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von Alina » Mo 2. Nov 2015, 21:58
Liebe Suhalley,
ja, das war großer Mist, was da am WE gelaufen ist. Komisch, wenn ich bei anderen gelesen habe (und ich hab schon einiges durch), dass sie "eingebrochen" sind, wie du es nennst, dann dachte ich immer: Oh nein, warum hast du das gemacht, du warst doch auf einem guten Weg! Und jetzt - so schnell - ist es mir auch passiert... Naja, ist nicht mehr zu ändern. Aber sein Verhalten beschäftigt mich dermaßen, dass ich versucht habe, die Situation mal aus seiner Sicht zu sehen. Ich habe das ganze als Brief an ihn formuliert, weil es mir so leichter fällt, meine Gedanken auszudrücken. Natürlich werde ich ihn nie an ihn schicken, aber ich wüsste gern - wenn sich jemand die Mühe macht, ihn zu lesen - ob das vom Kopf her schlüssig klingt. Es würde mich einfach trösten, wenn es so wäre, aber vielleicht mach ich mir auch nur ganz grandios was vor! Also, hier der Brief:
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Hi du,
als ich dich am letzten Samstag gesehen habe, ist mir fast das Herz stehen geblieben. Aber du warst so kalt und fremd, das hat mich unheimlich verletzt. Ich konnte einfach nicht verstehen, warum der Mann, den ich so sehr liebe, sich so verhält, als wäre ich Dein Feind! Darum auch meine Whatsapp, ich wollte einfach wissen, warum! Aber du hast nicht geantwortet, kein Wort. Du, der am Samstag noch sagte: "ich will nicht, dass du mich ignorierst"! Seit dem habe ich viel nachgedacht. Und ich habe es geschafft, mal ein kleines Stück aus meinem eigenen Elend herauszugehen und versucht, mir einfach vorzustellen, was in dir vorgeht, warum du so handelst. Und das ist dabei herausgekommen:
Der Gedanke, das es mit dir und mir, so wie es war, keine Zukunft mehr für dich gibt, den hast du wohl schon länger. Ich würde nicht sagen, schon seit fünf Jahren, vielleicht war er seit dem schon mal hin und wieder in deinem Kopf, aber so richtig ernsthaft schätze ich mal, seit dem Frühsommer diesen Jahres. Aber dieser Gedanke hat dir auch Angst gemacht. Denn du hast mich geliebt, du liebst mich immer noch (irgendwie), uns hält so viel zusammen, wir kennen uns gegenseitig besser und auf einer tieferen Ebene als irgendjemand sonst. Du bist gerne mit mir zusammen (meistens), ich bin für dich dein ein und alles, deine Partnerin, dein Seelenfreund - so wie du für mich. Aber du willst jemanden, mit dem du das ganze Leben teilst und der mit dir zusammenlebt. Und irgendwann wird dieses Gefühl, dieser Wunsch, so stark, dass du dich (und mich) durch immer kühleres Verhalten, immer weniger Aufmerksamkeit, immer größer werdende Distanz versuchst, auf die Trennung vorzubereiten. Zumindest, was den Status als "Beziehung", "Paar", "Liebende" oder was auch immer angeht. Bis September bist du schon ein ziemliches Stück dieses Weges gegangen, ich werde immer unglücklicher, was du merkst, was du nicht gut haben kannst, weil du dich dadurch noch mehr unter Druck fühlst. Und dann fahre ich mitte September für eine Woche in meinen Heimatort zum Geburtstag meines Vaters, du hast einen netten Abend auf einem Fest mit deinen Freunden und vermutlich reichlich Alkohol, und dann ist da diese Frau, nett, freundlich, hübsch, sie zeigt dir, dass sie dich toll findet - und irgendwann denkst du: "Ach scheiße, warum soll ich mich Alina gegenüber eigentlich noch irgendwie verpflichtet fühlen?". Und das ist dann das Einläuten zum großen Finale. Du verhältst dich mir gegenüber immer noch distanzierter, wahrscheinlich hoffst du den Knall zu provozieren, der dann auch prompt irgendwann kommt.
Und bei all dem wolltest du mich trotzdem nie ganz verlieren. Wie du früher oft zu mir sagtest: Das geht gar nicht, das ist unmöglich!
Aber eben nicht als deine Liebste (die Rolle hast du ja neu besetzt), sondern als Freundin. Dir war schon klar, dass ich da möglicherweise nicht mitspiele, vermutlich hast du darum auch alles in die Länge gezogen. Du hattest Angst, mich ganz zu verlieren. Aber dann ließ sich die Geschichte nicht mehr aufhalten und das wolltest du auch gar nicht.
Nach diesem Samstag, als du mir endlich gesagt hast, was los ist, bin ich in das tiefste Loch meines Lebens gefallen (und da bin ich noch immer, glaub mir). Ja, es war nicht mehr alles Sonnenschein in letzter Zeit, aber ich habe nie in Zweifel gezogen, dass du mich von ganzen Herzen liebst und mich niemals verlassen würdest. Sowenig wie ich dich. Und dann ist es doch passiert, und du erwartest allen Ernstes, dass ich meine Liebe ganz geschmeidig in Freundschaft transformiere? Musste dir doch klar sein, dass das nicht geht, nicht mit so vielen Gefühlen, soviel Liebe...
Aber ich habe versucht, deine Entscheidung zu akzeptieren und habe mich von daher zurückgezogen, so gut es eben geht. Hundert mal war ich in Versuchung, dir zu schreiben! Aber was hätte ich denn schreiben sollen? Bitten, betteln, dass du zu mir zurückkommst? Meine Trauer, Liebe, Wut, mein ganzes Elend in Form einer Mail über dir auskippen? Das hätte doch nichts gebracht! Dabei habe ich seit diesem 17. Oktober so ziemlich jede Minute an dich gedacht, voller Liebe, voller Schmerz, voller Verzweifelung.
Und dann der letzte Samstag. Was für ein grausames Schicksal, dass sich ausgerechnet in diesem einen Augenblick unsere Wege kreuzen müssen! Eine Minute früher oder später, und wir hätten uns nicht gesehen. Ich wäre am liebsten weggelaufen - oder dir um den Hals gefallen und hätte dich an mich gedrückt und nie wieder losgelassen! Aber deine Kälte hat mich davor bewahrt, mich völlig zum Idioten zu machen. Wie gesagt, ich konnte dich und dein Verhalten überhaupt nicht verstehen oder auch nur einordnen.
Nach sehr viel Nachdenken erklär ich mir das jetzt so: Du hast, als wir damals unser "Schlussmachtrennungsgespräch" hinter uns hatten, erst mal Erleichterung verspürt. "Geschafft, das hab ich hinter mich gebracht, war gar nicht sooo schlimm, sie hat keine Szene gemacht und auch nur ein bisschen geweint. Und ich kenn sie, über kurz oder lang wird sie mich genügend vermissen und das wird schon noch klappen mit der Freundschaft, es ist unmöglich, dass wir uns ganz verlieren. Ich lass ihr erst mal ein bisschen Zeit, und dann sehen wir weiter." Nach einer Woche, am folgenden Samstag, hast du mir dann eine sehr liebe Nachricht geschickt. Nur war mein Gefühl genau wie ich geschrieben habe: ich will nicht nur eine Freundin sein. Ich will deine Liebe! Und diese Antwort hat dich wohl ziemlich erschüttert. Vielleicht warst du traurig, vielleicht wütend, vielleicht beides gleichzeitig. Aber irgendwann hast du dir gesagt, ok, wenn sie das nicht will, dann muss ich jetzt versuchen, sie ganz aus meinem Leben zu streichen. Und das hast du dann versucht. Bis jetzt. Die ganze Zeit. Und ich vermute, seit dem geht es dir ähnlich schlecht wie mir. Du vermisst mich, du denkst ständig an mich, du erinnerst dich, du kannst einfach nicht glauben, dass es das jetzt war, obwohl du selbst es so wolltest. Du schläfst schlecht, hast keinen Appetit, bist ständig gereizt. Du trinkst zuviel, du rauchst zuviel... Vielleicht hast auch du manchmal Tränen in den Augen und das Gefühl, dir reißt jemand das Herz heraus. Vielleicht liest du in alten Mails und SMS und schaust Fotos an. So vieles um dich herum in deiner Wohnung erinnert dich an mich. Aber du hast dir ganz fest vorgenommen, unsere Beziehung zu beenden. Und auch wenn dir jetzt Zweifel kommen, wenn du manchmal auch zu deinem Handy greifen möchtest um mir zu schreiben, dass du einen Fehler gemacht hast und wieder mit mir sein willst - du hältst an deinem Entschluss fest. Du hoffst einfach, es wird irgendwann leichter, besser, und du am Ende glücklicher...
Am letzten Samstag, als wir uns gesehen haben - ich glaube, das war für dich auch wie ein Schock. Vielleicht sind auch in dir tausend Emotionen auf einmal hochgekommen. Und nur mit zusammengebissenen Zähnen und aufgesetzter Coolness konntest du diese Situation durchstehen. Du bist so schnell weg, wie du nur konntest. Und dann schreib ich dir am nächsten Morgen diese Whatsapp... Was sollst du darauf antworten? Dass das keine Unfreundlichkeit war, sondern pure Verzweiflung?
Ich weiß nicht, wie zutreffend meine Vermutungen sind, aber ich glaube, nicht allzu weit daneben zu liegen. Viel helfen tut es nicht, allenfalls nimmt es dem Treffen am Samstag ein bisschen seine Grausamkeit.
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Und so ist es, seit ich mir diese Gedanken gemacht habe, kann ich einigermaßen mit dem letzten WE zurechtkommen. Oder mach ich mir nur selbst was vor?