Karussellfahrt

Die Trennung verarbeiten und nach vorne schauen
Ebby
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Karussellfahrt

Beitrag von Ebby » Mo 9. Jan 2017, 19:07

Hallo ihr Lieben

ich bin neu hier und habe mich in den letzten Tagen schon ein bisschen durchs Forum gelesen. Mittlerweile bin ich soweit, meine eigene Story aufzuschreiben - und ich hoffe ihr könnt mir helfen, aus diesem furchtbaren Gefühlskarussell auszusteigen..

Wie dieses ausschaut? - In manchen Momenten kann ich alles klar sehen und benennen - so wie jetzt. Meistens fehlt mir dazu jedoch die Kraft, da meine Gefühle sich einfach ungleich stärker anfühlen und mich gerade zu Handlungsunfähig machen. Ich weine dann nur noch, springe gedanklich von Erinnerung zu Erinnerung und habe das Gefühl nie mehr glücklich zu werden. Naja, nun erstmal unsere Geschichte;

Ich bin mit meinem Freund zwei Jahre zusammen gewesen und wir haben uns Ende des Jahres voneinander getrennt. Es ging mehr von ihm, als von mir aus. Aber auch ich konnte sehen was die Gründe waren und weiß zumindest rational, dass es keinen anderen Weg gab aus diesem Schlamassel auszubrechen. Die Trennung selbst hat fast zwei Tage in Anspruch genommen, in denen wir uns gegenseitig in den Armen gelegen, geweint und uns gesagt haben, wie sehr wir uns lieben. Ich empfinde daher keine Wut - bin bloß unendlich traurig und will es nicht wahrhaben.

Zu den Gründen der Trennungen, lassen sich zum einen ewig gleiche Streitmuster benennen, die vielleicht daraus resultieren, wie unterschiedlich wir letztendlich sind. Ich hebe daraus mal kurz eines hervor;

Irgendwie hatte ich immer (aber verstärkt zum Ende hin) das Gefühl, von ihm nicht voll und ganz so geliebt zu werden wie ich bin. Er hat mich nur noch kritisiert, worauf ich verlernt habe mit dieser Kritik richtig umgehen zu können. Zuerst bin ich daher immer sofort in den Selbstverteidigungsmodus gegangen und habe alle meine Handlungen irgendwie gerechtfertigt. Ich habe nicht mehr zu hören können und ihn dadurch immer wütender gemacht. Er hat dann nicht mehr mit mir reden wollen, und gesagt, dass er mein Verhalten untragbar fände - von Angst vor der Ablehnung geleitet, habe ich mich darauf hin immer wieder entschuldigt und versucht mich anzupassen. Das hat folglich wieder verstärkt, dass ich mich als die Person, die ich wirklich war, nicht geliebt fühlte. Und auch nicht wohl.

Ein anderer sehr wesentlicher Grund, der diese Beziehung zum scheitern gebracht hat, ist eine Problematik die ich leider schon durch meine letzten Beziehungen getragen habe und der gegenüber ich mich sehr hilflos fühle;
Ich habe immer mal wieder Phasen von unbestimmter Länge, in denen ich nichts für die andere Person fühle. Diese Phasen kommen meiner Beobachtung nach insbesondere dann zum tragen, wenn gerade eigentlich alles gut läuft. Diese Phasen lassen mich machtlos zurück. Ich empfinde nichts, will keinen Kontakt zu der Person und der Beziehung am liebsten entfliehen. Dabei kann ich in den restlichen Zeiten das genaue Gegenteil sein und vor Liebe überquellen. Ich finde es immer wieder schrecklich zu sehen, was ich durch dieses Verhalten anrichte - habe aber absolut keine Ahnung wie ich damit umgehen kann. Meine letzte Beziehung ist wie gesagt auch schon deswegen kaputt gegangen..
Ich will wirklich, von ganzem Herzen genießen können mit jemandem zusammen zu sein! Ich will dieses ganze Drama nicht. Und ich habe das Gefühl, dass diese Phasen ungemein dazu beitragen, dass ich mit mir selbst noch unglücklicher werde. Ich wünsche mir anders zu sein, habe aber keine Ahnung wie. Die Gefühllosigkeit überrascht mich eiskalt.
Auf diese Kälte reagierte mein Freund meist selber mit Kälte, was mich dann wiederum erstarren lies. Der bekannte Schmerz aus vorherigen Trennungen war bereits so unendlich stark, dass ich alles vermeiden wollte um wieder verlassen zu werden. Vermutlich auch, weil das mein Selbstwertgefühl noch weiter in den Keller fallen lässt..

Nun ist es also wieder zu dem Punkt gekommen, wo ich rational sehe, dass ich so nicht weiterkomme - gleichzeitig von Verlustgefühlen so überschwemmt werde, dass ich zurück will. Aber er will nicht. Und ich denke (wenn ich mal eben den Zyklon meiner gesammelten Gefühle beiseite fege), dass er damit recht hat. Es geht so nicht weiter.

Er sagt, dass wir beide an uns selbst arbeiten müssen um irgendwann nochmal eine Chance zu haben. Er wolle sich auf den Abschluss seines Studiums konzentrieren und sich weiterentwickeln. So wie er jetzt sei, wolle er selbst nicht in in einer Beziehung sein. Es tue im weh, mich immer zu zu kritisieren. Er fühle sich nicht mehr glücklich und sehe, dass er auch mich nicht glücklich machen könne.
Trotzdem liebe er mich noch immer und könne sich nicht vorstellen sich zu entlieben (-es ist seine erste Trennung). Er könne mir nicht sagen, dass ich ihn vergessen oder loslassen solle und sagt mir, dass er sich wünsche ich würde auf "die Zukunft" vertrauen - dass wir da nochmal eine Chance haben könnten.

Ich weiß, dass ich auch an mir arbeiten muss. Nicht für ihn, sondern für mich. Um glücklich sein zu können mit mir selbst. Ich habe nur keine Ahnung wo ich anfangen soll..
Ich vermisse ihn wirklich sehr stark und denke permanent an ihn. Überall sind diese furchtbaren Erinnerungsminen vergraben. Der Gedanke mit ihm eine Zukunft haben zu können ist einerseits schön - macht es mir gleichzeitig aber noch schwerer loszulassen. Und (noch ein letztes Mal): RATIONAL betrachtet, weiss ich, dass ich loslassen muss!

Vielen Dank für eure Aufmerksamkeit und beste Grüße aus der Ferne!

Sonnenblume10
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Re: Karussellfahrt

Beitrag von Sonnenblume10 » Di 10. Jan 2017, 11:29

Hallo, Ebby,

hast Du schon mal mit einem Fachmann, z.B. Psychotherapeuten darüber gesprochen? Über diese Gefühllosigkeit und Kälte, die Du vorrangig dann empfindest, wenn die Beziehung eigentlich gut läuft?

Spontan würde ich bei Dir auf Bindungsangst tippen. Auch Menschen mit Bindungsangst führen Beziehungen, die oft genug problembeladen sind, da sie von einem Wechsel aus Nähe und Distanz bestimmt sind, also der Achterbahnfahrt, die Du auch angesprochen hast.

Wenn die Beziehung gut läuft, ist Nähe da. Nähe kann auf Menschen mit Bindungsangst unbewusst bedrohlich wirken und wird daher vermieden. Um Nähe zu vermeiden, gibt es viele Verhaltensmuster.
- Der Partner ist zwar physisch anwesend, aber psychisch abwesend und kaum ansprechbar. Er verschanzt sich z.B. hinter seinem PC, hinter Zeitschriften, vor dem Fernseher etc. und will am liebsten nicht angesprochen werden.
- Der Partner vermeidet oft Dinge, die besonders viel Nähe bringen, wie z.B. gemeinsame Urlaubsreisen, da hier die Rückzugsmöglichkeiten viel geringer sind als im Alltag.
- Der Partner hat immer wieder das Bedürfnis, Zeit alleine oder mit Freunden außerhalb der Beziehung zu verbringen und fordert diese auch ein.
- Ein bindungsvermeidender Mensch plant am liebsten seine Unternehmungen allein und am Partner vorbei und der Partner wird nur informiert und damit aus dem Leben draußen gelassen.
- Langfristige Planungen wie Urlaub oder noch schlimmer, Familienplanung sind ihnen ein Gräuel. Sie wollen sich immer nur unbestimmt binden mit einem Hintertürchen, um jederzeit aus der Beziehung fliehen zu können, auf Zeit oder wenn es extrem wird, auch dauerhaft.
- Aussagen werden oft nur vage getroffen. Der Fragende erhält selten bis gar nicht Antworten, die ihn zufrieden stellen, da alles immer unbestimmt bleibt. Oft genug sind solche Menschen auch sehr fähig darin, Aussagen des Anderen zu verdrehen oder ihm die Schuld zuzuweisen, wenn es wieder mal kriselt. Das hast Du falsch verstanden, das habe ich so nicht gesagt, das habe ich doch nie behauptet - das sind beliebte Floskeln, die angewandt werden, aber niemals konstruktiv sind.
- Familienfeiern werden oft vermieden, da sie schon zu eng und intim sind und man da als potentieller Ehepartner gesehen wird.
- Zeitaufwändige Hobbies sind oft sehr beliebt, weil sie Rückzugsmöglichkeiten aus einer Beziehung bieten.
- Freunde sind auch sehr beliebt, weil sie keine engen Ansprüche stellen und alles locker bleibt. Für Freunde hat man oft eher Zeit und da ist man oft auch sehr hilfsbereit, während die Zeit mit dem Partner möglichst knapp bemessen wird.
- Auch Streitereien, Konflikte sind ein prima Mittel, um Abstand zum Partner zu schaffen.
- Wenn die Beziehung dann einige Zeit in einem Hin und Her zwischen Nähe und Distanz pendelt, sind die Rollen meist schon klar verteilt. Der eine ist eher der aktive Part, der also seine Freiheit verteidigt und den Partner damit auch kalt stellt. Und der andere rutscht meist in die Rolle des Bedürftigen, der zwar nach Nähe strebt, aber diese nie richtig bekommt und empfindet.
- Auch Abwertungen des Partners dienen im Endeffekt nur dazu, ihn auf Distanz zu halten.

ES gibt etliche Bücher zum Thema Bindungsangst. Ich z.B. habe gerne "Jein. Bindungänste erkennen und bewältigen" von Stefanie Stahl gelesen und meine vergangene Beziehung darin eins zu eins wiedergefunden.

Nähe wird dann wieder geschaffen, wenn vorher Ferne war. Und meist sind diese Beziehungen geprägt von einem Machtgefälle. Der eine ist oben und steht auf dem Podest, er bestimmt die Marschrichtung und er entscheidet über Nähe und Distanz. Für den Partner bleibt dann meist nur die Rolle des Untergebenen, der vordergründig die Beziehung am Laufen halten will und alles dafür tut und sich Mühe gibt, klein beigibt, damit der andere zufrieden oder wenigstens friedlich ist, hintergründig aber meist selbst von der bindungsvermeidenden Sorte ist. Denn man kann ja prima nachlaufen und alles einstecken, wenn die Distanz gewahrt ist, denn sie wird auch durch HInterherlaufen nicht auf Dauer verringert.

All diese Verhaltensweisen werden meist unbewusst abgespult und der bzw. die Betroffenen wissen oft nicht, warum sie sich so verhalten. Auch Deine Gefühllosikgeit kann letztendlich ein Mittel des Unbewussten sein, um eine Beziehung in Frage zu stellen und zu beschädigen.

Wie kommt man da raus? Die "Heilungsschancen" sind eher gering, denn meist beruht Bindungsangst schon auf Erfahrungen aus der Kindheit. D.h. sie sind tief angelegt und werden im Lauf des Lebens erfolgreich zugedeckt. Dahinter stecken oft Verletzungen, die das Kind erfahren hat wie Zurücksetzung, unaufmerksame Eltern, die sich nicht in das Kind versetzen können und wenig empathisch sind. Das Kind entwickelt dann kein positives Bild von Beziehungen und boykottiert sie später oftmals, denn dahinter ist die Angst und die Gewissheit, dass Beziehungen ohnehin nicht halten und immer problematisch sind.
Zunächst muss man sich mit sich befassen, sich zurück erinnern, was früher war. Sich an Situationen erinnern, in denen man sich einsam und verlassen gefühlt hat und Zusammenhänge erkennen, warum man solche Verhaltensweisen als Erwachsener anwendet. Und erst wenn man sich besser kennt, kann man auch anders damit umgehen. Die Bindungsängste sind damit nicht weg, aber man kann sie einordnen und auch die Mechanismen in einer Beziehung besser erkennen und dann anders damit umgehen.

Ich bin selbst eine von der Sorte - groß im Hinterherlaufen, wenn der Partner sich ferne hält und distanziert, aber auch groß in der Abwehr, wenn ich Einschränkung durch den Partner empfinde. Es ist nicht leicht, damit umzugehen, aber man kann es, wenn man sich besser kennt. Aber besonders tiefgehende Beziehungen sollte man eher nicht erwarten, weil man dazu meist gar nicht in der Lage ist.

Das sind letztendlich nur Mutmaßungen von mir, die mir zu Deinem Post eingefallen sind. Sie müssen nicht zutreffen, aber die beiden Passagen von Dir mit den STreitereien, die vom Zaun gebrochen werden und in denen Du Dich erst rechtfertigst (klar, Druck durch Konflikte erzeugt Gegendruck, der sich auch in Rechtfertigungen äußert) und dann zurückruderst und auch Deine Gefühllosigkeit, wenn doch eigentlich gerade alles gut läuft, haben mich daran erinnert.

Meist sind beide Partner sozusagen "befallen", denn jeder sucht sich letztendlich Partner, die dazu passen. Ein Bindungsvermeider kommt selten allein. Was sollte er auch mit einem bindungsfähigen Partner? Denn schließlich müssen die inneren Muster ja bedient werden.

Da das in Beziehungen kaum bewältigt werden kann, ist es auch meist besser, erst mal alleine zu bleiben. Rückzug und Rückbesinnung auf sich selbst sind angesagt. Informationen, vielleicht auch psychologische Beratungen sind angesagt, um herausfinden zu können, was eigentlich abläuft. Jeder Mensch wird zum Großteil aus dem Unterbewussten gesteuert und auf der bewussten Ebene wird vieles nicht erkannt. Warum bin ich so, warum möchte ich mich immer wieder zurück ziehen, warum will ich gerne alleiine Dinge planen? Warum wird mir so unbehaglich wenn ich an feste Verpflichtungen denke? Warum schaffe ich immer wieder Konfliktsituationen, um mich abzugrenzen? Die Latte ist lang ...

Du empfindest jetzt Schmerz, er auch. Und daher erkennst Du zwar rational, dass die Trennung besser ist als das Geeiere in der Beziehung. Aber es tut weh, weil die Gefühle jetzt, wo er ferne ist, nach Nähe förmlich brüllen. Wäre er wieder da, ginge es nach einiger Zeit wieder von vorne los. Daher sind On-/Off-Beziehungen gar nicht so selten.

Das Wichtigste für Dich ist erst mal Ruhe. Zur Ruhe kommen, innerlich ruhiger werden, denn die Achterbahn frisst Dich auf und lässt Dich panisch werden. Und dazu braucht es Zeit, viel Zeit. Und dann kannst Du anfangen, Informatonen zu suchen. Ratgeber zu lesen, Dich im Netz informieren und evt. erkennen, was mit Dir los ist. Und evt. wäre auch eine Therapie hilfreich, wenn Du allein nicht weiter kommst.
Ebby hat geschrieben:Er hat mich nur noch kritisiert, worauf ich verlernt habe mit dieser Kritik richtig umgehen zu können. Zuerst bin ich daher immer sofort in den Selbstverteidigungsmodus gegangen und habe alle meine Handlungen irgendwie gerechtfertigt. Ich habe nicht mehr zu hören können und ihn dadurch immer wütender gemacht. Er hat dann nicht mehr mit mir reden wollen, und gesagt, dass er mein Verhalten untragbar fände - von Angst vor der Ablehnung geleitet, habe ich mich darauf hin immer wieder entschuldigt und versucht mich anzupassen. Das hat folglich wieder verstärkt, dass ich mich als die Person, die ich wirklich war, nicht geliebt fühlte. Und auch nicht wohl.
Er hat Dich kritisiert, weil er Distanz zu Dir schaffen wollte, aus welchen Gründen auch immer. Streitereien, Kriteleien schaffen Distanz. Du reagierst entsprechend mit Rechtfertigungen, was ja auch nachvollziehbar ist. Vor allem wenn Du fühlst, dass es eigentlich kaum um die Dinge geht, wegen denen vordergründig gestritten wird, weil dahinter etwas anderes lauert. Abwertung Deiner Person, mangelnde Akzeptanz z. B.
Du ordnest Dich nicht unter, also "unterwirfst" Dich nicht klaglos und das führt bei ihm wiederum zu Wut, denn seine Mittel greifen nicht. Auch Wut schafft Distanz und vor allem auch Angst. Trennungsangst z.B. Also gibst Du wieder klein bei um die Beziehung zu retten, den Streit zu begraben, aber innerlich bist Du auf Dich selbst wütend, weil Du klein beigibst und Dich unterordnest. Du spürst, dass Du Dich verbiegst, ihm zuliebe und das wiederum zerstört Dein Selbstwertgefühl. Denn Du spürst, dass er Dich nicht liebt, so wie Du bist und da Du Dich auch selbst nicht sonderlich gerne hast, sinkt Dein Selbstwertgefühl immer mehr. Du spürst, dass Du auf verlorenem Posten stehst, alleine da stehst und Dich weder akzeptiert noch verstanden fühlst. Vielleicht kennst Du diese Gefühle schon lange, sehr lange? So lange, wie Du denken kannst, vielleicht? Womöglich kennst Du diese Gefühle schon sehr gut und sie sind Dir allzu vertraut.
Natürlich will man sie nicht haben, aber man lebt in Beziehungen meist nur das nach, was man kennt und verinnerlicht hat.
Also sind Muster in Dir angelegt, die immer wieder abgespult werden. Das wird erst dann besser, wenn Du Dir dessen bewusst wirst. Du kannst sie auf die bewusste Ebene holen, wo sie weitaus weniger schädlich wirken. Denn Du kannst anders mit Dir umgehen, auch mit dem Partner und Du verlässt diese selbstzerstörerischen Mechanismen leichter.

Dadurch, dass Du nun klein beigibst, erreicht der Partner einiges. Er zementiert seine Machtposition und zeigt Dir wieder mal. wo der Hammer hängt. Er hat Recht und Du hast Unrecht. Die Positionen sind klar verteilt. Er oben, Du unten. Er fühlt sich zwar nicht gut, aber vielleicht gestärkt, denn er hat es wohl nötig. Du fühlst Dich verlassen, einsam, kleinmütig und verzagt, denn im Grund genommen hast Du versagt. Die Schuld liegt natürlich bei Dir, das siehst Du doch sicher ein, oder nicht? Also ziehst Du Dich zurück, hältst um gut Wetter an, obwohl Dir innerlich zum Kotzen ist. Denn wieder mal habt Ihr das alte Theaterstück aufgeführt.
Durch Dein Kleinbeigeben erreichst Du zwar erst mal Frieden, aber leider keine Achtung. Und darum geht es letztendlich, denn jeder will sich geachtet und geschätzt fühlen. Du ziehst Dich zurück, machst Dich klein und seine Achtung vor Dir sinkt noch mehr, denn Du bist nur Verfügungsmasse, Knetmasse sozusagen ohne Kontur, ohne eigenen Wert. Denn Du bist Dir selbst nicht viel wert und daher fühlst Du auch wenig Wertschätzung. Das ist ein Teufelskreis, weil zwei sich im Kreis drehen und nicht rauskommen. Wie in einer schlechten Fernsehserie, die immer wieder die alte Leier abspult.
Ebby hat geschrieben:Ich empfinde daher keine Wut - bin bloß unendlich traurig und will es nicht wahrhaben.
Die Trauer ist der Anfang. Und irgendwann wird die Wut auch kommen, auf ihn und auf Dich selbst. Wenn die kommt, ist schon einiges geschafft.
Ebby hat geschrieben:Ich habe immer mal wieder Phasen von unbestimmter Länge, in denen ich nichts für die andere Person fühle.
Darum fiel mir Bindungsangst ein. Gerade wenn es gut läuft, erträgst Du die Beziehung nicht gut und die Folge ist innere Abwehr. Eine Art Schutzhaltung, würde ich meinen. Je besser eine Beziehung läuft, desto mehr macht sie unbewusst auch Angst, denn die Angst vor dem Verlassenwerden ist immens. Gleichzeitig wird sie daher auch unbewusst vermieden und Gefühlskälte ist die Folge. Bzw. kann eine Folge sein.
Ebby hat geschrieben: Die Gefühllosigkeit überrascht mich eiskalt.
Stell Dich ihr und versuche die Ursachen dieser Schockstarre zu ergründen. Ohne Ursachenerkenntnis gibt es keine Besserung.
Ebby hat geschrieben:Auf diese Kälte reagierte mein Freund meist selber mit Kälte, was mich dann wiederum erstarren lies. Der bekannte Schmerz aus vorherigen Trennungen war bereits so unendlich stark, dass ich alles vermeiden wollte um wieder verlassen zu werden. Vermutlich auch, weil das mein Selbstwertgefühl noch weiter in den Keller fallen lässt..
Im Grund genommen erkennst Du ja schon sehr viel, erstaunlich viel. Eine Verhaltensweise ruft die des Partners hervor, denn wie soll er damit klar kommen, dass Du zum Eisblock erstarrt bist? Also zieht er sich selbst zurück und leidet selbst. Die Folge seines Rückzugs ist dann bei Dir wieder Verlustangst. Und außerdem hast Du klar erkannt, woran es fehlt. Mangelndes Selbstgefühl, schlechtes Selbstwertgefühl und mangelndes Selbstbewusstsein dirigieren Dich. Und so erfährst Du einmal mehr die sich selbst erfüllende Prophezeihung. Ich bin es nicht wert, geliebt zu werden, alle verlassen mich, weil sie es nicht mit mir aushalten. Ich bin ganz allein auf der Welt, Ich werde nie richtig glücklich sein und wenn ich es doch mal bin, mache ich wieder alles kaputt.
Da reden Deine inneren Dämonen. Hol sie ans Tageslicht, entlarve sie und sie haben weniger Macht über Dich. Denn wenn sie erkannt sind, kann man sie auch mal vertreiben.
Ebby hat geschrieben:Aber er will nicht. Und ich denke (wenn ich mal eben den Zyklon meiner gesammelten Gefühle beiseite fege), dass er damit recht hat. Es geht so nicht weiter.
Klar, Verlust ist Schmerz. Schmerz will keiner, also will man wieder zurück. Nochmals versuchen, ab jetzt alles besser machen. Wenn wir wissen, was los ist, können wir etwas dagegen unternehmen. Solche Gedanken hat man dann.
Es ist gut, dass er nicht zurück will, denn Du brauchst Zeit und Raum für Dich. Eine Schmerzgrenze ist erreicht, denn Du weißt, dass es so nicht mehr weiter geht. Du willst Änderung, vor allem bei Dir selbst.
Ebby hat geschrieben:Er sagt, dass wir beide an uns selbst arbeiten müssen um irgendwann nochmal eine Chance zu haben.
Das ist letztendlich nur so Blabla. Darauf kannst Du nichts geben. Er will Dir damit die Trennung leichter machen.
Ebby hat geschrieben:Er könne mir nicht sagen, dass ich ihn vergessen oder loslassen solle und sagt mir, dass er sich wünsche ich würde auf "die Zukunft" vertrauen - dass wir da nochmal eine Chance haben könnten.
Schöne und salbungsvolle Worte. Oft ist es so, dass einer mehr Anlass sieht, an sich zu arbeiten und das bist Du. Und wenn Du Dich auf den Weg zu Dir selbst machst und er lediglich weiter lebt, ist nichts gewonnen für eine gemeinsame Zukunft. Oftmals entwickeln sich beide auseinander und dann ist eine Beziehung gar nicht mehr möglich, weil uninteressant.
Ebby hat geschrieben:Ich weiß, dass ich auch an mir arbeiten muss. Nicht für ihn, sondern für mich. Um glücklich sein zu können mit mir selbst. Ich habe nur keine Ahnung wo ich anfangen soll..
Du arbeitest nur für Dich selbst, Du bist ein Einzelkämpfer, denn Du kannst ihn nicht heilen und er Dich nicht. Jeder ist für seine Baustellen selbst verantwortlich und ist allein dafür zuständig.
Also heißt der Satz richtig: ich weiß, dass ich an mir arbeiten muss. Was er macht, kann ich nicht beeinflussen und dafür bin ich nicht zuständig. Aber ich weiß, dass ich für mich eine Änderung erreichen will und daher bin ich bereit, mich dem zu stellen.

Nicht nur für ihn, sondern für mich.
Muss heißen: Nicht für ihn, sondern für mich.

Um glücklich sein zu können mit mir selbst.
Ein schönes Ziel. Es ist nicht leicht zu erreichen, aber machbar. Du kannst für Dich viel gewinnen, wenn Du den Weg gehst. Selbsterlenntnis, Aufdecken uralter Wunden, die nie richtig verheilt sind und letzendlich die innere Überzeugung, dass Du ein wertvoller Mensch bist, der es wert ist, geliebt und nicht nur kritisiert zu werden.
Ein wertvoller Mensch lässt keine falschen Machtspielchen mit sich machen. Denn der Partner spürt instinktiv, wann die Grenze erreicht ist und er wieder aufhören muss mit Kriteleien, Beschimpfungen u. ä. Das kriegt nur der ab, der es mit sich machen lässt. Ein Mensch, der seinen eigenen Wert kennt, wird kein Spielball.
Du erntest das, was Du von Dir glaubst. Glaube an Dich und andere glauben an Dich. Liebe Dich selbst und ein Anderer kann Dich lieben. Sieht Dich als wertvoll an und achte Dich selbst und Du wirst geachtet.
Es liegt alles in Dir, Du musst es nur pflegen und hegen und verinnerlichen.

Sonnenblume

Ebby
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Re: Karussellfahrt

Beitrag von Ebby » Di 10. Jan 2017, 20:51

Hallo Sonnenschein,

erst einmal vielen lieben Dank für deinen langen, ehrlichen Kommentar :)

Obwohl ich bislang noch mit keinem Fachmann darüber gesprochen habe, ist Bindungsangst mir auch schon des öfteren als Möglichkeit für meine Gefühlsaussetzer in den Sinn gekommen. Das Buch was du hier benennst habe ich sogar noch irgendwo zuhause (...leider bislang nur circa zu einem Drittel gelesen). Bin vor einem halben Jahr ins Ausland und habe sogar noch erwogen das Buch mitzunehmen, es dann aber doch Zuhause gelassen mit dem Gedanken "darum kümmere ich mich wenn ich zurück bin". Tja.

Einerseits fand ich darin plausible Erklärungen für diesen Mechanismus des Gehirns (von der Autorin, soweit in Erinnerung, als "totstellen" bezeichnet), der die Gefühle in dem Moment der gefühlten Sicherheit ausschaltet. In den von dir benannten Punkten, erkenne ich mich vor allem darin wieder, dass ich sehr lange keine Aussagen zu unserem "Beziehungsstatus" machen wollte, aus Angst es könnte Ernst werden und mich daher zwangsläufig am Ende verletzen. Tatsächlich gehe ich schon von vornherein mit der Furcht in eine jede Beziehung, es werde ja eh irgendwann enden - und aufs Ende folgen Schmerzen.
Am Anfang der Beziehung habe ich auch nie große, mich überwallende Gefühlswellen. Ich tendiere dazu die Person vor anderen klein zu halten und fokussiere mich auf unnötige Randdetails wie z.B. den Altersunterschied (-ich bin drei Jahre älter als er) um anderen und mir selbst immer wieder klarzumachen, dass das so gar nichts werden kann. Naja, bis es dann doch was wird. Weil ich der Zeit, Vertrautheit und entstehenden Liebe nicht so entkommen kann wie zuerst geplant.

Andererseits treffen aber auch viele dieser Punkte, die auch du u.a. aufgelistet hast auf mich so gar nicht zu.

Z.B. habe ich die Planung von Urlauben immer vorangetrieben und ihn immer mit zu Freunden und Familie geschleift. Ich wollte immer mehr Zeit mit ihm verbringen, als er mir auf Verfügung stellen konnte (- hatte dabei leider aber auch stets im Hinterkopf, dass es bestimmt bald wieder zu einer meiner Phasen kommen könnte und ich die schöne Zeit so lang es geht genießen wollte). Zeitaufwendige Hobbys habe ich nicht. Und auch langfristige Planungen habe ich immer mit ihm besprochen und nicht alleine voran getrieben.
Zu guter letzt komme ich aus einem Haushalt, in dem mir beide Eltern immer mit sehr viel Liebe entgegen getreten sind. Weil meine Mutter selbst eine schwierigere Vergangenheit hatte, hat sie sehr großen Wert darauf gelegt meiner Schwester und mir immer zu zeigen, dass wir geliebt werden wie wir sind. Mein Vater hat die meiste Zeit mit uns verbracht und war daher als Kind immer meine engere Bezugsperson. Ich habe bei beiden nie das Gefühl gehabt etwas zu vermissen und habe noch heute eine wunderbare Beziehung zu ihnen.
Als ich fünfzehn war haben sich meine Eltern allerdings getrennt. Wenn diese Bindungsproblematik also irgendwo ihren Ursprung hat, dann eher dort. Die vielen Streits und die Zeit nach dem Auszug meines Vaters haben mich sehr runtergerissen und ich habe mit siebzehn auch eine Therapie gemacht, weil ich irgendwann stark agoraphobische Züge entwickelt und mich nicht mehr aus dem Haus gewagt habe. Da damals eine Welt für mich zusammengebrochen ist und ich noch lange nach der Trennung unter den Streits meiner Eltern gelitten habe, ist das für mich noch heute ein sensibles Thema.

Du hast Recht: Zeit ist was ich brauche! Und eine Kontaktsperre, die mir bestimmt sehr, sehr schwer fallen wird, legt dafür den Grundstein. Ich versuche mich bereits fleißig zu informieren und denke tatsächlich nochmal über eine Therapie nach (-auch wenn die erste mir damals nicht so zugesagt hat). Es ist ja jetzt auch etwas Zeit ins Land gegangen (ich bin 26) und die Probleme (und Therapeuten ;)) sind andere.

Der Teil, wo du den Ablauf der Konflikte darstellst und beschreibst wie wir das "alte Theaterstück aufführen", passt wirklich wie die Faust aufs Auge! (Leider habe ich noch nicht rausgefunden, wie man die coole "Zitat-Funktion" aktiviert :? )
Auch total traurig das so zu lesen aber gleichzeitig auch sehr wahr: Meine Selbstachtung ist vermutlich das, woran ich künftig am meisten arbeiten muss. Zu sehen wie ich die Beziehungen dadurch an die Wand fahre, dass ich jedesmal diese Gefühlsausfälle habe, hat mich unfassbar wütend auf mich selbst gemacht. Du Schuld der Konflikte lag bestimmt nicht nur bei mir. Aber ja, oft fühlte es sich so an.

Ob er mir mir die Trennung mit seinen Worten leichter machen will, stelle ich mal in Frage. Ich kenne ihn und für mich klingt es eher so, als wolle er selbst sich noch an dieser Vorstellung festhalten. Dazu kommt, dass er mir zuletzt am Telefon gesagt hatte, dass er am liebsten mit niemandem über die Trennung spricht und das vor seiner Familie auch weiterhin geheim halten will... Er hat gesagt, dass er mit dem ganzen Stress nicht mehr klar kommt (zuletzt war es echt nur noch ein On/Off-Ding) und gerade einen klaren Kopf braucht um seinen Abschluss zu schaffen. Er ist sozusagen im Endspurt. Wie man dann Schluss machen kann ist für mich allerdings fraglich. Gerade dann würde ich mich ja nur noch mit diesen Gedanken beschäftigen. Aber naja, jeder ist anders.

Geschockt hat mich deine Ansicht, dass die "Heilungsschancen" von Menschen mit diesen Mustern eher gering sind, weil Bindungsängste meist schon auf Erfahrungen aus der Kindheit beruhen und daher tief zugedeckt sind. Die Botschaft ist so gar nicht hoffnungsvoll und hat mich beim ersten Lesen bitter getroffen! Und auch jetzt frage ich mich noch - bei aller liebe zur Ehrlichkeit - was ich gerade in diesem Zustand mit dieser Information anfangen soll.
Auch der Satz: " Aber besonders tiefgehende Beziehungen sollte man eher nicht erwarten, weil man dazu meist gar nicht in der Lage ist." macht mich super traurig. Ich kann nur hoffen, dass diese Gedanken aus deinen persönlichen Erfahrungen entstanden und daher nicht unbedingt repräsentativ sind. Da kann man sich ja gleich die Kugel geben :shock: Tut mir leid für die leichte Übertreibung, aber das ist ungefähr mein Albtraum!

Am besten Gefallen haben mir dagegen deine schönen Worte zum Schluss. Du hast Recht, ich muss um meinetwillen an all den Selbstwertproblemen arbeiten und will so gern meinen eigenen Wert kennen :) Das motiviert mich nochmal mehr, mich zu informieren und zu lesen was mir unter die Finger kommt. Ich mochte es, wie du die Sätze umgestellt hast. Ist echt doof zu sehen, wie ich ihn selbst bei dem benennen meiner ganz eigenen Zukunftspläne noch einbaue. Es stimmt: Nicht für ihn. Nur für mich!
Sag mal, wenn wir schon davon sprechen - hast du vllt Buchempfehlungen für mich, den Selbstwert betreffend?

Liebste Grüße und vielen Dank!

Ebby

Ebby
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Beitrag von Ebby » Di 10. Jan 2017, 21:53

Oi, wie peinlich! Sonnenblume natürlich - nicht Sonnenschein :D

Atlantis
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Re: Karussellfahrt

Beitrag von Atlantis » Di 10. Jan 2017, 22:16

Liebe Ebby,

ich möchte Dir auch eine Therapie ans Herz legen.
Nur weil man "eine" Therapie gemacht hat, ist man noch lange nicht "geheilt".
Es gibt tausende von Therapeuten und jeder ist anders.
Als ich etwas gegen meine Ängste und Depressionen gesucht habe, habe ich gefühlt 1000 Telefonate geführt und hatte viele Probestunden, bis ich endlich jemanden gefunden hatte, bei dem die Chemie stimmte.
Deine Probleme könnten tatsächlich aus der Trennung Deiner Eltern entstanden sein, denn Du hast wahrscheinlich bewusst oder unbewusst schon lange vorher geahnt, dass sie sich trennen werden.
Vielleicht ist auch schon viel früher etwas passiert, woran Du Dich bewusst gar nicht mehr erinnerst. Und genau dafür ist ein Psychologe da.
Wenn man sich darauf einlässt, ist es oft sehr schmerzhaft, aber letztendlich auch hilfreich.

Ich wünsche Dir alles Gute!

Ebby
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Re: Karussellfahrt

Beitrag von Ebby » Mi 11. Jan 2017, 11:05

Hallo Atlantis,

Vielen lieben Dank für deine Nachricht :)

Dass man nach einer Therapie nicht "geheilt" ist, war mir spätestens nach der ersten klar. Ich habe noch viele weitere Jahe Eigenarbeit gebraucht und oft über weiter Therapien nachgedacht und Beratungen aufgesucht, um wenigstens mit der agoraphobischen Angst Geschichte weitestgehend abschliessen zu können.

Die Vemutung, dass es sich um ein Bindungsproblem handelt, ist mir erst im Laufe der letzten beiden Beziehungen ins Bewusstsein getreten, da beide einem auffallend ähnlichen Muster folgten.
Da ich das letzte mal noch bei einer Kinder- und Jugendthearapeutin war, bin ich jetzt allerdings etwas überfordert, wenn es um die Wahl einer geeigneten Therapieform geht.
Hast du eine Verhaltenstherapie hinter dir oder bist du eher tiefenpsychologisch behandelt worden?
Und was wäre in meinem Fall wohl sinnvoller?

Ich würde mich über deine bzw. eure Einschätzung freuen - kenne mich da nicht wirklich aus.
Liebsten Gruß und Danke


P.S. Mein Unterbewusstsein scheint mir auch bei der Verarbeitung meiner Trauer meine eigentliche Verwirrung immer wieder vor die Augen zu führen. Habe heute Nacht zwei Albträume gehabt, nach denen ich immer wieder äusserst aufgewühlt und verzweifelt aufgewacht bin. Im ersten hat mein Exfreund erneut mit mir Schluss gemacht (träume ich gerne häufiger nach Trennungen) und mir dann auf Nachfrage aber auch nochmal gesagt, dass es nie wieder eine Chance gibt, dass das je wieder was mit uns wird. Im zweiten Traum hat wieder was mit mir angefangen und ich war kurz darauf angewidert und wollte der Situation entfliehen :(
Das bringt mich echt zum durchdrehen hier..

Sonnenblume10
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Re: Karussellfahrt

Beitrag von Sonnenblume10 » Mi 11. Jan 2017, 18:46

Jetzt mal ruhig, Ebby, das ist kein Grund am Leben zu verzweifeln. Es sind einfach Defizite, die man mit sich rum schleppt. Bei mir konnte ich vieles auf die Kindheit zurückführen. Bei Dir wird wohl die Trennung der Eltern, die für Kinder immer traumatisch ist, mehr Ausschlag geben.
Und die Verhaltensweisen eines Bindungsvermeiders habe ich aufgeschrieben, weil manchen ein Kronleuchter aufgeht. Sie sind - glaube ich - auch in dem empfohlenen Buch aufgeführt. Ich habe sie eins zu eins so erlebt, aber sie treffen natürlich nicht auf jeden zu. Außerdem sind das die Verhaltensweisen des aktiven Bindungsvermeiders, während die passive Rolle, die auch ich einnahm, ganz anders ist, also gegenpolig.

Die passiven tun immer alles um die Beziehung am Laufen zu halten, sie tun alles, um die Bindung zu stärken und sind daher auch immer in der untergeordneten Position. Denn der aktive Part bleibt ziemlich autark und selbstständig und wirkt obendrein in seinen Aktionen häufig recht kalt und herzlos, während der passive beim geringsten Anlass in Verzweiflung stürzt. Er liebt mich nicht, ich bin nicht gut genug für ihn, er wird sich todsicher irgendwann trennen. Oh mein Gott, ich muss alles dagegen tun, sonst gehe ich kaputt. Alles, nur keine Trennung bitte!
Der passive Teil leidet schon in der Beziehung oft immens und Verlust-Angst und die Angst nicht zu genügen, sind häufige Begleiter.

Ich habe das genauso erlebt und nach der Trennung war mir klar, dass ich ein Wiederholungstäter bin. Schon wieder hatte ich mich kopflos in eine Beziehung gestürzt, endlich mal auf meine Gefühle gehört und innerhalb kurzer Zeit hatte er mich so in sein Netz eingewoben, das ich mehr und mehr Angst hatte und nicht mehr wusste, was ich tun sollte. Ich war oft voller Panik, voller Misstrauen und voller Eifersucht. Und selbstverständlich konnte ich ihm nicht mal ansatzweise das Wasser reichen, denn er war ja in allem besser, so glaubte ich. Ich habe damals systematisch mein ohnehin schwaches Selbstwertgefühl selbst demoliert und war hinterher entsetzt, dass ich mich so aufgegeben hatte.

Ich war dann auch bei einem Therapeuten, nur zu zwei Gesprächen. Ich wusste über das alles Bescheid, ich hatte viel darüber gelesen, aber erst durch das Reden mit dem Therapeuten und durch Anfragen seinerseits stellte ich einen endgültigen Bezug zu mir her. Es dauerte dann wieder Monate, bis ich es erkannte, aber meine vermeintlich gute Beziehung zu meinen Eltern hatte da wohl doch einiges bei mir zum Wanken gebracht.
Ich stehe heute anders da und ich stehe anders zu mir, einfach weil ich jetzt weiß, warum ich mit Beziehungen Probleme habe.
Ich habe jetzt auch wieder eine Beziehung, die sich sogar ganz gut anfühlt, aber wie gesagt, besonders tief und innig ist sie nicht. Klar, auch ich hätte und hatte oft Sehnsucht genau danach. Eine ehrliche Beziehung, in der man alles sagen kann und akzeptiert wird. Aber was soll ich sagen, auch mein Partner schleppt da eindeutige Defizite mit sich rum!
Ebby hat geschrieben:Tatsächlich gehe ich schon von vornherein mit der Furcht in eine jede Beziehung, es werde ja eh irgendwann enden - und aufs Ende folgen Schmerzen.
Das kenne ich leider auch, denn nach den ersten wunderbaren Wochen und Monaten traten die Probleme allmählich zutage.
Ebby hat geschrieben:um anderen und mir selbst immer wieder klarzumachen, dass das so gar nichts werden kann.
Das ist ein toller Trick zum Beziehungsboykott! Sich gleich mal sagen, dass das sowieso nichts werden kann. Gründe findet man immer und wenn es drei Jahre Altersunterschied sind. Oder die Socken die er immer trägt oder was auch immer ... :)
Das ist auch eine Schutzhaltung: ich wusste doch gleich, dass es nicht halten kann! Und dann hat man sie wieder, die sich selbst erfüllende Prophezeihung, die man unbewusst damit auch selbst herbei führt. Das Unterbewusstsein lehnt sich bequem zurück, denn es hatte ja wieder mal recht! Ebby hat versagt, ätsch und ich bin sicher, denn die Beziehung ist keine Gefahr! Juhu! Dass Du vordergründig leidest wie ein Hund, interessiert Deine Dämonen recht wenig.
Ebby hat geschrieben:Die vielen Streits und die Zeit nach dem Auszug meines Vaters haben mich sehr runtergerissen und ich habe mit siebzehn auch eine Therapie gemacht, weil ich irgendwann stark agoraphobische Züge entwickelt und mich nicht mehr aus dem Haus gewagt habe. Da damals eine Welt für mich zusammengebrochen ist und ich noch lange nach der Trennung unter den Streits meiner Eltern gelitten habe, ist das für mich noch heute ein sensibles Thema.
Das hat Dich damals stark verunsichert und gequält und sicher große Spuren hinterlassen. Es hat Dich geängstigt und das äußerte sich wohl auch in der Angst vor draußen. Ich spekuliere hier mal rum, aber die Angst kann sich ja auch in Verhaltensweisen wie Panikattacken manifestieren und zeigen. Man hat Angst vor großen Plätzen, wofür es oft keine logische Erklärung gibt, denn sie müssen nicht Angst machen. Aber die Angst sucht sich eben einen Weg und äußert sich in anderen Bereichen, wie Angst vor draußen oder Angst vor Enge oder Angst vor Brücken oder vor Spinnen.
Vielleicht lebst Du in den Beziehungen auch die Streits Deiner Eltern nach? Wir leben ja immer das nach, was wir kennen.

Mein Therapeut sagte mir damals:
Wenn etwas wiederholt auftritt, ist es kein Zufall, sondern es hat System. Die Seele ist gequält und will was los werden und bewältigen. Aber sie kann das nicht aus sich heraus und daher schickt sie uns auf die Reise. Z.B. immer wieder in ähnliche Beziehungen mit ähnlichen Mustern.
Sie tut das nicht aus böser Absicht, sondern sie liefert uns Fingerzeige. Schau da bitte mal genau hin, ergründe, was da los ist, damit ich mich endlich davon befreien kann, lautet der Auftrag der Seele.
Nach einem Beziehungsende macht man entweder so weiter wie bisher und wartet nur, bis es nicht mehr weh tut. Dann erlebt man todsicher irgendwann eine Neuauflage. So lange, bis wir bereit sind, uns dem zu stellen und uns endlich mal darum kümmern, was bei uns im Argen liegt.
Ganz ergründen werden wir das nie, aber auch Teilstücke bringen einen schon ein gutes Stück weiter.
Ebby hat geschrieben:Meine Selbstachtung ist vermutlich das, woran ich künftig am meisten arbeiten muss. Zu sehen wie ich die Beziehungen dadurch an die Wand fahre, dass ich jedesmal diese Gefühlsausfälle habe, hat mich unfassbar wütend auf mich selbst gemacht. Du Schuld der Konflikte lag bestimmt nicht nur bei mir. Aber ja, oft fühlte es sich so an.
Selbstachtung kann man lernen, zumindest kann man was dafür tun. Sich selbst loben, immer wieder und sich selbst auch verzeihen. Ich hatte immer Probleme, Komplimente anzunehmen. Ich dachte mir, der will mich vlt. nur verarschen oder ich dachte mir, der weiß ja nicht, wie ich wirklich bin. Heute nehme ich sie gerne an und halte sie auch für wahr und freue mich darüber. Mein Selbstwertgefühl war so klein, dass ich davon überzeugt war, dass alle Anderen besser sind als ich und nur ich immer wieder Fehler mache.
Auch das sind innere Dämonen, die Dich klein halten. Sie reden Dir ein, dass Du ungenügend bist und dass Du selten im Recht bist. Und dann kannst Du Dich auch nicht wehren bzw. Dich abschütteln.
Diese Dämonen kann man in Schach halten. Wenn sie sich mal wieder melden, schicke ich sie in den Schrank und sage ihnen, sie sollen ihre Klappe halten, denn sie helfen mir ja nicht. Sie wollen mir nur schlechte Dinge einreden.
Die Schuld an Konflikten lag natürlich nicht nur bei Dir, die Schuld ist meist gleich verteilt. Aber der Unterlegene tendiert immer dazu, die Schuld bei sich zu suchen. Wenn ich so und so wäre, dann ... Wenn ich dies und jenes nicht gesagt oder getan hätte, dann ...
Das ist aber einfach so nicht wahr!
Ebby hat geschrieben: Ich kenne ihn und für mich klingt es eher so, als wolle er selbst sich noch an dieser Vorstellung festhalten. Dazu kommt, dass er mir zuletzt am Telefon gesagt hatte, dass er am liebsten mit niemandem über die Trennung spricht und das vor seiner Familie auch weiterhin geheim halten will...
Auch das ist eine Möglichkeit. Jedenfalls hält er sich damit alle Optionen offen. Vielleicht versuchen wir es doch irgendwann wieder miteinander, vielleicht wird dann alles besser ... Lass Dich nicht in der Warteschleife halten, denn sie ruft immer wieder neue Hoffnung hervor, obwohl der Zug abgefahren ist.
Besser sind klare Verhältnisse, denn dann kann man irgendwann leichter damit abschließen, als wenn die Hoffnung immer wieder angefüttert wird.
Ebby hat geschrieben:dass die "Heilungsschancen" von Menschen mit diesen Mustern eher gering sind,
Mein Therapeut sagte so was. Die Betroffenen kommen erst dann, wenn sie wirklich einen Wunsch zur Änderung verspüren. Und die aktiven Bindungsvermeider kommen meist sowieso nicht, weil sie ja ihre Unabhängigkeit ganz anders gewahrt haben und das dann auch erfolgreich verdrängen. Und Bindungsangst lässt sich nicht auf die hemdsärmelige Art heilen nach dem Motto: jetzt machen wir mal fünf Sitzungen und dann kriegen wir das schon hin.
Und es setzt auch die Bereitschaft voraus, in den Keller der Erinnerungen, die man so schön verpackt hat, hinab zu steigen. Das schmerzt, es tut weh und daher vermeiden es viele lieber.
Bei manchen Menschen allerdings sind die Traumata (und es sind Traumata bzw. wurden so empfunden!) so tief vergraben, dass kein Zugang mehr möglich ist. Der Mantel des Vergessens als Selbsthilfe wurde so dick darüber gelegt, dass keine Erinnerung mehr an die Oberfläche tritt.
Dich schätze ich allerdings nicht so ein.

Wieso Therapie, mir geht es doch prima? Mir geht es gut, es ist alles in bester Ordnung. Komisch nur, dass die nächste Beziehung wieder kaputt ging, aber das lag ja nur daran, dass die oder der Partner wieder mal nicht gepasst hat. Das sind oft so Hilfsmittel um dem aus dem Weg zu gehen.
Es ist sicher kein einfach und kurzer Weg, aber ich denke, er ist auf jeden Fall lohnend.
Und wie gesagt: wenn Du weißt, warum Du so bist, dann kannst Du anders damit umgehen. Ich ertappe mich öfters bei Gedanken wie dem, dass ich jetzt knüppeltief drin hänge und meinem Partner nicht das zugestehen kann, was er gerne hätte. Aber dann weiß ich ja auch, warum ich so fühle. Die Bindungsängste schlagen wieder mal zu und das ist nicht weiter Besorgnis erregend und ich kann dann ganz gut damit leben.
Ich habe Bindungsängste, das ist so und das weiß ich. Aber deswegen muss ich doch nicht traurig sein. Ich bin halt ein wenig anders als viele Anderen. Na und?
Daher musst Du jetzt wahrlich nicht verzweifeln! Die Ängste dirigieren mich nicht mehr so wie früher und das ist schon ein großer Gewinn.
Ebby hat geschrieben:Und auch jetzt frage ich mich noch - bei aller liebe zur Ehrlichkeit - was ich gerade in diesem Zustand mit dieser Information anfangen soll.
Du musst damit gar nichts anfangen. Aber ich bin gegen seelische Weichspüler, denn die helfen nicht. Und wie gesagt, ich beharre keinesfalls darauf, dass ich mit allem hier Recht haben muss.

Allerdings: wenn es einen trifft, dann ist oft leider was Wahres dran!
Mein Ex. machte mir nach der Trennung damals irgendwann den Vorwurf, ich hätte ihn auch ausgenützt. Denn ich sagte ihm, dass ich mich ausgenützt, benützt und weggeworfen fühle.
Das hat mich damals tief getroffen und ich wies das weit von mir. Und trotzdem ging es mir nicht mehr aus dem Kopf. Immer wieder mal dachte ich darüber nach und sagte mir: nein, ich habe ihn nicht ausgenützt.
Und ca. zwei Jahre nach der Trennung, als ich längst nicht mehr viel an ihn dachte, ging mir auf einmal alles wie eine Glühbirne auf. Ja, auch ich hatte ihn ausgenützt und für meine Zwecke missbraucht. Das nicht etwa absichtlich, sondern ganz unbewusst. Ich hatte einen Auftrag an ihn gehabt, der lautete: bitte mache Du mich glücklich, damit ich endlich mit mir selbst einverstanden sein kann. Bitte hab Du mich lieb, damit ich glauben kann, dass ich liebenswert bin. Bitte richte Du mein fades Leben und meine Defizite. Hier hast Du mein Herz, bitte heile es und dann gib es mir wieder zurück. Bitte erledige Du das, was ich selbst für mich nicht erledigen kann!
Ich habe mich dann so geschämt vor mir selbst, denn es war wahr gewesen. Es ging mir immer wieder mal im Kopf rum, weil etwas Wahres dran war. Ich war nicht so unschuldig wie ich glauben wollte.
Daher sollte man solche Dinge schon anschauen, gerade wenn sie weh tun. Im Schmerz liegt Heilung, das darfst Du nicht übersehen.
Ebby hat geschrieben:Sag mal, wenn wir schon davon sprechen - hast du vllt Buchempfehlungen für mich, den Selbstwert betreffend?
Leider nein. Es hat mir genügt zu erkennen dass ich an meinen Wert nie geglaubt habe (ein Ausfluss meiner Erziehung übrigens!) und ab da wurde es allmählich besser. Der Therapeut hatte schon mit vielem Recht: Bewusstwerdung hilft und man tappt nicht wieder dauernd in die blöden Fallen, in die Dich Deine Dämonen locken wollen.
Ebby hat geschrieben:Ich kann nur hoffen, dass diese Gedanken aus deinen persönlichen Erfahrungen entstanden und daher nicht unbedingt repräsentativ sind.
Selbstverständlich beruhen sie auf meinen Erfahrungen. Alles was ich Dir geschrieben habe, sind letztlich nur Anregungen zum Nachdenken. Es wäre ja auch furchtbar, wenn ich immer mit allem Recht hätte!

Ich denke, Du wirst das alles doch ganz gut meistern. Und bedenke immer, auch Teilerfolge sind auch Erfolge und oft gar nicht so klein.
Den Anfang hast Du längst gemacht, denn Du hinterfragst und fängst damit an. Angenehm ist das nicht immer, das ist keine Frage. Und ich bin auch nicht geheilt, keineswegs, aber ich lebe jetzt besser als früher. Und das reicht mir.

Übrigens, ich habe keinerlei Verbindung mehr zum Ex. Ein halbes Jahr nach der Trennung hatte er eine Neue (vielleicht auch schon früher) und ab da ist jeglicher Kontakt gestorben. Und heute will ich nichts mehr von ihm wissen. Er ist ferne wie der Mond und ich sehe ihn ab und an dienstlich (vielleicht zweimal im Jahr). Wir grüßen uns - mehr nicht. Ich habe kein Interesse an Smalltalk mit ihm, ich will keine Lauheiten austauschen und ehrlich war er noch nie. Er juckt mich einfach nicht mehr und das fühlt sich gut an - wie eine Erlösung.
Aber ich habe ihn damals gebraucht. Ohne ihn hätte ich immer noch nichts über mich gelernt.

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Re: Karussellfahrt

Beitrag von Ebby » Mi 11. Jan 2017, 22:47

... irgendwie erkenne ich mich nach deinen Beschreibungen weder direkt im passiven, noch ganz eindeutig im aktiven Part dieses Konstrukts wieder. Aktiv scheine ich dann zu sein, wenn ich plötzlich nichts mehr fühle. Ansonsten fühle ich im Anschluss an diese Phasen viel eher wie der passive, alles zusammenhaltende und auf Harmonie hoffende Teil. Dass Gefühl, dass er "besser ist als ich" habe ich im Laufe der Zeit irgendwie auch entwickelt. Dabei hatte ich ja so eiskalt angefangen und gar nichts ernstes gewollt.

Hilfe, gerade bin ich in einem totalen Tief. Meine Selbstwert robbt über den Boden und ich bin einfach nur haltlos. Die Trennung kommt wie gewohnt in einem super unpassenden Zeitpunkt; Ich bin immer noch im Ausland. Bin im September losgefahren um meine alte Angstkiste endlich über Board zu werfen. Außerdem wollte ich Abstand zu meinem Beruf gewinnen, weil ich in den letzten 2 Jahren, d.h. seit ich mein Studium beendet habe nur noch richtige Stimmungsaufs- und abs hatte, die die Beziehung zu meinem Freund sicherlich auch ein Stück weit schwerer gemacht haben.. Hier, fernab der gewohnten Umgebung und des Jobs ist mir aufgefallen, dass ich immer noch keine richtigen Plan habe was ich machen soll - aber eins weiß ich ganz sicher; zurück in mein Berufsfeld will ich auf keinen Fall.

Ich plage mich also zusätzlich zu der Trennung, die mir gerade jede Energie raubt, auch noch mit dem Gedanken rum was kommt, wenn ich Ende des Monats zurück nach Deutschland fliege.. Studiere ich nochmal? Wenn ja, wo will ich damit hin? Wie finanziere ich das? Was nehme ich vorerst für einen Job an? Wo finde ich schnell einen Therapeuten? Wie soll ich es aushalten zurück in meine Wohnung zu kommen, wo immer noch soviele Erinnerungen in der Luft hängen, die ich mir seit einem halben Jahr nicht bewusst machen konnte? Und Hilfe, dann bin ich auch erstmal noch arbeitslos und dümpelt da 24/7 alleine vor mich rum.
Diese ganze Situation überfordert mich gerade so stark, das ich das Gefühl habe alte Ängste auch wieder stärker zu spüren..

Traurigerweise ist der Gedanke, dass die Kontaktsperre nochmal was bei ihm bewirken kann gerade mein einziger Hoffnungsschimmer. Obwohl mir gleichzeitig bewusst ist, wie sinnlos es wäre sich zurück in diese Spirale zu begeben. Und ich das so früh auch nicht wollen würde. Aber mein verletztes Herz schreit gerade nach diesem Rettungsanker und vor allem nach meinem besten Freund..
Und leider bin ich noch so weit weg davon diese Person nicht mehr in meinem Leben haben zu wollen :(

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Re: Karussellfahrt

Beitrag von Ebby » Do 19. Jan 2017, 21:47

Hallo nochmal,

heute Abend gings wieder bitter bergab - dabei hatte ich letzte Woche immer mal wieder das Gefühl, dass es eigentlich ganz ok läuft mit der Trennung. Aber falsch gelegen. Für jeden Schritt nach vorne geht es drei zurück.
Ich bin jetzt 11 Tage ohne Kontakt und vermisse immer noch. Und abschließen fällt mir schwer, schwerer, am schwersten.

Gut ist, dass mir ein Therapeut zwecks eines Erstgespräches geschrieben hat.
Und, dass sich jemand auf meine Bewerbung gemeldet hat.
Ich denke das waren so ziemlich die Höhepunkte der Woche..

Leider rückt mein Rückflug nach Deutschland immer näher und ich habe furchtbare Angst vor all den Erinnerungen, die in meiner Wohnung auf mich warten. Ich will einfach nicht in der gleichen Stadt wie er sein. Verrückt, ich weiss. Aber es tut gerade gut weit weg zu sein!
Gleichzeitig vermisse ich Freunde und Verwandte und freue mich unendlich auf Umarmungen und persönliche Gespräche.

Was braucht es, damit ich endlich akzeptieren kann, dass ich keine Chance mehr habe?
Dass er unmöglich der tollste Mann der Welt gewesen sein kann?
Und, vor allem, wie verzeihe ich mir selbst?

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Re: Karussellfahrt

Beitrag von Sandra_24 » Fr 20. Jan 2017, 08:45

Liebe Ebby!

Das tut mir Leid, dass es wieder bergab geht...aber nach jedem Abstieg kommt auch wieder ein Aufstieg.

Das Akzeptieren ist am schwersten, denn wir Menschen sind darauf programmiert, dass wir nur die schönen Dinge und Momente der Beziehung sehen. Aber es gab auch weniger schöne Momente und bestimmt auch Eigenschaften die dich gestört haben, aber die findet man nach einer Trennung nicht mehr so schlimm. Vielleicht tut es dir gut, wenn du seine negativen Seiten bzw. die negativen Seiten der Beziehung aufschreibst - gerne auch hier.

Was genau verzeihst du dir selbst nicht?

Fühle dich gedrückt - du schaffst das...step by step. Auch für dich wird bald die Sonne wieder scheinen, auch wenn du jetzt denkst der Himmel besteht nur aus Wolken.

Liebe Grüße

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