Darklife, ich glaube nicht, dass Deine Spannung hier befriedigt wird. Ich hab eher das Gefühl, Du freust Dich auf noch mehr uneinsichtiges Dummblah von BJ. Das kommt dann schon eher hin. Aber lest einfach selbst.
Irgendwie versteh ich Euch alle nicht. Also das was ihr mir sagen wollt, schon. Nur habe ich natürlich noch nicht abgeschlossen, das habe ich auch nie gesagt. Sonst würde ich mich anhören wie New. Irgendwann wird es so sein. Und solange arbeite ich dran. Vielleicht mehr schlecht als recht.
Ich schätze Euch als intelligente und selbstreflektierende Menschen, die viel durchgemacht haben und gestärkt herausgekommen sind. Ich finde es gut, dass Ihr mir ehrlich Eure Meinung sagt, wobei es nicht so schön ist, die Bestätigung zu bekommen, dass ich der letzte Vollidiot bin. Mir ist durchaus bewusst, dass es nicht viel bringt, jemandem hinterherzuhypern. Und dass ich, um weiterzukommen, alles dafür tun muss, um sie aus meinem Kopf zu kriegen und nach vorne zu schauen. Ja, es ist meine Aufgabe, mich nicht ständig zu dem Punkt zurückzubegeben, bei dem ich wieder bei Null anfangen muss. Aber was soll ich machen. Ich schaffe es einfach nicht, und dieses Wissen, dass ich selber für mein Leid verantwortlich bin - sei es, weil ich sie durch mein Verhalten verloren habe oder weil ich es nicht schaffe, mich von ihr zu lösen - es bringt mich um den Verstand. Sie ist die Liebe meines Lebens, daran gibt es nichts zu rütteln. Wenn es so doch nur einfach wäre, dass ich schlicht ein obsessiver, abhängiger und verzweifelter Typ wäre, der nur Schiss hat, keine neue abzukriegen.
Darklife, Du sagst erst
Sie hat eben mit mir abgeschlossen
das stimmt zweifellos
und dann
in dem sie mich als einen typischen Kerl abgestempelt hat, der eine Mischung aus verzweifelt sein und es nicht wirklich ernst meinen ist.
hat sie das denn gesagt? zu irgendeiner zeit??
Sorry, aber Deine Logik ist inkonsistent. Man könnte genauso argumentieren, dass sie mich definitiv so abgestempelt hat aber es nicht unbedingt stimmt, dass sie abgeschlossen hat. Beides sind am Ende Unterstellungen von mir. Dass sie abgeschlossen hat, weiß ich aus der Art wie sie mit mir umgeht, wenn wir uns auf Arbeit begegnen. Es ist sehr, SEHR anders als noch vor ein, zwei Monaten. Damals hat sie den Kontakt auch noch gesucht. "Ach nee?", sagt ihr? "Was hast Du denn erwartet, in was für einer Fantasiewelt lebst Du denn? Kontakt oder nicht, das ist doch schon lange so!" Hier ist eine kleine chronologische Erinnerung aus heutiger Sicht, daran, warum dieser Wandel so extrem ist. Und warum ich so überzeugt bin, dass ich geholfen habe, ein völlig verkorkstes Bild von mir zu malen. Kleine Warnung: Es ist ein wenig klebrig-bittersüß und erklärt vielleicht, warum die Damen so oft lieber mit dem Barkeeper Bad Boy nach Hause gehen. Was mir nie vorher aufgefallen ist, ist der Zweiwochen-Takt...
Anfang Juni 2012: Nach ewiger Handy-Bespitzelung hat sie endlich etwas gefunden, an dem sie sich aufhängen kann. Logik und die eindeutige Bestätigung, dass sie die einzige für mich ist, war und sein wird, bringen nichts. Ich bekomme das Gefühl, sie sucht nur nach Gründen und habe selber keine Lust mehr. Sie beendet es aber, bevor ich es tun kann. Ich hätte es wohl eh nicht getan.
Mitte Juni 2012, Fusion Festival: Wir wollten zusammen hin, ich habe sie mit ihrer Clique ziehen lassen. Kurz zuvor entscheide ich mich doch zu gehen, nicht wegen ihr, sondern um meinen Kopf frei zu bekommen. Kurz vor dem Eingang erhalte ich eine unerwartete SMS: Sie hätte nie fahren sollen, sie kann nur an mich denken, will es doch auch nur weiss sie nicht wie, hätte ich nicht einen Plan. Wir verbringen zwei wundervolle Tage, in denen sie sich so öffnet wie nie zuvor. Für ihre Verhältnisse jedenfalls. Die Verabschiedung fiel schwer. Wie sollte es weitergehen? Was auf Fusion passiert, bleibt auf Fusion, aber sie möchte eine Bedenkzeit. Ich willige ein.
Anfang Juli 2012: Wir verbringen nicht viel Zeit miteinander, aber die Luft brennt und knistert. Immer wieder fallen wir uns in die Arme. Ein Baumstamm im Wald wird unser Ort zum Reden. Zuviel, wie sich herausstellte. Trotzdem wichtig. Ich poste eine öffentliche Liebeserklärung auf facebook. Ein Bild von ihr mit Text, dass ich sie liebe, ich will, dass die Welt es weiss und mir egal ist, was sie - die Welt - davon denkt. Auf facebook hatten wir uns nie zusammen gezeigt. Sie reagiert nicht darauf, und noch ist nichts in trockenen Tüchern. Ich bin nicht sicher, ob ich mich unnötig verausgabe. Ich hadere- hält sie mich nur warm? Ich nehme das Bild wieder runter, es ist noch da, nur nicht mehr voll frontal auf meiner Profilwand. Wir reden, sie hat sich sehr gefreut, dann doch wieder unsicher ob ich es auch wirklich so meine, wollte sich das Bild noch mal anschauen, um sich zu beruhigen, und es sei weg. "Aber ich stehe doch direkt vor Dir...!" Sie kann mich haben, sie muss nur zugreifen. Ich kämpfe damit, mir meine Verzweiflung nicht anmerken zu lassen. Ich denke auch noch, ich handle ehrenhaft und beweise ihr meine Liebe, in dem ich leicht zu haben bin und ausschliesslich für sie reserviert bin. Wie dumm dieses Verhalten ist, kann man auch mit 32 noch lernen.
Mitte Juli 2012: Es ist mein Geburtstag. Sie schmückt heimlich mein gesamtes Büro und backt die leckersten Wunderwerke. Für mich besteht kein Zweifel mehr: sie ist die Liebe meines Lebens, sie liebt mich, und wir werden durch alles durchkommen.
Ein Tag später: Meltdown, Mega-GAU. Sie ist streng auf Abstand und ich begehe den fatalen Fehler, sie zu ernst zu nehmen. Sie behauptet, wir wären keine Freunde, was mich tief trifft, da ich in ihrer Priorität gegenüber ihrem neuen besten Kumpel sowieso nach unten gesackt war. Im Grunde war ich nur sehr unsicher, sie hat es gespürt und mich getestet. Ich verlor, big time. Ich lasse sie am Tisch sitzen. Ein wütender Abgang mit noch wütenderen SMS-Romanen. Ich beschliesse, sie nie wieder sehen noch hören zu wollen.
Ein Tag später: Willkommen Realität, auf Wiedersehen Würde, leb wohl Königin. Der Fehler-Ball kommt ins Rollen, ich handle rein emotional und niemand kann mich stoppen. Ich schreibe Emails ohne Antwort, formuliere eine Mail für einen Kumpel, damit sie aussieht als käme sie von ihm. Übers Wochenende schaffe ich es, die Füsse stillzuhalten. Unglaublich, wie lange einem diese Zeit vorkommt. Ich bitte sie, mich im Wald zu treffen, damit ich mich persönlich bei ihr entschuldigen kann, auch, wenn ich weiss, dass es nichts bringt. Sie findet die Idee süss und willigt ein. Es wartet eine Spur aus selbstgemachten Schokotörtchen auf sie, die sie zu einer Picknickdecke führt. "Im Moment nicht..." ist das einzig Positive, was ich aus dieser auswegslosen Situation mitnehme.
Eine Woche später, Anfang August: Sie fährt in den Bulgarien-Urlaub, Sonne Strand und Saufen mit ihren alten Dorfleuten, inklusive Exfreund. Mein Kopf spielt völlig verrückt, sie feiert natürlich Orgien. So verrückt nun auch wieder nicht- sie hat Geschichte, mehr müsst ihr nicht wissen. Ich drehe am Zeiger, aber es ist Sommer und Sport hilft. Sie ist wieder da und wir haben einen gemeinsamen Betriebsausflug. Im Anschluss setzen wir uns mit einem Bier ans Wasser. Wir reden ruhig und normal. Ob ich jemanden geküsst hätte? "Nein", sage ich, "natürlich nicht". "Das ist das Problem", sagt sie. "Ich vertraue Dir nicht". Ich weiss nicht mehr genau, in welchem Zusammenhang, aber es ist dann, dass sie mir sagt wir könnten eine Bettgeschichte haben, wenn die Gefühle erst mal weg sind. Beinahe im gleichen Atemzug fragt sie sich laut, wie sie drei Wochen ohne mich aushalten soll. Sie druckst "Könnten wir... Einfach so... Nee geht nicht, ne..." Sie will mich küssen. Ich stelle meinen Drink ab und greife sie mir mit beiden Händen.
Wir küssen uns ewig, in der Bar, auf dem Weg zum Bahnhof, in der S-Bahn. Ich fahre ein wenig zu weit, aber ich steige aus. Sie will es so. Während der Zug abfährt, sehe ich nur ihren kleinen Kopf, der über der Rückbank hängt und mir hinterherschaut, bis er nicht mehr zu sehen ist.
Ein Tag später: Ich bin dran, drei Wochen Surfurlaub, Bali wird's schon richten. Wir verabschieden uns per SMS, sie möchte Postkarten, na klar doch. Ihre Mutter hatte im Juli Geburtstag, am selben Tag wie ich. Ihr Geschenk ist endlich angekommen, es liegt auf Arbeit, ja klar nimmt sie es mit und leitet es weiter. Sie fragt mich nach meiner Email-Adresse, ich warte auf einen Brief, der niemals kommen wird.
Bali ist ein Desaster. Am ersten Tag habe ich einen Rollerunfall, kein Surfen, kein Strand, Sonne auch schwierig. Meine Pläne, gebräunt, gestählt und gesund zurückzukehren sind ins Wasser gefallen, bzw. über den Asphalt geschleift. Dafür habe ich jede Menge Zeit, mir Gedanken zu machen. Sie enden immer so: Es gibt keinen Grund für uns getrennt zu sein, ich will mit ihr um die Welt reisen, es gibt niemanden, mit dem ich lieber Zeit verbringe.
Anfang September: Urlaub ist Urlaub, und es geht mir recht gut. Ich habe noch ein paar Tage, bevor die Arbeit losgeht und einen Haufen Mitbringsel. Es überrascht mich, dass sie angeblich nicht nur dann keine Zeit hat, sondern sogar erst die Woche drauf. Mich ärgert vor allem, dass ich drängelig wurde. Warum weiss man es in diesen Momenten nicht besser?
Mitte September: Wir treffen uns. Trinken, quatschen ausgelassen auf ihrem Balkon. Sie hat das Geschenk für ihre Mutter geöffnet und nie weitergegeben - ein wunderschöner Leinwanddruck von ihr mit einem Brief. Die Mutter hat einen unerklärlichen Hass auf mich: Ich Wessi-Städter, sie Ossi-Dörflerin, ich bin nicht gut genug für ihre Prinzessin und bringe nichts als Ärger. Der Brief und das Geschenk sind ein Abschied, der beteuern soll, wie Ernst ich es mit ihrer Tochter meinte. Ich überspiele es, wie sehr es mich trifft, dass dieses Wissen nie ankommen wird und bin insgeheim froh, dass zumindest der Brief in dieser Form nicht gelesen wurde.
Ich "dürfe" dann auch ihre Füsse massieren. Sie mag es nicht, wenn ihre Füsse berührt werden. Ich sage das kostet, und lasse sie zuerst an meinem Rücken rumdrücken. Die Art, wie sie mich berührt, zeigt mir, dass es ihr gefällt. Ich habe eine indonesische Fussreflexzonenkarte mitgebracht, und massiere ihre Schilddrüse via ihren Sohlen. Sie geniesst es und ist offensichtlich tiefenentspannt. Die Massage führt zu sehr viel mehr, ich bleibe aber angezogen. Die Zigarette danach: "Du, das ist jetzt bestimmt doof so direkt danach, aber ich geniesse die Zeit mit Dir so sehr und das körperliche ist unglaublich, aber eine Beziehung - Nein". Ich hatte nichts dergleichen angesprochen. Ich bleibe ruhig und sage ihr, ich bin erwachsen und wenn es ihre Entscheidung ist, dann ist es so. Innerlich zerbröselt alles, aber ich bemerke es kaum, weil ich wenigstens noch diesen Augenblick mit ihr habe. Sie möchte, dass ich übernachte, aber oh Wunder, es darf nichts mehr passieren. Im Bett greift sie meinen Arm und schlingt in um sich. Ich mache kein Auge zu. Es ist vielleicht das letzte Mal, dass ich sie so nah spüre. Anderthalb Jahre lang war dieser kleine, anschmiegsame Körper das, was mich etwas fühlen ließ, was nie zuvor da war: Die ganze Welt passt in meine Arme. Ich war der glücklichste Mann der Welt und mir fehlte absolut nichts. Ich habe jede Sekunde dieser Nacht genossen und mir für immer bewahrt.
Der nächste Tag: Das grosse Erwachen. Wie geht es nun weiter? Wir treffen uns ein paar Mal im Monat, rummachen nicht ausgeschlossen oder wie? Ja klar, sagt sie. Wie immer weiss ich nicht, was ich glauben soll. Hält sie wirklich so wenig von mir, oder weiss sie einfach nicht, was sie sonst tun soll? Wartet sie darauf, dass ich das Richtige tue, egal, was sie sagt - wie es so oft der Fall bei uns war? Was ist das Richtige? Die schlaflose Nacht macht mir zu schaffen, mein Kopf setzt aus und ich versuche, sie zu küssen. Sie blockt ab, selbstverständlich. Ich schreibe ihr eine Mail, sage ihr, dass ich es schön finde, wie entspannt wir gerade sind und wenn wir weiter auf diesem Pfad bleiben, könnten wir die beste Zeit überhaupt haben. Sie schickt ein Bild zurück, auf dem sie einen Kuss bläst, und verspricht mir, noch ausführlicher zu antworten. Abends dann eine SMS: Wie schön sie den Abend fand und dass sie mir auf jeden Fall antworten wird. Ich habe nichts mehr davon gehört.
Ich finde diese Seite und entschliesse mich dazu, eine Kontaktsperre einzuführen. Die Zeit vergeht. Eine Woche scheint wie eine Ewigkeit.
Anfang Oktober: Wir treffen uns erneut. Gehen essen, Cocktails trinken. Es ist entspannt, lustig, sexy. Wie immer. Ich will ihr zeigen, dass ich ohne sie leben kann. Es gelingt recht gut. Auf ihre Versuche, die Gespräche Richtung Sex zu ziehen - sie besteht darauf, mit mir auf die Tram zu warten, wir lesen uns Kontaktanzeigen aus der Zeitung vor, sie sucht die sexuellen raus und macht Geräusche, ich springe zu den lustigen - gehe ich nicht ein. Die Verabschiedung ist eine kurze Umarmung, ein Kuss auf die Wange - und ihr typisches Grinsen, was mich an ein panisches Reh im Scheinwerferlicht erinnert. Wenn ich es sehe, weiss ich immer nicht, wovor sie solche Angst hat.
Ich lese ein Buch eines Verführungskünstlers, das schmerzhaft alle mein Fehltritte glasklar erscheinen lässt. Ich verstehe endlich, dass es nur meine Ignoranz der weiblichen Psyche war, die zum Ende geführt hat. Etwas anderes fällt mir bis heute nicht ein. Sie fühlte sich zerrissen, weil sie sich einerseits bei mir geborgen fühlen konnte und ich ihr doch keinen Halt gab.
Mitte Oktober: Die Kontaktsperre gibt mir Kraft. Sie läuft an meiner Tür vorbei, kommt rein um mich auf den Arm zu knuffen, sucht einen Augenkontakt in der Kantine. Der Höhepunkt dieser kleinen, dämlichen Egoboosts kommt, als sie an der Tür vorbeiläuft, ich nur mit der Zunge schnalze, sie zurückwetzt und mich umarmen will. Aber es bringt nichts. Meine Paranoia wächst, ich weiss, wieviel sie feiert und bin überzeugt, dass sie jemanden kennengelernt hat. Um mein Selbstwertgefühl zu stärken und mich daran zu erinnern, dass es nicht nur eine Frau auf der Welt gibt, flirte ich viel und komme gut an. Ich treffe mich mit einer Frau, die zur regelmässigen Affäre wird.
November: Es fällt mir auf, dass sie lange nicht mehr auf Arbeit war. Ich frage sie, ob alles ok ist. Sie ist lange krankgeschrieben, ihre Schilddrüse spielt verrückt. Sie möchte mich treffen, ich bin im Verführungskünstler-Wahn und lasse nicht zu, dass sie den Termin bestimmt. Er findet nicht statt. Ich finde viel Bestätigung von Forum-Mitgliedern, jetzt bloß alles richtig zu machen. Mein Selbstbewusstsein ist riesig, ich habe viel Spaß am Leben, und doch müssen anonyme Fremde bei jedem Schritt Händchen halten.
Ich finde zum ersten Mal seit langem zu mir selbst. Der Abstand tut mir gut, sie ist nicht auf Arbeit, ich gehe nur mir selbst nach, lerne neue Leute kennen und geniesse die Aufmerksamkeit einer hübschen und intelligenten Frau, die sich klar ausdrückt, ehrlich ist und bei der ich weiss woran ich bin. Zum ersten Mal in meinem Leben ist es jedoch eine Geschichte, bei der mich verwundert wie so etwas gehen kann, ohne verliebt zu sein oder es jemals zu werden. Soviel ist sicher und ich möchte nicht daran denken, wie es endet.
Derweil wütet im Forum die Planung, die so derbe verplant ist, dass sie nur von mir stammen kann. Ich setze alles auf Rot, gehe all-in und höre kaum die Stimmen, die mir sagen, ich müsste erst zu mir finden. Angefeuert von ein, zwei ungeprompteten SMS von ihr bin ich überzeugt, mich auf dem richtigen Weg zu befinden.
Anfang Dezember: Sie meldet sich bei mir, möchte mich gerne sehen. Zu diesem Zeitpunkt weiss ich noch nichts Konkretes von ihrer Schilddrüse, sie ist immer noch krankgeschrieben. Ich mache mir Sorgen, dass es Krebs sein könnte. Wir finden endlich einen Termin. Ich bin vorbereitet. Ich bin ich selbst und spule doch ein Alpha-Programm ab. Es ist ein aufregendes Experiment, so kontrolliert und doch leichtfüssig. Die Anziehung ist spürbar, die Methoden funktionieren wie eine Mechanik, die Holzscheite auf ein immer grösser werdendes Feuer legt. Ich beginne zu verstehen, warum die Meister dieses Fachs kaum noch etwas anderes machen. Es ist ein wundervoller Tag und Abend, sie schläft bei mir. Auf der Couch spricht sie uns an. Darauf bin ich nicht vorbereitet. Ich weiche aus. In meiner Player-Rolle bin ich nicht sicher, was für ein Spielzug das ist. Will sie, dass ich zugebe, dass ich auf sie stehe, sie liebe, eine Beziehung will? Damit sie ihr Feuer löschen kann oder weil sie es auch will? Will sie, dass ich sage, es geht mir nur um Sex? Damit sie ohne schlechtes Gewissen sagen kann "Mir auch" oder damit sie wieder einen Grund hat, mich zurückweisen zu können? Ich höre kaum, was sie sagt. Ich sage ihr, dass ich weder Beziehung, noch Freundschaft, noch reine Bettgeschichte haben will, sondern etwas dazwischen. Und komme mir dabei auch noch schlau vor. Sie deutet auf die Couch. Die Couch deutet zurück. Der weibliche Fleck deutet sich selbst. "Mayonnaise...?", grinse ich schief. Wider erwarten, beziehungsweise sogar strikt nach Alpha-Handbuch, macht es sie an. Es gibt andere Frauen, und ich kann sie mit nach Hause nehmen, ui bin ich begehrenswert. Sie will sogar Details, will noch schärfer werden - ich verweigere sie ihr. Den Fakt, dass sie bislang immer beinahe krankhaft eifersüchtig war, mich und den Sex so sehr mochte, dass sie nicht mit ihrer Paranoia umgehen konnte, ich würde meinen pretty penis in jede x-beliebige Richtung wedeln, den Fakt stopfte ich mal ganz weit nach hinten. Verführung um jeden Preis. Bis zuletzt sagte sie, dass sie Schwierigkeiten hatte, sich vorzustellen, dass ich mit einer anderen schlafen würde, und jetzt geht es? Muss was mit diesem Feinmechaniker zu tun haben, den sie vorhin erwähnte. Aber wenn sie den wirklich hatte, komme ich damit jetzt auch klar, siehe Fleck. Eyes on the prize. Der Tag, der Abend, der Glühwein, der Moskow Mule und der ganze Rest und wer weiss, wo unsere Klamotten auf einmal sind. Voller Sex geht nicht, warum werde ich nie wirklich wissen. Aber alles andere ist pure, gleissende Leidenschaft und die absolute Vermengung unserer Seelen. Nackt unter der Decke vergiesst sie, die nahe am Wasser gebaut ist, ihre ersten Tränen seit zwei Monaten. Die Anspannung ihrer Krankheit und dem beruflichen Druck fliessen aus ihr heraus und in meine Arme. Dort liegt, warm und sanft, meine ganze Welt.
Der nächste Tag: Das grosse Erwachen. Sie stemmt sich grunzend auf die Hände, ihre riesigen, blauen Augen funkeln mich durch verzotteltes Haar an. Sie ist genervt, dass sie wach sein muss. Beinahe täglich war dies mein Morgengruß, es gibt keinen besseren Start in den Tag. In diesem Augenblick war mir klar, dass ich jeden Tag meines Lebens so beginnen möchte. Ich komme nicht aus der Falle, denn ich habe wieder nicht geschlafen. Ich schaffe es gerade noch, sie zu verabschieden. Und da ist er wieder, der Scheinwerferblick, nur ohne grinsen. Ein flüchtiger Kuss auf zusammengepresste Lippen, "Viel Glück beim Arzt, wir sehen uns in einem Monat oder so...?" Weg ist sie. Langsam legt sich das Chaos im Kopf, das physische Chaos räume ich auf. Unter irgendeinem Haufen: ihr Gürtel.
Ende Dezember: Das Schmuckstück ihrer zierlichen Taille wird mir zum Verhängnis. Es ist ein Grund, sie bald wiederzusehen, aber meine Paranoia bricht durch. So schnell, wie mein Plan zementierte, so hart mein eigener Vorschlaghammer, der ihn zertrümmert. Ich schreibe ihr und es wird deutlich, dass ich zappelig bin und glaube, die Nacht hat mir weitaus mehr bedeutet als ihr. Gleichzeitig schleichen sich Fragen ein, die mich nicht mehr loslassen. Wollte sie körperlich abschliessen? Wollte sie nur die Bestätigung, dass ich sie begehre und hatte nicht mehr den Willenskraft, nein zu sagen, als es zu weit ging? Wollte sie die Bestätigung ihrer Befürchtung, dass es mir nur um Sex geht und sie niemals nur Nummer Eins sein würde? Gerade die letzte Frage wurde zum glühenden Pendel zwischen meinen Ohren. Wieder kam eine unaufgeforderte SMS, was ich denn schönes mit meinem England-Besuch gemacht hätte und wann wir uns treffen. Am 21.12.2012 war es dann soweit - Tag der Apokalypse. Die Mayas hatten doch recht.
Rein, kurze Sätze, Gürtel hin, raus. Mr New hatte einen eiskalten Plan vorgesehen. Der erste Satz "Wir sollten uns nicht mehr sehen" wurde mit "Ja find ich auch" abgefangen. Ich drehe mich zum gehen, und entscheide mich dann doch dafür, endlich Antworten zu bekommen. Wir öffnen bunte Cider-Dosen. Sie hat einen Freund. Quasi. Wohlplatzierte Kondome beweisen, was ich längst weiss. Ich sage ich will keine Beziehung, weil ich glaube, dass sie es nicht will, dass ich auch Schwierigkeiten habe, es mir vorzustellen, aber ich möchte herausfinden, ob man einen gemeinsamen Weg einschlagen könnte. Sie konnte wirklich aus medizinischen Gründen nicht mit mir schlafen. Ich weiss immer noch nicht, ob es stimmt, oder ob sie vielleicht dieses Forum entdeckt hat. Wir bauen einen Turm mit Cider-Dosen. Sie sitzt halb auf meinem Schoss, wir sind dicht an dicht. Sie versteht nicht, wie sie sich so sehr zu jemandem hingezogen fühlen kann, und sich gleichzeitig so schlecht fühlt. Es sei als wäre ich ihr Kryptonit. Aber dafür könne ich nichts. Girl-Talk für: Du bist an allem Schuld. Die Eltern, die Freunde, die Lebensumstände... Ja, wenn es nur wir beide wären, sofort. Ja, es ist eine Kopfentscheidung. Ja, Deine Lippen fühlen sich gut an meinem Hals an, ja ich lasse mich von Dir auf den Rücken werfen, ja, ich wehre mich ein bisschen aber Gott, ich will Dich und... NEIN! Sie springt auf, richtet ihr Kleid und ihre Strumpfhose. Setzt sich ans Ende der Couch. Das warme Licht leuchtet durch ihre lila Glasohrringe. Sie ist die schönste Frau der Welt. Knapp ein halbes Jahr habe ich nach diesem Stück Seife in der Luft gegriffen. Der Augenblick ist gekommen, die Seife schlittert auf den Boden und ich höre eine tiefe Stimme: "Bück Dich".
Das Spiel ist aus. Der Abschied freundlich und mit Würde. Hätte schlimmer sein können. Im Zug falle ich beinahe in Ohnmacht, so erschöpft bin ich. Weihnachten schaffe ich es kaum, tiefste Depression abzuwehren. Sylvester tröste ich mich mit meiner Affäre, es tut sehr gut.
Januar 2013: Es hält nicht lange. Sie hatte erzählt, sie würde im Januar auch nicht zur Arbeit kommen. Sie wird wohl operiert. Es ist eine lebensverändernde OP. Ihr Hormonhaushalt wird buchstäblich auf den Kopf gestellt, die zierliche Gestalt könnte richtig dick werden, statt wie ein Flummi durchs Leben zu hopsen wird sie sich nur müde durch die Gegend schleppen. Ich versuche, mich auf mich zu konzentrieren, es hilft sehr, ihr nicht täglich zu begegnen. Ich drücke ihr in Gedanken die Daumen und überlege, ob ich ihr eine Karte schreiben soll. In dem Moment flitzt sie im Treppenaufgang an mir vorbei. Alles friert ein. Was macht sie hier? Zu allem Übel wird sie von meiner Abteilung gebeten, bei einer Riesenevaluation unseres Zentrums zu helfen. Ich drifte wieder ab, quäle mich durch jeden Tag, kann sie nicht mehr abschütteln. Ich schreibe ihr wieder, bitte um ein Treffen. Denke, ich könnte durch ehrliche Antworten abschliessen. Es ist utopisch, meine mittlerweile unfassbar lange Kette an peinlichem Verhalten legt sich mir um den Hals und schnürt mir den Atem ab. Jegliche Kontrolle, die ich je gemeint hatte, über mich zu haben, war nichts als Selbstlüge. Die Erbärmlichkeit meiner Aktionen findet seinen Zenit, als ich einen Fake-Account bei einem Netzwerk öffne, dass sie benutzt. Sie ist verliebt. Es bedeutet zunächst nicht mehr, als dass der Feinmechaniker genügend Nächte mit ihr verbracht hat. Mein Couch-Fleck rettet mich jetzt schon lange nicht mehr. Zu meinem kläglichen Verhalten und dem Fakt, dass ich sie tatsächlich liebe, gesellt sich nun das Bild, wie er sie auseinandernimmt und sie ihn dafür vergöttert. Er ist der nächste, bessere Mann. Ich erinnere mich daran, wie ich mich heimlich freute, wenn sie von ihren Exen erzählte. Für mich waren sie unbedeutende Stolpersteine auf dem Weg zu mir, sie taten mir leid, weil sie offensichtlich nicht von ihr loskamen und sie sich für mich entschieden hatte. Und sie bedeuteten ihr nichts mehr, ausser, dass sie wusste, sie hat ihre Aufmerksamkeit für immer gebunkert. Ich bin jetzt einer von ihnen geworden.
Es bietet sich eine gute Gelegenheit, das Eis zu brechen. Wir gehen eine rauchen, ich halte den Ball flach und oberflächlich. Sage ihr, dass wir uns nicht mehr treffen brauchen. Ich traue mich nicht, eine Miene zu verziehen, jedes Wort zuviel könnte mir zum Verhängnis werden. Aber es war wichtig, zumindest ein paar Worte auszutauschen. Sie hat gewonnen. Ein für alle mal. Hat den Punkt erreicht, an dem es ihr egal ist, ob ich gut drauf bin oder nicht, selbstbewusst oder nicht, aber vor allem: ob sie mir egal ist oder nicht. Bevor ich über sie hinweg komme, musste sie sich verlieben. Bis dahin hielt sie mich an der Stange. Und ich habe brav mitgemacht, ich habe sogar abgelehnt, dass sie mir hilft, mein eigenes Grab zu schaufeln.
Februar 2013: Der Verlauf der letzten zwei Jahre zerrüttet meine Seele. Es war keine Obsession, ich habe sie tief und ehrlich geliebt. Jede gute Wendung in der Geschichte nach der Trennung, jedes gestärkte Selbstbewusstsein und jede richtige Bewegung zu meinem eigenen Leben bewirkte, dass ich noch mehr an uns glaubte. Es bleibt nur das Wissen, dass sie nie zugelassen hat, dass ich die Oberhand gewinne und hat dadurch jeglichen Respekt vor mir verloren. Ich habe mich zu einem Männchen machen lassen. Ich habe mich selber dorthinbegeben, in diese eierlose Welt, und jedesmal, wenn ich denke, ich hätte den Ausgang gefunden, zeigt mir meine Erinnerung den Finger.
Meine Affäre, ein einfühlsamer und liebevoller Mensch, erinnert mich nur noch daran, dass ich nie Interesse an einem längeren Verhältnis ohne Liebe hatte, und meine Ex verflucht noch mal jede Nische in mir gefüllt hat, mein perfekter Kontrast.
Hier stand noch viel mehr Text, der offensichtlich belegt, dass ich mich in einer tiefen Depression befinde. Ich erspare ihn Euch. Ihr denkt bestimmt sowieso "Man, der lernt's nie!" oder "Der muss sich einfach mal bemühen, an was anderes zu denken!". Vielleicht versteht ihr jetzt trotzdem, warum es mir so schwer fällt. Es hat jedenfalls ganz gut getan, alles noch mal durchzugehen. Auch, wenn mir dadurch die brutale Realität ins Auge sticht.
Ich habe mir auch die Mühe gemacht, weil ich mich von Euch verabschieden möchte. Ich bedanke mich bei Euch aus ganzem Herzen, ihr wart immer zur Stelle, selbst, wenn ich mich wie ein Idiot benommen habe und Ratschläge in den Wind geschossen habe. Dieses Forum hat mir sehr viel bedeutet. Es wirkt vielleicht, als hätte ich mich nicht weiterbewegt. Aber ich weiss nur durch die Menschen hier, warum es zum Ende kommen musste. Was ich tun muss, um an dieser Geschichte zu wachsen. Auch, wenn es mir Angst macht und ich noch nicht weiss, wie ich mit diesem immer wiederkehrenden Schmerz und der Schande umgehen soll. Ich werde noch eine sehr lange Zeit über Glasscherben laufen müssen, soviel ist sicher. Ich bin kein Masochist, es gibt dafür sehr viele Gründe, denen ich mich ebenfalls stellen muss, wenn ich nachhaltig etwas an mir ändern will.
Eines Tages verliebe ich mich vielleicht wieder. Zur Zeit kann ich es nicht glauben. Als erstes aber will ich einen Punkt erreichen, an dem ich nicht alle zwei Wochen zusammenbreche. Don't shit where you eat... Sie ständig auf Arbeit zu sehen nimmt mir nicht gerade den Gewehrlauf aus dem Mund. Hätte ich diese Regel befolgt, wäre nie etwas zwischen uns passiert und ich würde jetzt nicht mit auslaufendem Herzen herumirren. War es die Sache wert?
Für jede Sekunde mit ihr.