zu merken, andere mögen mich, auch wenn der Eine mich nicht mehr liebt.
LG
Sonnenblume