Loslassen eines Menschen mit Bindungsangst

Die Trennung verarbeiten und nach vorne schauen
Rike007
Beiträge: 542
Registriert: So 1. Jul 2012, 16:59
Geschlecht:

Re: Loslassen eines Menschen mit Bindungsangst

Beitrag von Rike007 » Do 19. Jul 2012, 12:15

Hallo Sonnenblume,

natürlich ist es in einer Partnerschaft sehr wichtig, dass man sich in der Gegenwart eines Menschen wohl fühlt. Abitur und Studium sind bei mir übrigens kein Muss, auch wenn es schön wäre. Mittlere Reife und Ausbildung sind auch kein Problem. Damit hier keine Missverständnisse aufkommen: Ich halte Menschen mit Hauptschulabschluss und Ausbildung im handwerklichen Bereich sicher nicht für dumm. Mir zeigt das allerdings, dass diese Menschen sich mit sehr wenig zufrieden geben und kaum Ziele im Leben haben. Außerdem habe ich in meinen Ex-Beziehungen festgestellt, dass die Gesprächsbasis mit einem Mann vom niedrigeren Bildungsstand nicht das Gelbe vom Ei ist und ich mit Neid rechnen muss. Wenn das beim älteren Mann von damals anders war, dann ist das okay für dich gewesen. Er hat dir gegeben, was du dir damals gewünscht hast.

Ich glaube nicht, dass der Historiker in Foren wie diesem hier unterwegs ist. Aber wenn ich zu viele Details preisgebe, könnte es sein, dass er zufällig über google auf diese Seite gerät. Dass er auch im Internet kontrollmäßig unterwegs ist, weiß ich schon lange. Er hat mir selbst mal erzählt, was er so alles von mir gelesen hat. Und ich sehe es auch, wie oft er meine Profile und Beiträge anklickt. Ich vermute, dass er versucht sich einzureden, dass es mich jemals gegeben hat... so verhält er sich zumindest. Es ist gut möglich, dass er alle in einem Zusammenhang mit mir stehenden Ereignisse verdrängen möchte. Früher habe ich gedacht, ihm müsse eine Menge an mir liegen, wenn er so viele Dinge liest, die ich Jahre vor unserem Kennenlernen geschrieben habe. Heute ist mir bewusst, dass das hauptsächlich Kontrolle war. Oder wenn er mich im RL beobachtet hat, während ich mit anderen Männern im Gespräch war. Wahrscheinlich suchte er nach der Bestätigung, dass ich nicht treu sein kann (was natürlich Schwachsinn ist, denn ich bin 100%-ig treu).

Ich werde ihn auf dem Geburtstag ignorieren und mit Sicherheit eine Menge Spaß mit meinen Freunden und Bekannten haben. Sollte er mich wieder beobachten und kontrollieren, dann verlasse ich sein Blickfeld wie beim letzten Treffen.

LG
Rike

Rike007
Beiträge: 542
Registriert: So 1. Jul 2012, 16:59
Geschlecht:

Re: Loslassen eines Menschen mit Bindungsangst

Beitrag von Rike007 » Mo 23. Jul 2012, 06:25

Ich bin wieder zu Hause. Die Geburtstagsfeier war sehr schön, ich hatte eine Menge Spaß mit meinen Freunden und Bekannten und bin froh, dass ich hingegangen bin.

Der Fußballhistoriker hat mich erst eine Weile beobachtet. Dabei hatte er einen knallroten Kopf. Ich dachte nicht, dass er mich anspricht... irgendwann kam er aber doch auf mich zu. Ich war gerade mit einem guten Freund in ein Gespräch vertieft, als ich auf einmal jemanden hinter mir "Hallo" sagen hörte. Das war er, zusammen mit einem seiner Kumpels. Er wirkte nicht böse, im Gegenteil... Vielleicht war es das Richtige, dass ich so lange konsequent war und ihn nicht nach den Gründen für sein Schweigen gefragt habe. So konnte er ganz ohne Druck wieder das Gespräch suchen. Allerdings haben wir uns nur über allgemeine Themen unterhalten, nicht über "uns". Es fiel ihm jedoch nicht leicht, den ersten Schritt machen... denke er hätte sich ohne die Gegenwart seines Kumpels nicht getraut. Unsere beiden Freunde hielten sich zurück und überließen die Gesprächsführung überwiegend uns. Obwohl fast ausschließlich wir beide am Reden waren, konnten wir uns kaum in die Augen sehen. Bei ihm ist das eh häufig der Fall, und ich wollte ihn nicht lange anschauen um ihn nicht in Verlegenheit zu bringen (er war eh schon verlegen genug). Also schauten wir hauptsächlich unsere beiden Freunde an, obwohl wir fast nur miteinander redeten und nicht mit ihnen.

Allerdings hat er meinem besten Freund einige private Dinge erzählt, die sein langes Schweigen so halbwegs erklären. Er hat nämlich immer noch keinen Job gefunden und bewirbt sich inzwischen bundesweit. Es könnte sein, dass er wegen der Arbeit in ein weiter entferntes Bundesland ziehen müsste. Er meinte zu meinem besten Freund, dass er wegen seiner beruflichen Zukunft in privater Hinsicht momentan keine Pläne machen könne. Mich hat er dabei nicht explizit erwähnt, aber mein bester Freund ging davon aus, dass er ihm genau das sagen wollte... nämlich, dass er versucht mich zu vergessen, weil er mich nicht in die Warteschleife schieben möchte, da er noch nicht weiß, wie es beruflich bei ihm weitergeht.

Ich bin ihm sicher nicht böse, weil er sich mittlerweile auch in anderen Regionen Deutschlands um eine Arbeitsstelle bewirbt und kann ihn gut verstehen. Mit seinem Studiengang hat er eben nicht die besten Jobaussichten und muss wohl nehmen, was sich ihm bietet. Die lange Studiendauer von 18 Semestern erschwert es ihm bei der Suche noch zusätzlich. Ich finde es trotzdem schade, dass er die Sache mit uns deswegen aufgeben möchte. Natürlich rechne ich es ihm hoch an, dass er mich nicht warmhalten will. Und sollte die Entfernung zwischen uns tatsächlich auf 500-700 km anwachsen, würde es mit einer Beziehung schon schwierig werden. Da hätten wir sicher keine Zeit, um jedes WE zum Partner zu fahren, und außerdem ist das auch eine Kostenfrage. Im Gegensatz zu vielen anderen Menschen bin ich aber keine Person, die das Ganze hauptsächlich mit dem Verstand betrachtet. Ich wäre bereit, in so einem Fall meine Heimat zu verlassen sowie mir einen Job und eine Wohnung in der Nähe seines Wohnortes zu suchen. Das wollte ich in der Vergangenheit auch schon für einen anderen Mann tun, aber er hat das abgelehnt und meinte, ich solle mein Leben nicht für ihn aufgeben. Meine ganzen männlichen Freunde können das verstehen, sie würden in dieser Situation genauso handeln. Ich bin anders drauf und würde für die Liebe schon einiges in Kauf nehmen. Weiß nicht, ob ich in dieser Hinsicht zu naiv bin... aber das ist meine Sicht der Dinge.

Sonnenblume10
Beiträge: 2949
Registriert: Mi 6. Jun 2012, 12:16
Geschlecht:

Re: Loslassen eines Menschen mit Bindungsangst

Beitrag von Sonnenblume10 » Mo 23. Jul 2012, 14:13

Prima, Rike, Du hast diese Begegnung sehr gut gemeistert. Du bist ihm nicht gewollt aus dem Weg gegangen, sondern hast ihm gezeigt, dass Du auch ohne ihn fröhlich sein kannst.
Dass er auf Dich zugegangen ist, finde ich angesichts seiner seelischen Verfassung bewundernswert. Es ist gut, dass Du ihn den ersten Schritt machen hast lassen. Es hat ihn sicher auch sehr viel Überwindung gekostet, zumal er sich damit sehr schwer tut.
Dass er einen Kumpel sozusagen als Schützenhilfe mitgenommen hat, ist verständlich, denn er hatte sicher Angst, dass Du Dich seltsam verhalten könntest, ihn abkanzeln oder die kalte Schulter zeigen würdest.
Ich hätte nicht gedacht, dass er dazu im Stande ist und er hat offenbar mehr Format als XXX, der mich möglichst nicht wahrnimmt.
Angesichts dessen fühle ich auch so etwas wie Neid darauf, dass ihr den ersten Kontakt erfolgreich hinter Euch gebracht habt.
Du kannst jetzt nicht mehr tun als abzuwarten was die Zeit bringt.

Offen konntet Ihr nicht reden, aber das wäre wohl auch zu viel verlangt gewesen. Aber immerhin reichte es zu einem halbwegs normalen Umgang, zu belanglosen Blabla. Daran, dass kaum Augenkontakt stattfand, sieht man, dass der Umgang miteinander noch verkrampft ist und auch, dass viel Ungesagtes zwischen Euch steht. Nicht alles muss man wortwörtlich aussprechen, man kann auch vieles auf nonverbaler Ebene mitteilen, was er getan hat. Er ging zu Dir hin und hat "Hallo" gesagt, ich würde mich freuen, wenn mein Ex. auch dazu in der Lage wäre.

Die berufliche Situation ist derzeit für ihn schwierig und unüberschaubar und Du kannst nur abwarten und Dein Leben weiter leben. Meinst Du, dass er sich nochmals bei Dir meldet, nachdem die erste Schlacht erfolgreich geschlagen wurde?

Ich bin neidisch, was ich nicht sein sollte, aber ich freue mich auch, dass Ihr die erste Begegnung beide gut gemeistert habt. Toll, kann ich da nur sagen!

Tja, ich habe heute wieder einen leichten Depri-Tag, die von Zeit zu Zeit immer noch kommen. Wachte heute morgen weit vor dem Aufstehen auf und da waren sie wieder, die schlechten Gedanken, die Erinnerungen an Situationen, die ich in der Beziehung mit ihm ertragen musste. Die ich ertragen habe, weil ich es leichter fand zu leiden als die Beziehung zu lösen. Das liegt an meiner seelischen Grundverfassung, da ich verlustängstlich bin, klammernd und einen Verlust möglichst vermeiden möchte. Solche Menschen gehen selten, weil sie das gar nicht schaffen. Sie ertragen lieber und fressen den Kummer darüber in sich rein und sind meistens viel zu passiv. Gleichzeitig sind sie wütend über ihren mangelnden Mut Konsequenzen zu ziehen.
Ich hoffe dennoch, dass ich eines Tages ganz damit abgeschlossen habe, dass mich die Erinnerungen daran nicht mehr quälen. Ich weiß auch, dass ich schon riesige Fortschritte gemacht habe und dass ich die Trennung insgesamt gesehen gut bewältigt habe. Aber hin und wieder habe ich noch Phasen der Trauer, so wie heute. Und die werden noch öfters kommen, aber sie sind nicht mehr so schlimm wie sie schon mal waren.

Falls es Dich interessiert, an welche Begebenheit ich mich heute erinnert habe, würde ich es Dir gerne schreiben, falls es Dich interessiert.

Du hast geschrieben, Du wärst bereit, einer Beziehung zuliebe Deine Zelte abzubrechen. Genau das war in der Anfangsphase auch in meinen Gedanken, obwohl es nicht leicht gewesen wäre, in seiner Nähe eine adäquate Stelle zu finde bzw. umgekehrt. Ehe das Thema überhaupt jemals akut wurde, fühlte ich nach den ersten Monaten, dass ich dieser Beziehung zuliebe gar nichts aufgeben würde. Mein Zuhause war auch während der schlimmen Phasen der Beziehung mein Rückzugsort, der mir so etwas wie Geborgenheit und Sicherheit gab, die ich in der Beziehung zu ihm nicht fand. Heute bin ich froh darum. Ehe man solche weitreichenden Schritte unternimmt, sollte man sich ganz sicher sein, auch wenn man sich endgültig sicher nie fühlen kann, weil man nie weiß, wie sich Dinge entwickeln werden. Aber nur einem Partner zuliebe alles in seinem Leben zu ändern, ist tatsächlich riskant. Die Gefahr sich zu sehr auf den anderen zu versteifen, ist sehr groß und im Falle einer Trennung hat man einen Schritt gewagt, den man schlecht wieder rückgängig machen kann. Aber selbstverständlich kann man auch wo anders glücklich werden, Freunde finden, sich wohl fühlen.

Wie geht es Dir heute? Ich könnte mir vorstellen, besser als vor der Party, oder?

Rike007
Beiträge: 542
Registriert: So 1. Jul 2012, 16:59
Geschlecht:

Re: Loslassen eines Menschen mit Bindungsangst

Beitrag von Rike007 » Mo 23. Jul 2012, 16:01

Hallo Sonnenblume,

es wäre schwierig, uns auf die Dauer gegenseitig zu ignorieren. 1.) verstehen sich unsere Freundeskreise untereinander ganz gut, 2.) werden wir uns auf diversen Spielen, Veranstaltungen und Feiern immer wieder zwangsläufig sehen. Wenn wir keinen Ton mehr miteinander reden würden, könnten wir das nicht verbergen... die anderen Leute würden es merken und Fragen stellen. Zum Glück war der eine Freund von mir, den ich dabei hatte, schon vorher eingeweiht... sonst hätte er bestimmt gefragt warum wir etwas seltsam drauf waren.

Dass der Fußballhistoriker sich schwer zusammenreißen musste, hat man gemerkt. Er musste sich vor dem Gespräch ein bissl Mut antrinken. Augenkontakt ist ein generelles Problem von ihm. Und er wird auch öfters mal rot im Gesicht. Als wir uns damals kennengelernt haben, war das nicht so... das fing erst an, als diese Anziehung zwischen uns entstanden ist. Um ehrlich zu sein kann ich mir nicht wirklich vorstellen, mit ihm offen über das Thema Gefühle zu reden. Wenn ich anfangen würde, wäre ihm das bestimmt total unangenehm. Mit der Frau aus dem Fanclub hat er damals auch kein einziges Wort über seine Gefühle geredet. Aus irgendeinem Grund kann er das nicht.

Ich bin froh, dass es so gelaufen ist und kann mich jetzt wieder auf meine Pflichten konzentrieren. Er hat sich heute überraschend bei mir gemeldet, was ich auch nicht gedacht hätte. Nix Großartiges, ´ne kurze Nachricht bei FB... Ich hab´ jetzt aber keine Lust, zu antworten. Die nächsten Wochen werde ich sehr viel zu tun haben und kann eine solche Ablenkung einfach nicht gebrauchen. Die letzten Monate haben mich schon eine Menge Zeit und Kraft gekostet, und ich möchte nicht wieder seinetwegen so fertig sein.

Warum XXX nicht das Gespräch mit dir sucht, kann ich schwer einschätzen. Zwischen euch ist es was anderes, ihr wart ja im Gegensatz zu uns wirklich zusammen. Nach einer Trennung ist die Stimmung immer etwas merkwürdig, wenn sie nur einseitig war. Es kommt auf viele unterschiedliche Faktoren an, ob sich die Beteiligten nach dem Bruch weiterhin gut verstehen. Es hängt davon ab, wie lange man zusammen war, was in der Beziehung vorgefallen ist und warum es nicht funktioniert hat... und vor allem, wie schwer jemand verletzt wurde. Ich habe zu meinen Ex-Freunden auch keinen Kontakt mehr. Meistens wollten die Männer das nicht, in einem Fall war ich dagegen. Mit einem Ex war ich nach der Trennung noch jahrelang in Kontakt, aber das hat sich irgendwann verlaufen. Er meldete sich eigentlich nur, wenn es ihm schlecht ging und benutzte mich als seelischen Mülleimer. Es gibt auch Leute, mit denen man nach einer schwierigen Phase wieder langsam ins Gespräch kommt und die auf einmal nicht mehr grüßen... so nach dem Motto "Aus den Augen, aus dem Sinn." So ging es mir mit meinem letzten Ex, den ich vergangenes Jahr mal zufällig in der Bahn wiedergetroffen und wegen einer Belanglosigkeit (Uhrzeit? k.A.) angesprochen hatte. Ich hab´ den Mann gar nicht erkannt, weil er sich optisch extrem verändert hat. Erst nachdem ich ausgestiegen war, wusste ich dass es mein Ex war. Er hat mich garantiert erkannt, aber keinen Ton gesagt.

Du kannst mir gerne schreiben, an was du dich heute erinnert hast... es interessiert mich, was dich so beschäftigt :) . Ich gehöre auch zu den Verlustängstlern, die sich selten von anderen Menschen trennen, auch wenn sich das in den letzten Jahren stark gebessert hat. Ich muss und werde aber weiterhin dran arbeiten. Solche Phasen der Trauer sind ganz normal, du musst dich wegen dieser Gefühle nicht schlecht fühlen. Ich hatte vorletztes WE diesen Einbruch und fühle mich jetzt wieder stärker. Du wirst merken: Je mehr Zeit vergeht, umso seltener wirst du wie heute mit den Erinnerungen konfrontiert werden.

Thema Umzug: Ob ich jetzt hier oder in seiner unmittelbaren Nähe lebe, macht keinen allzu großen Unterschied. Die meisten Leute in meinem Freundeskreis sind nämlich vergeben und haben sowieso wenig Zeit. Ich würde sie nach einem Umzug auch nicht seltener sehen als es jetzt der Fall ist. Mit meiner Familie telefoniere ich so oder so regelmäßig, egal wo ich wohne. Und meine Interessen könnte ich an einem anderen Ort genauso pflegen wie hier. Es würde sich also nicht viel ändern. Natürlich würde ich meine Zelte niemals abbrechen, bevor ich keinen Job gefunden habe. Das ist klar. Ohne Arbeitsvertrag keine Kündigung und ohne neuen Mietvertrag kein Umzug. Außerdem würde ich auf gar keinen Fall so schnell mit ihm in eine gemeinsame Wohnung ziehen. Jeder Mensch sollte nach dem Auszug aus dem Elternhaus erstmal eine Weile alleine wohnen, das finde ich sehr wichtig.

Mir geht es viel besser als vor der Party, ich bin irgendwie erleichtert und kann mich jetzt wieder mir selbst widmen. Das Schweigen hat ein Ende gefunden, und darüber bin ich froh.

LG
Rike

Rike007
Beiträge: 542
Registriert: So 1. Jul 2012, 16:59
Geschlecht:

Re: Loslassen eines Menschen mit Bindungsangst

Beitrag von Rike007 » Sa 11. Aug 2012, 09:10

Vor ein paar Tagen hat mein Chef mich gebeten, ihm die Telefonnummer eines Lieferanten zu besorgen. Der Name dieses Unternehmens kam mir gleich bekannt vor. Nach Feierabend fiel mir zu Hause ein, dass der Vater des Fußballhistorikers dort in einer leitenden Position angestellt ist. Aus Neugier habe ich mal seinen Namen in "google" eingegeben und auf der Website der Firma auch tatsächlich ein Bild mit Informationen über ihn gefunden. Der Fußballhistoriker ist seinem Vater wie aus dem Gesicht geschnitten, das fällt sofort auf. Name und Adresse sind richtig, das passt. Allerdings war ich überrascht zu lesen, dass der Vater schon seit Jahren im Ruhestand ist. Sein Sohn hat mir nämlich was ganz anderes erzählt. Er meinte, dass sein Vater beruflich sehr beschäftigt und öfters auf Dienstreisen sei. Er würde ihn deshalb nur selten zu Gesicht bekommen. Das mag in der Vergangenheit auch so gewesen sein, denn der Mann arbeitete wirklich in dieser leitenden Stellung, von der mir der Sohn erzählt hatte. Aber das ist schon Jahre her und längst Geschichte.

Warum lügt der Kerl, wenn es gar keinen Grund dazu gibt? Liegt es vielleicht daran, dass der Altersunterschied zwischen seinen Eltern weitaus größer ist als ich dachte und er weiß, dass ich mit viel älteren Männern nichts anfangen kann? Aber das halte ich nur für mich so. Wenn andere Frauen mit viel älteren Männern glücklich sind, dann gönne ich ihnen das und rege mich nicht darüber auf. Schon heftig, wie problematisch das Vertrauen für ihn ist...

Ansonsten beschäftige ich mich kaum noch mit ihm. Die Bundesliga fängt bald wieder an, aber ich werde die ersten paar Wochen aus Zeitmangel nicht ins Stadion gehen.

Sonnenblume10
Beiträge: 2949
Registriert: Mi 6. Jun 2012, 12:16
Geschlecht:

Re: Loslassen eines Menschen mit Bindungsangst

Beitrag von Sonnenblume10 » Mo 13. Aug 2012, 14:59

Hallo, Rike,

ich glaube, der Fußballhistorker lügt, weil es für ihn so bequemer ist und es sich plausibel anhört. Er hat mit seinem Vater nicht viel zu tun, weil er häufig auf Dienstreisen war und ist. Also haben sie wenig Verbindung miteinander und das hört sich für ihn und auch für Dich glaubhaft an.
Vermutlich liegen die Gründe an der schlechten Vater/Sohn-Beziehung nicht an häufigen Dienstreisen, sondern haben ganz andere Gründe, die tiefer liegen. Und über die will er nicht sprechen bzw. sich nicht einmal sich selbst eingestehen. Also sagt er, der Vater ist noch in der leitenden Position tätig, weil es bequemer ist und dann Nachfragen von anderer Seite ausbleiben.
Vielleicht schämt er sich auch für seinen älteren Vater, aber das ist dann auch für ihn beschämend. Denn für seine Eltern kann und darf man sich nicht schämen, auch wenn sie nicht immer einwandfrei sind.
Er hat einen Vater, der ihn spät gezeugt hat. Dann ist es eben so, aber sein Vater hat ihn immer noch groß gezogen und wenn das nicht richtig, so hat er immer noch für ihn gesorgt. Der Historiker wohnt noch bequem zu Hause, wo andere in seinem Alter längst auf eigenen Beinen stehen. Und er schämt sich für seinen alten Vater! Dabei hat er selbst noch nichts auf die Reihe gebracht.
Seine Eltern kann man sich nicht aussuchen, aber man sollte sie achten. Es gibt viele Väter, die mit 40 oder 50 Jahren nochmals oder erst Vater werden und das haben die Kinder nicht zu bewerten. Das ist sicher nicht immer einfach, aber hätte der Historiker Format, würde er nicht Wahrheiten verbreiten, die keine sind.
Ich weiß nicht, ob er das wegen Dir verdreht dargestellt hat, vielleicht tut er es, weil es für ihn einfacher ist und weil er nicht sagen will, mein Vater ist schon im Ruhestand.
Auf jeden Fall kein Zeichen von Ich-Stärke sondern von Schwäche!

Du hörst Dich übrigens schon wesentlich gelassener an als noch vor einigen Wochen! Bundesliga beginnt, aber ich gehe erst Mal nicht hin. Das liest sich für mich so, dass es für Dich nicht mehr wichtig ist, ob Du ihn in baldiger Zukunft siehst oder nicht.

Hast Du übrigens meine Mail bekommen, in der ich über meine Ex geschrieben habe?
Mir ist es mittlerweile auch egal, wie es bei ihm aussieht. Soll er mit der anderen glücklich werden oder auch nicht, für mich spielt es keine große Rolle mehr. Es interessiert mich nicht mehr so sehr, wie ich gemerkt habe.Vielleicht bin ich demnächst so weit, dass ich endlich komplett mit ihm abgeschlossen habe.
Seine Lügen, seine unehrlichen Auskünfte sind mir leider immer noch in bester Erinnerung und manchmal schmerzt es noch, dass er mir so wichtig war, wo ich ihm nicht viel wert war. Und dass ich ihm nicht mal eine ehrliche Auskunft wert war, tat mir auch lange weh.
Aber es ist mir zunehmend gleichgültiger. Ich habe jemand mein Herz geschenkt, der es nicht in dem Maße wollte. Ich kann und will aber nicht meine Lebenszeit damit verschwenden, mir ständig über ihn Gedanken zu machen.
Mit seinen Defiziten darf sich jetzt die nächste Partnerin befassen. Und das fühlt sich für mich richtig gut an.

Rike007
Beiträge: 542
Registriert: So 1. Jul 2012, 16:59
Geschlecht:

Re: Loslassen eines Menschen mit Bindungsangst

Beitrag von Rike007 » Mo 13. Aug 2012, 17:49

Hallo Sonnenblume,

ich möchte jetzt nicht behaupten, dass er ein schlechtes Verhältnis zu seinem Vater hat. 1.) Hat er gesagt, dass er sich mit seinem Eltern gut versteht und 2.) weiß ich es nicht, weil ich seine Familie nicht persönlich kenne. Ich denke nicht, dass er einen Grund hat, um sich für seinen Vater zu schämen. Schließlich hat der Mann beruflich sehr viel erreicht und ist seit Jahren verheiratet. Außerdem kenne ich noch weitaus mehr Leute, deren Eltern nicht mehr die Jüngsten sind. Ein Kumpel von mir z. B. ist 34 und sein Vater 84. Der junge Mann hat 4 ältere Geschwister, und der Abstand zwischen ihnen beträgt jeweils ein paar Jährchen. So kommt es, dass zwischen meinem Kumpel und seinem ältesten Bruder ein Altersunterschied von 20 Jahren besteht.

Ich gehe die nächsten Wochen nicht ins Stadion, weil ich momentan nicht viel Zeit habe und mich auf meine Prüfungen vorbereiten muss. Welcher Mann würde meinetwegen seine Prüfungen hintenan stellen? Keiner.

In den letzten Wochen habe ich keine Mail von dir bekommen. Aber was du hier schreibst, liest sich positiv. Es freut mich, dass es auch bei dir wieder aufwärts geht :) .

Gerade eben habe ich in einem anderen Forum etwas gelesen, was mich schockiert. Eine Frau hat von einem Experiment in einer Partnerbörse geschrieben. Sie beschreibt sich als attraktive, selbstbewusste und unabhängige Frau, hatte bisher aber trotzdem kein Glück mit den Männern. Wenn mal jemand an ihr interessiert war und sie das irgendwann erwiderte, haben sich die Typen alle zurückgezogen. Das kennen viele von uns nur zu gut. Sie hat sich in dieser Börse angemeldet, weil sie ganz bewusst die Männer testen wollte. Anfangs hat sie in ihrem Profil angegeben, dass sie auf der Suche nach guten Freundschaften und einem Partner sei. Sie bekam auch mehrere Rückmeldungen, und einige der Männer fand sie auch sehr interessant. Doch diese Männer wollten alle immer nur lange schreiben, telefonieren usw., hatten aber immer eine Ausrede auf Lager, wenn es um ein konkretes Treffen ging. Eines Tages änderte sie ihr Profil und schrieb, dass sie nur platonische Freundschaften suchte. Und auf einmal waren die Männer wie ausgewechselt, und alle, die sie danach kontaktierten, waren auf "mehr" aus. Mit einer Handvoll dieser Männer hat sie sich dann auch getroffen, rein platonisch, und die haben sie total umworben und sich so richtig um sie bemüht.

Wenn ich so etwas lese, dann macht mich das nur traurig. Was soll ich mit einem Mann, der mich nur haben will, solange er mich nicht kriegen kann und mich eiskalt fallen lässt, wenn ich mich verliebt habe? Das hält doch kein Mensch jahrelang aus, immer nur so zu tun als ob einem der Gegenüber nur freundschaftlich was bedeuten würde. Für mich steht fest: Mit deutschen/mitteleuropäischen Männern werde ich gar nichts mehr anfangen, diese "Ich-will-dich-nur-wenn-ich-dich-nicht-haben-kann"-Mentalität macht mich nur kaputt. Und vor allem ist es solchen Typen völlig egal, wenn sie uns Frauen verletzen. Am Ende sind wir die Bösen und an allem Schuld, nein danke.

LG
Rike

Sonnenblume10
Beiträge: 2949
Registriert: Mi 6. Jun 2012, 12:16
Geschlecht:

Re: Loslassen eines Menschen mit Bindungsangst

Beitrag von Sonnenblume10 » Fr 17. Aug 2012, 13:04

Hallo, Rike,

eine Beziehung entsteht nur, wenn beide Partner das wollen. Und normalerweise funktioniert das nur, wenn man verliebt ist und zwar gegenseitig.
Ich glaube, dass sich in diesen Online-Portalen jede Menge seltsamer Männer rumtreiben und die daher nicht das Maß aller Dinge sind. Ich habe keine Erfahrung mit Online-Bekanntschaften, aber es ist einfach, sich über jemand ein Bild zu machen, den man nur per Mail kennt. Hier kann man viel hinein interpretieren, was vielleicht gar nicht da ist, aber man weiß nicht, wie der Partner in der Realität wirkt, aussieht, riecht, wie sich seine Stimme anhört usw. Online-Bekanntschaften beruhen meiner Meinung nach zunächst meist auf sehr rudimentären Eindrücken. Ich würde das was Du von dem Experiment gelesen hast, daher nicht überbewerten.
Die Männer fühlen sich offenbar wohler, wenn die potentielle Partnerin keine Liebesbeziehung sucht, sondern zunächst eine unverbindliche Freundschaft. Ich kann das sogar nachvollziehen, denn der Druck bei einer späteren Begegnung ist viel größer, wenn die Erwartungshaltung größer ist. Und da ist es ein Unterschied, ob ich zunächst mal schaue, ob der Partner für gemeinsame Unternehmungen auf freundschaftlicher Ebene in Frage kommt oder ob im Hinterkopf der Gedanke ist: Vielleicht ist er ja endlich der Richtige! Von den Mails her passt ja alles so gut, also wäre es ja toll, wenn der Typ in der Realität den Erwartungen standhält.
Ich hatte mal eine Freundin, die eine Zeit lang online Partner gesucht hat, eigentlich ganz unverbindlich und eher, um mal zu testen, was dabei herauskommt. Sie sagte, es seien größtenteils Männer, die allein sind und bei denen man nach kurzer Zeit schon weiß, warum sie das sind oder es sind Schürzenjäger, die nur Bettbekanntschaften suchen.

Ich glaube, es ist besser, einen Partner im reellen Leben kennenzulernen, weil man einen wesentlich stärkeren Eindruck bekommt. Man weiß um seine Ausstrahlung, etwas was man per Mail niemals vorher einschätzen kann.

Ich glaube auch nicht, dass Männer mit Vorliebe nur Freundschaften suchen. Wenn zwei Menschen gegenseitiges Interesse verspüren, dann reagieren beide auf den anderen. Und keiner muss sich verstellen und behaupten, er suche nur Freundschaft aus Angst, den Mann gleich am Anfang wieder in die Flucht zu schlagen. Wenn es so läuft, ist es keine Basis für eine Beziehung. Gegenseitige Anziehung, gegenseitiges Interesse sind eine erste Voraussetzung, dass überhaupt etwas zustande kommt.
Und ob das nur bei mitteleuropäischen Männern verbreitet ist? Ich glaube es nicht, im Gegenteil, Männer aus einem anderen Kulturkreis sind wesentlich schwerer einzuschätzen. Sie umgarnen die Frau vielleicht viel mehr, aber wie es dann in einer Beziehung aussieht, kann man nicht einschätzen. Das wahre Gesicht z.B. von Südländern lernt man erst später kennen.

Was ich von meinem Ex. noch schreiben wollte, ist folgendes:
Ich habe ihn letzthin wieder auf einer Fortbildung getroffen und ihn gegrüßt und zwar per Handschlag. Das wäre normalerweise nie zustande gekommen. Der Kreis war aber ziemlich überschaubar und alle Teilnehmer saßen in U-Form in diesem Raum. Da ich bereits einige Personen kannte, beschloss ich, sie per Handschlag zu begrüßen. Dass er auch da war, bemerkte ich zunächst nicht. Und so kam ich also auch zu ihm, reichte ihm die Hand und sagte freundlich lächelnd "Hallo". Ich glaube, ich bemerkte ein leichtes Zögern seinerseits, ehe er mir die Hand gab. Und er lächelte ebenfalls, etwas verunsichert, wie mir schien.
Ich saß in der Reihe gegenüber und hatte dann einen direkten Blick zu ihm. Und dann sah ich es: an seinem rechten Ringfinger glänzt ein breiter, goldener Ring.
Eine befreundete Kollegin von mir, die von unserer Beziehung wusste, schätzte den Ring als Ehering ein.

Ich dachte mir nur: das gibt es doch nicht! Er, ein Bindungsphobiker wie aus dem Bilderbuch hat jetzt eine feste Beziehung. Ich erkundigte mich später noch bei einer Kollegin, die gelegentlich dienstlich mit ihm zu tun hat, aber von unserer Beziehung nichts weiß, nebenbei und fragte, ob XXX neuerdings verheiratet sei.
Sie war völlig überrascht und meinte, sie wisse nur dass er eine Beziehung mit einer früheren Kollegin hat, die jetzt in einer anderen ziemlich weit entfernten Stadt lebt. Von Heirat ist ihr nichts bekannt.
Also ist er noch mit meiner "Nachfolgerin" zusammen. Ob er nun verheiratet ist oder nicht, ist eigentlich unerheblich, aber er hat offenbar eine feste Beziehung.
Ein Ring bei ihm, dem jede Beziehung auf lange Sicht Einengung bedeutet und Fluchttendenzen auslöst? Wie soll das funktionieren? Hat er nun endlich eine gefunden, die es tatsächlich mit ihm aushält oder die vielleicht mit seinen Verhaltensweisen besser zurecht kommt, weil sie robuster ist?
Ich persönlich glaube, er versucht sich zu ändern. Ihm ist klar, dass er - bald 50 Jahre alt - nicht ewig so weiter machen kann. Von Beziehung zu Beziehung hüpfend, immer auf der Suche nach der perfekten Partnerin die nicht kommt, wie er inzwischen weiß. Und jetzt will er - nach Hilfestellung und Beratung meinerseits - endlich alles richtig machen. Jetzt weiß er ja, was alles falsch lief und was jetzt richtig ist, weiß er auch.
Die Wandlung vom beziehungsunfähigen und freiheitsliebenden Individualisten zum spießbürgerlichen Paarhufer mit Ring belustigt mich und erscheint mir unglaublich, denn es wäre eine 180-Grad-Wende. Er, der die vermeintlichen kleinbürgerlichen Verhaltensweisen und dazu gehört ein Ehering ebenso wie Weihnachten, immer ablehnte, ist nun auf der anderen Schiene unterwegs.
Ich weiß nicht, ob es ihm nun tatsächlich besser geht, er neuerdings beziehungsfähig geworden ist oder ob er sich kraft seines Verstandes nun einredet, dass nun alles anders werden muss. Wenn das der Fall ist, ist die Beziehung nicht von Dauer. Denn seine Grundtendenzen, die in seinem Innern schlummern, werden eines Tages wieder hervor kommen. Und seine Grundtendenz ist Bindungsangst, Angst vor engen Beziehungen und daher Abgrenzung von anderen Menschen.

Ich habe in mich hineingehorcht und denke mir nun, zwei Wochen später, dass es für mich unerheblich ist. Es interessiert mich, was mit ihm los ist, aber ob die Beziehung nun hält oder nicht,ist gegenstandslos für mich, da es keinerlei Auswirkung auf mein Leben hat. Wobei ich denke, dass die Entfernung von einigen Hundert Kilometern mit der neuen Partnerin sicherlich förderlich ist, weil die Einengung wesentlich schwächer spürbar ist. Lange Fahrtzeiten und hohe Benzin- bzw. Bahnpreise ermöglichen vielleicht nicht mal ein Wiedersehen an jedem Wochenende. Könnte auch sein, dass sie schwanger geworden ist, was in ihrem Alter (36 Jahre, wie ich erfahren habe), nicht verwunderlich wäre. Aber das ist Spekulation.
Ihn als Vater möchte ich mir lieber nicht vorstellen! Kinder hat er bisher auch immer abgelehnt. Er sagte mal, ich will keine Verantwortung tragen, ich will meine Freiheit und daher will ich keine Kinder und kein Haustier. Und eigentlich auch keine Partnerin, die Ansprüche an mich hat.
Mir ist jetzt auch klar, warum er bisher jeglichen Kontakt krampfhaft vermieden hat. Ihm dürfte klar sein, dass mir sein Ring nicht verborgen bleibt und er befürchtet womöglich peinliche Fragen oder gar spöttische Kommentare meinerseits. Ich glaube, wenn ich ihn irgendwann sehen und sprechen sollte, würde ich das Thema Beziehung gar nicht ansprechen, sondern mich auf allgemeines Blabla beschränken. Würde ich ihn fragen, würde ihm das nur zeigen, dass ich noch Interesse an seiner Person habe und das gönne ich ihm nicht.

Es ist leider so wie es ist. Eine nähere Verbindung zu ihm auch auf freundschaftlicher Basis ist nicht möglich. Ich wollte es vermeiden, dass bei mir eines Tages völlige Gleichgültigkeit ihm gegenüber eintritt, aber dazu hätte es Kontakt und auch Ehrlichkeit bedurft. Zu beidem war er nicht in der Lage. Das hat ganz klar er vermasselt, aber es ist ihm offenbar auch gleichgültig. Schade, ich wollte mir einen Rest Achtung und Wertschätzung seiner Person bewahren, aber das wird mir nicht möglich sein nach allem, was war. Es wird gehen wie mit dem anderen, mit dem ich vor 15 Jahren zusammen war. Der ist mir auch total gleichgültig geworden. Ein Gruß bei einer Begegnung, mehr ist nicht mehr übrig.
Ich wünsche XXX nichts, warum sollte ich es? Ihm ist es auch egal, wie es mir geht.

Es ist seltsam, aber die Männer die mich verlassen haben, hatten kein Glück mit den nachfolgenden Beziehungen. Nummer eins verlegte sich wieder auf seine Freundin, wobei ich als Geliebte der Katalysator war, dass sie sich wieder mehr miteinander befassten. Die Beziehung ging ca. zwei Jahre später dann doch endgültig kaputt.
Nummer zwei musste mich los werden, weil eine Jüngere das Feld betreten hatte. Er verabschiedete mich damals auf unschöne Art und Weise, heiratete zwei Jahre später meine Nachfolgerin. Die Ehe hielt nicht allzu lange, er ist seit langem wieder geschieden und lebt allein, nach allem, was ich weiß.
Mal sehen, was mit XXX in einigen Jahren sein wird. Ich bin gespannt. Aber bis dahin wird es mich nicht mehr interessieren. Ich werde es vermutlich gleichmütig zur Kenntnis nehmen, sollte ich es erfahren.

Ich wünsche Dir alles Gute für die anstehenden Prüfungen. Ich denke, Du hast mit dem Thema Fußballphobiker einigermaßen abgeschlossen. Und ich glaube, dass Du eines Tages jemanden finden wird, wo Du keine Verrenkungen anstellen musst, sondern wo gegenseitiges Interesse die Basis für eine Beziehung sein wird. Die Hoffnung darauf darfst Du nicht aufgeben. Es sind nicht alle Männer so schwierig und bindungsunfähig.

Ich treffe nächste Woche evt. den 17 Jahre älteren auf einen Plausch. Ein erstes Treffen kam nicht zustande, er hat das Auto schrottreif gefahren. Naja mal sehen, wie es mit ihm verläuft. Eine Beziehung zu ihm, sozusagen ein zweiter Aufguss, kommt für mich jedenfalls überhaupt nicht in Frage und ich denke, bei ihm auch nicht.

LG
Sonnenblume

Rike007
Beiträge: 542
Registriert: So 1. Jul 2012, 16:59
Geschlecht:

Re: Loslassen eines Menschen mit Bindungsangst

Beitrag von Rike007 » Sa 18. Aug 2012, 09:07

Hallo Sonnenblume,

ich habe auch keine Erfahrung mit Online-Portalen. Was ich so im Internet darüber lese und von Arbeitskolleginnen höre, reicht mir völlig aus. Mir ist es wichtig, dass das Kennenlernen auf einem Zufall beruht. Bei mir entsteht ernsthaftes Interesse auch immer erst, wenn ich einen Mann schon ein Weilchen kenne und mehrmals mit ihm geredet habe.

Was ausländische Männer angeht, kommt es ganz drauf an, aus welchem Land sie stammen. Ich bin ja schon viel gereist und pflege Kontakte mit Menschen aus sehr unterschiedlichen Ländern. Da fallen manche Dinge nach einiger Zeit doch sehr auf. Z. B. habe ich die Beobachtung gemacht, dass sich viele Skandinavier beim Kennenlernen nicht sonderlich große Mühe geben, weil ein großer Teil von ihnen sehr gut aussieht und es deshalb nicht für notwendig hält. Anfangs ist man als Frau geschockt, wenn man folgendermaßen angesprochen wird: „Hey, wie heißt du? Wo kommst du her?“ und als dritter Satz schon „Darf ich dich küssen?“ oder „Hast du Bock auf Sex?“ folgt. Schwedische Männer geben sich in Deutschland manchmal so, aber nicht nur Nordlichter haben diese Eigenart an sich... auch bei Niederländern habe ich das schon mehrmals beobachtet.

Seltsam finde ich jedoch die Einstellung vieler Menschen in Schweden zum Thema Beziehungen. Sobald ein Mädchen oder ein Junge in die Pubertät kommt, erwartet die Gesellschaft, dass sie/er eine feste Beziehung führt. Eine verbindliche Partnerschaft ist sozusagen ein Muss für die Integration im sozialen Leben. Vor einigen Jahren habe ich in Schweden einen 18-jährigen kennengelernt, der meinte er müsse sich ständig dumme Sprüche anhören, weil er noch nie eine Freundin hatte. Hier in Deutschland wäre das nicht ungewöhnlich, aber in Schweden sind zahlreiche Jugendliche mit 18, 19 Jahren schon in einer langjährigen Beziehung, die mit 12-14 begonnen hat. Und wenn die jungen Männer hier bei uns Urlaub machen oder auf Geschäftsreise sind, dann lassen sie es oftmals krachen und gehen fremd. Klar, in ihrer Heimat dürfen sie sich während ihrer Teenagerzeit nicht ausleben, weil das ein gesellschaftliches No-Go ist.

Was deinen Ex angeht: Es ist nicht ungewöhnlich, dass auch Bindungsphobiker feste Beziehungen eingehen oder sogar heiraten. Aber glaubst du wirklich im Ernst, dass in einer solchen Partnerschaft viel Nähe vorhanden ist? Solche Männer heiraten meistens, weil sie jemanden haben, der ihnen das Leben schön bequem macht und holen sich den Kick in der Regel bei anderen Frauen. Die haben meistens Partnerinnen, die alles für sie tun, aber für die sie nichts machen, weil die Frauen sich schön brav an die Männer anpassen, ihre Wünsche erfüllen und selbst keinerlei Bedürfnisse äußern. Im Bett sind sie ihnen mit der Zeit zu langweilig, so dass die Männer nicht treu bleiben.

Auch meine Ex-Freunde hatten kein Glück mit anderen Frauen bzw. einige haben gar keine Partnerin mehr gefunden. Und die Männer, die mich letztendlich trotz Interesse am Anfang doch abgewiesen haben, sind bis auf einen Kerl auch noch alle zu haben. Dieser eine Kerl hat sich eines Tages eine junge Schülerin geangelt, die seinetwegen nach dem Abi ihr komplettes Leben hinter sich gelassen hat und mehrere Hundert Kilometer entfernt zu ihm gezogen ist. Dieser Mann hatte sich sehr für mich ins Zeug gelegt und trotz Beziehungswunsch (er hat mich selbst gefragt, ob wir als Paar eine Chance hätten) ganz plötzlich einen Rückzieher gemacht. Im Nachhinein ist mir klar, dass er eine Frau mit eigenen Bedürfnissen an seiner Seite nicht ertragen konnte. Die meisten Männer wünschen sich immer noch eine Partnerin, die ganz für sie da ist, aber möchten auf der anderen Seite nicht für die Frau da sein, wenn sie den Wunsch danach verspürt. Das finde ich traurig. Den Fußballhistoriker hätte ich ehrlich gesagt überhaupt nicht so eingeschätzt. Im letzten Jahr machte er mir auch nicht den Eindruck, als ob er so drauf wäre. Es ist aber möglich, dass vielleicht seine Kumpels diesbezüglich negativen Einfluss auf ihn haben...

Erzähl´ mir, wie das Treffen mit dem älteren Mann von früher war... bis dann!

LG
Rike

Sonnenblume10
Beiträge: 2949
Registriert: Mi 6. Jun 2012, 12:16
Geschlecht:

Re: Loslassen eines Menschen mit Bindungsangst

Beitrag von Sonnenblume10 » Di 21. Aug 2012, 12:55

Hallo, Rike,

nur kurz von mir. Ich habe den Älteren noch nicht getroffen. Er hat sich bisher nicht gemeldet, erst Ende letzter Woche. Er würde diese Woche mal anrufen, was bisher nicht erfolgt ist. Möglicherweise ist er derzeit wieder im Ausland unterwegs, weil er aushilfsweise bei einem Kurierdienst tätig ist und manchmal kurzfristig Sendungen ins Ausland fahren muss. Er hat übrigens seit Jahren eine ausgeprägte Vorliebe für Skandinavien. Schweden und Norwegen haben es ihm besonders angetan. Auf einer Norwegenreise lernte ich ihn übrigens auch kennen.

Ich habe mit Interesse nochmals Deine letzte Mail durchgelesen. Ich kenne keine Skandinavier näher, aber was Du schreibst, erstaunt mich. Es heißt ja immer, dass gerade die Schweden eine eher lockere Einstellung zum Thema Sexualität haben. Vielleicht gehen sie daher in dieser Hinsicht forscher vor. Aber nach kurzem schon zu fragen, ob man Lust auf Sex hätte, ist schon heftig. Bestürzend, aber auch belustigend.
Dass dort ungebundene junge Menschen als seltsam abgestempelt werden, ist mir ebenfalls neu. Ich dachte immer, dass gerade "dort oben" in mancherlei Hinsicht freier zugeht als hier. Aber offenbar weit gefehlt!

Wenn Du noch etwas weißt über andere Nationalitäten, immer gerne her damit. Das Thema ist sehr interessant, auch wenn ich wenig dazu beitragen kann. Ich weiß nur eines: bei Nordafrikanern wie Marokkanern, Tunesiern usw. schrillen bei mir sofort die Alarmglocken. Da heißt es für mich: Abstand und höchste Vorsicht!

Bzgl. XXX merke ich immer mehr, dass ich schon gewaltig Abstand gewonnen habe. Der Ehe- oder Partnerschaftsring tangiert mich nicht mehr. Klar interessiert es mich, über ihn etwas zu hören, was selten passiert. Aber schmerzhaft ist der Gedanke an ihn und seine Beziehung lange nicht mehr. Ich habe endlich eine andere Einstellung dazu gewonnen und ich glaube, ich habe die Beziehung und deren Folgen allmählich ganz überwunden. Auch das Schreiben im Forum und der Austausch mit Dir haben entscheidend dazu beigetragen.

Ich melde mich spätestens wieder, wenn ich den Älteren getroffen habe.
Bis dann!

LG
Sonnenblume

Antworten

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 1 Gast