Was nacht Ihr alles, um loszulassen?
Re: Was nacht Ihr alles, um loszulassen?
Hallo Steffi, hallo Sonnenblume,
habe Eure Beiträge sehr interessiert gelesen.
Darf ich mal genauer nachfragen: was macht einen bindungsängstlichen Menschen aus? Wie äussert sich das?
Muss nämlich dazu sagen, mein Ex ist 45, und die längste Beziehung, die er hatte, war unsere - 7 Jahre (mit Unterbrechungen, wie schon beschrieben).
Ja, Nähe und Distanz waren immer die Frage, und immer, wenn ich nach "Beratern" handelte, ging's voll in die Hose.
Komm' ich jetzt wohl so langsam den wirklichen Gründen auf die Spur?
Helft mir mal auf die Sprünge - LG
Tina
habe Eure Beiträge sehr interessiert gelesen.
Darf ich mal genauer nachfragen: was macht einen bindungsängstlichen Menschen aus? Wie äussert sich das?
Muss nämlich dazu sagen, mein Ex ist 45, und die längste Beziehung, die er hatte, war unsere - 7 Jahre (mit Unterbrechungen, wie schon beschrieben).
Ja, Nähe und Distanz waren immer die Frage, und immer, wenn ich nach "Beratern" handelte, ging's voll in die Hose.
Komm' ich jetzt wohl so langsam den wirklichen Gründen auf die Spur?
Helft mir mal auf die Sprünge - LG
Tina
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Re: Was nacht Ihr alles, um loszulassen?
Vielleicht kann mir jemand einen Tipp geben. Meine Situation passt eigentlich sehr gut zum Thema.
Ich denke auch ich bin so ein bindungsängstlicher Mensch. Meine Exfreundin suchte immer Nähe zu mir. Hätte gerne geheiratet und Kinder bekommen. Ich hatte immer große Angst davor diesen Schritt zu gehen, wollte lieber ins Ausland und in den Tag hineinleben. Bei ihr hat das eine unglaubliche Verlustangst ausgelöst.
Sie hat sich schließlich vor 6 Wochen von mir getrennt, nach 12 Jahren. Sie sagte es wäre zu viel passiert und sie wäre zu sehr verletzt, alle Gefühle wären weg.
Sie ist direkt dannach viel feiern gegangen und erfreut sich des Lebens. Ich habe das Gefühl es ist irgendwie alles aus ihr herausgeplatzt. Es sind quasi alle Sorgen mit einem mal weg.
Ich hingegen hab direkt angefangen mich mit mir selbst zu beschäftigen, habe eine Therapie angefangen, Bücher über das Thema gelsen, etc. Sprich ich bin mir meiner eigenen Fehler bewusst geworden und habe eingesehen wie man vieles besser machen kann. Ich habe ihr aufgeschrieben wie ich mir meine Zukunft vorstellen könnte, aber es interessierte sie nicht mehr.
Sie schiebt alles was schlecht gelaufen ist auf mein Verhalten in der Beziehung (welches selbstverständlich nicht richtig war, aber aus absoluter Unwissenheit heraus. Ich habe meine eigenen Fehler nicht sehen können).
Wie hättet ihr (da ihr ja scheinbar eher auf der anderen Seite steht) reagiert? Ich könnte mich selber in den Arsch beissen über mein Verhalten, aber ich war zu nah dran um es zu sehen.
Sie will nur noch weg und Abstand. Was meint ihr? Gehört es vielleicht auch zur Liebe dazu jemandem seinen Wunsch einfach zu gönnen und ihn ziehen zu lassen? Ich mein ich kann ja keinen zwingen, aber ich hab gekämpft wie ein Löwe um sie zurück zu bekommen. Sie hat allerdings das Vertrauen in uns verloren.
Ich denke auch ich bin so ein bindungsängstlicher Mensch. Meine Exfreundin suchte immer Nähe zu mir. Hätte gerne geheiratet und Kinder bekommen. Ich hatte immer große Angst davor diesen Schritt zu gehen, wollte lieber ins Ausland und in den Tag hineinleben. Bei ihr hat das eine unglaubliche Verlustangst ausgelöst.
Sie hat sich schließlich vor 6 Wochen von mir getrennt, nach 12 Jahren. Sie sagte es wäre zu viel passiert und sie wäre zu sehr verletzt, alle Gefühle wären weg.
Sie ist direkt dannach viel feiern gegangen und erfreut sich des Lebens. Ich habe das Gefühl es ist irgendwie alles aus ihr herausgeplatzt. Es sind quasi alle Sorgen mit einem mal weg.
Ich hingegen hab direkt angefangen mich mit mir selbst zu beschäftigen, habe eine Therapie angefangen, Bücher über das Thema gelsen, etc. Sprich ich bin mir meiner eigenen Fehler bewusst geworden und habe eingesehen wie man vieles besser machen kann. Ich habe ihr aufgeschrieben wie ich mir meine Zukunft vorstellen könnte, aber es interessierte sie nicht mehr.
Sie schiebt alles was schlecht gelaufen ist auf mein Verhalten in der Beziehung (welches selbstverständlich nicht richtig war, aber aus absoluter Unwissenheit heraus. Ich habe meine eigenen Fehler nicht sehen können).
Wie hättet ihr (da ihr ja scheinbar eher auf der anderen Seite steht) reagiert? Ich könnte mich selber in den Arsch beissen über mein Verhalten, aber ich war zu nah dran um es zu sehen.
Sie will nur noch weg und Abstand. Was meint ihr? Gehört es vielleicht auch zur Liebe dazu jemandem seinen Wunsch einfach zu gönnen und ihn ziehen zu lassen? Ich mein ich kann ja keinen zwingen, aber ich hab gekämpft wie ein Löwe um sie zurück zu bekommen. Sie hat allerdings das Vertrauen in uns verloren.
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Re: Was nacht Ihr alles, um loszulassen?
Hallo Tina,
nach dem Berater-Schema habe ich anfangs auch gehandelt, sprich mich schlau gemacht, Therapeuten gefragt.
Gab anfangs auch "Beifall" ... später dann Demütigungen.
Bindungsängstliche oder -phobiker sind anfangs sehr charmant und gehen im Laufe der Zeit sehr auf Distanz.
Ich für mich habe erfahren, das ein Streit angezettelt wurde ... so dass Distanz vorprogrammiert war.
Menschen mit Bindungsangst verleugnen erst einmal und halten sich für fähig, eine Beziehung zu führen.
Meist liegen die Hintergründe bereits in der Kindheit verborgen.
Die Einsicht, unter Bindungsangst zu leiden ... ist schon mal der erste Schritt. Als Partnerin brauchst du aber Nerven aus dickem Draht und Feingefühl.
Das habe ich irgendwann eingestellt, weil ich mich dabei zu sehr verlor ... und meine Bedürfnisse immer schön ins Abseits gestellt habe.
Tina, kennst du das Buch "Jein, ..." von Stefanie Stahl? Kann ich nur empfehlen. Das Buch gibt dir einen sehr guten Einblick.
Ich habe mich auf den Seiten wiedererkannt und die letzten Kapitel sind für den Partner oder Partnerin des Phobikers gewidmet.
LG. Steffi
nach dem Berater-Schema habe ich anfangs auch gehandelt, sprich mich schlau gemacht, Therapeuten gefragt.
Gab anfangs auch "Beifall" ... später dann Demütigungen.
Bindungsängstliche oder -phobiker sind anfangs sehr charmant und gehen im Laufe der Zeit sehr auf Distanz.
Ich für mich habe erfahren, das ein Streit angezettelt wurde ... so dass Distanz vorprogrammiert war.
Menschen mit Bindungsangst verleugnen erst einmal und halten sich für fähig, eine Beziehung zu führen.
Meist liegen die Hintergründe bereits in der Kindheit verborgen.
Die Einsicht, unter Bindungsangst zu leiden ... ist schon mal der erste Schritt. Als Partnerin brauchst du aber Nerven aus dickem Draht und Feingefühl.
Das habe ich irgendwann eingestellt, weil ich mich dabei zu sehr verlor ... und meine Bedürfnisse immer schön ins Abseits gestellt habe.
Tina, kennst du das Buch "Jein, ..." von Stefanie Stahl? Kann ich nur empfehlen. Das Buch gibt dir einen sehr guten Einblick.
Ich habe mich auf den Seiten wiedererkannt und die letzten Kapitel sind für den Partner oder Partnerin des Phobikers gewidmet.
LG. Steffi
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Re: Was nacht Ihr alles, um loszulassen?
Hallo Luftikus,
Hut ab ... finde ich klasse, dass du dich mit deinen Defiziten auseinandersetzt.
Viele leugnen dies ja auch und halten sich für fähig, eine Beziehung zu führen ... nur müsste sich die Partnerin sich dem fügen.
Ich finde, es ist unheimlich schwer, dem bindungsängstlichen Partner wieder zu vertrauen, sich zu nähern, wenn man soch sehr viele Verletzungen
ertragen musste ... aus Angst vor neuen Verletzungen.
Manchmal ist es besser oder gesünder loszulassen, somit können sich beide neu orientieren
Oder aber du gibst ihr Zeit, meidest den Kontakt. Betteln wäre da nicht angebracht, somit entfernt sie sich womöglich noch weiter.
Dies ist ja meist ungekehrt, dass der "gesunde"Mensch dass Klammern anfängt.
Lass die Zeit arbeiten und melde dich in ein paar Wochen bei ihr, schlage ein spontanes Treffen vor, Café trinken o.ä.
Und fordere nicht weiter, wenn sie es beim ersten Versuch ablehnt.
Viel Gück!
Hut ab ... finde ich klasse, dass du dich mit deinen Defiziten auseinandersetzt.
Viele leugnen dies ja auch und halten sich für fähig, eine Beziehung zu führen ... nur müsste sich die Partnerin sich dem fügen.
Ich finde, es ist unheimlich schwer, dem bindungsängstlichen Partner wieder zu vertrauen, sich zu nähern, wenn man soch sehr viele Verletzungen
ertragen musste ... aus Angst vor neuen Verletzungen.
Manchmal ist es besser oder gesünder loszulassen, somit können sich beide neu orientieren
Oder aber du gibst ihr Zeit, meidest den Kontakt. Betteln wäre da nicht angebracht, somit entfernt sie sich womöglich noch weiter.
Dies ist ja meist ungekehrt, dass der "gesunde"Mensch dass Klammern anfängt.
Lass die Zeit arbeiten und melde dich in ein paar Wochen bei ihr, schlage ein spontanes Treffen vor, Café trinken o.ä.
Und fordere nicht weiter, wenn sie es beim ersten Versuch ablehnt.
Viel Gück!
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Re: Was nacht Ihr alles, um loszulassen?
Hallo, Luftikus,
so wie Du die Beziehung und das Ende beschreibst, ist ist definitiv zu Ende. Es ist sicher schwer einzusehen, noch viel schwerer ist es abzuwarten, bis die Gefühle einen anderen Weg einschlagen und sich ebenfalls von der Beziehung verabschieden. Denn Trauer, Wut auf den anderen und auf sich selbst, verletzter Stolz tun unendlich weh und der Weg sich davon zu lösen ist lang. Tricks, nach denen sich manche erkundigen, gibt es meiner Meinung nach nicht. Denn die eigenen Gefühle lassen sich nicht betrügen, nur vorübergehend ruhig stellen, ablenken, vielleicht sogar verdrängen. Aber die schmerzlichen Gefühle holen einen immer wieder ein. Man muss akzeptieren, dass dieser Vorgang lange dauert, beim einen mehr , beim anderen weniger.
In der Zeit nach der Trennung ist es wichtig, ein wenig pfleglich mit sich umzugehen, aber auch nachzudenken. Denn damit schaltet man den anderen Teil der Persönlichkeit, den Verstand wieder ein und lässt ihn mehr zu Wort kommen. Und der hat manchmal ganz erstaunliche Einsichten auch für den Verlassenen und angeblich ja so unschuldigen Partner parat. Das ist nicht immer angenehm, oft das Gegenteil, sich dem zu stellen. Aber in der ersten Phase, also den ersten Wochen und Monaten, ist es auch angebracht, sich selbst ein wenig an die Hand zu nehmen.
Also, sich zu sagen, ich unternehme heute abend bewusst dies oder jenes und das mache ich ganz für mich allein, denn ich möchte mich wohlfühlen.
Mir hat es immer gut getan, wenn ich mich aus dem Loch des Selbstmitleids rausgezogen habe und Dinge unternommen habe, auch wenn mir zunächst klar war, dass es nichts weiter als hoffnungslose Beschäftigungstherapie ist.
Kurz nach der Trennung ging ich mal ins Kino, allein. Ich saß auch allein in der Reihe, blickte auf den Sitz neben mir und mir liefen die Tränen runter, weil ich mir nur eins wünschte: er möge doch neben mir sein! Ich wollte alles wieder zurück haben, er sollte hier und jetzt neben mir sitzen, obwohl mir mein Verstand schon Monate vorher gesagt hatte, das ist nichts Rechtes und das wird nichts.
Aber da waren ja meine Gefühle, die sagten was anderes. Wir wollen glücklich sein, dem Geliebten nahe sein, schöne Dinge mit ihm unternehmen usw. und die waren mächtiger als der Verstand. Tja, das tut dann einfach richtig weh und da muss man sich dann sagen: ich darf traurig sein, denn mir fehlt der wichtigste Bestandteil meines Lebens. Wer sollte da nicht traurig sein und mit sich selbst hadern? Es ist ja schon schlimm, wenn ein geliebtes Haustier stirbt, wie sollte es bei einem Menschen leichter sein?
Luftikus, ich glaube, Deine Freundin hat sich schon während der Beziehung innerlich von Dir verabschiedet und hat dann eines Tages den endgültigen Schritt getan. Sie hatte andere Lebensvorstellungen und worauf hätte sie denn warten sollen? Ihre Wünsche gingen den Bach runter, also Familie und trautes Heim und eines Tages war das Maß voll. Sie hatte sich längst von Dir distanziert und musste dann nur noch das Ende aussprechen.Du selbst hast davon vermutlich nichts gemerkt und warst dann wie vor den Kopf gestossen.
Du bist ihr leider nicht mehr wichtig, sie will und wird ihren eigenen Weg gehen. Sie feiert, weil es ihr vielleicht jetzt besser geht als während der Beziehung, vielleicht aber auch, um sich selbst ein wenig davon zu rennen. Denn wie genau es in ihr aussieht, weißt Du nicht. Also, ich sehe nur, dass Du Dich damit abfinden musst. Aber Du hast ja schon angefangen, auch über Dich nachzudenken. Und damit ist ein großer Schritt aus dem Selbstmitleid getan. Nichts gegen Selbstmitleid, es ist legitim, sich in dieser Situation leid zu tun, aber irgendwann muss man sich schrittweise auch davon verabschieden und sich selbst auch wieder schimpfen, motivieren, hinterfragen. Das ist alles sehr anstrengend, aber es lohnt sich.
Schlaflose Nächte, Weinanfälle beim geringsten Anlass, wenn irgend etwas an den Partner erinnert, Depressionen, Wut auf sich selbst und auf den anderen, sind normal und muss man anfangs hinnehmen. Sie gehören zur Trauerphase.
Steffi, nun zu bindungsphobischen Menschen. Man kann sie eigentlich recht gut erkennen und ich weiß selber jetzt noch besser darüber Bescheid, zumal ich auch ein wenig zu dieser Kategorie gehöre. Die Verhaltensweisen äußern sich nämlich auch im ganz normalen Alltag.
Ich zähle mal die auf, die mir jetzt so einfallen:
-Ein Bindungsphobiker legt sich höchst ungern auf etwas fest. Langfristige Pläne, z.B. ein gemeinsamer Urlaub, heiraten, Kinder bekommen, Hausbau, alles was mit jahrelangen Verpflichtungen und Bindungen einher geht, sind ihnen ein Greuel. Lieber alles spontan und von heute auf morgen entscheiden. Sollen wir heute abend ins Kino gehen oder nicht? Ach warten wir doch bis kurz vor Beginn der Vorstellung und entscheiden dann, ob wir wollen oder lieber doch nicht. Notfalls kann man ja an der Kasse noch umkehren und sich anders entscheiden.
Wie soll ein Bindungsphobiker langfristige Pläne schmieden, wenn er schon bei ganz banalen Dingen seine Probleme hat? Während andere nach der Schule schon wissen, dass sie heiraten und drei Kinder wollen, weiß der Bindungsphobiker nichts. Er geht lieber mal studieren, lebt in den Tag hinein, macht dies und jenes, denn langfristige Pläne kann er nicht schmieden, denn auch jahrelange Verantwortung will er nicht tragen.
-Familienfeiern liebt er gar nicht. Sie erinnern ihn in der eigenen Familie an unliebsame Dinge und erst recht ist ihm der Aufenthalt in der Familie des Partners unangenehm. Kommt er zur Geburtstagsfeier der potentiellen Schwiegermutter, dann eher mit schlechten Gefühlen, weil man praktisch schon als Schwiegersohn angesehen wird. Das fühlt sich so nach Bedrohung und Einengung an. Wahrscheinlich hat er genau an dem Tag keine Zeit oder Kopfweh.
-Bindungsphobiker sind gerne solo unterwegs. Haben sie eine Beziehung, so treten sie doch oftmals alleine auf's Parkett. Braucht ja nicht jeder zu wissen, dass man eigentlich gebunden ist. Könnte ja auch sein, dass es einen anderen Interessenten gibt, der das eigene Ego wieder mal aufpoliert. Vielleicht gibt es ja noch irgendwo einen Traumprinzen, auf den man immer gewartet hat.
-Bindungsphobiker beziehen selten eine klare Position. Stellt man eine Frage, so erhält man meistens keine eindeutige Antwort, sondern erntet Allgemeinplätze ("das kann ich so eindeutig nicht sagen" z.B.), Ausflüchte ("Nö, so habe ich das doch nie gemeint, da hast Du etwas falsch verstanden") oder Verschleierungen ("Nein, da war doch nichts dahinter, nur eine Bekannte, nichts weiter"). Beim Fragenden bleibt permanent das Gefühl, er verdreht die Wahrheit oder sagt nur die halbe. Beliebt ist auch die Taktik, statt einer Antwort lieber eine Gegenfrage zu stellen. Damit spielt man den Ball wieder zum Fragenden zurück, der sich fragt, warum fragt er und antwortet nicht. Eine ziemlich fiese Verhaltensweise, die meiner perfekt beherrschte.
Außerdem verdrehen sie gerne etwas. Phobiker hat sich falsch verhalten, Partner beklagt sich und auf einmal dreht er es so hin, dass die Schuld ja beim anderen liegt. Der Unterlegene fragt sich dann noch völlig verunsichert, vielleicht habe ich mich ja tatsächlich falsch verhalten,vielleicht hätte ich so und so sein müssen, vielleicht liegt es am Ende doch an mir, dass ich so unzufrieden bin. Vielleicht bin ich tatsächlich zu kleinlich, zu kleinmütig, zu kleinkariert, zu .... Die Liste ließe sich lange fortsetzen.
-Ein Bindungsphobiker entscheidet am liebsten alleine und nicht etwa in Absprache mit dem Partner. Er wird da und dort hinfahren, auf dieses und jenes Festival, aber man merkt, als Partner ist man nicht etwa als Begleitperson vorgesehen. Man wird nur informiert. Und wieder fragt sich der Verlustängstliche, vielleicht enge ich ihn ja zu sehr ein? Ich müsste großzügiger und souveräner sein, dann würde er mich endlich lieben. Egal, was man tut, er tut es nicht. Er liebt nicht, weil er keine enge Verbindung zu Menschen aufbauen kann. Sein Inneres sträubt sich dagegen und schuld sind seine innersten Ängste. Denn er hat seit Kindesbeinen verinnerlicht, es gibt keinen Menschen, der wirklich zu mir hält. Dadurch schützt er sich vor Verletzungen. Das ist ihm nicht etwa bewusst, weil es aus dem Unbewussten geschieht, insofern kann er tatsächlich nichts dafür. Er hat nur gelernt, dass er im Leben auf sich allein gestellt ist. Insofern stellt sich der Bindungsphobiker in Beziehungen selbst ein Bein, denn er hat ja auch ein tiefes Bedürfnis nach Nähe, Vertrauen, Geborgenheit, Zugehörigkeit, Liebe. Aber er hat auch Angst, Angst seine Freiheit , seine Selbstbestimmtheit zu verlieren. Der Partner mit seinen Ansprüchen verursacht in mehrerer Hinsicht schlechte Gefühle.
Er engt ihn ein, bedeutet Einschränkungen, er macht Angst vor Verlust der Freiheit und der Bindungsphobiker spürt permanent, dass er den Ansprüchen und Wünschen des Partners doch nie gerecht werden kann. Er fühlt sich in die Enge getrieben und greift zu den bewährten bindungsvermeidenden Strategien. Ob der Partner seine Wünsche nach Nähe ausspricht, spielt keine große Rolle, denn auch Unausgesprochenes teilt sich mit.
-Bindungsphobiker brauchen immer das Gefühl, frei zu sein. Keine langfristigen Pläne, Verpflichtungen, keine Einengungen bitte.
-Bindungsphobiker sind ideale Partner, denn sie haben in Beziehungen eine ganze Palette an wunderbaren Verhaltensweisen an sich. Sie schweigen , sie ziehen sich zurück, sie lesen in einer Zeitschrift, hocken vor dem PC, haben lieber den Kopfhörer auf, igeln sich ein und geben dem Partner damit das schöne Gefühl, es gibt wichtigere Dinge als Dich in meinem Leben. Das macht keine Probleme, denn es gibt ja nicht mal Streit.
Der Nähe Suchende giert nach Nähe, versucht sämtliche Tricks, um Aufmerksamkeit zu bekommen, aber es hilft oft nichts. Umarmungen, eindeutige Wünsche nach Sex, Schmeicheleien, Fragen, die das Ziel haben, Gemeinsamkeit herzustellen ("Findest Du nicht auch, dass ...") helfen oft nichts, bewirken oft nur das Gegenteil.
Der eine zieht sich in seine Burg zurück, ist unerreichbar, obwohl körperlich präsent, der andere versucht verzweifelt, die Burg zu stürmen und einen Zugang zu finden. Aber er rennt gegen Mauern, eiskalte und meterdicke.
Natürlich sind solche Verhaltensweisen nicht permanent vorhanden, aber immer wieder und sie tun dem anderen unheimlich weh. Kein Wunder, dass er im Lauf der Beziehung sein Selbstbewusstsein verliert, seine Eigenliebe systematisch untergräbt, denn er hat ja keine Chance.
Beliebt und dabei völlig legitim ist auch die Flucht in die Arbeit oder in ein zeitintensives Hobby, dem man natürlich allein oder mit anderen nachgeht. Nur nicht mit dem Partner ...
-Bindungsphobiker haben oft viele Freunde, auf Facebook, von Veranstaltungen her usw. Sie wirken oft so sanft, liebenswürdig, zugänglich, interessiert, zumindest anfangs. Jeder hat sie gerne, zumindest die meisten. Das ist kein Wunder, nett sind sie ja, solange keine ernsthaften Ansprüche an sie gestellt werden. Freunde sind meist unverbindlich, auf jeden Fall ist die emotionale Verbindung viel schwächer als zum Partner und daher besteht keine Gefahr, vereinnahmt zu werden. Auch Kontakte zu Familien sind oftmals zu beobachten, denn hier holt sich der Bindungsphobiker gerne ein wenig Nestwärme, hat unverbindlich Anteil am Leben mit Partner, Kindern und Haus und hat doch keinerlei Verpflichtung, da sich Familien immer selbst organisieren. Bei der Reparatur des PCs hilft der Bindungsphobiker gerne, im Austausch dafür erhält er ein Quantum an Zugehörigkeit und Nestwärme, ohne Verantwortung übernehmen zu müssen.
-Verpflichtungen innerhalb der Familie sind auch so eine Sache. Muttertag, Firmung des Neffen usw. Sie erscheinen wahrscheinlich pflichtschuldigst, aber am liebsten auf den letzten Drücker. Hilfe bei den Vorbereitungen zu einer Feier, Fehlanzeige. Die Verwandten sind schon froh, wenn er überhaupt auftaucht, mehr wird gar nicht mehr erwartet. Ihr kennt doch alle das Lied von den 195 Mails, die er noch checken muss, ehe er dann endlich kommt, vielleicht, falls es nicht 195.000 Mails werden ...
Ja, das Leben mit einem Bindungsphobiker ist sicher nicht langweilig, da spannungsgeladen, voller Frustrationen und spannend wie ein Thriller. Was wird er als nächstes an liebenswerten Verhaltensweisen aus dem Ärmel zaubern? Da gab es doch die nette Kollegin, die letzthin so freundlich war und dann per Mail nach einem Treffen gefragt hat. Darauf geht der Bindungsphobiker gerne ein, auch er signalisiert Interesse. Dass er eigentlich anderweitig gebunden ist, schiebt er erst Mal großzügig beiseite. Wieso sollte er ein schlechtes Gewissen haben, ist doch nichts dabei, sich mal auf einen Kaffee zu treffen, nett zu plaudern und zu schauen, was die Zukunft so bringt. Auch das ist eindeutig eine bindungsvermeidende Verhaltensweise, denn sie schafft Distanz zum Partner.
Das habe ich mit meinen Ex erlebt und an die Gefühle der Verunsicherung und Panik, die mich überfielen, als ich widerrechtlich sah, was da für ein Mailwechsel stattgefunden hatte, möchte ich lieber nicht mehr denken. Fatal nur, dass auch ich das in anderen Beziehungen schon mal gemacht habe ...
Ja, ich bin ein Chamäleon, je nach Partner nehme ich den überlegenen Part ein, da ich allzu viel Nähe vermeiden muss und Vereinnahmung schlecht ertrage, gerate ich aber an einen Bindungsvermeider, ziehe ich sämtliche Register um ihn zu "bekehren". Wo ist die Lösung? Meine Prägungen werde ich nie mehr los, die sind festgezurrt, aber ich glaube, mit Einsicht und auch Mitgefühl gegenüber dem anderen ist schon viel getan. Man kann seine bindungsvermeidenden Tendenzen nicht umkehren, aber man kann sie in den Griff bekommen, zumindest ein wenig. Durch Einsicht, Wissen um das eigene Ich, Ehrlichkeit gegen sich selbst und den anderen, kann man auch Beziehungen führen. Die sehen allerdings anders aus als bei vielen anderen und "normalen" Menschen, die glücklich mit der Familie, eingebettet in eine Sippe, einen Verein leben und Probleme mit dem Alleinsein haben.
Der Bindungsphobiker kennt das nicht, er kommt prima alleine mit sich klar, aber fühlt sich oftmals auch nirgends richtig zugehörig. Er hat immer das Gefühl, ein wenig außen vor zu stehen, er spürt dass er "anders" ist und fühlt sich oftmals isoliert. Das ist die Kehrseite des ach so selbstbestimmten Lebens.
Ich fürchte, das hört sich alles nicht so sehr erfreulich an, aber es ist die Wahrheit. Ich sehe dennoch positiv in die Zukunft und lebe wieder recht gerne. Aus verkorksten Beziehungen kann man viel lernen, auch über sich selbst.
LG
Sonnenblume
so wie Du die Beziehung und das Ende beschreibst, ist ist definitiv zu Ende. Es ist sicher schwer einzusehen, noch viel schwerer ist es abzuwarten, bis die Gefühle einen anderen Weg einschlagen und sich ebenfalls von der Beziehung verabschieden. Denn Trauer, Wut auf den anderen und auf sich selbst, verletzter Stolz tun unendlich weh und der Weg sich davon zu lösen ist lang. Tricks, nach denen sich manche erkundigen, gibt es meiner Meinung nach nicht. Denn die eigenen Gefühle lassen sich nicht betrügen, nur vorübergehend ruhig stellen, ablenken, vielleicht sogar verdrängen. Aber die schmerzlichen Gefühle holen einen immer wieder ein. Man muss akzeptieren, dass dieser Vorgang lange dauert, beim einen mehr , beim anderen weniger.
In der Zeit nach der Trennung ist es wichtig, ein wenig pfleglich mit sich umzugehen, aber auch nachzudenken. Denn damit schaltet man den anderen Teil der Persönlichkeit, den Verstand wieder ein und lässt ihn mehr zu Wort kommen. Und der hat manchmal ganz erstaunliche Einsichten auch für den Verlassenen und angeblich ja so unschuldigen Partner parat. Das ist nicht immer angenehm, oft das Gegenteil, sich dem zu stellen. Aber in der ersten Phase, also den ersten Wochen und Monaten, ist es auch angebracht, sich selbst ein wenig an die Hand zu nehmen.
Also, sich zu sagen, ich unternehme heute abend bewusst dies oder jenes und das mache ich ganz für mich allein, denn ich möchte mich wohlfühlen.
Mir hat es immer gut getan, wenn ich mich aus dem Loch des Selbstmitleids rausgezogen habe und Dinge unternommen habe, auch wenn mir zunächst klar war, dass es nichts weiter als hoffnungslose Beschäftigungstherapie ist.
Kurz nach der Trennung ging ich mal ins Kino, allein. Ich saß auch allein in der Reihe, blickte auf den Sitz neben mir und mir liefen die Tränen runter, weil ich mir nur eins wünschte: er möge doch neben mir sein! Ich wollte alles wieder zurück haben, er sollte hier und jetzt neben mir sitzen, obwohl mir mein Verstand schon Monate vorher gesagt hatte, das ist nichts Rechtes und das wird nichts.
Aber da waren ja meine Gefühle, die sagten was anderes. Wir wollen glücklich sein, dem Geliebten nahe sein, schöne Dinge mit ihm unternehmen usw. und die waren mächtiger als der Verstand. Tja, das tut dann einfach richtig weh und da muss man sich dann sagen: ich darf traurig sein, denn mir fehlt der wichtigste Bestandteil meines Lebens. Wer sollte da nicht traurig sein und mit sich selbst hadern? Es ist ja schon schlimm, wenn ein geliebtes Haustier stirbt, wie sollte es bei einem Menschen leichter sein?
Luftikus, ich glaube, Deine Freundin hat sich schon während der Beziehung innerlich von Dir verabschiedet und hat dann eines Tages den endgültigen Schritt getan. Sie hatte andere Lebensvorstellungen und worauf hätte sie denn warten sollen? Ihre Wünsche gingen den Bach runter, also Familie und trautes Heim und eines Tages war das Maß voll. Sie hatte sich längst von Dir distanziert und musste dann nur noch das Ende aussprechen.Du selbst hast davon vermutlich nichts gemerkt und warst dann wie vor den Kopf gestossen.
Du bist ihr leider nicht mehr wichtig, sie will und wird ihren eigenen Weg gehen. Sie feiert, weil es ihr vielleicht jetzt besser geht als während der Beziehung, vielleicht aber auch, um sich selbst ein wenig davon zu rennen. Denn wie genau es in ihr aussieht, weißt Du nicht. Also, ich sehe nur, dass Du Dich damit abfinden musst. Aber Du hast ja schon angefangen, auch über Dich nachzudenken. Und damit ist ein großer Schritt aus dem Selbstmitleid getan. Nichts gegen Selbstmitleid, es ist legitim, sich in dieser Situation leid zu tun, aber irgendwann muss man sich schrittweise auch davon verabschieden und sich selbst auch wieder schimpfen, motivieren, hinterfragen. Das ist alles sehr anstrengend, aber es lohnt sich.
Schlaflose Nächte, Weinanfälle beim geringsten Anlass, wenn irgend etwas an den Partner erinnert, Depressionen, Wut auf sich selbst und auf den anderen, sind normal und muss man anfangs hinnehmen. Sie gehören zur Trauerphase.
Steffi, nun zu bindungsphobischen Menschen. Man kann sie eigentlich recht gut erkennen und ich weiß selber jetzt noch besser darüber Bescheid, zumal ich auch ein wenig zu dieser Kategorie gehöre. Die Verhaltensweisen äußern sich nämlich auch im ganz normalen Alltag.
Ich zähle mal die auf, die mir jetzt so einfallen:
-Ein Bindungsphobiker legt sich höchst ungern auf etwas fest. Langfristige Pläne, z.B. ein gemeinsamer Urlaub, heiraten, Kinder bekommen, Hausbau, alles was mit jahrelangen Verpflichtungen und Bindungen einher geht, sind ihnen ein Greuel. Lieber alles spontan und von heute auf morgen entscheiden. Sollen wir heute abend ins Kino gehen oder nicht? Ach warten wir doch bis kurz vor Beginn der Vorstellung und entscheiden dann, ob wir wollen oder lieber doch nicht. Notfalls kann man ja an der Kasse noch umkehren und sich anders entscheiden.
Wie soll ein Bindungsphobiker langfristige Pläne schmieden, wenn er schon bei ganz banalen Dingen seine Probleme hat? Während andere nach der Schule schon wissen, dass sie heiraten und drei Kinder wollen, weiß der Bindungsphobiker nichts. Er geht lieber mal studieren, lebt in den Tag hinein, macht dies und jenes, denn langfristige Pläne kann er nicht schmieden, denn auch jahrelange Verantwortung will er nicht tragen.
-Familienfeiern liebt er gar nicht. Sie erinnern ihn in der eigenen Familie an unliebsame Dinge und erst recht ist ihm der Aufenthalt in der Familie des Partners unangenehm. Kommt er zur Geburtstagsfeier der potentiellen Schwiegermutter, dann eher mit schlechten Gefühlen, weil man praktisch schon als Schwiegersohn angesehen wird. Das fühlt sich so nach Bedrohung und Einengung an. Wahrscheinlich hat er genau an dem Tag keine Zeit oder Kopfweh.
-Bindungsphobiker sind gerne solo unterwegs. Haben sie eine Beziehung, so treten sie doch oftmals alleine auf's Parkett. Braucht ja nicht jeder zu wissen, dass man eigentlich gebunden ist. Könnte ja auch sein, dass es einen anderen Interessenten gibt, der das eigene Ego wieder mal aufpoliert. Vielleicht gibt es ja noch irgendwo einen Traumprinzen, auf den man immer gewartet hat.
-Bindungsphobiker beziehen selten eine klare Position. Stellt man eine Frage, so erhält man meistens keine eindeutige Antwort, sondern erntet Allgemeinplätze ("das kann ich so eindeutig nicht sagen" z.B.), Ausflüchte ("Nö, so habe ich das doch nie gemeint, da hast Du etwas falsch verstanden") oder Verschleierungen ("Nein, da war doch nichts dahinter, nur eine Bekannte, nichts weiter"). Beim Fragenden bleibt permanent das Gefühl, er verdreht die Wahrheit oder sagt nur die halbe. Beliebt ist auch die Taktik, statt einer Antwort lieber eine Gegenfrage zu stellen. Damit spielt man den Ball wieder zum Fragenden zurück, der sich fragt, warum fragt er und antwortet nicht. Eine ziemlich fiese Verhaltensweise, die meiner perfekt beherrschte.
Außerdem verdrehen sie gerne etwas. Phobiker hat sich falsch verhalten, Partner beklagt sich und auf einmal dreht er es so hin, dass die Schuld ja beim anderen liegt. Der Unterlegene fragt sich dann noch völlig verunsichert, vielleicht habe ich mich ja tatsächlich falsch verhalten,vielleicht hätte ich so und so sein müssen, vielleicht liegt es am Ende doch an mir, dass ich so unzufrieden bin. Vielleicht bin ich tatsächlich zu kleinlich, zu kleinmütig, zu kleinkariert, zu .... Die Liste ließe sich lange fortsetzen.
-Ein Bindungsphobiker entscheidet am liebsten alleine und nicht etwa in Absprache mit dem Partner. Er wird da und dort hinfahren, auf dieses und jenes Festival, aber man merkt, als Partner ist man nicht etwa als Begleitperson vorgesehen. Man wird nur informiert. Und wieder fragt sich der Verlustängstliche, vielleicht enge ich ihn ja zu sehr ein? Ich müsste großzügiger und souveräner sein, dann würde er mich endlich lieben. Egal, was man tut, er tut es nicht. Er liebt nicht, weil er keine enge Verbindung zu Menschen aufbauen kann. Sein Inneres sträubt sich dagegen und schuld sind seine innersten Ängste. Denn er hat seit Kindesbeinen verinnerlicht, es gibt keinen Menschen, der wirklich zu mir hält. Dadurch schützt er sich vor Verletzungen. Das ist ihm nicht etwa bewusst, weil es aus dem Unbewussten geschieht, insofern kann er tatsächlich nichts dafür. Er hat nur gelernt, dass er im Leben auf sich allein gestellt ist. Insofern stellt sich der Bindungsphobiker in Beziehungen selbst ein Bein, denn er hat ja auch ein tiefes Bedürfnis nach Nähe, Vertrauen, Geborgenheit, Zugehörigkeit, Liebe. Aber er hat auch Angst, Angst seine Freiheit , seine Selbstbestimmtheit zu verlieren. Der Partner mit seinen Ansprüchen verursacht in mehrerer Hinsicht schlechte Gefühle.
Er engt ihn ein, bedeutet Einschränkungen, er macht Angst vor Verlust der Freiheit und der Bindungsphobiker spürt permanent, dass er den Ansprüchen und Wünschen des Partners doch nie gerecht werden kann. Er fühlt sich in die Enge getrieben und greift zu den bewährten bindungsvermeidenden Strategien. Ob der Partner seine Wünsche nach Nähe ausspricht, spielt keine große Rolle, denn auch Unausgesprochenes teilt sich mit.
-Bindungsphobiker brauchen immer das Gefühl, frei zu sein. Keine langfristigen Pläne, Verpflichtungen, keine Einengungen bitte.
-Bindungsphobiker sind ideale Partner, denn sie haben in Beziehungen eine ganze Palette an wunderbaren Verhaltensweisen an sich. Sie schweigen , sie ziehen sich zurück, sie lesen in einer Zeitschrift, hocken vor dem PC, haben lieber den Kopfhörer auf, igeln sich ein und geben dem Partner damit das schöne Gefühl, es gibt wichtigere Dinge als Dich in meinem Leben. Das macht keine Probleme, denn es gibt ja nicht mal Streit.
Der Nähe Suchende giert nach Nähe, versucht sämtliche Tricks, um Aufmerksamkeit zu bekommen, aber es hilft oft nichts. Umarmungen, eindeutige Wünsche nach Sex, Schmeicheleien, Fragen, die das Ziel haben, Gemeinsamkeit herzustellen ("Findest Du nicht auch, dass ...") helfen oft nichts, bewirken oft nur das Gegenteil.
Der eine zieht sich in seine Burg zurück, ist unerreichbar, obwohl körperlich präsent, der andere versucht verzweifelt, die Burg zu stürmen und einen Zugang zu finden. Aber er rennt gegen Mauern, eiskalte und meterdicke.
Natürlich sind solche Verhaltensweisen nicht permanent vorhanden, aber immer wieder und sie tun dem anderen unheimlich weh. Kein Wunder, dass er im Lauf der Beziehung sein Selbstbewusstsein verliert, seine Eigenliebe systematisch untergräbt, denn er hat ja keine Chance.
Beliebt und dabei völlig legitim ist auch die Flucht in die Arbeit oder in ein zeitintensives Hobby, dem man natürlich allein oder mit anderen nachgeht. Nur nicht mit dem Partner ...
-Bindungsphobiker haben oft viele Freunde, auf Facebook, von Veranstaltungen her usw. Sie wirken oft so sanft, liebenswürdig, zugänglich, interessiert, zumindest anfangs. Jeder hat sie gerne, zumindest die meisten. Das ist kein Wunder, nett sind sie ja, solange keine ernsthaften Ansprüche an sie gestellt werden. Freunde sind meist unverbindlich, auf jeden Fall ist die emotionale Verbindung viel schwächer als zum Partner und daher besteht keine Gefahr, vereinnahmt zu werden. Auch Kontakte zu Familien sind oftmals zu beobachten, denn hier holt sich der Bindungsphobiker gerne ein wenig Nestwärme, hat unverbindlich Anteil am Leben mit Partner, Kindern und Haus und hat doch keinerlei Verpflichtung, da sich Familien immer selbst organisieren. Bei der Reparatur des PCs hilft der Bindungsphobiker gerne, im Austausch dafür erhält er ein Quantum an Zugehörigkeit und Nestwärme, ohne Verantwortung übernehmen zu müssen.
-Verpflichtungen innerhalb der Familie sind auch so eine Sache. Muttertag, Firmung des Neffen usw. Sie erscheinen wahrscheinlich pflichtschuldigst, aber am liebsten auf den letzten Drücker. Hilfe bei den Vorbereitungen zu einer Feier, Fehlanzeige. Die Verwandten sind schon froh, wenn er überhaupt auftaucht, mehr wird gar nicht mehr erwartet. Ihr kennt doch alle das Lied von den 195 Mails, die er noch checken muss, ehe er dann endlich kommt, vielleicht, falls es nicht 195.000 Mails werden ...
Ja, das Leben mit einem Bindungsphobiker ist sicher nicht langweilig, da spannungsgeladen, voller Frustrationen und spannend wie ein Thriller. Was wird er als nächstes an liebenswerten Verhaltensweisen aus dem Ärmel zaubern? Da gab es doch die nette Kollegin, die letzthin so freundlich war und dann per Mail nach einem Treffen gefragt hat. Darauf geht der Bindungsphobiker gerne ein, auch er signalisiert Interesse. Dass er eigentlich anderweitig gebunden ist, schiebt er erst Mal großzügig beiseite. Wieso sollte er ein schlechtes Gewissen haben, ist doch nichts dabei, sich mal auf einen Kaffee zu treffen, nett zu plaudern und zu schauen, was die Zukunft so bringt. Auch das ist eindeutig eine bindungsvermeidende Verhaltensweise, denn sie schafft Distanz zum Partner.
Das habe ich mit meinen Ex erlebt und an die Gefühle der Verunsicherung und Panik, die mich überfielen, als ich widerrechtlich sah, was da für ein Mailwechsel stattgefunden hatte, möchte ich lieber nicht mehr denken. Fatal nur, dass auch ich das in anderen Beziehungen schon mal gemacht habe ...
Ja, ich bin ein Chamäleon, je nach Partner nehme ich den überlegenen Part ein, da ich allzu viel Nähe vermeiden muss und Vereinnahmung schlecht ertrage, gerate ich aber an einen Bindungsvermeider, ziehe ich sämtliche Register um ihn zu "bekehren". Wo ist die Lösung? Meine Prägungen werde ich nie mehr los, die sind festgezurrt, aber ich glaube, mit Einsicht und auch Mitgefühl gegenüber dem anderen ist schon viel getan. Man kann seine bindungsvermeidenden Tendenzen nicht umkehren, aber man kann sie in den Griff bekommen, zumindest ein wenig. Durch Einsicht, Wissen um das eigene Ich, Ehrlichkeit gegen sich selbst und den anderen, kann man auch Beziehungen führen. Die sehen allerdings anders aus als bei vielen anderen und "normalen" Menschen, die glücklich mit der Familie, eingebettet in eine Sippe, einen Verein leben und Probleme mit dem Alleinsein haben.
Der Bindungsphobiker kennt das nicht, er kommt prima alleine mit sich klar, aber fühlt sich oftmals auch nirgends richtig zugehörig. Er hat immer das Gefühl, ein wenig außen vor zu stehen, er spürt dass er "anders" ist und fühlt sich oftmals isoliert. Das ist die Kehrseite des ach so selbstbestimmten Lebens.
Ich fürchte, das hört sich alles nicht so sehr erfreulich an, aber es ist die Wahrheit. Ich sehe dennoch positiv in die Zukunft und lebe wieder recht gerne. Aus verkorksten Beziehungen kann man viel lernen, auch über sich selbst.
LG
Sonnenblume
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Re: Was nacht Ihr alles, um loszulassen?
Hallo Sonneblume,
es spiegelt sich so vieles wieder, was du geschrieben hast. Ich bin auch immer angesprungen, wenn ein Anruf kam ... tausende Entschuldigungen, Versprechen, dass es nicht noch mal passiert.
Irgendwann habe ich den Glauben verloren. Mir kam es so vor, als hätte ich nicht das Recht Nähe anzufordern.
Es gibt so viele Dinge, die in mir sind ... die ich nicht vergessen kann, die mich traurig und voller Wut machen.
Aber nach all der Wut sollten wir anfangen zu verzeihen, damit es UNS besser geht.
LG. Limette
es spiegelt sich so vieles wieder, was du geschrieben hast. Ich bin auch immer angesprungen, wenn ein Anruf kam ... tausende Entschuldigungen, Versprechen, dass es nicht noch mal passiert.
Irgendwann habe ich den Glauben verloren. Mir kam es so vor, als hätte ich nicht das Recht Nähe anzufordern.
Es gibt so viele Dinge, die in mir sind ... die ich nicht vergessen kann, die mich traurig und voller Wut machen.
Aber nach all der Wut sollten wir anfangen zu verzeihen, damit es UNS besser geht.
LG. Limette
Re: Was nacht Ihr alles, um loszulassen?
Hallo Sonnenblume,
sitze gerade da, lies' Deinen Beitrag und - heule - heule nur noch. Wenn das alle so stimmt, hatt' ich ja nie 'ne richtige Chance. Hab' 7, nein, eigentlich 8 Jahre dran verschwendet - meine letzten guten Jahre.
Mist - verschwind' grad wieder im Selbstmitleid.
He, hatte 3 gute Tage - wo sind die hin?
Hat irgendjemand grad Trost für mich?
sitze gerade da, lies' Deinen Beitrag und - heule - heule nur noch. Wenn das alle so stimmt, hatt' ich ja nie 'ne richtige Chance. Hab' 7, nein, eigentlich 8 Jahre dran verschwendet - meine letzten guten Jahre.
Mist - verschwind' grad wieder im Selbstmitleid.
He, hatte 3 gute Tage - wo sind die hin?
Hat irgendjemand grad Trost für mich?
Re: Was nacht Ihr alles, um loszulassen?
Hallo, noch irgendjemand von Euch da?
Wie geht's Euch? Hab' meine Selbstmitleidsphase grad durch.
LG Tina
Wie geht's Euch? Hab' meine Selbstmitleidsphase grad durch.
LG Tina
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Re: Was nacht Ihr alles, um loszulassen?
Hallo, Tina,
sieh es nicht so dramatisch und einseitig. Klar kommen Dir die letzten Jahre jetzt verschwendet vor, aber man darf nie übersehen, dass die Beziehung auch gute Seiten hatte und schöne Momente bescherte. Ansonsten hätte man sich vielleicht schon früher davon gelöst. Auch das darfst Du nicht unter den Teppich kehren.
Außerdem - rückgängig machen lässt sich nichts. Es hilft nur, nach vorwärts zu sehen. Ich habe auch so lange gehadert und mich und auch meinen Therapeuten gefragt, warum ich so lange in einer schädlichen Beziehung blieb. Seine Antwort war: sie hatte einen Wert für Sie, daher konnten Sie nicht gehen.
Das war für mich eine Entlastung. Stimmt, sie hatte einen Wert für mich, sie hatte gute Seiten. Vieles mit dem Ex. klappte besser als mit anderen, in vielem erlebte ich Übereinstimmung mit ihm. Wir hatten ähnliche Interessen, gute Gespräche, es war vieles schön. Nur leider stand die Beziehung permanent auf sehr wackligen Beinen, was ich schon bald fühlte. Bereits wenige Monate nach dem Beginn spürte ich, dass etwas Bedrohliches da war, dass Instabilität und Unsicherheit sich bemerkbar machten.
Anfangs, als er mich noch nicht in seine Abhängigkeit gebracht hatte, gab er alles. Ich fragte mich immer wieder mal, wie kann es sein, dass er so zu mir ist? Er schreibt permanent Mails, SMS, er vereinbart Treffen, er baut eine unglaubliche Nähe auf, macht mir Komplimente und tut scheinbar alles, damit eine Beziehung zustande kommt. Ab dem Zeitpunkt, als er dann merkte , er hat mich endgültig an der Angel, bröckelte es. Erst ganz allmählich, dann immer schlimmer und in kürzeren Abständen. Irgendwann kapierte ich, da stimmt etwas nicht mit ihm. Mir wurde klar, dass es sich um Bindungsangst handeln muss. Und ich besorgte mir Bücher. Empfehlen kann ich Dir "Jein" von Stefanie Stahl oder auch "So nah und doch so fern" von Steven Carter. Ersteres lag mir mehr. Da war mir klar, auf welches Exemplar ich reingefallen war, aber auch welche Rolle ich in diesem Trägödienstadel spielte. Auch der Bindungsphobiker braucht einen adäquaten Partner und der war in diesem Fall ich mit meiner Verlustangst, Hartnäckigkeit und der Tendenz, das eigene Selbst ihm zuliebe aufzugeben.
Wir sprachen dann darüber und einige Wochen versuchte er tatsächlich, etwas bei sich zu ändern. Aber ein Bindungsphobiker legt seine seelischen Prägungen nicht einfach ab. Aus einem bestimmten Anlass, ich fragte nach einem gemeinsamen Kurzurlaub, beendete er dann die Beziehung. Und ich fiel in ein Loch, aus dem ich mich nur mühsam wieder befreite.
Sieben oder acht Jahre, was macht das schon? Es gibt Ehen, die nach 25 Jahren zu Ende gehen. Ich glaube, das Wichtigste ist, dass wir auch uns selbst begreifen, unsere Rolle in einer Beziehung ganz nüchtern und emotionslos betrachten, aber dazu braucht man erst die emotionale Distanz. Es muss in einer Beziehung auch nicht immer Bindungsphobie das ausschlaggebende Element sein. Bei mir aber war es das ganz klar.
Es bringt Dich nicht weiter, wegen der Beziehung zu hadern. Sie war so und so und sie ging zu Ende. Was ist, das ist. Man muss dann eines Tages auch nachsichtiger mit sich selbst werden und sich sagen, auch ich hatte etwas von der Beziehung. Ich wurde nicht verprügelt, bewusst hintergangen, beschimpft oder sonst wie beschädigt. Nein, ich mochte diesen Menschen und ich mochte auch die Beziehung. Ich freute mich oft auch auf die Wochenenden. Aber ich habe auch lange gebraucht, bis ich mir selbst verziehen hatte.
Die Kehrseite war, dass ich nicht ging, als es an der Zeit gewesen wäre, dass ich meinen Stolz untergraben habe und zu viel von ihm hinnahm und nachsah. Aber auch daran war ich zum Großteil selbst schuld. Man sollte sich nicht in Abhängigkeitsverhältnisse begeben, in denen das eigene Wohlbefinden vom Verhalten des Partners abhängt.
Bei mir waren es nur 14 Monate, aber die haben dann auch gereicht. Ich war in der Beziehung der hoffnungslos Unterlegene Part, ich litt, nahm hin, entschuldigte vieles bei ihm und tat alles, um die Beziehung zu retten. Und das obwohl mir ganz im Inneren klar war, die Beziehung wird mir niemals das geben, wonach ich mich sehnte. Ich war in eine Abhängigkeit geraten. Auch das spürte ich, aber ich konnte dennoch nichts dagegen tun. Ich blieb, in aussichtslosen Partnerschaften bleibe ich immer, bis der Andere dann das Ende ausspricht. Das beruht offenbar auch auf meiner psychischen Struktur. Ich will das Ende nicht einsehen und wenn ich die Beziehung beenden würde (falls ich überhaupt die Kraft dazu hätte), käme es mir wiederum vor, als würde ich einfach aufgeben. Also kriegen die Beziehung und der Partner eine Chance und dann noch eine und nochmals eine. Dass es mir im Lauf der Zeit damit immer schlechter geht, schiebe ich gerne weg. Eine Beziehung gewinnt durch das Leiden bei mir an Wert. Auch das wurde mir erst letzthin klar.
Spätestens wenn die eigenen Gedanken fast ausschließlich um den Partner und die Beziehung kreisen, stimmt etwas nicht. Ist der Partner gerade liebevoll und zärtlich und man fühlt Übereinstimmung und Nähe, lässt man sich davon einlullen und fühlt sich glücklich. Ist der Partner abweisend und grob, leidet man und tut alles dafür, doch wieder Nähe herzustellen.
Auch sind die Abstufungen bei Bindungsphobikern fließend. Ich habe bindungsvermeidende Tendenzen, kann aber in einer Beziehung leben. Mein Ex. war schon viel schlimmer veranlagt, er konnte Einengung schon gar nicht vertragen und selbst eine Wochenendbeziehung, während der wir uns meist nur alles zwei Wochenenden sahen, war ihm zu viel.
Heute geht es mir wieder gut und ich habe vor allem sehr viel über mich gelernt, daher war die Beziehung nicht umsonst. Ich weiß besser, wie ich in Beziehungen ticke und kann besser damit umgehen. Ich war gegenüber manchen Männern oft auch grausam. Die armen hatten ausgerechnet mich auserkoren und wurden dann links liegen gelassen, lieblos abserviert, bis sie kapierten, dass sie keine Chance hatten. Heute würde ich mich so herzlos nicht mehr verhalten. Aber auch das musste mir erst Mal klar werden.
Tina, ich verspreche Dir, nach den vergangenen Jahren kommen bessere! Ganz sicher! Du wirst wieder glücklich werden und das Vergangene wird Dir nicht mehr weh tun. Heule, so oft Dir danach ist. Ich glaube, dass wir auch keine Träne im Leben ganz umsonst weinen.
Und rücke Deinen Blickwinkel mehr auf erfreuliche Dinge. Das können auch Kleinigkeiten sein. Ein Eis im Sonnenschein essen, ohne zu weinen, ist schon ein Fortschritt. Ein Scherz mit einem Kollegen oder Kunden oder der Verkäuferin in der Bäckerei bringt momentan wieder mal ein Lachen ins Leben. Eine unangenehme Arbeit erledigt? Freu Dich drüber! Ein Abend mit Freundinnen und vielleicht mal nicht über die Beziehung reden, macht auch Spaß. Geh pfleglich mit Dir um und es wird Dir besser gehen.
LG
Sonnenblume
sieh es nicht so dramatisch und einseitig. Klar kommen Dir die letzten Jahre jetzt verschwendet vor, aber man darf nie übersehen, dass die Beziehung auch gute Seiten hatte und schöne Momente bescherte. Ansonsten hätte man sich vielleicht schon früher davon gelöst. Auch das darfst Du nicht unter den Teppich kehren.
Außerdem - rückgängig machen lässt sich nichts. Es hilft nur, nach vorwärts zu sehen. Ich habe auch so lange gehadert und mich und auch meinen Therapeuten gefragt, warum ich so lange in einer schädlichen Beziehung blieb. Seine Antwort war: sie hatte einen Wert für Sie, daher konnten Sie nicht gehen.
Das war für mich eine Entlastung. Stimmt, sie hatte einen Wert für mich, sie hatte gute Seiten. Vieles mit dem Ex. klappte besser als mit anderen, in vielem erlebte ich Übereinstimmung mit ihm. Wir hatten ähnliche Interessen, gute Gespräche, es war vieles schön. Nur leider stand die Beziehung permanent auf sehr wackligen Beinen, was ich schon bald fühlte. Bereits wenige Monate nach dem Beginn spürte ich, dass etwas Bedrohliches da war, dass Instabilität und Unsicherheit sich bemerkbar machten.
Anfangs, als er mich noch nicht in seine Abhängigkeit gebracht hatte, gab er alles. Ich fragte mich immer wieder mal, wie kann es sein, dass er so zu mir ist? Er schreibt permanent Mails, SMS, er vereinbart Treffen, er baut eine unglaubliche Nähe auf, macht mir Komplimente und tut scheinbar alles, damit eine Beziehung zustande kommt. Ab dem Zeitpunkt, als er dann merkte , er hat mich endgültig an der Angel, bröckelte es. Erst ganz allmählich, dann immer schlimmer und in kürzeren Abständen. Irgendwann kapierte ich, da stimmt etwas nicht mit ihm. Mir wurde klar, dass es sich um Bindungsangst handeln muss. Und ich besorgte mir Bücher. Empfehlen kann ich Dir "Jein" von Stefanie Stahl oder auch "So nah und doch so fern" von Steven Carter. Ersteres lag mir mehr. Da war mir klar, auf welches Exemplar ich reingefallen war, aber auch welche Rolle ich in diesem Trägödienstadel spielte. Auch der Bindungsphobiker braucht einen adäquaten Partner und der war in diesem Fall ich mit meiner Verlustangst, Hartnäckigkeit und der Tendenz, das eigene Selbst ihm zuliebe aufzugeben.
Wir sprachen dann darüber und einige Wochen versuchte er tatsächlich, etwas bei sich zu ändern. Aber ein Bindungsphobiker legt seine seelischen Prägungen nicht einfach ab. Aus einem bestimmten Anlass, ich fragte nach einem gemeinsamen Kurzurlaub, beendete er dann die Beziehung. Und ich fiel in ein Loch, aus dem ich mich nur mühsam wieder befreite.
Sieben oder acht Jahre, was macht das schon? Es gibt Ehen, die nach 25 Jahren zu Ende gehen. Ich glaube, das Wichtigste ist, dass wir auch uns selbst begreifen, unsere Rolle in einer Beziehung ganz nüchtern und emotionslos betrachten, aber dazu braucht man erst die emotionale Distanz. Es muss in einer Beziehung auch nicht immer Bindungsphobie das ausschlaggebende Element sein. Bei mir aber war es das ganz klar.
Es bringt Dich nicht weiter, wegen der Beziehung zu hadern. Sie war so und so und sie ging zu Ende. Was ist, das ist. Man muss dann eines Tages auch nachsichtiger mit sich selbst werden und sich sagen, auch ich hatte etwas von der Beziehung. Ich wurde nicht verprügelt, bewusst hintergangen, beschimpft oder sonst wie beschädigt. Nein, ich mochte diesen Menschen und ich mochte auch die Beziehung. Ich freute mich oft auch auf die Wochenenden. Aber ich habe auch lange gebraucht, bis ich mir selbst verziehen hatte.
Die Kehrseite war, dass ich nicht ging, als es an der Zeit gewesen wäre, dass ich meinen Stolz untergraben habe und zu viel von ihm hinnahm und nachsah. Aber auch daran war ich zum Großteil selbst schuld. Man sollte sich nicht in Abhängigkeitsverhältnisse begeben, in denen das eigene Wohlbefinden vom Verhalten des Partners abhängt.
Bei mir waren es nur 14 Monate, aber die haben dann auch gereicht. Ich war in der Beziehung der hoffnungslos Unterlegene Part, ich litt, nahm hin, entschuldigte vieles bei ihm und tat alles, um die Beziehung zu retten. Und das obwohl mir ganz im Inneren klar war, die Beziehung wird mir niemals das geben, wonach ich mich sehnte. Ich war in eine Abhängigkeit geraten. Auch das spürte ich, aber ich konnte dennoch nichts dagegen tun. Ich blieb, in aussichtslosen Partnerschaften bleibe ich immer, bis der Andere dann das Ende ausspricht. Das beruht offenbar auch auf meiner psychischen Struktur. Ich will das Ende nicht einsehen und wenn ich die Beziehung beenden würde (falls ich überhaupt die Kraft dazu hätte), käme es mir wiederum vor, als würde ich einfach aufgeben. Also kriegen die Beziehung und der Partner eine Chance und dann noch eine und nochmals eine. Dass es mir im Lauf der Zeit damit immer schlechter geht, schiebe ich gerne weg. Eine Beziehung gewinnt durch das Leiden bei mir an Wert. Auch das wurde mir erst letzthin klar.
Spätestens wenn die eigenen Gedanken fast ausschließlich um den Partner und die Beziehung kreisen, stimmt etwas nicht. Ist der Partner gerade liebevoll und zärtlich und man fühlt Übereinstimmung und Nähe, lässt man sich davon einlullen und fühlt sich glücklich. Ist der Partner abweisend und grob, leidet man und tut alles dafür, doch wieder Nähe herzustellen.
Auch sind die Abstufungen bei Bindungsphobikern fließend. Ich habe bindungsvermeidende Tendenzen, kann aber in einer Beziehung leben. Mein Ex. war schon viel schlimmer veranlagt, er konnte Einengung schon gar nicht vertragen und selbst eine Wochenendbeziehung, während der wir uns meist nur alles zwei Wochenenden sahen, war ihm zu viel.
Heute geht es mir wieder gut und ich habe vor allem sehr viel über mich gelernt, daher war die Beziehung nicht umsonst. Ich weiß besser, wie ich in Beziehungen ticke und kann besser damit umgehen. Ich war gegenüber manchen Männern oft auch grausam. Die armen hatten ausgerechnet mich auserkoren und wurden dann links liegen gelassen, lieblos abserviert, bis sie kapierten, dass sie keine Chance hatten. Heute würde ich mich so herzlos nicht mehr verhalten. Aber auch das musste mir erst Mal klar werden.
Tina, ich verspreche Dir, nach den vergangenen Jahren kommen bessere! Ganz sicher! Du wirst wieder glücklich werden und das Vergangene wird Dir nicht mehr weh tun. Heule, so oft Dir danach ist. Ich glaube, dass wir auch keine Träne im Leben ganz umsonst weinen.
Und rücke Deinen Blickwinkel mehr auf erfreuliche Dinge. Das können auch Kleinigkeiten sein. Ein Eis im Sonnenschein essen, ohne zu weinen, ist schon ein Fortschritt. Ein Scherz mit einem Kollegen oder Kunden oder der Verkäuferin in der Bäckerei bringt momentan wieder mal ein Lachen ins Leben. Eine unangenehme Arbeit erledigt? Freu Dich drüber! Ein Abend mit Freundinnen und vielleicht mal nicht über die Beziehung reden, macht auch Spaß. Geh pfleglich mit Dir um und es wird Dir besser gehen.
LG
Sonnenblume
Re: Was nacht Ihr alles, um loszulassen?
Hallo Sonnenblume,
danke für Deine ausführliche Aufmunterung!!!
Tja, in Deinen Ausführungen finde ich mich selbst wieder. Ja, meinen Stolz musste ich sehr oft begraben.
Meine Mutter hat letztens noch zu mir gesagt, dass ich ja regelrecht abhängig von ihm war. Und wenn ich so drüber nachdenke, sie hat recht!
Werde mir jetzt mal die Bücher ansehen, danke für den Tipp!
LG Tina
danke für Deine ausführliche Aufmunterung!!!
Tja, in Deinen Ausführungen finde ich mich selbst wieder. Ja, meinen Stolz musste ich sehr oft begraben.
Meine Mutter hat letztens noch zu mir gesagt, dass ich ja regelrecht abhängig von ihm war. Und wenn ich so drüber nachdenke, sie hat recht!
Werde mir jetzt mal die Bücher ansehen, danke für den Tipp!
LG Tina
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