ich habe mir schon gedacht, dass das Verhältnis zu Deinem Vater schwierig war. Hinzu kommt die Ehe, die nicht funktioniert hat. Du warst schon sehr früh mit dem Thema Trennung konfrontiert und das nimmst Du natürlich mit ins Erwachsenenleben. Denn in Deinem Unterbewusstsein sammeln sich Verletzungen, nicht verarbeitete Dinge an, die Du auf der bewussten Ebene nicht wahrnimmst. Wieso, klappt doch alles prima, ich bin doch gut, alles in Ordnung. So spazieren wir durchs Leben und erst wenn wir Parallelsituationen erleben, die wir zunächst noch auf unser Pech schieben, fangen wir irgendwann zu denken an. Komisch, ich falle immer auf so seltsame Männer rein, mit denen eine Bindung gar nicht möglich ist.
Natürlich sagst Du, die sind einfach alle deformiert und ich habe doch alles für eine funktionierende Beziehung getan. Mir ist erst mit Ende 40 aufgefallen, nach einer sehr schwierigen und verletzenden Beziehung mit einem Bindungsphobiker, dass das System hat. Ich wusste schon, dass der Mensch ein Wiederholungstäter ist, also immer wieder in den alten eingelernten Mustern lebt, aber ich stellte noch keinen Bezug zu mir her.
Ich habe mich viel mit dem Thema Bindungsangst befasst, es gibt etliche Bücher zu dem Thema und da rieb ich mir die Augen. Unglaublich, genau was bei uns ablief, war hier beschrieben! Dieser ständige Wechsel aus Nähe und Distanz. Er hatte die Oberhand, denn er behielt seine Unabhängigkeit, seinen Freiheitswillen, der sich bereits nach den ersten drei Monaten bemerkbar machte. Und für mich blieb die Rolle derjenigen, die Nähe suchte, sich wie ein Honigkuchenpferd freute, wenn ich sie bekam. Aber ich litt mehr unter Zurückweisungen und Distanz, die er um sich aufbaute. Oftmals fühlte ich, als hätte er eine Mauer um sich gebaut und ich suchte verzweifelt einen Zugang zu ihm. Ich lief ständig um die Mauer rum und suchte irgendwo ein Loch oder wenigstens eine Tür, durch die ich ihn hätte sehen können.
Natürlich tat ich alles um ihn zu halten, um ihm zu gefallen. Ich machte mich freiwillig klein und verlor den Rest meines kläglichen Selbstbewusstseins, denn das hing ja von seiner Zuwendung ab.
Ich war zu einer Marionette geworden, weitgehend handlungsunfähig, abwartend, hoffend und immer wieder für die Beziehung arbeitend. Aber die Schnüre, nach denen ich tanzte, hielt er in der Hand.
Ich merkte, dass das nicht gut war, aber lösen konnte ich mich nie. Ich wusste, dass ich in seine Abhängigkeit gerutscht war, hätte mich aber auch nicht daraus befreien können.
Es blieb bei mir bei hilflosen Manipulationsversuchen, die mich auch nur unglücklich machten. Ich zog mich zurück, damit er wieder ankommen konnte, aber gut ging es mir nicht mit dem selbst verordneten Abstand.
Ich konnte und wollte nicht einsehen, dass diese Beziehung keine Zukunft hatte und hielt stattdessen eisern daran fest. Erst nach der Trennung begriff ich irgendwann, dass es mit mir zu tun hatte. Nicht nur er war schuld, auch ich hatte meinen Teil dazu beigetragen.
Ich war dann zweimal bei einem Therapeuten und diese zwei Gespräche waren ziemlich nachhaltig, denn wir leben immer nur das nach, was wir kennen.
Ist Dein Vater entfernt, schenkt er Dir wenig bis gar keine Liebe und Aufmerksamkeit, so wirkt so was gerade bei Mädchen nach.
Diese Mädchen suchen als erwachsene Frauen ihre Väter und suchen unbewusst genau wieder solche, mit denen sie das ganze Dilemma nachleben können. Dafür sorgt die Seele, denn sie kennt nur den Zwang zur Wiederholung, sie kann sich nicht aus sich selbst heilen, denn sie braucht uns, unser Bewusstsein dazu. Denn die Seele hofft, in der Wiederholung wird es dieses Mal klappen, dieses Mal werde ich den Richtigen gewählt haben und dann werde ich endlich heil und fühle mich rund, satt und zufrieden.
Leider ist es nicht so einfach, weil wir ja wieder bei einem bindungsunfähigen Idioten gelandet sind. Und wieder sind wir auf die Schnauze gefallen, heilen unsere Wunden, so gut es eben geht und eines Tages kommt der nächste vermeintliche Mr. Perfect.
Was hilft dagegen: erkenne Dich selbst! Halte Rückschau auf Deine Kindheit und lass auch bewusst den Schmerz der Verlassenheit zu. Dein Vater hat dich verlassen und Dein Inneres ist darüber sehr traurig. Er war auch einer von der Sorte, der wenig bis keine Gefühle zeigte, der eine Mauer um sich baute, sich zeitweise in Alkohol flüchtete und keinen an sich ranließ.
Nur indem wir uns unserer Verletzungen bewusst werden und wissen, was bei uns abläuft und warum, können wir uns weiter entwickeln und vielleicht eines Tages eine halbwegs normale Beziehung führen.
Der Schlüssel zu allem ist die Erkenntnis dessen, was Dich aus dem Unterbewusstsein steuert. Ich kam nicht zufällig zu diesem Mann und Du auch nicht. Wir suchten sie uns gezielt aus, denn wir erkannten etwas in ihnen wieder, was uns vertraut war. Nicht umsonst sind solche Beziehungen oft sehr leidenschaftlich, denn wir fühlen eine Verbundenheit, die aber nicht haltbar ist.
Ich vermute, auch Du vermeidest unbewusst feste Bindungen, denn Du hast ja schon in der Kindheit erfahren,dass sie nicht halten. Dass Männer ihre Frauen vernachlässigen und verlassen. Dass Männer einsame Wölfe sind, die nichts nach außen zeigen und sich einmauern. Die auch nichts richtig an sich ranlassen. Die eine aufgesetzte Rolle spielen, weil sie ein instabiles Selbstbild haben. Die manipulieren, um ihre Ziele zu erreichen. Auf die man sich nie richtig verlassen kann, da immer ein Rest Unsicherheit bleibt. Die einem nie genug Liebe zukommen lassen, sodass man sich endlich mal geborgen und richtig zufrieden gestellt fühlt. Die lügen und Wahrheiten verdrehen, die verschleierte Aussagen liefern und auf dringende Fragen von Dir keine Antworten geben, sondern allenfalls wieder irgendwelche Worte, die Du nicht glaubst. Die sich immer wieder in ihre Welt zurückziehen, zu der Du keinen Zugang hast (denn Du bist es nicht wert, wie Du selbst glaubst), die immer wieder Dinge alleine oder mit Freunden machen, weil Du ihm nicht genug bist. Die Dich im Grund genommen nicht lieben, sondern allenfalls benutzen, weil es manchmal ja ganz schön ist, eine Beziehung zu haben.
Die Dich immer wieder kalt stellen durch lieblose Äußerungen und die Dein Selbstgefühl sukzessive kaputt machen.
Solche Männer suchst Du Dir unbewusst. Eine Art Rettung gibt es nur, wenn Du die Zusammenhänge erkennst und entlarvst. Dann nämlich tust Du viel für Dich. Du befasst Dich mit Dir anstatt Dich zu fragen, was mit ihm los ist. Du kümmerst Dich um Dich, Du sorgst Dich um Dich selbst, Du behandelst Dich gut, indem Du Dich von schädlichen Menschen zurück ziehst und tust Dinge, die Dir gut tun. Du baust Dein Selbstwertgefühl auf und lernst, dass Du ein liebenswerter Mensch bist. Und Du erkennst beim Gegenüber leichter das, was hinter der Fassade zu Hause ist. Und auf einmal sendest Du unbewusst andere Signale an die Umwelt.
Der Typ von Dir hat auch gerochen, dass Du sehr liebesbedürftig bist, bereit bist, Dich unterzuordnen für ein kleines bißchen seiner Zuneigung und seines Interesses. Der findet unbewusst auch genau das, was zu ihm passt. Nur glücklich werden beide nicht. Der eine boykottiert die Beziehung aktiv (stellt Dich ins Abseits, lässt Dich alleine, denn seine Freund sind wichtiger, bandelt mit anderen Frauen an, weil er sein Ego pushen muss) und Du bist passiv. Denkst nach, fragst Dich, was Du falsch gemacht hast, wie Du ihn behandeln sollst, wie Du Dich verhalten sollst und damit machst Du Dich klein. Er spürt das und sein Interesse erlahmt immer mehr. Was soll ich mit dem Klammeräffchen, was mit einer Frau, die mir wenn ich will, die Pantoffeln bringt und die Turnschuhe auszieht, die ständig reden will (kotz, würg, da ziehe ich lieber mit meinen Freunden um die Häuser, und habe Spaß) und mir alles recht machen will. Ach, da gibt es da draußen doch jede Menge interessanter Frauen, die ich mir anschauen könnte, das ist spannender und belebender, das tut meinem Ego gut, da bin ich wer und kann die Rolle spielen, die ich perfekt beherrsche. Z.B. die des Charmeurs, des Lebemanns, des Karrieremanns oder wie bei meinem Ex. die des aufmerksamen und sanftmütigen Zuhörers. Meine Freundin, nun ja, sie hat freilich ihre Qualitäten, aber Mühe geben muss ich mir nicht, denn ich habe sie doch sicher. Aber klar, sie ist doch recht langweilig, schon reizlos geworden, der Lack ist schon ziemlich ab. Egal, ich behalte sie solange ich meine Freiheiten habe und mir ein angenehmes Leben machen kann.
Es ist müßig, sich zu fragen was in ihm vorgeht, er wird der bleiben, der er ist. Er schleppt selbst jede Menge Ballast mit sich rum und kann keine Beziehung halten, obwohl auch er auf der Suche nach Liebe ist. Aber wenn er sie gefunden hat, macht er wieder alles kaputt, weil er nicht anders kann.
Daher, finde den Weg zu Dir und gehe Dir nicht aus dem Weg. Du musst jetzt nicht tagelang brüten und als Einsiedler leben, nein, überhaupt nicht! Aber mache Dir ab und an Gedanken über Dich, halte Rückschau und wenn es Dir weh tut, weil Dein Vater die meiste Zeit absent war, dann weine ruhig darum. Du darfst darüber traurig sein, Du solltest es sogar sein, denn daraus kann so was wie Heilung entstehen. Indem Du Dich veränderst, zu dir findest und lernst zu dir zu stehen, anstatt dir falsche Liebe bei den falschen Männern zu suchen, ändert sich Dein Leben. Und solche Männer wie er, wo bleiben sie dann? Sie sind weg, sie kommen nicht mehr, weil sie spüren, dass Du keine Frau für ihre Machtspielchen bist. Stattdessen ist vielleicht mal der Weg frei für einen, dem Du wirklich was bedeutest und der zu Dir hält und gleichbleibend liebevoll mit Dir umgeht. Und der treu ist, anstatt wo anders rum zu flirten.
Es ist alles ganz einfach, wenn Du es zulässt. Aus Schmerz entsteht Heilung und es ist Raum für die eigene Entwicklung.
Der macht das sicher noch öfters. Hast Du ja gemerkt, denn er schickte Dir gefühlte 100 Lieder mit der "Androhung", Dich jetzt wirklich in Ruhe zu lassen.Schilderaffe hat geschrieben:Weil er dann ständig mit solchen Dingen um die Ecke kam und mich so auch wieder ködern konnte
Das gefährliche daran ist, dass Du noch darauf anspringst. Du reagierst zwar nicht, aber es beschäftigt Dich. Und es stellt Dich tief in Dir drin auch zufrieden, denn jetzt auf einmal gibt er sich Mühe, jetzt wird er aufmerksam, jetzt schickt er dauernd was.
Die richtig gefährliche Zeit kommt dann, wenn er aufgegeben hat und ich hoffe sehr, dass nicht Du dann wieder labil wirst und alles zunichte machst, was Du Dir erarbeitet hast.
Merke: er tut es nur, weil er Dich in seinem Einflussbereich halten will. Er tut es nur, um Dich wieder gefügig zu machen.
Das ist ihm nicht bewusst, aber er geht so vor, weil auch das sein Muster ist. Sie driftet ab, ach, da muss ich jetzt aktiv werden!
Hat er Dich wieder an der Angel, lässt er Dich wieder zappeln.
Siehe oben! Seiner Neuen braucht er nichts zu schicken, denn die hat er ja.Schilderaffe hat geschrieben:Wieso tut er so, als wäre alles Friede, Freude, Eierkuchen und labert mich mit iwelchen Liedern voll! Soll er sowas seiner Neuen schicken
Völlig wurscht, wie die ist. Sie sollte Dir eher leid tun, denn auch wie wird keinesfalls glücklich mit ihm. Und außerdem: Du bist einzigartig, merke Dir das!Schilderaffe hat geschrieben:Die soll übrigens eine "Mischung" aus seiner ersten Freundin (ExEx) und mir sein..
Wer erzählt denn diesen Schwachsinn, eine Mischung aus zwei Menschen. Klar, er sucht sich auch wieder einen ähnlichen Typen aus, das tut ja jeder. Aber Du bist so besonders, da kann keine andere ran! Glaub das einfach!
Ja, das glaube ich Dir, denn das weckt auch wieder Erinnerungen an schönere Zeiten und an gefühlte Gemeinsamkeit und Geborgenheit! Schau es nicht zu oft an, denn es ist Vergangenheit!Schilderaffe hat geschrieben:er neben mir und ich mit seiner Jacke an. War komisch das Foto zu sehen,
Prima, geh ruhig aus und umgib Dich mit Menschen, die Dir gut tun!Schilderaffe hat geschrieben:Habe mich gestern beim Sport angemeldet und werde heute auch direkt meinen ersten Kurs besuchen. Anschließend geht's noch mit Freunden ins Kino
Lieber Schilderaffe, mach einfach nur das, was Dir gut tut. Wenn Du Dich stark fühlst, dann gehe in die Höhle des Löwen und zeige ihm die Zähne. Merke, in Dir wohnt eine Königin! Und wenn Du Dich nicht gut fühlst und sagst, ich glaube das wäre nicht so gut heute, dann lass es bleiben. Was er denkt oder auch nicht, ist für Dich nicht mehr wichtig. Denn er ist draußen! Bitte lass ihn dort wo er ist!Schilderaffe hat geschrieben:Werde nun nicht alle Ereignisse meiden, auf denen er auch rumturnt. Den Gefallen will ich ihm nicht tun.
Du bist einfach mehr wert als das, was er Dir gab!
Sonnenblume