Ich darf seine Familie und Freunde nicht kennenlernen

Lässt sich meine Beziehung retten?
Sonnenschein123
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Ich darf seine Familie und Freunde nicht kennenlernen

Beitrag von Sonnenschein123 » Mo 4. Feb 2013, 14:23

Wir sind jetzt seit über einem Jahr zusammen und er möchte nicht, dass ich seine Familie und seine Freunde kennenlerne. Am Anfang unserer Beziehung lief alles super, dann habe ich die "klassischen" Fehler gemacht, mich dauernd bei ihm gemeldet, ihn mit Gefühlen überschüttet, etc. Irgendwie haben wir uns dann doch immer wieder zusammengerauft, aber trotzdem möchte er kaum Zeit mit mir verbringen und mir weder seine Freunde noch seine Familie vorstellen. Familienfeiern und Feten verschweigt er mir kurzerhand. Ich sehe ganz gut aus und bin auch sonst nicht "unerträglich". Was kann ich bloß machen??? Danke für Eure Tipps.

Flower1003
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Re: Ich darf seine Familie und Freunde nicht kennenlernen

Beitrag von Flower1003 » Mo 4. Feb 2013, 18:03

hallo!

Sorry wenn ich das sage, aber das zeigt für mich nur das er sich nicht hundert prozent sicher mit dir ist, deshalb will er dich niemand vorstellen.
Da kannst du nicht viel machen, ausser mit ihm darüber reden.

Sonnenblume10
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Re: Ich darf seine Familie und Freunde nicht kennenlernen

Beitrag von Sonnenblume10 » Di 5. Feb 2013, 10:13

Hallo, Sonnenschein,

das sieht gar nicht gut aus. Er grenzt Dich, obwohl Du glaubst, dass so etwas wie eine feste Beziehung da ist, aus seinem Leben aus. Du darfst seine Familie und seine Freunde nicht kennenlernen und fühlst Dich daher nicht mehr wohl, sondern fragst Dich, was der Grund dafür wohl sein mag.
Der Grund ist schlichtweg: Er gewährt Dir keinen Anteil an seinem Leben, weil er nicht will.

Mit Deinem Aussehen oder sonstigen Eigenschaften hat das gar nichts zu tun, sondern einzig und allein damit, dass er die Beziehung zu Dir als eher locker und mehr freundschaftlich sieht. Er verbringt kaum mehr Zeit mit Dir? Dann sind ihm andere Dinge wichtiger.
Sprich mit ihm darüber, damit er weiß, dass Dir das weh tut. Aber erwarte nicht, dass er Dir schlüssige Erklärungen liefert. Vermutlich wird er abwiegeln oder um den heißen Brei herum reden, im schlimmsten Fall aggressiv werden, weil er sich in die Enge getrieben fühlt. Du kannst das nicht erzwingen, aber eine Beziehung mit Hand und Fuß ist das nicht.
Ich denke, er will keine feste Beziehung haben, zumindest nicht mit Dir.

Frage Dich, was Du möchtest. Vermutlich genau das Gegenteil, aber das bekommst Du nicht. Wenn keine Änderung in Sicht ist, wird es früher oder später auf eine Trennung hinaus laufen, weil er Deine Ansprüche an ihn als Bedrohung und Einengung empfindet und er weiß genau, dass er ihnen nicht gerecht werden kann oder will. Lediglich Du hechelst ihm hinterher.
Lebe Dein eigenes Leben, stelle Deine Interessen in den Vordergrund und häng Dich nicht an ihn ran. Ich weiß, das ist schwierig bis unmöglich, aber der einzige Weg, den ich für Dich sehe. Ich hatte auch so eine Beziehung, sie hielt nur 14 Monate, während denen ich weder seine Familie noch seine Freunde kennenlernte. Auch gingen wir nie wie andere Paare Händchen haltend durch die Innenstadt, weil wir gesehen hätten werden können. Ich stellte ihn auch niemandem vor. Wir lebten auch in verschiedenen Städten. Heute frage ich mich, warum ich mein Herz an diesen Mann verloren hatte und in der Beziehung blieb, obwohl sie mir nicht mehr gut tat und ich schon längst wusste, dass es kein happy end geben würde. Es lief auf ein unhappy end hinaus und ich brauchte lange, bis ich die Trennung überwunden hatte. Wohlgemerkt, nur ich brauchte lang, er lebte sein Leben locker weiter und vermisste nicht sonderlich.

Das ist jetzt hart für Dich, aber es geht schließlich auch um Deine Bedürfnisse an eine Partnerschaft, die nicht ansatzweise erfüllt werden. Wenn sich keine Änderung bei ihm abzeichnet, solltest Du die Konsequenzen ziehen.

Blossom
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Re: Ich darf seine Familie und Freunde nicht kennenlernen

Beitrag von Blossom » Di 5. Feb 2013, 10:42

Oh mann, das klingt ähnlich wie bei mir damals... Man fühlt sich schlecht und sucht die Fehler bei sich selbst. Hab mir da auch immer Gedanken drüber gemacht.

Ich hab dann den Fehler gemacht und wollte immer als ausdiskutieren, was im Nachhinein der "Beziehung" nicht gut tat. Er hat sich getrennt. Heute bin ich ganz froh, dass das Spielchen ein Ende hat. Damals kam ich mir erstmal ganz schön veräppelt vor.
Wie gesagt: Ich hab mit dem "mal drüber reden" schlechte Erfahrungen gemacht. Ich an deiner Stelle würde mich erstmal ein wenig zurück ziehen, was mit Freunden unternehmen und nicht immer auf Abruf bereit stehen. Wenn er ein Treffen vorschlägt, sag auch mal ab. Mach dich ein bisschen rar. Du bist nicht auf ihn angewiesen. Er wird sich dann schon wundern.

Ansonsten geb ich Sonnenblume ganz recht. Er steht nicht zu dir, und ihr führt keine Beziehung in Augenhöhe. Du solltest dir ernsthaft überlegen, ob du diese Beziehung weiter führen willst, wenn sich nichts ändert. Dass er dich ausschließt, werte ich leider auch so, dass er wohl (momentan) keine ernsthafte Beziehung mit dir führen will. Wie gesagt: Hab da leider ähnliche Erfahrungen gemacht. Wie Sonneblume so schön schrieb: Ein unhappy end...

LG Blossom

Sonnenschein123
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Re: Ich darf seine Familie und Freunde nicht kennenlernen

Beitrag von Sonnenschein123 » Di 5. Feb 2013, 19:37

Hallo Flower, Sonnenblume und Bossom!

vielen lieben Dank für eure klaren Worte! Mein Verstand sagt mir das Gleiche, wenn da nur diese blöden Gefühle nicht wären! Ich frage mich echt, warum ich mich so klein mache! Habe es nie geschafft, mein "rar" zu machen, sondern haben ihm ziemlich schnell zu verstehen gegeben, dass ich ständig "zu haben" bin. Egal, was er macht oder nicht macht. Aber gut zu hören, dass ich nicht die Einzige bin, die sich in so eine "Beziehung" begeben hat. Was mich echt so verzweifeln lässt ist, dass er mich am Anfang so super behandelt hat, Komplimente, Dates, sich melden, das ganze Programm halt, und nachdem ich ihm signalisiert habe, dass ich zu haben bin, war es vorbei. Ich weiß, ziemlich blauäugig, sich darüber zu wundern...

Ich weiß nicht, was dieser Mann in mir ausgelöst hat. Er ist noch nicht mal sonderlich toll, er hat viele Defizite und ist auch nicht allzu beliebt. Mit der Familie ist es wohl auch schwierig, aber trotzdem gibt es viel Kontakt, viele Treffen, da blicke ich auch nicht so recht durch. Angeblich hatte er keine gute Kindheit, wenn ich aber jetzt sehe, wie oft er (angeblich) seine Eltern besucht, kann ich das nicht recht glauben. Lange Rede, kurzer Sinn, eigentlich dürfte ich keinen Gedanken mehr an diesen Mann verschwenden, weil es nichts bringt, aber ich kann es nicht. Je mehr er sich distanziert, desto näher komme ich wieder. Es ist zum Mäusemelken. Wenn ich dann wieder Kontakt gesucht habe, fühle ich mich doppelt schlecht und klitzeklein. Ich weiß nicht, warum ich beim Thema Männer so sensibel und schwach reagiere, ich stehe beruflich voll im Leben, habe einige Hobbies, Freunde. Offensichtlich hat das echt nichts miteinander zu tun.

Ich würde mich so gern rar machen, aber wir verbringen so wenig Zeit miteinander, da wir in verschiedenen Städten wohnen, dass ich quasi nach einem Treffen giere und wenn ich absage, schneide ich mir wohl über übel ins eigene Fleisch. Irgendwie habe ich Angst vor der Wahrheit. Wenn ich mich nicht mehr melde, wird er es vermutlich auch nicht mehr tun, froh sein, seine Ruhe zu haben und die Sache abhaken. Also melde ich mich, um den Kontakt zu halten. Ihr seht den Teufelskreis!

Danke! LG, Sonnenschein

Sonnenblume10
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Re: Ich darf seine Familie und Freunde nicht kennenlernen

Beitrag von Sonnenblume10 » Mi 6. Feb 2013, 12:55

Hallo, Sonnenschein,

ganz genauso wie bei mir und zwar haarklein! Anfangs - die ersten vier Monate etwa - tat er alles für die Beziehung. Ich bekam Komplimente, Liebesbeteueerungen, er kümmerte sich, dass wir uns sehen konnten usw. Ich schwebte auf Wolke 7, hatte so etwas in dieser Intensität noch nicht erlebt. Unbemerkt spann er mich ein in sein Netz und in dem blieb ich dann und konnte mich unmöglich daraus lösen. Ein paar hilflose Zappelversuche brachte ich zustande, mehr nicht.

Nach den ersten Monaten dann die ersten Distanzmanöver, Rückzugsverhaltensweisen seinerseits, die zunächst sporadisch auftraten. Ich schob es auf unsere noch junge Beziehung und fand 1000 Entschuldigungen für sein Verhalten. Auch gelang es ihm, meine Bedenken in Sekundenschnelle zu zerstreuen. Schließlich wollte ich mir meinen Traum noch nicht zerstören lassen und ich suchte die Fehler auch bei mir. Ich war vielleicht zu kleinlich, zu eifersüchtig, zu ..., ich müsste unabhängiger werden usw. Aber es wurde immer schlimmer. Er plante grundsätzlich alles nur allein, ich war bei vielen seiner Unternehmungen nicht erwünscht, wir traten nicht als Paar auf. Ich fühlte mich auf die Rolle eines Zaungastes in seinem Leben reduziert, wo ich doch die Hauptrolle spielen wollte.

Es war erbärmlich. Er hatte die Fäden in der Hand, ich fuhr ihm hinterher, nahm die Treffen wahr, weil ich ja froh war um jedes Quantum Nähe, das ich bekam. Ich war abhängig von seiner Zuneigung geworden, wobei er über Nähe bestimmte und ich das nahm, was ich bekam. Lieber ein paar Brösel, wenn man schon den Kuchen nicht haben kann!
Ich war wie Du blockiert, eingeschränkt in meiner Handlungsfähigkeit, tat im Gegenteil alles, um die Beziehung überhaupt noch am Laufen zu halten. Aus mir wurde im Lauf der Zeit innerlich ein frustriertes Häufchen Elend und das, obwohl ich ansonsten durchaus selbstbewusst bin und handle.

Tja, eines Tages stand ich auf. Anlass war eine andere Frau, die ihm Interesse signalisiert hatte. Er, der jedes Mittel um sein schwaches Ego aufzupolieren, dankbar annahm, ging sofort darauf ein. Es gelang mir, mit gewissen Listen und Manipulationen, ihn auf meine Seite zu ziehen und ich durchschaute allmählich, wie er tickte. Ganz klar ein Bindungsphobiker. Ich würde ihm helfen und hatte meine neue Mission entdeckt. Lächerlich, man kann solchen Menschen nicht helfen, vor allem nicht als emotional gefangener Partner. Ab da fühlte ich mich besser, denn ich hatte erstmals die Rolle der Unterlegenen verlassen.
Es zog sich noch zwei, drei Monate hin, ehe das endgültige Aus kam. Rückblickend verstehe ich es. Er musste mich aus seinem Leben entfernen, denn ein Bindungsphobiker geht dann, wenn die Beziehung besser läuft. Vorher fühlt er seine Macht, die ihm Sicherheit gibt. Emanzipiert sich die Frau, empfindet er die Bedrohung erst recht. Dann musste ich gehen. Und es ging mir schlecht, noch schlechter als während der Beziehung, aber mir war klar, es gab keine Rückkehr.

Sonnenschein, Du wirst eines Tages die Trennung durchstehen müssen und Du wirst sie bewältigen, denn man stirbt nicht daran. Nach der Trennung erlebte ich das, was alle durchmachen müssen: maßlose Traurigkeit, Hoffnungslosigkeit, Wut auf ihn und auf mich (weil ich so blöd gewesen war, einem mein Herz hinzutragen, der es gar nicht wollte) und ich schämte mich auch vor mir selbst. Meine Eigenliebe war auf einem Nullpunkt. Gleichzeitig machte sich in mir der Wunsch breit, es mir zu beweisen. Ich begann neue Dinge zu unternehmen, hatte Treffen mit anderen Menschen, ging ins Kino, ins Theater, begann wieder mit Sport. Alles war mir recht, was momentan die Trauer wegnahm. Und ich fühlte auch eine grenzenlose Leere: er hatte mein Leben dominiert, meine Gedanken kreisten um ihn und um die schwierige Beziehung und auf einmal hatte ich nichts mehr, nicht mal mehr die Probleme mit ihm.

Aber es wurde besser nach einigen Monaten. Ich begann mehr nachzudenken, nicht nur über ihn, denn er war weg, sondern über mich und ich sprach zweimal mit einem Therapeuten. Ging hin, weil ich über ihn reden wollte und hören wollte, wie übel er mit ihr umgegangen war, welche schrecklichen Defizite er hat usw. Aber es kam anders. Ohne dass ich es wollte, ging es während des Gesprächs allein um mich und ER wurde mehr und mehr zu einer Randfigur.
Er gab mir die perfekte Möglichkeit, MEINE Defizite und Prägungen aus der Kindheit perfekt nachzuleben. Er war die vollkommene Ergänzung für mich, aber all das war mir nicht bewusst. Das kapierte ich erst Monate später.
Wenn Du die Konflikte in Dir nicht auflöst, wirst Du als Erwachsener immer wieder in solche Beziehungen schlittern. Die Seele ruft nach Erlösung und um sie zu bekommen, lebst Du alles wieder und wieder nach. Erst wenn Du das bei Dir durchschaust, hast Du eine Chance zu einer "Rettung", sprich zu einer glücklicheren Beziehung oder zu einem zufriedenen Leben allein.

Daher würde ich Dir raten: Trenne Dich von ihm, denn er wird es eines Tages ohnehin tun. Du wirst leiden, so und so, aber für mich wäre es rückblickend besser gewesen, ich hätte die Konsequenzen gezogen, weil ich auf Augenhöhe gegangen wäre und nicht als geprügelter Hund.

Lies Bücher darüber: z.B. "Jein! Bindungsängste erkennen und bewältigen" von Stefanie Stahl oder "Nah und doch so fern" von Steven Carter oder "Ich lieb Dich nicht wenn Du mich liebst" von Cassandra Phillips. Dann wirst Du alles verstehen, auch seine Verhaltensweisen, denn auch er lebt nur seine vorgelebten und eingeimpften Verhaltensmuster aus seiner Kindheit nach. Er ist kein schlechter Mensch, aber er kann anderen Menschen sehr schaden ohne es zu merken. Er verletzt und fühlt es nicht, er empfindet keine oder wenig Empathie, er ist rücksichtslos und beleidigend und spürt das nur an Deinem Verhalten, aber nicht aus sich heraus.
Und Du? Du bevorzugst es zu leiden statt sie zu lösen. Das erscheint Dir einfacher. Geh lieber früher als später, es ist besser für Dich. Die Monate, die Du noch mit ihm vergeudest, kannst Du für die Trauerarbeit nützen, die ohnehin auf Dich wartet.

Ganz schön hart und gnadenlos, aber leider die Wahrheit, die ich auch schmerzlich erfahren musste. Wir prallen hart auf dem Boden der Realität auf und das tut weh. Aber wie alles im Leben überlebt man das.
Daher rate ich Dir, befasse Dich mit Dir selbst und nicht mit ihm. Du kannst ihn nicht umkrempeln und "heilen". Das muss er selbst tun, wenn ihm etwas daran liegt.
Der Schlüssel liegt in Dir und nur Du bist wichtig. Er ist nur Deine Projektionsfläche und Du bist seine. Mit einer Beziehung , die Stabilität, Rückhalt und Vertrauen gibt, hat das nichts zu tun.

Sei hart zu Dir. Du wirst es brauchen - früher oder später.

LG
Sonnenblume

Sonnenschein123
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Re: Ich darf seine Familie und Freunde nicht kennenlernen

Beitrag von Sonnenschein123 » Mo 25. Feb 2013, 13:08

Hallo Sonnenblume!

Danke für deine ausführliche Beschreibung, die ich mir echt zu Herzen genommen habe und mit ein paar Freundinnen zum Skifahren in die Berge geflüchtet bin, auch um den Kopf ein wenig frei zu bekommen. Die von dir empfohlenen Bücher habe ich mir ebenfalls besorgt und ich muss sage, langsam sehe ich etwas klarer und vorallem suche ich nicht mehr die Fehler ausschließlich bei mir bzw. beziehe alles auf irgendwelche Äußerlichkeiten, etc. Obwohl das verdammt schwer ist und ich mich immer wieder sehr über Rückschläge ärgere!! Ich habe mich noch ein wenig durch das Forum hier gelesen und muss (leider) feststellen, dass es wohl gar nicht so wenige dieser Beziehungsphobiker gibt und auf der Gegenseite auch viele so ticken wie wir. Beziehung hin oder her, irgendwie bekomme ich allerdings nicht so richtig den Durchblick, wie man mit der Spezies "Beziehungslegastheniker" umgeht. Die Schilderungen in der Literatur zeigen die Persönlichkeitsstrukturen auf, aber hinterlassen trotzdem viele Fragezeichen bei mir. Bei meinem "Exemplar" ist es so, dass er streckenweise wirklich total lieb und verständnisvoll ist, sobald man sich jedoch in Richtung "Beziehungsschiene" bewegt, er völlig panisch wird und ausbricht. Mich interessiert es einfach, wie genau man mit einem solchen Verhalten umgehen soll. Dass es für eine Beziehung offensichtlich nicht reicht, sehe ich ein, aber scheinbar begegnet man ja häufig Männern, mit denen die Anfangsphase traumhaft ist und dann plötzlich die Bindungsphobie mit voller Wucht zuschlägt. Und wie gesagt, ich würde mich jetzt nicht als jemand bezeichnen, der sich nur über eine Beziehung definiert. Irgendwie fühle ich mich selbst so gefangen. Im Umgang mit anderen Freunden kenne ich dieses Verhalten gar nicht bei mir, aber bei ihm überlege ich wirklich tausendmal, ob und wie ich irgendetwas sage, ringe mit mir, ob ich mich heute melden soll oder vielleich doch lieber morgen und grübele stundenlang über das Gesagte und Gemachte nach, bloß um keinen Fehler zu machen und ihn in die Flucht zu treiben. Das ist wirklich, wirklich anstrengend. Man steht ständig unter dem Erfolgsdruck, ihm zu gefallen und super zu sein. Die Beste quasi.

Was ich auch so gar nicht wirklich verstehen kann, ist die Tatsache, dass ihm seine sozialen Kontakte, sein Engagement in Vereinen und seine Familie sehr, sehr wichtig ist. Also alles nicht das, was einen typischen Einzelgänger ausmacht, oder? Aber bei dem Wort "Beziehung" hört es offensichtlich bei ihm auf...

Irgendwie scheint das Anschneiden des Themas "gemeinsame Urlaubsreise" bei dieser Spezies wohl auch fatale Folgen zu haben. Ich habe mit Interesse deine Beitrage zu andthesunshines-Geschichte gelesen und muss sagen, 1:1 wie bei mir. Auch ich habe mit der Frage nach einer gemeinsamen Reise, und sei es auch nur für einige wenige Tag, nicht gerade Begeisterung hervorgerufen. Einmal hat er sich dazu hinreißen lassen, mit mir übers WE wegzufahren, aber das war sowas von schrecklich, das hätte ich mir echt sparen können. Ich habe jetzt noch ein paar Mal gefragt, ob wir was zusammen machen können, aber bisher ohne Erfolg. Und dann bin ich wieder an dem Punkt, an dem ich denke, man, bin ich so schrecklich, dass es eine derartige Härte darstellt, mit mir in den Urlaub zu fahren??? Ich bin aktiv, habe Humor, etc. warum in aller Welt möchte ein Mann, der mir einmal die tollsten Komplimente gemacht hat, nicht einige Tage mit mir verbringen???

Ich verstehe, dass man sich auseinanderleben kann, dass man feststellt, dass man keine doch keine gemeinsamen Interessen hat, aber als erwachsener Mann zuerste Feuer und Flamme zu sein und einen dann zu behandeln, als sei man das Letzte vom Letzten, ohne dass großartig etwas vorgefallen ist (konnte es ja nicht, da man nie über den Status "Affaire" rausgekommen ist), das ist mir echt schleierhaft.

Vielen lieben Dank für's Zuhören. Schreib doch nochmal, es ist wirklich interessant!

Sonnenschein123
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Re: Ich darf seine Familie und Freunde nicht kennenlernen

Beitrag von Sonnenschein123 » Mo 25. Feb 2013, 14:43

Momentan haben wir übrigens "Funkstille". Es war Schluss, dann doch wieder zusammen. Es fällt mir so schwer, an ihn nicht die Forderungen, die man an eine "normale" Beziehung hat, zu stellen; also treffen, gemeinsame Unternehmungen, Reisen. An manchen Tagen klappt das, aber dann wieder werde ich "rückfällig" und verfalle in alte Strickmuster. Frage mich gerade, wie lange ich die Funkstille beibehalten soll und wann es Sinn macht, einmal anzurufen, ohne, dass das gleich bedrängend und unterwürfig wirkt.

Freue mich auf eure Tipps und Meinungen!

Liebe Grüße, Sonnenschein

Sonnenblume10
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Re: Ich darf seine Familie und Freunde nicht kennenlernen

Beitrag von Sonnenblume10 » Mo 25. Feb 2013, 17:00

Hallo, Sonnenschein,

Ich sage Dir aber klipp und klar, das ist nichts und das wird nichts. Wenn Ihr Funkstille habt, dann halte sie ein - Ende offen. Wenn er etwas will, dann lass ihn kommen. Denn das wird er, wenn ihm etwas daran liegt. Frage Dich nicht, wann ein günstiger Zeitpunkt ist, warte nicht, sondern LEBE! Dein Leben und nicht das Leben, das er aus Deinem gemacht hat!

Du drehst Dich wie ich im Kreis, willst ergründen, warum er so ist und wie Du ihn zurecht biegen kannst. Wo ist der Schlüssel, dass ich ihn zu dem mache, was ich haben will? Es gibt keinen und es gibt in sämtlichen Ratgebern keine guten Ratschläge, wie man mit diesen Menschen umgeht. Alles bleibt sehr an der Oberfläche und die Ratschläge erscheinen schal. Es ging mir nicht anders, aber Du kannst diesen Mann nicht therapieren, nicht heilen, nicht umformen. Dazu bräuchte er fachkundige Unterstützung von einem neutralen Beobachter, also Therapeuten, der ihn sanft dazu bewegt, sich endlich mit sich selbst auseinander zu setzen. Dazu müsste er tief in die Erinnerungen in der Kindheit abtauchen und das wäre sehr schmerzhaft. Da diese Menschen wenig Leidensdruck haben, denn leiden, das tun ja die anderen statt ihrer (z.B. Du), sind sie meist nicht an einer "Heilung" interessiert. Sie leben ja recht komfortabel in ihrer Welt. Sie können ihren Interessen nachgehen und eine Dumme wie Du oder ich findet sich immer, denn sie riechen schon auf Kilometer Entfernung, wie solche Frauen ticken und dass sie für ein bißchen Liebe alles tun.

Betrachte diese Beziehung als das was sie ist, ein gescheiterter und sehr schmerzlicher Versuch. Erfolglos wird er bleiben.
Das tatsächliche Ende wird eines Tages kommen, aber die Hauptarbeit des Leidens wird bei Dir sein. Er lebt frohgemut sein Leben weiter, als ob nichts wäre und Du wirst ihm nicht viel fehlen. Das ist leider auch die traurige Wahrheit.

Warum er sich im Verein engagiert und für andere Menschen jede Menge Zeit hat? Ganz einfach, auch er braucht andere Menschen. Er bekommt etwas zurück, vielleicht Anerkennung, ein gutes Gewissen, Freundschaft. Das ist Grund genug. Aber vor allem: alle diese Menschen stellen keine reale Bedrohung für ihn da. Er kann sich jederzeit zurück ziehen, sie stellen keine solchen Ansprüche, nur solche, die er leicht und gern erfüllt. Die emotionale Verflechtung ist viel oberflächlicher, daher kann er das leicht aushalten und hat viel Zeit dafür übrig. In einer richtigen Beziehung mit einer Frau ist das ganz etwas anderes, die muss er sich vom Leib halten.

Beleuchte sein Verhalten und versuche, es nüchtern zu sehen. Schläft er lieber allein, ist er gern mit sich allein? Hat er Dir gegenüber ein schlechtes Gewissen? Vermutlich nicht. Andere lässt er in sein Leben, weil sie ihn in Ruhe lassen. Bei Dir ist das anders.
Das, was Du willst, ist mit ihm nicht zu gewinnen, das musst Du Dir klar machen. Besser jetzt als in einigen Monaten.
Es ist keine Liebe, weder bei Dir noch bei ihm. Bei ihm sowieso nicht, weil er keine Liebe kennt und sie nicht leben kann. Und bei Dir auch nicht, denn Du handelst wie ich nach dem Beweggrund: Ich möchte Dich zu dem machen, was ich haben will. Du sollst so sein wie ich will und Du sollst mich als ideale Partnerin sehen und Du sollst mich lieben, denn ich bin die Beste für Dich.
Das ist keine Liebe, das ist auch nur Egoismus, denn es geht um Haben wollen und Festhalten wollen. Auch das wurde mir erst letzthin klar. Er sollte endlich so sein, dass ich glücklich mit ihm sein konnte. Das war mein Motiv. Das ist keine Liebe, denn Liebe lässt los und Liebe lässt den anderen so sein wie er ist.

Verschwende die Zeit nicht mit dem, den Du nicht ändern kannst. Entweder Du kannst damit leben, aber ich wette, das kannst Du nicht, da Deine Bedürfnisse nicht erfüllt werden oder Du ziehst die Konsequenzen.
Ich weiß, wie schwierig es ist und ich hätte es damals auch nicht geschafft. Ich bevorzugte es zu leiden, schon während der Beziehung. Wie bei Dir gab es ein großes Thema: Er, er und nochmals er und die schwierige Beziehung und meine unerfüllten Wünsche. Alles andere war zweitrangig. Ich wurde gelebt und habe es nicht gemerkt.
Und nach der Trennung litt ich erst recht, denn ich hatte nicht mehr viel, nicht mal mehr den Kummer und die Sorgen, die ich während der Beziehung hatte. Das Loch, in das ich fiel, war tief. Und es dauerte lange, ehe ich wieder Spaß am Leben hatte und vor allem wieder eines tat: selbst leben, selbst entscheiden und ihn da lassen wo er war. Bei seiner Neuen, in seinem neuen Leben.
Verlier Dich nicht in dieser Beziehung, denn sie gibt Dir nicht, was Du willst. Am besten, gib auf. Er ist kein schlechter Mensch, aber er kann Dir nicht das geben, was Du Dir wünschst und was Dich glücklich und zufrieden macht. Und Du kannst ihm ebenfalls nicht das geben, was er braucht, eine Partnerin, die selbständig lebt und entscheidet und nur dann zur Verfügung steht, wenn er dazu bereit ist.

LGSonnenblume

andthesunshines86
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Re: Ich darf seine Familie und Freunde nicht kennenlernen

Beitrag von andthesunshines86 » Di 26. Feb 2013, 19:56

Frieden
Zuletzt geändert von andthesunshines86 am Do 2. Mai 2013, 22:57, insgesamt 1-mal geändert.

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