Bindungsangst - habe ich eine Chance?

Es hat zwischen Euch "gefunkt", doch er meldet sich nicht mehr. Es ging aus Deiner Sicht alles in Richtung Beziehung, aber plötzlich distanziert er sich. Dieses Forum ist der richtige Ort, wenn es noch keine "richtig feste Beziehung" war.
kasia
Beiträge: 6
Registriert: Sa 8. Mär 2014, 13:10
Geschlecht:

Bindungsangst - habe ich eine Chance?

Beitrag von kasia » Sa 8. Mär 2014, 13:43

Hallo zusammen

Auch ich habe mich in einen Mann mit Bindungsangst verguckt... Ich lernte ihn im Büro kennen, wo er mir durch kleine Gesten und Blicke zu verstehen gab, dass er interessiert sein könnte. Das ganze Team bemerkte, dass er mit mir anders war, als zu den andern Frauen und mir gefiel, dass er nicht so ein Macho ist, wie die andern..
BIs ich jedoch den Job wechselte, haben wir uns nie privat getroffen, nur immer geschrieben. Als ich dann nicht mehr dort arbeitete, fingen wir an, zu daten. Doch schon dort musste ich immer relativ oft die Initiative ergreifen, er traute sich irgendwie nie, konkret nach einem Date zu fragen, machte immer Anspielungen und ich musste dann den Schritt machen.
Er hatte einmal mitbekommen, als ich auf der Arbeit von einem andern nach einem Date gefragt wurde und seither zog er mich immer damit auf, sagte zB. Ach willst du nicht lieber mit xy auf ein Date statt mit mir? Wie geht es xy? blabla.. Er glaubte mir auch nie, dass ich ausser ihm keine andern Männer traf...Dazu ist vielleicht zu sagen, dass er sehr unsicher ist, wird auch auf der Arbeit nicht akzeptiert als Chef und hat kaum Selbstvertrauen..
Wenn wir uns trafen, war er extrem nervös, hatte oft Schweissperlen auf der Stirn. Er erzählte mir nach einiger Zeit auch, dass er bei seinen Grosseltern aufwuchs, da seine Mutter früh die Familie verliess...Später hat er eine Exfreundin beim Betrügen erwischt-scheint mir also ziemlich viel "Material", um beziehungsunfähig zu werden..

Er sagt auch von sich selbst, dass er Beziehungsangst hat und meinte, er wolle mir das sagen, dass ich wisse, auf was ich mich einlasse mit ihm..Er sagte, er brauche eine starke Frau und ich sei eine..
Mich schüchterte das zuerst auch nicht ein, da wir immer schöne Dates hatten. Er meinte auch einmal, ich sei ihm wichtig, er wolle es langsam angehen lassen, also nicht gleich ins Bett, da er in mir mehr als ein Betthäschen sieht, da wir uns so gut unterhalten können.

Ich fühlte mich super, dachte, es könnte etwas Ernstes werden..Wir küssten uns mehrere Male auf den weiteren Dates, doch nie mehr - es schien mir, als habe er Angst vor Sex..
Nach mehreren Dates machte ich wohl den Fehler, einen Hinweis zu geben, dass ich etwas Festes wolle.( Da er mir ja auch gesagt hatte, er sehe mich nicht als Affäre)

Das muss wohl der Auslöser gewesen sein, denn von hier an fing er an, teilweise nicht mehr auf SMS zu antworten und wenn wir uns sahen, machte er oft Kommentare wie zB. hmm die Kellnerin ist aber auch eine Heisse oder deine Kollegin Anna, hat sie eigentlich einen Freund, ist ja ganz ne Hübsche?
Diese abwertenden Äusserungen verletzten mich sehr, doch ich liess mir nichts anmerken... Weiter ging es, dass wenn ich ihn sehen wollte, er anfing, allerlei Ausreden zu finden...
Ich war traurig, doch entschied mich, ihn loszulassen und ging auf Abstand.. Er meldete sich auch nicht, doch dann begegneten wir uns zufällig in der Stadt und er schrieb mir kurz darauf wieder.. So begann der Kontakt abermals und er fragte, warum wir uns eigentlich nicht mehr getroffen hätten... ich meinte dann, er hätte ja nicht mehr gewollt.. Er ging nicht darauf ein und als ich sagte, wir könnten es ja nachholen, sagte er: Ich kann nicht - aber der Typ xy oder die 1000 andern Typen, die dich daten wollen, haben sicher Zeit.. :cry:

Und so drehen wir uns wieder im Kreis.. Meine Frage nun, hat es einen Sinn, ihm Zeit zu geben und ihm bei einem Gespräch (wenn er mich denn überhaupt wieder einmal sehen will/kann) zu sagen, was ich empfinde und dass es mich verletzt, wie er sich verhält? Ich weiss, es ist blöd, ihm so hinterher zu laufen, aber wir hatten so eine schöne Zeit und ich möchte dies nicht einfach so gehen lassen...

Danke für Eure Antworten!

Benutzeravatar
Mondlicht
Beiträge: 2003
Registriert: Sa 30. Jun 2012, 19:09
Geschlecht:

Re: Bindungsangst - habe ich eine Chance?

Beitrag von Mondlicht » Sa 8. Mär 2014, 23:10

Hallo kasia,

jop, Dein Exemplar riecht stark nach einem Bindungsphobiker.
Die Anzeichen sind typisch. Da glaubt man das Glück gefunden zu haben und alles KÖNNTE so einfach sein... wenn, ja wenn er nicht ständig und völlig unerwartet nen Rückzieher macht.
kasia hat geschrieben:Er sagt auch von sich selbst, dass er Beziehungsangst hat und meinte, er wolle mir das sagen, dass ich wisse, auf was ich mich einlasse mit ihm..Er sagte, er brauche eine starke Frau und ich sei eine..
Er kennt sein Problem und hat sicher auch schon einschlägige Erfahrungen mit Partnerschaften gemacht, die immer irgendwie "schräg" verliefen.
Er weiß ebensogut, das er eine Partnerin an seiner Seite braucht, die ihn ziehen lässt, wenn seine Ängste wieder Überhand über ihn gewinnen.
Um eine Beziehung mit einem Bindungsängstler führen zu können, muss man eine sehr unabhängige, starke Person sein. Idealerweise hat man selbst einen grossen Freiheitsdrang.
Man braucht unbedingt ein Gegengewicht zur Beziehung, wo man sich Kraft und Bestätigung holen kann (Hobby, Sport ect.)
Man darf ihnen nie zeigen, dass man Angst hat, sie zu verlieren.
Keine grossen Gefühlsbedkundungen, keine Gespräche über "uns" und die Zukunft
Wenn er sich zurückzieht, dann lass ihn. Ihm dann noch nachzusteigen ist vergebliche Liebesmüh.
Einem Bindungsängstler kann man gar nicht zu wenig Druck machen.
Gerade auch nach solchen Argumenten:
kasia hat geschrieben:wenn wir uns sahen, machte er oft Kommentare wie zB. hmm die Kellnerin ist aber auch eine Heisse oder deine Kollegin Anna, hat sie eigentlich einen Freund, ist ja ganz ne Hübsche?
kasia hat geschrieben:Weiter ging es, dass wenn ich ihn sehen wollte, er anfing, allerlei Ausreden zu finden...
kasia hat geschrieben:Wir küssten uns mehrere Male auf den weiteren Dates, doch nie mehr - es schien mir, als habe er Angst vor Sex..
Genau hier macht sich seine Angst stark bemerkbar. Er reagiert aus Selbstschutz, weil die Angst größer ist (wieder) enttäuscht zu werden. Vertrauen aufbauen fällt schwer, denn diese Ängste sind oft schon in früher Kindheit geprägt wurden und sind im Unterbewußtsein verankert (der frühe "Bindungs-Entzug" vder Mutter scheint wohl die Wurzel des Übels zu sein). Um sich vor unangenehmen zu schützen, bleibt ihm nur ein Mittel --->Flucht und Rückzug

Ein Teufelskreislauf beginnt, On- / Off-Beziehungen sind häufig, der Bindungsängtler kann nur bis zu einem bestimmten Grad Nähe zulassen, bald wird ihm das zuviel und ist gezwungen sich daraus wieder zu befreien. Kaum hat er sich durch Distanz und evtl. vorübergehener Trennung wieder in Sicherheit gebracht, verspürt er bald wieder Sehnsucht nach dem Partner und kehrt zurück. Leider meist nur auf Zeit, bis das Disaster wieder von vorn beginnt. Der Partner hingegen ist dem meist hilflos ausgesetzt und leidet unter dem Wechselbad der Gefühle.

Was Du tun kannst? ...Leider nichts. Bindungsangst ist nicht heilbar.
Wenn Du also einen festen Partner mit gegenseitigem Vertrauen, Zusammenhalt und Sicherheit suchst, bist Du besser beraten weiter zu ziehen. Denn eine stabile Partnerschaft mit allem drum und dran, ohne wenn und aber, wird er Dir wohl eher kaum geben und bieten können...

Wenn es Dich interessiert, es gibt auch gute Lektüre zum Thema.
- "Jein!" von Stephanie Stahl
- "Nah und doch so fern" von Steven Carter / Julia Sokol
- "Ich liebe Dich nicht, wenn Du mich liebt" von Cassandra Philipps

Liebe Grüße
Mondlicht
☜✿☞☜✿☞☜✿☞☜✿☞☜✿☞☜✿☞☜✿☞☜✿☞☜✿☞☜✿☞☜✿☞
Wer fliegen will, muss loslassen was ihn runter zieht
☜✿☞☜✿☞☜✿☞☜✿☞☜✿☞☜✿☞☜✿☞☜✿☞☜✿☞☜✿☞☜✿☞

Sonnenblume10
Beiträge: 2949
Registriert: Mi 6. Jun 2012, 12:16
Geschlecht:

Re: Bindungsangst - habe ich eine Chance?

Beitrag von Sonnenblume10 » Di 11. Mär 2014, 16:54

Ich hatte auch so einen und die "Beziehung" wurde im Lauf der Monate zu einer Vorstufe zur emotionalen Hölle!
Lass die Finger davon. Erstens ist er deformiert (er kann nichts dafür, aber das hilft Dir nicht), zweitens kannst Du ihn niemals therapieren (selbst ein ausgebildeter Therapeut tut sich bei dieser Störung schwer) und drittens wirst Du immer nur ein Spielball seiner widersprüchlichen Emotionen sein.
Du kriegst Nähe, nach der Du Dich so sehnst, aber über die Häufigkeit und die Intensität bestimmt allein er. Und gerade weil diese Momente Seltenheitswert haben, stilisierst Du sie hoch, denn das was wir selten haben können, hat einen ungleich höheren Wert als das Selbstverständliche.

Du kannst im Lauf der Zeit in eine Art Sucht rutschen, denn er ist Dein Dealer. Er gibt Dir den Stoff und genauso oft entzieht er ihn Dir auch wieder und Du wirst im Lauf der Zeit nur noch zu einem Anhängsel, das ängstlich darauf re-agiert, wie er gerade drauf ist. Du wirst zu einer Art Spiegel für ihn, denn ist er wieder auf dem Egotrip, tust Du, als ob Du prima auch alleine zurecht kämst, ist er wieder in der Annäherungsphase, gehst auch Du wieder freudestrahlend darauf ein. Er liebt mich eben doch, denn er kam ja wieder und erst letztes WE hat er gesagt ... und und und. Du redest Dir Deine Welt schön und richtest Dich gleichzeitig im Leiden ein. Aber Du bist nicht mehr Du selbst. Und dann wirst Du langweilig und reizlos und da er aggressiv wird, fängt er an, Dich abzuwerten und andere aufzuwerten. Genau diese Erfahrung hast Du ja schon gemacht.
Bindungsphobiker haben immer die Macht in Beziehungen, sie haben aber gleichzeitig ein extrem schwaches Ego und wollen daher die Kontrolle über den Partner haben. Du triffst Dich mit XY, na, das wird sicher schön, oder? Und latent steckt auch immer Aggression dahinter, die sozusagen von hinten, also verborgen kommt.

Bindungsphobiker der aktiven Sorte, also diejenigen, die ihre Bedingungen aufstellen (Beziehung ja, aber ohne Ansprüche und Verpflichtungen bitte und nur dann, wenn sie sie gerade aushalten) finden meist Bindungsvermeider passiver Natur. Die nehmen dann die Rolle der Leidenden ein, der Anpassungsfähigen, die sich nach dem Anderen richten und dabei ihre eigenen Bedürfnisse verleugnen. Stattdessen züchten sie in sich blödsinnige Hoffnungen hoch, die sich nie erfüllen werden. Eines Tages wird er ..., ich muss nur so und so sein, dann wird er ...
Alles Quatsch, denn er wird nie eine normale Beziehung führen können und Du solltest Dir zu gut dafür sein, Dich zu seinem Spiegel zu machen.
Zwei Bindungsphobiker der aktiven Sorte können vermutlich besser miteinander klar kommen, aber meist finden aktive und passive Partner zusammen und das bedeutet zumindest für einen viel Leid und Schmerz. Und für den Anderen Druck, weil er die Ansprüche spürt und ein schlechtes Gewissen, weil er ihnen nie gerecht werden wird.

Lass es bleiben, es ist die Sache nicht wert und geh, solange Du noch gehen kannst! Noch kannst Du es, denn Du hast Zweifel und hängst emotional noch nicht so tief drin.
Wie gesagt, er kann nichts dafür, aber dennoch ist er deformiert und das müsstest Du aushalten.

LG
Sonnenblume

kasia
Beiträge: 6
Registriert: Sa 8. Mär 2014, 13:10
Geschlecht:

Re: Bindungsangst - habe ich eine Chance?

Beitrag von kasia » Fr 14. Mär 2014, 23:12

Hallo Ihr Lieben

Danke für eure aufschlussreichen Antworten! Es hilft sehr, zu lesen, dass andere die selben Erfahrungen machen...
Ihr schreibt beide, ich soll ihn ziehen lassen, solange ich noch kann... Das habe ich versucht, nachdem er letzte Woche wieder einmal nicht mehr antwortete und sich völlig zurückzog. Ich war dermassen wütend, dass es mir nicht schwerfiel, 3 Tage keinen Kontakt zu ihm zu haben. Ich traf auch einen anderen Mann, den ich schon länger kenne und dachte nicht an ihn.
Doch dann schickte er mir nach 3 Tagen ein süsses Bild mit dem text: Musste an dich denken, als ich das im Laden sah..

Und prompt fings wieder an.. Zuerst dachte ich mir, was fällt ihm ein, denkt er, mit einem süssen Bild ist alles wieder ok? Doch schnell hatte ich wieder nur ihn im Kopf und sage mir, er kann nun eben nicht anders zeigen, dass du ihm was bedeutest, doch dass er sich meldet und so etwas schreibt ist doch so süss...

Ich könnte mich schlagen für diese Gedankengänge... Wie habt ihrs geschafft, das zu bewältigen?? :shock:

Suhalley
Beiträge: 2563
Registriert: Do 5. Sep 2013, 16:25
Geschlecht:

Re: Bindungsangst - habe ich eine Chance?

Beitrag von Suhalley » Mo 17. Mär 2014, 15:02

kasia hat geschrieben: Wie habt ihrs geschafft, das zu bewältigen??
Schaue es Dir an:
kasia hat geschrieben:nachdem er letzte Woche wieder einmal nicht mehr antwortete und sich völlig zurückzog.
kasia hat geschrieben: 3 Tage keinen Kontakt
(wahlweise länger)
kasia hat geschrieben:Doch dann schickte er mir nach 3 Tagen ein süsses Bild mit dem text: Musste an dich denken, als ich das im Laden sah..
(oder eine andere Art der Kontaktaufnahme)

Dann folgen evtl. unheimlich schöne Treffen und Gespräche, gemeinsame Aktivitäten, Abende, Nächte und dann...
kasia hat geschrieben:nachdem er letzte Woche wieder einmal nicht mehr antwortete und sich völlig zurückzog.
kasia hat geschrieben: 3 Tage keinen Kontakt
kasia hat geschrieben:Doch dann schickte er mir nach 3 Tagen ein süsses Bild mit dem text: Musste an dich denken, als ich das im Laden sah..


Und so weiter und so fort...das ist eine Never Ending Story und wenn Du Glück hast und Dir selbst etwas wert bist, dann kommt irgendwann der Punkt an dem er sich (wieder mal) meldet bzw. Kontakt aufnimmt und Du Dich fragst: "Hey...geht es mir eigentlich gut wenn ich mich jetzt wieder mit ihm treffe? WIe ging es mir eigentlich bevor ich ihn traf? Da war bestimmt nicht alles super aber ging es mir da besser?" und wenn Du ganz ehrlich zu Dir selbst bist wird die Antwort kommen "Nein, es gibt zwar schöne Momente zwischen uns aber dann kommen ganz schnell wieder diese nagenden Zweifel und diese schreckliche Unsicherheit, die Bauchschmerzen, das Warten auf Nachrichten und Treffen, die Enttäuschung über den Rückzug, der Schmerz über die Gefühlskälte... Nein, mir geht es eigentlich NICHT gut mit ihm!"

Durch diese Erkenntnis, dass es einem eben besser geht ohne diesen Menschen für den man Gefühle hat, ist ausschlaggebender Punkt, das Ganze zu bewältigen und es ist auch ein Akt der Selbstliebe, denn soetwas tun sich nur Menschen auf Dauer an, die ihre eigenen Probleme und keinen gesunden Bezug zu sich selbst haben. Jeder Mensch kann an einen Bindungsphobiker geraten, auch eine "gesunde" Frau wird verwirrt reagieren und sich fragen was nun falsch gelaufen ist...aber kein gesunder Mensch verweilt freiwillig lange in solch einer Situation oder fügt sich gar in dieses paradoxe Muster ein.

Kritisch wird es dann, wenn man in früher Kindheit Ablehnung erfahren hat, beispielsweise durch einen der Elternteile oder eine nahestehende Person; indem er Interesse signalisiert und es dann wieder entzieht, reaktiviert er den kindlichen Mangel an Zuneigung und steigert das Bedürfnis nach Nähe...indem er irgendwann wieder bereit ist, diese schrittweise zuzulassen (in der Annäherungsphase) wird das Bedürfnis des Counterparts nach Zuneigung nach und nach (dem Anschein nach) berfriedigt, es folgt eine (kurze) Phase, in der beide Partner die Nähe des Anderen genießen und halten können, der Bindungsphobiker muss sich dann jedoch wieder entfernen weil es ihm zu "nah" wird und er sich beengt oder erdrückt fühlt; hierbei wird wieder der Mangel beim Counterpart ausgelöst... Der Verlassene bleibt, weil er unbedingt wieder in den Zustand der Befriedigung seines Mangels kommen möchte und in seinen Augen ist das nur durch eben den Partner (Bindungsphobiker) möglich - durch dieses starke Abhängigkeitsverhältnis ist es ihm in der Regel auch nicht möglich, aus diesem Muster auszubrechen, sondern er wird auf die Kontaktversuche des Bindungsphobikers immer und immer wieder eingehen. Da der Counterpart den schwächeren Teil einnimmt (er wird i.d.R. verlassen und er geht auch auf die Kontaktaufnahmen des Bindungsphoikers ein) besteht hier auch ein größerer Leidensdruck.

Ich schweife etwas ab...sorry ;)

Sonnenblume10
Beiträge: 2949
Registriert: Mi 6. Jun 2012, 12:16
Geschlecht:

Re: Bindungsangst - habe ich eine Chance?

Beitrag von Sonnenblume10 » Mi 19. Mär 2014, 19:09

Suhalley hat geschrieben:Ich schweife etwas ab...sorry
Überhaupt nicht, Suhalley. Genau wie Du es beschrieben hast, ist es. Ein ständiges Auf und Ab, ein Warten und Gieren nach Nähe, die nur kurzfristig befriedigt wird. Und genau diese Nähe und scheinbare Liebe, wird genau deswegen als so wertvoll angesehen, weil sie nur kurzfristig erfüllt wird.
Der Süchtige, wird zum Hindernisläufer, der hinfällt, wieder aufsteht, die nächste Runde bis zur endgültigen mentalen Erschöpfung. Unglaublich viel Energie wird verschwendet für nichts, nur für einen winzigen Beweis seiner angeblichen Liebe.
Er liebt mich noch, ich weiß es, ich habe es doch immer gewusst. Kurz darauf rutscht man in den nächsten Abgrund.

Es ist beschämend, wenn man das merkt und wenn man sieht, wie man in eine Beziehung mit einer solchen Abhängigkeit kam und es nicht merkte. Erst als es zu spät war und die Karre so weit im Dreck, dass eh nichts mehr zu retten war.
Jeder der beiden spielt seine Rolle perfekt. Er - der Unabhängige, der die Brösel seiner Liebe nach seinen Impulsen verteilt, wenn ihm gerade wieder mal danach ist (denn der Wunsch nach Nähe ist sogar bei ihm vorhanden). Und sie, das armselige Segel im Wind, die Spielfigur auf dem Spielbrett, das er hin- und herschiebt.

Nie mehr werde ich in eine solche Beziehung kommen! Das weiß ich, einmal reichte. Es kostet zu viel Kraft und raubt einem den letzten Rest Selbstachtung obendrein.

LG
Sonnenblume

Indiana
Beiträge: 1138
Registriert: So 6. Okt 2013, 20:23
Geschlecht:
Kontaktdaten:

Re: Bindungsangst - habe ich eine Chance?

Beitrag von Indiana » Mi 19. Mär 2014, 21:11

Es ist wirklich sehr gut, diese Beiträge zu lesen! Sie sorgen dafür, dass ich Klarheit finde und zu mir zurück komme. Der Entzug ist wohl das schlimmste, was man sich ständig antun muss. Geht man wieder zurück, war der ganze Entzug umsonst und beim nächsten Mal wird der Entzug schlimmer, aber kürzer.
Wenn Du still bist, verstehen Dich nur Menschen, die dich fühlen

IckesPerle
Beiträge: 62
Registriert: Di 18. Mär 2014, 08:24
Geschlecht:

Re: Bindungsangst - habe ich eine Chance?

Beitrag von IckesPerle » Do 20. Mär 2014, 23:51

liebe indiana....
der entzug wird nicht kürzer, er wird immer schlimmer und unerträglicher, bis er sich wieder meldet und dir das gefühl von seeligkeit vermittelt. warum? weil du erneut angefixt wirst. ich liebe so einen menschen, seit 3 jahren, ein ständiges auf und ab.... mal ist alles schön und dann kommt die distanz. unbegreiflich schmerzhaft kann das werden. dazu kommt, ist er verärgert über dich, kann es passieren das er sich tagelang nicht meldet. passive aggression nennt man das, vom typ her der maurer. das ist mein kandidat. fängst du an dich zu beschweren, weil du in der beziehung nicht voran kommst, fängt er an den spiess umzudrehen, versucht dir weiss zu machen das du ungeduldig bist und es ja da und daran liegt. anschliessend heisst es ich wollte ja dies machen und das machen usw. sie halten dich damit warm, weil du denkst... he, also komme ich vielleicht doch noch in den genuss. wirst du aber nicht. sie wollen es vielleicht auch wenn es gerade mal gut läuft, aber sie werden deine erwartungen NIEMALS so erfüllen wie du es dir wünscht. meiner zb ist sehr unglücklich mit seiner bindungsangst. er wünscht sich diese vertrautheit und nähe wie es in anderen partnerschaften ist. da sass er, weinend,leidend,ratlos, begann die therapie und bammmmmm,,,,, wie schizophren war er urplötzlich der meinung das das alles ja gar nicht so ist, dass er einfach einen viel größeren freiheitsdrang bräuchte und ich solle mal über den tellerrand schauen und mein kleinstadtdenken ÜBERDENKEN.... ich glaube die therapie brach er ab weil sie ihm zu nahe kam, vielleicht was triggerte, sprich etwas auslöste sodas er sich zurück zog. anfangs sprach er immer von der therapie, welche äusserst super war. trance, meditation, aussöhnung des inneren kindes. aber ein bindungsängstler KANN nicht über seinen schatten springen, sie blocken es ab. da sitzt in ihnen ein kleiner verängstigter,verlassener junge/mädchen der ihnen befehle gibt. nein stop, der/die ist eine gefahr, sie wird mir weh tun. die synapsen im hirn zu den zentrum liebe sind gekappt. starkes verlieben geht, angehauchtes lieben auch. aber niemals so tiefgreifend wie du und ich.du wirst co-abhängig, wirst diesen menschen irgendwann brauchen nur das du dich gut fühlst,nur weil er ja soooooo besonders toll ist.... liebe india, ich weiss inzwischen sehr viel über bindungsangst und ich weiss was er mit mir macht, auch wenn er das eigentlich gar nicht möchte.... das paradoxe ist... ich liebe ihn so sehr, weil er ja so toll ist und es keinen besseren gibt. merkste was? genau... du kommst von diesen menschen nur schwer los weil sie was in dir auslösen... sie sind deine "arschengel".... sie triggern ununterbrochen deine kindheit. da steckt der haken... hast du ein gesundes selbstwertgefühl würdest du dich NIEMALS lange mit solchen menschen abgeben. ich war zu diesem zeitpunkt labil, getrennt 1 jahr vom exmann, der mich jahrelang betrogen hat... er kam und wumms sass ich in diesem boot. letzten sommer die erkentnis der BA und die aufarbeitung meiner verlustangst und dennoch fällt es mir so schwer ihn gehen zu lassen. wir sind zur zeit getrennt,ich verhalte mich völlig ambivalent. in einem moment will ich das er nie mehr in meinem leben tritt und dann der moment wo die schönen momente in erinnerung treten, diese extreme nähe wennn er nähe brauchte. es ist ein teufelskreislauf. bitte bitte lass die finger von. zieh deine laufschuhe an und lauf so weit du kannst von ihm weg... er frisst deine seele... glaube mir!
lieben gruß,
ickes perle

IckesPerle
Beiträge: 62
Registriert: Di 18. Mär 2014, 08:24
Geschlecht:

Re: Bindungsangst - habe ich eine Chance?

Beitrag von IckesPerle » Do 20. Mär 2014, 23:53

ach eins noch.... auch wenn ich hier so ernüchternd rede, genau weiss was gut und nicht gut für mich. jeden abend steht am fenster eine brennende kerze, damit er den weg nach hause findet... (wenn er das jetzt lesen könnte, würde er noch mehr panik bekommen)

Sonnenblume10
Beiträge: 2949
Registriert: Mi 6. Jun 2012, 12:16
Geschlecht:

Re: Bindungsangst - habe ich eine Chance?

Beitrag von Sonnenblume10 » Mo 24. Mär 2014, 15:53

Liebe Kasia,

ich weiß, wie zerstörerisch solche Beziehungen sind und ich weiß auch , wie zäh und unnachgiebig an ihnen festhält, weil man denkt, ich halte es nicht aus ohne ihn.
Nach einigen Tagen selbst verordneter Disziplin ohne Kontakt giert man wieder auf ein Zeichen seiner Aufmerksamkeit. Und das kommt meist auch. Die BPs haben so ihre Tricks drauf, wie sie einen an der Stange halten. Ein kleines Bild, ein einziger Satz wie "ich denke an Dich" und man ist wieder in der Situation und fühlt sich unglaublich hingezogen, obwohl man weiß, dass es nicht gut ist und dass er nicht gut tut.
Solche Beziehungen sind eine Sucht, nichts Anderes. Und gegen Sucht hilft nur eines: kompletter und stetiger Entzug, also Kontaktabbruch.

Gestatte Dir zu weinen und Sehnsucht zu empfinden, wenn er Dir wieder ein Brösel seiner Aufmerksamkeit hinwirft, um sich in Deinem Leben wieder breit zu machen, aber gib den Gefühlen nicht nach, auch wenn Du glaubst, es geht nicht, Du schaffst es nicht.
Denn irgendwann ist ein Punkt erreicht, an dem Er geht. Gesetzmäßig ist es der aktive BP, der entscheidet, ob die Beziehung weiter geht oder nicht. Und selbst wenn Du die Kraft aufbringst, Schluss zu machen, so wird er alles tun, um Dich doch wieder in die Warteschleife zu bringen und wenn es nur dazu da ist, dass ER Dich dann in die Wüste schickt. Denn das ist sein Weltbild: er allein entscheidet, ob eine Beziehung entsteht, wie sie abläuft (nach einer vermeintlich einstudierten Choreografie nämlich in einem Wechselbad aus Nähe und Distanz) und wann sie endet.

Er ist, wie Ickesperle schreibt, ein sehr verletzter, einsamer kleiner Junge, der mal viel gelitten hat. Mama gab ihm zu wenig Aufmerksamkeit, zu wenig Liebe und zu wenig Geborgenheit. Der kleine Junge lernt, dass er allein auf sich gestellt ist und dass auf keinen Menschen Verlass ist. Wenn nicht mal auf Mama Verlass ist, auf wen sonst?
Irgendwie muss er mit seiner Traurigkeit klar kommen und er muss überleben und dafür entwickelt er im Lauf der Jahre gute Techniken, um sich selbst zu helfen. Er ist autark, er entscheidet alles allein, er kreist um sich, denn er ist das Zentralgestirn und andere Menschen sind nur Trabanten in seiner Umlaufbahn und er funktioniert oft erstaunlich gut auf einer sachlichen Ebene, also im Beruf. Gleichzeitig ist er ja so nett und so verständnisvoll und er wirkt anfangs so gefühlvoll und er findet immer wieder Frauen, die auf seine vermeintlich ach so sanfte und freundliche Art hineinfallen. Ein ganz besonderes Exemplar hat man da an Land gezogen, so meint man und wundert sich dennoch, dass ausgerechnet ER alleinstehend ist (immer noch oder schon wieder).
Wie die Beziehung, die dann entsteht, aussieht, wissen wir. Sie wird einseitig, der eine agiert, der andere fügt sich, passt sich an, fängt an, die Schuld für das Desaster bei sich zu suchen (ich bin zu kleinlich, zu anhänglich, zu kleinmütig, ich bin nicht selbstbewusst genug usw.) und fällt immer wieder auf sein wohl dosiertes Werben herein.

Der kleine Junge in ihm schreit nach Wärme und Geborgenheit und eine Zeitlang glaubt er, er hat das Ziel erreicht. Mit dieser Frau wird es klappen, endlich und ganz sicher.
Aber dann stellt ihm sein Unbewusstes, über das er so viel Müll und Schutt getürmt hat, ein Bein: Es signalisiert, Du wurdest von Mama verlassen, Du kannst Dich auf niemanden verlassen. Das weißt Du, also handle danach, denn nochmals solch eine Verletzung Deiner Seele überlebst Du nicht.
Und dann kommen die ganzen Distanzmanöver: Distanz aufbauen, nicht zur Verfügung stehen, abblocken, schweigen und den Anderen abwerten, abtauchen usw.
Dann kommt bei ihm wieder der Wunsch nach Nähe und er klopft wieder an, weil sein Wunsch übermächtig wird. Aber nur, um Dich dann wieder zurück zu stossen.
Er kann nicht anders und natürlich hält er eine Therapie nicht durch, denn dort müsste er sich seinen uralten Ängsten stellen, einen Zugang dazu finden und würde diese entsetzliche Erfahrung der Einsamkeit und Hilflosigkeit wieder empfinden und das tut weh, so weh, dass er auch hier abblockt, um sich zu schützen. Der Therapeut taugt nichts oder er braucht gar keine Therapie, denn er kommt ja weitgehend schmerzfrei durchs Leben. Und alles bleibt beim Alten.

Und Du bist vermutlich ähnlich gestrickt wie er. Auch Du suchst dringend nach Wärme, Geborgenheit und Liebe, aber warum um alles in der Welt suchst Du dann dort, wo Du all das nicht findest? Auch bei Dir läuft etwas nicht rund, auch Du bist im Grund Deines Herzens bindungsscheu und -ängstlich, denn sonst hättest Du einen anderen Partner.
Ich habe es bei mir beobachtet und das geht seit meinen Jugendjahren so: interessiert sich ein Mann für mich, signalisiert er sein Wohlwollen, will ich ihn gar nicht. Ich dachte immer, es läge einfach an den Männern, aber irgendwann fiel mir auf, dass es Gesetzt ist: Wenn er mich will, will ich ihn nicht.
Und umgekehrt: wer mich nicht will, den will ich.
Ich bin leider auch deformiert und "Schuld" hat mein Elternhaus: Mutter kümmerte sich und sorgte für mich, aber Liebe gab es zu ihren Bedinungen: Sei brav und folgsam, mach dich nicht schmutzig, schrei nicht rum, benimm Dich anständig, sei gut in der Schule usw.
Solche Kinder erfahren, dass sie nicht um ihrer selbst Willen geliebt werden, sondern dass Liebe erkämpft werden muss mit Folgsam, Fügsamkeit, keinem Widerstand.
Die Folge ist ein schwaches Selbstgefühl, denn man wurde ja nie geliebt, sondern nur dann, wenn ...
Vater war unerreichbar, zwar da, aber irgendwie doch fern. Die ganze Liebe des hilflosen kleinen Mädchens verlegt sich auf Papi, denn dort ist die Welt in Ordnung, aber Papi kümmert sich nicht so um das kleine Mädchen. Die Liebe ist zu wenig und Papi ist zu wenig interessiert.
Und so verinnerlicht das traurige kleine Mädchen: ich bin nicht liebenswert, nicht interessant genug, ich bin so, dass man mich nicht genug lieb haben kann.

Das ist das ganze Dilemma. Das ist mein Dilemma und auch Deines. Wie kommt man raus? Nur indem man mühsam am schwachen Selbstwertgefühl arbeitet, sich selbst anerkennt, sich selbst lobt für Dinge, die gut bewältigt wurden. Bei mir ging es so weit, dass ich sogar Lob und Anerkennung von anderen oft nicht annehmen konnte, weil ich dachte, mit ihrem Lob verarschen sie mich womöglich nur.
Es ist ein ständiger Kampf gegen die eigenen inneren Dämonen wie mangelndes Selbstwertgefühl und mangelnde Eigenliebe.
Ich weiß nicht, ob ich den Kampf gewinnen kann, aber ich kann sie einigermaßen in Schach halten.
Und wer Probleme macht, mich verletzt, mir schadet, hat keinen Platz mehr in meinem Leben. Das bin ich mir wert.

Ein Bekannter erzählte mir von Menschen, die ins Leben kommen, weil sie eine Aufgabe in Deinem Leben zu erfüllen haben. Sie machen Probleme, Schwierigkeiten und verursachen Stress und Gefühlsunsicherheit, sie bringen Dich an Deine Grenzen. Aber sie kamen nur, weil sie aufgrund einer höheren Fügung kommen mussten. Als Wegweiser für Dich selbst, für Deine Defizite, Deine Mängel.
Ich denke, die Aufgabe hat Dein Wunschkandidat, Kasia erfüllt und auch Deiner, Ickesperle und meiner schon lange. Und dann brauchen wir sie nicht mehr, denn sie haben uns den Weg zu uns selbst gezeigt. Und dann ist es an der Zeit, innerlich Abschied zu nehmen, sich frei zu machen, Kontakt zu vermeiden (selbst nach drei Jahren könnte er mir immer noch weh tun, daher vermeide ich jeden Kontakt!) und sich mit sich selbst zu befassen. Denn ER ist ein Energieräuber, der uns nur kaputt macht.

LG
Sonnenblume

Antworten

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 1 Gast