Der lange Weg...

Die Trennung verarbeiten und nach vorne schauen
Sonnenblume10
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Re: Der lange Weg...

Beitrag von Sonnenblume10 » Do 8. Mär 2018, 20:10

Hey, SChiffchen, komm da mal runter! Dir geht es jetzt schlecht und das ist normal, denn eine Trennung setzt jedem zu.
schiffchen92 hat geschrieben:
Do 8. Mär 2018, 13:42
Einzige was er für dich übrig hat ist tiefstes MITLEID. Du schwache Person, du Nichts.
Das sind falsche Erwartungshaltungen. Vlt. hat er Mitleid, aber sicher nicht nur. Und ja, er sucht wohl auch Entlastung für sein Verhalten, denn unschuldig an der Trennung war er ja nicht. Die Entlastung hat er mit dem Gespräch sicher nicht bekommen, denn hättest Du Dich jetzt als taffe Frau präsentiert, die gerade Freude strahlend ihr neues Leben führt, hättest Du ihn entlastet. So aber warst Du so ehrlich und hast gesagt, dass es Dir nicht gut geht und das entlastet ihn nicht. Aber dafür bist Du doch auch nicht zuständig. Wieder kommt ein Z um die Ecke und redet Dir ein, dass Du ihm kein schlechtes Gewissen machen darfst, indem Du angeblich Schwäche gezeigt hast, obwohl Du ihm eher Stärke gezeigt hast. ;)
Wieder kann man das so oder so sehen!
Und fang mal damit an, darüber nachzudenken, wie oft im Lauf eines Tages Du negative Gedanken über Dich selbst pflegst. Du kultivierst das regelrecht, denn egal was immer passiert, immer bist Du schuld, hast Dich falsch gehalten, hast Dich falsch dargestellt. Er könnte jetzt dies denken oder noch schlimmer jenes, und das liegt wie immer an mir.

Du zelebrierst das regelrecht und das ist eben die klassische Selbstzerfleischung. In China fällt ein Fahrrad rum und wer ist schuld. Na klar, das dumme Schiffchen, das negative Energien nach China geschickt hat und das Fahrrad aus dem Gleichgewicht brachte.
Und das ist auch die Gewohnheit. Du bist es gewöhnt, in negativen STrukturen zu denken und das erinnert mich an mich selbst.
Wie war ich früher? Eine tolle Frau, die ihr Leben im Griff hatte und der es gut ging. Ja, das war die Fassade. Was war dahinter? Eine Frau, die Männer zur Selbstbestätigung brauchte, wobei es mir nicht etwa um Sex ging. Ich suchte lediglich Kontakte, denn wer mit einem Mann ausgeht, ist attraktiv. Ist doch viel besser als mit Mädels ...
Eine Frau, die es gewohnt war, sich selbst immer wieder in schlechtem Licht zu sehen. Du bist zu unfähig, zu irgendwas, Du müsstest anders sein und alles anders und besser machen. Alle anderen sind besser als Du, insbesondere Sandra, weil ... und Ulla, weil ...
Und auch in der Beziehung spielte ich beständig eine Rolle, die der heiteren unbeschwerten Frau, die nichts krumm nimmt, alles versteht und den Partner anhimmelt. Denn ich konnte ja froh sein, wenn dieser außergewöhnliche, gebildete, hochsensible, kluge, intelligente Mann sich mit mir abgibt, mit mir, dem Aschenputtel aus der Küche!!!
Wie blühte ich auf, wenn er mich lobte und wie enttäuscht und kleinmütig wurde ich, wenn er sich abwandte.
Ich war verlogen und nicht authentisch, ich war dumm und vor allem feige, denn eines hatte ich nicht gelernt: Du bist okay wie Du bist!

Irgendwann kapierte ich es. Das falsche Spiel, das ich unbemerkt getrieben hatte, die Verlogenheit von mir, die Schauspielerei und die Unehrlichkeit. Ich war schwach und wollte es nach Kräften verbergen.
Und genau das wurde mir zum Verhängnis, denn schauspielen ist das Eine, fühlen aber das Andere und da passte nichts zusammen. Denn ich bin ja nur doof, dumm, ungebildet, unfähig und kann grundsätzlich weniger als andere.

Das sind die STrukturen, die ich kannte und pflegte und das seit Jahrzehnten.
Nach der Trennung änderte sich das, aber ganz laaangsam und auch unbemerkt. Ich merkte, wie ich mich selbst manipulierte, wie ich mir negative Gedanken einredete, mich vor mir selbst schlecht machte und dass da was dahinter steckte, was ich "gelernt" hatte. Du bist nicht okay, wie Du bist. Also musst Du anders sein und Deine Rolle spielen, damit keiner merkt, wie unfähig und unattraktiv Du in Wahrheit bist.

Irgendwann hatte ich es satt und ich rief mich jedes Mal zur Ordnung, wenn diese Dämonen wieder hämisch lachten, mich auslachten und mich schlecht machten. Und allein dadurch, dass ich das miese Spiel, das ich mit mir selbst trieb, durchschaute, wurde es besser. Ich redete mit ihnen in Gedanken, ich schickte sie weg und ein Wunder geschah: sie trollten sich und waren nun selbst enttäuscht, aber sie gaben mehr und mehr Ruhe.
So was wie Seelenfrieden kehrte ein und so was wie Gelassenheit: ich bin nicht perfekt, aber gut genug bin ich allemal. Und es ist okay wie ich bin.
Und das macht frei, das führt zu innerer Freiheit.

Und wenn ich mich mal daneben benehme? Tja, passiert, dann schimpfe ich mit mir, aber sage mir auch: passiert ist passiert. Nobody is perfect, Du auch nicht. Das weißt Du ja, aber das musst Du auch nicht sein.

Du kannst Dir selbst Deine Realität schaffen und die kann positiv oder negativ gefärbt sein und das ist allein Deine Verantwortung.
schiffchen92 hat geschrieben:
Do 8. Mär 2018, 13:42
Jetzt denke ich, dass seine Handlung eben eine Mitleidshandlung ist, weil er mich nicht so leiden sehen möchte und dafür keine Verantwortung tragen möchte.
Klar, Schiffchen, wie sollte es anders sein in Deiner Realität? Der tut doch nur so und denkt sich in Wirklichkeit ...
Ja, es war sicher auch so was wie Mitleid dabei, aber Mitleid allein bewirkt nicht, dass man zwei Stunden miteinander spricht und vielleicht mal so was wie Augenhöhe herstellt. Ich glaube, er war froh über das Gespräch, denn das ewige Schweigen und sich Aus-dem-Weg-gehen bringt meist auch keinen weiter.
schiffchen92 hat geschrieben:
Do 8. Mär 2018, 13:42
Sie hat erzählt, dass auf einer Party, auf der ich nicht dabei sein konnte, mein Ex sich unheimlich abgeschossen hat und mit ihr ein intensives Gespräch auf der Tanzfläche hatte, sie auch viel am Arm berührt hat und die beiden schließlich von zwei anderen Freundinnen getrennt wurden und sie über eine Stunde geredet hätten. Auf einer weiteren Party, wo ich dann mit dabei sein konnte, sind die beiden sich aus dem Weg gegangen und haben immer nur miteinander geredet, wenn ich nicht dabei war...
Soll ich Dir was sagen. Du hast das richtig gesehen! Dein Bauchgefühlt hat Dir gesagt, da ist was im Busch und es war was im Busch.
Was immer mit dieser Frau war oder noch ist, da ist was da. In Deiner Abwesenheit wirkten sie sehr vertraut und als Du dabei warst, wahrten sie Distanz.
Du hast gefühlt, dass er emotional auf Abwegen war, dass da Jemand war, der ihm was bedeutete oder immer noch bedeutet, dass da ein Gleichklang war, der bei Euch nicht mehr da war.

Das schürt Misstrauen. Ging mir nicht anders. Ich fühlte es diffus sofort nach dem Festabend auf dem Kongress, den wir wie immer getrennt verbrachten. Er dort, ich hier, 30 Meter und ein paar Ecken voneinander entfernt. Ich sah ihn dann beim rausgehen und er war allein, seine Mine wie immer undurchdringlich und ausdruckslos. Ich ging vorbei und fragte: Und, bleibst Du noch?
Er sagte, ja, ich bleibe noch.
Ich bin allein nach Hause in mein Hotel und ging heulend vor Enttäuschung in mein Hotel. Warum nur musste er mir immer wieder eine vor den Latz knallen, mir zu verstehen geben, dass er mich nicht brauchte, nicht mit mir zusammen sein wollte?

Und am nächsten Tag? Da war er wie ausgewechselt. Er war nett und wir blieben sogar noch einen Tag länger. Wir suchten ein anderes Hotel, gingen schön essen, gingen eng umschlungen durch die Stadt und ich war glücklich! So einfach ging das.
Und dennoch: irgendwas machte mich misstrauisch. Dieser Gegensatz von kalt zu warm, gestern abweisend, heute zuwendend! Das war krass.
Heute weiß ich es. Er hatte mit der Frau geredet, die er zwar irgendwie kannte, aber eben nur ganz locker. Sie müssen ein Gespräch geführt haben und ich glaube, er hat damals gemerkt, dass die irgendwie angebissen hat, an ihm Gefallen fand. Und das gab ihm so einen Auftrieb, dass er auf einmal zu mir richtig nett und liebevoll sein konnte.
Ich checkte dann mal seine Mails und fand einen Mailwechsel mit der Frau vom Festabend. Da war was da, auch wenn er es später immer abstritt. Die wollten sich treffen, aber es klappte dann doch nicht. Ich schätze, sein schlechtes Gewissen stand ihm im Wege, weil ich Lunte gerochen hatte, aber ihn nicht darauf ansprach, sondern nur auf sein Verhalten in Partnerschaften im Allgemeinen.
Das wirkte, ich erreichte ihn und er wollte es wohl ab da besser machen. Aber das bereitete ihm Mühe und auch das spürte ich. Es war aufgesetzt und nicht authentisch.
Ab da dauerte es nicht mehr lange, ein paar Wochen noch, dann kam die Trennung. Der Apfel war von innen verfault.

Also, Dein Gefühl hat Dich nicht getrogen. Das muss jetzt kein richtiger Betrug sein, aber es ist klar, dass da ein Gleichklang zwischen den beiden ist. Vielleicht weil beide in kaputten Beziehungen steckten, so was verbindet.
Aber das ändern hättest du auch nicht können. Der Zug war schon abgefahren. Du durftest als Waggon noch eine Zeitlang mitfahren, aber vlt. zeigte ihm die Begegnung mit dieser Frau auch, wie es in einer Beziehung sein könnte. Und dann trennte er sich und beendete die Lügen.
schiffchen92 hat geschrieben:
Do 8. Mär 2018, 13:42
Dass es mich traurig machte, dass er das denkt und mir dieses Verheimlichen zusetzte, hat er irgendwie nicht gesehen...
Ja, das sehen Männer selten. Die machen einfach und schauen nicht links und nicht rechts.
Verheimlichen tut weh, das ist so. Aber, was hätte er anders machen können? Sein Interesse an der Frau war da. Wenn er sie erwähnt, verändert sich Dein Gesichtsausdruck und das merkt er. Das sind ganz kleine Muskelveränderungen und das Gesicht verändert sich.
Das wollte er vermeiden. Dir nicht noch mehr weh tun.
Das ist doch verständlich, ginge Dir nicht anders. Also schweigt man und der Partner denkt sich: er hat was zu verschweigen.
Und das war ja auch so.
Einen Ausweg gibt es da momentan nicht.
schiffchen92 hat geschrieben:
Do 8. Mär 2018, 13:42
Ja ich fühle mich jetzt gerade noch komischer und alles, wofür er stand (Loyalität, Vertrauen, Ehrlichkeit, Sicherheit), hat gestern einen ordentlichen Dämpfer bekommen und ich denke mir: na so falsch war dein Bauchgefühl wohl doch nicht..
Herrgott, na endlich! Endlich, endlich hast Du ihn mal von seinem selbst gebauten Podest geholt. Nein, Du hast es richtig gefühlt, gesehen und auch er war nicht der edle Ritter, der alles richtig macht. Der Typ ist nicht ohne Fehl und Tadel, der handelt auch durchtrieben, verwirrt und planlos.
Schau ihn Dir nur an, Deinen Held, der ja immer so toll war. Viel toller als Du es je sein konntest, denn er war der Retter und Du die Hilfsbedürftige. Ihr habt da Therapeut und Patientin gespielt und irgendwann wurde ihm das über.

schiffchen92 hat geschrieben:
Do 8. Mär 2018, 13:42
Meine Z's möchten mir einreden, dass es meine Schuld war, dass er sich in die Arme einer anderen geflüchtet hat...
Die Z's haben nicht unrecht. Aber es war nicht alleine Deine Schuld, denn bei solchen Schieflagen haben immer beide ihren Anteil. Vielleicht hat er als der starke Therapeut mit der Schulter zum Anlehnen Deine Schwäche noch verstärkt. Wie solltest Du STärke entwickeln, wenn er auf dem Podest steht und sich gnadenhalber um Dich kümmert?
Vielleicht hätte er auch etwas tun können und das Ungleichgewicht regeln können? Vielleicht hätte er mehr Anforderungen an Dich stellen sollen, anstatt Dich in Deiner Lethargie zu lassen?
Auch er hat da was falsch gemacht und das weiß er auch.
Ungesundes Rollenverhältnis, das sich immer mehr verstärkte. Er der vermeintlich Starke und Du die Schwache, die Empfindliche, die Traurige, die ihr Leben nicht auf die Reihe bringt.
Die Trennung war vermutlich das Beste, was Dir passieren konnte, denn so was hat keine Zukunft, weil beide in ihren Rollen verharren und nicht raus kommen.
schiffchen92 hat geschrieben:
Do 8. Mär 2018, 13:42
Mein Kopf und mein Gefühl wollen das alles immer noch nicht so recht zulassen, sie spinnen eine Welt, in der ich selbstbewusst und toll bin und er sich denkt: Mist, warum habe ich sie damals gehen lassen... Und wir wieder zusammenfinden.
Für den 'selbstbewussten und tollen' Part bin ich verantwortlich, das weiß ich...
Schutzreaktion Deinerseits und Flucht in imaginäre Träume. Völlig normales Verhalten in Deiner Lage. Der Mensch versucht erstmal, das Geschehene zu verneinen und will es nicht wahrhaben.
schiffchen92 hat geschrieben:
Do 8. Mär 2018, 13:42
Bin ich gut drauf, bin ich schlecht drauf, sage ich, was mir auf der Seele brennt, oder lasse ich es bleiben?
Na, dann sei doch einfach authentisch. Spiele keine Rolle, die Du nicht ausfühlen kannst. Spiele nicht die STarke, denn das ist unehrlich und das merkt jeder. Aha, jetzt will sie sich von einer anderen Seite zeigen. Das nehm ich ihr nicht ab.
Aber sei auch nicht die Schwache, die in Tränen ausbricht. Ich würde meinen, sei einfach gefasst, wenn es geht. Er ging und das hatte seine Gründe, denn die Beziehung war ungesund, verlogen und verbogen. Nicht schön, aber im Grund genommen fand etwas sein Ende, was vorher schon zu Ende war und was keiner wahrhaben wollte.
Verhalte Dich nicht furchtbar nett ,wenn Du Dich nicht danach fühlst.
Sei so, wie Du Dich fühlst. Das ist ehrlich und das ist authentisch. Und wie er sich dann fühlt? Ja, mein Gott, er wird sich auch irgendwie fühlen, aber das ist doch nicht Deine Baustelle.
Du hast genug mit Dir zu tun, da brauchst Du nicht für ihn auch noch die Verantwortung zu übernehmen, denn er legte seine ja auch ab.
Also kannst Du ruhig auch mal kurz angebunden sein. Du darfst enttäuscht sein, denn Du verabschiedest Dich von einer Täuschung, der Illusion von einem Mann, zu dem Du vollstest Vertrauen haben kannst und auf den Du immer zählen kannst. Und das ist auch gut so!!!
schiffchen92 hat geschrieben:
Do 8. Mär 2018, 13:42
Aber ich frage mich: Wird das alles jemals anders? Werde ich jemals glücklich sein? Und werd ich jemals einen Platz in mir selber finden, in dem ich mich sicher fühle?
Das ist Deine Aufgabe für die Zukunft, die Du alleine leisten musst. Nein, nicht musst, Du darfst es tun. Du darfst gut zu Dir sein, Deine Dämonen in den Wind schießen, Dich über den Ex. ärgern, traurig sein und weinen. Aber Du darfst es Dir auch gut gehen lassen und Dich selbst loben, wenn Du Fortschritte bemerkst und Deine Selbstschlechtmacherei mal wieder durchschaust.
Auch kleine Schritte führen zum Ziel.
Du hast ihm zu viel aufgebürdet und zu viel abverlangt. Das war falsch, aber Du konntest es nicht sehen und nicht erkennen. Aber er hat Dir auch keine Stärke zugestanden, denn er stand auf dem Podest und im Grund genommen tat auch er nichts dafür, dass Du zu ihm aufsteigen konntest.
Er hat Dir keinen Platz neben sich auf dem Podest gelassen und das war auch falsch, aber auch nicht böse Absicht.
Der Apfel war von innen faulig und irgendwann fiel er dann vom Baum - Fallobst! Manche Beziehungen sind so kaputt, dass sie sich auflösen und im Endeffekt erkennst Du dann etwas, auch wenn es Monate dauert: Er-Lösung.
Du hast den Absprung geschafft, alleine und darauf kannst Du stolz sein. Und wenn Du an ihn denkst, geht es Dir vielleicht wie mir: Du fühlst Dich erleichtert, denn diese Beziehung kostete zu viel Energie. Sie hat nicht gestärkt, sondern Dir Energie geraubt und Dein schlechtes Selbstbild noch verstärkt und verschlimmert.
Es ist wirklich so. Wenn ich an diesen Mann denke, fühle ich Erleichterung. Es war alles richtig wie es kam, das Leben hilft einem schon dabei.

Das dauert seine Zeit, aber Dir stehen nun alle Optionen offen. Wähle die, die Dir gut tut!

Sonnenblume

schiffchen92
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Re: Der lange Weg...

Beitrag von schiffchen92 » Fr 9. Mär 2018, 00:01

Liebe Sonnenblume, Danke für diesen unfassbaren Beitrag!
Bevor ich darauf eingehe (Ich möchte erst darüber nachdenken) habe ich doch noch eine letzte Frage auf die ich keine Antwort finde:
Sollte ich ihn auf die Frau ansprechen, oder es lieber lassen?
Diese Ungewissheit macht mich so verrückt... Ich denke so viel daran und habe so viel Angst, dass ich hier wieder so belogen und betrogen wurde und ich wieder verlassen wurde...
Ich möchte ihm zeigen, dass er scheiße gebaut hat, dass mein Bauchgefühl gestimmt hat...dass alle anderen es auch gesehen haben...
Gleichzeitig möchte ich nicht, dass es mir noch schlechter geht. Ich will ihm keinen Freifahrtsschein geben, dass er (jetzt wo alles raus ist) mit ihr "durchbrennen" kann - auch wenn das nicht mehr meine Sache ist... Sie ist immer noch in der Beziehung.. vielleicht hat er gehofft, dass sie ihn auch verlässt... Gleichzeitig ist sie eine genauso unsichere Frau wie ich..
Ich bin so unfassbar verletzt, dass ich keine vernünftigen Gedanken fassen kann...
1989

Sonnenblume10
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Re: Der lange Weg...

Beitrag von Sonnenblume10 » Fr 9. Mär 2018, 11:48

schiffchen92 hat geschrieben:
Fr 9. Mär 2018, 00:01
Diese Ungewissheit macht mich so verrückt... Ich denke so viel daran und habe so viel Angst, dass ich hier wieder so belogen und betrogen wurde und ich wieder verlassen wurde...
Ganz ehrlich, ich würde es nicht tun. Es ist völlig nachvollziehbar, dass Du vor Eifersucht, Misstrauen und Enttäuschung fast platzt. Ging mir damals auch so, als ich Dödel ein halbes Jahr nach der Trennung bemerkte, dass er nun schon wieder eine Neue hatte. Wir hatten nach der Trennung noch Kontakt über Mail und Telefon, haben uns aber nie mehr getroffen. Anfangs schrieb er noch, es war noch ein Austausch da und er wirkte interessiert. Aber ich glaube wie Du, da war auch Mitleid und schlechtes Gewissen seinerseits dabei. Wenn ich sie schon abserviert habe, dann schreibe ich wenigstens noch mit ihr, damit ich nicht das komplette Schwein bin.
Nach einigen Wochen wurden seine Mails spärlicher und im Februar schrieb er eine Mail, die wieder völlig verklausuliert war. Sie war zwar einerseits ehrlich, aber Ross und Reiter wurden nicht benannt. Ich erkannte auf einmal, dass er jetzt eine neue Geliebte, Freundin oder was auch immer hatte.

Ich geriet momentan fast in eine Art Panikzustand und gleichzeitig zog es mir den Boden unter den Füßen weg. So schnell war ich ausgetauscht worden? So schnell hatte ich ihn ganz verloren? Dieses Schwein, dieses A..., ich wünsche mir, dass er verunglückt, stirbt, schwer krank wird, im Rollstuhl sitzt. Ich wünsche ihm, dass er von der Frau so verarscht wird wie er mich verarscht hatte. Ich wünsche ihm, dass er niemals mehr glücklich wird, sondern irgendwann einsam und verbittert stirbt und er erst gefunden wird, wenn er stinkt!

Aber andererseits, wir waren ja getrennt. Es war doch sein gutes Recht, sich eine Neue, Bessere zu suchen und dagegen konnte ich ja nichts sagen.
Ja, ich war bitter enttäuscht, denn ich hatte gehofft, er würde alleine bleiben und ein guter Freund für mich sein können, so zur Aussprache oder so. Und jetzt?
Geh zum Teufel, Du elender Wichser!!!! Ich hoffe, dass Du stirbst und dann stehe ich an Deinem Grab und sage: Siehst Du wohl, ich lebe noch und Du liegst da drin. Und zu Deiner Beerdigung komme ich garantiert nicht, denn diesen Triumph will ich später mal alleine auskosten! Er ist natürlich nicht verunglückt oder gestorben.

Es dauerte tatsächlich einige Wochen, ehe ich diesen neuerlichen Schlag verdaut hatte und die negativen Gedanken weg gingen. Ganz allmählich wurde es besser und ganz allmählich und ganz laaaaaangsam stellte sich so was wie eine versöhnliche Haltung ein. Man kann nicht lange hassen, das ist zu negativ und kostet zu viel Energie. Und Hass bedeutet ja nichts Anderes als Liebe,nur unter schlechten Vorzeichen, denn Hass zeigt immer noch massives Interesse am Gegenüber.
Wem half mein Hass denn weiter? Ihn tangierte er nicht, denn er wusste ja nichts davon. Der Hass schadete nur mir selbst. Also musste ich einen anderen Weg finden, denn Hass vergiftet mich innerlich ja nur.
Enttäuschung ist etwas anderes. Das ist auch nicht schön und tut weh, aber Hass ist noch mal eine andere Hausnummer, die nur dem schadet, der ihn empfindet.

Natürlich hatten wir dann gar keinen Kontakt mehr und heute interessiert er mich nicht mehr. Ich wüsste nicht mal mehr, was ich mit ihm reden wollte oder sollte. Soll er sein Leben leben und ich lebe meines. Es ist mir egal, wie es ihm geht, ob er glücklich ist oder nicht. Denn es gibt einen Menschen, der mir wichtiger geworden ist. Ich selbst, ich bin meine eigene Welt und die gefällt mir auch. Und seither kann ich auch eine normale Beziehung führen. Er ist okay, wie er ist, obwohl sicher manches anders sein könnte, aber da kritisiere ich nicht rum und ich bin auch okay, obwohl er sich auch manches anders vorstellen könnte.

Was hilft es Dir, wenn Du fragst? Überlege Dir mal die Konsequenzen.
Variante 1: Er weicht aus, schaut irgendwo hin und Du denkst Dir: Aha, Du miese Ratte, Du weißt jetzt nicht, wie Du antworten sollst. Wusste ich es doch, habe ich Dich doch durchschaut!

Variante 2: Er sagt, da war nichts. Wir haben uns unterhalten, weil wir uns gut verstehen, aber ich wollte nie was von der Frau.
Was denkst Du dann: Der elende Lügner!!! Nicht mal jetzt kann er ehrlich sein!

Variante 3: Ja, es stimmt, ich bin oder war an dieser Frau interessiert, denn ich habe das Gefühl, dass wir uns was zu sagen haben. Es ist entspannt mit ihr und locker und ich fühle eine Gleichklang. Dann brichst Du heulend zusammen und jammerst: ich wusste es doch, wie konntest Du mir das nur antun, mich so hintergehen, verletzen? Warum nur, warum nur, war ich denn so schlimm?

Variante 4: Liebes Schiffchen, wir sind getrennt und ich muss Dir daher auf diese Frage keine Antwort mehr geben. Dann stehst Du blöd da und bist auch die Lackierte.

Such Dir eine Variante aus, sie enden alle samt und sonders beschämend und verletzend für Dich.
Und daher rate ich Dir, diese Frage auf gar keinen Fall zu stellen.

Es sind jetzt im Übrigen auch nur wieder innere Dämonen die Dich da reiten. Los, frag ihn, damit Du Dir Deine Breitseite wieder abholen kannst, so wie Du es immer gemacht hast. Los, triff ihn sofort und hole Dir den neuen Schlag ab, damit Du endgültig am Ende bist! Das ist das, was ich sehen will! Und dann bin ich zufrieden, denn ich, dieser gemeine Dämon habe Dich wieder in etwas gesteuert, was Du nicht bewältigen kannst. Dann habe ich gesiegt und lehne mich entspannt zurück. Deine Tränen interessieren mich doch nicht, Deine Traurigkeit geht mir am Arsch vorbei. Quäl Dich nur, ich schaue Dir gerne dabei zu, denn der Sieg ist mein.
Gib ihnen, den Dämonen nicht nach. Bezähme sie und lass Dich nicht zu etwas verleiten, was Dir nur wieder weh tun wird. Schicke sie in den Schrank und sage Dir: es geht mich nichts mehr an, er ist in keiner Verantwortung mir gegenüber und eine ehrliche Antwort habe ich nicht zu erwarten, denn er will mich davor bewahren und daher wird er ausweichen oder es ganz abstreiten. Egal, wie seine Antwort ausfällt, ich interpretiere sie so und so nur ins Negative. Und dann stehe ich wieder blöd da, denn ich habe mich wieder unnötig vor ihm entblößt.

Nein, lass es bitte sein. Es wird Dir dadurch keinen Deut besser gehen. Wenn Du es doch tust, dann musst Du mit den Konsequenzen leben. Also denke lieber gut darüber nach, ob das wirklich zielführend ist.

Ach, jetzt sehe ich Deine Frage erst richtig: Du hast Angst, dass Du wieder belogen und betrogen wurdest und wieder verlassen wurdest.
Ja, das ist Dir wieder so ergangen. Das Leben ist gemein und hinterhältig und schickt Dich in sich wiederholende Situationen. Ging mir auch so. Immer war ich verlassen worden, immer war ich hintergangen worden, niemals hatte ich eine Beziehung beendet, sondern immer gewartet, bis über mich entschieden wurde.
Das ist nicht ungewöhnlich, denn ehe ich mir etwas eingestand, machte ich die Augen zu, träumte mir meine Welt schön und hoffte auf Besserung. Und außerdem gab ich mir mächtig Mühe, damit mir der Mann blieb. Aber er ging und der nächste auch und der übernächste auch und der überübernächste auch.
Was war da los?
Mein Therapeut erklärte es mir sehr schön: Die Seele leidet. Sie schleppt viel mit sich rum, viele Dinge, die nie aufgelöst und bewältigt, sondern nur beiseite geschoben wurden. Es geht mir doch gut, ha, was soll da schon sein. Aber der Absturz kam immer wieder und die Ablösungsphasen dauerten lang und länger. Je älter ich wurde, desto länger waren sie. Da gibt es uralte Verletzungen, Zurücksetzungen oder Abweisungen meist seitens der Eltern, die das Kind schon belasten. Es wird damit groß und lernt damit zu leben und schiebt alles ins Unterbewusstsein ab.
Ich war doch ein glückliches Kind, warum sollte ich über was enttäuscht sein? Also weg damit, es geht mich nichts mehr an.

Das Kind wurde größer und erwachsen und es lebte mit den Blessuren und schob sie weiterhin weg. Denn so schlimm war es ja nicht, mal eine kaputte Beziehung, das geht doch vorüber und dann ist wieder alles gut. Aber irgendwann begriff ich, dass das System hatte.

Wenn Du wieder und wieder in ähnliche Lagen stolperst, dann liegt das an Dir selbst. Da wütet was in Dir, da ist viel Traurigkeit, viel Enttäuschung. Die Seele leidet, aber Du beachtest sie nicht. Wäre ja noch schöner!
Aber sie will Heilung, irgendwann. Zeit hat Deine Seele jede Menge, Du nicht. Und daher schickt sie Dich in wiederkehrende Beziehungen, die sich eins zu eins ähneln und immer gleich ähneln. Warum tut sie das? Sie führt Dich immer zu den Partnern hin, die Du brauchst. Du brauchst Partner, die Dich dominieren, Dich letztendlich aber ausbooten und enttäuschen und dann verlassen. Die Seele ist nicht böse, sie tut das Dir zuliebe. Denn sie hofft ein ums andere Mal, dass dieses Mal die Erlösung und die Heilung kommt. Dieser Mann wird mir bleiben, mich nicht enttäuschen, mich nicht verletzen. Ich könnte glücklich werden und dann ist alles gut.

Leider ist der Zwang zur Wiederholung kein Heilmittel, sondern lediglich ein Fingerzeig. Die Seele bettelt Dich förmlich darum. Bitte befasse Dich doch mit mir, mit dem enttäuschten kleinen Mädchen, das immer nur auf den edlen Retter und Ritter hoffte, der klein Schiffchen auf sein Schloss führt und sie lebten glücklich, blablabla ...
Bitte nimm mich doch ernst. Es tut mir weh, dass Du so über mich hinweg gehst, mich nicht ernst nimmst. Ich will glücklich sein, denn es ist mein Wesen, dass ich frei bin und locker und froh! Aber Du lässt mich ja nicht. Du verletzt Dich und damit mich permanent selbst. Du denkst Dir alles schwarz und grau und kannst keine Liebe annehmen, denn Du bist in einer Beziehung und träumst der Enttäuschung von früher hinterher, die längst über alle Berge ist.
Du sorgst überhaupt nicht für mich, Du tust mir nie was Gutes! Wie bitte soll ich da glücklich sein?
Aber vlt. bringt ja dieser Mann das Glück oder der Nächste. Ich gebe nicht auf, Dir zu zeigen, dass es mir hundsmiserabel geht!

Wenn sich Situationen wiederholen, dann liegt das nicht am Mann, sondern an Dir. Du hast vlt. nicht genug hingeschaut oder Dich zu blauäugig auf etwas eingelassen. Du hast an jeden Mann einen Auftrag und der heißt immer gleich:
Bitte liebe Du mich, damit ich mich endlich selbst mal lieben kann und mit mir endlich klar komme und eins werde!
Bitte beweise Du mir endlich, dass ich eine tolle Frau bin und dass ich es wert bin, einen Partner zu haben.
Bitte achte mich und sorge auch für mich, damit es mir gut geht. Denn ich möchte ja auch geachtet werden und mich gut fühlen.

Und was tust Du? Du rennst zum nächsten Luschi und wirfst Dich ihm an den Hals und spulst das selbe Lied vom traurigen Schiffchen ab.
Du benützt den Mann, denn er soll endlich mal das richten, was Du selbst nicht zuwege bringst.

Schiffchen, so geht das nicht! Ich war dieselbe feige und gemeine Nuss, die dem jeweiligen Mann die Verantwortung für mein Glück aufbürdete.
Zeige Du mir, dass ich es wert bin, dass Du bei mir bleibst!
So was spürt der Partner unbewusst und macht sich schrittweise davon. Die Last ist ihm zu viel, dafür will er nicht verantwortlich sein und damit hat er verdammt Recht! Es ist sein Recht, das zu beenden.
Du schiebst die Verantwortung für Dein Glück auf den Mann, der dann gefälligst dafür sorgen soll, damit Du heil und rund wirst.

Die Verantwortung für Dich kann Dir keiner abnehmen, kein einziger. Sie liegt in Deiner Hand und Du kannst sie annehmen und die Herausforderung meistern oder die Verantwortung weiterhin ablehnen. Aber letzteres wird Dir wieder teuer zu stehen kommen.
Es ist Deine Aufgabe, Dich anzunehmen mit allen Ecken und Kanten und mit allem Unvermögen.
Es ist Deine Aufgabe, Dich zu lieben, trotz allem.
Es ist Deine Aufgabe, Dich zu achten.

Wenn Du das mal geschafft hast, wird es Dir besser gehen, viel besser als in diesem Jammertal, in dem Du Dich bevorzugt aufhältst.

Wenn Du Dich selbst lieben kannst, kann Dich auch ein Anderer lieben und annehmen.
Wenn Du Dich selbst achtest, wird Dich das Gegenüber auch achten, denn es merkt, da ist Jemand, der zu sich steht und der es nicht zulässt, dass ich ihm auf der Nase rumtanze.
Wenn Du gut für Dich selbst sorgst, wird auch Dein Partner sich mit Dir wohl fühlen und wird gar nicht erst auf Abwege kommen. Wieso auch? Braucht er doch nicht, denn er fühlt sich ja wohl und das will er doch nicht gefährden.

Da líegt viel Arbeit vor Dir, die Du bisher nicht in Angriff genommen hast, denn die vielen Z's waren wichtiger für Dich.
Tue es künftig und tue es für Dich! Das geht, wenn ich es geschafft habe, schaffst Du das auch.
Du wirst dann auch nicht nur glücklich sein, aber Du wirst Dich wohler mit Dir selbst fühlen und nicht dauernd nach einem Typen hecheln, der Dir endlich das geben soll, was Du Dir selbst nicht zugestehen kannst. Denn Schiffchen, das doofe Schiffchen, das immer alles falsch macht, verdient doch keine Liebe. Und keine Achtung. Und keine Treue.

Du erntest immer das was Du säst. Und kriegst immer das, was Du insgeheim erwartest. Ich wusste es doch, dass auch dieser Typ mich verlässt!

Denk mal darüber nach, wie Du Deinen Acker bestellst. Der braucht Pflege, der braucht Dünger, der will umgegraben werden, damit der Samen auch aufgehen kann. Ansonsten bringt er nur einen mageren Ertrag oder gar keine oder Unkraut hervor.
Du bist Dein Acker, Dein Bauer, der bestellt werden will und zwar von Dir. Kein anderer Bauer kann das für Dich übernehmen, denn es liegt alles an Dir und in Dir.

Sonnenblume

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Re: Der lange Weg...

Beitrag von schiffchen92 » Sa 10. Mär 2018, 15:48

Liebe Zeitschleifchen, Liebe Sonnenblume...
Kein Beitrag hat jemals so eingeschlagen wie dieser... vielleicht war ich vorher nie bereit dafür und konnte erst jetzt die Puzzelteile zusammenfügen, Vielleicht bräuchte ich den Anstups von der therapeutischen Seiten her.
Ich hab meine Dämonen gestern mal auf meine Bühne gezerrt (interessantes Ding, viel aus Holz und unterschiedliche Scheinwerfer und viel Platz zum verstecken, hat mich etwas an eine Musicalbühne aus Phantom der Oper erinnert) ...
Jedenfalls hab ich mit ihnen gesprochen, Ich hab sie gefragt warum sie denken, dass ich ohne meinen Ex nutzlos bin. Warum sie denken, mein Leben reiche nicht. Und warum ich eifersüchtig bin?
Ich hab sie gefragt und dann in mich hineingehorcht. Entweder haben sie sich kleinlaut verpieselt und hatten gar keine Antwort darauf, oder ein neuer "Glaubenssatz" (so nennen wir das in der Therapie) hat sich eingeschlichen. Dann hab ich ihn gefragt, Was er möchte... Und so weiter und so weiter...
Und gleichzeitig auch meinen emotionalen Igel (Meine Therapeutin arbeitet schemaorientiert und um meine Emotionen besser zu begreifen ist es ein kleiner Igel...) auf die Bühne geholt, ihm ebenfalls zugehört und ihn auch in den Arm genommen.
Es hat nach euren Beiträgen irgendwie endlich alles Sinn gemacht, das was ihr mir hier schon so lange predigt, das was meine Therapeutin mit mir tut...
Ich wusste vorher nicht was das heißt, in den inneren Dialog treten, mit sich sprechen, den Dämonen in die Augen schauen...
Und ich habe mich seit Ewigkeiten nicht mehr so erleichtert gefühlt, so wie "Ich".
Auch jetzt wo ich das schreibe, habe ich Tränen in den Augen, weil ich sowas wie Hoffnung verspüre...
Ich weiß es ist ein unfassbar weiter Weg, aber ich hab dieses Mal nicht mehr so viel Angst ihn zu gehen.
Es hat noch nicht alles klick gemacht, Nein.
Aber einiges schon!
Ich habe schon vorher erkannt, dass mir niemand aus dieser Situation helfen kann, das hat mir mein Ex oft genug vor Augen geführt. Der hat sich mir nicht angenommen und deshalb wusste ich auch, dass ich das von ihm nicht erwarten kann. Deshalb hab ich ja in der Beziehung schon so viel Schmerz gespürt. Weil meine Dämonen aktiv waren und meine emotionalen Bedürfnisse von ihm eben nicht befriedigt wurden, ich aber beim besten Willen auch nicht wusste, wie ich mich in den Griff kriegen sollte. Deshalb habe ich die letztem 2 Jahre so viel geweint wie noch nie in meinem Leben, weil ich erkannt habe, dass ich nicht perfekt bin und mich keiner retten wird... aber ich wusste nicht weiter, ich wusste nicht, wie ich an mein "Ich" kommen soll...so hab ich in dieser Schmerzposition verharrt und wusste weder vor noch zurück... Und gestern morgen, war eben dieser Moment da.
Es war so als wäre in mir endlich wieder mal das schiffchen da, das ich seit 2 1/2 Jahren weggesperrt habe. Es war das schiffchen das ich so geliebt habe, als ich den Umzug in die neue Stadt gewagt hatte und mein Leben gelebt habe, nach meinen Regeln, nach meinen Vorstellungen, ein schiffchen, dass ich davor nie gekannt habe und das sich dann leider durch die Trennung von exex wieder ganz schnell verabschiedet hat.
Wisst ihr was mich gerade so unfassbar glücklich macht? Dass ich den Kontakt zu mir gefunden habe, dass ich Motivation habe. Und ich bin so erleichtert, dass es mich noch gibt. Das ich da bin und nicht ein Hirngespinste war, dass ich tatsächlich Träume, Wünsche, Ehrgeiz habe.
Das erleichtert mich so sehr.
Wie gesagt, da liegt so viel vor mir, bis ich die innere Gelassenheit gefunden habe, aber ich bin so erleichtert...

Leider ließ es sich nicht vermeiden, dass ich meinen Ex heute gesehen habe. Wir haben wieder viel gequatscht, er ist emotional einfach schon viel weiter... dennoch haben wir viel gelacht und wisst ihr was für mich das schönste war? Ich konnte ihn mal wieder auf die Schippe nehmen, so wie früher.
Es war ein komischer Beigeschmack, Aber ich hab mich nicht versteckt...
Die Hoffnung, dass es noch etwas wird hab ich damit zwar größer werden lassen.
Gleichzeitig kann ich nach diesen Momenten dem Dämon besser in die Augen schauen, der meinen Wert wieder an meinem Ex festmachen möchte und mir besser in Erinnerung rufen, dass es jetzt um mich geht und ich endlich der Realität in die Augen schauen muss, dass ein nettes Gespräch (auch wenn er viele Anspielungen auf alte Zeiten gemacht hat) noch lange nichts heißt und dass er vielleicht nett ist, weil es ihm damit besser geht, Und es nicht um mich dabei gehen muss.
Ich weiß nicht, ob das alles nachvollziehbar ist, ob ich es mir zu schön rede, aber seit Ewigkeiten freue ich mich auf den Sommer; auf meine Wohnung, auf meine Freunde...
Ich freue mich wieder auf etwas...
Und das ist das aller aller schönste Gefühl seit so so langer Zeit!
1989

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Re: Der lange Weg...

Beitrag von schiffchen92 » Mo 12. Mär 2018, 09:19

Guten Morgen ihr Lieben :)
Mein Wochenende war gut, ich hab viel nachgedacht und ab heute geht es auch mal wieder an die Masterarbeit.
Ich versuche die Angst dann auf die Bühne zu ziehen und mit ihr zu reden.
Heut morgen hat mich nur ein Traum völlig rausgehauen und ich lag auch generell heut Nacht lange wach.
Dass er mich angelogen und eventuell betrogen hat bekomme ich nicht zu fassen... Ich sehe die beiden immer auf der Tanzfläche stehen und stelle mir auch die Szene im Club vor und es kommen die Dinge hoch, die er mit ihr geschrieben hat.
Mein Ex hat mir damals unter Tränen gesagt er war einfach so froh endlich mal wieder eine gute Freundin gefunden zu haben, er habe damit nicht mehr gerechnet. Mit ihr habe er sich einfach sehr gut austauschen können. Seit 2 Jahren hat er nur männliche Freunde, die auch fast alle Single sind und ca. 6 Jahre jünger (ist sein zweites Studium und in einer neuen Stadt). Das hat für mich alles gepasst und ich hab das auch absolut nachvollziehen können und es war wirklich okay für mich...
Doch dann hat er sie eben ausgespart und da kamen dann die alten Verletzungen hoch von früher,aus den anderen Beziehungen und ich hab total aus den Augen verloren mich irgendwie zusammenzureißen und zu sehen worum es hier eigentlich ging und meine Dämonen haben mit mir die krassesten Spielchen getrieben.
Ich weiß nur nicht was dieses Gespräch im Club sollte und warum sie sich so stark aus dem Weg gegangen sind...
Leider bekomme ich weder das ekelhafte Gefühl in der Brust richtig zu greifen, noch irgendetwas anderes, womit ich mir auf das ganze einen Reim machen könnte, ohne das es fürchterlich weh tut und ich nicht mehr klar denken kann oder ich mich selbst beschwichtigen und einfach denke: Jup, war einfach eine Freundschaft, alles okay. Da hab ich das Gefühl ich vereinfache die Situation... oder ist das auch schon wieder so ein blöder Gedanke, der es mir nur schwerer machen will?
Hat jemand einen Tipp dafür oder weiß, was da los ist in mir?
Ich möchte ungern 2 1/2 Jahre Beziehung auf ein blödes Ende reduzieren...
1989

Sonnenblume10
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Re: Der lange Weg...

Beitrag von Sonnenblume10 » Mo 12. Mär 2018, 11:13

Ich versetze mich gerade in seine Lage. Er hat eine Freundin, das Schiffchen. Schiffchen ist ein wenig träge, nimmt ihre Dinge nicht in Angriff, flüchtet sich stattdessen in imaginäre Welten und ist sehr mit sich uneins. Schiffchen sieht vieles in einem schlechten Licht, vor allem aber es selbst. Denn es strotzt vor Unvermögen, es bringt einfach nichts zu Wege. Und es ist oft so traurig und in sich gekehrt und die Beziehung erdrückt ihn mehr und mehr. Er sieht keine Perspektive mehr und hat Sehnsucht nach einem anderen Leben. Einfach nach Leben, das sich leichter anfühlt, wo alles einfach ist und nicht von dieser Schwermut ertränkt.

Und dann kommt sie, die Andere. Mit ihr kann er endlich mal reden wie mit einem vernünftigen Menschen. Er fühlt vlt. eine innere Gesundheit, er fühlt eine Robustheit, die er beim Schiffchen vermisst.Mit ihr erlebt er eine seelische Übereinstimmung. Sie ist vlt. klug, liegt auf seiner Wellenlänge. Sie ist die Hoffnung, dass es noch ein anderes Leben für ihn gibt, sie ist ein Fingerzeig, eine Orientierung.
Das heißt noch lange nicht, dass da mehr war oder ist, aber sie kann so was wie ein Signal sein, sein Leben wieder selbst in die Hand zu nehmen und die eingefahrene Rolle eines Co-Therapeuten zu verlassen.

Und er erkennt, dass er so nicht mehr weiter machen kann. Er tut Schiffchen ja auch nicht gut, denn Schiffchen ist nach wie vor so was wie ein Patient. Vlt. täte es Schiffchen gut, wenn er nicht mehr da wäre, vlt. würde sie dann wieder lernen, ihr Leben in den Griff zu bekommen. Und er, ja, er will auch wieder mal unbelastet leben, frei sein von seiner Rolle und von der Verantwortung, die er übernommen hat und die ihn mehr und mehr erdrückte.
Und so ging er. Nicht böswillig, nicht etwa im Streit oder in einer konfliktbeladenen Situation. Aber er will einfach diese Art Beziehung nicht mehr.

Ob da mit der anderen tatsächlich was Ernsthaftes war oder ist, geht Dich, Schiffchen einfach nichts mehr an. Es ist seine Sache und er hat ja auch Klartext geredet. Er hat gesagt, dass er hier endlich mal einen Menschen gefunden hat, mit dem er reden kann. Und das Wissen darüber macht Dich keinen Deut glücklicher.
schiffchen92 hat geschrieben:
Mo 12. Mär 2018, 09:19
Ich weiß nur nicht was dieses Gespräch im Club sollte und warum sie sich so stark aus dem Weg gegangen sind...
Das ist doch eigentlich egal. Ich gehe Jemandem aus dem Weg, wenn es keinem anderen auffallen soll, dass ich interessiert bin. Oder ich gehe Jemandem aus dem Weg, weil es nur ein Intermezzo war, ein paar Gespräche, die mir gut getan haben, wobei ich an einer Weiterführung des Kontaktes gar nicht so interessiert bin.
Da lugt schon wieder ein Dämon um die Ecke! Ich sehe schon sein hämisches Grinsen, seinen mutwilligen Gesichtsausdruck. Na, bringe ich Schiffchen nicht doch so weit?
schiffchen92 hat geschrieben:
Mo 12. Mär 2018, 09:19
Hat jemand einen Tipp dafür oder weiß, was da los ist in mir?
Ich schätze, Dich reitet die Eifersucht. Was soll es denn sonst sein? Ging mir damals auch nicht anders. Ich schrieb ihm böse, wütende Briefe, die ich zum Glück nie abschickte. Nachträglich würde ich mich heute schämen und geholfen hätte es eh nichts, ihn nur noch mehr zur Anderen hingetrieben. Zum Glück habe ich mir diesen Schuh nicht angezogen, sondern habe mich getrollt. Bloß musste ich ihm, einem inneren Zwang gehorchend (der Dämon hat wieder mal ganze Arbeit geleistet), zum Geburtstag gratuliert, der einige Wochen später war.
Ich hatte drei Wochen später Geburtstag und da kam pflichtschuldigst ein Glückwunsch, noch dazu am falschen Tag.
Erst danach habe ich mich nie mehr gemeldet.

Jetzt muss ich Dir noch was sagen. Wer ist denn in diese Beziehung gegangen und hat immer noch ständig an den Ex gedacht? Wer hat ständig darüber nachgedacht, ob man sich nicht doch mal melden könnte? Wer hat seine Gedanken und seine Gefühle wo anders hingewendet?
Das war wohl in Ordnung, oder wie?
Du hast von Deinem jetzigen Ex. oft gesagt, dass Du dankbar für ihn bist. Dankbarkeit ist aber keine Liebe, ist keine richtige Hinwendung zum Anderen. Man weiß, dass man etwas nimmt und ist zu Dank verpflichtet.
Und jetzt, wo er sein Interesse an eine andere Person wandte, drehst Du am Rad.
Kann es sein, dass Du hier mit zweierlei Maß misst?

Und wer ist ehrlicher von Euch beiden? Warst Du ehrlich, als Du noch Deinem Ex. hinterher geschmachtet hast und nicht damit leben konntest, dass er kein Interesse mehr an Dir hatte?
Er, also Dein jetziger Ex., war jedenfalls ehrlich. Und ob da jetzt noch was ist, jemals was war, braucht Dich nicht zu interessieren, denn er hat klare Verhältnisse geschaffen. Du aber bliebst in der Beziehung, obwohl DU oft genug an den vorherigen Ex. gedacht hast.

Keiner ist ohne Schuld und jeder macht viele Fehler und viele davon geschehen ohne schlechte Absicht. Aber man kann zumindest mal darüber nachdenken und sich an der eigenen Nase packen und sich selbst mal zurecht weisen.
schiffchen92 hat geschrieben:
Mo 12. Mär 2018, 09:19
Ich möchte ungern 2 1/2 Jahre Beziehung auf ein blödes Ende reduzieren...
Ha, und schon wieder ist der nächste Dämon da! Du willst die Beziehung nicht auf etwas reduzieren? Du siehst da wieder etwas völlig falsch. Die Beziehung war gut für Dich! Die Beziehung war ein weiterer Wegweiser für Dich. Du hast sie gebraucht und Du hattest ja auch schöne Phasen, das hoffe ich zumindest. Also, kein Grund, diese Beziehung zu reduzieren oder jetzt in ein schlechtes Licht zu rücken.
Sie ging zu Ende, weil sie - ich formuliere es jetzt mal salopp - ausgelutscht war. Da war einfach kein Saft mehr drin. Und insofern war es richtig so.
Diese Andere war vlt. nur ein Signal für ihn , der Anstoss, seinem Leben eine andere Richtung zu geben.
Und ihr könnt noch miteinander reden, ja sogar manchmal lachen! Das ist doch mehr, als ich nach dem Ende mehr hatte. Und ihr könnt jetzt lockerer damit umgehen, eben weil ihr keine Beziehung mehr habt. Da fällt jetzt eben viel Last weg und schon kann man befreiter miteinander umgehen.

Dem kleinen Igel in Dir ist das völlig wurscht. Der ist total zufrieden, wenn Du Dich seiner annimmst und ihn umsorgst. Den interessiert Dein Ex. null die Bohne, er will einfach nur gut behandelt werden und glücklich sein. Also kümmere Dich um den süßen kleinen Igel, denn dann kommen auch wieder positivere Gefühle als die, die Du jetzt hast.
Es ist jetzt Deine Pflicht, auf Deinen Igel gut aufzupassen, denn er ist in Deiner Verantwortung! Und wenn Dich wieder Zweifel, böse Gedanken, Eifersucht, Ungewissheit auffressen, denk an das Igelchen, das noch sehr, sehr viel Pflege braucht. Das ist ja schon ganz abgemagert und ganz zaghaft, weil es nie beachtet wurde.

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Re: Der lange Weg...

Beitrag von Sonnenblume10 » Mo 12. Mär 2018, 11:20

Simple things hat geschrieben:
Mo 12. Mär 2018, 11:05
und nein, ich habe keinen Knall (zumindest sehe ich das so)
Simpelchen hat sicher keinen Knall! Dafür steht Simpelchen zu sehr im Leben!!! :D
Und ein Schuss Esoterik ist auch nie verkehrt.

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Re: Der lange Weg...

Beitrag von schiffchen92 » Mo 12. Mär 2018, 13:27

Darf ich euch beide mal fragen, wie ihr mit dieser Wucht der Erkenntnisse umgegangen seid, als euch das das erste Mal so richtig aufgefallen ist?
Ich hab jetzt 2 Stunden Tagebuch geschrieben und saß auf dem Sofa und könnte hier den ganzen Tag verbringen...
Das ist ja so beschämend und so unfassbar traurig...
Und so eine krasse Herausforderung, Ich weiß gar nicht wie ich das alles angehen soll.
Ich verstehe jetzt was du meinst mit "ihn benutzt" haben.. dass es eigentlich in den meisten Fällen nur um mich ging, nicht um ihn oder uns...und das ist doch so schlimm und soweit er, von dem was ich wollte und dachte das ich bin..
Ich Frage mich gerade was ich meinem Ex dann eigentlich gerade gegenüber empfinde, weil es eben nicht wie bei den vorherigen so ein Entzug ist und ein "Ich will dich unbedingt zurück um jeden Preis", sondern etwas ganz anderes...
Ein: Ich weiß, dass es so nicht hätte weitergehen können und ich dir gerade nicht das geben kann, was du Verdienst und was fair wäre. Aber ich möchte mit dir Zeit verbringen, mit dir lachen, mich austauschen und gerne noch einmal schauen, ob es in einem halben Jahr nochmal etwas wird...
Und immer wenn ich das denke habe ich "Angst", dass ich diese Zeit nicht habe, weil vielleicht dauert es länger und wahrscheinlich hat er bis dahin schon jemanden "gesunden" kennengelernt...
Gleichzeitig hat er ja total klar gemacht, dass es für ihn hier kein zurück mehr gibt.
Gehe ich also auf Kontaktabstand, um es ihm und mir nicht schwieriger zu machen als es eh schon ist und ihm damit auch einfach erleichternder ermögliche sein Glück zu finden?
Ich brauch irgendwie einen Weg und eine Idee, wie ich mit ihm umgehen kann/sollte, auch wenn ich weiß, dass er gar nicht so hoch oben auf meiner Prioritätenliste stehen soll, aber er bleibt mir einfach sehr wichtig und ich möchte jetzt nicht noch mehr Dinge machen, die ihm oder auch mir weh tun könnten.

Ich bin unfassbar dankbar dafür, dass ihr hier eure Erfahrungen mit mir teilt und mich so wachrüttelt. Ich weiß, dass es jetzt keinen Weg mehr zurück gibt, sondern nur noch nach vorn.
1989

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Re: Der lange Weg...

Beitrag von Sonnenblume10 » Mo 12. Mär 2018, 17:58

schiffchen92 hat geschrieben:
Mo 12. Mär 2018, 13:27
Ich verstehe jetzt was du meinst mit "ihn benutzt" haben.. dass es eigentlich in den meisten Fällen nur um mich ging, nicht um ihn oder uns...und das ist doch so schlimm und soweit er, von dem was ich wollte und dachte das ich bin..
Diese Erkenntnis überfiel mir erst Monate nach der Trennung, zu einem Zeitpunkt, als er keine Rolle mehr in meinem Leben spielte und ich mich neu sortiert hatte. Ich saß beim Frühstück und auf einmal fällt er mir ein. Ich wunderte mich und fragte mich warum und fand keine Erklärung. Ich spürte ein wenig Traurigkeit über das unrühmliche Ende unseres Kontaktes und fragte mich, wie es ihm wohl ergangen ist. Und dachte mir: geht Dich nichts an und furchtbar interessant fand ich es auch nicht mehr.
Und dann fand etwas Merkwürdiges statt. Ich sah uns beide auf einmal wie ein Zuschauer und beobachtete ihn und mich bei unserem Nähe- und Distanzspiel, das wachsendes Misstrauen und viel Traurigkeit in mir schürte. Es war wie ein trauriges und hoffnungsloses Theaterstück, das schlecht endete.
Und dann machte es "klick" und ich erkannte es. Dass viel von mir verschuldet war, dass auch nicht ganz frei in die Beziehung ging und vor allem wurde mir klar, dass ich ihm die Rolle meines Retters zugewiesen hatte.
Da wurde ich dann sehr traurig und war beschämt. Welch überzogene Hoffnungen ich in ihn gesetzt hatte und wie er dann nach und nach in eine Verweigerungshaltung ging, weil mein unbedingtes Festhalten an ihm ihn mehr und mehr einengte, bis er förmlich keine Luft mehr bekam.
Es war ja egal, was er auffuhr, denn ich ging nicht, sondern hielt eisern an ihm fest. Nur keine eigene Entscheidung treffen, nur keine Konsequenzen ziehen, denn schon morgen könnte es anders sein ...
Ich war selbst gefangen in mir und wollte auch ihn zu einem Gefangenen meiner Wünsche machnen.
Es war erbärmlich, aber irgendwann konnte ich mir verzeihen. Es waren einfach meine inneren Mechanismen, die da griffen und die ich nicht kannte. Und so geschah vieles nicht aus böser Absicht, sondern einfach aus Unvermögen und Defiziten in mir. Was ja bei Dir nicht anders ist.

Heute sage ich: es ist gut, dass er kam, es ist gut, dass er ging, denn er war ein Wegweiser für mich. Das war die Aufgabe, die er in meinem Leben erfüllen sollte und er erfüllte sie gut. Und ich? Vlt. war auch ich ein Wegweiser für ihn.
Irgendwann war eine Fortbildung und er saß mir in dem relativ kleinen Kreis gegenüber, aber einige Meter entfernt. Und da gab es einen Ring an seinem rechten Ringfinger! Mir fielen fast die Augen raus, denn das musste doch ein Ehering sein.
Innerlich lachte ich schon, weil das so urkomisch war. Er, ausgerechnet er, der eiserne Junggeselle, der immer Probleme hatte mit Beziehungen, immer alles kaputt machte, könnte geheiratet haben?
Die, er er damals beim Umzug half, was er mir in der bewussten Mail im Februar geschrieben hatte. Waren ja nur 500 km, da hilft man doch gerne und jederzeit! Da begriff ich damals, was los war.
Ob es nun ein Ehering war oder nicht, war mir dann doch egal. Ich war mittlerweile so weit weg von ihm, dass ich auch keine andere Person mehr nach ihm ausfragte.
Aber vlt. hatte auch ich eine Funktion bei ihm zu erfüllen. Fast glaube ich es.
Und so geht es in Beziehungen eigentlich immer. Es gibt oft kein schuldig und unschuldig, das meiste ist bei näherem Hinsehen oft gleich verteilt. Da mühen sich eben zwei Menschen miteinander ab und es wird einfach nichts, weil die Protagonisten nicht reif dafür sind.

Dein Ex. hätte sich ja auch nicht in die Beziehung mit Dir begeben müssen, denn auch ihm war oder wurde mit der Zeit klar, dass es keine einfache Beziehung werden würde. Vermutlich musste er damals ein Helfersyndrom ausleben und dafür warst Du ein guter Adressat.
Es geschieht ja nichts aus Zufall oder bösem Willen. Jeder sendet Signale aus und die finden halt mal einen Empfänger, der auf der Frequenz unterwegs ist. Wenn sich Deine inneren Wünsche ändern, wenn Du Deine Dämonen entlarvt hast und sie wenigstens hin und wieder in ihren Schrank schicken kannst, dann sendest Du andere Signale aus. Einer mit Helfersyndrom, der sich großartig dabei fühlt, wenn er die Führungsrolle übernehmen kann und auf dem Podest stehen darf, der findet dann nicht mehr zu Dir und umgekehrt.
Du bist nicht allein Schuld an der Misere, aber oftmals erkennt man die Gleichseitigkeit nicht. Und er ist nicht nur der Schuft, der Dich abserviert hat, als ihm seine Therapeutenrolle über war.

Du musst immer das Gesamtpaket ansehen und nicht nur das, was Du angeblich verbrochen hast. Aber oftmals braucht es dafür Abstand, längere Zeit Abstand, weil man vieles erst in der Rückschau erkennen kann. Vorher vernebeln Gefühle die klare Sicht auf die Dynamiken, die damals gewirkt haben.
schiffchen92 hat geschrieben:
Mo 12. Mär 2018, 13:27
Aber ich möchte mit dir Zeit verbringen, mit dir lachen, mich austauschen und gerne noch einmal schauen, ob es in einem halben Jahr nochmal etwas wird...
Soso, in einem halben Jahr ist Schiffchen so weit, dass es ein anderer Mensch geworden ist. Und das geht ganz einfach. Zwar umziehen, aber doch noch Kontakt mit ihm haben, ihn als Anlaufstelle benützen, als Ratgeber, nur unter dem Vorzeichen "ein Freund" statt "mein Freund".
Das wird so nicht gehen, denn dann benützt Du ihn weiter. Und vermeidest es wieder, zu Dir zu finden, denn Dein Blick geht ja nach außen.
Und ganz schnell bist Du in der Warte- und Hoffnungsschleife. Hilfe, er hat sich gestern nicht gemeldet, was mache ich nur? Also schickst Du ihm irgendeinen Blödsinn aus Deinem kleinen Leben und dann sitzt Du und wartest. Es vergeht eine Stunde, dann noch eine, dann begreifst Du , dass er nicht auf Abruf bereit steht und wirst grantig, unzufrieden oder jämmerlich. Und alles dreht sich wieder um ihn.
Es wird nur ein Heilmittel geben und das schmeckt nicht gut und tut sogar weh. Es hilft nur Abstand.
Ihr seid getrennt, also kein Kontakt mehr. Keine Hilferufe mehr wegen eines Problems, keinen Anruf mehr, weil man sich gerade so einsam fühlt.
Du wirst, wenn Du es nicht einhältst, selbst erfahren, dass Du niemals von Beziehung auf Freundschaft umschalten kannst. Denn alles wird Dir weh tun und Du wirst immer hoffen, dass er zumindest nicht bald eine neue an Land zieht. Denn solange er noch alleine ist, hat er vlt. noch Interesse an Dir. Hat er Jemanden gefunden, wird sich das ganz schnell ändern und dann hast Du jede Menge Zeit vergeudet und fühlst Dich erneut weggeworfen.
schiffchen92 hat geschrieben:
Mo 12. Mär 2018, 13:27
Gleichzeitig hat er ja total klar gemacht, dass es für ihn hier kein zurück mehr gibt.
So was in dieser Deutlichkeit sagt ein Mann nicht zum Spaß. Seine Entscheidung ist gefallen, also akzeptiere das und habe Respekt vor seiner Entscheidung. Es hat auch viel mit Respekt des Anderen zu tun, dass man das hört, was der andere sagt und danach handelt.
schiffchen92 hat geschrieben:
Mo 12. Mär 2018, 13:27
Gehe ich also auf Kontaktabstand, um es ihm und mir nicht schwieriger zu machen als es eh schon ist und ihm damit auch einfach erleichternder ermögliche sein Glück zu finden?
Ob er sein Glück findet, das liegt an ihm und dafür bist Du nicht zuständig. Aber wie willst Du denn Dein Glück finden, wenn er nach wie vor präsent ist? Du hast wahrlich genug mit Dir zu tun und es wäre an der Zeit, dass Du Dich mal alleine auf die Hinterbeine stellst, ohne ihn in der Hinterhand.
Er wird sein Glück finden, wenn die Zeit gekommen ist und das wird das Leben entscheiden, aber nicht Du.
schiffchen92 hat geschrieben:
Mo 12. Mär 2018, 13:27
aber er bleibt mir einfach sehr wichtig und ich möchte jetzt nicht noch mehr Dinge machen, die ihm oder auch mir weh tun könnten.
Wie Du wieder lügst! Du machst jetzt einen auf best friend girl von nebenan und drängst Dich weiter in sein Leben. Und warum? Weil er Dir wichtig ist? Und warum ist er wichtig? Weil Du ihn gewöhnt bist und weil Du ihn nicht hergeben willst, sondern weiterhin in Deinem Orbit halten willst und da schwingt wieder jede Menge Eigennutz mit! Wenn ich ihn nicht haben kann, soll er auch keine andere haben. Und ich will ab jetzt auch ganz brav sein, denn künftig bin ich die Kumpeline, mit der er Spaß haben kann und lachen kann.
Und wenn er sieht, wie "gesund" ich trotz der Trennung geworden bin, dann wird er ...

Ich fürchte, Du redest Dir da wieder was ein. Etwas was Dir nützt und was Du mit einer guten Sache, nämlich einer "Freundschaft" verkleidest.
Nach eine Trennung muss ein Schlussstrich sein, denn das ist das, was beide weiter bringt. Und wenn die Sache ausgestanden ist, man sein Leben auf die Reihe gebracht hat und sich wirklich "entliebt" hat, dann kann man die Freundschaft immer noch haben.
Wobei, warst Du denn jemals richtig verliebt in ihn? Irgendwie konnte ich das nie richtig erkennen.
schiffchen92 hat geschrieben:
Mo 12. Mär 2018, 13:27
Ich weiß, dass es jetzt keinen Weg mehr zurück gibt, sondern nur noch nach vorn.
.. und zwar erstmal ohne ihn!

Wenn Du das nicht einhältst, sorgt schon das Leben dafür, keine Sorge! Du kannst nicht davon laufen, denn alles holt Dich wieder ein. Das ist ein Gesetz des Lebens. Es kommt alles zurück, das Gute und das Schlechte.

Sonnenblume

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Re: Der lange Weg...

Beitrag von schiffchen92 » Mo 12. Mär 2018, 22:56

Hallo ihr beiden,
ich komme gerade aus der Wohnung und habe mit einer Freundin ein paar Dinge weggeräumt. Unter Tränen, ein bisschen lästern, lachen und ein paar Schnäpsen - hätte mir ja nie träumen lassen, dass ich sowas echt mal mache. Auch das Traurige hatte irgendwie die schöne Erkenntnis, dass ich nicht alleine dastehe und das Leben mir wundervolle Menschen an die Seite gestellt hat :)
Simple things hat geschrieben:
Mo 12. Mär 2018, 11:05
Und plötzlich kam mir wortwörtlich alles wieder hoch, ich hab mir die Seele aus dem Leib gek****.
Danke erst einmal für die Offenheit. Und tatsächlich kenne ich das Gefühl sehr gut, ich hang in den letzten zwei Jahren öfter über der Toilette und musste etwas hervorwürgen was mir wochenlang auf den Magen geschlagen ist. Leider hab ich es damals nicht zufassen bekommen, ich wusste nicht wie.
Simple things hat geschrieben:
Mo 12. Mär 2018, 11:05
Such weiter. entweder ist es eine alte Last/Angst/Sorge. Es kann aber auch sehr gut eine deiner Ahninnen sein und du nun deren "Nachlass" zu spüren bekommst, es kann interessanter Weise auch ein Freund oder gar die Dame selber sein. Such weiter und du wirst etwas ins Licht holen können. Alles weitere siehst du dann schon.

Yupp. Ab hier bist du voll in der Esotherik. :lol: Und nein, in meinen Augen ist das inzwischen Alltag und nein, ich habe keinen Knall (zumindest sehe ich das so)
Simple ich bin ehrlich gesagt froh, dass ich nicht die Einzige bin, die sowas denkt und spürt :D
Ich bin mir verdammt sicher, dass in uns allen 'Überreste' von unseren Ahninnen stecken und wir sie so lange mit uns tragen, bis sich jemand bereit fühlt sie aufzulösen und mit ihnen umzugehen - und dann besser für die nächste Genereation sorgen kann. Das sehe ich alleine daran, dass meine Mutter und auch meine Großmutter die genau gleichen Muster haben wie auch ich. Also ich muss nicht lange suchen um mir Dinge anzuschauen und sie mit 'Abstand' zu betrachten - ich erlebe sie tagtäglich, wenn ich mit meiner Mutter telefoniere. Und danach ist mir meist schlecht und ich denke mir: Warum lässt sie das mit sich machen?`Warum macht sie sich so klein? Und warum begibt sie sich immer wieder in die gleiche destruktive Beziehung...
Nachdem ich da mal ein Gespräch mit meiner Schwester drüber geführt habe, weiß ich, dass meine Oma meine Mama genauso erzogen hat wie sie uns - und meine Mama mitte 20 die gleichen Briefe an meinen Vater geschrieben hat wie ich damals an meinen Exex-Freund.
Das war damals der erste Moment wo ich dachte: halt stopp, hier stimmt etwas ganz gewaltig nicht. Das klingt nicht gesund, ist bedürftig und schreit einfach nur nach Mitleid.
Ich hab heute mal nachgedacht und habe in meiner gesamten Familie eigentlich keine gesunde Beziehung oder einen 'gesunden' Verwandten. Deren Beziehung sind alle sehr seltsam und wirklich nicht so, wie ich sie mir wünsche. Sie halten, ja, aber nichts was ich als 'objektiv gesund' klassifizieren kann. Meine Schwester hat noch einmal einen ganz anderen Ansatz und vieles davon, sagt sie, hat sie von meinem Papa mitbekommen. Da war ich wohl einfach zu klein und er schon lange zu krank, als das er für mich noch eine entscheidende Rolle hätte spielen können. Ich sehe nur meine Mutter in mir und das finde ich manchmal so erschreckend, wenn ich mir vorstelle, dass ich auch mit 60 noch dieses Spielchen treiben würde - nein danke.
Simple things hat geschrieben:
Mo 12. Mär 2018, 11:05
Ich forstete alle meine guten inneren Bekannten durch. Jeder versicherte mir, dass er es nicht sei.
Das find ich irgendwie eine so schöne Vorstellung, so stark in Kontakt mit sich zu sein und alle einmal zum Vorsprechen bzw. Kreuzverhör zu laden.
Toll, das gibt irgendwie Kraft sein Inneres kennenzulernen und mit Ihnen Frieden zu schließen. Dann können sie irgendwo 'Freunde' werden, statt sie immer nur wegzusenden, oder?
Sonnenblume10 hat geschrieben:
Mo 12. Mär 2018, 11:13
Ich versetze mich gerade in seine Lage. Er hat eine Freundin, das Schiffchen. Schiffchen ist ein wenig träge, nimmt ihre Dinge nicht in Angriff, flüchtet sich stattdessen in imaginäre Welten und ist sehr mit sich uneins. Schiffchen sieht vieles in einem schlechten Licht, vor allem aber es selbst. Denn es strotzt vor Unvermögen, es bringt einfach nichts zu Wege. Und es ist oft so traurig und in sich gekehrt und die Beziehung erdrückt ihn mehr und mehr. Er sieht keine Perspektive mehr und hat Sehnsucht nach einem anderen Leben. Einfach nach Leben, das sich leichter anfühlt, wo alles einfach ist und nicht von dieser Schwermut ertränkt.

Und dann kommt sie, die Andere. Mit ihr kann er endlich mal reden wie mit einem vernünftigen Menschen. Er fühlt vlt. eine innere Gesundheit, er fühlt eine Robustheit, die er beim Schiffchen vermisst.Mit ihr erlebt er eine seelische Übereinstimmung. Sie ist vlt. klug, liegt auf seiner Wellenlänge. Sie ist die Hoffnung, dass es noch ein anderes Leben für ihn gibt, sie ist ein Fingerzeig, eine Orientierung.
Das heißt noch lange nicht, dass da mehr war oder ist, aber sie kann so was wie ein Signal sein, sein Leben wieder selbst in die Hand zu nehmen und die eingefahrene Rolle eines Co-Therapeuten zu verlassen.

Und er erkennt, dass er so nicht mehr weiter machen kann. Er tut Schiffchen ja auch nicht gut, denn Schiffchen ist nach wie vor so was wie ein Patient. Vlt. täte es Schiffchen gut, wenn er nicht mehr da wäre, vlt. würde sie dann wieder lernen, ihr Leben in den Griff zu bekommen. Und er, ja, er will auch wieder mal unbelastet leben, frei sein von seiner Rolle und von der Verantwortung, die er übernommen hat und die ihn mehr und mehr erdrückte.
Und so ging er. Nicht böswillig, nicht etwa im Streit oder in einer konfliktbeladenen Situation. Aber er will einfach diese Art Beziehung nicht mehr.
Sonnenblume, ich bin da absolut deiner Meinung.
Das sage ich mit meinem 'klaren' Verstand, der gerade niemandem dienen möchte, sondern wirklich ehrlich.
Ich verstehe, warum er zu ihr Kontakt gesucht hat. Ich verstehe seine Situation und ich verstehe, warum es wahrscheinlich gar keinen anderen Ausweg aus der Situation gab - deshalb verspüre ich auch keine Rachegelüste oder großartige Wut.
Er würde sich wahrscheinlich lieber 10 Finger abhacken, als einfach so Schluss zu machen oder irgendwie aus einer Beziehung zu fliehen.. Deshalb war es glaube ich die 'Chance', die er da ergriffen hat, ich hätte es nicht geschafft.
Er hat einen wahren Satz bei der Trennung gesagt: Unsere beiden Bedürfnisse passen einfach nicht zusammen und ich habe nicht das Gefühl, dass du mit mir glücklich wirst. (Und ja ich weiß, wenn ein Mann soetwas sagt, ist Sense...)
Mein Wunsch nach Nähe (und wir sprechen hier nicht nur von der krassen Bestätigungsnähe, sondern der Nähe, bei der er mit mir auf dem Sofa liegt und den Arm um mich legt) und seinem Wunsch eine Frau mit 'Passion' an seiner Seite zu haben.
Das kann ich ihm gerade nicht geben und ob ich es so kann, wie er es sich wünscht, das weiß ich auch nicht.
Wie gesagt, ich habe Ehrgeiz und ich möchte auch etwas erreichen. Aber ich glaube gar nicht, dass er das damit meint, es nur immer so formuliert, weil er selbst nicht so recht weiß, was dieses Bedürfnis eigentlich ist.
Letztendlich ist es auf beiden Seiten der Wunsch, dass der Partner emotional in der Beziehung ist und trotzdem sein eigenes Leben führen kann.
Ich glaube das wünschen wir uns beide so sehr, aber da wo ich Probleme habe, mein eigenes Leben zu führen, da kann er sich emotional nicht so 100% auf eine Beziehung einlassen. Das ist alles verkopft und viel mit 'das macht man so' Gedanken verbunden.
Sonnenblume10 hat geschrieben:
Mo 12. Mär 2018, 11:13
Jetzt muss ich Dir noch was sagen. Wer ist denn in diese Beziehung gegangen und hat immer noch ständig an den Ex gedacht? Wer hat ständig darüber nachgedacht, ob man sich nicht doch mal melden könnte? Wer hat seine Gedanken und seine Gefühle wo anders hingewendet?
Das war wohl in Ordnung, oder wie?
Du hast von Deinem jetzigen Ex. oft gesagt, dass Du dankbar für ihn bist. Dankbarkeit ist aber keine Liebe, ist keine richtige Hinwendung zum Anderen. Man weiß, dass man etwas nimmt und ist zu Dank verpflichtet.
Und jetzt, wo er sein Interesse an eine andere Person wandte, drehst Du am Rad.
Kann es sein, dass Du hier mit zweierlei Maß misst?

Und wer ist ehrlicher von Euch beiden? Warst Du ehrlich, als Du noch Deinem Ex. hinterher geschmachtet hast und nicht damit leben konntest, dass er kein Interesse mehr an Dir hatte?
Er, also Dein jetziger Ex., war jedenfalls ehrlich. Und ob da jetzt noch was ist, jemals was war, braucht Dich nicht zu interessieren, denn er hat klare Verhältnisse geschaffen. Du aber bliebst in der Beziehung, obwohl DU oft genug an den vorherigen Ex. gedacht hast.

Keiner ist ohne Schuld und jeder macht viele Fehler und viele davon geschehen ohne schlechte Absicht. Aber man kann zumindest mal darüber nachdenken und sich an der eigenen Nase packen und sich selbst mal zurecht weisen.
Sonnenblume10 hat geschrieben:
Mo 12. Mär 2018, 17:58
Und er ist nicht nur der Schuft, der Dich abserviert hat, als ihm seine Therapeutenrolle über war.
Auch wenn das hier nicht so rüberkommt, ist mir das alles sehr wohl bewusst und wirklich etwas, mit dem ich mich immer wieder beschäftigt habe. Er hat klar gemacht, dass er nicht mein Retter sein wird und ich wollte es auch nicht. Ich wollte niemanden, der mir den Karren aus der sch***e zieht, sondern ich wollte es selbst schaffen. Ich habe mir nicht eine Therapeutin damals gesucht, weil ich dachte, dass es ein netter Zeitvertreib ist. Sondern weil ich bei diesem Menschen etwas Besonderes gespürt habe und wusste/weiß, dass man das nicht mit Füßen tritt und das mein Verhalten so nicht weitergehen kann und ich mit meiner Lage so unglücklich war und verzweifelt. Bis vor ein paar Tagen fehlte mir nur wirklich der Schlüssel, der Zugang zur >Handlungsfähigkeit<. Ich habe Blogs und Bücher gewälzt, mich vor den Spiegel gestellt und komische Sätze aufgesagt, hier im Forum gelesen und versucht die ganzen Sachen umzusetzen, die überall gepredigt werden. Es ist nur einfach emotional nicht bei mir angekommen. Kognitiv verstehe ich hier alles was gesagt wird und immer wenn ich sage 'Vielen Dank, das hat geholfen', dann meine ich das auch wirklich so, sonst frage ich nach. Ich hatte nur überhaupt keinen Zugang wie ich das mit meinen Emotionen koppeln soll - und ohne diese Verbindung ist halt alles irgendwie für die Katz, weil man doch wieder in die gleichen Muster verfällt und sich so hilflos und allein vorkommt, auch wenn man weiß, dass man selbst seine beste Freundin sein sollte.
Das hat meine vorherige Therapeutin nicht verstanden, die blieb immer auf dem kognitiven Modus. Meine jetzige hat genau das gesehen und auch angesprochen und macht mit mir jetzt Übungen die vor allem an meine Emotionen adressiert sind. (Man merkt aber meistens, ob ein Mensch schon einmal das gleiche Probleme hatte oder nicht. Deshalb ist für mich hier das Forum eine so wichtige Anlaufstelle und ich glaube nicht, dass ich jemals so weit (kognitiv und emotional) wäre, wenn es das hier/ euch nicht geben würde!)
Deshalb muss ich dir trotz allem und gutem Gewissens widersprechen, dass ich diesen Mann geliebt habe. Was nun unter Liebe zu verstehen ist, darüber lässt sich streiten. Aber ich war verliebt und ich war eine zeitlang wirklich glücklich. Bis ich komplett von MEINEM Weg abgekommen bin und die 'Passion' gesucht habe, von der mein Ex so gerne gesprochen hat. Ich habe neue Hobbies angefangen, versucht im Job glücklich zu werden, weil ich dachte, das ist der Ausweg, dann geht es mir besser, dann kann ich auch so stark sein wie er. Und diese Verzweiflung, dass ich es nicht schaffe hat dann alle Ängste getriggert, die ich eigentlich dachte unter Kontrolle zu haben...
Es hat natürlich nicht geklappt, denn wie soll man für etwas Begeisterung entwickeln, wenn man keine für sich selbst hat?
Nein, ich weiß schon, wo ich suchen muss. Aber es hat vorher nicht klick gemacht. Und auch wenn es letztendlich doch das gleiche Muster ist, hab ich diese Beziehung in einem anderen Bewusstseinszustand geführt.
Sonnenblume10 hat geschrieben:
Mo 12. Mär 2018, 11:13
Und ihr könnt noch miteinander reden, ja sogar manchmal lachen! Das ist doch mehr, als ich nach dem Ende mehr hatte. Und ihr könnt jetzt lockerer damit umgehen, eben weil ihr keine Beziehung mehr habt. Da fällt jetzt eben viel Last weg und schon kann man befreiter miteinander umgehen.
Das habe ich auch gespürt und deshalb bin ich ja so unentschlossen wie es jetzt weitergehen soll. Für ihn hat sich im Umgang nichts geändert, er meinte zu mir wir hätten schon immer so entspannt miteinander gesprochen. Das mag für ihn so gewesen sein, ich habe immer 1000 Steine im Magen verspürt.
Sonnenblume10 hat geschrieben:
Mo 12. Mär 2018, 17:58
Soso, in einem halben Jahr ist Schiffchen so weit, dass es ein anderer Mensch geworden ist. Und das geht ganz einfach. Zwar umziehen, aber doch noch Kontakt mit ihm haben, ihn als Anlaufstelle benützen, als Ratgeber, nur unter dem Vorzeichen "ein Freund" statt "mein Freund".
Das wird so nicht gehen, denn dann benützt Du ihn weiter. Und vermeidest es wieder, zu Dir zu finden, denn Dein Blick geht ja nach außen.
Und ganz schnell bist Du in der Warte- und Hoffnungsschleife. Hilfe, er hat sich gestern nicht gemeldet, was mache ich nur? Also schickst Du ihm irgendeinen Blödsinn aus Deinem kleinen Leben und dann sitzt Du und wartest. Es vergeht eine Stunde, dann noch eine, dann begreifst Du , dass er nicht auf Abruf bereit steht und wirst grantig, unzufrieden oder jämmerlich. Und alles dreht sich wieder um ihn.
Es wird nur ein Heilmittel geben und das schmeckt nicht gut und tut sogar weh. Es hilft nur Abstand.
Ihr seid getrennt, also kein Kontakt mehr. Keine Hilferufe mehr wegen eines Problems, keinen Anruf mehr, weil man sich gerade so einsam fühlt.
Du wirst, wenn Du es nicht einhältst, selbst erfahren, dass Du niemals von Beziehung auf Freundschaft umschalten kannst. Denn alles wird Dir weh tun und Du wirst immer hoffen, dass er zumindest nicht bald eine neue an Land zieht. Denn solange er noch alleine ist, hat er vlt. noch Interesse an Dir. Hat er Jemanden gefunden, wird sich das ganz schnell ändern und dann hast Du jede Menge Zeit vergeudet und fühlst Dich erneut weggeworfen.
Kann man deiner Meinung nach zu einem Zustand oder einer Einstellung kommen, wo das entfernen eines geliebten Menschen nicht mehr so stark schmerzt und einen in eine Krise stürzt? Oder ist das etwas, was man niemals erreichen wird mit den Mustern die ich habe?
Ich hab das heute schon umgesetzt, nachdem ich allein in der Wohnung war und ihn so stark vermisst habe... Ich wollte zunächst Whatsapp öffnen und dann schauen, ob er auf einer anderen Social Media Seite aktiv war. Ich hab beides gelassen...
Sonnenblume10 hat geschrieben:
Mo 12. Mär 2018, 11:13
Zum Glück habe ich mir diesen Schuh nicht angezogen, sondern habe mich getrollt. Bloß musste ich ihm, einem inneren Zwang gehorchend (der Dämon hat wieder mal ganze Arbeit geleistet), zum Geburtstag gratuliert, der einige Wochen später war.
Ich hatte drei Wochen später Geburtstag und da kam pflichtschuldigst ein Glückwunsch, noch dazu am falschen Tag.
Erst danach habe ich mich nie mehr gemeldet.
Denn ich hab mir den Dämon mal geschnappt und gefragt, was er sich denn nun davon erhofft, wenn ich das mache. Dass ich das doch alles schon durch hatte bei den Trennungen davor. Und es mir niemals jemals irgendwie gut getan hat. Es hat alles nur ekelhaft verlängert und mich noch kleiner gemacht...
Es war super schwer, aber am Ende war ich stolz und konnte weiter mit einer anderen Arbeit machen.
Für mich ist der Kontaktabbruch dennoch schwer vorzustellen...Zum einen weil wir einen Freundeskreis haben der sich überschneidet und wir uns ja nicht im Bösen getrennt haben. Er hat auch Anfang Juni Geburtstag - ignoriere ich das? Steige ich aus gemeinsamen Wahtsapp-Gruppen aus? Ist das alles nötig um nach vorne zu schauen?
Wahrscheinlich schon..
Ich stecke zu sehr in dem 'in einem halben Jahr' Modus fest... Das merke ich oft. Das ist quasi der dritte oder vierte Gedanke, jedes Mal, wenn ich etwas positives geschafft habe... Dass er meine Veränderung sehen wird, ich sie spüren werde und wir uns dann noch einmal neu kennenlernen können.
Sonnenblume10 hat geschrieben:
Mo 12. Mär 2018, 11:13


Dem kleinen Igel in Dir ist das völlig wurscht. Der ist total zufrieden, wenn Du Dich seiner annimmst und ihn umsorgst. Den interessiert Dein Ex. null die Bohne, er will einfach nur gut behandelt werden und glücklich sein. Also kümmere Dich um den süßen kleinen Igel, denn dann kommen auch wieder positivere Gefühle als die, die Du jetzt hast.
Es ist jetzt Deine Pflicht, auf Deinen Igel gut aufzupassen, denn er ist in Deiner Verantwortung! Und wenn Dich wieder Zweifel, böse Gedanken, Eifersucht, Ungewissheit auffressen, denk an das Igelchen, das noch sehr, sehr viel Pflege braucht. Das ist ja schon ganz abgemagert und ganz zaghaft, weil es nie beachtet wurde.

Sonnenblume
Ja das Igelchen ist abgemagert, ich hab es bis vor 4 Tagen ja gar nicht wahrgenommen und ignoriert und es zögert auch stark sich auf mich zu verlassen...

Wir bricht man den Kontakt ab? Sagt man da noch etwas, wenn man dann aus der gemeinsamen Wohnung auszieht? Sagt man, dass man sich jetzt nicht melden wird. Oder wissen das einfach beide?
Sonnenblume10 hat geschrieben:
Mo 12. Mär 2018, 17:58
schiffchen92 hat geschrieben: ↑
Mo 12. Mär 2018, 14:27
Gleichzeitig hat er ja total klar gemacht, dass es für ihn hier kein zurück mehr gibt.

So was in dieser Deutlichkeit sagt ein Mann nicht zum Spaß. Seine Entscheidung ist gefallen, also akzeptiere das und habe Respekt vor seiner Entscheidung. Es hat auch viel mit Respekt des Anderen zu tun, dass man das hört, was der andere sagt und danach handelt.
Das musste ich wohl noch einmal hören und sollte ich mir ausdrucken und immer und immer wieder lesen... Ich hab es noch nicht akzeptiert...
Sonnenblume10 hat geschrieben:
Mo 12. Mär 2018, 17:58
schiffchen92 hat geschrieben: ↑
Mo 12. Mär 2018, 14:27
aber er bleibt mir einfach sehr wichtig und ich möchte jetzt nicht noch mehr Dinge machen, die ihm oder auch mir weh tun könnten.

Wie Du wieder lügst! Du machst jetzt einen auf best friend girl von nebenan und drängst Dich weiter in sein Leben. Und warum? Weil er Dir wichtig ist? Und warum ist er wichtig? Weil Du ihn gewöhnt bist und weil Du ihn nicht hergeben willst, sondern weiterhin in Deinem Orbit halten willst und da schwingt wieder jede Menge Eigennutz mit! Wenn ich ihn nicht haben kann, soll er auch keine andere haben. Und ich will ab jetzt auch ganz brav sein, denn künftig bin ich die Kumpeline, mit der er Spaß haben kann und lachen kann.
Und wenn er sieht, wie "gesund" ich trotz der Trennung geworden bin, dann wird er ...
Weil ich weiß, dass ich so denke, frage ich ja, was ich machen soll. Weil ich für ihn und mich jetzt wirklich das Beste (= gesündeste) möchte und es einmal richtig machen möchte. Eine neue Liebe kommt eh, wenn sie kommt. Wenn es morgen soweit ist bei ihm werde ich vor Eifersucht platzen, aber mein gesundes Ich weiß, dass da Vorwürfe absolut unangebracht sind und es meine Interpretation ist, die überhaupt zu den Schmerzen führt.
Simple things hat geschrieben:
Mo 12. Mär 2018, 19:14
Eine Baustelle beackerte ich mit einem guten Freund, der nächtelang mit mir telefonierte. Er brachte mir einen guten Umgang mit meiner Empathie bei. Und er versöhnte mich mit meinem Frau sein. Brachte mir nur durch Gespräche am Telefon bei, Sex zu genießen. :lol:
:lol: na das hört sich ja eher positiv an als wirklich negativ ;)
Simple things hat geschrieben:
Mo 12. Mär 2018, 19:14
Und Last but not least: ich schrieb Fanfiktion. Ich schrieb die Geschichte rund um die Transformers weiter. In diesen Romanen konnte ich alles reinpacken was angeschaut gehörte, konnte beim Soundtrack von der fabelhaften Welt der Amelie in die tiefsten Untiefen meiner Emotionen abtauchen und so meine Geschichten schreiben. Meine Leser haben es geliebt. :lol:
Tolle Idee - das nehme ich mal als Inspiration sehr gerne mit!
Ich hab jetzt Yoga für mich entdeckt und hoffe da auch ein paar schöner, hilfreicher Antworten zu finden...
Simple things hat geschrieben:
Mo 12. Mär 2018, 19:14
Alles in allem dauerte diese extreme Zeit dann doch nur 3 Jahre. Da scheiterte meine Ehe, ich wurde mit meinen damals kleinen Kindern (2 und 4) alleinerziehend und dann noch das oben erzählte. :D

Eine schmerzhafte, intensive, geile Zeit.
Huihuihui..
So lang.. Ich glaube ich stelle mir das echt zu schön und einfach vor.
Jetzt hatte ich so tolle Durchbrüche die letzten Tage, da wird es doch keine 3 Jahre dauern... :oops: :oops: :roll:
Sonnenblume10 hat geschrieben:
Mo 12. Mär 2018, 17:58
.. und zwar erstmal ohne ihn!

Wenn Du das nicht einhältst, sorgt schon das Leben dafür, keine Sorge! Du kannst nicht davon laufen, denn alles holt Dich wieder ein. Das ist ein Gesetz des Lebens. Es kommt alles zurück, das Gute und das Schlechte.

Sonnenblume
Falls das darauf bezogen ist, dass ich einen neuen Mann in mein Leben lasse: ich habe Freunde instruiert, dass sollte ich auf die Schnapsidee kommen, mir in den nächsten 1 1/2 Jahren (grober Richtwert) einen neuen Mann anzulachen, sie mir bitte ordentlich mit der Bratpfanne eins überziehen sollen... Nene, das brauch ich nicht und habe auch absolut kein Bedürfnis danach.
Ich weiß auch, dass es mit ihm jetzt nicht klappen würde, das ist ja das Verrückte... Trotz allem ist es ein ekelhafter Gedanke, dass wir bald endgültig getrennte Wege gehen, auch räumlich. Und es tut unfassbar weh, aber wenn es das nicht täte, dann würde ich wirklich an allem zweifeln.

Habt ihr diese Erkenntnisphase eigentlich als etwas wertvolles empfunden oder würdet ihr lieber weiter 'blind' durchs Leben laufen? Hat sich das alles gelohnt? Ich weiß, ich bin 26 Jahre alt, da sollte ich dankbar sein, dass ich jetzt schon die Chance habe, daran zu arbeiten. Aber manchmal schau ich mir andere Menschen an und denke mir: Warum kann es nicht einfach auch so leicht sein?

Und noch ein kleines Lied, was ich beim Durchstöbern meiner alten Playlist gefunden habe:
https://www.youtube.com/watsch?v=VgcEPYyKFfI

(falls es nicht geht: Wise Guys: Dialog)
1989

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