Finde, das ist ein hochinteressanter Gedankenansatz. Das kann natürlich auch eine Erklärung sein, warum Ihr es überhaupt so lange miteinander „ausgehalten“ habt. Mag auch durchaus sein, dass sie genau das zunächst reizvoll an Dir gefunden hat:Secretum2130 hat geschrieben:Weißt du was ich mich frage? Was eigentlich meine "Persönlichkeit" ist. Ganz ehrlich, du sagst ich hätte eine gehabt, aber ich bin mir da gar nicht so sicher. Sieh mal, in meinem Leben bin ich immer planlos gewesen, bin von hier nach dort gekommen, immer nur durch Zufälle und gute Gelegenheiten. Das einzige was ich von mir weiß ist, dass ich ziemlich intelligent bin, amüsant und unterhaltsam. Menschen mögen mich eigentlich recht gern, aber ich weiß nicht warum? Dieses WER BIN ICH OHNE EX beschäftigt mich die ganze Zeit.
„Der ist wie ich. Der versteht mich“. Insofern habt Ihr Euch hier anscheinend perfekt ergänzt.
Als dann allerdings der Wunsch nach Veränderung bei ihr aufkam, bist Du quasi in ihrem Kopf zu so einer Art Bremsklotz mutiert.
Mit der Hochzeit wäre Eure Symbiose wahrscheinlich regelrecht „einbetoniert“ worden. Dass sie nicht letztendlich zustande gekommen ist, ist imgrunde doch das „Beste“, was Euch hätte passieren können. Und deswegen glaube ich auch nicht, dass es „Zufall“ ist, sondern dass Ihr es ganz tief drin imgrunde schon wusstest, dass das auf Dauer nicht gut gehen kann und wird.
Och, man könnte auch sagen, Du hattest ein reges Interesse an der deutschen Trinkkultur und den damit verbunden Auswirkungen auf den menschlichen Körper. Wenn das kein erstrebenswertes Persönlichkeitsmerkmal istSecretum2130 hat geschrieben:Bevor ich sie kannte war ich halt Angestellter, hab mit Kollegen gesoffen und gefeiert, viel gelesen und meinen Rausch ausgeschlafen. Das ist doch keine Persönlichkeit.


Na, und wenn schon. Ein Problem wird es erst dann, wenn man selbst damit nicht zufrieden ist und mehr will. So wie Deine Ex jetzt.
Vielleicht ist tatsächlich nun mit der Trennung auch der Startschuss für Deine eigene Entwicklung gefallen.
Vielleicht brauchtest Du sie und die Trennung, um genau das zu erkennen und Dich mit der Frage auseinanderzusetzen, wer Du ohne sie, Deinen siamesischen Zwilling, eigentlich bist.
Das Bild passt hier tatsächlich ganz gut. Siamesische Zwillinge stehen auch in einer dauerhaften Symbiose.
Ohne einander können sie nicht existieren. Es sei denn, sie lassen sich trennen. Und dieser Prozess kann mitunter extrem schmerzhaft sein.
Tja, anscheinend hatten sich da zwei gebrannte Kinder gefunden. Imgrunde habt Ihr Eure Beziehung ein Stückweit dazu benutzt, Eure jeweilige traumatische Vergangenheit aneinander abzuarbeiten. Genau das meinte ich damit, als ich sagte, dass man sich seine Partner immer schon irgendwie ganz gezielt aussucht. Man spiegelt sich gegenseitig, was bei einem selbst „falsch“ läuft oder gelaufen ist.Secretum2130 hat geschrieben:Wahrscheinlich bin ich selbst irgendwie gaga. So ein instabiler Traumageschädigter, der versucht alles mit Coolness und zur Schau getragenem Selbstbewusstsein zu überspielen...
Durch die Unvollkommenheit des Partners erkennt man oft erst auch erst seine eigene.
Habe da neulich mal etwas gelesen, glaube irgendwo bei "MyMonk", was ich sehr treffend fand:
Passt.Wir alle suchen nach diesem besonderen Menschen, der für uns bestimmt ist. Aber wenn du erst mal genügend Beziehungen hinter dir hast, dämmert dir langsam, dass es den/die richtige nicht gibt, nur verschiedene Geschmacksrichtungen von falsch.
Warum ist das so? Weil du selbst auf die eine oder andere Art fehlerhaft bist und nach jemandem suchst, der auf eine Weise fehlerhaft ist, die dich ergänzt. Aber du musst schon eine Menge mitgemacht haben, bis sich dein Falsch-Sein vollständig entfalten kann. Erst wenn du auf deine innersten Dämonen gestoßen bist, auf deine unlösbare Probleme, die, welche dich erst zu dem machen, der du wirklich bist, dann bist du bereit, einen Partner für den Rest deines Lebens zu finden. Dann erst weißt du endlich, wonach du suchst.
Du suchst nämlich nach dem falschen Menschen. Aber nicht einfach nach irgendeinem falschen, sondern nach dem richtigen Falschen, nach jemandem, den du verliebt anblickst und dabei denkst: “Genau dieses Problem möchte ich haben“.