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von lonelyhere2night » Mi 30. Mär 2016, 10:01
Liebes Schiffchen,
ich verfolge schon eine ganze Weile deinen Strang und heute muss ich dir einfach schreiben. Und vorweg: ich kann 1:1 nachfühle wie es dir gerade geht.
Ich bin mittlerweile seit 3 Jahren von meinem Ex getrennt und seit fast 2 Jahren in einer neuen Beziehung. Und ich habe immer noch Phasen, wo ich mich genau so fühle wie du dich jetzt fühlst. Ich konnte sehr lange, und kann es teilweise bis heute, nicht verstehen, wie mein Ex sich einfach ein neues Leben aufbauen konnte. Ohne mich. Mit einer neuen Frau. Wir waren 7 Monate getrennt, als er mit seiner Freundin zusammen gekommen ist. 8 Jahre jünger als er (wir sind beide 28, sie 20), noch total jung auch von Kopf her. Von einer Art die er so als Freundin niemals wollte. Ich habe mich mit dieser Tatsache sehr lange gequält. Damals dachte ich, ich überlebe diese Trennung nicht, ernsthaft. Ich bin körperlich krank geworden. Wir hatten noch Kontakt und als er seine letzten Sachen abgeholt hat (wir wohnten zusammen), hat er mir gestanden, dass er eine Neue hat, obwohl wir, meinem Empfinden nach, endlich eine Basis der Annäherung gefunden hatten. Er war dann auch schon an den Ort seines Arbeitsplatzes gezogen - sie wohnt auch dort. Wirklich Schiffchen, mich hat das gequält, ich konnte mir keine schlimmeren Qualen vorstellen. Denn ich hatte mit ihm nicht nur meinen Partner sondern auch meine Familie verloren.
Aber wir hatten trotzdem ab und zu Kontakt via Whatsapp. Er dachte an meinen Geburstag etc. Anfang 2015 waren sie dann getrennt. Und ich irgendwie beruhigt. Aber sie kamen wieder zusammen. Und ich kam mit meinem Freund zusammen. Der auch alles wusste, wie meine Gefühle sind, dass ich fast gestorben wäre, dass ein Teil in mir immer zerbrochen sein wird. Er war und ist super. Aber ich träume noch heute von meinem Ex. Lange schon nicht mehr jede Nacht, aber ab und zu taucht er auf. Und dann kommt auch der Schmerz zurück. Und die Gedanken, was ich mit meinem Leben machen soll, jetzt, wo er nicht mehr da ist. Und was soll ich dir sagen? Das Leben passiert immer nebenbei, während wir Pläne schmieden oder nicht wissen, welchen Weg wir gehen soll. Der Schmerz ist bei weitem nicht mehr so groß, dass er mich umbringt. Aber er ist immer noch ein kleiner Teil meines Lebens. Vielleicht hört das niemals auf, einfach weil es nicht unsere Entscheidung war, die Beziehung zu beenden. Nicht unsere Entscheidung, getrennte, andere, neue Wege zu gehen. Vielleicht fällt es so schwer, damit abzuschließen, weil wir es so, wie es jetzt ist, nie wollten.
Auch ich war zum Ende hin nicht mehr ich selbst. Habe mich aufgegeben um ihn zu unterstützen, dass er seine Firma halten kann, seinen Bachelor machen kann, seinen Sport durchziehen kann. Ich war nicht mehr ich. Und irgendwo auf diesem Weg zu ihm, bin ich verloren gegangen. Vielleicht ist auch das einer Gründe, warum ich nicht abschließen kann. Weil ich nicht mehr weiß bzw. wusste, wer ich bin ohne ihn. Und sich selbst neu kennenzulernen ist wirklich mühsam. Ich fühle mich auch heute teilweise noch so, als würde ich mich neu erfinden müssen.
Vor ein paar Wochen habe ich erfahren, dass mein Ex Vater wird. Ich glaube, du kannst dir ausmalen, wie es mir ging. Ich bin psychisch zusammen gebrochen. Wusste überhaupt nicht mehr wohin mit mir. Weil mit dieser Tatsache ist das letzte Stückchen Hoffnung (von dem ich nicht bewusst wusste) gestorben. Und das tat noch einmal sehr sehr weh. Vor allem, weil dies immer "unser" Wunsch war. Nicht zu dem Zeitpunkt, aber irgendwann. Und jetzt hat er diesen Wunsch mit ihr umgesetzt. Das Kind ist nun seit ein paar Wochen auf der Welt. Und es tut mir immer noch weh. Er hat jetzt seine Familie komplett gemacht, während mir ein Teil meiner (seiner) Familie immer noch fehlt. Und das ist das unfaire an der ganzen Sache, zumindest gefühlt. Vom Kopf her weiß ich natürlich, dass er sein Leben so gestalten darf, wie er es will. Aber es tut weh.
Manchmal wünsche ich mich zurück in die Zeit, als er noch bei mir war. Und wenn ich nicht allzu verstrahlt an die Sache herangehe, wird mir schnell klar, dass wir eigentlich nicht zu einander gepasst haben. Er war dieser "Everybodys-Darling"-Typ und ich bin eher so der "ich mag Steine"-Mensch. Und es gab auch viel Schlechtes in der Beziehung. Wenn man sich dies oft genug vor Augen hält, akzeptiert man es irgendwann.
Wenn ich zu oft auf sein Profil gehe, um zu sehen wie es ihm geht (wir haben nun mittlerweile schon 1Jahr keinen Kontakt mehr ), merke ich, wie er wieder zu viel Platz in meinem Leben (gedanklich) einnimmt und es mir schlechter geht. Dann kreisen meine Gedanken oft um ihn, ich träume von ihm, ich denke über ihn und uns nach. Wenn ich es aber eine Weile lasse, verschwindet er aus meinem Kopf. Nie ganz, aber so, dass ich sehr gut damit Leben kann. Und vielleicht solltest du dir endlich mal in den Hintern treten und all das auch lassen. Zumindest für eine Weile. Das ist unglaublich schwer, ich weiß es. Ich habe seine Nummer 1.000.000 Mal gelöscht und wieder gespeichert. ICh war immer im Zwiespalt. Aber irgendwann habe ich es gelassen. Es war ein sehr schwieriger Weg, aber es ist machbar. Man muss es nur wollen. Und Schiffchen, nimm es mir bitte nicht übel, aber so richtig willst du nicht. Eine Freundin sagt immer zu mir "ich kann nicht heißt ich will nicht", und dies lässt sich sehr gut auf viele, wenn auch nicht auf alle, Situationen übertragen.
Ich habe auf lange Zeit gedacht, ich müsste eine "Aussprache" haben. Ich wollte mich rechtfertigen, ihm sagen, warum ich war wie ich war. Ihn davon überzeugen, dass ich nicht so bin, wie ich die letzte Zeit war. Aber irgendwann habe ich begriffen, dass dies auch nichts ungeschehen machen wird. Es ändert nichts an seiner Entscheidung. Auch wenn ich ihm wirklich noch viel mitteilen wollte. Davon profitiert niemand. Denn auch das war ein Teil meines Ichs, auch wenn ich nicht annähernd der Mensch war, der ich sein wollte.Und wir würden nicht das hören, was unser Herz meint, hören zu wollen. Und uns würde es wieder schlechter gehen. Auch wenn wir sie eigentlich nicht so richtig zurück wollen. Ich hoffe, ich schreibe nicht zu konfus?
Man kann nicht lernen, loszulassen, dass habe ich gelernt. Es passiert einfach irgendwann. Aber man kann lernen, seine Gedanken umzuleiten und umso weiter der Ex aus den Gedanken verschwindet, umso näher sind wir uns selbst. Zwing dich nicht, ihn loszulassen, dass kann man nicht. Und vielleicht kann man nie komplett loslassen, schließlich war der Ex ein Teil des eigenen Lebens. Man kann Teile ja nicht einfach löschen. Aber man kann einen Haken hinter machen. Es war schön und es tat weh. Und es ist vorbei.
Du fragst hier oft, wie du mit deinem Leben weitermachen sollst. Aber du tust es längst. Du stehst jeden morgen auf, machst deinen Kram. Das ist auch weitermachen. Und wenn du heute nicht weißt, wo dein Leben hingeht, dann weißt du es vielleicht morgen. Oder nächste Woche. Oder in einem Jahr. Aber eins steht fest: es geht immer weiter.
Ich gebe hier im Forum immer gern mein liebstes Zitat wieder. Der letzte Teil hiervon wurde nach der Trennung auf englisch unter meine Haut geschrieben:
"Veränderungen. Wir mögen sie nicht. Wir haben Angst davor. Aber wir können sie nicht aufhalten. Entweder passen wir uns den Veränderungen an oder wir bleiben zurück. Es tut weh zu wachsen. Wer sagt, er wäre nicht so, der lügt. Aber die Wahrheit ist, je mehr sich Dinge verändern, umso mehr gleichen sie sich. Und manchmal - manchmal ist Veränderung etwas Gutes. Und manchmal ist Veränderung alles"
Und Schiffchen, du hast nichts falsch gemacht. Manchmal hört es einfach irgendwann auf zu passen. Und wenn ich dich so schreiben lese, hat es selbst für dich auch nicht mehr gepasst, wie es war. Du wirst an dieser Trennung wachsen, dass spür ich. Vielleicht noch nicht heute. Aber irgendwann wirst du an diese Worte denken. Und manchmal haben auch sie etwas falsch gemacht, als sie gegangen sind, als wir nicht mehr wir selbst waren...
LG Lonely
Wenn es das wahre gewesen wäre, wärest du heute noch hier..
ZUSAMMENFASSUNG S. 123 !!