Lischen hat geschrieben:Liebe Amelie,
ja ich weiß das es alles nicht gut klingt. die ersten wochen nach der trennung ging es noch einigermaßen, wahrscheinlich weil ich noch mehr hoffnung hatte, aber jetzt nach fast 5 wochen werde ich immer depressiver. ich habe auf nichts mehr lust und "sitze" den tag einfach nur noch ab. bist du denn auch verlassen worden und wie ist es dir danach ergangen? wie lange ist das her und was ist dann danach passiert? wie lange hat das bei dir gedauert bis du nicht mehr so oft an ihn gedacht hast und das lachen zurück kam?
Hallo Lischen,
ja, auch ich bin verlassen worden - wie wohl der Großteil der hier Rumstreunenden. Bei mir war es der 27.12., nachdem ich Weihnachten noch mit ihm und seiner Familie verbracht habe, nachdem wir noch gemeinsam Silvester geplant haben. Es kam urplötzlich von seiner Seite und hat mich ziemlich aus der Bahn geworfen. Die erste Woche konnte ich nicht mehr schlafen, zwei Tage lang habe ich gar keinen Bissen runter bekommen. Es ging mir einfach nur beschissen. Ich musste unsere Silvesterplanung absagen, da er sich komplett von allem zurückgezogen hat, musste mir ne neue Alternative suchen - die dann daraus bestand, den Abend mit einem bekannten und vier unbekannten Pärchen zu verbringen. Ein Traum, sag ich dir

Aber auch das hab ich überstanden. Dann kamen seine immer dämlicher werdenden Erklärungsversuche, obwohl ich ihn mehrfach gebeten habe, mich in Ruhe zu lassen. Irgendwann habe ich einfach nicht mehr reagiert, weil es mir nur noch geschadet hat. Aber irgendwie musste es ja weiter gehen, also hab ich langsam angefangen, mich wieder aufzuraffen. Zuerst mit Kleinigkeiten, den Haushalt wieder auf Vordermann gebracht, unter Leute gehen, wieder zur Arbeit und zur Uni. Stück für Stück hab ich langsam wieder angefangen und so ging es mir dann auch langsam wieder besser. Auch heute noch denke ich jeden Tag an ihn, aber nicht mehr mit so einer Intensität wie am Anfang. Meine Gedanken an ihn sind neutraler geworden, sie überschatten nicht mehr alles andere und für den Moment reicht mir das schon.
Wann genau mein Lachen zurück kam, weiß ich nicht, es hat sich einfach so aus der Situation heraus ergeben. Ich hab viel für mich gemacht, mir neue Sportkurse gesucht, meine Wohnung ein wenig umdekoriert, mal wieder in eine Bar was trinken gegangen, mir einen Therapieplatz gesucht und das waren auch die Momente, wo ich immer weniger an ihn gedacht habe. Momente, in denen ich mich ausschließlich und nur um mich gekümmert habe, Dinge getan hab, die mir Spaß machen und nichts mit ihm zu tun haben.
Lischen hat geschrieben:ich bin schon seit vielen jahren wg. einer angststörung in psychologischer behandlung und mein therapeut klang vergangenen donnerstag eher optimistisch und meinte, dass ich das schon alles gut bewältigen werde und so. keine ahnung woher er diesen optimismus nimmt?! ich habe eher den eindruck das ich es nicht gut verkrafen werde.
Das klingt doch schon einmal sehr gut. Du kennst deinen Therapeuten doch sicherlich schon etwas länger. Vertrau ihm doch einfach mal. Wenn er sagt, dass du das gut machst, wird es sicherlich auch so sein. Immerhin kennt er bestimmt auch andere Fälle, die es weniger gut verkraften wie du. Mir fällt es auch manchmal noch schwer, dem zu vertrauen, was meine Therapeutin sagt. Aber ich versuche dann trotzdem, mich drauf einzulassen und bisher hat es mir wirklich sehr geholfen.
Lischen hat geschrieben:das problem ist ich will nicht attraktiv auf die männerwelt wirken - einen ersatz suchen kommt für mich absolut nicht in frage, alleine sein will ich aber auch nicht...die einzige mögklichkeit für mich ist IHN zurück zu bekommen, was sehr unwahrscheinlich ist. außerdem wird er es kaum merken, wenn sich was verändert denn ich weiß nicht ob du es gelesen hast, wir wohnen gute 1000km auseinander...
Doch, ist mir bekannt und trotzdem bin ich der Meinung, dass dein Ex es mitbekommt, wenn sich etwas bei dir ändert. Er wird es erstmal daran merken, dass du dich nicht mehr von dir aus bei ihm meldet. Irgenwann wird er dann vielleicht mal einen Schritt auf dich zumachen und auch über das Telefon kann man wie eine starke, selbstsichere und unabhängige Frau wirken. Dein Ex kennt dich schon so lange, ich wette mit dir, er kann alleine aus deiner Stimmlage heraus intuitiv erkennen, wie du gerade drauf bist. Und da liegt für mich der Schlüssel für dich verborgen. Wenn du an dir arbeitest und wieder eine von ihm unabhängige Frau wirst, wirst du ihm das unbewusst auch am Telefon vermitteln können. Zudem werdet ihr doch sicherlich gemeinsame Berührungspunkte über Freunde / Familie haben, oder nicht? Auch darüber könnte er einiges über dich mitbekommen - Buschtrommeln wird es im Forum auch so schön genannt. Und wenn du vor Familie und Freunden nicht mehr wie ein Häufchen Elend wirkst, könnte es passieren, dass irgenwdann mal ein gemeinsamer Freund mit ihm telefoniert und ihm sagt: "Du, zuletzt hab ich Lischen getroffen. Man, die sah aber gut aus, hat gestrahlt übers ganze Gesicht." Wird sicherlich besser bei ihm ankommen, als wenn sie ihm mitteilen würden, dass du wie ein Häufchen Elend ausgesehen hast und noch immer total fertig bist und nicht mit der Trennung klar kommst.
Mein Ex und ich hatten zum Schluss auch eine Fernbeziehung - zwar nur 150 km, aber trotzdem. Auch ich hab ihn nach der Trennung nur noch einmal gesehen, für ein Gespräch (hat mir im Übrigen rein gar nichts gebracht außer noch mehr Verwirrung). Er hat mich vor nun knapp vier Wochen angerufen und ich wirkte selbstsicher und glücklich. Hatte er glaube ich nicht mit gerechnet, wirkte zumindest ein wenig verwirrt, unsicher und überfordert. Hab ihm erzählt, was für tolle Sachen mir seit der Trennung schon passiert sind, er konnte mit nichts aufwarten. Danach wieder Funkstille, aber das war okay für mich. Natürlich haben mich einige Sachen verunsichert, die er gesagt hat, aber ich bin schon wieder viel schneller aus der Gedankenspirale rausgekommen wie zuvor. Ich glaube, er hatte erwartet, dann nochmal was von mir zu hören, hab mich aber nicht gemeldet. Jetzt kam am Mittwoch nochmal eine SMS mit belanglosem Inhalt von ihm. Hab zwei Tage später nur knapp und höflich geantwortet und das war's. Momentan möchte ich auch noch nicht mehr Kontakt zu ihm, da es mir noch nicht gut tut. Hab im Moment genügend andere Sachen im Kopf, die mir wichtiger sind, z.B. mein Studium.
Das für dich noch kein anderer Mann in Frage kommt, ist vollkommen in Ordnung. Geht mir noch genauso. Aber versteif dich doch nicht so sehr darauf. Du kannst niemanden zwingen, mit dir zusammen zu sein und es gibt auch noch andere sehr interessante und liebevoller Männer dort draußen, die eine Frau wie die zu schätzen wissen. Das ist zumindest meine Einstellung zu dem Ganzen. Ich lass einfach auf mich zukommen, was passiert. Vielleicht kommt mein Ex nochmal an, vielleicht auch nicht. Ich habe nun wenig bis keinen Einfluss mehr darauf und es war hart, mir das einzugestehen, aber letzten Endes ist es doch so. Ich jedenfalls weiß für mich, wie ich eine Beziehung führen möchte, wie ich mir in Grobzügen meine Art von Partner vorstelle und ich möchte nicht ausschließen, dass mir diese Dinge auch ein anderer Mann als mein Ex geben können.
Lischen hat geschrieben:ich studiere musikpädagogik im letzten semester...also ein wechsel kommt absolut nicht mehr in frage. außerdem habe ich eine abgeschlossene berufsausbildung als gestalterin für visuelles marketing (früher dekorateurin).
alles was ich jetzt so zwischen 30 -40 erreichen wollte war mit ihm zusammen zu ziehen, zu heiraten, Kinder zu bekommen und ein Haus zu kaufen...nur das ist nun ja alles nicht mehr möglich, weil ich mir das eben nicht mit einem anderen vorstellen kann. wie alt bist du? ging es dir ähnlich? und was macht man wenn diese wünsche unerfüllt bleiben?! man kann ja nicht einfach so tun, als ob man sowas nie wollte, da würde man sich ja selbst belügen. und wenn solche großen lebensträume scheitern ist das schon sehr bitter...
LG
Lischen
Musikpädagogik klingt doch wirklich sehr interessant. Da kann man doch sicherlich tolle Berufe mit ausüben nach erfolgreicher Beendigung deines Studiums. Und du willst mir doch nicht erzählen, dass du nur studiert hast, um danach Hausfrau und Mutter zu sein, oder? Ich bin in einer sehr ähnlichen Situation wie du. Ich schreibe in diesem Semester meine letzten Klausuren für mein Dipl. Pädagogik-Studium und mein Lehramts-Staatsexamen, um dann im Sommer mit der Diplomarbeit anzufangen. Ich musste auch aufgrund der Trennung eine Klausur verschieben, aber irgendwann hab ich mir auch wieder in den Hintern getreten und weiter gemacht. Ich hab mir gesagt, dass ich doch jetzt nicht all das, was ich mir so hart erkämpft habe über Jahre, wegen so einer blöden Trennung wegschmeiße. Ich habe mir auch gedacht, dass ich irgendwann meinem Ex mal stolz zeigen kann, dass ich trotz allem mein Studium planmäßig zu Ende geführt habe.
Und ja, ich hatte ähnliche Träume und Wunschvorstellungen mit ihm, auch wenn wir nicht so lange zusammen waren wie ihr. Auch wir wollten im Sommer zusammen ziehen, meine Wohnung war schon gekündigt, seine Eltern hatten eine Wohnung für uns gekauft, in die wir dann einziehen sollten. Ich habe mir immer insgeheim gesagt, dass ich spätestens mit 33 / 34 ein Kind haben möchte und natürlich vorher heiraten (bin jetzt 29 wie du). Natürlich waren das alles Dinge, die mich anfangs auch haben verzweifeln lassen. Ich hing in meiner Wohnung, absolut unglücklich und dachte mir manchmal, wie ich jetzt schnellstmöglich alles geregelt bekomme, um dann doch noch meinen Plan umsetzen zu können. Was für ein Schwachsinn, wenn ich es mir jetzt im Nachhinein so überlege. Es kommt halt wie es kommt. Eine Arbeitskollegin von mir ist erst mit 39 Mutter geworden und sehr glücklich damit. Das hab ich mir dann halt zum Vorbild genommen. Man kann keinen konkreten Plan über sein Leben machen, da das Leben halt immer auch von äußeren Umweltfaktoren beeinflusst wird. Die Frage ist halt, wie man mit diesen Dingen am besten umgeht und ich habe beschlossen, einfach meine Einstellung zum Leben zu ändern. Ich mache mir solche Pläne nicht mehr bzw. akzeptiere, wenn es eben anders kommt. Ich habe meine Einstellung dazu einfach verändert und damit geht es mir gut.
Ich sehe es zum Beispiel als Vorteil, dass wir uns zum Schluss nur noch so selten gesehen haben, da ich es so bereits gewohnt war, mein Leben unter der Woche selbst zu gestalten. Andere, die mit ihrem Partner bereits zusammen gewohnt haben, müssen das erst wieder lernen - alleine Leben, alleine den Alltag meistern. Das ist mir erspart geblieben. Natürlich vermisst man den Partner trotzdem, aber für diese Zeiten suche ich mir eben Ablenkung. Ich habe viel mit Freunden über meine Situation geredet, habe meinen Kummer auf 4-5 Freundinnen aufgeteilt, um keine zu sehr mit meinem Gejammer zu belasten. War jedes Wochenende im Wechsel bei einer anderen untergekommen und so habe ich mich durch die erste Zeit gehangelt. Vielleicht solltest du das auch mal versuchen - mir hat es sehr geholfen.
Ich wünsch dir alles Gute auf deinem weiteren Weg!