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von Sonnenblume10 » Fr 12. Aug 2016, 10:50
Liebe Katana,
habe Deinen Post überflogen und daraus spricht vor allem eins: Angst!
Angst, ihn zu vertreiben, Angst, das zarte Band, das wieder geknüpft wurde, zu zerreissen, Angst, ihm nicht gut genug zu gefallen und vor allen Angst, etwas falsch zu machen.
Ihr habt wieder Kontakt, ja gut. Was hat das für Folgen? Du hattest Dich bereits gedanklich und emotional von ihm etwas entfernt, Du hattest Dein Leben wieder halbwegs im Griff. Und jetzt? Bist Du zurück auf "los", das Spiel geht von vorne los. Denn Du hast nun Blut geleckt und nun soll alles so laufen, dass Du Dich wieder sicher und zuversichtlich fühlst.
Ihr hattet ja das "Gespräch" über Funk, wo er wohl mal zugänglich war und darauf einging. Du warst hinterher völlig euphorisch und hattest das Gefühl, das Richtige getan zu haben und natürlich würde er jetzt wieder mit Dir eine Beziehung in Erwägung ziehen. Nicht nur erwägen, nein, er sollte es ganz sicher tun.
Und kaum zieht er sich wieder etwas zurück, bekommst Du Panik, aber richtig!
Katana, ich sage es Dir ganz ehrlich. Mit diesen Taktiken und Überlegungen, ob Du Dich jetzt fünf oder zwei Stunden nach einer belanglosen SMS bei ihm meldest, erreichst Du gar nichts. Du wendest praktisch Gebrauchsanweisungen an, um ihn so weit zu bekommen, wie Du ihn haben willst. So was geht immer schief, denn es ist nicht echt. Es ist aufgesetzt und gekünstelt und vor allem unehrlich.
Es ist nun mal so, dass Männer völlig anders als Frauen ticken. Die melden sich mal einige Tage nicht und sind dann völlig erstaunt, dass Frau sauer ist. Sie können das nicht nachvollziehen, weil sie eben anders sind. Er hat halt seine anderen Interessen wieder mal in den Vordergrund gestellt, sich nach einer Phase der Annäherung wieder in seine Höhle, wo er seine Gedanken sortiert, zurückgezogen. Und die Frau bleibt zurück und weint und zweifelt. Und das wird nie ganz zusammen passen.
Männer sind auf einer weniger emotionalen Ebene zu Hause. Frauen sind für alle Interessenbekundungen auf der emotionalen Ebene sehr leicht erreichbar und auch manipulierbar. Sie fallen auch oft genug auf Lügen und Versprechungen herein, die er sooo doch gar nicht meinte.
Ich will Dir damit nicht sagen, dass er einer von dieser Sorte ist, aber so richtig in die Gänge kommt er offenbar nicht, denn er schreibt zwar mal was, aber ein Treffen schlägt er nicht vor. Mir scheint, er ist ganz zufrieden, wie es jetzt läuft. Du bist wieder in seinem Orbit, er könnte jederzeit zugreifen, denn Du stündest 100%ig bereit und das weiß er auch. Aber, und das ist das Bedenkliche, er tut nichts! Es ist bequem, mal was zu schreiben, wenn Du gerade in seinen Gedanken bist. Aber auf die Idee Dich zu sehen, kommt er bisher nicht.
Nur Du bist völlig von der Rolle, er offenbar nicht. Er bleibt bisher doch reichlich passiv, während Du Handstände machst und Dir denkst, das muss doch wieder was werden.
Komm davon weg. Versuche, gelassener zu werden. Ich weiß, dass das schwierig bis unmöglich in Deiner Lage ist, aber genau hier solltest Du ansetzen. Woher kommt denn diese enorme Verlustangst, woher kommt Deine innere Unruhe? Du wirst dirigiert von irgendwelchen unerkannten Trieben aus Deinem Unterbewussten. Das treibt Dich an, das gängelt Dich und das verleitet Dich auch dazu zu übertreiben.
Und hier solltest Du ansetzen. Anstatt ihn dazu bringen zu wollen, dass er jetzt wieder zu Potte kommt, hinterfrage doch mal Deine Rolle in der Beziehung. Wie warst Du denn da, wie war denn er? Warum ist es gescheitert und keine Beziehung scheitert einfach so, vor allem wenn sie schon einige Jahre Bestand hat. Der geht, der hat sich das gut überlegt und er hatte seine Gründe, die er Dir vielleicht auch gar nicht offen und ehrlich mitteilt, weil er Dich nicht noch mehr kränken will.
Es wird nicht funktionieren, jetzt wieder da anzufangen, wo Ihr aufgehört habt. Das geht wieder schief, weil beide auf dem Stand von vorher geblieben sind und nichts dazu gelernt haben. Bei ihm weiß man es nicht, denn so tief ist Euer Kontakt ja nicht und es gibt nicht mal Treffen, aber bei Dir hat nicht viel stattgefunden.
Du bist innerlich dieselbe wie vorher, wenn Du jetzt wieder abwechselnd in jubelnde Freude und abgrundtiefe Verzweiflung stürzt. Und wer verursacht das? Er!!! Er hat die Macht, er entscheidet praktisch über Dein Wohl und über Deinen Schmerz. Du bist wieder wie auf Droge und wirst von ihr beherrscht.
Du müsstest daran arbeiten, selbständiger und vor allem unabhängiger zu werden. Du bist nicht davon abhängig, ob er sich heute meldet oder nicht und ob er eines Tages ein Treffen vorschlägt oder nicht. Aber Du lebst so, als ob Du davon abhängig wärst.
Und damit schadest Du nur einem, nämlich Dir selbst.
Es ist ein langer Weg, eingefahrene Bahnen zu verlassen und sich auf dem Weg zu mehr Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl zu machen. Das dauert Monate, wenn nicht Jahre, aber Du verweigerst Dich diesem Prozess.
Du hast kein Selbstwertgefühl und sagst bedauernd "das ist wohl so", aber Du machst keinerlei Ansätze, hier etwas ändern zu wollen.
Es wäre so wichtig für Dich, Dich wertvoll zu finden, egal ob dieser zögerliche Mann sich Dir wieder zuwendet oder nicht. Es wäre wichtig, dass Du lernst, Dich lieb zu haben und dieses Gefühl nicht von der schwankendem Zuwendung dieses Mannes abhängig zu machen.
Du würdest innerlich ruhiger und gelassener werden können, so was wie Frieden in Dir zu finden. Und das Andere ergibt sich dann von selbst.
Ich war auch in derselben Lage wie Du. Ich weiß, wie schrecklich panisch man wird, wenn man etwas will, von dem nicht weiß, ob man es bekommt. Ich weiß, wie die innere Unruhe und abwechselnd Hoffnung und Verzweiflung einen antreiben. Ich weiß, wie entsetzlich sich diese Achterbahn der Gefühle sich anfühlt. Ich hatte mich auch abhängig gemacht von der Zuwendung bzw. dem Desinteresse des Partners. Ich war praktisch ein Spiegel seines Tuns. War er nett und liebevoll, fühlte ich mich wohlig und ruhig, war er abweisend und kalt, dann stürzte ich emotional in ungeahnte Tiefen.
Das darf man nicht tun! Natürlich ging diese fürchterliche Beziehung zu Ende. Er hat den Schlussstrich gezogen und das war das Beste was er tun konnte, denn glücklich war keiner. Erst ab da merkte ich, dass ich nicht nur das unschuldige Opfer war, sondern dass ich das Scheitern unbewusst mit herbei geführt habe. Ich konnte ihn nie loslassen, ich habe ihn erdrückt mit meiner Gier nach Liebe und er merkte, dass ich unglaubliche Ansprüche an ihn stellte. Sei Du bitte lieb zu mir und zeige Du mir, dass ich wertvoll für Dich bin, damit ich es endlich glaube, dass ich wertvoll bin. Bitte liebe Du mich, damit ich glauben kann, dass ich liebenswert bin.
Das habe ich erst viel später erkannt, fast eineinhalb Jahre nach der Trennung. Irgendwann fiel er mir wieder ein und auf einmal fiel es mir wie Schuppen von den Augen, was ich von ihm gewollt habe und was er mir zurecht verweigert hat. Das alles läuft unbewusst und unbemerkt ab, die beiden merken es nicht. Das erkennt man erst mit viel Abstand.
Du erinnerst mich leider sehr an mich. Fang bei Dir an, liebe Katana, sei es Dir wert, unabhängiger von der Zuneigung eines Mannes zu werden. Ich würde mir für Dich wünschen, dass Du wieder zu innerem Frieden findest, ob mit oder ohne ihn.
Mit Verkrampfen erreichst Du nichts. Lass es fließen und lass ihn sein wie er ist. Egal ob er kurz angebunden ist oder interessiert, gerade mal auf der emotionalen Ebene unterwegs oder nach typischer Männermanier wieder mal gedankenlos und abgelenkt.
Du bist nicht sein Nabel auf der Welt, aber Du könntest es lernen, dass Du Dein Nabel auf der Welt bist. Du bist eine sehr liebe und integre Frau, aber Du musst noch lernen, dass Du wertvoll bist und dass er sich alle 10 Finger nach Dir abschlecken könnte. Das hat bisher weder er kapiert und Du schon gar nicht.
Liebe Grüße
Sonnenblume