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von Rike007 » Fr 10. Aug 2012, 18:33
Mir ist in der Zwischenzeit etwas klar geworden. Mein Misserfolg bei der Männerwelt könnte durchaus mit meinem Hintergrund zusammenhängen. Ich stamme nämlich aus einem anderen Kulturkreis, meine Eltern kommen aus zwei unterschiedlichen Ländern. Sie haben sich in Deutschland kennengelernt, und ich bin hier geboren und aufgewachsen. Aber ich bin im Vergleich zu den Leuten in meinem Umfeld (hauptsächlich Deutsche) ganz anders erzogen worden. Wenn ich an meine Ex-Beziehungen und gewisse Männer denke, mit denen es nichts geworden ist, fallen mir einige Sachen auf.
Ich empfinde die deutschen Männer als sehr verschlossen. In meiner Familie ist es ganz natürlich, seine Probleme in erster Linie mit dem Partner zu besprochen - das gilt sowohl für uns Frauen, als auch für die Männer. Meiner Erfahrung nach machen deutsche Männer ihre Probleme lieber mit sich selbst aus oder reden mit ihren Kumpels darüber. Wenn es meinem Partner schlecht geht, dann mache ich mir Sorgen. Ich finde es ganz normal, dass ich wissen möchte was mit ihm los ist. Vor allem, wenn es um mich geht. Wenn mein Partner sich über mich ärgert oder ernsthaft an eine Trennung denkt, wünsche ich mir dass er das zuerst mit mir bespricht. Meine Ex-Freunde haben lieber mit ihren Kumpels über mich gelästert und mich durch böse Blicke oder Sticheleien spüren lassen, dass sie von mir genervt waren. Die Gründe für ihre Gereiztheit wollten sie mir nicht verraten. Das kenne ich aus meiner Familie gar nicht, bei uns wird immer offen über alles geredet. Bitte nicht falsch verstehen: Ich möchte nicht ständig stundenlang mit einem Mann über Probleme diskutieren. Das Leben ist kurz genug, und ich habe auch noch andere Sachen zu tun. Aber ist es denn zu viel verlangt, wenn ich von meinem Partner erwarte, dass er ein Gespräch mit mir sucht für den Fall, dass er meinetwegen genervt ist? Ich denke nicht.
Dann ist mir aufgefallen, dass viele Männer hier in Deutschland nur sehr wenig Zeit mit ihren Partnerinnen verbringen, wenn es nicht um Sex geht. Mir ist es aber sehr wichtig, dass mein Partner und ich nicht nur die Sexualität miteinander teilen. Ich finde es schön, wenn wir gemeinsame Interessen pflegen, zusammen ausgehen oder zu Hause etwas unternehmen... Filme schauen, gemeinsam kochen, Gespräche führen (also keine Problemgespräche) usw. Leider habe ich schon häufig die Erfahrung gemacht, dass viele deutsche Männer die Frauen an ihrer Seite hauptsächlich für Sex brauchen und ansonsten lieber von ihnen in Ruhe gelassen werden möchten. Sie gehen lieber mit Kumpels aus und widmen sich zu Hause eher dem PC oder Fernseher als der Frau. Und das war nicht nur bei mir der Fall, auf der Arbeit höre ich solche Geschichten ebenfalls ständig, und auch Frauen in meinem privaten Umfeld haben das schon öfters erzählt. Eine Arbeitskollegin (stammt auch aus einem anderen Land) meinte neulich auf meine Frage, welche Unterschiede sie zwischen ihrer eigenen und der deutschen Mentalität besonders groß empfindet: "In meiner Heimat legen die Menschen viel mehr Wert aufs Privatleben als auf die Arbeit, während die Leute hier in Deutschland eher für den Beruf leben." Damit meinte sie hauptsächlich die gebildeten Leute, die studiert oder zumindest eine hochwertige Ausbildung abgeschlossen haben. Diese Frau, ihr Mann und ihre Freunde aus deren Heimat sind alles Akademiker, verzichten aber trotzdem nicht auf soziale Kontakte. Das Ehepaar trifft sich jede Woche 1-2x mit Freunden, und sie arbeiten auch keine 10 Stunden täglich oder länger. Die Beiden wohnen seit über 2 Jahren hier und konnten noch keine dauerhaften Kontakte zu Deutschen knüpfen. Zwar haben sie schon mehrmals den Versuch gemacht, als Antwort aber immer Sprüche á la "keine Zeit, bin im Stress" zu hören bekommen - das kenne ich nur zu gut.
Ich wohne schon mein ganzes Leben lang hier, aber es fällt mir trotzdem schwer, mit der Mehrzeit der Menschen umzugehen. Ständig hat man Angst, man könnte den Leuten auf die Nerven gehen, wenn man sie kontaktiert. Das sollte eigentlich nicht so sein... Bei Menschen, die aus einem der Heimatländer meiner Eltern stammen, habe ich diese Befürchtung nie. Wenn ich mich melde, freuen sich die Leute und gehen auch drauf ein. Ignoranz ist bei uns eine Unverschämtheit, während es hier wohl völlig normal ist, Anrufe, SMS und Mails unbeachtet zu lassen. Und wenn sich jemand auf einmal distanziert verhält, darf man nicht nach den Gründen fragen... das könnte die Leute endgültig vertreiben, denn in so einem Fall fühlen sie sich unter Druck gesetzt. Und es ist ihnen völlig egal, wenn man ihretwegen traurig ist und leidet. Schließlich ist jeder ausschließlich selbst für seinen Gemütszustand verantwortlich und niemand sonst. Auch wenn man dieser Person ewig Hoffnungen gemacht hat - sie hat das stillschweigend zu akzeptieren, wenn man sich auf einmal wortlos zurückzieht. Wer den Mund aufmacht, der stresst rum.
Ich glaube, ich habe mich zu sehr auf die deutschen Männer fixiert und zu spät gemerkt, dass sie aufgrund der kulturellen Unterschiede nicht zu mir passen. Inzwischen ist es zu spät. Sämtliche mir bekannten Männer aus den Heimatländern meiner Eltern, die ich kenne, sind längst glücklich vergeben.