Liebe Molly,
ich wollte mit meiner Antwort nicht bezwecken, dass du dich angegriffen fühlst und das Gefühl hast dich rechtfertigen zu müssen. Wahrscheinlich habe ich mich ungünstig ausgedrückt - das tut mir leid
Du kannst stolz auf dich sein wie du deinen Alltag mit den beiden Kindern meisterst und nebenbei noch versuchst deinen Mann für euch zurückzugewinnen. Es liest sich für mich eben manchmal etwas "blauäugig", aber nicht im Sinne von Blödheit, sondern eher davon, dass du der Wahrheit nicht ins Auge sehen willst. Dass diese hart ist und es sehr schmerzt - das steht außer Frage. Wir sind ja nicht für taube Nüsse hier
Als ich 6 Jahre alt war trennten sich meine Eltern. Wir saßen zusammen am Tisch und meine Eltern erklärten meiner 8-jährigen Schwester und mir, dass sie sich trennen werden. Unser Haus wurde verkauft, Papa zog in eine Single-Wohnung, wir Beiden mit Mama in ein Mehrfamilienhaus.
Von Anfang an wurde für klare Verhältnisse gesorgt. Wir hatten immer regelmäßig Kontakt zu Papa. Wir waren jedes zweite Wochenende da, er hat sich toll um uns gekümmert und in der Woche sagte Mama mindestens jeden zweiten Tag, dass wir Papa anrufen sollen, weil er sich doch freut
Es fanden keine gemeinsamen Weihnachtsfeste mehr statt, auch Ausflüge wurden nicht mehr gemeinsam unternommen und keine gemeinsamen Mahlzeiten eingenommen. Mama und Papa sind vor uns immer respektvoll und ordentlich miteinander umgegangen - Streit haben wir nie mitbekommen.
Dafür bin ich meinen Eltern heute sehr dankbar, auch wenn ich mir natürlich ein intaktes Familienleben gewünscht habe! Sie haben aber das Beste daraus gemacht
Was ich dir sagen möchte: auch für deine Kinder solltest du unbedingt für klare Verhältnisse sorgen. Papa ist ausgezogen und er lebt nicht mehr gemeinsam mit euch unter einem Dach. Regelmäßiges Sehen und Telefonieren ist sehr wichtig, Treffen sollten aber m.E. nicht zu viert stattfinden.
Warum? Weil deine beiden Mäuse das doch überhaupt nicht einordnen können und durcheinander sind. Sie merken natürlich, dass du traurig bist, weil du öfters weinst und auch mit ihnen sprichst. Das fördert aber nicht ihr Gefühl von voller Sicherheit.
Nur wenn jetzt klare Linien gezogen werden kannst du den nötigen Abstand gewinnen und dich nach und nach erholen und neue Kraft sammeln. Ich bin stolz auf dich, dass du euer Haus umgestaltest - das ist der erste Schritt
Ich finde es toll, dass ihr keinen Streit habt (obwohl ich manchmal vermisse, dass du mal richtig sauer auf ihn wirst wegen seiner neuen ollen Pute

). Die Zeit, in der du wütend auf ihn sein wirst, wird noch kommen. Im Moment läuft die reale Situation scheinbar noch etwas an dir vorbei, weil du dir Hoffnungen, Hoffnungen und Hoffnungen machst. Ja, ich verstehe, dass du Hoffnungen hast. Ich frage dich aber auch, ob du diesen Mann wirklich zurückhaben möchtest. Ein Mann, der dich vor einigen Jahren schon böse betrogen hat, ein Mann, der dich jetzt wieder betrügt... euch verlässt, weil es ihm zu anstrengend geworden ist? Ist das ein Mensch, den du neben dir haben möchtest?
Es ist verzwickt und verzwackt und du hast im Moment ein hartes Los gezogen. Es werden aber wieder bessere Zeiten kommen wenn du es zulässt. Lass den Schmerz zu und setze dich vor allem mal mit deiner Person auseinander. Mir unterstellte man in meinem Strang, dass ich ein Helfer-Syndrom habe. Und ja: ich wollte in meiner alten Beziehung die Mutter Theresa sein, die natürlich völlig fehl am Platz war und gescheitert ist
Du kannst es nicht allen Recht machen und das sollst du auch nicht!
Letztendlich kannst du die Ratschläge der Anderen annehmen oder auch nicht. Die gemeinsamen Unternehmungen, Mahlzeiten etc. werden sicherlich weniger werden, wenn etwas Gras über die Sache gewachsen ist. Aktuell ist alles noch sehr frisch und es schmerzt für alle.