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von Sonnenblume10 » Fr 1. Jun 2018, 10:59
Schiffchen,
es ist Zeitverschwendung, wenn Du versuchst die Trennung aus seiner Perspektive zu sehen.
Du kennst ihn nicht so gut, dass Du seine Gedanken lesen kannst und seine Gefühle nachvollziehen kannst und er wird Dir seine Gründe niemals in aller Gänze mitteilen können und wollen.
Er hat sich einfach nicht mehr wohl gefühlt und diese Pseudo-Freundin, von der keiner richtig was weiß, war möglicherweise der Auslöser, dass er merkte, dass ihm viel in der Beziehung mit Dir fehlt und dass er das so nicht mehr weiter machen will.
Das allein als Grund muss Dir reichen und reicht auch völlig aus. Nimm das endlich hin.
Da gibt es kein: Ja, aber ...
Es ist zu Ende, er hat seine Entscheidung getroffen und dass sicher nicht leichtfertig, was die Trennung um so konsequenter macht.
Er mag Dich, er hat Dich immer gemocht, aber das ist keine Basis für eine Beziehung. Und dass Du dir einbildest, Ihr hättet gut harmoniert, hilft Dir auch nichts, sondern dient nur dazu, den Schmerz abzuschwächen. Es ist eine Illusion, denn hättet Ihr so toll harmoniert, wie Du Dir einbildest, wäre er noch da!
Es stimmt schlichtweg nicht, was Du Dir in Deiner Fantasie da zurecht legst. Und wenn Du ehrlich gegenüber Dir selbst wärst, könntest Du mittlerweile auch sehen, dass es gewaltige Schieflagen gab, die nicht nur er bemerkt hat.
Ich habe irgendwann ziemlich genau erkannt und gesehen, was zwischen uns ablief und was nicht funktionierte. Aber bis ich das Theaterstück, das wir zwei da aufgeführt hatten, analysieren konnte, verging sicher ein Jahr. Da war ich dann endlich aus der Zeit der Gefühle raus, dem Schmerz, dem Vermissen, der Wut, dem Unverständnis, der Enttäuchschung über ihn und auch über mich selbst. Und erst dann, also diese Gefühle verebbt waren und ich gar nicht mehr viel an ihn dachte, da "sah" ich das erbärmliche Drama, dass wir da fabriziert hatten.
Nicht nur er, sondern ich auch.
Eine Trennung kommt nicht einfach, weil einer nicht mehr mag. Wenn einer nicht mehr mag, dann gab es schon vorher jede Menge Knirschen und Knartzen im Gebälk, das nicht gesehen und nicht beachtet wurde. Wenn er nicht mehr mag, ist der Zug schon abgefahren.
Die Weichen wurde aber schon viel früher falsch gestellt - von ihm, aber auch von Dir.
Du hast Anteil an der Trennung und er auch. Ich denke, Ihr hattet auch ein massives Ungleichgewicht der Kräfte. Er war stärker und damit konntest Du Deine Schwachheit ausleben. Er hat sich ja auch darüber beklagt, dass Du nicht recht in die Gänge kommst, Dich hängen lässt. Und irgendwann hatte er es satt, Betreuer und Therapeut für Dich zu sein.
Beziehungen mit einem Ungleichgewicht gehen selten gut.
In funktionierenden Beziehung, in denen jeder seinen Platz hat und jeder sich wohl fühlt, kann man sich ausgleichen. Mein Partner ist z.B. immer sehr freundlich zu Mitmenschen, sehr höflich und verbindlich. Ich bin da oft viel herber und ruppiger.
Daher überlasse ich es gerne ihm, dass er z.B. mal mehr mit den Nachbarn plauscht, weil ich weiß, dass ich oft keine Lust dazu habe.Er macht das gut, besser als ich und davon profitiere auch ich.
Andere Dinge, wenn es darum geht, Position zu beziehen, auch mal Grenzen zu setzen, da bin ich wieder "besser", weil ich durchsetzungsstärker bin.
Ich denke, dass es bei Euch nicht so war und davor verschließt du die Augen.
Im Endeffekt ist es gut, dass die Beziehung zu einem Ende kam, denn irgendwann hatte sie kein Potential mehr. Er vermisste etwas und irgendwann war das so stark, dass er gehen musste.
Da hilft es Dir jetzt auch nichts, wenn Du Dir einbildest, es hätte doch so gut funktioniert zwischen Euch oder es könnte funktionieren.
Dafür ist es definitiv zu spät! Also sieh den Tatsachen ins Auge, allein das zählt!
Oder glaubst Du vielleicht, er macht sich so viele Gedanken über Dich und versucht sich, in Dich hinein zu versetzen? Ich bin mir sicher, dass er das nicht tut, sondern der Überzeugung ist, dass seine Entscheidung richtig war.
Sonnenblume
Wir gleichen uns also auch, obwohl die Fähigkeiten verschieden sind. Aber keiner von beiden empfindet ein Ungleichgewicht, weil jeder für was Anderes zuständig ist.