Der lange Weg...

Die Trennung verarbeiten und nach vorne schauen
Starre
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Re: Und ich kann noch immer nicht loslassen...Hilfe/Zsf. ab

Beitrag von Starre » Do 31. Mär 2016, 08:52

Guten Morgen :)

Danke, dass Du mir nochmal geschrieben hast...ich hab das echt nochmal gebraucht. Diese Erklärung. Das hilft mir, die Angst ein wenig beiseite zu legen. Ich verstehe jetzt besser, was Du meinst. Wahrscheinlich liegt es daran, dass ich es selbst einfach noch nicht erlebt hatte. Von meinen vorherigen Partnerinnen hatte immer ich mich getrennt. Und das hat mich eben im Leben danach nie traurig gemacht. Ich hatte da nie Schmerzen oder Wehmut. Einmal nur kurz danach eben...aber in meiner letzten Beziehung hatte ich einfach kein bisschen mehr Trauer um meine alten Beziehungen in mir. Und so hätte ich es gerne in einer eventuell kommenden Beziehung auch.

Und mir ist klar, dass das sehr eingeschränkt ist im Denken u viell auch etwas naiv. Aber so wünsche ich es mir. Aber da ich gerade so im "Wollen" bin, kommt eben Angst auf.... ein Zeichen, dass ich mich gerade eher wieder aufs Vertrauen und akzeptieren konzentrieren sollte.

Es freut mich, wenn Du glücklich bist.

So, und jetzt zum Schiffchen: entschuldige, dass ich so in Deinen Thread eingebrochen bin :) Wie geht es Dir?

Sonnenblume10
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Re: Und ich kann noch immer nicht loslassen...Hilfe/Zsf. ab

Beitrag von Sonnenblume10 » Do 31. Mär 2016, 09:38

Starre hat geschrieben: Und das hat mich eben im Leben danach nie traurig gemacht. Ich hatte da nie Schmerzen oder Wehmut.
Derjenige, der geht, hat sich schon länger mit der Beziehung auseinander gesetzt, denn ein Partner geht nicht einfach so und aus heiterem Himmel und einer entsprechenden Laune heraus. Er sieht keine Perspektive mehr bzw. kann die Beziehung auch nicht mehr aushalten. Aber er hat den entscheidenen Vorsprung vor dem Partner, der sich einbildet, dass doch noch alles in bester Ordnung ist und dass man die paar Probleme doch locker gemeinsam bewältigen kann.
Und daher tut die Trennung demjenigen, der damit konfrontiert wird, einfach immer sehr viel weher. Zum Verlust des Partners und der Beziehung kommt obendrein noch das zutiefst gekränkte Ego hinzu. Ich bin nicht gut genug, er/sie geht einfach und lebt locker flockig weiter und wo ist mein Platz? In der Mülltonne! Und wenn man dann nach einigen Wochen/Monaten noch merkt, wie schnell man ersetzt wurde, tut es nochmals weh.

Ich hätte mit meinem Ex. gut zusammengepasst, das weiß ich. Ich habe ihn geliebt wie keinen, aber wohl auch zu viel. Ich habe wieder eine Beziehung, aber diese ist wie bei Lonely ganz anders. Ruhiger, beständiger, oft auch langweiliger, aber ich fühle mich hier geborgener als beim Ex., bei dem ich immer das Gefühl hatte, dass er mir eines Tages abhanden kommen würde. War auch so. Meine Intuition hatte mich nicht getrogen.
Das Leben nach einer Trennung hat oft eine andere Qualität, weil man bewusster lebt, sich und den anderen auch mehr beobachtet und damit auch beachtet, denn man hat doch einiges dazu gelernt. Aber schlechter ist es deswegen nicht. Im Gegenteil, ich lebe heute viel stressfreier als mit diesem Larifari damals.
Das neue Leben ist deswegen aber kein Leben zweiter Wahl. Und natürlich spielt der Ex. darin zwar keine Rolle mehr, aber im Bewusstsein drängt er sich eben ab und zu doch hinein. Na und? Man kann seine Gedanken nicht dirigieren und ihnen verordnen, vergiss ihn auf ewig. Diese Toleranz sich selbst gegenüber muss man schon aufbringen. Mich berührt es immer noch, wenn ich den Ex. sehe und das wird wohl nie vergehen. Im Juni wird es wieder so weit sein. Ich stehe ihm leider immer noch nicht völlig gleichgültig gegenüber, das kann ich nicht. Aber ich kann dennoch gut damit leben, dass er weg ist und weg bleibt.

Wenn man nicht loslassen kann, will man auch nicht loslassen. Etwas hält einen in der Vergangenheit fest und verführt oft auch dazu, diese zu verklären. Man lebt nach hinten gewandt anstatt im Hier und Jetzt, weil einem das als weniger schön erscheint. Man stellt sich quasi ständig selbst ein Bein und muss dann immer wieder von Neuem aufstehen.
Und vielleicht muss man dem/der Ex. einfach auch zugestehen, dass er seine Gründe hatte zu gehen, die wir nicht unbedingt nachvollziehen können und müssen. Der/die Ex. hat sich eben anders entschieden und will einen anderen Weg einschlagen, anstatt ihn weiter mit uns zu gehen.

Ich träumte seinerzeit auch davon, dass wir gemeinsam das doch schaffen würden, seine Bindungsängste zu bewältigen. Ich wollte ihn therapieren und schließlich als die große Heilerin von ihm gesehen werden. Was hatte ich mir da nur eingebildet? Völlig falscher Denkansatz, da ein Partner niemals ein Therapeut sein kann. Und im Endeffekt musste er dann gehen, denn die Nummer war ihm einfach zu groß. Es wäre ein Einbruch in sein Leben gewesen, weil ich ihn damit ja nicht akzeptieren konnte, wie er eben war. Der unbewusste Druck, den ich ausübte, war viel zu groß und somit wurde ich zu einer Last, die er abwerfen musste. Heute verstehe ich es besser, damals nicht.

Sonnenblume

schiffchen92
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Re: Und ich kann noch immer nicht loslassen...Hilfe/Zsf. ab

Beitrag von schiffchen92 » Mo 25. Apr 2016, 08:28

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fromXwithLove
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Re: Und ich kann noch immer nicht loslassen...Hilfe/Zsf. ab

Beitrag von fromXwithLove » Mo 25. Apr 2016, 20:01

Liebes Schiffchen,

vorerst: schön wieder von dir zu lesen. Erst gestern bin ich wieder im Forum gewesen und wollte sogar bei deinem Beitrag fragen wie es dir so geht, aber ich dachte, es wird schon einen Grund haben warum hier momentan Stille herrscht. Umso mehr freue ich mich, dass du wieder etwas geschrieben hast.

Ich habe nun nochmal die Zusammenfassung auf Seite 13 gelesen, da ich alles nicht mehr so wirklich im Kopf hatte. Das erklärt für mich auch ein wenig deine momentane Gefühlslage oder deine Fragen.
Irgendwie hatte ich beim Lesen wie eure Trennung zustande gekommen ist, ständig das Gefühl, dass er dir an allem die Schuld gibt. Du bist weggezogen, du hast deine Ziele verfolgt, du hast dieses und jenes gemacht und er saß in seinem Heimatort und hat darauf gewartet .. auf was gewartet eigentlich? Das jemand kommt und sein Leben für ihn auf die Reihe bekommt? Mit seinen Aussagen hat er dir (unbewusst?) ein schlechtes Gewissen versucht einzureden. Dass eine Fernbeziehung nicht zu den einfachsten Beziehungen gehören, ist klar (wobei, wenn man täglich zusammen ist, gibt es auch mehr Reibungspunkte etc. Im Grunde hat alles seine Vor- und Nachteile, aber darum geht es ja jetzt nicht), aber wenn man das will, dann kann man das schaffen. Man muss einfach auch selbst mal seinen Hintern in die Höhe bekommen und das hat er während eurer Beziehung nicht gemacht. Warum? Weil da jemand war, der ihn an der Hand nehmen wollte, der ihm helfen wollte, der für ihn da sein wollte. Du hast eine große Last auf deinen Schultern getragen, du hast dich nicht nur für dein Leben verantwortlich gefühlt (für das du jedoch verantwortlich bist), sondern im Grunde genommen auch für seines. Manchmal beim Lesen hatte ich so das Gefühl (und bitte bitte versteh das jetzt nicht falsch, ich meine das nur sinngemäß bzw. ist es die einzige Bindung die irgendwie ähnlich verläuft) als wäre er das Kind und du die Mutter. Irgendwann trennt sich das Kind, weil es seinen eigenen Weg geht und die Mutter verliert dadurch ihre Aufgabe. Kannst du verstehen was ich damit meine? Du hast dich für ihn verantwortlich gefühlt, hast so viel Kraft in SEIN Leben gesteckt und jetzt trennt er sich und du stehst hier und schaust zu, wie er sein Leben auf einmal so ganz toll in den Griff bekommt. Hierzu möchte ich dir auch nochmal folgendes sagen: egal was er auf diversen social media Plattformen postet: zu 80% entspricht das nicht der Wahrheit. Denn wir posten das tolle Wetter, die super Bikinifigur, das neue Auto, aber nicht die verregneten Tage, die harte Diät, die schwere Zeit in der wir uns etwas zusammensparen mussten um unseren Traum zu realisieren. Ich weiß nicht, ob das irgendwie jetzt blöd klingt, aber ich möchte damit eigentlich nur sagen: im Internet sehen wir immer nur eine Seite der Medaille, nie aber die andere. Du weißt nicht, wie es tatsächlich in ihm ausschaut. Vielleicht hat er die selben Kämpfe zu kämpfen, die er während eurer Beziehung hatte, einfach weil sie IHN betreffen, unabhängig davon, wer ihn in seinem Leben begleitet. Genau wie du, muss er sich auch mit seinen Gedanken beschäftigen und Dinge aus seiner Vergangenheit oder Gegenwart aufarbeiten. Beziehungsweise sollte er das tun. Man kann nämlich laufen so schnell und so weit man will: die Vergangenheit holt einem immer ein, wenn man sich mit ihr nicht auseinandergesetzt hat. Ja, das Aufarbeiten von den eigenen Baustellen kann wahnisnnig mühselig, nervenzerrend, kräfteraubend sein, aber umso schöner ist es dann, wenn man mit sich im Reinen ist. Man kann von niemanden in seinem Leben verlangen, dass er uns glücklich macht - das liest man auch hier im Forum immer wieder: man muss sich selbst glücklich machen können, oder mit sich selbst glücklich sein. Wir werden da draußen nichts finden, das uns innen drin fehlt.
Du hast es dir einst zu deiner Aufgabe gemacht, ihn glücklich zu machen und hast die Verantwortung für sein Leben übernommen. Das musstest du abgeben und auch das kann weh tun, auch wenn es im Grunde genommen doch nur eine Belastung für einen selbst war. Du hinterfragst dich jetzt und du sucht jetzt vielleicht auch unbewusst eine neue Aufgabe. Und diese Aufgabe hast du dir eigentlich schon selbst gegeben: du musst jetzt auf DICH schauen. Du musst DEIN Leben leben!

Ich sehe mich so, dass ich gerade wenig wert bin…Mir fehlt absolut eine Perspektive. Ich weiß gar nicht, was ich mit meinem Leben so recht anfangen soll, wer ich eigentlich bin. Ich habe keine konkreten Träume oder Wünsche mehr. Ich habe seit knapp 3 Jahren kein Hobby mehr intensiv verfolgt, ich habe meine Freunde nicht mehr getroffen oder Sachen gemacht die mir zu 100% gut getan haben ohne darüber nachzudenken, wie es für andere ist, wenn ich das jetzt so mache

Du bist wahnsinnig viel wert - und deine Mitmenschen können das bestimmt bestätigen. Es ist in Ordnung, wenn man mal keine Perspektive hat (du bist nicht zehn Jahre getrennt und weißt noch immer nicht wohin), also gesteh dir selbst zu, es langsam anzugehen. Setz dir kleine Ziele. Was sind deine positiven Eigenschaften? Was sind deine Schwächen? Woran kannst du arbeiten? Das musst du hier nicht im Forum schreiben, sondern schreibe das mal nur für dich selbst auf. Wie sehen dich deine Mitmenschen? Gleicht das dem Bild, das du von dir selbst hast? Was würdest du gerne anders/besser machen? Du hast seit knapp drei Jahren kein Hobby mehr verfolgt: was waren das früher für Hobbies? Möchtest du das ein oder andere heute noch ausführen? Ich habe während meiner Beziehung ein Hobby für mich entdeckt, das macht mir aber jetzt nach der Trennung nur noch begrenzt Freude - das nehme ich hin. Es wird mir wieder Spaß machen, wenn ich ihn dabei nicht mehr so vermisse. Aber es gibt auch noch andere Dinge die ich davor und währenddessen gemacht habe. Was waren das für Dinge, die dir zu 100% gut getan haben und was hindert dich daran, diese jetzt zu tun?

Eine Trennung ist ein langer Prozess. Und ich glaube auch, dass der Part der geht damit zu kämpfen hat. Er muss jedoch dahinter stehen, sonst zeigt er Schwäche oder er macht dem Verlassenen nicht erfüllbare Hoffnungen damit. Aber auch derjenige der geht, schmeißt nicht alles leichtfertig über Bord und lebt dann locker lustig weiter, auch wenn das für uns oft so ausschaut. Ja, manchmal gibt es kein Zurück mehr, manchmal gibt es im Jetzt kein Zurück, aber es gibt immer ein Vorwärts.
Du bist schon einen großen Schritt weiter, auch wenn du den Weg vielleicht nicht ganz erkennst, aber du bist nicht mehr dort wo du warst. Du hinterfragst dich, du analysierst (damit meine ich jetzt nicht die Postings deines Ex-Freundes, sondern DEIN Leben, DEINE Bedürfnisse, DEINE Handlungen) und das ist schon ein großer Schritt. Weglaufen ist leicht, sich dem Ganzen stellen ist schwierig. Und du wählst den schwierigeren Weg, weil er dich irgendwann dort hin bringt, wo du sein sollst.
Ich habe mal ein Zitat von einem Schriftsteller gelesen und ich sags gleich, ich weiß nicht in welchem Zusammenhang es stand, aber es hat mir gut gefallen und es passt auch irgendwie ganz gut: Sie können wohl alle Blumen abschneiden, aber sie können den Frühling nicht verhindern.

Alles Liebe!
X.

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Re: Und ich kann noch immer nicht loslassen...Hilfe/Zsf. ab

Beitrag von schiffchen92 » Do 28. Apr 2016, 09:05

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Sonnenblume10
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Re: Und ich kann noch immer nicht loslassen...Hilfe/Zsf. ab

Beitrag von Sonnenblume10 » Do 28. Apr 2016, 10:34

schiffchen92 hat geschrieben:Und ich denke mir: Nein verdammt, bin ich nicht. Ich wollte das wir das gemeinsam erleben, dass wir gemeinsam wachsen. Ich fühle mich als komplette Versagerin und als Last. Als Last die er endlich abwerfen musste, weil sie ihn immer zurückgehalten hat von dem was er wirklich wollte.
Liebe Schiffchen, jeder Partner in einer Beziehung, der sich die Rolle eines Therapeuten anmaßt, sorgt unbewusst dafür, dass er den anderen wegtreibt.
Bei mir war es ähnlich: ich erkannte, dass er einen Defekt hatte, den man Bindungsphobie nennt. Und als ich das diagnostiziert hatte und dann noch Bücher darüber gelesen habe, wusste ich, ich habe jetzt eine neue Mission. Ich würde ihn "heilen", bekehren und davon überzeugen, dass eine Beziehung erhaltenswert und lebenswert ist. Aber selbstverständlich wollte ich auch die Belohnung dafür, nämlich seine Liebe und Treue.
Ich, die ich in der Beziehung immer in der unterlegenen und klammernden Position war, blühte auf einmal auf, denn mein Ziel war klar. Allein die Vorstellung, dass wir nun ein Ziel hatten, auf das wir gemeinsam (unter meiner Leitung selbstverständlich, aber so dass er es nicht merkte, dass er "geleitet" wurde), verhalf mir dazu, dass sich meine Position entscheidend verbesserte.

Ich sprach mit ihm über meine "Entdeckung" und wir hatten tatsächlich Gespräche darüber, die meine Hoffnung verstärkten. Er gab sich ab da mehr Mühe mit der Beziehung und las auch ein Buch darüber. Gemeinsam würden wir es schaffen, da war ich mir ziemlich sicher. Und dann würde ich dafür belohnt werden, mit einer Beziehung, in der jeder für den anderen einstand, dem anderen vertraute anstatt misstraute, in dem jeder sich auf den anderen verlassen konnte. Kein Zweifel, die Zeichen waren gut, ja sogar hervorragend und all die schrecklichen Wochen und Monate, in denen ich mich freiwillig unterjochen hatte lassen, wären Vergangenheit.
Und dennoch: ein Quentchen Verunsicherung blieb, denn das Gift des Misstrauens hatte sich bereits eingeschlichen. Eine andere hatte ihm nach einer Kongressparty eine E-Card aus Borkum geschickt und er hatte postwendend und hocherfreut reagiert und dann wurde gleich fleißig überlegt, wann man sich mal treffen würde. Ich hatte seine Mails gecheckt und er war drauf gekommen. Ich denke, dass dieser Knacks in der Beziehung gravierende Nachwirkungen hatte. Zwar hatte ich erklärt, wie es dazu kam, nämlich aus Angst und Verunsicherung, weil ich ja eh nie was zu sagen hatte und merkte, dass ich immer unattraktiver für ihn geworden war, und er hatte mir großmütig verziehen, aber dennoch blieb da ein Riss zurück, der sich rückblickend nicht mehr kitten ließ.
Darüber hinaus spürte ich, dass sein Verhalten eben doch vom Verstand diktiert war. Wie gesagt, er gab sich Mühe, aber es war eben Mühe und nicht etwa Freiwliligkeit, die aus dem Herzen kam.

Und als ich glaubte, ab jetzt würde wirklich alles besser werden, da spürte ich auch schon bald wieder, dass sich seine uralten Verhaltensmuster wieder ihren Weg bahnten. Mein Misstrauen blieb und wandelte sich bei der kleinsten Abweichung in regelrechte Panik, die ich vor ihm verbarg. Aber ich glaubte tendentiell immer noch an einen Erfolg und so erwischte er mich eiskalt, als er sich per Mail trennte.
Ich war am Boden zerstört, all mein Hoffen und Bangen waren umsonst gewesen. Was hatte ich mir nicht alles bieten lassen für ein kleines bißchen Liebe, die doch immer zu wenig war, was alles ertragen? Ich hatte mein Leben unbemerkt völlig auf ihn ausgerichtet, er war zu meinem Lebensinhalt geworden, denn die Gedanken an ihn waren ständig da. Ich überlegte hin und her, was ich tun sollte, ihm zu gefallen? Was, um ihn zu halten? Was, damit er mit mir glücklich würde? Und was sollte ich tun, damit es mir in der Beziehung besser ging? Diese Gedanken bestimmten mein Handeln über Monate und erst als ich meine neue Aufgabe gefunden hatte, die eines Partnertherapeuten, ging es mir besser.

Was war passiert? Ich hatte so viel eingesteckt, dass mein Selbstwertgefühl marode war. Aber es meldete sich und schickte mir die Wut. Nach Verzagtsein kam die Wut auf ihn und auf mich, denn ich hatte zu viel eingesteckt, mich untergraben lassen. Es ist ein normaler Prozess und zeigt, dass noch ein Funken Selbsterhaltungstrieb in uns ist. Ab da hatte ich auch die Kraft, mich auch mal zurückzuziehen. Das war zwar nur von der Not diktiert, aber ich schaffte es. Und was tat er? Er spürte meinen Rückzug und suchte wieder Nähe. Und ich fiel in seine Arme und vergaß sämtlichen Zurücksetzungen für einen Augenblick. Für diese Augenblicke hatte ich alles ertragen und nach denen war ich süchtig. Sie waren selten und daher um so wertvoller.
Ich war über Monate in der unterlegenen Position und allmählich merkte ich, dass auch ich so was wie Macht hatte. Ich konnte etwas bewirken durch meinen Rückzug, mein gespieltes Desinteresse an ihm und später durch meine neue Aufgabe. Es ging eigentlich immer um Macht und Ohnmacht. Ich war so lange ohnmächtig gewesen und jetzt endlich war ich drauf und dran, dieses Machtgefüge zu verschieben und zwar zu meinen Gunsten. Klar, dass es mir schlagartig besser ging!
Und was bewirkte es bei ihm? Genau das Gegenteil dessen, was ich wollte. Im Grund genommen wollte ich, wenn ich ehrlich bin, die Führungsposition übernehmen. Denn wer sich anmaßt, dass er seinen Partner therapieren will, der verschiebt die Macht. Ein Therapeut ist klüger und mächtiger als der Patient, das ist so, auch in einer Beziehung. Sonnenblume, die kluge und furchtbar schlaue "Schamanin" würde den kleinen Krisenpatienten schon in die richtigen Bahnen lenken. Die richtigen Bahnen waren die , die ich mir für ihn ausgedacht hatte. Vordergründig war ich doch großmütig, denn ich verzieh ihm vieles, sah ihm alles nach, aber dahinter?

Ich erkannte es auf einmal zwei Jahre nach der Trennung. Wie aus dem Nichts durchfuhr mich ein Gedankenblitz. Ich erkannte schlagartig, welche Rolle ich ihm zugedacht hatte. Bitte mache Du mich glücklich, weil ich es selbst nicht kann. Bitte beweise mir, dass ich liebenswert bin, damit ich endlich daran glaube, dass ich es bin. Um das zu erreichen, hatte ich mich ja auch klein machen lassen und verbogen um ihm zu gefallen. Und dann meine lächerliche Rolle als Therapeutin! Welche Anmaßung steckt denn dahinter? Ich konnte ihn doch nie akzeptieren, wie er war, ich konnte mit seinem Freiheitsdrang nicht leben und daher wollte ich ihn heilen und zu dem machen, was ich mir vorstellte.

Ich hatte nach der Trennung Monate über Monate Versagensgefühle, denn ich war ja in den Mülleimer geworden worden. All meine Mühen wurden nicht belohnt, sondern als wertlos angesehen und schließlich weggeworfen worden. Dann kam die Wutphase , die mich auch wieder zu den nicht aufgearbeiteten Wutgefühlen gegenüber meiner Mutter zurückführte. Denn bei ihr hatte ich das alles "gelernt" oder besser abgeschaut, wie man sich verbiegt, eigene Bedürfnisse hinten anstellt, weil man eine Rolle spielt. Und sie hatte mir auch beigebracht, dass es Liebe nicht zum Nulltarif gab. Sie hatte Erwartungen, denen ich oft nicht genügte , aber wenn doch, dann ging es mir gut, denn ich blühte förmlich auf, aber meist nur für kurze Zeit. Für Liebe musste man sich mächtig ins Zeug legen, sich anstrengen, sich Mühe geben. Dann wurde man belohnt - vielleicht. Ich war auch meist in der unterlegenen Rolle, klar, als Kind ist man das immer.
Und all das hatte ich erfolglos in eine Beziehung importiert. Sämtliche Verhaltensmuster aus der Kindheit hatte ich dort ausgelebt und damit wiederholt. Denn meine Seele strebte nach Heilung und sie kennt dazu nur den Zwang zur Wiederholung. In der Hoffnung, wenn ich das alles wieder durchlebe, dann werde ich dieses Mal geheilt und dann gebe ich Ruhe in Dir. Ich hatte mir einen Partner gesucht, der die ideale Plattform für meine sämtlichen Defizite war. Er war perfekt für mich, wenn auch eher in negativer Hinsicht und ich wohl auch für ihn, denn an mir konnte er seine Machttendenzen prima ausleben.
Nach und nach wurde mir klar, wie egoistisch ich auch in der Beziehung gewesen war. Nicht nur, dass ich ihm die Rolle eines "Messias" zugedacht hatte, sondern auch dass es schäbig von mir war, dass ich ihn durch meine Therapieansätze unterdrücken und verformen wollte.
Die Versagensgefühle wandelten sich eher in Schuldgefühle und eine traurige Selbsterkenntnis, dass meine Motive weniger edel als schäbig waren. Ich schämte mich - vor mir selbst. Und ich heulte, aber nicht mehr um ihn, sondern um mich.

Und dennoch: diese Erkenntnisse befreiten mich auch von meinen permanenten Versagensängsten, die sich in alle Lebensbereiche ausbreiteten. Angst vor Versagen, vor Nicht-Genügen im Beruf als auch im Privatleben, machten mehr Selbstakzeptanz Platz und der ruhigen Gewissheit, dass ich zwar nicht perfekt, aber gut genug bin, wie jeder.
Es war ein harter Reifeprozess, den ich durchmachte, aber richtig zu mir gefunden habe ich erst. als die Gefühle der Trauer und der Wut abgeklungen waren. ich erkannte, dass Schuld und Unschuld praktisch nicht vorhanden sind bzw. sich aufheben. Der vermeintlch Unschuldige, das Opfer (ich) war auch Täter gewesen und auch er hatte unter mir gelitten, auf seine Weise. Irgendwie waren wir quitt.

Heute lebe ich ruhiger, beständiger und viele meiner früheren Bedürfnisse sind verschwunden. Ich brauche keine Männer mehr, um mein Ego aufzubauen. Ich lass mir nicht mehr dauernd von mir selbst einreden, dass ich schlechter bin als andere und wertloser. Ich will mir nicht mehr dauernd selbst ein Bein stellen, sondern zu mir stehen. Zum Guten und zum Schlechten. Ich bin nicht total glücklich, das ist ja keiner, aber ich komme endlich besser mit mir zurecht.

Weißt Du Schiffchen, manche Erkenntnisse können etwas in einem ändern. Manchmal muss man den eigenen Blickwinkel ändern und von der Rolle eines Darstellers zu der eines Zuschauers werden. Dann durchblickt man vieles im Rückblick. Wie sich zwei Menschen abgemüht haben, sich aneinander gerieben haben, einander verletzt haben und schließlich gescheitert sind. Und dann kann man sich auch damit aussöhnen, mit dem vermeintlich ach so gemeinem Partner, der doch auch nur unter seinen unbewussten Dämonen litt.

Ich glaube, Du kannst ihn nicht los lassen, weil Du vielleicht immer noch vor Dir davon läufst. Ich glaube nicht, dass dieser Ex. noch eine Bedeutung für Dich hat. Du lenkst da nur etwas von Dir um, projezierst es auf ihn und bildest Dir daher ein, dass er immer noch präsent für Dich ist. Du gibst ihm eine Bedeutung, die er vermutlich nicht hat, denn damit maskierst Du etwas vor Dir selbst. Das wäre mein Denkanstoss an Dich, mal zu hinterfragen, was Dir die Gedanken an ihn noch geben und warum sie so wichtig sind, dass sie nicht verschwinden können.
Irgend was hält Dich da drin und das wirkt sich auch schädlich auf Dein gegenwärtiges Leben aus. Es behindert Dich und es verhindert, dass Du im Hier und Jetzt zufrieden mit Dir und der Welt bist.

Könnte das was dran sein?

Sonnenblume

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Re: Und ich kann noch immer nicht loslassen...Hilfe/Zsf. ab

Beitrag von schiffchen92 » Fr 29. Apr 2016, 08:44

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Sonnenblume10
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Re: Und ich kann noch immer nicht loslassen...Hilfe/Zsf. ab

Beitrag von Sonnenblume10 » Fr 29. Apr 2016, 12:46

Schiffchen, vielleicht belasten Dich auch noch unaufgearbeitete Schuldgefühle ihm gegenüber. Vielleicht kannst Du deswegen nicht loslassen, weil Du glaubst, wenn ich noch mehr getan hätte oder einfach das Gespür für "das Richtige" gehabt hätte, dann...

Du warst in der Beziehung ,obwohl Du sicher viel eingesteckt hast, die Stärkere, die Macherin, denn er hat gesehen, dass Du was vorwärts bringst. Seltsamerweise war das für ihn aber kein Ansporn, sondern hat das Gegenteil bewirkt. Er ließ sich immer mehr hängen, wurde passiv und fiel in eine Art Verweigerungshaltung.
Es gibt Paarungen, in denen der eine immer stärker wird und je stärker dieser wird, desto schwächer und nachlässiger wird der Andere. Und das wiederum ruft und verstärkt dann wieder Deine Stärke, da Du glaubst, dass Du ausgleichen und anschieben musst, wenn er zu schwach dafür ist. Und wenn sich das im Lauf der Zeit verstärkt, dann seid Ihr schon in einem Verhaltensmuster das keiner sieht und das aber keinem gut tut. Denn der Stärkere leistet immer mehr und schwingt sich auf zum "Therapeuten", zum Helfer und Unterstützer und zeigt dem schwächeren Part dadurch aber immer stärker, wie schwach er eigentlich ist. Das führt dann nicht etwa zum Ehrgeiz etwas bewegen zu wollen, sondern gerade bei Menschen, die nie gelernt haben, an sich zu glauben, dazu, dass sie noch passiver werden.
Das ist ein Teufelskreis, aus dem man kaum rauskommt. Vor allem weil man ihn gar nicht sieht, wenn man drinsteckt, weil man betriebsblind ist.

Ich denke, es war gut und die einzige Chance, hier einen Schlussstrich zu ziehen. Wenn sich die ohnehin vorhandenen Tendenzen immer mehr verstärken, wird das Rollenverhalten einzementiert und tut keinem mehr gut. Es blockiert oft. Der Ex von Dir hat ja keinerlei Selbstwertgefühl und das kann ihm auch keiner "einreden". Daher waren Deine gut gemeinten Versuche, ihm seine Erfolge vor Augen zu halten, völlig nutzlos. Denn er glaubte es ja eh nicht. Und ich glaube nicht, dass Du hier jemals etwas hättest ausrichten können, eben weil Du die Partnerin war. Er bräuchte Anstöße von außen, von neutraler Seite, er bräuchte Hilfe durch einen Therapeuten, wenn es ihm nicht gelingt, sich positiv zu sehen. Das ist das Schlimme an diesen seit Jahrzehnten gelebten Selbstbild. Wer das als Kind nicht lernt, dass er wertvoll ist, der tut sich im späteren Leben schwer. Entweder er ist so schlau, das irgendwann zu durchschauen, dass er den klassischen Selbstboykott betreibt oder er merkt, dass er tatsächlich Hilfe braucht. Oder er scheitert ganz und bringt nie was auf die Reihe, weil er nur das lebt, was in ihm drin ist. Der Glaube an das eigene Versagen.

Du hättest ihm da sicher nicht helfen können. Du hast es versucht, aber es klappte nicht. Und daher ist es gut so, dass die Beziehung auseinander ging. Sie hatte doch keine Perspektive mehr. Einer verstärkte unbewusst die Tendenzen des Anderen, das sehe ich auch in meiner gescheiterten Beziehung. Zwei Menschen mühen sich ab und tun doch immer das Falsche, weil sie so handeln, wie es ihr Programm ist. Bei mir war es Selbstaufgabe aufgrund der massiven Verlustängste (auch ein Erbe aus meiner Kindheit), bei Dir war es vielleicht, dass Du Dich immer für das Wohlergehen des Partners verantwortlich gefühlt hast. ICh muss dafür sorgen, dass er ...
Und was tat er? Blockierte und verweigerte, auch weil ihm Deine Stärke seine Schwäche vor Augen hielt.

Du bist eine Kümmerin, das sagst Du selbst, aber keiner der sich kümmert, tut es, ohne etwas dafür zu wollen. Das ist nicht schlimm, sondern normal. Aber Du ziehst positive Emotionen daraus, es motiviert Dich. Das ist gut, denn das ist für eine Arbeit im sozialen Bereich eine sehr gute Eigenschaft. Aber natürlich ziehst Du daraus auch Befriedigung und das ist Dein Lohn. Das ist nichts Schlechtes, aber natürlich willst Du dafür auch was haben.
Interessant ist Deine Berufswahl. Du arbeitest beruflich mit sehr schwierigen Menschen, mit gescheiterten, die ein normales Leben nicht mehr auf die Reihe bringen. Und zu Hause bei Dir war es dasselbe. Du hattest keinen Partner, sondern mehr und mehr einen Patienten. Ist Dir das schon mal aufgefallen? Interessante Parallele!
schiffchen92 hat geschrieben:Ich denke, dass du Recht hattest, dass ich ihn irgendwie gerne therapieren wollte.
Nicht irgendwie! Nein, Du wolltest ihn therapieren, weil Du das so gewöhnt bist. Schau mal Deinen Beruf an! Und Du hast Dir dafür unbewusst auch einen geeigneten Mann ausgesucht. Mit einem starken und selbstbewussten Mann hättest Du vermutlich nichts anfangen können.
schiffchen92 hat geschrieben:Ich hatte nicht daa Gefühl, dass ich dauernd leiten oder lenken musste. Er war eigentlich ein Mann der im Großen und Ganzen wusste was er wollte,der auch mal leiten konnte. Ein Grund weshalb ich mich damals in ihn verliebt habe
Ich glaube, dass wir unbewusst ganz andere Dinge aufnehmen. Vordergründig war er ein Mann, der wusste was er wollte. Aber ich schätze, dass Dein Unterbewusstsein da auch was anderes gewittert hat und dass daher Deine Antennen auf Empfang waren.
Und natürlich zeigt man in der Anfangszeit nicht sein wahres Ich, sondern das, was man gerne sein möchte. Die dahinter liegenden Dinge kommen erst mit dem Alltag zum Vorschein.
Ich habe mich auch oft gefragt, warum mich gerade dieser Mann gleich beim ersten Treffen so faszinierte. Ich habe es bis heute nicht ergründet, aber etwas führte mich zu ihm. Ich habe ihn gebraucht, denn ich hatte ja auch noch eine Aufgabe zu erledigen, die man aber für sich erledigen muss. Ich musste lernen, mich zu lieben. Ich musste lernen, dass ich nicht schlechter bin als Andere. Und diese Dinge kann kein Partner erledigen, die muss man selbst tun, aber dazu muss man sie erst Mal sehen.
schiffchen92 hat geschrieben:Das hat er nach einem Jahr gemacht - vielleicht für 10 Minuten, vielleicht war er gar nicht da..
Typisch Mann, die wollen sich ihren Verletzungen einfach nicht stellen. Sie brauchen niemanden, das glauben sie zumindest und dann schau Dir das an, was aus ihm geworden ist! Eine Katastrophe!
schiffchen92 hat geschrieben: War unzufrieden wirklich mit allem...
Wer unzufrieden ist mit sich selbst, der ist mit allem unzufrieden. Da stört die Fliege an der Wand, da werden Dinge gesucht, die einen stören,damit man das was dahinter steckt, nicht sehen muss. Dass man sich selbst nicht leiden kann nämlich.
Dann ließ er sich immer mehr hängen und irgendwann kommt man aus der Schleife nicht mehr raus. Denn das verstärkt sich immer mehr und der Drang, wieder geordnete Bahnen zu leben, lässt immer mehr nach. Die sich selbst erfüllende Prophezeihung ist am Werk: ich bring eh nichts zusammen, ich scheitere sowieso. Und das kommt dann auch und dann sagt man sich wieder: ich habe es doch eh gewusst ...
Eine Lebenshaltung, die blockiert und keine Perspektiven ermöglicht und keine Entwicklung, denn man glaubt ja eh nicht dran, dass sich was zum Positiven ändern könnte. Man steht sich selbst im Weg.
schiffchen92 hat geschrieben:Ich war letztendlich immer die blöde, denn ich hatte ja seine Privatsphäre verletzt, und sowieso alles falsch verstanden (dass man nicht schnüffelt ist mir klar. Das Misstrauen war einfach zwischen zeitlich so groß...).
Dasselbe wie bei mir. Er trickste mich auch immer irgendwie aus. "Nein, das hast Du falsch verstanden, das habe ich doch nie gesagt .. Nein, das ist doch nur eine Bekannte, nicht mehr. Ich lerne halt gerne neue Leute kennen ...
Haben wir jemals darüber gesprochen?" Ja, hatten wir, aber er hatte es vergessen, wie so vieles ... Weil es ihm nicht wichtig war und es ihm am Arsch vorbei ging.
Ich fühlte mich immer als sei ich wieder aufgelaufen und irgendwann verlor ich die Orientierung. Handelte er falsch oder ich? Ich blickte manchmal nicht mehr durch, weil er es immer verstand, Dinge zu seinen Gunsten zu wenden und ich war wie Du und wie immer die Blöde!
Das ist was, was ich ihm nicht verziehen habe. Dieses Uneindeutige, dieses Verschwommene, diese Aussagen, die nichts aussagten, diese Unehrlichkeit.
Kein Wunder, dass ich wie Du immer misstrauischer wurde und schließlich zwanghaft anfing, seine Mails zu checken, wenn ich dort war.
Und als er es merkte, war ich wieder die Blöde und er war oben und konnte mir, die zu seinen Füßen lag, großmütig verzeihen. Die alte Ordnung, er oben und ich unten, hatte sich noch mehr verstärkt.
schiffchen92 hat geschrieben: Das ist alles nur vernebelt da und nicht mehr greifbR...
Kinder, die überfrachtet werden, die zu viel ertragen müssen, wählen oft den Weg des Vergessens, des Zudeckens. DAs ist eine Schutzreaktion. Blöd nur, dass gerade das, was wir nicht spüren, wirkt und unser Handeln oft bestimmt.
Mein Ex. hatte keinerlei Erinnerung an seine Kindheit, es war alles weg. Auch eine Schutzreaktion der verletzten Seele. Er hat dicht gemacht, die schlimmen Dinge ins Unterbewusste verschoben, wo sie jetzt liegen, aber nicht ruhen. Es müssen schlimme Dinge passiert sein. Mutter überfordert und müde und gereizt, denn eineinhalb Jahre nach ihm kamen Zwillinge zur Welt. Sie war ohne viel Unterstützung und der Mann war wohl auch ein Sonderfall. Er flüchtete sich in Arbeit und noch mehr Arbeit und mit seinen Kindern hatte er nicht viel am Hut. Im Gegenteil, er war nicht etwa stolz auf seinen Erstgeborenen, sondern machte ihn oft nieder. Das wusste er noch. Ich glaube, dass da noch Schlimmeres vorfiel, vielleicht wurde er von seinem Vater geprügelt, aber das vermute ich nur.
schiffchen92 hat geschrieben:weil ich das erste mal klar meine Grenzen formuliert habe - das kannte er nicht.
Das hättest Du vielleicht schon eher tun sollen. Dich rausnehmen, nicht versuchen, seine Leben mit Ratschlägen und Motivationen anzuschieben. Er muss erst auflaufen, kapieren, dass er was tun muss und manche müssen dazu erst mal auf die Schnauze fallen. Es ist ein Lehrstück des Lebens. Der eine kapiert es früher, der andere später, ein weiterer gar nicht ...
schiffchen92 hat geschrieben:Aber das ist es nicht. Jeder Anruf war voll Traurigkeit. Nur Negatives. Er konnte nicht irgendetwas positives abgewinnen, allies war ' so wie immer'.
Ich have versucht mit ihm zu sprechen, ihm seine Potentiale zu zeigen, zu versuchen das Optimale herauszuholen, ihn zu motivieren an sich zu glauben..Ich habe da Sachen in ihm gesehen, zu denen er nicht bereit war. Er wollte das nicht angehen, er wollte sich damit nicht auseinandersetzen. Und hat alles eher als Bevormundung und Kritik verstanden.
Logisch, weil es von Dir kam. Da konnte er es nicht annehmen. Hätte es ein Außenstehender getan, hätte es vlt. was geholfen. Aber klar, wer lässt sich als Mann, der eigentlich seinen Mann stehen sollte, schon gerne von seiner Partnerin sagen, was er alles falsch macht und nicht schafft, denn genau das hast Du ihm ja signalisiert. Du hast ihm dadurch vor Augen geführt, dass er ein Trottel ist (verstärkt ausgedrückt).
schiffchen92 hat geschrieben:Vielleicht habe ich das aus dem Egoismus herausgetan, weil auch ich mit ihm wieder glücklich werden wollte.
Das ist doch klar. Keiner "arbeitet" umsonst und Arbeit war es ja auch. Unermüdlich hast Du ihm zur Seite gestanden, ihm den krummen Rücken gestärkt und ihn dadurch immer mehr in die Rolle des Schwachen gedrückt. Und natürlich wolltest Du was dafür, ist doch logisch! Ist ja auch nicht schlimm, aber erkennen kann man es doch. Ich wollte mit ihm glücklich werden, ihn glücklich machen, damit auch ich glücklich bin. Das ist ja nichts Verwerfliches, sondern ganz natürlich. Ich wollte ihn auch glücklich machen, aber bei mir war mehr Eigennutz dabei. Ich mache Dich glücklich oder versuche es zumindest, dass ich endlich glücklich über mich selbst bin. Ich glaube, mir ging es viel um mich, aber das erkannte ich erst viel später. Ich war nicht uneigennützig und er spürte die Aufgabe, die er erfüllen sollte und daher musste er gehen. Das Gute daran: ich fing erstmals an, mich zu hinterfragen und zu begreifen, dass es um mich ging und nicht um ihn. Er war sowas wie ein Funktionsträger und daher musste ich mir eingestehen, dass auch ich ihn missbraucht hatte für eigene Zwecke.
schiffchen92 hat geschrieben: Das war nicht mein Recht und auch ich fühle mich deshalb schlecht...
Dein Recht war es schon, aber Du hast Dinge getan, die er nicht annehmen konnte.
schiffchen92 hat geschrieben:Jetzt habe ich dennoch das schlechte Gefühl, dass er alles nur als Druck empfunden hat und nicht als Hilfestellung.
Warum? Du hast das getan, was Dir damals richtig erschien. Vorwürfe sind da fehl am Platz, denn Du hattest keine schlechten Absichten, sondern gute. Und Du hast verdammt viel investiert und viel Ausdauer und Geduld bewiesen. Aber er hat das nicht gewürdigt, weil er es nicht konnte. Wenn Du so willst, Versagen beiderseits.
Jeder tut das Richtige und dabei doch das Falsche. Und das ist nichts, wofür man sich die Schuld geben muss. Damals war es nicht anders möglich und ob es heute anders möglich wäre, bezweifle ich. Wenn nur einer hinterfragt und der Andere bequem im Status quo verharrt, kann es sowieso nicht gelingen, denn er würde nur wieder sehen, was Du alles hinterfragst und analysierst, während er ...
Ihr wärt so weit wie vorher.Das kluge Schiffchen und der schwache Herr X!
schiffchen92 hat geschrieben:Zum Schluss hat er mich angefleht einen Plan zu machen, um unsere Beziehung zu retten - wobei er glaube ich eher sich selbst meinte.
Das macht mich gerade wütend! Du sollst einen Plan machen und wo ist sein Anteil? Mach doch mal einen Plan, wie wir das hinbekommen, dass ich meinen Arsch in die Höhe bekomme und es annehmen kann, dass Du mich unterstützt. Hat der Kerl sowas wie Eigenverantwortung im Leib bzw. im Hirn? Bodenlos!
Verantwortung abgeben, heißt das. Mach Du mal, denn ich kann es eh nicht, aber mache es so, dass ich damit klar komme! Sonst noch was?
schiffchen92 hat geschrieben: warum magst du mich denn eigentlich, ich mache doch gar nichts. Ich bin nur da.
Vielleicht ist Dein Nur-Da-Sein wichtiger und erfolgreicher als Dein Machen? Ich habe eine Freundin, deren Tochter schwer krebskrank ist. Ich mache auch nichts, aber ich bin da, höre mir an was sie sagt, nehme sie in den Arm. Und ich gebe keine Tipps, weil ich keine geben kann. Ich bin für sie da und mehr nicht. Das ist wohl hilfreicher als wenn einer ständig sagt: sie doch mal dies und jenes so und so!
schiffchen92 hat geschrieben:Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass es noch er ist, denn ich könnte nicht sagen, was ich an ihm noch so toll finde, das solch heftigen Gefühle erklären könnte.
Das gibt mir zu denken. Ich kann Dir nur meine Gedanken dazu mitteilen. rausfinden musst Du es selbst. Schuldgefühle, die Dich blockieren und Dir suggerieren, dass er für Dich von Bedeutung ist? Oder vielleicht das dumpfe Gefühl, dass Du Deine eigentliche Mission (das Helfen und Unterstützen und Anschieben) im Moment nicht erfüllen musst, weil sie nicht gebraucht wird? Fühlst Du dich nutzlos? Scheint mir nicht so, Du kannst es nur nicht annehmen, dass es genügt, dass Du da bist.
Und außerdem sorgte Dein Ex. logischerweise für jede Menge Aufregung in Deinem Leben und jetzt verläuft es so ruhig ... so unaufgeregt ... irgendwie plätschert es nur so dahin ... Vielleicht fehlt Dir gerade das, was Dich in der Ex-Beziehung nervte, Dich forderte?

Hast Du schon mal an eine Therapie gedacht? Vielleicht könnte Dir Jemand da auf die Sprünge helfen, die verborgenen Seiten ans Licht zu holen. Hat nichts mir verrückt zu tun, aber manchmal ist man in einer Sackgasse, wo so was wie ein Wegweiser hilfreich wäre. Ich habe das damals auch genützt, habe nur zweimal mit einem Therapeuten gesprochen, aber vieles was er sagte, hat mich beschäftigt und beschäftigt mich noch heute. Die Arbeit liegt bei Dir, es ist nur eine Hilfestellung, eine Orientierungshilfe, die manchmal Fragen stellt, die einem andere Sichtweisen ermöglichen. Jeder von uns ist ja oft für die eigenen Belange betriebsblind.

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fromXwithLove
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Re: Der lange Weg...

Beitrag von fromXwithLove » So 1. Mai 2016, 20:25

Liebes Schiffchen,
schiffchen92 hat geschrieben: Das ist genau das, was mir alles sagen, was aber bei mir noch immer nicht so 100% angekommen ist... Ich habe seit deinem Post darüber nochmal nachgedacht und seitdem geht mir folgender Gedanke nicht mehr aus dem Kopf:
Bei diesem Trennungsgespräch habe ich mich selbst glaube ich verhalten wie eine 3-Jährige die keine Süßigkeiten bekommt. Ich habe so dermaßen geweint und mich an ihn geklammert, habe im Bad das Gleichgewicht verloren und saß dort weinend auf dem Boden.
Ich habe auf einige Aussagen absolut irrational reagiert (Er sagte es sei vorbei und ich hab gefragt was mit unserem Urlaub jetzt passiert. Und er sagte: Ach, das ist deine einzige Sorge? - Ich wusste in dem Moment nichts anderes zu sagen, da war einfach absolute Leere... Ich glaube daraufhin wurde ich lauter und hab gefragt was ich denn verdammt nochmal sagen soll. Und er sagte ich solle ihn nicht anschreien, genau deswegen habe er nicht gewollt, dass ich zu ihm komme, weil er nicht will, dass wir so auseinandergehen.).
Was heißt: ich habe auch Dinge gesagt und getan, die ich natürlich nicht so meinte. Ich war einfach dermaßen überfordert, hatte 2 Tage lang kaum etwas gegessen und getrunken und war einfach fertig. Ich habe nicht verstanden was er da von sich gegeben hat (seine Hauptaussage war ja immer 'ich habe keine Kraft mehr' - worauf & warum, das hat er mir ja nicht gesagt).
Und immer wenn ich dann auch irgendwie ein wenig böse auf ihn sein möchte, weil er es eben geschafft hat mir dieses schlechte Gewissen einzureden, dann denke ich mir: Für ihn war es bestimmt auch nicht leicht, vielleicht wusste er auch nicht damit umzugehen.
Andererseits hatte er genug Zeit darüber nachzudenken, er hat die Entscheidung ja bewusst getroffen...
Natürlich kommen gewisse Dinge nicht sofort und zu 100% bei dir an, auch wenn du sie von noch so vielen Seiten hörst. Das sind alles neurtale und objektive Ansichten von deinen Mitmenschen, oder von Leuten hier im Forum. Keiner von ihnen steckt da emotional so tief drinnen wie du, deshalb ist es auch für dich schwer, es zu 100% anzunehmen. Aber, und das siehst du selbst, je mehr Menschen dir das vor Augen führen, desto klarer kannst du es irgendwann selbst sehen.

Zu dem Trennungsgespräch: Du hast im Grunde genommen ganz normal reagiert. In diesem Moment fällt man einfach aus allen Wolken, auch wenn es sich vielleicht schon Wochen oder Monate davor abgezeichnet hat, auch wenn man selbst vielleicht schon mal mit dem Gedanken gespielt hat zu gehen, auch wenn man weiß, dass es so nicht mehr weitergehen kann: in dem Moment ist es einfach ein Schlag ins Gesicht. Weißt du, bei meinem Trennungsgespräch bin ich apathisch da gesessen und hab begonnen unsere ganze Anfangszeit zu erzählen. Unter Tränen habe ich gesagt "all das wollte ich einst unseren Kindern erzählen", er hat mich umarmt, geweint und gesagt, dass ich eine gute Mutter werde.. Es war eine wahnsinnig emotionale Trennung, von beiden Seiten. Ich weiß nicht wer von uns an diesem Tag mehr geweint hat. Ich habe ihm gesagt, dass sich das alles anfühlt als würde er mir mit einem Messer ins Herz stechen und um sicher zu gehen, es nochmal umdrehen. In mir ist eine Welt zusammengebrochen. Wir haben geweint und geweint und geweint. Gesagt was wir an dem Anderen vermissen werden usw. Wie in einem schlechten Liebesfilm. Fakt bleibt: er hat sich getrennt und ist trotz all den Gefühlen die da hochgekommen sind, dennoch nicht zurückgekommen. Was ich dir damit sagen will: es gibt bei solchen Gesprächen kein "richtig" oder "falsch". Man wird überrumpelt. Von den Aussagen, von den Gefühlen und von all dem, was in einem steckt. Der Part der geht, hat die Möglichkeit sich auf dieses Gespräch vorzubereiten, derjenige der Verlassen wird jedoch nicht. Du hast also nichts provoziert - egal was du in diesem Moment gesagt hättest: es hätte es nicht besser gemacht.

Du warst all die Jahre (oder speziell jene Jahre in denen es mit ihm bergab ging) immer die Starke, die Kämpferin, jene die das Zepter in der Hand hat. Du hast alles getan was in deiner Macht steht und noch viel mehr. Du hast versucht SEIN Leben auf die Reihe zu bekommen, während er zusammengekauert in einer Ecke gesessen ist und nichts dafür getan hat. DU brauchst dir heute keine Schuldgefühle machen - du hast mehr als genug getan. Hättest du ihn mit all dem alleine gelassen und gesagt "deine Probleme interessieren mich nicht", ja dann hättest du dir vielleicht unter Umständen im Nachhinein etwas vorwerfen können. Er hätte sich glücklich schätzen müssen, dass es jemanden an seiner Seite gibt, die einen langen Atem hat, die hilft und unterstützt und Wege sucht. Stattdessen hat er einfach weitergemacht wie bisher und all deine guten Tipps sind an ihm abgeprallt wie Regentropfen auf versiegelten Fensterscheiben.
Ich glaube, dass es für dich jetzt deshalb so schwer ist, weil du jetzt der Meinung bist, dass er sein Leben toll auf die Reihe bekommt. Da bist du also sechs Jahre an seiner Seite, kämpfst einige Jahre wie eine Löwin für eure gemeinsames Glück und im Endeffekt trägt es keine Früchte. Er trennt sich, du stehst da, fragst dich "wofür war das alles gut" und er geht locker weiter und lebt - aus heiterem Himmel ist alles super und schön, die Welt bunt und alles in bester Ordnung. Glaubst du wirklich, dass ein Mensch der so große persönliche Defizite hat, diese einfach von heute auf morgen ausgleicht? Einfach so?
Er hat gemeint dass er einfach Zeit braucht. Die hatte er doch, denn du warst nicht 24 Stunden, sieben Tage die Woche bei ihm. Er hätte also genug Zeit gehabt, seine persönlichen Baustellen da mal zu meistern oder zumindest mal zu schauen, wo diese sind und was sie beinhalten. "Irgendwann merkst du, dass alles gegeben zu haben immer noch zu wenig sein kann und nichts zu bekommen einem irgendwann zu viel wird" - das passt zu deiner Geschichte, finde ich.
Für all die Dinge, für die DU jahrelang gekämpft hast, wird jetzt eine Andere "belohnt" - ich glaube, dass du dich genau so fühlst. Irre ich mich?

Schiffchen, du hast wirklich mehr als genug für ihn getan - er wollte es einfach nicht annehmen. Vielleicht sollte das seine Phase im Leben sein, die er genau so auslebt. Man kann nur niemanden für sein eigenes Leben verantwortlich machen, oder hoffen, dass jemand kommt und die Probleme aus der Welt schafft.
Zu dem whatsapp-Status möchte ich dir sagen: Und du bist die Einzige, der ich nichts mehr beweisen muss... - ja, am Anfang ist auch alles schön und rosarot. Da muss man nix beweisen, nix ändern, nix besser machen. Da ist einfach alles toll. Oder zumindest versucht man sich das krampfhaft einzureden. Gib diesem Status keine Bedeutung. Wenn mal die rosarote Brille weg ist, dann erkennt man, welcher Mensch da tatsächlich dahinter steckt. Und jemand, der so große Baustellen in seinem Leben hat, der meistert die nicht in einer Trennungszeit von X Monaten (ich hab gerade nicht im Kopf nach wie vielen Monaten er eine neue Freundin hatte). Dinge, die so tief in einem verankert sind, brauchen seine Zeit um aufgearbeitet zu werden. Auch wenn es für dich so ausschaut, als wäre er jetzt glücklich: lass dich da mal nicht täuschen. Im Inneren sieht es da oft ganz anders aus!

"I never knew how strong I was until I had to forgive someone who wasn't sorry, and accept an apology I never received." - denk mal darüber nach, da steckt schon viel wahres dahinter.
Du bist ein toller Mensch (und das kann ich jetzt mal nur aus deiner Geschichte heraus beurteilen), er wusste es einfach nur nicht zu schätzen. Oft haben die Menschen ihr Glück vor Augen und können es dennoch nicht annehmen. Oft reicht man den Menschen die Hand und sie können sie dennoch nicht greifen. Und ja, es gibt auch Menschen die einfach nicht glücklich sein wollen. Da kann man 100x die Starke sein und 100x gute Ratschläge vorbringen - es gibt einfach Menschen die gerne in ihrem Sumpf sitzen bleiben und darauf warten, dass irgendein Wunder geschieht. Aber Wunder geschehen nicht einfach so.
Du hast alles getan - mehr hättest du nicht tun können. Es ist gut, dass er weitergezogen ist, denn er hätte dich in deiner eigenen Entwicklung nur behindert. Er war nicht stark genug um mit einer starken Persönlichkeit wie dir umzugehen (das wurde auch mir mal gesagt - am liebsten hätte ich mir die Ohren zugehalten, denn ich wollte weder stark noch schwach sein - alles was ich wollte war, einfach mit ihm glücklich zu sein, egal ob es mich in manchen Momenten Kraft gekostet hätte oder hat). Auch ich wollte die Beziehung retten und für ihn da sein, ihn in allen Lebenslagen zur Seite stehen, die helfende Hand sein, der Anker, der Part der bleibt wenn alles geht - ich wollte kämpfen für sein und mein und unser Glück. Unermüdlich. Aber es gibt Momente wo man einfach unterscheiden muss zwischen aufgeben und einfach genug zu haben.
Du hast es verdient, dass jemand auch für dich da ist, dass auch DU mal schwach sein kannst und nicht immer die unermüdliche Kämpferin sein musst. Eine Beziehung besteht aus geben und nehmen. Und du hast nur noch gegeben, aber nie etwas dafür bekommen.

Schiffchen, du bist auf einem guten Weg. Du merkst selbst, dass du immer mehr Denkanstöße bekommst - egal ob die jetzt von außen kommen, oder in dir drin sind. Ich glaube so nabelst du dich einfach Stück für Stück ab und wenn das geschafft ist, wird es dich auch nicht irgendwann mal einholen.

Alles Liebe!
X.

Starre
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Re: Der lange Weg...

Beitrag von Starre » Di 3. Mai 2016, 12:22

Liebes Schiffchen,

ich habe alles durchgelesen. Ich kann gar nicht viele Ratschläge geben. Nur sagen, dass ich vieles verstehe und ich Dir einiges wünsche: Ich wünsche Dir, dass Du Dir selber verzeihst und annimmst, dass Du immer nur das tun konntest, was Du getan hast. Mehr oder weniger ging einfach nicht. Genauso konnte er auch immer nur so sein, wie er war. Manchmal verfällt man dann in Rollen und irgendwann möchte einer diese Rolle nicht mehr ausfüllen. Bei mir war es zB umgekehrt. Meine Ex wollte sich nicht mehr wie meine "Mutter" fühlen. Du siehst also, es geht auch anders herum. Was ich damit sagen will. Wir haben es nicht in der Hand. Wir sind was wir sind und wir verändern uns und manchmal muss man daraus Konsequenzen ziehen. Das hat aber nichts damit zu tun, dass vorher irgendwas gelogen oder falsch war. Es war zu der Zeit wohl genau so und auch die Gefühle. Das schwierige ist, zu akzeptieren, dass sich das ändern kann. Aber man kann sich und den anderen im Jetzt annehmen. Und das heilt dann.....soviel zur Theorie ;)

Im Ernst: Ich wünsche Dir wirklich, dass Du mit Dir "gut" wirst. Und dann kannst Du vielleicht auch Deinen aktuellen Freund so nehmen, wie er gerade ist. Er wird sich auch verändern. Immer wieder. Mit Dir. Und ich wünsche Dir den Mut, es Dir anzusehen, was da noch kommt. Vorausgesetzt Du hast das Gefühl, die Basis stimmt und Du Dich generell mit ihm gut fühlst.

Ja....ich hoffe, meine Wünsche kommen an! LG, Starre

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