Bin unsicher, ob ich sie wirklich zurück will

Indiana
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Re: Bin unsicher, ob ich sie wirklich zurück will

Beitrag von Indiana » Do 27. Nov 2014, 03:04

Mr New hat geschrieben:Ich hoffe, dass du deinen Weg weitergehst, deine Probleme weiter angehst und wieder ein glückliches Leben führen kannst.
Ich denke, dass es sehr schwer ist der Wahrheit ins Gesicht zu sehen, aber du scheinst das jetzt anzugehen und das finde ich wirklich bewundernswert.
Ich habe vor ein par Tagen mit einem Berater ein interessantes Bild visualisiert, das mich und meine Ex (und noch ein paar andere) zeichnet. Da ich immer wieder davon berichte, will ich dies hier mal versuchen, zu skizzieren.

Es beginnt damit, dass ich feststelle, dass ich bei meiner Ex, wenn ich wieder zu ihr hinrenne, immer im Mangel bin. Denn sie will nicht wirklich mit mir zusammen sein, da ich ihre Parameter noch nicht erfüllt habe. Diese sind: eine besser bezahlte Arbeit und die Wohnung 20 km weiter weg als jetzt. Ich wohne ihr zu nah bei mienem Sohn (und der Kindsmutter). Das möchte ich hier auch in keiner weise kritisieren. Ich denke, ich würde mich auch unwohl fühlen, wenn sie eine ähnliche Konstellation hätte.
Aber den Mangel, dieses Gefühl, nie genug zu bekommen, das ich immer hatte, selbst in guten Tagen. Wirklich satt bin ich nie geworden, sondern war meist unter Spannung und Verlustangst.

Ich sah mich als klapprigen Esel, der in einem alten Stall hinter dem Haus verweilt, gefüttert mit einer Scheibe einer Möhre alle paar Tage. Und immer wieder wollte ich mich in diesen Stall sperren lassen und dann ihr diesen Esel geben. Klapprig und dürr stand ich hinten im Hof und vorne der Palast, der war nur für Vollbluthengste.
Ich bin damals auch als Vollbluthengst dort hinein gekommen. Wie und wann ich zuum alten, klapprigen Esel mutierte, ist mir noch unklar. Auch kann es sein, dass ich mich als Vollblutrhengst verkleidet habe und eigentlich immer schon ein Esel war. Ein Esel im Hengstkostüm sozusagen.

Interessant ist, dass meine Ex noch ähnliche Kontakte wie mich zu all ihren Exfreunden hat, diese sie regelmäßig besuchen oder ihr Arbeiten ausführen, selbst nach all den Jahren noch und auch wenn sie nur kurz in ihr Leben kamen.

Dies bewog meinen Berater dazu, mir ein Bild zu malen, wo neben meinem Stall noch weitere Ställe sind, alle für klapprige Esel. Und die Frau des Hauses hat für jeden Zweck einen solchen Esel. Und sie schaut auch darauf, dass die Esel sich untereinander nicht kennenlernen. Immer wenn ich ging, war da also ein Stall frei. Es schien, als hätte meine Ex alle Hände voll damit zu tun, im vorderen Teil des Hauses, dem Palast, sich von ihrer besten Seite werbend zu zeigen und immer wieder nach ihren Eseln zu schauen. "Wie kommt man als Esel wieder vorne rein?" war die Frage. Und wie schafft man es, kein Esel zu werden?
Das Bild, das wir zeichneten, erinnerte an den Stall von bethlehem, wo die Krippe auch ihinten im Hof war. Wo der Wirt nicht zu seinen Gästen stand und sie nicht im Haus haben wollte. Ob die beiden da je wieder eingekehrt sind? Ich würde es nciht tun, wenn man mich nicht willkommen heisst.
Und bei der Ex? Da gelten all diese Regeln nicht? Wieso stellte ich mich da freiwillig immer wieder hinten in den Stall und mahte ihr den Esel?
Und wieso kommt sie wieder und wieder auf mich zu? Sagt mir, dass Freundschft bei uns eh nicht geht und wir es nicht nochmal probieren sollen und dennoch habe ich das Gefühl, sie sortiert mcih wieder hinten in einen ihrer Ställe ein.

Ich mag der klapprige Esel nicht mehr sein! Lieber erhole ich mich und laufe als Vollbluthengst durch die Camarque. Und achte darauf, dass ich da in keinen Palast reingerate, wo es hinten kleine alte Ställe gibt!
Wenn Du still bist, verstehen Dich nur Menschen, die dich fühlen

Kitkat
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Re: Bin unsicher, ob ich sie wirklich zurück will

Beitrag von Kitkat » Do 27. Nov 2014, 21:15

Schöne Allegorie, klappriger alter Esel... und der Mangel... sehr bildgewaltig!
Wenn man sich manchmal von aussen betrachtet, wie man in irgendwelchen Situationen agiert, fragt man sich schon, weshalb man das alles mit sich machen lässt... Wer ist die Person, die sich so verletzten lässt? Bin ich das etwa... Schauder ;-)
lieber gruss,
k
Innerer Frieden bedeutet nicht die Abwesenheit von Konflikten, sondern die Fähigkeit, damit umzugehen.

Sonnenblume10
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Re: Bin unsicher, ob ich sie wirklich zurück will

Beitrag von Sonnenblume10 » Di 2. Dez 2014, 14:23

Indiana,

das mit den Bildern ist toll! Wie viel Wahrheitsgehalt doch in einem Bild steckt, oft mehr als in 1000 Worten, die nur Schall und Rauch sind.
Die Ex. habt Ihr gut gezeichnet: Vorne der Palast mit der werbenden Zauberfrau, die dann alle, die in ihre Fänge kommen, in einen Stall verbannt. Sie haben allesamt nicht getaugt für eine Beziehung, denn die Zauberfrau braucht das Besondere, den Idealmann, der in der Realität nicht existiert. Außerdem übt sie einen Zauber aus, aber nur auf diejenigen, die darauf anspringen. Dich z. B.

Genau solch eine Beziehung hatte ich auch. Ich sah mich als das arme Schaf, das sein Herz an den Schäferhund verloren hatte und sich immer wieder in seiner Nähe rumdrückte. Manchmal durfte ich nah ran an ihn, aber dann biss er mich wieder weg. Und das arme Schaf trottete traurig und verletzt wieder auf seinen Platz in der Herde und leckte seine Bisswunde. Aber das Schaf lernte nicht, denn immer wieder versuchte es beim Schäferhund Nähe und Liebe zu bekommen. Die Verletzungen wurden immer schlimmer, aber es war wie ein Zwang, sein Glück wieder zu versuchen.
Ob jetzt Esel oder Schaf - das bleibt sich gleich.

Tatsache ist, dass Du etwas in ihr gesehen hast, auf das Du geflogen bist wie die Motte zum Licht. Und es wäre ganz gut, wenn Du dahinter kämst, was es wohl gewesen sein könnte. Ich habe auch lange überlegt, was mich seinerzeit zum Ex. hinzog. Ganz konnte ich es nicht ergründen, aber es war wohl seine Aura. Ihn umgab etwas Geheimnisvolles, Unergründliches. Er war still und zurückhaltend und genau das gefiel mir. Ich verband mit seiner Person Tiefsinnigkeit, die niemals vorhanden war. Er lag nicht so offen auf dem Teller vor mir, sodass ich ihn gleich in eine Schublade einordnen konnte. Es zog mich magisch zu ihm hin und ich konnte mich sehr lange nicht aus seinem Bann lösen. Es hat Jahre gedauert, ehe er mich tatsächlich nicht mehr interessierte. Wir haben keinerlei Kontakt mehr und ich will von ihm nichts mehr wissen. Das ist ein gutes Gefühl, das Gefühl, abgeschlossen zu haben.
Er hatte immer die Macht in der Beziehung, denn er war und blieb autark. Er brauchte mich nicht, nur ich ihn und genau wie Du fühlte ich so gut wie immer einen Mangel. Selbst an den WE, die wir gemeinsam verbrachten. Wie oft fühlte ich, dass ich nicht weiter von Bedeutung war, ja teilweise nur geduldet in seinem tollen Leben.
Ich hatte mich von Anfang an und völlig unbewusst klein gemacht in der Beziehung und das führte auch dazu, dass ich nicht mehr Ich war. Ich verbog mich und versuchte so zu sein, wie er mich vermeintlich haben wollte. Und dieser permanente Mangel hält einen beim Partner, denn da ist die Hoffnung, die man nie aufgibt und da sind die wenigen Augenblicke, in denen man sich ausnahsweise mal wertvoll fühlt. Wir wurden zu Marionetten und merkten es nicht mal, dachten, das wäre normal. Ein erbärmliches Spiel, für das wir uns hergaben. Und dahinter steckt unser großes Manko: mangelndes Selbstwertgefühl.

Hätten wir uns jemals wertvoll gefühlt, wären wir jemals von unserem einzigartigen Wert überzeugt gewesen, hätten wir uns nie in diese jämmerliche Rolle begeben. Aber wir machten die Partner zu unseren Meistern, die über unseren Wert entschieden.
Ich mache das jetzt nicht mehr mit. Ich bin wertvoll, ich bin einzigartig und wer mich nicht als das nimmt was ich bin, der soll es bleiben lassen. Ich laufe keinem mehr hinterher. Es ist seltsam, was passierte, denn früher brauchte ich die Männer. Ich suchte den Erfolg beim anderen Geschlecht, weil das meinen Wert in meinen Augen steigerte. Klar, wer Probleme mit dem Selbstgefühl hat, der sucht es, außen zu bekommen.
Und heute? Sie interessieren mich nicht mehr sonderlich, die Männer, denn ich brauche sie auch nicht mehr, um mich besser zu fühlen.
Indiana hat geschrieben: wenn ich wieder zu ihr hinrenne, immer im Mangel bin
nicht nur bin, sondern auch bleibe. Das ist das Interessante, das uns hält. Es könnte ja sein, dass wir dieses Mal genug Fressen bekommen. Wir brauchten die Partner um uns gut zu fühlen und machten unser Wohl und Wehe von ihnen abhängig. Und genau der Mangel hält uns: es könnte ja sein, dass es gerade dieses Mal anders wird.
Indiana hat geschrieben: Denn sie will nicht wirklich mit mir zusammen sein, da ich ihre Parameter noch nicht erfüllt habe.
Ha, da hake ich jetzt doch ein. Das Problem sind nicht die Kriterien, die Du nicht erfüllt hast, das Problem ist sie selbst. Denn sie selbst kann keinen Mann in seiner Gesamtheit annehmen wie er ist. Auch sie lebt in einem permanenten Mangel und sucht daher ständig weiter. Aber mehr als Esel bleiben nicht übrig.
Selbst wenn Du Dein Leben so geändert hättest, wie sie es wollte, Du wärst dennoch nie genug gewesen für sie. Sie ist wie ein lonesome Cowboy: sucht das Glück das hinter dem nächsten Hügel auf sie warten könnte, aber auch sie findet es nicht, denn keiner ist gut genug. Keiner bleibt der strahlende Hengst, der in ihr Leben trat, denn sie macht alle zu ihren Eseln.
Indiana hat geschrieben:Wirklich satt bin ich nie geworden, sondern war meist unter Spannung und Verlustangst.
Eine unglaublich Energieverschwendung, der man sich freiwillig aussetzt. Spannung und Angst, das waren die Komponenten unserer Beziehungen. Auch so etwas hält einen, denn es ist zweifellos interessanter als eine funktionierende Beziehung, die Sicherheit gibt.
Indiana hat geschrieben: Wie und wann ich zuum alten, klapprigen Esel mutierte, ist mir noch unklar. Auch kann es sein, dass ich mich als Vollblutrhengst verkleidet habe und eigentlich immer schon ein Esel war. Ein Esel im Hengstkostüm sozusagen.
Ein interessanter Ansatz, der Parallelen aufweist. Ich kam als eine Art Prinzessin in die Beziehung, strahlend und voller Zuversicht auf eine wunderbare Beziehung. Auch ich war verkleidet, denn darin steckte das Aschenputtel, das nicht viel wert war. Es war fade, unattraktiv, langweilig. Zumindest glaubte das Aschenputtel das, aber der Prinz würde seinen Wert erkennen und es aus seinem armseligen Leben rausführen. Auf einem Schimmel würden sie ins Glück reiten.
Sie hat Dir am Anfang etwas gegeben, was Du aufgesogen hast. Auch Du warst nicht viel wert, denn in Dir steckte ja nur der Esel. Der Esel fand keine Beachtung, also zog er das Hengstkostüm an, denn ein Hengst erregt viel mehr Aufmerksamkeit. Und kaum hatte sie Dich, wurdest Du ganz schnell wieder zum Esel und ich zum Aschenputtel. Das geht unglaublich schnell, das man gleich ganz zu Anfang und völlig unbewusst ein Beziehungsmuster festlegt. Schuld daran sind die Prägungen, die Du seit Kindheit mit Dir rumschleppst. Wäre Dein Selbstgefühl gesund, wärst Du niemals in die Falle getappt bzw. hättest beizeiten Reißaus genommen.
Aber ein Esel ist zu passiv, leidensfähig, geduldig und wartend, genau wie das Aschenputtel in der Küche, das nicht mit zum Ball darf.
Indiana hat geschrieben:wo neben meinem Stall noch weitere Ställe sind, alle für klapprige Esel. Und die Frau des Hauses hat für jeden Zweck einen solchen Esel. Und sie schaut auch darauf, dass die Esel sich untereinander nicht kennenlernen. Immer wenn ich ging, war da also ein Stall frei.
Ein tolles Bild, das wiederum ein Licht auf die Frau wirft. Sie sammelt Funktionsesel und genau daher wärst auch Du in ihrem Dunstkreis von Interesse. Sie fühlt sich nur halbwegs wohl, wenn alle ihre Esel da sind, denn sie kann jeden brauchen. Aber mehr als Esel werden es nicht, sie bleiben Esel. Denn der Palast ist nur für die Hengste. Allerdings macht die Zauberfrau aus ihren Hengsten immer Esel, die nicht genügen. Sie kastriert sie sozusagen. Und keiner hält ihren Idealvorstellungen stand. Das ist ihr Problem. Sie lebt in einer Traumwelt, geleitet von ihren Vorstellungen und sieht den Wert ihrer Hengste nicht, denn jedem fehlt etwas.
Indiana hat geschrieben: im vorderen Teil des Hauses, dem Palast, sich von ihrer besten Seite werbend zu zeigen und immer wieder nach ihren Eseln zu schauen.
Auch sie hat ein schwaches Selbstgefühl, denn sie macht aus den Hengsten Esel. Sie nimmt ihnen etwas und das ist ein Full-time-Job. Vorne hui, denn nur eine attraktive Frau wirbt neue Hengste ein. Dahinter aber ist nicht mehr fiel, nur ein trauriger Hinterhof mit Eselställen. Sie lebt ein Bild, das sie von sich hat. Sieh her, ich kann jeden Hengst haben! Sie braucht ihn nur, bis sie sieht, dass auch er nur ein normales Pferd ist, womöglich nur ein alter dürrer Kleppergaul oder eben ein Esel
Indiana hat geschrieben:Wie kommt man als Esel wieder vorne rein?" war die Frage. Und wie schafft man es, kein Esel zu werden?
Weder ich noch Du sind dafür da, etwas zu schaffen, wieder zur Prinzessin oder zum Hengst zu werden. Wir sind wir und das ist in Ordnung so. Wir sind nicht dazu da, um uns aus wohl gelittenen Partnern innerhalb kurzer Zeit demontieren zu lassen. Und das war unsere Schuld. Wir ließen es zu! Wir standen nicht auf und zeigten unsere Grenzen auf, denn wir waren zu schwach, um zu uns selbst zu stehen und zu sagen: DAS LASSE ICH NICHT MIT MIR MACHEN! Denn dafür bin ich zu wertvoll.
Eins bedingt das Andere. Sie braucht diese schwachen Männer, denn nur aus denen werden auch Esel. Und Du brauchtest die Frau im Palast und ich meinen Prinz auf dem edlen Ross. Denn ganz am Anfang waren wir das und wir fühlten uns großartig dabei, aber das war nur kurz. Denn sehr schnell fügten wir uns in unsere wahre Bestimmung. Esel und Schaf.
Indiana hat geschrieben: Ich würde es nciht tun, wenn man mich nicht willkommen heisst.
Ganz genau. Auch wir waren im Grund genommen nicht richtig willkommen. Wir waren auch nur dazu da, den Mangel des Partners auszufüllen und durften dann wieder gehen, als wir langweilig geworden waren.
Geh da nicht mehr hin, wo Du nicht willkommen bist!
Indiana hat geschrieben:Wieso stellte ich mich da freiwillig immer wieder hinten in den Stall und mahte ihr den Esel?
Weil Du dieses Bild von Dir verinnerlicht hattest. Weil Du schon in Deinem Elternhaus nicht der strahlende Prinz warst, sondern auch nur ein kleines Eselchen und dieses Bild von Dir trägst Du unbewusst ins Erwachsenleben.
Mein Therapeut sagte mal: Wir leben nur das in Beziehungen nach, was wir kennen. Nichts anderes. Schau Dein Verhältnis zu den Eltern an, schau auch die Beziehung zwischen den Eltern an. Welche Muster gab es und wie fühltest Du Dich als kleines Kind in dem Gefüge. Dort liegt der SChlüssel zum Selbstbild und auch zum Beziehungsmodell, das Du unbewusst nachlebst.
Wir müssen das solange tun, bis wir uns selbst sozusagen erlöst haben.
Du kennst den Zwang zur Wiederholung. Das ist der Hilferuf unserer verletzten Seele, die unsagbar traurig ist, die sich nicht wohl fühlt. Wenn wir unsere Muster nicht kennen, fallen wir wieder in solch eine Beziehung und das solange, bis wir bereit sind, uns dem zu stellen. Denn das tut verdammt weh und bringt das mühsam aufrecht erhaltene Selbstbild gewaltig ins Wanken.
Oh mein Gott, das bin ich? Ein Aschenputtel in Sack und Asche oder ein dummes Schaf oder ein armer Esel.
Nur wenn wir erkennen, warum wir das sind, haben wir eine Chance uns daraus zu lösen. Und wenn wir das geschafft haben, dann findet die Seele Ruhe. Sie braucht keine Zauberfrauen oder keine vermeintlich strahlenden Prinzen mehr, die ihren Wert steigern. Denn sie wissen was sie wert sind und lassen sich nicht mehr kaputt machen. Missbrauchen sozusagen, denn wir wurden missbraucht, aber auch nur weil wir dafür zur Verfügung standen.
Indiana hat geschrieben: Sagt mir, dass Freundschft bei uns eh nicht geht und wir es nicht nochmal probieren sollen und dennoch habe ich das Gefühl, sie sortiert mcih wieder hinten in einen ihrer Ställe ein.
Daraus musst Du Dich lösen. Freundschaft geht nicht, logisch, denn die Gefühle, die Deine Wünsche diktieren, sind im Weg. Und nochmals probieren ist auch nichts, denn Esel bleibt Esel. Was bleibt dann noch? Eigentlich nichts, oder?
Kontaktabbruch, denn Deine Seele braucht Zeit um sich zu finden, um zu heilen. Wenn das geschafft ist, ist viel Zeit vergangen. Und dann ist meist auch das Interesse an der Zauberfrau verschwunden, weil Du auf einmal eine unglaubliche Entdeckung machst: Du brauchst sie gar nicht mehr!
Sie ist ein Energieräuber und davon muss man sich fern halten, denn ansonsten machen wir uns tatsächlich nur zu Eseln. Und dafür sind wir zu schade.
Indiana hat geschrieben:Und achte darauf, dass ich da in keinen Palast reingerate, wo es hinten kleine alte Ställe gibt!
Ja, galoppiere durch die Camargue, durch Wind und Wetter. Lass das Leben zu Dir kommen, jetzt endlich und ab jetzt gleich! Schau das Leben als etwas Wertvolles an, denn Du hast solange gedarbt. Sie hat Dir Deine Lebensfreude genommen und sie wird es wieder tun, wenn Du es zulässt! Mach das nicht mehr mit! Denn Du bist zu wertvoll, zu wild für solch ein Leben im Stall und zu unabhängig. Hol Dir Deine Unabhängigkeit zurück, möble Dein Selbstbild aus Dir selbst heraus auf und Zauberfrauen sind uninteressant, denn Du kennst sie inzwischen und weißt, dass hinter der glanzvollen Fassade nur die Ställe für die Esel sind, die sich dort einsperren lassen und vor sich hin vegetieren.
Mach was aus Dir! Schon Dein Name "Indiana" zeigt doch schon, dass Du was anderes bist, als das, was sie von Dir übrig ließ!
Hol Dir Dein Leben zurück! Weil Du es Dir wert bist.

Lg
Sonnenblume

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Re: Bin unsicher, ob ich sie wirklich zurück will

Beitrag von Indiana » Fr 9. Jan 2015, 01:33

Ich möchte doch noch was hier eintragen. Es war mir lange hin und her durch den Kopf gegangen, ob das noch hie rhin gehört, aber ich glaube doch, dass es noch passt.

Denn das, was ich gerade erlebe, hat nichts mehr mit der Ex zu tun, sondern mit meinem neuen Leben. Das Leben nach meiner Ex, sozusagen. Und da gibt es eine Menge komischer Umstände.

Ich hab bemerkt, dass ich mein früheres Leben immer eines mit Beziehung war. Höchstens eine Woche alleine, denn es war immer gleich eine neue da und ich musste eigentlich nie viel tun dafür. Bin da sozusagen immer reingerutscht. Und nun ist alles anders...

Ich hab Lust darauf, all die Sachen zu machen, die ich schon immer tun wollte.
Und hier kommt schon der Knackpunkt. Ich hab es nicht gelernt, was alleine zu tun. Ich sah auch früher gar keine Erfüllung darin, wenn keine Frau dabei war, wenn es was zu erleben gab. Rein nur für mich, das war immer ein Stück unbefriedigend, obwohl ich allein die besten Erlebnisse hatte, wenn ich es denn mal geschafft hatte, "ohne" loszufahren.

Auch sehe ich, dass ich die letzten Jahre sehr viel mit Warten zugebracht hatte. "Warten auf Godot" hätte für mich geschrieben sein können. Dieses Stück beschreibt zu 100% wie es mir ergeht. Ich steh an der Weggabel und komme nicht weiter, warte daher auf Godot, anstatt einfach einen Weg zu nehmen. Das Warten ist mein Begleiter geworden die letzten Jahre über.

Das Warten und das immer in Beziehung sein, zwei Komponenten, die mich völlig gelähmt haben. Ich würde so gern mal eine Radtour an der italienischen Küste machen, aber allein der Gedanke, eine "Sie" ist nicht dabei, macht mir schon einen Kloß im Hals. Wirkllich frei bin ich also immer noch nicht. Zwar hab ich das Ex-Bändchen abgeschlossen, doch nun zeigt sich, was alles dazu geführt hat, dass ich da so lange dran geblieben bin, obwohl es doch schon vor Jahren beendet war.
Ich weiß, dass ich mich immer über Frauen definiert hatte in der Vergangenheit. Das hatte ja alles mit der Mutterbindung zu tun, die ich all die Jahre mitschleppte. Das Aufwachen ist erstmal heftig, finde ich. Ich sehe jetzt, was ich mir alles nicht gönnen durfte, was ich "für Mama" alles hab bleiben lassen, um bei ihr zu bleiben, damit sie nicht allein ist, weil ihr Mann das nicht geleistet hatte. Als Kind war ich völlig befangen und leider hatte ich zu wenig Wissen über all das, denn lösen konnte ich es erst jetzt. 50 Jahre später. Ich komme mir vor, wie bei dem Meteor, der in Russland niederging und wo man erst 50 Jahre später die ersten Forschungen machte.

So, wie es jetzt steht, muss ich mein Leben völlig neu aufstellen. Die Art und Weise, wie ich zuvor gelebt habe, hat mich in meiner Entwicklung gehemmt, das sehe ich jetzt klar. Leider bin ich immer noch kein macher, obwohl es in mir danach drängt. Auf Psychologen, die mich dabei beraten und begleiten, hab ich wenig Bock momentan. Also wird das erste sein, was ich mal nur für mich tue.

Das Ende meiner Coabhängigkeit!
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Re: Bin unsicher, ob ich sie wirklich zurück will

Beitrag von Indiana » Fr 23. Jan 2015, 23:41

Es scheint sehr anziehend auf andere zu wirken, wenn man innerlich frei und ungebunden ist, seinen Tag bewältigt und die Kraft der Liebe aus all dem ziehen kann. Wenn ich zurückblicke, so hatte ich diesen Zustand der völligen Unabhängigkeit immer nur kurze Tage ausgekostet. Es war, als sei es ein Magnet, ich zog andere Menschen in mein Leben, hatte Vergnügen und Lachen vom ersten Moment an. Meist wurde daraus, wenn es sich um eine Frau handelte, eine heftige Beziehung, die irgendwann wieder da endete, wo ich herkam. Ich gab immer mehr von mir her, gerade so, wie es die nette Story vom Biker zeigte, der Barfuß ging, einen Bart trug und seine Rockerkluft über der Easy Rider hängen hatte und alsbald im Anzug daher kam, glatt rasiert und von der Bikerzeit nur noch träumte - aber mit seiner Flamme zusammen war.

Weil sich letztlich doch alle nach einer vertrauten und liebevollen Beziehung sehnen, gehen viele diesen Weg. Wirkliche Freiheit will niemand, wer will schon für immer frei sein? Es ist scheinbar etwas nur von kurzer Dauer.

Das von mir neu (oder wieder) entdeckte Leben genieße ich in vollen Zügen. Konnte ich mir vor einigen Wochen noch nicht vorstellen, alleine nach Kasachstan zu fliegen, weil ohne Ex es für mich kein schönes Erlebnis wäre, brenne ich nun darauf, Land und Leute zu entdecken und muss dies mit keinem Mneschen an meiner Seite teilen. Auf einmal geht es. Auf einmal kann ich all das tun, was früher nicht ging bei mir, bzw. was ich mir nicht erlaubte. Ich war so sehr auf die Partnerin fixiert, dass ich mir selbst die Luft zum Atmen nahm.

Heute bekomme ich einen Kloß im Hals, wenn ich Reisen verschiebe, damit ich zu einer bestimmten Zeit an einem bestimmten Ort sein kann - wegen einer Frau. Früher waren solche "Termine" fettgeschriebene Einträge in meinem Kalender und an Fernbleiben war bei solchen Anläßen überhaupt nicht zu denken. Also immer schön drum rum geplant... süchtig nach Zuneigung und Liebe.


Dennoch bin ich immer noch nicht wirklich frei, wie ich jetzt erneut feststellen musste. Die Zufälle des Lebens und mein nicht konsequentes Fernbleiben der Aura meiner Ex, zeigen mir wieder, wo ich stehe, wo ich noch schwach bin. Der Gedanke, ein "Hallo" kann doch nicht schaden, beweist mir, wie sehr ich immer noch fixiert bin, wie leicht ich immer noch umfalle.
Mr New hat geschrieben:... und nur als Hinweis:
Auch kleine Giftportionen sind auf die Dauer tödlich, also quäl dich nicht, indem du sie immer wieder triffst und dich selbst strafst.
Meine Erfahrung:
"Das kleine Gift trägt im Rucksack das Große!"


Ich hatte bei meiner guten Laune eine Frau kennengelernt, die mit ihrem Lächeln und ihrer Aufmerksamkeit ein freudiges Erlebnis war. Es waren schöne Stunden, in denen ich viel gelacht habe. So gelacht habe ich mit meiner Ex nie. Bei uns war immer diese Schwere, die unsere Liebe mit sich brachte, weil wir wie "zwei Königskinder waren, die nicht zusammen kommen konnten" oder warum auch immer. Ausgelassene Fröhlichkeit hatten wir selten. Zu groß war die Angst vor Verletzung, wenn ich was "Falsches" gesagt oder ihr wieder Angriffsfläche für einen Rücksetzer gab. Jedenfalls war es recht gelassen und lustig mit dieser Frau. Leider sah sie meiner Ex wie aus dem Gesicht geschnitten ähnlich, hatte die gleichen tiefen Augenfalten und es war, als würde ich in das Gesicht meiner Ex blicken, nur dass dieses hier wirklich von Herzen lächeln konnte - sogar als ich dabei war!

Der Fehler, den ich dann machte, war, dass ich dachte, dass ich mir nun Kopien meiner Ex suchen würde und also doch noch nicht mit der Ex "durch" sei. Sogleich kam der nächste Gedankenfehler, der sagte, dann könne ich dieses Thema dann auch gefälligst an erster Instanz klären und bräuchte nicht eine Stellvertreterin dafür zu benutzen. Und schwupps, wie auf Bestellung, war die Ex da, war kuschellig und anhänglich und ich bildete mir wieder alles Mögliche und Unmögliche ein und änderte meinen Lebensweg, hin zu ihr.

Was für ein Unsinn!
Wieso mache ich das?
Wieso traue ich mich nicht, endlich einen Vorhang zuzuziehen und ihre gewollte Trennung auch konsequent zu übernehmen und zu leben?
Wieso stehe ich bei einem einzigen Blick von ihr immer noch auf der Matte parat?

Genau, weil ich immer noch Hoffnung in mir trage.
Weil ich immer noch nicht wirklich losgelassen habe!
Ich hab losgelassen, damit wir wieder zusammen kommen können, so als Trick. Das Kontaktsperrenprogramm zum "Ex zurück" sozusagen. Wohin ich da komme, hab ich längst ausgeblendet. Dass ich dort vor lauter Angst, erneut vor die Tür gesetzt zu werden, nicht mehr Ich selbst bin, blende ich völlig weg. Als wäre es das Schönste auf der Welt, wieder mit ihr vereint zu sein - was für ein Nonsens! Was für ein Selbstbetrug, was für eine Selbstverleugnung!

Dennoch weiß ich nicht, ob ich diese andere Frau wiedersehen mag. Sie erinnert mich eben zu sehr an meine Ex - und diese hat unsere Fröhlichkeit schon von ihren "Spionen", ihren guten Freunden, die es ja nur gut mit ihr meinen, mitgeteilt bekommen, wie ich zuletzt erfuhr. Wieso ich da immer noch Thema bin? Jeder Schritt von mir wird wohl überwacht?

Was ich schreiben will, ist, dass ich mich nicht traue, sie zu blocken. Auf WA hab ich sie "archiviert", damit ich nicht von ihrem Namen belästigt werde. Aber blocken?

Und genauso geht es mir mit allen anderen ehemaligen Freunden auch, die sich mal kurz in meinem Leben aufhielten. Immerzu alle Daten, die man mal bekam, im Handy gespeichert haben, anstatt sie nach 6 Wochen auszusortieren und zu löschen (oder evtl noch in ein Notizbuch zu schreiben), mich mit meiner Gegenwart auseinandersetzen und nicht mehr all die "Leichen" mit mir rumschleppen, auch wenn es nur flüchtige Kontakte waren oder Freunde, die sich nicht mehr melden, weil das Leben eben für uns alle verschiedene Wege hat. Wenn das Handy mich auf den Geburtstag eines Freundes aufmerksam macht, mit dem ich vor zehn Jahren mal in einem Seminar ein gutes Gespräch hatte und ich nicht mal weiß, was für einen Sinn es macht, ihm ins Facebook diesen obligatorischen Gruß hinein zu geben. Den er dann mit einem "Gefällt mir!" quittiert und damit hat es sich.

"Es wäre zu schade, die Gegenwart zu verpassen..."
Wenn Du still bist, verstehen Dich nur Menschen, die dich fühlen

Sonnenblume10
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Re: Bin unsicher, ob ich sie wirklich zurück will

Beitrag von Sonnenblume10 » Di 27. Jan 2015, 12:49

Indiana hat geschrieben: Auf einmal geht es. Auf einmal kann ich all das tun, was früher nicht ging bei mir, bzw. was ich mir nicht erlaubte. Ich war so sehr auf die Partnerin fixiert, dass ich mir selbst die Luft zum Atmen nahm.
Du merkst erstmals, dass Dein innerer Zwang, in einer Beziehung zu sein, Dir auch sehr viel raubte. Eigene Entscheidungen zu treffen und sie umzusetzen, vor allem aber auch das damit verbundene Alleinsein zu ertragen.
Ich war in meinem früheren Leben auch so. Getrieben von der Anerkennung durch Männer, die ich dafür benutzt habe und womit ich regelmäßig gescheitert bin. Denn ich benutzte sie zwar, machte mich aber zugleich zur unterlegenen Partnerin, die sich nichts wert war, nicht genug auf jeden Fall.
Und ich hatte Angst, vor allem Schwellenangst. Mich allein auf nicht vertrautes Terrain zu begeben, war eine Horrorvorstellung. Einfach mal in ein Sportstudio reinschauen, sich beraten zu lassen, war mir allein nicht möglich. Ich brauchte zur Sicherheit eine Begleitung an der Seite. Allein ins Theater zu gehen, undenkbar. Kino ging gerade noch, denn da kann man sich in der Dunkelheit sozusagen verkriechen. Ich war ein Sklave meiner unbegründeten Ängste. Und erst durch meinen Ex., der immer viel allein unternahm und durch die Trennung, kam ich darauf, manche Dinge allein zu probieren. Es war alles so einfach. Noch heute gehe ich am liebsten allein ins Theater, denn Begleitung lenkt mich nur ab und nervt mich auch.Jetzt erst erkenne ich, wie meine Ängste, die ich immer beiseite schob, mein Leben eingeengt und beeinträchtigt haben. Ich finde es immer noch schön, dass ich innerlich jetzt freier und unabhängiger bin.
Indiana hat geschrieben:Dennoch bin ich immer noch nicht wirklich frei, wie ich jetzt erneut feststellen musste. Die Zufälle des Lebens und mein nicht konsequentes Fernbleiben der Aura meiner Ex, zeigen mir wieder, wo ich stehe, wo ich noch schwach bin. Der Gedanke, ein "Hallo" kann doch nicht schaden, beweist mir, wie sehr ich immer noch fixiert bin, wie leicht ich immer noch umfalle.
Ich sah meinen Ex. von Zeit zu Zeit wieder, nur bei dienstlichen Anlässen. Er übersah mich geflissentlich, ein Gruß nur dann, wenn er mir allein begegnete und es sich nicht vermeiden ließ, scheinbar gleichgültig und lustlos "Hallo" zu sagen. Ich fand sein Verhalten erbärmlich, aber auch ich merkte, dass mich die Begegnungen immer noch aus dem Gleichgewicht brachten. Ich war nicht "clean", das merkte ich. Das erste Wiedersehen auf einem Kongress eineinhalb Jahre nach der Trennung löste Gefühlswallungen in mir aus. Plötzliches Hitzegefühl, mein Magen wie ein Klumpen, Herzrasen, Fluchtgedanken, Schwitzhändchen - die Hormone sprachen eine deutliche Sprache, wie das selbst verordente Loslassen aussah. Ich ließ mir nichts anmerken, innerlich aber tobten Stürme. Er saß weit weg von mir, hatte mich sicher gesehen und suchte dann schnellstens das Weite, um eine persönliche Begegnung zu vermeiden. Sein Gesicht war eine versteinerte Maske. Ich bin sicher, auch er war zutiefst verunsichert. Ich wusste, Kontakt war unmöglich. Es vergingen wieder lange Monate bis zu einer Fortbildung. Ich war früher da und verließ den Raum um aufs Clo zu gehen und genau in dem Augenblick öffnet sich die Türe und er kommt rein. Fast wären wir uns in die Arme gelaufen. Ein beiderseitig überraschtes, aber weniger distanziertes "Hallo" war die Folge. Als ich draußen war, beschloss ich, das Eis zwischen uns zu brechen, falls er einen günstigen Sitzplatz hatte. Und den hatte er absichtlich wohl so gewählt, denn er saß in einer der hinteren Reihen, obwohl weiter vorne jede Menge Platz war und am äußersten Platz. Neben ihm ein Tisch mit Getränken, wo ich mir etwas holte. Am Rückweg kam ich somit an ihm vorbei, grüßte freundlich und blieb stehen. Wir plauderten verhältnismäßig unverkrampft, aber doch vorsichtig über einiges.Nur einige Minuten, dann ging ich. Ich hatte das Gespräch beendet und sage noch, vielleicht rufe ich Dich ja mal an. Er lächelte und sagte: Mach das!

Danach ging es mir prächtig. Ich hatte den Mut gehabt ihn anzusprechen, ich hatte das Gespräch begonnen und beendet. Ich war so toll! Später fiel mir auf, dass es die altbekannten Muster waren, die sprachen. Er verhielt sich passiv und ich suchte Kontakt, so wie es immer gewesen war. Die Freude war sehr relativ und nicht von großer Dauer. Und er ging mir natürlich wieder im Kopf rum, denn ich wusste ja nicht viel von ihm, was z.B. eine Beziehung anging.
Genau in dieser Nacht hatte ich einen Traum, in dem er vorkam. Ich interpretierte den Traum als Warnung meines Unbewussten. Lass es sein, Du bist nicht so weit über den Berg, dass Dich dieser Mann nicht mehr berühren könnte. Ich hörte auf die Warnung in mir und ich nahm keinen Kontakt auf. Er hätte auch schon längst etwas tun können, warum immer ich? Und außerdem: es täte mir nicht gut, ich weiß es.
Denn das Gift wirkt immer noch und es könnte innerlich einen Flächenbrand auslösen, vor dem ich mich schützen will und muss, denn ich muss dafür sorgen, dass es mir gut geht und das so bleibt. Ich bin in der Verantwortung, pfleglich mit mir umzugehen.
Im Juni ist wieder ein Kongress, auf dem ich ihn wohl ziemlich sicher sehen werde. Ich bin sicher, ich werde keinen näheren Kontakt suchen, denn es ist besser, nichts zu wissen. Ich will nichts wissen von seinem Leben. Ich kenne seine Defizite, seine Art zu leben, von Beziehung zu Beziehung zu hoppeln und ich will davon nichts hören. Es geht mich nichts an und es interessiert mich auch nicht sonderlich. Ich will die Begleitumstände seines jetzigen Lebens nicht kennen, denn ich weiß auch, geringe Dosen des Giftes bewirken einiges. Ich wünsche ihn mir nicht zurück und doch weiß ich, dass mich dieser Mensch berührt hat wie sonst niemand. Ich werde nie ein völlig gleichgültiges Verhältnis zu ihm finden. Damit kann ich leben, aber ich bin vorsichtig.
Vielleicht übertölpeln Dich die Erinnerung an schöne Zeiten, die Du mit ihr auch hattest und Mangelerscheinungen in Deinem jetzigen Leben. Offenbar ist auch sie ein Mensch, von dem Du innerlich nicht richtig los kommst.

Ich habe meine Entscheidung getroffen, keinen Kontakt von mir aus aufzunehmen. Wenn er es täte, was ausgesprochen unwahrscheinlich ist, bin ich unentschieden, ob ich mit ihm einen Kaffee trinken wollte oder nicht.
Es gibt Menschen, die einem gut tun. Warum es uns dann doch oft gerade zu denen zieht, die uns verletzt und nicht gut getan haben, weiß ich nicht. Findest Du eine Erklärung dafür? Anscheinend nicht.

LG
Sonnenblume

Indiana
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Re: Bin unsicher, ob ich sie wirklich zurück will

Beitrag von Indiana » Do 5. Feb 2015, 10:16

Sonnenblume10 hat geschrieben:Es gibt Menschen, die einem gut tun. Warum es uns dann doch oft gerade zu denen zieht, die uns verletzt und nicht gut getan haben, weiß ich nicht. Findest Du eine Erklärung dafür? Anscheinend nicht.
Ich denke, sie wiederholen unsere Muster, unsere schlechten Erfahrungen.
Wenn ich die Liste meiner Expartnerinnen so ansehe, und zwar nur jene, die ich angehimmelt hatte, sol waren das alles Frauen, die genau wussten, wo es für sie im Leben hingehen sollte. Warum sie mich dann in ihr Leben holten, wusste ich nie.
Ich stehe für Unsicherheit und Unruhe, bin kein guter Versorger und biete auch in keinem Fall das, was ein Versorger bieten könnte.

Dennoch habe ich Qualitäten, die meine Expartnerinnen eine Zeit lang haben wollten. Nur... sie brauchten es nicht zum Leben. Sie brauchten es mal so wie einen Cocktail. Es war das kleine Feuerwerk, das ihr Leben etwas schöner machte. Aber letztendlich gingen sie alle ihren geplanten Weg, alle. Ich weiß, dass die meisten nicht glücklich damit wurden. Auch wenn sie machmal ihr Glück fanden, konnten sie es nicht halten. Keine meiner Exfreundinnen hat ihr "geplantes" Ziel erreicht - aber haben sie es deshalb aufgeben? Nie!

Und ich bewundere eben Menschen, die ihre Pläne umsetzen können. Weil ich das nciht tue und auch nciht weiß, wie es geht. Ich bin dazu viel zu "unstet", wie es mal eine Bekannte zu mir sagte. Da kämpfen zuviele Seelen in meiner Brust um Anerkennung. Wenn ich mich für einen Weg antscheide, ist es morgen ein anderer. Daraus einen "Plan" zu machen, ist mir bisher nicht gelungen. Es gibt für mich noch immer nur den einen Plan: den der Normalos. Und somit faszinieren mich Menschen, die ihre Pläne durchziehen. Und es kann gar nicht anders sein, dass ich meine Partnerin auch danach auswähle, denn auch wenn ich heute hinschaue, es sind alles Menschen, die das tun, was sie "geplant" haben. Sei es eine Ausbildung abzuschliessen oder ein bestimmtes Partnerschaftsmiteinander zu leben - ich ziehe solche Menschen magisch an. Vielleicht ziehen wir uns beide an. Sie kommen zu mir, weil sie sich ungewiss sind, ob ihr "fester Plan" die rechte Entscheidung war und ich bin infiziert, weil ich wieder mal ein Vorbild liebe.

Die Lösung liegt darin, endlich die Gewißheit anzunehmen, genug Lehrer und genug Anregung gehabt zu haben, um endlich "mein Ding" zu machen. Und ich kenne das. In dem Moment, wo ich "Mein" Ding mache, kommt die Prüfung. Bisher hab ich die nie bestanden. Zu einer Frau "Nein" zu sagen, "Du passt mir gerade nicht in meinen Plan!", stell ich mir toll vor und wahrschienlich wird erst diese Entscheidung mir Ruhe und Frieden bringen. Aber auch die richtige Liebe
Wenn Du still bist, verstehen Dich nur Menschen, die dich fühlen

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Re: Bin unsicher, ob ich sie wirklich zurück will

Beitrag von Sonnenblume10 » Fr 6. Feb 2015, 13:52

Indiana hat geschrieben:Ich denke, sie wiederholen unsere Muster, unsere schlechten Erfahrungen.
Ich fürchte, dass Du damit sehr recht hast. Ich nahm unbewusst und schon ganz am Anfang etwas sehr Starkes wahr. Manche würden es als Liebe auf den ersten Blick interpretieren. Ich würde sagen, es war Interesse auf den ersten Blick. Ich wusste sofort, dass er mich interessierte wie kein Anderer. Und ich bin sicher, mein Unterbewusstsein hat mehr wahrgenommen als das, was mir bewusst wurde.
Ich spürte einen starken Draht. Wir waren einander ähnlich in vielem. Schleppten unsere Defizite rum und versuchten, im Alltag damit klar zu kommen. Er war ähnlich defizitär wie ich. Gleichzeitig aber auch anders, denn er verkörperte in manchen, wie ich auch gerne gewesen wäre. Ich fühlte oft Neid auf ihn, seine Hobbies, seine Bekannten. Und das ist auch ein Muster, das ich seit Kindestagen verinnerlicht habe. Andere haben mehr, sie sind besser, haben "bessere" Eltern, können in den Urlaub fahren usw.
Durch den Neid machen wir uns selbst kleiner als wir sind. Diese Seite konnte ich gut an ihm ausleben. Und auch das Gefühl, nicht gut genug für ihn zu sein. Ich brauchte ihn, er mich nicht sonderlich. Und auch das kenne ich seit meiner Kindheit, dieses Mangelgefühl und die Gewissheit, ich bin nicht gut genug. Ich bin es nicht wert, geliebt zu werden.
All meine Schattenseiten konnte ich an ihm ausleben und umgekehrt auch. Die perfekte Projektionsfläche für beide, nur glücklich konnten beide nicht damit werden.
Indiana hat geschrieben:Warum sie mich dann in ihr Leben holten, wusste ich nie.
Er hatte sein Leben im Griff, so schien es mir. Ich eroberte ihn regelrecht, indem ich ihm die besten Seiten von mir zeigte. Ich weiß, dass ich mein Leben mit ihm an der Seite pushen und mein Selbstwertgefühl aufmöbeln wollte. Wenn er mir Liebe zeigte, fühlte ich mich angenommen, wenn nicht, war nicht mehr viel von mir übrig außer einem verunsicherten und von Verlustangst gequältem kleinen Mädchen. Wir suchen im Anderen auch das, was uns fehlt. Du beschreibst Dich als eine Art Chaot und daher ziehst Du Frauen an, deren Leben sehr geradlinig verläuft. Sie haben innerlich vielleicht Sehnsucht nach einer Art Freiheit, Unordnung, vielleicht auch Ungewissheit, die Du verkörperst. Und auch aus diesem Grund gerätst Du immer wieder an Frauen, die ihre Pläne umsetzen wollen. Das genaue Gegenteil von Dir.
Eine Beziehung dient oft auch dazu, die fehlenden Teile in einem selbst zu vervollständigen und daher geraten wir oft an gegenteilige Partner, weil diese eine Seite von uns haben, die uns fehlt.
Indiana hat geschrieben:um endlich "mein Ding" zu machen.
Und was ist "Dein Ding"?
Indiana hat geschrieben:Zu einer Frau "Nein" zu sagen, "Du passt mir gerade nicht in meinen Plan!", stell ich mir toll vor und wahrschienlich wird erst diese Entscheidung mir Ruhe und Frieden bringen.
Das Problem ist, dass wir unsere Muster oftmals nicht durchbrechen können. Dann ist eine Anziehung spürbar und schon geht es wieder von vorne los, obwohl wir wissen, dass auch diese Beziehung uns nicht das erhoffte Glück und die innerliche Ruhe geben wird. Das Leben ist schwierig mit den vielen Baustellen und den vielen Gruben, in die man fallen kann.

LG
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Re: Bin unsicher, ob ich sie wirklich zurück will

Beitrag von Indiana » Mi 18. Mär 2015, 01:41

Sonnenblume10 hat geschrieben:Das Problem ist, dass wir unsere Muster oftmals nicht durchbrechen können. Dann ist eine Anziehung spürbar und schon geht es wieder von vorne los, obwohl wir wissen, dass auch diese Beziehung uns nicht das erhoffte Glück und die innerliche Ruhe geben wird. Das Leben ist schwierig mit den vielen Baustellen und den vielen Gruben, in die man fallen kann.
Wir können unsere Muster vielleicht nicht durchbrechen, wir können ihnen aber weniger Macht über uns geben. Bisher hat mich mein Muster beherrscht, seit einiger Zeit nicht mehr. Ich merke, wie es greift und ich akzeptiere es. Eine Entscheidung, mich weiterhin dem Muster zu fügen, treffe ich jedoch nicht mehr.

Damit habe ich mir nun endlich selbst die Freiheit geschaffen, selbständig über meine Zukunft zu entscheiden, bzw. genauer hinzusehen, wenn mein Muster mich wieder in eine Grube schickt: Ende letzten Jahres sah ich eine Frau auf einer Party. Mein Herz strömte förmlich über, obwohl sie mich von weitem nur anlächelte. Als sie dann ging, ohne dass ich ein Wort mit ihr reden konnte, weinte mein Herz und tagelang war mir im Sinn: "Das ist so schade!" Einige Wochen später trafen wir uns wieder und ich erfuhr, wer sie so ist. Und mein Verstand sagte nur: "Oh Gott, bloß nicht. Sie hat ja noch mehr Chaos als Du!" Und das war neu für mich: Früher war mein Herz, oder was ich dafür hielt, der ausschlaggebende Grund, eine Frau zu begehren. Jetzt kam eine prüfende Instanz hinzu, die ich als Selbstschutz interpretiere. Ich liebe mich inzwischen selbst so sehr, dass ich mich nicht mehr in solche Konstellationen begeben mag.

Hinzu kam, dass ich auch mit meiner Ex wieder mehr Kontakt hatte. Aber auch da war es anders als sonst. Meine Vernunft sagte mir immer wieder: "Ich sehe keinen Grund, was toll an ihr sein sollte. Sie lehnt uns permanent ab, macht schlechte Bemerkungen und außer, dass sie attraktiv ist, kann ich da nichts sehen, was für uns eine Bereicherung sein könnte." So habe ich im letzten Jahr noch nicht denken können. Und inzwischen ist es so, dass ein ExBack für mich überhaupt nicht mehr in Frage kommt. Denn ich merke immer mehr, wie einsam ich in der langen Zeit mit ihr, bzw. an ihr war. Es war eine der einsamsten Zeiten in meinem Leben. Das will ich auf keinen Fall wiederholen. Sie hat nicht zu mir gestanden, sich wiederholt getrennt und in unseren On-Zeiten mich doch eher im Mangel belassen als dass ich sagen konnte, ich sei satt. Mit ihr war ich nur glücklich, als ich mich selber glücklich machen konnte, also nicht emotional abhängig war. Im Grunde konnte ich nur mit ihr zusammen sein, wenn ich mich auf sie nicht stütze, wenn ich mich selbst um Liebe, Zuwendung und Anerkennung kümmerte. Und das ist für mich nicht das, was ich als Beziehung kenne. Sie ist heute einfach keine Option mehr. Sicher wird es andere geben, die ihr das Wasser reichen wollen und können. Und da wird sie auch glücklich mit werden. Ich bin jedenfalls nicht mehr interessiert.
Habe in der letzten Woche von ihr nochmal eine Liebeserklärung per whatsapp bekommen, die ich aber vernachlässige. Denn bei mir zählen inzwischen nur noch Taten statt netter Worte. So etwas landet dann auch gleich im Archiv.
Mein Muster greift nch wie vor. Aber ich erkenne nun, dass es mir nichts Gutes bringt. Das Entzücken, das ich verspüre, ist mit Menschen verknüpft, die mich, wenn ich mich zu sehr auf sie einlasse, in Mangel bringen. Da ich selbst keinen Mangel mehr habe, verliere ich mittlerweile schnell das Interesse.
Sonnenblume10 hat geschrieben:Und was ist "Dein Ding"?
Das hat sich erst in letzter Zeit gezeigt, nachdem ich wieder stabil wurde. All die vielen Projekte münden doch letztlich in ein einziges großes hinein: Ich bin ein Mentor geworden. All die chaotischen Erfahrungen, die ich machte, sind mein Kapital. Die Hoffnung und das Wissen, welches ich mir erarbeitete, meine Hoffnungen zu realisieren, haben mich wirklich bereichert. Ich lebe, seit ich wieder zu mir selbst gefunden habe, ein Leben in Fülle. Es gibt so viele Geschenke jeden Tag. Ich bin sehr zufrieden und fühle mich damit bereichert. Konnte ich vor ein paar Monaten noch nicht entscheiden, ob ich sie will oder nicht, bin ich mittlerweile ein Fels in der Brandung geworden. Ich stehe aufrecht, weiß so ziemlich genau, wo die Reise hingehen soll (was ich bei meinen Partnerinnen ja immer bewunderte) und mein Leben ist voller Liebe.

Wenn ich doch nur früher so zu mir gefunden hätte!
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Re: Bin unsicher, ob ich sie wirklich zurück will

Beitrag von Gast08152 » Mi 18. Mär 2015, 14:53

Lieber Indiana,

danke für den Thread. Er gibt mir Zuversicht. Auch ich befinde mich gerade in einer akuten Situation wie von Dir beschrieben. Auch meine Ex war hin und hergerissen, unentschlossen, ließ mich immer im Mangel. Mal war es ein Mangel an Liebe, mal eines an Sicherheit. Zu schnell trennten wir uns und kammen doch kurze Zeit wieder zusammen. Seit 7 Wochen haben wir eine Kontaktsperre, die bis auf zwei belanglose Nachrichten ihrerseits auch eingehalten wurde.

Ich ertappe mich dabei wie ich sie mir oft zurückwünsche, nur um kurze Zeit über einen Stimme zu stolpern die da sagt: "Das hat doch keinen Sinn, Junge. Sie wird niemals aufwachen oder Dich zu schätzen wissen... Lasse es!"

Weiß nicht ein, weiß nicht aus...

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