Der lange Weg...
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Re: Der lange Weg...
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Zuletzt geändert von schiffchen92 am Mi 21. Feb 2018, 18:56, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Der lange Weg...
Als ich den letzten Post von Dir gelesen hatte, keimte Wut in mir auf und ich dachte mir: Herrgott, jetzt geht das ca. 40 Seiten in diesem Thread so dahin und sie tut das, was sie immer tat. Flüchtet sich in Schuldgefühle, die ihr Leben blockieren und einschränken. Spioniert in anderer Leute Leben rum und versucht, auch nur einen Halm davon zu erhaschen, weil ihr Leben nichts wert ist.schiffchen92 hat geschrieben:Der Post war zwar in einem sehr emotionalen Moment verfasst, aber im Großen und Ganzen hast du einfach Recht.
Ich hatte das deutliche Gefühl, dass Dir jeder hier immer wieder mal Zuspruch und Verständnis entgegen brachte, Dir jede Menge Tipps gab und was hast Du getan: zwar alles dankbar aufgenommen, denn Du hast ja gemerkt, dass sich einige Leute hier mit Dir beschäftigt haben, aber es ist für die Katz.
Manchmal muss man die Menschen auch brüskieren, damit sie halbwegs wach werden.
Und was bringt Dir das auch? Nichts, außer dass Du immer wieder das Gefühl hast, dass andere Leute leben, glücklich sind, während Dein Leben traurig und ereignislos vor sich hin dümpelt wie in einer Wiederkehr im Fluss. Da bewegt sich nichts in Dir, aber Du saugst gierig kleinste Steinchen aus seinem Leben auf und weißt doch, dass es Dir nicht hilft und Dir nicht gut tut und dass es Quatsch ist, weißt Du auch. Was soll es denn schon bedeuten, wenn er "forever" schreibt. Es ist ein Wort, dessen Sinn sehr schnell verblassen kann.schiffchen92 hat geschrieben:Aber eine Woche lang nicht, weil ich mir immer in Erinnerung gerufen haben: Du willst dein Leben lang nicht in dieser Opferrolle bleiben und du musst dich jetzt mal zusammenreißen.
Aber bitte pachte dieses "forever" nicht für Dich, denn bisher bist Du forever traurig und deprimiert und lässt das Leben an Dir vorbei ziehen.
Na klar hast Du Deinen Teil beigetragen, denn das ist immer so. Bei einer Trennung sind immer beide Schuld, wenn Du dieses Wort gebrauchen willst. Jeder hat seinen Anteil an Schuld eingebracht, aber bei näherem Hinsehen ist die Schuld ziemlich gleich verteilt und somit hebt sie sich auch wieder auf. Denn das Verhalten des Einen bedingt das des Anderen und umgekehrt. Dass sich da Spiralen an schädlichen Verhaltensweisen bilden, ist eigentlich logisch, weil beiden die Einsicht und der Weitblick fehlt.schiffchen92 hat geschrieben:Auch ich habe meinen deutlichen Teil zum Scheitern dieser Beziehung beigetragen und Verantwortung abgegeben. Weil ich selbst nicht mehr (immer noch micht) glücklich bin mit mir.
Und so manche Beziehung geht dann eben kaputt, weil ihre Zeit abgelaufen ist. Ich denke durchaus, dass Beziehungen ihre Zeit haben. Manche halten, aber auch das ist nicht zum Nulltarif zu haben, denn auch hier kriselt es zeitweise ganz gewaltig und beide Partner müssen sich immer wieder neu justieren, um nicht in einer Endlosschleife zu landen.
Wenn Du nicht lernst, Verantwortung zu übernehmen, dann wird das nicht von Dauer sein. Und daran fehlt es Dir ganz gewaltig: Du beschuldigst Dich zwar permanent selbst, weil Du hier und da Verantwortung abgegeben hast, aber für Dich selbst übernimmst Du keine Verantwortung. Denn sonst sähe Dein Leben jetzt anders aus. Wer soll es denn für Dich richten, wenn Du es nicht endlich mal selbst tust? Es kommt keiner, der Dir sagt, ach Du armes Schiffchen, ich zeig Dir jetzt mal wie man sein Leben gestalten kann. Denn dann verweigerst Du es eh und ziehst Dich wieder in Deine Opferrolle zurück: Ach bitte, fordere nichts von mir, ich will lieber traurig sein und weinen und mich an Deine Schulter anlehnen.schiffchen92 hat geschrieben:Und allein diese Woche hat mir so viel gegeben... Abstand. Gedanklich und auch emotional.
Ja, das darfst Du auch, aber nicht dauernd!
Was ist denn Trotz? Überlege mal. Trotz ist eine Schutzreaktion, eine Art Abgrenzung und eine Grenzziehung. Und warum tut man das? NIcht weil man ein schlechter Mensch ist, sondern weil man spürt, dass man Grenzen ziehen muss. Und da man es auf die reife Tour nicht schafft, fällt man halt in eher kindlich-hilflose Verhaltensweisen zurück.schiffchen92 hat geschrieben:Ich denke dass ich sehr trotzig reagiert habe, auch die letzten 10 Monate.
Ich war auch oft trotzig, ich bin es heute manchmal noch und ich fühle mich nicht wohl damit. Aber es hat immer damit zu tun, dass mir was abverlangt wird, dass ich in etwas gepresst werde, was mir zuwider ist und was ich nicht will. Und dann werde ich bockig, so wie früher, und keine Macht der Welt kann mich dazu bringen, etwas zu tun, was ich nicht will.
Ich habe mir schon manche Freundschaft verdorben. Nicht weil ich bewusst trotzig war oder überreagiert habe, sondern es war eher ein stiller Trotz. Der Gedanke dahinter ist, nein, ich will nicht, ich will es nicht so.
Das war oft der Fall, wenn andere Kontakt haben wollten und ich das als Bedrängung empfunden habe. Dann habe ich mich in einer Trotzhaltung zurück gezogen, denn der Andere verlangte mir was ab, was ich nicht geben konnte, weil es eine Einschränkung für mich bedeutete. Trotz ist immer eine Reaktion auf Druck.
Und woher kam der Druck, den Du empfunden hast. Vermutlich von ihm und Du musstest Dich dann eben zurückziehen und Dich schützen, weil es zuviel war.
Insofern ist an Trotz nicht nur etwas Verwerfliches. Trotz kann auch eine gesunde Verhaltensweise sein, denn Trotz ist immer Verweigerung. Und Verweigerung ist eine Folge von Druck.
Alles ganz einfach und daher sage ich Dir: Eure Beziehung war festgefahren und bestand aus gegenseitigen schädlichen Verhaltensweisen, die sich bedingten. Keine Re-aktion (Trotz ist immer eine Reaktion) ohne vorherige Aktion von anderer Seite.
Vielleicht hiflt Dir das, das jetzt endlich mal zu relativieren.
Verantwortung für das eigene Leben und für sich zu übernehmen, heißt auch, in der Lage sein, sich selbst zu verzeihen. Ohne Aussöhnung mit sich selbst bleibt alles nur Stückwerk. Dein Leben ist derzeit auch ein Stückwerk, denn Du verweigerst Dir selbst Lebensqualität und Lebensfreude. Auch das ist eine Trotzhaltung, denn Leben ist für die anderen, aber nicht für mich.
Ja, das ist auch eine weit verbreitete Schutzhaltung. Eine Art Verweigerung, den eigenen Anteil zu sehen. Der andere ist schuld, denn der war ja so böse oder hat alles schleifen lassen, er hat mich nicht verstanden und er war nicht in der Lage, mir Halt zu geben. Und überhaupt hat er hier und da und dort alles falsch gemacht und ich war die Leidtragende, weil das die Rolle ist, die ich mir für mein Leben ausgesucht habe.schiffchen92 hat geschrieben:Die Erkenntnis hatte ich schon mal, und dann kam die perfekte Ausrede mich nicht mehr mit den Gründen auseinander setzen zu müssen, denn die lagen ja bei ihm bzw. Den Umstände, dass er Schluss gemacht hat.
Es ist normal, nach einer Trennung das so zu machen, denn man ist emotional dermaßen durch den Wind, dass man sich krampfhaft an etwas festhalten muss und das ist die Entlastung des eigenen Ichs. Der Andere ist schuld, nicht ich. Es ist eine verständliche Schutzreaktion.
Aber normalerweise fängt man dann im Lauf von einigen Monaten klarer zu sehen und erkennt auf einmal: Hoppla, so einfach und schwarzweiß ist meine Sichtweise vielleicht doch nicht. Womöglich habe ich auch meinen Teil dazu beigetragen.
Ja, bitte verweigere Dir die Erkenntnis nicht. Es ist gut so, wie es gekommen ist. Selbstverständlich darfst Du mit einem traurigen Auge darauf schauen, denn es ist ja auch bedauerlich. Aber das andere Auge solllte auch mal nach vorne schauen, mit Neugierde in die Welt blicken und positive Dinge aufnehmen und dann zieht das traurige Auge irgendwann nach. Denn die Vergangenheit ist vergangen, sie kommt nicht zurück, es gibt kein zurück auf "Los" und es geht weiter wie bisher. Aber vielleicht, vielleicht, kriegst Du in der neuen Runde dieses Mal die Schlossallee, die er Dir weggeschnappt hast. Für Dich blieb leider nur die Badstraße, die nicht viel einbringt.schiffchen92 hat geschrieben:Jetzt muss ich nur noch lernen zu akzeptieren, dass es so passiert ist, dass sich unsere Wege getrennt haben und auch nicht mehr zusammen führen werden.
Aus der Haltung musst Du raus, denn Du verweigerst Dein Leben.
Und noch was: wenn Du so weiter machst, boykottierst Du Deine jetzige Beziehung, Was Du hier machst, ist Verrat am Partner. Oh je, schon wieder bist Du schuld. Aber es ist so! Es ist aber nicht zu spät, denn Du kannst hier gut machen, was Du in der vorherigen Beziehung verbockt hast. Wäre das nicht eine tolle Vorstellung, das zu schaffen? In eine sonnige Zukunft zu gehen, eins mit sich und der Welt? Und die Welt zu entdecken (Reisen ist dazu nicht zwigend notwendig) und sich auch Lebensfreude zuzugestehen, trotz all der Fehler, die jeder täglich macht. Versuche es doch einfach mal. Jeden Tag ein bißchen die Nase raushalten, mal allein ins Café zu gehen und eine blöde Frauenzeitschrift zu lesen und es sich wohl sein zu lassen. Selbstverständlich hast Du freie Wahl. Du kannst auch Deckchen häkeln, die keiner braucht, wenn es Dir Spaß macht oder schauderhafte Pullis stricken. Oder einfach mal einen Sportkurs belegen, wo Du andere Leute (auch Frauen sind Menschen!) triffst, die sich abmühen und doch Spaß dran haben. Oder Du kaufst Dir eine Maultrommel oder eine Blockflöte. Du siehst, es gibt viele Möglichkeiten. Auch andere Kochrezepte kann man ausprobieren oder mal einen Ausflug mit dem Partner machen und gemeinsam zu wandern oder etwas anzuschauen.
Bitte lass den Zug des Lebens nicht nur an Dir vorbei ziehen, sondern spring endlich selbst mit auf.
Ein Anfang ist gemacht - immerhin.
Sonnenblume
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Re: Der lange Weg...
Möglicherweise - aber wirklich nur möglicherweise - hat es Jemand in Deinem Leben perfekt geschafft, Dir Schuldgefühle einzuimpfen. Oft sind es die Eltern, aber nicht immer oft manchmal nur zum Teil.
Wenn man als Kind lernt, man ist nicht gut genug, dass einem eine beständige Liebe entgegengebracht wird, dann entwickelt ein Kind Schuldgefühle. Ich bin nicht so, wie man mich haben will und daran bin ich schuld ... Ich bin Liebe zu wenig wert, ich müsste so und so sein, ich müsst hier und da besser sein, dann ...
Und - zack - sind sie da, die Schulgefühle. Kinder suchen immer die Schuld bei sich, auch Jugendliche tun das gerne, z.B. wenn die Eltern sich trennen. Wenn ich immer lieb und brav gewesen wäre, dann ... wäre Vati nicht gegangen, dann hätten Mama und Papa nicht dauernd gestritten. Das ist ein Mechanismus bei Kindern.
Und dann ist Dein Vater recht früh verstorben. Vielleicht hat Dir Deine Mutter in ihrer Trauer zu viel aufgebürdet, vielleicht hast Du unbewusst Ansprüche an Dich gespürt, die Du gar nicht erfüllen konntest, weil Du kein Partner bist, sondern das Kind und weil Du nicht das ausgleichen kannst, wenn Du zu jung bist. Ich spekuliere hier mal so vor mich hin, aber auch Therapeuten sind oft nicht so doof, wie man sie vielleicht einschätzt.
Wenn ein Elternteil geht - durch Trennung oder Tod - lastet oft sehr viel auf den Kindern, die sich auf einmal für das Wohlergehen des anderen Elternteils verantwortlich fühlen und damit überfordert sind. Ich beobachte das bei einem Sohn meiner Freundin, deren Mann innerhalb von zwei Stunden das gemeinsame Leben verlassen hat (das nächste Nest bei der Freundin stand schon fix und fertig bereit). Sie hat drei Kinder und der Jüngste hängt sich jetzt sehr an die Mutter (der Vater sucht keinen Kontakt mit den Kindern) und versucht immer wieder, besonders lieb zu sein, dieses und jenes für sie zu machen, sie aufzuheitern usw.
Das was der Vater verbockt und verweigert hat, glaubt er ausgleichen zu müssen.
Ich beobachte das mit einer gewissen Sorge, weil er auf einmal die Rolle des fehlenden Ehegatten zu übernehmen versucht, damit es der Mutter wieder gut geht.
Und so was ist nicht gut, weil hier Rollen vermischt werden, die sich nicht vermischen lassen. Ein Partner ist ein Partner und ein Kind ist ein Kind und bleibt ein Kind und kann keinen Partner ersetzen.
Dies nur mal aus Anregung, darüber ein wenig nachzudenken.
Du bist ja noch recht jung, das ganze Leben liegt vor Dir und eigentlich ist es zu früh, sich mit Schuldgefühlen rumzuplagen, die hausgemacht sind. Verändere Deine Sichtweise auf Dich. Du darfst auch Kind sein, Du darfst auch mal kindlich und kindisch reagieren, aber gleichzeitig musst Du allmählich auch erwachsen werden und Dich für Dein Leben verantwortlich zu fühlen. Du hast noch viel vor Dir. Bei mir ist das anders, ich habe vermutlich die Hälfte meiner Lebenszeit überschritten. Ich habe auch viel falsch gemacht, bin sehenden Auges in Fallen getappt, habe meine Träume kultiviert und bin ihnen hinterher gelaufen, habe die Realität nicht gesehen, habe gelogen, geschwindelt, betrogen, gestohlen (nur zweimal, einmal einen Lutscher im Konsummarkt und einmal fünfzig Pfennige von meiner Freundin, ich Schuft. Beim zweiten Mal wurde ich erwischt und musste das Geld zurückgeben und mich entschuldigen. Das war mir eine Lehre), ich war und bin oft nicht partnerschaftlich, verweigere unangenehme Gespräche, bin manchmal übel gelaunt und auch überfordert. Ich mache 1000 Fehler und mehr. So what? Es ist Menschsein und Menschen machen Fehler und haben schlechte Eigenschaften. Jeder, außer vielleicht Mutter Theresa.
Aber sie können sich dennoch weiter entwickeln, Dinge und Zusammenhänge erkennen und entwirren und auf einmal wird doch noch ein Schuh daraus. Das Leben ist noch nicht abgelebt, also bestehen noch jede Menge Chancen auf Wachstum. Manches ist besser geworden, bei anderen Dingen trappse ich noch auf der Stelle. Das ist so, aber es gibt halt kein Leben ohne Fehler und ohne Tadel.
Verwerflich finde ich es, wenn man wissentlich stehen bleibt und es sich verweigert, dass man eingepflanzte Muster auch zumindest ein wenig beheben kann.
Jeder hat seine Dämonen und ich spreche bewusst davon, denn sie lauern im Unterbewusstsein. Sie sind es, die Dir einreden, dass Du nicht gut genug bist, dass Du schuld bist, dass Du hier und dort unverzeihliche Fehler gemacht hast und sie haben Dich prima im Griff. Sie treiben Dich an, schau doch mal auf FB, was es Neues bei ihm gibt, sie flüstern Dir ein, dass Du die Beziehung zum Ex. verbockt hast und sie sorgen vor allem liebend gerne für Wiederholung. Wenn Du merkst, dass Du immer wieder in alte Muster zurückfällst, Dir unbewusst eine Wiederholung von bereits Durchlebtem suchst, dann sind sie am Werk.
Sie haben mich auch immer wieder kein gehalten und mir gesagt: Siehst Du, wieder mal hast Du einen Fehler gemacht, dies und jenes übersehen und das nicht beachtet und überhaupt sind alle Anderen besser als Du. Auch das sind Schuldgefühle. Ich bin nicht gut genug ... das altbekannte Muster, nur erfolgreich ins Erwachsenenleben transportiert und da wirkt es weiter.
Jetzt nicht mehr, denn wenn Du die Dämonen erkennst und ans Tageslicht zerrst, verlieren sie ihre Wirkung. Sie sind noch da, sie lauern immer noch auf ihre Chance, sie warten auf instabile Gefühlszustände, wo sie zuschlagen, denn sie wollen das weiter leben, was sie Dir erfolgreich eingeredet haben. Aber man kann sie dann in Schach halten, sie zurückschicken in den Schrank und sagen: okay, da habe ich Fehler gemacht, dort versagt, hier bin ich gescheitert, aber das ist normal, denn es ist Menschsein und kein Grund zur Verzweiflung. Und jetzt lasst Ihr mich bitte mit Euren uralten und abgedroschenen Sprüchen mal wieder in Ruhe. Ich bin gut genug und nicht schlechter als Andere und damit basta. Was passiert? Sie merken, sie können mich nicht mehr aus ihrem dunklen Ort heraus drangsalieren, quälen und beeinträchtigen und ziehen ab und verkrümeln sich wieder in ihren Schrank.
In dem Moment, wo Du erkennst, warum sie da sind und warum sie Dir dies und jenes einflüstern und Dich steuern, hast Du gewonnen. Du bist ihnen überlegen und kannst sei eindämmen.
Schuldgefühle sind Verhinderer und Blockierer. Wie manche Menschen, die überall nur Hindernisse und Schlechtes sehen und daher nicht vorwärts gehen können, weil das Licht dort vorne nur für die Anderen ist. Ich bin es nicht wert, ans Licht zu kommen, ich bin nicht gut genug ...
Schiffchen, jetzt mach Dir mal ab und an so Deine Gedanken über Dich. Manches lässt sich entwirren, manches nicht. Dann ist es eben so und so was geht auch nicht innerhalb von zwei Monaten. Wer erfolgreich seit Jahren oder gar Jahrzehnten von unberechtigten Schuldgefühlen gequält wird, legt sie nicht innerhalb kurzer Zeit ab. Aber die Zeit ist ein nicht zu unterschätzender Faktor und irgendwann kann jeder Dödel erkennen, was bei ihm schief läuft. Die meisten aber wollen es gar nicht wissen, sondern ziehen weiterhin im trüben Wasser ihre alte bekannten Bahnen - ohne Hirn und ohne Ziel.
Entscheide Dich für einen anderen Weg und arbeite daran. Du kannst nur gewinnen, aber niemals verlieren, denn nichts ist umsonst im Leben.
Ansonsten liest sich Dein letzter Post schon sehr viel positiver und gelöster. Vielleicht findest Du allmählich eine andere Abzweigung, die Du ausprobierst. Die Ampel steht auf grün, also geh los!
Stehen bleiben, die alten Muster bedienen und stecken bleiben, das ist sträflich, wenn man es immer wieder wiederholt.
Und viel Spaß im Urlaub. Lass den Elektronikscheiß zu Hause verrotten, Du brauchst den Krampf zum Leben nicht und was passiert ist, erfährst Du früh genug. Nimm Dir die Zeit, für Dich da zu sein und für Dich zu sorgen, alles andere ist Zeitverschwendung, vor allem wenn man seine neugierige Nase in anderer Leute leben steckt, weil das eigene Leben zu ereignislos ist.
Sonnenblume
Wenn man als Kind lernt, man ist nicht gut genug, dass einem eine beständige Liebe entgegengebracht wird, dann entwickelt ein Kind Schuldgefühle. Ich bin nicht so, wie man mich haben will und daran bin ich schuld ... Ich bin Liebe zu wenig wert, ich müsste so und so sein, ich müsst hier und da besser sein, dann ...
Und - zack - sind sie da, die Schulgefühle. Kinder suchen immer die Schuld bei sich, auch Jugendliche tun das gerne, z.B. wenn die Eltern sich trennen. Wenn ich immer lieb und brav gewesen wäre, dann ... wäre Vati nicht gegangen, dann hätten Mama und Papa nicht dauernd gestritten. Das ist ein Mechanismus bei Kindern.
Und dann ist Dein Vater recht früh verstorben. Vielleicht hat Dir Deine Mutter in ihrer Trauer zu viel aufgebürdet, vielleicht hast Du unbewusst Ansprüche an Dich gespürt, die Du gar nicht erfüllen konntest, weil Du kein Partner bist, sondern das Kind und weil Du nicht das ausgleichen kannst, wenn Du zu jung bist. Ich spekuliere hier mal so vor mich hin, aber auch Therapeuten sind oft nicht so doof, wie man sie vielleicht einschätzt.
Wenn ein Elternteil geht - durch Trennung oder Tod - lastet oft sehr viel auf den Kindern, die sich auf einmal für das Wohlergehen des anderen Elternteils verantwortlich fühlen und damit überfordert sind. Ich beobachte das bei einem Sohn meiner Freundin, deren Mann innerhalb von zwei Stunden das gemeinsame Leben verlassen hat (das nächste Nest bei der Freundin stand schon fix und fertig bereit). Sie hat drei Kinder und der Jüngste hängt sich jetzt sehr an die Mutter (der Vater sucht keinen Kontakt mit den Kindern) und versucht immer wieder, besonders lieb zu sein, dieses und jenes für sie zu machen, sie aufzuheitern usw.
Das was der Vater verbockt und verweigert hat, glaubt er ausgleichen zu müssen.
Ich beobachte das mit einer gewissen Sorge, weil er auf einmal die Rolle des fehlenden Ehegatten zu übernehmen versucht, damit es der Mutter wieder gut geht.
Und so was ist nicht gut, weil hier Rollen vermischt werden, die sich nicht vermischen lassen. Ein Partner ist ein Partner und ein Kind ist ein Kind und bleibt ein Kind und kann keinen Partner ersetzen.
Dies nur mal aus Anregung, darüber ein wenig nachzudenken.
Du bist ja noch recht jung, das ganze Leben liegt vor Dir und eigentlich ist es zu früh, sich mit Schuldgefühlen rumzuplagen, die hausgemacht sind. Verändere Deine Sichtweise auf Dich. Du darfst auch Kind sein, Du darfst auch mal kindlich und kindisch reagieren, aber gleichzeitig musst Du allmählich auch erwachsen werden und Dich für Dein Leben verantwortlich zu fühlen. Du hast noch viel vor Dir. Bei mir ist das anders, ich habe vermutlich die Hälfte meiner Lebenszeit überschritten. Ich habe auch viel falsch gemacht, bin sehenden Auges in Fallen getappt, habe meine Träume kultiviert und bin ihnen hinterher gelaufen, habe die Realität nicht gesehen, habe gelogen, geschwindelt, betrogen, gestohlen (nur zweimal, einmal einen Lutscher im Konsummarkt und einmal fünfzig Pfennige von meiner Freundin, ich Schuft. Beim zweiten Mal wurde ich erwischt und musste das Geld zurückgeben und mich entschuldigen. Das war mir eine Lehre), ich war und bin oft nicht partnerschaftlich, verweigere unangenehme Gespräche, bin manchmal übel gelaunt und auch überfordert. Ich mache 1000 Fehler und mehr. So what? Es ist Menschsein und Menschen machen Fehler und haben schlechte Eigenschaften. Jeder, außer vielleicht Mutter Theresa.
Aber sie können sich dennoch weiter entwickeln, Dinge und Zusammenhänge erkennen und entwirren und auf einmal wird doch noch ein Schuh daraus. Das Leben ist noch nicht abgelebt, also bestehen noch jede Menge Chancen auf Wachstum. Manches ist besser geworden, bei anderen Dingen trappse ich noch auf der Stelle. Das ist so, aber es gibt halt kein Leben ohne Fehler und ohne Tadel.
Verwerflich finde ich es, wenn man wissentlich stehen bleibt und es sich verweigert, dass man eingepflanzte Muster auch zumindest ein wenig beheben kann.
Jeder hat seine Dämonen und ich spreche bewusst davon, denn sie lauern im Unterbewusstsein. Sie sind es, die Dir einreden, dass Du nicht gut genug bist, dass Du schuld bist, dass Du hier und dort unverzeihliche Fehler gemacht hast und sie haben Dich prima im Griff. Sie treiben Dich an, schau doch mal auf FB, was es Neues bei ihm gibt, sie flüstern Dir ein, dass Du die Beziehung zum Ex. verbockt hast und sie sorgen vor allem liebend gerne für Wiederholung. Wenn Du merkst, dass Du immer wieder in alte Muster zurückfällst, Dir unbewusst eine Wiederholung von bereits Durchlebtem suchst, dann sind sie am Werk.
Sie haben mich auch immer wieder kein gehalten und mir gesagt: Siehst Du, wieder mal hast Du einen Fehler gemacht, dies und jenes übersehen und das nicht beachtet und überhaupt sind alle Anderen besser als Du. Auch das sind Schuldgefühle. Ich bin nicht gut genug ... das altbekannte Muster, nur erfolgreich ins Erwachsenenleben transportiert und da wirkt es weiter.
Jetzt nicht mehr, denn wenn Du die Dämonen erkennst und ans Tageslicht zerrst, verlieren sie ihre Wirkung. Sie sind noch da, sie lauern immer noch auf ihre Chance, sie warten auf instabile Gefühlszustände, wo sie zuschlagen, denn sie wollen das weiter leben, was sie Dir erfolgreich eingeredet haben. Aber man kann sie dann in Schach halten, sie zurückschicken in den Schrank und sagen: okay, da habe ich Fehler gemacht, dort versagt, hier bin ich gescheitert, aber das ist normal, denn es ist Menschsein und kein Grund zur Verzweiflung. Und jetzt lasst Ihr mich bitte mit Euren uralten und abgedroschenen Sprüchen mal wieder in Ruhe. Ich bin gut genug und nicht schlechter als Andere und damit basta. Was passiert? Sie merken, sie können mich nicht mehr aus ihrem dunklen Ort heraus drangsalieren, quälen und beeinträchtigen und ziehen ab und verkrümeln sich wieder in ihren Schrank.
In dem Moment, wo Du erkennst, warum sie da sind und warum sie Dir dies und jenes einflüstern und Dich steuern, hast Du gewonnen. Du bist ihnen überlegen und kannst sei eindämmen.
Schuldgefühle sind Verhinderer und Blockierer. Wie manche Menschen, die überall nur Hindernisse und Schlechtes sehen und daher nicht vorwärts gehen können, weil das Licht dort vorne nur für die Anderen ist. Ich bin es nicht wert, ans Licht zu kommen, ich bin nicht gut genug ...
Schiffchen, jetzt mach Dir mal ab und an so Deine Gedanken über Dich. Manches lässt sich entwirren, manches nicht. Dann ist es eben so und so was geht auch nicht innerhalb von zwei Monaten. Wer erfolgreich seit Jahren oder gar Jahrzehnten von unberechtigten Schuldgefühlen gequält wird, legt sie nicht innerhalb kurzer Zeit ab. Aber die Zeit ist ein nicht zu unterschätzender Faktor und irgendwann kann jeder Dödel erkennen, was bei ihm schief läuft. Die meisten aber wollen es gar nicht wissen, sondern ziehen weiterhin im trüben Wasser ihre alte bekannten Bahnen - ohne Hirn und ohne Ziel.
Entscheide Dich für einen anderen Weg und arbeite daran. Du kannst nur gewinnen, aber niemals verlieren, denn nichts ist umsonst im Leben.
Ansonsten liest sich Dein letzter Post schon sehr viel positiver und gelöster. Vielleicht findest Du allmählich eine andere Abzweigung, die Du ausprobierst. Die Ampel steht auf grün, also geh los!
Stehen bleiben, die alten Muster bedienen und stecken bleiben, das ist sträflich, wenn man es immer wieder wiederholt.
Und viel Spaß im Urlaub. Lass den Elektronikscheiß zu Hause verrotten, Du brauchst den Krampf zum Leben nicht und was passiert ist, erfährst Du früh genug. Nimm Dir die Zeit, für Dich da zu sein und für Dich zu sorgen, alles andere ist Zeitverschwendung, vor allem wenn man seine neugierige Nase in anderer Leute leben steckt, weil das eigene Leben zu ereignislos ist.
Sonnenblume
Re: Der lange Weg...
@Sonnenblume10 super gut geschrieben und beschrieben. Vielen Dank
@ schiffchen92 ich verstehe dich Grundlegend sehr gut und mir fällt es schwer überhaupt eine Kontaktsperre auf zu bauen.
Ich hoffe es zu schaffen, viel Glück auch dir.
@ schiffchen92 ich verstehe dich Grundlegend sehr gut und mir fällt es schwer überhaupt eine Kontaktsperre auf zu bauen.
Ich hoffe es zu schaffen, viel Glück auch dir.
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Zuletzt geändert von schiffchen92 am Mi 21. Feb 2018, 18:56, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Der lange Weg...
schiffchen92 du schaffst das und es fällt jedem schwer seine Gefühle im Zaun zu halten, wenn es um Ex. Partner geht
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Weil Dir anerzogen wurde, dass Du unterm Schlussstrich immer die Schuld hast oder zumindest den Hauptanteil der Schuld trägst.schiffchen92 hat geschrieben: – Trugschluss, ich weiß, denn auch er war nicht vollkommen und hat seinen Beitrag geleistet. Aber den kann ich komischerweise verzeihen..
Ich finde es sehr interessant, was Du über Deine Schwester und Mutter schreibst, denn es ist wichtig, diese Dinge in sich zu klären. Ich habe viel später als Du und auch durch Nachdenken, Erinnern an die schlimmen Dinge (die sich meist mehr einbrennen als die positiven), durch Lesen von Büchern von Bert Hellinger und auch durch das Lesen alter Briefe an meinen Vater viel gelernt. Meine Mutter hat viel falsch gemacht, vor allem an heutigen Erziehungsmaßstäben gemessen, aber ich weiß, dass sie immer nur das Beste für die Familie wollte. Sie war selbst beschädigt (Krieg, Vertreibung, Flucht in den Westen, Neuanfang unter schwierigen Bedingungen) und wahrscheinlich auch in vielem falsch erzogen worden. Und das hat sie einfach weiter gelebt und weiter abgespult im Verhalten gegenüber dem Mann und den Kindern. Meine Mutter war sicher mehr geschädigt als mein Vater.
Ich sehe das und ich kann die Ursachen dafür erahnen. Und daher konnte ich mittlerweile auch meinen Frieden damit machen.
Jeder, der Kinder hat, erzieht sie nach den Maßstäben, die er kennt und dass dabei Fehler passieren, dass Geschwister ungleich behandelt werden, ist unvermeidlich. Aber menschlich. Und das entschuldigt doch vieles, zumal vielen Menschen gar nicht bewusst ist, wie sich bestimmte Verhaltensweisen auf die kindliche Seele auswirken.
Wieso hast Du Schuldgefühle gegenüber Deiner Mutter? Sie hat es gut gemeint, sie war sich vieler Dinge nicht bewusst und sie konnte es nicht besser, da auch sie erzogen und auch deformiert worden war. Und nur, weil Du jetzt allmählich klarer siehst, wie die Zusammenhänge sind, bedeutet das nicht, dass Du sie hintergehst und sie in Dir schlecht machst. Sie ist so wie sie ist und das darfst Du auch feststellen. Dass da einige unschöne Dinge aufs Tablett kommen, ist klar. Aber Du musst sie deswegen nicht beschuldigen und schon gar nicht schon wieder Dich selbst. Das ist ja genau das, was Du immer getan hast - die Schuldgefühle sind in Dir drin, weil sie Dir anerzogen wurden, aber nicht aus bösem Willen.
Bring Verständnis dafür auf, denn auch Du würdest jede Menge Fehler machen, wenn Du ein Kind hättest.
Man kann die Tatsachen anschauen, man darf sie anschauen, aber man muss andere dafür nicht verurteilen.
Das ist genau das, was Du verinnerlicht hast. Mitlerweile weißt Du, woher das Programm bei Dir kommt und dieses Wissen wird Dich auf längere Sicht auch dazu befähigen, etwas liebevoller mit Dir selbst umzugehen, denn Du spulst ja nur wieder Dein Programm ab. Du kannst die Schuldgefühle relativieren, denn sie sind vielleicht da, müssen Dir aber nicht weiterhin Dein Leben versauen, eben weil Du weißt, was in Dir abläuft. Das ist genau das, was mein Therapeut mir erklärt hat. Die Dinge ins Bewusstsein heben und sie verlieren ihre Macht und ihren Schrecken.schiffchen92 hat geschrieben:Meine Mama hat uns durch Schuldgefühle erzogen und durch Emotionen.
Mein Partner sagt auch oft, mit mir kann man nicht diskutieren. Stimmt, ich diskutiere nicht. Wenn mir was zu viel ist oder er anderer Meinung ist, entziehe ich mich und lasse ihn mit seiner Meinung stehen. Ich rücke aber auch nicht von meiner Meinung ab. Ich finde Diskussionen nutzlos, denn meist dreht man sich nur im Kreis und jeder beharrt auf seiner Sichtweise. Also in Ruhe lassen und das eigene Ding machen. Das ist meine Masche, ob gut oder schlecht. Ich streite nicht wegen Kleinigkeiten, weil es Energieverschwendung ist und ich will ihn nicht missionieren mit meiner Meinung, aber ich will auch nicht missioniert werden.schiffchen92 hat geschrieben: hat sie diese mit uns nicht ausdiskutiert, sondern uns angeschwiegen, uns ein „ist ja gut, wenn du das so siehst“ entgegen gebracht
Ich bin so erzogen worden. Auch bei uns wurde viel unter den Teppich gekehrt und viel geschwiegen. Für mich ist das normal und ich finde es nicht weiter störend. Für meinen Partner ist das durchaus öfters anstrengend, aber da kann ich auch nicht aus meiner Haut raus.
Ich kann mich nicht anders machen als ich bin und ich habe deswegen auch keine Schuldgefühle. Wenn Du in einem Elternhaus aufwächst, wo vieles nicht beredet und besprochen wurde, dann bist Du meistens auch so. Und dann kannst Du Dich nicht anders machen.
Das finde ich total faszinierend, dass Geschwister, die von denselben Eltern stammen und erzogen wurden, oft eine völlig unterschiedliche Sichtweise auf die Kindheit haben. Meine Schwester (vier Jahre jünger) war sehr eng mit meinem Vater zusammen, auch noch in ihrer Jugendzeit, weil meine Mutter recht früh schwer krank geworden ist. Ich fühlte da oft Eifersucht und dachte mir, sie wird verzogen. Stimmte auch, aber heute habe ich damit keine Probleme mehr.schiffchen92 hat geschrieben:Zudem sagte meine Schwester, dass meine Mama uns komplett ungleich behandelt hat.
Sie war halt ein Papa-Kind, was aber nicht bedeutet, dass mein Vater mich weniger mag. Er sieht mich aber sicher anders als meine Schwester.
Meine Schwester führt eine gute Ehe, würde ich meinen. Sie ist darin "besser" als ich, weil ich Bindungsängste verinnerlicht habe. Sie hat Bindungen positiv verinnerlicht, ich allenfalls zwiespältig. Daher ist sie bindungsfähiger als ich. Ich sehe das, aber es ist kein Grund zu jammern, denn ich könnte eine Beziehung wie sie sie lebt, nicht leben. Die Menschen sind halt verschieden.
So was habe ich mir gedacht und deswegen zu Dir gesagt, schau mal genauer hin, was der frühe Tod Deines Vaters in der Familie bewirkt hat. Und es hat einiges bewirkt. Du warst ja schon in der Linie Schuldgefühle zu haben, erzogen. Als Dein Vater als Korrektiv und Anlaufstelle nicht mehr greifbar war, änderte sich vieles, aber Deine Schuldgefühle waren schon da. Ich müsste so und so sein, ich müsste sehen, wenn es Mutti schlecht geht, ich müsste oder hätte müssen. Du wolltest unbewusst die Lücke bei Deiner Mutter ausgleichen, weil sie wieder glücklicher werden sollte, aber das konntest Du nur zum Teil, weil Du ja ein Kind bist und kein Partner Deiner Mutter. Oh je, schon wieder Schuldgefühle ....!schiffchen92 hat geschrieben:habe genauso gehandelt wie der kleine Sohn von Sonnenblume Freundin...Ob von meiner Mama induziert, oder von mir selbst gewollt, kann ich nicht sagen..
Und die trägst Du auch in Beziehungen. Es ist gut, wenn man sich selbst kritisch ansieht und auch mal selbst ermahnt, es ist auch gut sich für schlechte Dinge zu entschuldigen, aber man ist nicht allein dafür verantwortlich, denn einer allein kann nicht alles schultern. Aber Du suchst die Hauptschuld immer bei Dir.
Das hat mir mein Therapeut auch gesagt. Es ist ein schwerer Weg und oft auch sehr traurig. Aber ein schwerer Weg ist heilsamer als ein einfacher und nachhaltiger.Ja, es ist traurig, wenn man zurückblickt und sieht, was alles falsch gelaufen ist, wie falsch man selbst oft gehandelt hat (ich habe mich gegenüber meiner Mutter auch oft mit Unverständnis gezeigt. Vielleicht wäre ich heute nachsichtiger, aber sie ist ja schon lange gestorben), aber ich sehe das als wichtig an, Zu erkennen was ist und es so stehen lassen. Du bist nicht für Deine Mutter verantwortlich, nur für Dich. Aber Du musst nicht alles auf Dich laden, weil Du nicht alleine schuld bist. Der Schuldige hat es nur perfekt gelernt, sich schuldig zu fühlen. Meist aber ist er gar nicht so schuldig wie er meint.schiffchen92 hat geschrieben:Ich finde es unheimlich schwer sich so etwas einzugestehen, und wenn ich es tu‘ passiert was?
So was zieht sich wie ein roter Faden durch Generationen und wenn Du Deine Uroma kennen würdest, dann würdest Du verstehen, warum Deine Oma so wurde, die es wiederum an ihre Tochter weitergegeben hat, die wiederum es an Dich weitergegeben hat. Es ist so ähnlich wie Alkoholismus, der sich oft über Generationen fortsetzt. Dahinter steckt auch eine Nachfolgeproblematik: obwohl man beurteilt oder beurteilen könnte, was schlecht gelaufen ist, fällt man ins gleiche Fahrwasser. Ich folge Dir nach ...schiffchen92 hat geschrieben: Die gleichen Verhaltensweisen konnte man auch bei meiner Oma sehen, ich dachte nur, dass es daran liegt, dass sie alt sei..
Da entwickeltn sich oft seltsame Dynamiken in Familien. Der Vater säuft, der Sohn auch, dessen Sohn womöglich auch.
Irgendeiner erkennt vielleicht eines Tages was dahinter steckt und der hat die Chance diesen Knoten aufzulösen und die Muster zu durchbrechen. Das wärst jetzt Du, weil Du weiter bist als Deine Oma und Deine Mutter. Du hinterfragst, denkst nach, redest mit Deiner Schwester, Du analysierst und hast damit die besten Voraussetzungen, Dich von alten Mustern zu verabschieden. Nicht nur immer denken, ich bin schuld, sondern auch mal denken, auch ich darf mal was falsch machen und muss nicht für alle anderen mitdenken.
Du musst nicht wütend sein, denn es gibt keine Erziehung ohne Verletzungen. Und sie hat niemals absichtlich schlecht gehandelt, sondern nur, weil auch sie geprägt war. Eigentlich solltest Du eher Mitgefühl haben statt Wut.schiffchen92 hat geschrieben:Tränen, weil ich wütend bin. Über meine Mama, über das was da jahrelang unbewusst in mir abgelaufen ist, dass ich keine andere Strategien erlernt habe und es nicht erkannt habe.
Du hast keine anderen Strategie gelernt, weil jeder seine Strategien erlernt hat. Der eine wird aggressiv, der andere läuft weg, ein dritter flüchtet sich in Schuldgefühle ... Aber es gilt auch was ich oben geschrieben habe. Das Wissend darum macht zwar keinen anderen Menschen aus Dir, aber einen, der nachsichtiger mit sich und der Umwelt umgehen kann.
Das liest sich für mich sehr anstrengend. Ich spüre förmlich die Mühe, die Dir das gemacht hat.schiffchen92 hat geschrieben:Ich war in den Gesprächen ruhig, habe nach einem Grund gefragt, habe zugehört. Das habe ich in letzter Zeit nicht mehr getan..
Ich war ruhig, weil ich nicht aus der Rolle fallen darf --> sonst bin ich schuldig.
Ich habe nach einem Grund gefragt, weil ich verstandesmäßig an ein Problem herangehe, denn wenn ich es nicht tue, bin ich wieder schuldig. Auch wenn es mich nervt, muss ich rational und ruhig rangehen.
Ich habe zugehört, weil ich wissen und nachfühlen muss, was der andere denkt und empfindet ---> wenn ich es nicht tue, bin ich schuldig weil nicht partnerschaftlich.
Oh Gott, Schiffchen, das kostet doch Energie ohne Ende. Und wo bitte war die Gegenleistung des Gegenübers? Siehst Du eine? Er hat Dich ausgesaugt und davon profitiert und er hat nicht halb so viel nachgedacht über das, was er tat, dachte und fühlte geschweige denn darüber, was das für Dich bedeutet.
Ich meine, Du hast genug geleistet, aber nachdem die Strategie dies Ruhigbleibens und Zuhörens irgendwann nicht mehr half, hast Du schlichtweg aufgegeben. Und ich finde, das ganz zurecht, denn Du bist nicht Mutter Theresa. Und das war gut so. Du musst nicht alles richten, Du kannst nicht alles richten, schon gar nicht in einem anderen Menschen.
Macht nichts, weine ruhig. Das schadet nicht, denn es erleichtert. Ich habe kein Mitleid, weil ich das vielleicht zu wenig "gelernt" habe und weil Mitleid nicht weiter hilft (Selbstmitleid übrigens auch nicht) und weil sich durch Mitleid nichts ändert. Und Du weinst doch eigentlich gerne Ist auch so ein Programm von Dir. Wenn es Dir gut tut, mach es. Aber lache auch wieder, damit da nicht der Schwerpunkt auf den Tränen liegt.schiffchen92 hat geschrieben:Bei dem ganzen kommen mir Tränen..
Was hast Du ihm denn angetan? Hast Du ihn geprügelt, das Messer in den Bauch gerammt, hast Du ihn bestohlen, betrogen, belogen? Wohl kaum. Du warst irgendwann ausgelaugt, weil Du Dir wie immer zu viel aufgebürdet hast und weil Deine Kraft nicht unendlich ist. Komme endlich von dem Gedanken weg, dass Du die Welt retten musst. Es gibt einen Menschen, den Du retten musst und kannst und das bist Du selbst.schiffchen92 hat geschrieben:Darüber, weil es mir so unendlich leid tut, was ich vielleicht über Jahre, aber zumindest über Monate einem anderen Menschen angetan habe.
Du lenkst schon wieder von Dir ab - ich hätte, müsste, damit er ... Nein! Was hat er denn schon ausgehalten mit Dir? Vielleicht warst zu letztendlich zu "gut" für ihn, mehr als er ertragen konnte.
Du hast es nicht bewusst getan, daher ist es eine lässliche Sünde. Ehrlich!!!schiffchen92 hat geschrieben:Weil ich erkenne, wie ich gehandelt habe, wie ich unbewusst manipulieren wollte..
Da sage ich ganz klar Nein. Warum?schiffchen92 hat geschrieben:Du musst mit ihm reden… Du musst mit ihm reden und dich entschudligen. Und danken für die Zeit..
Und dieser Gedanke benebelt alles andere drumherum. Ich weiß, dass es ein Trugschluss ist, aber ich weiß nicht wie ich es gerade anders lösen soll..
1. Es ist vergangen und nicht mehr zu ändern und die Schuld am Scheitern ist meist gleich verteilt. Das Wiederaufwärmen uralter Geschichten bringt meist nicht weiter. Weder bei dem, der das Gespräch wollte noch bei dem, der ihm womöglich nur pflichtschuldigst zugestimmt hat.
2. Es ist gut so, dass es so kam, denn die Beziehung war "ausgelutscht". Die Substanz fehlte und die Bereitschaft zur Änderung.
3. Entschuldige Dich bei ihm - aber im Stillen. Du musst das nicht persönlich tun, gar nicht. Denn geänderte Sichtweisen teilen sich dem Anderen mit - ohne Reden, aber nur, wenn er dafür empfänglich ist. Wie das funktioniert, ist nicht erklärbar, aber es ist so. Du kannst auch danken - auch im Stillen.
Dank und Entschuldigung - diese Haltungen kannst Du für Dich und in Dir praktizieren und das ist dann auch gut so. Mach Deinen Frieden damit und verabschiede ihn im Guten und das ist genug getan. Solange Du immer noch meinst, Du musst ihm unbedingt ein Gespräch oder einen Brief aufdrängen, was er vielleicht gar nicht will, bist Du nicht frei und Du hast Deinen Frieden damit noch nicht richtig gemacht. Frieden bedeutet auch Stille im Inneren und keinen inneren Kriegszustand, wie Du ihn bisher praktizierst.Und dieser Mitteilungsdrang hat für mich den Beigeschmack, dass Du dem Anderen damit was aufbürdest und ihn damit belastest. Und das ist nicht fair.
Wenn er offensichtlich keinen Gesprächsbedarf hat, dann dränge ihm nichts auf. Lass ihn sein Leben leben und lebe Deines.
Ich dachte mir auch irgendwann, er müsste doch auch irgendwann noch Gesprächsbedarf haben, vielleicht mit mir reden wollen. Es wurde wie eine fixe Idee bei mir, dass ich auf eine Mail wartete, einen Anruf. Aber es kam nie was. Er braucht es halt nicht oder er will es nicht, denn es ist für ihn abgeschlossen.
Und ich hielt dann auch still und das tue ich bis heute.
Ich habe mir letztes Jahr überlegt ihn anzusprechen, als ich nach einer Veranstaltung einige Meter hinter ihm herging. Dann liess ich es und liess ihn ziehen, denn er hatte mich nicht bemerkt. Ich erzählte es einem Freund und der meinte: wenn Du glaubst, dass er lieber seine Ruhe haben will, dann richte Dich danach und dränge ihm nichts auf.
Dieses Aufdrängen ist auch wieder ein Anlass für Schuldgefühle. Du brichst damit in ein anderes Leben ein, in dem Du nichts mehr zu suchen hast.
Aber entscheiden musst Du das letztendlich selbst. Aber wundere Dich nicht, wenn Dein Wunsch abgeschlagen wird oder Irritation bei ihm hervorruft.
Nochmal: die Dinge müssen in Dir stattfinden und sie finden nicht statt, indem Du Dich bei ihm entschuldigst. Der innere Kriegszustand kann dennoch weiter bestehen, denn er kann ihn nicht richten und beheben. Wie Deine kluge Schwester bemerkte: er kann Dir keine Absolution erteilen, das kannst nur Du selbst.
Sonnenblume
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Zuletzt geändert von schiffchen92 am Mi 21. Feb 2018, 18:57, insgesamt 1-mal geändert.
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