Liebe Sonnenblume,
vielen Dank für deine Eindrücke zu dem gestrigen Treffen!
Je mehr ich gestern Abend drüber nachgedacht hab und mich auch noch mit Freunden drüber ausgetauscht hab, desto mehr kam ich auch zu dem Schluss, dass es eigentlich nicht besser laufen hätte können. Ich glaube, ich war vor allem erstmal erschrocken vor mir selbst. Dass ich das alles intuitiv so gemacht hab - ich glaube auch - wie du schreibst - vor allem aus Selbstschutz.
Sonnenblume10 hat geschrieben:Ich frage mich gerade, wie Du Dich mit dem Smalltalk gefühlt hast? Hast Du Dich wohl gefühlt? Hast Du gedacht, schade, aber wenn es möglich wäre, würde ich mich gerne mal wieder mit ihm unterhalten? Oder war da nicht so was wie eine Beklemmung in Dir, eine Angst? Das wäre dann auch eine Erklärung dafür, dass Du so schnell auf die Sachebene gekommen bist. Gefühlsunsicherheit, also Verunsicherung in dir und wohl auch eine gewisse Ratlosigkeit, denn das ist ja keine Alltagssituation, wo man weiß, wie man sich zu verhalten hat und dann schwenkt man gerne auf die Sache um. Dahinter kann auch ein Bedürfnis nach Selbstschutz stehen.
Ich hab mich während dem Smalltalk gut gefühlt. Eher total unbedarft, anstatt beklemmt. Es war jetzt aber auch nicht so, dass ich das Gefühl hatte - hey, wir machen hier jetzt einen auf total happy und reden wie Wasserfälle über Gott und die Welt, weil wir uns dazu verpflichtet fühlen. Es lief einfach von selbst - wir haben z.B. auch über einen tragischen Unfall geredet, der erst vor kurzem bei uns in der Gegend passiert ist - also auch nicht ausschließlich über Geschichten der Heiterkeit. Nur an einer Stelle hab ich mich unwohl gefühlt, nämlich als es um den Stadionbesuch und die Plätze dort ging und er dann meinte "War das da, wo wir das letzte mal gestanden sind?"... Das war nicht so prall, aber es dürfte sich von selbst erklären, warum und wieso. Das war aber relativ zu Beginn des Gesprächs und nicht der Auslöser für mein Umschwenken.
Sonnenblume10 hat geschrieben:Je mehr ihr geredet hättet, desto größer die Gefahr, auf die emotionale Ebene abzudriten. Und je mehr wieder die Gefühle ans Ruder kommen, desto mehr Unsicherheit macht sich in Dir breit. Du wolltest auch vermeiden, wieder von Emotionen überrollt zu werden. Insofern stellte das jetzt eine Art Flucht nach vorne da.
Das kann gut sein! Steht ja jetzt auch nicht unbedingt im Gegensatz zum Wohlfühlen während des Smalltalks, oder? Ich mein, irgendwann scheint sich wohl in mir unbewusst das Gefühl breit gemacht zu haben, dass so nach und nach die oberflächlichen Themen ausgehen?
Sonnenblume10 hat geschrieben:Und vlt. wolltest Du ihm auch gar nicht zeigen, dass Du noch an seinem Leben interessiert bist, obwohl Du es eigentlich schon bist, aber ihm nicht zeigen wolltest.
Ich glaube, ich bin grad tatsächlich nicht mehr allzu sehr daran interessiert, weil ich in den letzten Wochen die Erfahrung gemacht hab, dass ich mir Gedanken mache, wenn ich was über sein Leben erfahre. Das hat mir nicht gut getan und das möcht ich grade nicht. Ich möchte, dass es mir gut geht.
Sonnenblume10 hat geschrieben:Ja, und damit hättest Du zugegeben, dass Du hintenrum womöglich noch Informationen einholst.
Nicht mehr aktiv, nein. Wir haben einen gemeinsamen Freundeskreis, wo sich leider nicht vermeiden lässt, dass dem Ein oder Anderen mal was rausrutscht, auch wenn ich sie darum gebeten habe, mir nichts mehr zu erzählen. Aber wie gesagt, wenn ich dann was erfahr, denk ich drüber nach und das führt zu nix.
Sonnenblume10 hat geschrieben:Das war jetzt zweifelsohne ein weiterer Meilenstein der Trennung und wie es aussieht, ist das jetzt über die Bühne. Und da Du das auch gefühlt hast, hast Du natürlich auch wieder geweint.
Meinst du damit, dass mir quasi auch nochmal - wenn auch im ersten Moment nicht bewusst - klar geworden ist, wie sehr ich mich nun auch von ihm entfernt habe? Was ich ja nach der Trennung erstmal garnicht wollte, dann aber eben irgendwann damit begonnen hab, weils gesünder ist?!
Sonnenblume10 hat geschrieben:Ich glaube, Du hast Angst, dass Du ihn auf dem Treffen vor den Kopf gestossen hast, indem Du Dich eben nicht über ihn erkundigt hast und indem Du nicht zugelassen hast, dass ihr zu lange über Dies und Jenes geredet habt. Hast Du Angst, dass Du Dir was verbaut hast?
Ich glaube mittlerweile echt mehr, dass ich einfach überrumpelt von mir selbst war. Ich bin normal sehr darauf bedacht, zu erfahren, wie es meinem Gegenüber geht. Das ist nicht nur Höflichkeit, das zeigt für mich einfach Wertschätzung am Anderen. Die ich auch stets gegenüber mir erwarte. Ich finde diejenigen Menschen ganz arg schlimm, die nicht EINMAL fragen, wie's einem geht, wenn man selbst wiederum bei ihnen immer fragt und sich für ihr Leben interessiert. Das ist für mich der pure Egoismus. Und so möchte ich nicht sein. Ich war einfach schockiert, dass ich ihm das, was mir eigentlich sehr wichtig ist, einfach nicht entgegenbringen konnte.
Sonnenblume10 hat geschrieben:Aber ich finde, dass Du Dich bei dem Treffen gut geschlagen hast und dass es gut war, dass Du nicht auf die emotionale Ebene abgedriftet bist.
Ich danke dir!

Wie hat mir eine Freundin gestern Abend noch geschrieben...
"Wie lustig, du bist überrumpelt von deinen Fortschritten, die du gemacht hast. Auf die Schulter solltest du dir klopfen!

"
Liebe Grüße, Sole
P.S.: Auch wenn du mir das nicht so recht abzukaufen scheinst, die Tränen dort vor Ort waren echt wegen der Katze. Ein, zwei hab ich auch nochmal vergossen, als ich mich von ihr verabschiedet hab. Sie ist einfach ein Goldschatz und ich freu mich, dass ich sie bald wieder bei mir hab
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edit:
Sonnenblume10 hat geschrieben:Ich glaube, Du hast Angst, dass Du ihn auf dem Treffen vor den Kopf gestossen hast
Da war vermutlich schon auch ein ungutes Gefühl meinerseits zwecks der Sorge, ihn vor den Kopf gestoßen zu haben. Weil er mir ja als Mensch nach wie vor sehr, sehr wichtig ist und ich ihn nicht absichtlich verletzten möchte. Ich bin einfach nicht die "Rachetante", die sich da jetzt groß vornimmt, ihm übelst eine reinzudrücken und ihm als Ausgleich zu meinem Schmerz ebenfalls weh zu tun.