Liebes Topolinchen,
Und wenn er sich meldet, dann reagiere nicht drauf. Deine Retourkutsche: Du behandelst ihn ein wenig wie Luft, wenn er da ist. Die Luft ist da, Du kannst nichts dagegen tun und akzeptierst sie. Aber Du machst Dir Deinen Kopf darum.
Damit zeigst Du Format und das wird Dir selbst gut tun. Und zeigst ihm damit, dass Du Dir für diesen Eiertanz zu schade bist. Dann steigst Du im Ansehen bei Dir und er kommt vlt. auf die Idee, mal wieder anzuklopfen. Und dann geht das Spiel von vorne los. Du wirst nicht glücklich und Du kannst ihn nicht bekehren oder heilen. Es ist so wie Ranunkel es gesagt hat. Mit einem ohne Beine machst Du keine Wandertour.
Bindungsangst ist eine Grundveranlagung im Menschen, die anerzogen wurde. Schon ganz früh, im Kindesalter. Wenn ein Kind kein richtiges Urvertrauen in die Welt, in die es hineingeboren wurde, entwickeln kann, dann zieht es sich zurück. Denn es hat Angst. Da ist niemand da, der sich richtig um es kümmert. Die Mutter hat ihre eigenen Probleme, mit denen sie nicht fertig wird, Vater ist auf Arbeit oder gar nicht anwesend, weil die Familie kaputt ist. Es ist keiner da, der das kleine Kind an die Hand nimmt und ihm die Sicherheit gibt, dass es geliebt wird. Und dann verinnerlicht das Kind eines: im Grund genommen bin ich allein auf mich gestellt, denn es gibt keine Liebe für mich. Jeder wird mich irgendwann verlassen. Das ist das Programm, das verinnerlicht wurde und das im Erwachsenenleben auch noch abgespult wird. Dahinter steckt eine riesige Angst und Unsicherheit, aber mit der kann man nicht durchs Leben gehen. Also türmt der Bindungsphobiker jede Menge Müll darüber. Er flüchtet sich in Eigenständigkeit, Unabhängigkeit, sogenannte Freiheit. Dass er nichts auf lange Sicht planen will, ist symptomatisch, denn der BP hält sich am liebsten jede Option offen, sodass er sich jederzeit umentscheiden kann.
Und genauso verhält er sich in Bindungen. Alles ist offen und wenn es nicht mehr offen ist, da die Partnerin eine feste Beziehung anstrebt, kriegt er es mit der Angst und flüchtet. Oder greift erst mal zu Distanzmanövern wie Rückzug, Totstellen usw. Die Partnerin steht vor Angst und Verunsicherung und Ratlosigkeit. Warum ist er so? Bin ich schuld? Vielleicht müsste ich ..., dann würde er ... Er würde gar nichts, weil er ohne Beine keine Wanderung absolvieren kann. Wer Bindungsangst hat, der hat sie, es gibt keine Prothese und es gibt keine Heilung. Er bräuchte eine Therapie, aber mein Therapeut sagte mir schon, die Erfolgsaussichten sind nicht groß. Es würde lange dauern und der BP müsste selbst einen Leidensdruck verspüren, weil er sich jede Beziehung selbst kaputt macht. Er sabottiert sich quasi selbst, weil er es nicht wert ist, geliebt zu werden. Schau dir mal an, was er alles getan hat. Man fragt sich, was er noch alles aus dem Ärmel schüttelt, damit der klammernde Teil endlich geht. Das geht bis zum Seitensprung. Und wenn selbst das nichts hilft, dann leitet er die Trennung ein. Damit hat er seine sog. Freiheit wieder, aber er ist wie ein schwarzes Loch, das sehr hungrig ist. Es braucht dringend Nahrung in Form von Liebe, Zuneigung, Bestätigung (ganz wichtig, da er ein schwaches Ego hat, das er permanent aufpolieren muss) und dann kommt ein Planet in seine Umlaufbahn. Das bist Du. Du verlierst Deine Bahn, weil das Schwarze Loch Dich magisch anzieht. Du kommst ins Trudeln und schließlich hast Du keine Chance mehr. Du bist im Loch gefangen und dieses Loch frisst Dich im Lauf der Zeit auf. Es vernichtet Dich, raubt Dir Deine Sicherheit, Dein Vertrauen und Dein Selbstbewusstsein. So lange, bis Du nicht mehr gehen kannst, denn Du hast schon lange in der Beziehung den Löffel abgegeben. Wenn er sich Dir einverleibt hat, hat er nichts mehr von Dir. Du bist vernichtet, Du bist unterlegen und da Du immer noch klammerst und hoffst, bist Du zweimal nichts wert. Er irrt weiter durchs Universum, bis sich der nächste Planet in sein Umfeld begibt und alles geht von vorne los.
Verstehst Du das? Er ist ein ewiger Wanderer, der permanent sucht. Hinter dem nächsten Hügel, da wird das sein, was ich suche und brauche. Seltsam nur, dass da auch nicht das Richtige ist. Also geht er weiter. Ein lonesome Cowboy, der im Grund genommen die Liebe seiner Mutter sucht. Und da er die nicht bekommen hat oder jedenfalls zu wenig, sucht er sie jetzt in Beziehungen.
Schätzchen, wir alle wissen wie das ist. Ranunkel, ich und viele viele Andere. Du bist noch auf Droge und siehst noch nicht ein, dass es diese Droge für Dich nicht mehr geben darf. Ein Entzug ist hart und er ist Schwerarbeit, aber Du wirst ihn schaffen. Ganz, ganz sicher! Du brauchst nur eines, viel Zeit und viel Geduld. Und viel Einsicht, die Dir weh tut. Alles ganz normal, aber sehr schmerzvoll.
topolino hat geschrieben:Und ich hab Angst dass er mit der anderen viel glücklicher ist und sie nun die Beziehung bekommt die ich immer wollte

Meiner hatte nach mir die Beziehung, die er immer wollte. Er scheint jetzt eine halten zu können. Sei es ihm gegönnt, denn auch er braucht Jemanden. Aber nicht mich, denn ich war es ihm nicht wert. Und wer mich nicht will und schätzt, den will ich auch nicht. Bis ich das verstanden hatte, dauerte es lange. Und doch frage ich mich, ob er bei der Neuen, die so neu jetzt auch nicht mehr ist, auch aus einem Stück Resignation bleibt. Vlt. kann sie besser mit ihm umgehen als ich. Kann auch sein.
Also, ob er nun sein Glück findet oder nicht, kannst Du nicht wissen. Wenn er noch ziemlich jung ist, zieht er vermutlich eines Tages weiter. Wenn er wie meiner schon älter ist, sieht er vielleicht ein, dass er nicht ewig weiter suchen kann und denkt sich, ehe ich im Alter ganz allein bin ... Lieber so, auch wenn es so toll auch wieder nicht ist und ich insgeheim nicht richtig glücklich bin.
Aber bis dahin wird Dich das nicht mehr interessieren, denn Du wirst den Kummer verdauen und verstehen, dass auf Dich noch etwas wartet: ein neues Leben und zwar ohne ihn.
GLG
Sonnenblume