Du holst Dir genu IHN in Dein Leben. Du holst Dir nicht einen Mann, der sofort oder nach einer gewissen Zeit "Ja" zu dir sagt, sondern einen, der an der Schwelle bleibt. Warum nur?
Und es ist ja bereits der zweite, wie wir erfahren. Warum hast Du auf den ersten solange gewartet? Was wolltest Du Dir damit beweisen?
Und was willst Du Dir nun mit der Wiederholung beweisen? Dass es möglich ist? Dass Dein Wunsch, deine Vision doch Wahrheit werden kann? Woher kommt diese Sturheit? Oder ist es das nicht?
Wer in Deinem frühen Leben hat lange auf jemand anderen gewartet? Sich verzehrt, dass es endlich geschah? Was hast Du das beobachtet?
Ich denke, DU bist, die jenige, die sich in diesem Fall nicht entscheiden will. Du bist bereits wieder mit Warten beschäftigt.
Warten hat aber auch viele Vorteile...
Ich warte auch. "Warten auf Godot"
Man nimmt sein eigenes Leben nicht wirklich in die Hand, sondern findet immer wen, an dem man sich orientieren will. Meist sind das Menschen, die einen sehr lieb haben, aber nicht genug für mehr. Solche Menschen gibt es genug und wir finden sie immer wieder. Wie die Nadeln im Heuhaufen. Wir sind gute Nadelfinder!
Es ist dann bald zu schwer, vom Wartezug abzuspringen, denn das Warten hat sich so sehr in uns eingenistet. Wir kennen nahezu alle Varianten von Warten, sind im Ab-warten Meister geworden. Aber warum nur? Und was hat das mit unseren Partnern zu tun?
Selbst, wenn es die richtigen falschen Partner sind. Sie trifft keine Schuld. Denn wir selbst suchten sie uns aus, damit wir für unser tiefsitzendes Muster Erfüllung bekommen. Dieses Muster kennen wir selbst nicht allzu gut. Nicht genug, sonst würden wir es nicht so sehr leben.
Ich denke, wenn Du Oliver wegschickst, wird Andreas nicht besser sein.
Es geht um Dich, nicht um ihn. Er hat Dir längst gesaagt, wo er steht. Er ist enttäuscht von Beziehungen und hat gelernt, dass Freunde besser sind. Deshalb hat er für sich entschieden, mehr mit Freunden zu unternehmen als mit einer Partnerin. Er kann es sich leisten, denn er will nicht mehr in diese Zweierkiste, die uns die Freunde nimmt.
Ich kann mich noch an meine eifersüchtige Partnerin erinnern, wo ich auch in Großfamilie lebte, deren Kinder mich ablehnten, weil sie ihren Papa da haben wollten, aber dennoch Zeit mit mir und dem einen kleinen Sohn von uns beiden verbrachten. Wollte ich den Abend mit langjährigen Freunden ihr vorziehen, hagelte es Kritik, weil Madame nicht allein sein wollte/konnte. Für mich war diese Beziehung das reinste Gefängnis. Und ich bin auch abgelöst worden durch eine Affäre und dann ins Exil gezogen, weg von allen von jetzt auf gleich. Ich hab fast vier Jahre gebraucht, um das alles zu verarbeiten.
Und was denkst du, wer hat mir da am meisten beigestanden?
Meine Freunde!
Und erst jetzt verstehe ich, warum ich mir diese Frau damals ins Leben holen musste (und dies noch etliche Male mit anderen wiederholte): Weil meine Mutter auf ihren Mann gewartet hatte, der lieber mit seinen Freunden Zeit verbrachte. Nur waren das Musikerkollegen, was ich nicht wusste. Und wenn wir schliefen, gingen meine Eltern gemeinsam ins Theater, was wir auch nicht wussten. Ich hab jedenfalls fleißig bei ihr abgeguckt und es nachgemacht, was ich dachte, es sei so.
Mir fällt es schwer, Entscheidungen zu fällen. Ich traue mich nicht. Doch, wenn ich es mal tue, ist es die beste Energie, die es gibt. Und immer wieder habe ich Freundinnen, die sich nicht entscheiden können. Inzwischen lache ich drüber. Ich liebe meine jetzige Freundin auch, denn sie ist genau wie ich. Kann sich nicht entscheiden und ich mag es auch nicht, denn im Grunde haben wir uns beide schon entschieden. Nur ist das ein Weg, den es in der normalen Welt nicht allzu oft gibt. Wir haben uns für uns selbst entschieden, für unser eigenes Glück. An den Zeiten, wo sich unsere Glücke überschneiden, finden wir zusammen. Manchmal sehen wir uns 4 Wochen nicht, was schon mal schwer ist. Aber ich möchte auch nicht verzichten auf das Glück mit meinen Freunden und meinen Kindern. Und sie will auch nicht auf ihre Kinder verzichten und das Glück mit ihren Freunden. Uns beiden tut es gut, weil wir immer was zu erzählen haben. Wir sind keine Alltagsbeziehung, dazu noch eine kleine Fernbeziehung. Es fehlt recht viel, doch dafür hab ich den ganzen Mist, den ich sonst immer hatte, dieses Mal nicht dabei.
Auch merke ich, dass ich durch diese Beziehung nicht mehr an anderen Frauen interessiert bin, wodurch ich noch gelassener bin. Früher, in den selbst gebauten Gefängnissen, suchte ich ja stets nach Menschen, die mich energetisch entlasteten, damit ich diese eigentlich kaputte Beziehung weiterleben konnte. All das fällt jetzt weg. Und ich denke auch, dass es wiederkommen würde, wenn wir uns beide entscheiden, mehr Zeit mit einander zu verbringen, mehr Verantwortung und so. Und wir hatten auch bereits das Gespräch darüber, was passierren würde, wenn die Zeit kommt, wo wir wieder anders denken, wo uns die enge Zweisamkeit wieder wichtiger sein wird. Was wir dann tun wollen und wie wir uns gegenseitig schützen mit Respekt.
Solche Gespräche hatte ich in "normalen" Beziehungen nie. Da hat man sich Hals über Kopf verliebt, um sich dann nach drei Wochen das "für immer" zu schwören, was dann nach drei Jahren nur noch mit Anstrengung zu halten war. Eifersucht, Kontrolle und Liebesentzug waren die Charakteristika solcher Beziehungen.
Und ich war eine DramaQueen!
