Zu ungeduldig?

Es hat zwischen Euch "gefunkt", doch er meldet sich nicht mehr. Es ging aus Deiner Sicht alles in Richtung Beziehung, aber plötzlich distanziert er sich. Dieses Forum ist der richtige Ort, wenn es noch keine "richtig feste Beziehung" war.
Indiana
Beiträge: 1138
Registriert: So 6. Okt 2013, 20:23
Geschlecht:
Kontaktdaten:

Re: Zu ungeduldig?

Beitrag von Indiana » Mo 30. Mai 2016, 10:46

Ich hab es mir nochmal alles durch gelesen und finde, dass Sonnblume auch recht hat. Ich möchte dies noch ergänzen. Denn....

Du holst Dir genu IHN in Dein Leben. Du holst Dir nicht einen Mann, der sofort oder nach einer gewissen Zeit "Ja" zu dir sagt, sondern einen, der an der Schwelle bleibt. Warum nur?
Und es ist ja bereits der zweite, wie wir erfahren. Warum hast Du auf den ersten solange gewartet? Was wolltest Du Dir damit beweisen?

Und was willst Du Dir nun mit der Wiederholung beweisen? Dass es möglich ist? Dass Dein Wunsch, deine Vision doch Wahrheit werden kann? Woher kommt diese Sturheit? Oder ist es das nicht?
Wer in Deinem frühen Leben hat lange auf jemand anderen gewartet? Sich verzehrt, dass es endlich geschah? Was hast Du das beobachtet?

Ich denke, DU bist, die jenige, die sich in diesem Fall nicht entscheiden will. Du bist bereits wieder mit Warten beschäftigt.
Warten hat aber auch viele Vorteile...

Ich warte auch. "Warten auf Godot"

Man nimmt sein eigenes Leben nicht wirklich in die Hand, sondern findet immer wen, an dem man sich orientieren will. Meist sind das Menschen, die einen sehr lieb haben, aber nicht genug für mehr. Solche Menschen gibt es genug und wir finden sie immer wieder. Wie die Nadeln im Heuhaufen. Wir sind gute Nadelfinder!

Es ist dann bald zu schwer, vom Wartezug abzuspringen, denn das Warten hat sich so sehr in uns eingenistet. Wir kennen nahezu alle Varianten von Warten, sind im Ab-warten Meister geworden. Aber warum nur? Und was hat das mit unseren Partnern zu tun?
Selbst, wenn es die richtigen falschen Partner sind. Sie trifft keine Schuld. Denn wir selbst suchten sie uns aus, damit wir für unser tiefsitzendes Muster Erfüllung bekommen. Dieses Muster kennen wir selbst nicht allzu gut. Nicht genug, sonst würden wir es nicht so sehr leben.

Ich denke, wenn Du Oliver wegschickst, wird Andreas nicht besser sein.
Es geht um Dich, nicht um ihn. Er hat Dir längst gesaagt, wo er steht. Er ist enttäuscht von Beziehungen und hat gelernt, dass Freunde besser sind. Deshalb hat er für sich entschieden, mehr mit Freunden zu unternehmen als mit einer Partnerin. Er kann es sich leisten, denn er will nicht mehr in diese Zweierkiste, die uns die Freunde nimmt.

Ich kann mich noch an meine eifersüchtige Partnerin erinnern, wo ich auch in Großfamilie lebte, deren Kinder mich ablehnten, weil sie ihren Papa da haben wollten, aber dennoch Zeit mit mir und dem einen kleinen Sohn von uns beiden verbrachten. Wollte ich den Abend mit langjährigen Freunden ihr vorziehen, hagelte es Kritik, weil Madame nicht allein sein wollte/konnte. Für mich war diese Beziehung das reinste Gefängnis. Und ich bin auch abgelöst worden durch eine Affäre und dann ins Exil gezogen, weg von allen von jetzt auf gleich. Ich hab fast vier Jahre gebraucht, um das alles zu verarbeiten.

Und was denkst du, wer hat mir da am meisten beigestanden?
Meine Freunde!

Und erst jetzt verstehe ich, warum ich mir diese Frau damals ins Leben holen musste (und dies noch etliche Male mit anderen wiederholte): Weil meine Mutter auf ihren Mann gewartet hatte, der lieber mit seinen Freunden Zeit verbrachte. Nur waren das Musikerkollegen, was ich nicht wusste. Und wenn wir schliefen, gingen meine Eltern gemeinsam ins Theater, was wir auch nicht wussten. Ich hab jedenfalls fleißig bei ihr abgeguckt und es nachgemacht, was ich dachte, es sei so.

Mir fällt es schwer, Entscheidungen zu fällen. Ich traue mich nicht. Doch, wenn ich es mal tue, ist es die beste Energie, die es gibt. Und immer wieder habe ich Freundinnen, die sich nicht entscheiden können. Inzwischen lache ich drüber. Ich liebe meine jetzige Freundin auch, denn sie ist genau wie ich. Kann sich nicht entscheiden und ich mag es auch nicht, denn im Grunde haben wir uns beide schon entschieden. Nur ist das ein Weg, den es in der normalen Welt nicht allzu oft gibt. Wir haben uns für uns selbst entschieden, für unser eigenes Glück. An den Zeiten, wo sich unsere Glücke überschneiden, finden wir zusammen. Manchmal sehen wir uns 4 Wochen nicht, was schon mal schwer ist. Aber ich möchte auch nicht verzichten auf das Glück mit meinen Freunden und meinen Kindern. Und sie will auch nicht auf ihre Kinder verzichten und das Glück mit ihren Freunden. Uns beiden tut es gut, weil wir immer was zu erzählen haben. Wir sind keine Alltagsbeziehung, dazu noch eine kleine Fernbeziehung. Es fehlt recht viel, doch dafür hab ich den ganzen Mist, den ich sonst immer hatte, dieses Mal nicht dabei.

Auch merke ich, dass ich durch diese Beziehung nicht mehr an anderen Frauen interessiert bin, wodurch ich noch gelassener bin. Früher, in den selbst gebauten Gefängnissen, suchte ich ja stets nach Menschen, die mich energetisch entlasteten, damit ich diese eigentlich kaputte Beziehung weiterleben konnte. All das fällt jetzt weg. Und ich denke auch, dass es wiederkommen würde, wenn wir uns beide entscheiden, mehr Zeit mit einander zu verbringen, mehr Verantwortung und so. Und wir hatten auch bereits das Gespräch darüber, was passierren würde, wenn die Zeit kommt, wo wir wieder anders denken, wo uns die enge Zweisamkeit wieder wichtiger sein wird. Was wir dann tun wollen und wie wir uns gegenseitig schützen mit Respekt.
Solche Gespräche hatte ich in "normalen" Beziehungen nie. Da hat man sich Hals über Kopf verliebt, um sich dann nach drei Wochen das "für immer" zu schwören, was dann nach drei Jahren nur noch mit Anstrengung zu halten war. Eifersucht, Kontrolle und Liebesentzug waren die Charakteristika solcher Beziehungen.
Und ich war eine DramaQueen!
:lol:
Wenn Du still bist, verstehen Dich nur Menschen, die dich fühlen

Sonnenblume10
Beiträge: 2949
Registriert: Mi 6. Jun 2012, 12:16
Geschlecht:

Re: Zu ungeduldig?

Beitrag von Sonnenblume10 » Di 31. Mai 2016, 11:38

Nähe und Distanz ist Dein Grundproblem. Du wünschst Dir Nähe, suchst Dir aber unbewusst einen Partner, mit dem Du genau das nicht haben kannst oder viel zu wenig bekommst. Und dann wartest Du, hoffst auf Dinge, die nicht kommen, bist wieder im Zweifel, hoffst von Neuem und bleibst ewig in der Warteschleife.

Du hast Dich jetzt längere Zeit bei ihm nicht gemeldet, Du hast dadurch den Druck von Deiner Seite rausgenommen und so hat er jetzt freie Bahn und kann wieder einen Schritt auf Dich zugehen. Aber diese drei Worte sind kein Angebot, sondern lediglich eine Feststellung.
Dann hast Du darauf reagiert, sprich er stieß auf Resonanz und hast ehrlich geantwortet. Ebenso kurz. Dadurch hast Du die Distanz, die er spürte, wieder verringert. Und er geht wieder auf Tauchstation und Du wartest wieder.

Siehst Du denn nicht, dass das Euer Beziehungsmodell ist? Dieses Pendeln zwischen Nähe und Distanz, die er immer wieder aufbaut, indem er z.B. den Kontakt mit seinen Freunden dem Zusammensein mit Dir bevorzugt. Umgekehrt sollte es sein und genau das würdest Du Dir auch wünschen, aber geht auf Rückzug - immer und immer wieder.
Wenn die Distanz dann da ist, kann er wieder einen Schritt auf Dich zu machen. Du freust Dich, bist wieder glücklich über jede noch so kleine Aufmerksamkeit von seiner Seite, aber die Freude wirkt nicht lange. Denn das Verlangen nach ihm wächst. Dann verringerst Du wieder die Distanz, er fühlt sich wieder bedrängt und vereinnahmt und geht wieder auf Rückzug.
Ein Spiel ohne Ende läuft ab. Glücklich wirst Du nicht, da Du immer wieder mit der Distanz leben musst. Du bleibst in der Beziehung auf der Strecke, denn Deine Sehnsüchte fallen auf keinen Resonanzboden. Du verschwendest Sehnsucht auf einen Mann, der Dir nicht gibt, was Du Dir wünschst.
Eine Perspektive ist das nicht, denn es arbeitet Dich auf, aber Du lässt Dich auch gerne innerlich auffressen, von Deinen Sehnsüchten dirigieren und Du leidest vermutlich ganz gerne, unbewusst. Du hast Liebe mit Leid kombiniert, denn Liebe ohne Leid ist nichts wert. Und Du wartest gerne. Zwar quält es Dich vordergründig, aber wenn Du es nicht tun wolltest, hättest Du den Absprung schon lange vollzogen.

Das alles erinnert mich sehr an eine längst vergangene Beziehung von mir. Auch ich wartete und hoffte und gab nie auf. Und über jedes Bröselchen seiner Zuneigung freute ich mich und redete mir wieder ein: er liebt mich ja doch! Aber es war nie genug, was ich bekam, es war lächerlich wenig. Und trotzdem blieb ich. Ich gab nie auf und quälte mich lieber weiter. Zu schwach, eine Entscheidung für mich zu treffen. Ich wusste vom Verstand her schon längst, dass es keine Beziehung werden würde, die jemals Bestand haben würde, aber dennoch quälte ich mich weiter. Auf Distanz folgte Nähe und dann wieder Distanz. Die Phasen der Distanz, die er aufbaute, wurden länger. Und ich wartete ...
Irgendwann kämpfte ich mich ein wenig frei, denn ich war ja permanent in der schwächeren Position. Ich wollte mehr als er und das spürte er. Daher zog er sich auch immer wieder zurück. Und er war unehrlich, hielt mich mit leeren Phasen und verschwommenen Worten hin, was ich auch spürte. Aber ich blieb dennoch - unerbittlich. Ich kam hinter eine seiner Lügen und dann stand ich auf. Aber nur innerlich, äußerlich zog ich ihm gegenüber doch wieder den Schwanz ein. Dennoch veränderte sich was, denn er hatte es gemerkt, dass er den Bogen überspannt hatte.
Was passierte? Er passte sich auf einmal mehr an. Wir redeten viel über uns und ich merkte, dass ich ihn dadurch erreichte. Und war wieder glücklich, weil ich endlich die Position der Unterlegenen verlassen hatte.
Die Freude währte nicht lange, denn die veränderte Position zwischen uns sorgte für mehr Nähe. Ich war glücklich, aber er nicht, denn er konnte in der Nähe nicht lange leben. Dann machte er Schluss und ich verlor ihn ganz.

Meine Mühen, meine Quälereien, meine Selbstaufgabe, mein Warten wurden nicht belohnt. Sie waren umsonst. Und viel später merkte ich, dass das System hatte. Dass ich immer wieder an Männer geriet, die viel Nähe nicht aushielten. Ich suchte immer dort, wo ich nicht fündig wurde. Denn ich musste mich selbst bewahren - vor zu viel Nähe, die ich gar nicht ausgehalten hätte. Wer mir Nähe gab, wurde ausgesondert und ich ging auf Rückzug.#
Ich bin selbst eine von der Sorte Bindungsvermeider. Aber ich maskierte es vor mir selbst. Ich will doch nichts lieber als eine Beziehung, in der ich mich wohl und ernst genommen und wichtig fühlte (wichtiger als Freunde z.B. oder Unternehmungen allein). Warum aber suche ich dann genau dort, wo ich es garantiert nicht finde? Warum quäle ich mich mit Warten auf einen Mann, auf kleinste Anzeichen seiner Zuneigung? Weil ich im Grund genommen gerne warte. Natürlich quält es mich vordergründig, aber Warten verlangt nichts. Keine Entscheidung für oder auch gegen eine Beziehung, kein Stehen zu sich selbst, keine Erkenntnis, dass diese Beziehung sich nicht lohnt. ES ist eine bequeme Schonhaltung ohne Perspektive.
Auch Du hast Dir diese Haltung ausgesucht. Auch Du bist der schwächere Part in der Beziehung. Auch Du wartest und wartest noch viel länger.
Ein kleines Signal, was nicht viel aussagt, nur drei Worte, aber sie schüren wieder die Hoffnung. Es war nur ein Signal von ihm und wenn Du darauf anspringst, weiß er, dass er Dich noch an der Angel hat, noch dazu weil Du Deine Empfindung ehrlich äußerst. Das genügt ihm erst Mal. Er hat Dich weiterhin an der Angel und lässt Dich zappeln. Wenn er Lust hat, holt er Dich vom Haken und spielt wieder eine Runde mit Dir, ehe es ihm wieder zu eng wird und er Dich wieder an den Haken hängt - oder eines Tages ganz ins Wasser zurück schmeisst. Du lässt das geschehen. Dann mache so weiter. Denn Deine Zeit für eine Entscheidung ist noch nicht gekommen. Du hoffst noch zu viel.
In der Zwischenzeit solltest Du Dir auch das zu Herzen nehmen, was Dir Indiana geschrieben hat. Du lebst nach einem System, das in Dir eingepflanzt ist. Du lebst das nach, was Du Dir abgeschaut hast, vermutlich von den Eltern. Es wäre gut, wenn Du das erkennen würdest. Zeit genug hast Du ja, denn Dein Warten wird nicht schnell belohnt.
Drei Worte, eine Art Prüfung und die Gewissheit, dass Du noch wartest. Aber kein Angebot, keine Frage nach einem Treffen - nichts!
Etwas dürftig, oder nicht?
Aber eine Annäherung und genau weil Du im Moment eh so kurz gehalten wirst, macht Dich das momentan wieder glücklich. Denn dem Hungrigen ist auch ein Bröselchen wichtig und er frisst es gierig in sich hinein. Ein Appetithäppchen, aber den Kuchen kriegst Du nicht, denn den behält er.
Er hat die Macht und für Dich ist die Rolle der Leidenden, der Schwachen und der Wartenden vorgesehen. Und das hast Du gelernt und schleppst Du seit Jahren mit Dir rum.
Und vermutlich lässt auch Du entscheiden. Du entscheidest Dich nicht für Dich, stehst nicht zu Dir, gestehst Dir nicht ein, dass das nach der ersten Verliebtheit nichts taugt, sondern Du wartest. Eines Tages wird eine Entscheidung getroffen, vermutlich von ihm.
Vielleicht schleppt es sich noch einige Monate so hin. Nähe und Distanz, Qual und darauf hin wieder ein Funken Hoffnung, der Dich bei der Stange hält. Aber den Kuchen kriegst Du doch nicht.

Sonnenblume

Madita16
Beiträge: 249
Registriert: Mo 11. Feb 2013, 17:46
Geschlecht:

Re: Zu ungeduldig?

Beitrag von Madita16 » Di 31. Mai 2016, 13:40

Ihr Lieben,
vielen Dank für eure Mühe, die ihr euch gemacht habt! Ich kann Wanze nochmal wiederholen: ihr regt mich sehr zum Nachdenken an! Das ist nicht immer angenehm für mich, aber es ist gut, mir wird gerade vieles immer klarer.
Meine Eltern sind übrigens seit 48 Jahren verheiratet (aus meiner Sicht auch glücklich und mein Bruder hat seine Freundin auch früh geheiratet. Mir wurde also in diesem Sinne nichts "Wartendes" vorgelebt, aber es steckt scheinbar in mir, dass ich selber Probleme habe, Nähe zuzulassen.
Ich selber hatte nur eine lange Beziehung und da war ich auch noch recht jung. Wir waren 8 Jahre zusammen und sind sich zusammengezogen. Als er für ein Jahr ins Ausland gegangen ist, hat er dort jemanden kennengelernt und mich von heute auf morgen "abgeschossen". Ich war am Biden zerstört und hab einige Jahre gebraucht, um darüber hinwegzukommen. Danach hatte ich immer eher kurzfristige Beziehungen oder Affären. Ich selber war das Problem. Hatte wahnsinnige Angst, noch einmal verletzt zu werden. Und irgendwann hatte ich mich dann in meinem Leben eingerichtet. Ich finds toll, wenn es da einen Mann gibt, mit dem ich mich treffen kann, aber allein schon bei der Vorstellung, mit Jemandem zusammenzuziehen, bekomme ich Pusteln...
Wie passt das nun zu dem, dass ich Oliver in eine Beziehung pressen wollte? Ich glaube, ich bin da tatsächlich im Zwiespalt. Einerseits wünsche ich mir etwas Festes, andrerseits kann ich es eigentlich selber nicht leben. Ich habe was von ihm verlangt, was ich selbst nicht geben kann. Vom Prinzip denke ich immer, ich möchte das alles doch eigentlich: Haus, Kind, Hund... Alle um mich herum sind verheiratet und verbringen viel Zeit mit ihrer Familie und ich dachte mal, das wäre auch mein Weg...
Ich frage mich grad, ob ich mir nicht vielmehr langsam eingestehen sollte, dass dies vielleicht gar nicht mein Weg sein muss und ich auch anders glücklich werden kann.
Ich mache mir grad selber so einen Stress, weil die biologische Uhr tickt und ich immer denke: jetzt oder nie!

Ich hab das vielleicht nicht richtig dargestellt, aber eigentlich hat sich Oliver sehr bemüht, sich jeden Tag mehrmals gemeldet und oft nach Treffen gefragt. Oft haben wir es dann nicht geschafft, weil ICH mit meinen Freunden unterwegs war bzw. bereits verabredet war.
Und ich hab mir nicht erlaubt zufrieden mit der Situation zu sein, obwohl ich es eigentlich hätte sein können. Aber zum Einen hab ich mir selber Druck gemacht, zum Anderen hab ich mir Druck von außen machen lassen.
Wie gesagt, es arbeitet grad sehr in mir und ich setze mich gerade damit auseinander, ob ich gar nicht so sehr der Beziehungsmensch bin, wie ich es mir immer einrede. Ich denke grad an Indianas Worte: wird es bei Andreas anders werden??

Eure Madita

Sonnenblume10
Beiträge: 2949
Registriert: Mi 6. Jun 2012, 12:16
Geschlecht:

Re: Zu ungeduldig?

Beitrag von Sonnenblume10 » Fr 3. Jun 2016, 12:04

Madita16 hat geschrieben: Einerseits wünsche ich mir etwas Festes, andrerseits kann ich es eigentlich selber nicht leben. Ich habe was von ihm verlangt, was ich selbst nicht geben kann.
Ist nicht schön, das bei sich zu entdecken, aber es ist viel Selbsterkenntnis dahinter.Ich habe von ihm verlangt, was ich nicht geben kann.
Das tat ich auch, ich verlangte (nicht offen, sondern versteckt) von ihm Liebe und Zusammengehörigkeit, denn wenn ich was wollte, dann diesen Mann! Und was wäre gewesen, wäre er mir dauerhaft zu Füßen gelegen, hätte mir signalisiert, dass er nichts lieber ist als mit mir zusammen? Ich fürchte, er wäre sehr schnell uninteressant geworden für mich, unattraktiv und ich hätte mich gefragt: hat der kein eigenes Leben? Was will er von mir? Ewige Treue und Liebe? Hilfe, nichts wie weg!
Ich konnte ja gut verlangen, weil mein Unterbewusstsein doch schon längst wusste, dass es nichts wird mit ihm. Du quälst Dich zwar mit ihm rum und das spürst Du auch, aber Du hast auch eine andere Instanz in Dir, die Dich viel mehr antreibt als Du ahnst. Das Unbewusste, da, wo Deine Probleme und Verletzungen und unbewältigten Defizite schlummern. Das hat schon lange kapiert, dass es nichts Rechtes ist mit ihm und es lässt Dich machen. Denn es lehnt sich bequem zurück und sagt sIch: alles in bester Ordnung, ich bin sicher, ich habe keine Angst. Soll sie ich quälen, mir ist es egal, denn ich weiß mehr als sie.
Madita16 hat geschrieben: Mir wurde also in diesem Sinne nichts "Wartendes" vorgelebt, aber es steckt scheinbar in mir, dass ich selber Probleme habe, Nähe zuzulassen.
Bindungsängste können viele Gründe haben. Nicht nur was Abgeschautes, sondern vielleicht auch das Gefühl, nicht wichtig und nicht liebenswert genug zu sein. Und dann diese Krise nach dieser langen Beziehung. Da ist es kein Wunder, dass Du nicht zulassen kannst, woran Du selbst nicht glaubst. Du bist in eine Schutzhaltung gegangen, hast das überlebt (aber vielleicht nie richtig bewältigt?) und Dich arrangiert - mit lockeren Affären.
Madita16 hat geschrieben:Vom Prinzip denke ich immer, ich möchte das alles doch eigentlich: Haus, Kind, Hund... Alle um mich herum sind verheiratet und verbringen viel Zeit mit ihrer Familie und ich dachte mal, das wäre auch mein Weg...
Ja, das dachte ich auch immer. Als ich jung war, hatte ich so Gedanken, wie, wenn ich mal groß bin, will ich vier Kinder haben und einen Mann und ein Haus und Familienleben. So mit Grillen auf der Terrasse und Christbaum und Urlaubsreisen. Wie das alles hätte funktionieren sollen, weiß ich nicht und es interessierte mich auch nicht. Wenn man jung ist, hinterfragt man nichts.
Und dann kam es ganz anders. Ich habe zwar wieder einen Partner, aber einfach ist es nicht. Es wäre gelogen zu sagen, es ist jetzt das große Glück. Kinder bekam ich auch nicht, denn es war nie die richtige Zeit dafür da. Ich lebe jetzt mit einem kleinen Glück und das ist schon viel. Das große Glück gibt es nämlich nicht, nicht auf Dauer. Und dann all die anderen. Ja, viele haben Kinder, einen Mann, manche sind auch schon längst geschieden, ein Haus. Ja. und! Was andere leben und wollen, tangiert mich nicht mehr. Es ist ein Programm das man im Kopf hat. So und so soll das Leben stattfinden, wie in der Fernsehwerbung. Happy family, muntere Kinder, ein Hund und ein leicht vertrottelter Mann, weil Mrs. Perfect dank des richtigen Joghurts ja weiß, wie Leben geht. Ein gelungenes Leben.
Mann ist auch glücklich, dass er so eine kluge Frau hat, der er aus der Hand fressen darf. Kotz!

Keiner hat es einfach, das sehe ich heute. Und keiner hat das Glück gepachtet. Aber manche fühlen sich in stabilen Bindungen wohl und dafür beneide ich sie auch. Also nicht so, dass es weh tut, aber ich nehme es wahr und denke mir, das hätte ich mir auch mal gewünscht. Kam aber nicht, denn das eigene Programm in Dir sagt was Anderes.Das sagt, enge Beziehungen halten nicht, sie sind gefährlich, also schütze Dich vor dem Verlassenwerden, indem Du Dich zurück nimmst, nicht zu viele Gefühle investiert, auf Dich und Deine Bedürfnisse achtest.
Bindungsängste sind im Prinzip nicht heilbar, sie sind da. Man kann damit umgehen, damit leben, wenn man sie kennt und durchschaut. Aber aus einem bindungsunsicheren Menschen wird niemals einer, der richtig an feste Bindungen glaubt und darauf baut. Denn Bindungänstliche leben im Zwiespalt: Wollen tät ich ja schon, aber dann habe ich mich doch nicht getraut.
Madita16 hat geschrieben:Ich mache mir grad selber so einen Stress, weil die biologische Uhr tickt und ich immer denke: jetzt oder nie!
Lass locker, Madita. Es kommt oder nicht und ein Mann bleibt nicht, weil man ihn innerlich zwingt und in eine Rolle presst.Auch wenn man es nicht offen zeigt, er spürt es doch - und geht auf Rückzug, denn er spürt Deine Erwartungen, Hoffnungen und Ansprüche.
Du kannst nichts erzwingen, auch keinen Vater für ein Kind. Wenn Du das tust, wirst Du womöglich eines Tages allein erziehend sein und Dich aufreiben.
Leben funktioniert nicht nach Programm. Manches kommt, anderes bleibt aus. Nicht dass ich Dir das nicht wünschen würde, aber es lässt sich nichts erzwingen. Versuche Dir zu sagen, was immer auch kommt, es wird letztendlich für mich gut sein. Ob mit oder ohne Kind, ein Kind bedeutet kein erfülltes Leben und ein Leben ohne Kind ist kein wertloses Leben.
Madita16 hat geschrieben:Und ich hab mir nicht erlaubt zufrieden mit der Situation zu sein, obwohl ich es eigentlich hätte sein können. Aber zum Einen hab ich mir selber Druck gemacht, zum Anderen hab ich mir Druck von außen machen lassen.
Du warst nicht bei Dir, Du hattest Deine Mitte verloren und hast auf das gehört, was andere und Dein Bewusstsein Dir eingeflüstert haben. Dieses Mal MUSS es klappen! Und dann klappt es nicht, weil wir uns dirigieren lassen.
Was andere für gut und richtig halten für Dich, ist nicht immer das Richtige.
Erst war alles leicht und easy,Ihr hattet eine Beziehung, aber Du warst noch bei Dir, hast Dein Leben gelebt und er war ein nettes Add-on. Dann drehte es sich, denn nach einiger Zeit wurde es ernst. Und ab da funktionierte es nicht mehr so. Und warum? Weil Du völlig ungewusst Druck ausgeübt hast, ihn wo rein pressen wolltest. Die Folge ist Selbstschutz und Rückzug ist Selbstschutz.
Madita16 hat geschrieben:Wie gesagt, es arbeitet grad sehr in mir und ich setze mich gerade damit auseinander, ob ich gar nicht so sehr der Beziehungsmensch bin, wie ich es mir immer einrede. Ich denke grad an Indianas Worte: wird es bei Andreas anders werden??
Es ist toll, dass Du den Mut hast, Dich zu hinterfragen, ganz ehrlich. Ich tat es erst, als ein paar Mal auf die Schnauze gefallen war und dann erst merkte: ich lebe nach einem inneren Programm. Das ist kein Zufall mehr, das ist System! ICh liebte immer dann am meisten, wenn der andere weniger liebte.
Jetzt bin ich lässiger. Ich weiß, woher es kommt, ich kenne die Ursachen und ich kann sie nicht ändern. Ich habe eine chronische Krankheit und die heißt nun mal Bindungsangst. Aber ich kann damit leben und seit ich das weiß, geht es mir einfach besser. Ich bin so und ich habe meine Phasen, wo ich auf Rückzug gehen muss, wo ich was mit mir ausmachen muss, worüber ich mit keinem rede. Und manche Dinge sind chronisch: Ich fahre übrigens nächste Woche auf einen Kongress nach Leipzig und dann noch drei Tage nach Berlin!

Mein Partner kann damit umgehen, er hat keine Angst mehr, denn er weiß es: je weniger er klammert, desto leichter kann ich in der Beziehung bleiben und komme gut gelaunt wieder zurück, weil ich drei Tage meine Ruhe hatte. Drei Tage nur für mich, wie schön! Ganz allein und alles entscheide ich. Ich brauche dann niemanden, aber ich melde mich per SMS, einfach dass er weiß, es ist alles in Ordnung. Dann kann selbst ich mal ein wenig Beziehung leben. Aber viel mehr geht nicht, fürchte ich.
Meine Träume von happy family habe ich begraben, ist nichts geworden, denn ich bin halt anders als Reni und Doris mit ihren je drei Kindern. Die eine seit zwei Jahren ohne Mann, dafür mit krebskranker Tochter (Darmkrebs mit 23 Jahren und es sieht nicht gut aus) und die andere mit Mann. Aber die war nie richtig ehrlich und spielte auch immer gerne eine Rolle, die von happy family und dass nur Kinder ein Leben lebenswert machen. Daneben gibt es auch andere: mich und meine Freundin Klaudia, die auch keine Kinder hat, aber verheiratet ist. Es ist in Ordnung wie es ist und kommt. Die Menschen sind unterschiedlich und keiner kann eine Rolle spielen, die nicht zu ihm passt.

Lass ihn leben und lebe auch selbst - das wäre doch eine prima Basis für ein Zusammensein, oder nicht?

Sonnenblume

Madita16
Beiträge: 249
Registriert: Mo 11. Feb 2013, 17:46
Geschlecht:

Re: Zu ungeduldig?

Beitrag von Madita16 » Fr 3. Jun 2016, 21:25

Liebe Sonnenblume,
danke für deine Zeilen. Ich habe mic in vielem wiedererkannt. Bei den 4 Kindern und dem Hund musste ich fast schmunzeln. So waren auch mal meine Vorstellungen...
In 2 Wochen werde ich 40. Irgendwie ein seltsamer Gedanke. ich dachte immer, zu diesem zeitpunkt würde ich ganz anders dastehen. Aber wie du schon sagtest, es bringt ja auch nichts, ständig nur nach rechts und links zu gucken und festzustellen, was man nicht hat. Es st nun mal gekommen, wie es kommen sollte und irgendeinen sinn wird es haben.
Ich knabbere noch an meinen Erkenntnissen und an dem mich verstehen. Vorhin habe ich mich gefragt, ob ich es bereue, dieses Gespräch vor 2,5 Wochen geführt zu haben. Ich bin zu der Erkenntnis gekommen, dass ich es nicht tue, auch wenn ich es schade finde, dass ich da etwas zerschlagen habe, was im nachhinein betrachtet eigentlich gut war. Aber auch das hatte seinen Sinn und erst so hatte ich die Möglichkeit, mich langsam selbst zu durchschauen.
Vielleicht habe ich damit alles kaputt gemacht, was war, ich weiß es nicht.
Ich habe gestern das Gefühl gehabt, dass ich ihm eine Nachricht zukommen lassen möchte. Ich habe ihm kurz geschrieben, dass ich es schade fände, wenn wir so gar keinen Kontakt mehr hätten, da wir uns doch mögen und hin und wieder gern Zeit miteinander verbingen. Ich habe die Auszeit genutzt, um mich besser kennenzulernen und sehe einige Dinge nun auch mit anderen Augen. Ich hatte mich verrannt.
Er hat sofort geantwortet. Hat sich gefreut, von mir zu hören. Heute haben wir uns auch nochmal geschrieben. Sehr freundschaftlich, sehr vorsichtig.
Ich lasse locker, wie du geschrieben hast, liebe Sonnenblume. Und ich nehme mir Indianas Worte zu Herzen: lass diese Erwartungshaltung.
Ich warte nicht. Und wenn er nicht schreibt, ist das ok. Und aus dem Schreiben muss auch nichts entstehen. Ich bin nur froh, dass wir nicht im Schweigen auseinander sind und uns jederzeit begegnen und dabei offen in die Augen schauen können.
Ich lebe mein leben und lasse ihm seins. Und dann wird sich zeigen, was passiert.

Liebe Grüße
Madita

Indiana
Beiträge: 1138
Registriert: So 6. Okt 2013, 20:23
Geschlecht:
Kontaktdaten:

Re: Zu ungeduldig?

Beitrag von Indiana » Sa 4. Jun 2016, 02:47

Ihr Lieben!

Es ist spät, doch die Reise, die ich machte, hält mich noch wach und so nutze ich es zum Lesen und Schreiben.

Mir fiel ein Wort in Deinem Satz, Madita, auf. Das Wörtchen "eigentlich". "Eigentlich will ich.." Wenn man diesen Satz weiter schreibt, erkennt man, dass EIGENTLICH immer heißt, dass man es nicht will. "Eigentlich will ich einen Hund... Aber..."
Die deutsche Sprache ist schon sehr klar. Und wir sind oft nicht in diesem Bewusstsein, dass wir einfach mal das eigene Nachlesen und verinnerlichen. Mit fiel es sogleich auf. Du, Madita, hast das "Aber..." nicht geschrieben. Doch mit dem Wort "eigentlich" war mir alles klar. Nämlich das,w as Du wirklich willst. Das Haus, der Hund, die Familie... das sind alles nur die vorgelebten Szenen. Nicht Deines! Deines aber kennst Du nicht, denn...

Dieser Mann, der dir da so schön ein Szenario vorspielt, ist Dein Spiegel! Er lebt Dir vor, was Du selbst zu Dir, zu Deinem Selbst nicht hinbekommst. Es fehlt Dir die Nähe zu Dir selber. Denn das "eigentlich" beschreibt ganz klar, dass Du in deiner Aussage einen Ausweg brauchst, weil es eben nicht so ist, ws Du da niederschreibst. Das "Eigentlich" ist Dein Ausweg, dass dies wirklich Wahrheit sein sollte für Dich. Nein, ist es nicht! Deine Wahrheit ist eine andere, doch die sprichst Du noch nicht aus. Was wäre, wenn Du den Satz einfach einmal weiter schreibst? "Eigentlich will ich einen Hund, aber.... bla bla bla"

In dem Moment, wo Du Nähe zu Dir selbst aufbauen und halten kannst, wirst Du all die Geschenke im Außen auch bekommen. Derzeit ist Dein Außen noch im Nähe / Distanz Spiel. "Erst innen, dann außen!" hat mir mal jemand gesagt. Und ich erkenne es auch immer wieder. Bin ich nervös und zappelig, finde ich im Außen recht schnell Entsprechung. Bin ich innerlich voller Liebe und ganz nah bei mir, bin ich innerlich angekommen, sprechen mich die Menschen an und laufen mir geradezu nach, suchen meine Nähe. Zwar nicht anhänglich, sondern frei. Doch, da ich in mir bei mir selber angekommen bin, mein Zuhause in mir drin gefunden habe, brauche ich es nicht mehr im Außen. Ich habe genug, bin satt.
Und so schnell konnte ich damals gar nicht gucken, wie ich kurz nach dieser Sattheit einen Menschen kennen lernte, der so ganz anders als die üblichen war und wir beide uns lassen können, beide gerne alleine sind und uns dennoch einander sehnen dürfen.

Ich wünsche Dir, dass Du bei Dir ganz ankommen wirst. Dass Du Nähe zu Dir selbst zulassen kannst und mit Dir selbst genug hast. Dich satt machst und davon "einen dicken Bauch bekommst", sozusagen vollgefressen mit Selbstliebe.

Herzlichst
Indiana
Wenn Du still bist, verstehen Dich nur Menschen, die dich fühlen

Sonnenblume10
Beiträge: 2949
Registriert: Mi 6. Jun 2012, 12:16
Geschlecht:

Re: Zu ungeduldig?

Beitrag von Sonnenblume10 » Mo 6. Jun 2016, 09:43

Super Beitrag, Indiana! Ganz toll, wie Du das erklärt hast. Ich bin auch erst in den letzten Jahren mehr bei mir angekommen und dieses verräterische Wort "eigentlich" vermeide ich bzw. ich bemerke, wenn ich es wieder sage. Denn es beinhaltet zwei Optionen. Eigentlich würde ich ja gerne eine richtige Beziehung führen und eine Familie gründen. Das "eigentlich" ist eine Einschränkung und zugleich eine Schutzhaltung, denn man will auch gegenüber sich selbst nicht aussprechen, dass das innere Programm dagegen ist.
Ein Satz ohne "eigentlich" verlangt sehr viel Klarheit, die der, der das Wort gebraucht, nicht hat. Und zweitens verlangt es Mut, es wegzulassen.

Ich will eine Familie und einen passenden Mann dafür. Was passiert in Deinem Inneren, wenn Du das laut aussprichst. Ich wette, Du fühlst Dich irgendwie bedrängt und fühlst diffuse Angstgefühle aufsteigen.
D.h. für Dich, Du lügst Dich selbst an.

Diesen Satz mit "eigentlich" zu füllen, ist dagegen sehr einfach. Eigentlich täte ich ja wollen, aber die Umstände sind dagegen.Ich sollte, aber kann gerade nicht. Prima Schutzhaltung gegenüber sich selbst. Und damit auch wieder halb gelogen. Man schiebt es von sich weg und rechtfertigt sich gleichzeitig vor sich und der Umwelt.

Ich will keine Familie und muss daher keinen Mann zu diesem Zweck suchen. Verlangt auch viel Ehrlichkeit und Mut, aber probier es mal, auch das zu sagen. Verlangt irgendwie Konsequenz und die macht auch wieder ein wenig Angst.

Vorschlag: mir ist es nicht gegeben, mein Leben nach dem Programm Ehe und Familie und Eigenheim auszurichten. Ist zwar auch bequem, denn man schiebt die Schuldgefühle die sich einstellen, weil man das innerlich ablehnt, von sich weg. Aber es entspricht der Wahrheit. Es ist Dir offenbar nicht gegeben, weil deine bisherigen Erfahrungen Dir etwas anderes sagen.

Mit Ende 30, Anfang 40 habe ich auch nochmal überlegt. Partner wäre da gewesen, aber .... Ich fühlte mich zu diesem Zeitpunkt prima, war erfolgreich im Beruf und das alles aufzugeben und mein Leben komplett umzukrempeln, erschien mir nicht attraktiv. Und so habe ich eben nichts getan und denke, das war schon richtig so. Denn "eigentlich" wollte ich doch gar kein Kind! ;)

Es ist doch so: wenn Jemand unbedingt Familie will, dann schaut er beizeiten und vertrödelt nicht die Zeit mit Affären. Wolltest Du unbedingt Kinder, hättest Du sie bereits, womöglich allen Hindernissen zum Trotz.
Madita16 hat geschrieben:Ich lasse locker, wie du geschrieben hast, liebe Sonnenblume. Und ich nehme mir Indianas Worte zu Herzen: lass diese Erwartungshaltung.
Das zu lesen,hat mich sehr gefreut. Locker lassen, Dein Leben genießen und wenn er möchte, kann er daran teilhaben. Dann kann auch er sich wohl fühlen und spürt den Druck nicht mehr.

Zu mir hat mal ein kluger Mann gesagt: ES kommt keiner umsonst in Dein Leben. Entweder er bereichert Dein Leben gerade oder aber er kommt, weil Du was lernen musst für Dich.
Das habe ich mir gemerkt und erkannt, dass mein geliebter Bindungsvermeider eine Funktion hatte. Nicht die, mir eine Beziehung zu geben, von der ich träumte, die ich in der Realität womöglich gar nicht ausgehalten hätte (wegen meiner eigenen Bindungsängste), sondern die, endlich zu erkennen, wie ich in Beziehungen vorgehe.
Was ich vom Partner erwarte, viel zu viel nämlich. Im Grund genommen sollte er mich lieben, damit ich mich endlich selbst lieben konnte. Ich wollte mich lieben lassen um mich dann im Reinen mit mir zu fühlen.
Es war schäbig von mir, aber ich habe es nicht erkannt, als ich drin steckte, denn meine Gier und Erwartungen deckten alles zu. Das dann weit hinterher zu durchschauen, tat nochmals weh.
Aber letztendlich bleibt immer nur der Weg des Verzeihens. Verzeihe anderen und Dir selbst.

Lass locker, genieße Dein Leben, verschwende es nicht mit Gedanken an, was hätte sein können, denn das bringt Dich nicht weiter. Und dann schau, was passiert und nimm es an, da es meist das Richtige für Dich ist.

Wenn er jetzt auch Entspannung fühlt, wer weiß? Lass es auf Dich zukommen.

Sonnenblume

Indiana
Beiträge: 1138
Registriert: So 6. Okt 2013, 20:23
Geschlecht:
Kontaktdaten:

Kommunikationsstrategien!

Beitrag von Indiana » Mo 6. Jun 2016, 21:03

Sonnenblume10 hat geschrieben:Ich sollte, aber kann gerade nicht.
Um es noch ein wenig auf die Spitze zu treiben mit der deutschen Sprache:

Das Wörtchen ABER ist eine Wegsperre.

Es ist wie eine hochgehaltene Hand. Deshalb ist die Empfehlung in Anschreiben, das Wort ABER einfach wegzulassen. Es liest sich genauso, obwohl es beim Schreiber manchmal ein komisches Gefühl hinterläßt:
Sonnenblume10 - korrekt hat geschrieben:Ich sollte, kann gerade nicht.
Ich finde, was Du schreibst, Sonnenblume, hat sicherlich viel Ehrlichkeit und Führung. Ich denke, dass es jetzt bei Madita darauf ankommt, die Leichtigkeit ihres Seins zu erfahren. Und gleichzeitig zu erfahren, was sich ihr dadurch für Momente eröffnen, die ihr Glück und innere Freiheit bieten. Denn die Nähe zu sich selbst kann man nicht erzwingen, weder durch theoretische Erkenntnisse, noch durch Wahrheiten, die jeder kennt. Es muss in einem geschehen.

Gestern las ich etwas über die Angst. Sie zuzulassen (Angst = Enge) ergab Weite. Die Angst, die vollkommen angenommen wird, ergibt Weite. Ich bin nun schon ganz besessen, meine Ängste anzunehmen und die Weite zu erleben. Doch was geschieht? Nichts! Ich bin ganz einfach im Frieden mit mir selbst und die Angst zeigt sich nicht
:lol:
Wenn Du still bist, verstehen Dich nur Menschen, die dich fühlen

Sonnenblume10
Beiträge: 2949
Registriert: Mi 6. Jun 2012, 12:16
Geschlecht:

Re: Zu ungeduldig?

Beitrag von Sonnenblume10 » Di 7. Jun 2016, 18:04

Indiana hat geschrieben:Doch was geschieht? Nichts! Ich bin ganz einfach im Frieden mit mir selbst und die Angst zeigt sich nicht
Sie zeigt sich nicht, weil Du im Frieden die innere Weite gefunden hast! Bzw. umgekehrt.
Ich glaube,ich habe sie auch gefunden, zumindest zu einem weitaus größeren Teil als früher.

Angst kommt von "Enge", das wusste ich bereits und das beschreibt die Angst sehr gut. Sie schnürt Dir die Kehle zu, sie reduziert die Lungenfunktion, denn man kann nicht frei durchatmen, sie sorgt für innere Unruhe und Ratlosigkeit. Kurz,sie verengt Dein Leben.

Sie ist wie die Dämonen, die einen immer wieder quälen wollen, die elenden Schufte! Hier und dort hast Du versagt, Du bringst es nicht, alle anderen sind intelligenter als Du usw. Sie können mehr, während Du ...
Und dann lachen sie sich wieder eins, denn wieder haben sie es mir gezeigt. Nur mühsam konnte ich damit umgehen.

Erst als ich sie entlarvte und aus ihrem Keller rausholte und ihnen ins Gesicht sah, diesen widerlichen Gesellen, verloren sie ihren Schrecken. Ab und zu melden sie sich noch, aber dann sage ich nur: ab mit Euch in den Schrank und Tür zu! Ich höre mir das nicht mehr an, denn mein Leben und ich sind mehr wert als das, was Ihr mir einreden wollt. Jetzt trollen sie sich meistens und grummeln ein wenig vor sich hin.

Ja, gut gesagt. Die Angst annehmen, die Blockaden erkennen sind der Weg zu mehr Weite und zur Freiheit. Wer es mal ausprobiert hat, bleibt dabei.

Sonnenblume

Madita16
Beiträge: 249
Registriert: Mo 11. Feb 2013, 17:46
Geschlecht:

Re: Zu ungeduldig?

Beitrag von Madita16 » Di 7. Jun 2016, 20:18

Hier ein kurzer, aber lieber Gruß von mir - ohne "eigentlich" und "aber"! :)
Danke für eure Beiträge, sie geben mir viel! Lese sie immer mal wieder durch und speichere für mich ab: Lass locker; ohne Erwartungen leben; wenn er will, kann er ein Stück an meinem Leben teilhaben, ohne Druck und Stress...
Ich merke, sich mit sich selber auseinanderzusetzen ist anstrengend. Momentan bin ich abends wie erschlagen. Ansonsten bin ich auch im Job gerade recht gut eingespannt. Die Wochenenden sind verplant.
Ich lasse mich gerade überraschen, was die Tage so bringen, ohne etwas zu erwarten oder auf etwas zu warten. Und plötzlich werde ich hin und wieder von Nachrichten überrascht, wenn ich mit nichts gerechnet habe. Nichts Großariges, aber es ist ok. Wenn ich Lust habe, zu antworten, tue ich es. Wenn es nicht passt, dann nicht. Genauso ist es für mich in Bezug auf ihn. Wenn er sich meldet, ist es ok und ich freue mich. Wenn nicht, geht die Welt nicht unter. Ich bin aus dem Beziehungsmodus ausgestiegen und seitdem sind auch die Erwartungen weg.

Eure Madita

Antworten

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 1 Gast