Ananassi hat geschrieben: ↑Mi 15. Mai 2019, 22:46
Gerade wenn man optisch so getriggert ist wie ich (ohne, dass das hochnäsig klingen soll). ‚Meine Männer‘ sind optisch immer vom gleichen Typ u komischerweise fühl ich mich auch optisch nur von diesem angezogen.
Das kommt auch aus dem Unterbewusstsein. Vermutlich ist eine Verknüpfung angelegt. Du siehst einen Mann, der otisch (denn anfangs ist es ja noch nicht mehr) Deinem Beuteschema entspricht und ich könnte mir vorstellen, dass Du dann sofort bestimmte Eigenschaften mit ihm in Verbindung bringst. Du springst auf ihn an.
Ging mir bei meinem Bindungsphobiker auch so. Er kam, sah und siegte. Er tat nichts dazu, er grüßte nur und ich war irgendwie perplex und dachte mir, dass es so einen Mann in meiner Branche normalerweise nicht gibt. Zumindest hatte ich noch keinen gesehen, der vergleichbar gewesen wäre. Und sofort fing ich beim unverbindlichen (dienstlichen) Kennenlernen an, ihm bestimmte Eigenschaften zuzuweisen. Er war intelligent (das stimmte sogar auf lange Sicht), er wirkte so sanftmütig, aber dennoch selbstbewusst (beides stimmte nicht!), man konnte gut mit ihm reden (ja, wenn man sich auf der sachlichen Ebene bewegte. Auf der emotionalen Ebene konnte man nicht gut mit ihm reden), er wirkte irgendwie, als ob er fair wäre (nein, war er nicht!).
Er war ein Wolf im Schafspelz, aber ich projetzierte bestimmte Eigenschaften in ihn hinein, weil er mir optisch gefiel. Es war reine Einbildung und ich zimmerte mir ein (idealisiertes) Bild von ihm zurecht, das der Realität gar nicht standhalten konnte. Es war schlichtweg ein deutliches Signal einer Mangelerscheinung bei mir, die mich dazu triebe, Dinge zu sehen, die ich mir einbildete.
Er war egoistisch, auf sich fixiert und sah sich wohl eher als Mittelpunkt seines persönlichen Universums. Andere Menschen kreisten in größeren oder näheren Umlaufbahnen um ihn und wer ihm zu nahe komm, der bezahlte dafür. Er hatte viele Bekannte und auch Freunde und da funktionierte er prächtig. Er war hilfsbereit, nett, harmoniebedacht, denn er profitierte auch davon. Freunde verbrachten Zeit mit ihm, weil der Kontakt letztendlich doch unverbindlich blieb. Engere Beziehungen waren eine Katastrophe. Da zog er alle Register, um den Menschen immer wieder in die Distanz zu schicken. Half ihm aber nichts, denn die doofe Sonnenblume hielt zu ihm und hielt eisern an ihm fest, egal, was er sich auch erlaubte.
Und das ist emotionale Abhängigkeit und die Unfähigkeit, die Realität anzuerkennen und im Interesse des Selbstschutzes zu handeln. Ich war orientierungs- und hilflos geworden, hatte viele negative Gedanken und Gefühle und ging trotzdem nicht, weil ich es nicht schaffte. Innerhalb kurzer Zeit hatte er es geschafft, mich in seine Abhängigkeit zu bringen. Es ist schlecht zu beschreiben, wenn man nicht drinsteckt.
Dass ich das mit mir machen ließ, hatte sicher mit frühkindlichen Defiziten zu tun. Ich hatte es nicht gelernt, mich mental abzugrenzen, sondern nahm alles auf wie ein Schwamm. Ich hatte nicht gelernt, auf mich zu achten und mich zu schätzen. Wer ein gesundes Selbstwertgefühl hat, gerät niemals in Abhängigkeit, die einen handlungsunfähig macht und einen in eine abwartende und hoffende und alles hinnehmende Position bringt.
Dieser Typ hatte es geschafft, mir meine wahren Seiten zu zeigen. Mit dem Selbstbewusstsein war es nicht weit her, denn es beschränkte sich auf den Beruf und die Familie u. ä., aber nicht auf die Beziehung. Und er schaffte es, Reste meines Selbstgefühls zu unterminieren. Sein Mittel: Nähe und Distanz im Wechsel.
Gerade so viel Nähe, dass man bei der Stange bleibt und wenn man sich dann treudoof in Sicherheit wähnte, dann kam der Schuss vor den Bug. Er tat das nicht aus böser Absicht, denn bösartig war er nicht, wenn auch rücksichtslos, aber was hilft einem das? Es ist ja doch so wie es ist und wird nicht besser. Aber keine Sorge, ich blieb dennoch.
Begab mich in Träume, die Wirklichkeit werden würden. Eines Tages, da wird er ... und dann werden wir ... Ich muss nur warten können, ihn verstehen, ihn akzeptieren, denn Zeit und Treue bringen seine Heilung und ich werde belohnt. Ich wurde letztendlich auch belohnt, aber auf ganz andere Art und Weise als ich gedacht hatte.
Er konnte ja auch wieder sehr lieb sein, zärtlich und liebevoll. Wer relativ wenig solcher Momente kriegt, der stilisiert diese zu etwas sehr Wertvollem. Ein ganz normaler Mechanismus. Entziehe Jemandem etwas und er schätzt das Wenige was er noch hat und kriegt. Hier, Du darfst mal am Bonbon lecken! Aber essen tue ich ihn. Dann freut man sich schon über darüber, das man eine Kostprobe von dem kriegt, was sein könnte.
Gestern sah ich in der Stadt doch glatt einen laufen, der auf die Ferne eine gewisse Ähnlichkeit hatte. Sofort merkte ich, dass ich schon wieder interessiert hinschaute und merkte, dass meine Gleichmütigkeit leicht ins Wanken kam. Immer noch! Macht nichts, er war es nicht, was klar war, denn er lebt ja wo anders, aber es zeigt mir doch, dass ich auf einen gewissen Typ Mann anspringe. Die lerne ich aber eh nicht kennen und selbst wenn, würde ich mir so ein Exemplar mit größter Vorsicht anschauen. Außerdem habe ich jetzt einen Stefan zu Hause. Der sieht zwar nicht so aus wie er, ist aber viel netter und beständiger und vor allem ZUVERLÄSSIG! Keiner von der Sorte, wo man nie sicher ist, ob Worte auch Handeln nach sich ziehen und ob er kommt oder doch nicht und wenn ja, zu spät.
Und damit lebt es sich entschieden streßfreier.
Du bist da auch gefährdet und siehst die Realität vielleicht zu wenig. Ein Mann ist nur ein Mann und nicht mehr, egal wie er ausschaut. Es gibt gute und schlechte, wobei die guten und brauchbaren Exemplare oft nicht so gut aussehen. Die sehr gut aussehenden wissen das auch und machen sich das zu Nütze.
Warum konnte ich mich nicht schützen? Wie gesagt, ich hatte es nicht richtig gelernt. Meine Mutter dressierte mich und vermittelte mir die Botschaft, sei so wie ich Dich haben will und Du wirst geliebt. Dann gab es Lob, Anerkennung, Freude, aber in aller Regel eben nicht ohne Gegenleistung. Gute Noten in der Schule waren ein hervorragendes Mittel, um sich das zu sichern.
Als ich klein war, litt ich oft unter ihrer Launenhaftigkeit. Sie war mal so und mal so und keiner wusste, was der Tag bringen würde. Da ich das alles abbekam, entwickelte ich sehr feine Antennen und merkte sofort, ob sie fröhlich war oder unzufrieden, was sich meist noch steigerte. Und das wiederum ist die mangelnde Abgrenzung, die ich später in Beziehungen nachlebte. Ich spürte und witterte alles, das sagte mir auch mein Bindungsphobiker. Ich nahm alles wahr, jede Stimmung, die er hatte und stellte mich darauf ein. Ich tat das, was ich immer getan hatte, schon als kleines Mädchen. D.h. ich konnte mich nicht richtig abgrenzen und schützen. Dafür war ich zu kleinmütig und ängstlich. Bestimmtes Auftreten lag mir nicht, denn da dominierte die Angst. Konsequenzen zu ziehen lag mir noch weniger. Lieber leiden als lösen, das erschien mir als die bessere Alternative.
Natürlich wirkt sich auch der Vater aus. Der war so was wie der ruhende Pol, aber dennoch blieb er mir irgendwie immer fern. Ich liebte ihn abgöttisch, ich liebe ihn heute noch, aber in meiner Kindheit war er immer irgendwie geheimnisumwittert und schlecht erreichbar.
Und genau auf solche Männer flog ich später. Diejenigen, die man nicht so leicht durchschaute, die etwas an sich hatten, was in mir den Reflex bewirkte, die Mauer zu durchbrechen. Was man nicht alles tut, was man bereits in der Kindheit gelernt und versucht hatte!
Diese Dinge und vlt. noch ein paar andere bewirkten schließlich, dass ich war wie ich war. Heute sehe ich mich ein wenig anders, denn ich habe meine Lektion gelernt. Die alten Pfade verlassen, die mir doch nie Glück gebracht hatten.
Die Roberts interessieren mich nicht mehr, ich brauche sie auch nicht mehr. Was hilft mir ein schillerndes und attraktives Exemplar, wenn dahinter sonst nicht viel ist? Und die Roberts wollen auch nichts mehr von mir. Die merken sehr schnell, dass ich kein Adressat mehr für ihre Spielchen wie Egopushing bin und bleiben fern.
Es ist eine Frage der Signale die Du aussendest. Du ziehst die Roberts an, die Dich dann doch nur links liegen lassen. Und die Stefans haben keine Chance, weil sie gleich unten durch fallen und gar keine Chance haben, dass Du sie näher anschaust. Du küsst den Prinzen und es ist ein Frosch dahinter. Du küsst den Frosch und er kann zum Prinzen werden. Manchmal bleibt er auch ein Frosch.
Eigentlich ist alles ganz einfach. Deine Signale finden Resonanz bei einem bestimmten Typ Mann und seine werden von Deinen Antennen aufgenommen. Es könnte was draus werden, da aber beide in ihren unbewussten Mustern feststecken, entwickelt sich nichts. Es sind zwei Lahme, die zusammen auch nicht gehen können.
Du müsstest Dein inneres Programm ändern. Es erkennen und es annehmen wie es ist. Dann kannst Du aber auch besser damit umgehen und bist weniger gefährdet, weil Du die Dinge realistisch einordnest. Aber das ist ein langer Weg, den Du allein gehen musst. Da kann Dir keiner helfen.
Wenn sich Dein inneres Programm verändert hat und da reichen oft schon kleine Schritte, denn eine komplette Neuaufsetzung wie eine Version 2.0 gibt es nicht, sendest Du auch andere Signale aus. Und diese werden dann auch von anderen Menschen wahrgenommen. Kann gut sein, dass die untauglichen Roberts dann auf einmal uninteressant sind.
Es hiflt nur so was wie Bewusstwerdung. Warum verhalte ich mich so und nicht anders? Warum sitze ich daheim und warte, dass ein Typ sich meldet? Ich habe doch genug andere Dinge zu tun! Vielleicht doch nicht? Warum warte ich überhaupt? Weil ich Erwartungen habe. Welche und warum habe ich die? Erwartungen beruhen oft auf Mangel und stellen einem oft ein Bein. Und einen Mangel kann auch kein Mann ausfüllen.
Sonnenblume