Cabonga hat geschrieben:Ich glaub dir nicht, dass du das so ohne weiteres verzeihen kannst. Du schreibst es zwar, weil du eine wahnsinnige Angst hast, ihn zu verlieren. Aber die Angst bringt Dich zu einem Gedanken, den du u.U. nicht leben kannst.
Ja, das ist das Gefährliche am sog. Verzeihen. Erst steht die Erleichterung im Vordergrund, die einen auch irgendwo euphorisiert. Mir ging es seinerzeit ja nicht anders, als ich die Nebenbuhlerin, die Interesse an ihm bekundet hatte, aus dem Feld geräumt hatte. Ich fühlte mir endlich wieder mal gut. Erleichtert sagte ich mir, das ging jetzt gut aus und ab jetzt wird alles besser werden. Ich sehe ihm das nach, denn ich habe diese Schlacht für mich entschieden.
Die Ernüchterung folgte bald darauf. Er hatte einmal hinter meinem Rücken Mails geschrieben von wegen, man könnte sich ja mal sehen, aber wann würde das nächste Mal kommen?
Ich war eine Kriegerin, die zwar in die Schlacht zog und auch die richtigen Waffen wählte. Allerdings hatte ich keinerlei Weitblick, denn mein Horizont war so kurz wie der von Daggi. Hauptsache jetzt ist mal alles gut!
Schon sehr bald merkte ich es: bei jeder kleinen Abweichung kam bei mir die Panik. Er hatte einmal angebissen,er hatte auch kein erkennbares schlechtes Gewissen gehabt, er würde wieder anbeißen. Außerdem hatte ich Angst, dass diese eine doch wieder aufs Tablett tritt. Ich begann ihn verstärkt zu kontrollieren, so weit mir das bei einer Fernbeziehung überhaupt möglich war. Aber kaum vermutete ich Unrat, war ich wieder eine Gefangene meiner Emotionen: noch mehr Verlustangst und noch mehr Eifersucht machten sich in mir breit.
Herzklopfen, feuchte Hände, wieder die Gedanken, der hintergeht Dich, er hat es einmal getan, er wird es wieder tun, er hat kein schlechtes Gewissen, wenn es um seine Interessen geht - es war erbärmlich.
Ich bin heute noch immer wieder froh, dass diese furchtbare Zeit von damals vorbei ist und ich mich von diesem Mann befreit habe.
Die Beziehung hielt noch einige Wochen, ehe er dann ging. Er fühlte die Einengung und sicher auch die Kontrolle durch meine Person, meine ach so beiläufigen Nachfragen und dann hielt er es nicht mehr aus.
Die Beziehung war verdorben durch Heuchelei, Vertrauensverlust und Unehrlichkeiten beiderseits. Es war gut, dass es vorbei war. Erst Monate hinterher, als ich die Trauer und auch die Wut darüber verloren hatte, fühlte ich, dass ich endlich meine innere Freiheit wieder gewonnen hatte.
Sonnenblume