Indiana,
das mit den Bildern ist toll! Wie viel Wahrheitsgehalt doch in einem Bild steckt, oft mehr als in 1000 Worten, die nur Schall und Rauch sind.
Die Ex. habt Ihr gut gezeichnet: Vorne der Palast mit der werbenden Zauberfrau, die dann alle, die in ihre Fänge kommen, in einen Stall verbannt. Sie haben allesamt nicht getaugt für eine Beziehung, denn die Zauberfrau braucht das Besondere, den Idealmann, der in der Realität nicht existiert. Außerdem übt sie einen Zauber aus, aber nur auf diejenigen, die darauf anspringen. Dich z. B.
Genau solch eine Beziehung hatte ich auch. Ich sah mich als das arme Schaf, das sein Herz an den Schäferhund verloren hatte und sich immer wieder in seiner Nähe rumdrückte. Manchmal durfte ich nah ran an ihn, aber dann biss er mich wieder weg. Und das arme Schaf trottete traurig und verletzt wieder auf seinen Platz in der Herde und leckte seine Bisswunde. Aber das Schaf lernte nicht, denn immer wieder versuchte es beim Schäferhund Nähe und Liebe zu bekommen. Die Verletzungen wurden immer schlimmer, aber es war wie ein Zwang, sein Glück wieder zu versuchen.
Ob jetzt Esel oder Schaf - das bleibt sich gleich.
Tatsache ist, dass Du etwas in ihr gesehen hast, auf das Du geflogen bist wie die Motte zum Licht. Und es wäre ganz gut, wenn Du dahinter kämst, was es wohl gewesen sein könnte. Ich habe auch lange überlegt, was mich seinerzeit zum Ex. hinzog. Ganz konnte ich es nicht ergründen, aber es war wohl seine Aura. Ihn umgab etwas Geheimnisvolles, Unergründliches. Er war still und zurückhaltend und genau das gefiel mir. Ich verband mit seiner Person Tiefsinnigkeit, die niemals vorhanden war. Er lag nicht so offen auf dem Teller vor mir, sodass ich ihn gleich in eine Schublade einordnen konnte. Es zog mich magisch zu ihm hin und ich konnte mich sehr lange nicht aus seinem Bann lösen. Es hat Jahre gedauert, ehe er mich tatsächlich nicht mehr interessierte. Wir haben keinerlei Kontakt mehr und ich will von ihm nichts mehr wissen. Das ist ein gutes Gefühl, das Gefühl, abgeschlossen zu haben.
Er hatte immer die Macht in der Beziehung, denn er war und blieb autark. Er brauchte mich nicht, nur ich ihn und genau wie Du fühlte ich so gut wie immer einen Mangel. Selbst an den WE, die wir gemeinsam verbrachten. Wie oft fühlte ich, dass ich nicht weiter von Bedeutung war, ja teilweise nur geduldet in seinem tollen Leben.
Ich hatte mich von Anfang an und völlig unbewusst klein gemacht in der Beziehung und das führte auch dazu, dass ich nicht mehr Ich war. Ich verbog mich und versuchte so zu sein, wie er mich vermeintlich haben wollte. Und dieser permanente Mangel hält einen beim Partner, denn da ist die Hoffnung, die man nie aufgibt und da sind die wenigen Augenblicke, in denen man sich ausnahsweise mal wertvoll fühlt. Wir wurden zu Marionetten und merkten es nicht mal, dachten, das wäre normal. Ein erbärmliches Spiel, für das wir uns hergaben. Und dahinter steckt unser großes Manko: mangelndes Selbstwertgefühl.
Hätten wir uns jemals wertvoll gefühlt, wären wir jemals von unserem einzigartigen Wert überzeugt gewesen, hätten wir uns nie in diese jämmerliche Rolle begeben. Aber wir machten die Partner zu unseren Meistern, die über unseren Wert entschieden.
Ich mache das jetzt nicht mehr mit. Ich bin wertvoll, ich bin einzigartig und wer mich nicht als das nimmt was ich bin, der soll es bleiben lassen. Ich laufe keinem mehr hinterher. Es ist seltsam, was passierte, denn früher brauchte ich die Männer. Ich suchte den Erfolg beim anderen Geschlecht, weil das meinen Wert in meinen Augen steigerte. Klar, wer Probleme mit dem Selbstgefühl hat, der sucht es, außen zu bekommen.
Und heute? Sie interessieren mich nicht mehr sonderlich, die Männer, denn ich brauche sie auch nicht mehr, um mich besser zu fühlen.
Indiana hat geschrieben: wenn ich wieder zu ihr hinrenne, immer im Mangel bin
nicht nur bin, sondern auch bleibe. Das ist das Interessante, das uns hält. Es könnte ja sein, dass wir dieses Mal genug Fressen bekommen. Wir brauchten die Partner um uns gut zu fühlen und machten unser Wohl und Wehe von ihnen abhängig. Und genau der Mangel hält uns: es könnte ja sein, dass es gerade dieses Mal anders wird.
Indiana hat geschrieben: Denn sie will nicht wirklich mit mir zusammen sein, da ich ihre Parameter noch nicht erfüllt habe.
Ha, da hake ich jetzt doch ein. Das Problem sind nicht die Kriterien, die Du nicht erfüllt hast, das Problem ist sie selbst. Denn sie selbst kann keinen Mann in seiner Gesamtheit annehmen wie er ist. Auch sie lebt in einem permanenten Mangel und sucht daher ständig weiter. Aber mehr als Esel bleiben nicht übrig.
Selbst wenn Du Dein Leben so geändert hättest, wie sie es wollte, Du wärst dennoch nie genug gewesen für sie. Sie ist wie ein lonesome Cowboy: sucht das Glück das hinter dem nächsten Hügel auf sie warten könnte, aber auch sie findet es nicht, denn keiner ist gut genug. Keiner bleibt der strahlende Hengst, der in ihr Leben trat, denn sie macht alle zu ihren Eseln.
Indiana hat geschrieben:Wirklich satt bin ich nie geworden, sondern war meist unter Spannung und Verlustangst.
Eine unglaublich Energieverschwendung, der man sich freiwillig aussetzt. Spannung und Angst, das waren die Komponenten unserer Beziehungen. Auch so etwas hält einen, denn es ist zweifellos interessanter als eine funktionierende Beziehung, die Sicherheit gibt.
Indiana hat geschrieben: Wie und wann ich zuum alten, klapprigen Esel mutierte, ist mir noch unklar. Auch kann es sein, dass ich mich als Vollblutrhengst verkleidet habe und eigentlich immer schon ein Esel war. Ein Esel im Hengstkostüm sozusagen.
Ein interessanter Ansatz, der Parallelen aufweist. Ich kam als eine Art Prinzessin in die Beziehung, strahlend und voller Zuversicht auf eine wunderbare Beziehung. Auch ich war verkleidet, denn darin steckte das Aschenputtel, das nicht viel wert war. Es war fade, unattraktiv, langweilig. Zumindest glaubte das Aschenputtel das, aber der Prinz würde seinen Wert erkennen und es aus seinem armseligen Leben rausführen. Auf einem Schimmel würden sie ins Glück reiten.
Sie hat Dir am Anfang etwas gegeben, was Du aufgesogen hast. Auch Du warst nicht viel wert, denn in Dir steckte ja nur der Esel. Der Esel fand keine Beachtung, also zog er das Hengstkostüm an, denn ein Hengst erregt viel mehr Aufmerksamkeit. Und kaum hatte sie Dich, wurdest Du ganz schnell wieder zum Esel und ich zum Aschenputtel. Das geht unglaublich schnell, das man gleich ganz zu Anfang und völlig unbewusst ein Beziehungsmuster festlegt. Schuld daran sind die Prägungen, die Du seit Kindheit mit Dir rumschleppst. Wäre Dein Selbstgefühl gesund, wärst Du niemals in die Falle getappt bzw. hättest beizeiten Reißaus genommen.
Aber ein Esel ist zu passiv, leidensfähig, geduldig und wartend, genau wie das Aschenputtel in der Küche, das nicht mit zum Ball darf.
Indiana hat geschrieben:wo neben meinem Stall noch weitere Ställe sind, alle für klapprige Esel. Und die Frau des Hauses hat für jeden Zweck einen solchen Esel. Und sie schaut auch darauf, dass die Esel sich untereinander nicht kennenlernen. Immer wenn ich ging, war da also ein Stall frei.
Ein tolles Bild, das wiederum ein Licht auf die Frau wirft. Sie sammelt Funktionsesel und genau daher wärst auch Du in ihrem Dunstkreis von Interesse. Sie fühlt sich nur halbwegs wohl, wenn alle ihre Esel da sind, denn sie kann jeden brauchen. Aber mehr als Esel werden es nicht, sie bleiben Esel. Denn der Palast ist nur für die Hengste. Allerdings macht die Zauberfrau aus ihren Hengsten immer Esel, die nicht genügen. Sie kastriert sie sozusagen. Und keiner hält ihren Idealvorstellungen stand. Das ist ihr Problem. Sie lebt in einer Traumwelt, geleitet von ihren Vorstellungen und sieht den Wert ihrer Hengste nicht, denn jedem fehlt etwas.
Indiana hat geschrieben: im vorderen Teil des Hauses, dem Palast, sich von ihrer besten Seite werbend zu zeigen und immer wieder nach ihren Eseln zu schauen.
Auch sie hat ein schwaches Selbstgefühl, denn sie macht aus den Hengsten Esel. Sie nimmt ihnen etwas und das ist ein Full-time-Job. Vorne hui, denn nur eine attraktive Frau wirbt neue Hengste ein. Dahinter aber ist nicht mehr fiel, nur ein trauriger Hinterhof mit Eselställen. Sie lebt ein Bild, das sie von sich hat. Sieh her, ich kann jeden Hengst haben! Sie braucht ihn nur, bis sie sieht, dass auch er nur ein normales Pferd ist, womöglich nur ein alter dürrer Kleppergaul oder eben ein Esel
Indiana hat geschrieben:Wie kommt man als Esel wieder vorne rein?" war die Frage. Und wie schafft man es, kein Esel zu werden?
Weder ich noch Du sind dafür da, etwas zu schaffen, wieder zur Prinzessin oder zum Hengst zu werden. Wir sind wir und das ist in Ordnung so. Wir sind nicht dazu da, um uns aus wohl gelittenen Partnern innerhalb kurzer Zeit demontieren zu lassen. Und das war unsere Schuld. Wir ließen es zu! Wir standen nicht auf und zeigten unsere Grenzen auf, denn wir waren zu schwach, um zu uns selbst zu stehen und zu sagen: DAS LASSE ICH NICHT MIT MIR MACHEN! Denn dafür bin ich zu wertvoll.
Eins bedingt das Andere. Sie braucht diese schwachen Männer, denn nur aus denen werden auch Esel. Und Du brauchtest die Frau im Palast und ich meinen Prinz auf dem edlen Ross. Denn ganz am Anfang waren wir das und wir fühlten uns großartig dabei, aber das war nur kurz. Denn sehr schnell fügten wir uns in unsere wahre Bestimmung. Esel und Schaf.
Indiana hat geschrieben: Ich würde es nciht tun, wenn man mich nicht willkommen heisst.
Ganz genau. Auch wir waren im Grund genommen nicht richtig willkommen. Wir waren auch nur dazu da, den Mangel des Partners auszufüllen und durften dann wieder gehen, als wir langweilig geworden waren.
Geh da nicht mehr hin, wo Du nicht willkommen bist!
Indiana hat geschrieben:Wieso stellte ich mich da freiwillig immer wieder hinten in den Stall und mahte ihr den Esel?
Weil Du dieses Bild von Dir verinnerlicht hattest. Weil Du schon in Deinem Elternhaus nicht der strahlende Prinz warst, sondern auch nur ein kleines Eselchen und dieses Bild von Dir trägst Du unbewusst ins Erwachsenleben.
Mein Therapeut sagte mal: Wir leben nur das in Beziehungen nach, was wir kennen. Nichts anderes. Schau Dein Verhältnis zu den Eltern an, schau auch die Beziehung zwischen den Eltern an. Welche Muster gab es und wie fühltest Du Dich als kleines Kind in dem Gefüge. Dort liegt der SChlüssel zum Selbstbild und auch zum Beziehungsmodell, das Du unbewusst nachlebst.
Wir müssen das solange tun, bis wir uns selbst sozusagen erlöst haben.
Du kennst den Zwang zur Wiederholung. Das ist der Hilferuf unserer verletzten Seele, die unsagbar traurig ist, die sich nicht wohl fühlt. Wenn wir unsere Muster nicht kennen, fallen wir wieder in solch eine Beziehung und das solange, bis wir bereit sind, uns dem zu stellen. Denn das tut verdammt weh und bringt das mühsam aufrecht erhaltene Selbstbild gewaltig ins Wanken.
Oh mein Gott, das bin ich? Ein Aschenputtel in Sack und Asche oder ein dummes Schaf oder ein armer Esel.
Nur wenn wir erkennen, warum wir das sind, haben wir eine Chance uns daraus zu lösen. Und wenn wir das geschafft haben, dann findet die Seele Ruhe. Sie braucht keine Zauberfrauen oder keine vermeintlich strahlenden Prinzen mehr, die ihren Wert steigern. Denn sie wissen was sie wert sind und lassen sich nicht mehr kaputt machen. Missbrauchen sozusagen, denn wir wurden missbraucht, aber auch nur weil wir dafür zur Verfügung standen.
Indiana hat geschrieben: Sagt mir, dass Freundschft bei uns eh nicht geht und wir es nicht nochmal probieren sollen und dennoch habe ich das Gefühl, sie sortiert mcih wieder hinten in einen ihrer Ställe ein.
Daraus musst Du Dich lösen. Freundschaft geht nicht, logisch, denn die Gefühle, die Deine Wünsche diktieren, sind im Weg. Und nochmals probieren ist auch nichts, denn Esel bleibt Esel. Was bleibt dann noch? Eigentlich nichts, oder?
Kontaktabbruch, denn Deine Seele braucht Zeit um sich zu finden, um zu heilen. Wenn das geschafft ist, ist viel Zeit vergangen. Und dann ist meist auch das Interesse an der Zauberfrau verschwunden, weil Du auf einmal eine unglaubliche Entdeckung machst: Du brauchst sie gar nicht mehr!
Sie ist ein Energieräuber und davon muss man sich fern halten, denn ansonsten machen wir uns tatsächlich nur zu Eseln. Und dafür sind wir zu schade.
Indiana hat geschrieben:Und achte darauf, dass ich da in keinen Palast reingerate, wo es hinten kleine alte Ställe gibt!
Ja, galoppiere durch die Camargue, durch Wind und Wetter. Lass das Leben zu Dir kommen, jetzt endlich und ab jetzt gleich! Schau das Leben als etwas Wertvolles an, denn Du hast solange gedarbt. Sie hat Dir Deine Lebensfreude genommen und sie wird es wieder tun, wenn Du es zulässt! Mach das nicht mehr mit! Denn Du bist zu wertvoll, zu wild für solch ein Leben im Stall und zu unabhängig. Hol Dir Deine Unabhängigkeit zurück, möble Dein Selbstbild aus Dir selbst heraus auf und Zauberfrauen sind uninteressant, denn Du kennst sie inzwischen und weißt, dass hinter der glanzvollen Fassade nur die Ställe für die Esel sind, die sich dort einsperren lassen und vor sich hin vegetieren.
Mach was aus Dir! Schon Dein Name "Indiana" zeigt doch schon, dass Du was anderes bist, als das, was sie von Dir übrig ließ!
Hol Dir Dein Leben zurück! Weil Du es Dir wert bist.
Lg
Sonnenblume