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von Rike007 » Di 11. Sep 2012, 08:20
Hallo bella,
ich denke schon, dass man prinzipiell den Partner fürs Leben auch im Internet finden kann. Schließlich hört man immer wieder Geschichten mit einem positiven Ausgang. Es geht mir eher darum, ob ich generell mit dem Verhalten der meisten Leute klar kommen würde. Neulich hat jemand hier im Forum geschrieben, dass man für Singlebörsen ein wirklich dickes Fell benötigt. Und ich gebe offen und ehrlich zu, dass ich das nicht habe.
Ich muss jederzeit damit rechnen, dass ein Kontakt sehr vielversprechend beginnt, mehrere intensive Mails ausgetauscht und lange Telefonate geführt werden, die Treffen wunderschön sind und der Mann sich von heute auf morgen plötzlich ohne Erklärung von mir zurückzieht. Natürlich kann mir das auch mit Männern passieren, die ich im realen Leben kennenlerne. Aber da ich meistens die gleichen Locations besuche und deshalb immer wieder denselben Leuten begegne, kommt es zwangsläufig irgendwann wieder zum Treffen. Wenn ein Mann die gleichen Events besucht wie ich und unsere Freundeskreise sich kennen, wird er mich nicht für immer und ewig ignorieren können, selbst wenn er das möchte.
Ich bin ein sehr sensibler Mensch und habe aus Liebe schon eine Menge gelitten. Mir geht es hauptsächlich um meine Gesundheit, mein kostbarstes Gut. Das möchte ich nicht aufs Spiel setzen.
Dass das Nähe-Distanz-Verhalten hier in Mitteleuropa anders ist als bei uns Osteuropäern, habe ich schon vor Jahren begriffen. Mein Bruder z. B. ist seit 7 Jahren mit seiner Freundin (auch Osteuropäerin) glücklich, die Beiden wohnen seit 3 Jahren zusammen. In ihrer Beziehung gab es vom ersten Tag an sehr viel Nähe. Und mein Bruder ist kein bedürftiger Mensch, der sich ohne Frau an seiner Seite für wertlos hält. Er ist attraktiv, sehr selbstbewusst und erfolgreich im Beruf. Trotzdem gab es mehrmals täglich Telefon-, SMS- und/oder Mail-Kontakt, als die Beiden noch getrennte Wohnungen hatten. Und sie haben sich so gut wie täglich gesehen. Vor ca. 10 Jahren war das für mich selbstverständlich, das ich es aus meinem osteuropäischen Umfeld nicht anders kenne. Deshalb hatte ich anfangs Probleme damit, wenn ein Mann mich mehrere Tage hintereinander nicht treffen wollte und dachte, das sei kein ernsthaftes Interesse.
Inzwischen gestalte ich mein Leben anders und muss nicht mehr so viel Zeit mit einem Partner verbringen wie früher. Ich habe Familie, Freunde, Beruf und eigene Interessen. Ich antworte auch nicht immer sofort, wenn ich angeschrieben werde, was für mich früher das Normalste auf der Welt war. Aber ich mache es nicht aus taktischen Gründen, sondern weil ich wirklich nicht rund um die Uhr aufs Handy starre oder meine Mails checke, da ich noch andere Dinge zu tun habe. Selbstverständlich sage ich kurzfristig keine Verabredungen mit Freunden ab, nur weil ein Mann ein Date mit mir will und mache lieber einen anderen Terminvorschlag. Dasselbe gestehe ich natürlich auch den Männern zu. Doch wenn ich merken sollte, dass jemand mich ganz bewusst zappeln lässt, bin ich weg. Ein bewusstes Spielen mit meiner Psyche ist für mich das Allerletzte, das finde ich völlig respektlos und kann das auch nicht verzeihen. Ganz ehrlich: Wie würdest du dich fühlen, wenn ein Mann dir ganz direkt ins Gesicht sagt, dass er sich absichtlich wochenlang mit der Antwort auf deinen Kontaktwunsch Zeit gelassen hat, weil ihm insgeheim bewusst war, dass du dich vor lauter Sehnsucht nach ihm verzehrst und ihn das anstachelt, wenn eine Frau seinetwegen leidet? Das ist für mich eine Unverschämtheit, die ich nicht toleriere. Und weil ich nicht möchte, dass jemand mit mir spielt, mache ich das auch nicht.
Männer mögen keine Kritik, so so… Wie findest du es, wenn du von einem Mann kritisiert wirst? Das ist sicher nicht das schönste alle Gefühle. Ich bin in meinem Leben schon häufig kritisiert worden, sowohl in festen Beziehungen als auch von irgendwelchen Männern, mit denen es letztendlich nichts geworden ist. Und wenn ein Mann sich so ein Verhalten bei mir herausnimmt, dann gestehe ich mir dieses Recht ebenfalls zu. Natürlich achte ich dabei immer auf meine Wortwahl und den Tonfall. Nur leider können meiner Erfahrung nach die meisten Männer nicht mal mit Kritik umgehen, wenn sie ohne Vorwürfe und im liebevollen Ton angebracht wird. Brauche ich so einen Mann, der meint er könne alles mit mir machen und gleich abhaut, wenn ich mir dasselbe bei ihm herausnehme? Nein, danke.
Dasselbe gilt für mich, wenn es ums Loben geht. Natürlich lobe ich einen Mann sehr gerne, wenn mir etwas an ihm liegt. Ich höre Männern gerne zu, weil ich mehr über ihr Leben erfahren möchte und stelle ihnen auch Fragen, um mein Interesse zu zeigen. Aber wenn ich merke, dass der Mann für mich kein Lob oder liebes Wort übrig hat, wenn ihn mein Alltag absolut nicht interessiert und er mir keine Fragen stellt, dann passt er nicht zu mir. So einfach ist das. Ich wünsche mir, dass mein Partner nicht ausschließlich sexuelles Interesse an mir hat und wir im Alltag generell getrennte Wege gehen. Das entspricht absolut nicht meiner Vorstellung von einer Partnerschaft.
Wenn du dich in einer Beziehung wohl fühlst, in der die Führung sehr eindeutig beim Mann liegt, dann ist das schön… für dich. Mir würde das gewaltig auf die Nerven gehen und meine Gefühle schnell in Wut umschlagen. Meine Ex-Freunde wollten auch immer führen, und das ging mir dermaßen auf den Keks, dass ich schon nach kurzer Zeit total frustriert war. Ich hasse es, mich (fast) immer führen zu lassen. Da fühle ich mich wie ein unselbständiges Kleinkind und nicht wie eine erwachsene Frau. Ich kann nur glücklich sein, wenn die Führung schön ausgeglichen ist und beide sich einigermaßen gleichmäßig einbringen oder wenn ich diejenige bin, die eher die Führung an sich nimmt. Ansonsten werde ich richtig aggressiv und bin total schlecht gelaunt.
Fühlst du dich wohl, wenn der Mann euren kompletten Alltag bestimmen will? Ich kann das absolut nicht leiden. Dazu bin ich zu sehr „Macherin“, ich liebe es zu planen und zu organisieren. Natürlich muss mein Partner nicht auf jeden meiner Vorschläge eingehen. Wenn er keine Zeit oder Lust hat, dann ist das für mich okay. Aber sobald ich merke, dass der Mann grundsätzlich nur Dinge mit mir unternehmen will, die er selbst vorschlägt und meine Wünsche generell ablehnt, bin ich enttäuscht und zeige das auch. Ich bin nicht auf der Welt, um es ständig nur irgendwelchen Männern Recht zu machen. Ich habe auch eigene Bedürfnisse und erwarte sicher nicht, dass die Männer alles machen, was ich mir wünsche – aber ich bin keine Frau, die nur darauf aus ist, den Männern das Leben so angenehm und bequem wie möglich zu machen und still vor sich hinleidet, nur um nicht alleine zu sein. Klar ist es mir wichtig, dass es meinem Partner gut geht… aber ihm sollte es auch wichtig sein, wie es mir geht.
LG
Rike