Wann und wie merkt man das man drüber hinweg ist

Die Trennung verarbeiten und nach vorne schauen
papierfrau
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Re: Wann und wie merkt man das man drüber hinweg ist

Beitrag von papierfrau » Do 11. Okt 2012, 19:56

hi sonnenblume,
danke für diese so lange und ausführliche antwort und danke auch das du soviele beispiele parat hattest :) ja du sprichst aus erfahrung und scheinbar ist es bei jedem der eigenen exe immer unterschiedlich. und ich denke du hast recht, wenn nichts ganz gravierendes vorgefallen ist, was zur trennung führte, wird einem der ex wohl nie wirklich ganz egal sein. immerhin war er teil unseres lebens und wenn wir diesen teil verleugnen, verleugnen wir uns ein stück weit selbst. aber das mit kandidat nummer 4 ist schon witzig und gut das du drüber lachen kannst.

Sonnenblume10
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Re: Wann und wie merkt man das man drüber hinweg ist

Beitrag von Sonnenblume10 » Fr 12. Okt 2012, 09:22

Hallo, Papierfrau,

Ich glaube, ein Ex-Partner wird nie zur völligen Gleichgültigkeit führen und wahrscheinlich soll das auch so sein. Selbst wenn man Jahre lange keinerlei Kontakt hat und begegnet sich dann wieder, wird es nie so unverkrampft sein können wie mit einem Bekannten. Du hast diesem Menschen Dein Herz geöffnet, Du hast Freuden und Leiden mit ihm geteilt, Du kennst ihn und weißt oft im Voraus, wie er sich in manchen Situationen verhalten wird. Du kennst seine guten und seine schlechten Eigenschaften und Du kennst seine Ticks, die Dich manchmal zur Weißglut getrieben haben. Du hast mit ihm das Bett geteilt, vielleicht die Wohnung und ggf. Kinder.
Warum sollte Dir dieser Mensch jemals völlig gleichgültig sein?Selbst wenn Du irgendwann erfährst, dass er vielleicht verstorben ist, wird es Dich mehr berühren als beim Nachbarn.

Ich denke, das soll auch so sein und ich sehe das wie Du: wir sollen Teile unserer Biografie nicht verleugnen, denn sie gehören zu uns. Ausblenden heißt Verdrängen und alles Verdrängte bahnt sich wieder seinen Weg in Dein Bewusstsein, Dein Gedächtnis. Und selbst wenn Du Dich hinterher fragst, was Du jemals an ihm gefunden hast und Dir eingestehst, dass Du völlig verblendet warst, so solltest Du auch dazu stehen.
Dieser Mensch, so schlecht er sich auch im Alltag entpuppen mag, hat zu der Zeit Bedürfnisse von Dir erfüllt. Du fühltest Dich nicht ohne Grund zu ihm hingezogen. Das solltest Du nicht übersehen und daher hatte die Beziehung damals auch seine Richtigkeit.
Keine Beziehung ist nur schlecht, sie erfüllt auch immer eine Funktion in unserem Leben und kein Partner, so verletzt Du Dich auch fühlen magst, hat nur negative Anteile.
Aber man kann eben nicht mit jedem, in den man sich mal verliebt hat, eine dauerhafte Partnerschaft halten.

Ich habe das Gefühl, Du denkst ziemlich viel nach. Liege ich damit richtig?

LG
Sonnenblume

papierfrau
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Re: Wann und wie merkt man das man drüber hinweg ist

Beitrag von papierfrau » Fr 12. Okt 2012, 10:34

@ sonnenblume,
ja damit hast du recht, bin ein sehr nachdenklicher mensch. aber nur so weiß man ja wer man ist, was man will und kann versuchen glücklich zu sein, zu werden etc.
außerdem war er mein erster freund, wahrscheinlich denkt man dann immer etwas mehr nach ;)

princesspassion36
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Re: Wann und wie merkt man das man drüber hinweg ist

Beitrag von princesspassion36 » Sa 13. Okt 2012, 08:23

Hallo zusammen !

Ich finde eure Beiträge toll. Aber für mich tut sich dabei eine Frage auf. Vor 15 Jahren war ich mit einem Mann aus Mazedonien verheiratet und bekam einen gemeinsamen Sohn. Da wir finanzielle Schwierigkeiten hatten, begann er ein Verhältnis mit einer um zwanzig Jahre älteren reichen Frau. Sie kaufte ihm ein Auto und gab ihm Taschengeld. Die Bedingung war, das er bei ihr einzieht und nur noch ihr Liebhaber ist. Dies hat er mir auch so mittgeteilt, aber scheiden lassen wollte er sich auch nicht.

Und er schlug mich sogar, ich war im Frauenhaus und setzte die Scheidung durch. Danach ist er untergetaucht, um für unser gemeinsames Kind keinen Unterhalt zu zahlen.
Ja, es ist lange her, und natürlich hatte ich auch schon andere Beziehungen. Aber verziehen habe ich ihm noch nicht und wirklich Glück wünschen kann ich ihm auch nicht.

Nun habe ich über das Jugendamt erfahren, das er wieder in der Stadt ist bin ihm aber Gott sei Dank noch nicht begegnet. Habe aber Angst ihn wieder zu sehen, bzw. auch das er Kontakt mit unserem Sohn wünscht. Vielleicht habt ihr ein paar Tipps was Loslassen und den Umgang mit dieser Situation betrifft.

Das würde mir wirklich weiterhelfen.

Liebe Grüße :)
princesspassion36

Sonnenblume10
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Re: Wann und wie merkt man das man drüber hinweg ist

Beitrag von Sonnenblume10 » Di 16. Okt 2012, 09:34

Hallo, Princesspassion,

Dein Fall ist sehr schwierig, vor allem, weil dieser Mann ein Problemfall ist. Geht zu einer anderen Frau, die ihn aushält, aber kümmert sich nicht darum, dass er das Familieneinkommen steigert.
Irgendwie kommt mir die Geschichte mit dieser Frau schon ziemlich unglaubwürdig vor. Wer weiß, ob das stimmt oder ob nicht ganz etwas Anderes seinerzeit dahinter steckte.

Fakt ist, dass der Mann wieder in Deinem Dunstkreis aufgetaucht ist. Warum und seit wann, weiß wahrscheinlich keiner.
Ich weiß ja nun nicht, wie groß die Stadt ist, in der Du lebst. Aber es kann früher oder später passieren, dass er Dir über den Weg läuft. Ob er Pläne hat, seinen Sohn zu sehen, kann ich ebenfalls nicht beurteilen, aber aufgrund seiner Herkunft, wo Familie ja einen großen Stellenwert hat, könnte es natürlich geschehen.
Was Du von ihm schreibst, hört sich bedrohlich an. Er trägt keine Verantwortung, sucht bequeme Lösungen im Leben, hat Dich geschlagen usw. Wer weiß, was er mit seinem Sohn machen würde.

Tu alles, um ihm nicht zu begegnen! Und vielleicht fragst Du mal beim Jugendamt nach, ob es einen Rat für Dich hat, falls er bei Dir aufschlagen sollte. Die hatten solche Fälle bestimmt schon öfters. Rechtlich kann ich Dir keine Auskunft geben, denn ich kenne mich da nicht aus.

Was das Loslassen betrifft. Ich nehme an, Du hast ihn bereits los gelassen, denn zurück haben wolltest Du ihn ja nicht mehr. Bei der Geschichte und allem was er Dir angetan hat, dürfte eine friedliche Einstellung ihm gegenüber auch schwerlich möglich sein.
Das Einzige was Du tun kannst, ist zu versuchen, eine neutrale Einstellung zu bekommen. Ihn als einen problematischen Menschen zu sehen, der Dein Leben gekreuzt hat, dem Du aber nicht mehr nachträgst, was er getan hat. Ich denke, es ist wichtig, dass Du DIR verzeihst, dass Du ihn geliebt hast. Vielleicht wäre das ja der Schlüssel zu einer Lösung. Verzeihen fängt immer bei einem selbst an.
Wenn man den anderen als den Menschen sieht, der er ist und sich sagen kann, andere haben ihn zu dem gemacht, was er wurde, hat man die nötige Distanz zu ihm aufgebaut.

Wegen der Sache mit seinem jetzigen Wohnort und Deinem Sohn musst Du Dich bei kompetenter Stelle erkundigen. Ich kann auch nicht beurteilen, wie Dein Sohn zu ihm steht. Aber normalerweise zieht es Kinder durchaus zu ihren Vätern.

Ich schätze diesen Mann als gefährlich und bedrohlich ein und würde versuchen, mich von ihm fern zu halten.

LG
Sonnenblume

princesspassion36
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Re: Wann und wie merkt man das man drüber hinweg ist

Beitrag von princesspassion36 » Di 16. Okt 2012, 17:25

Hallo Sonnenblume ! :)

Danke für deine netten Worte. Ich denke du hast Recht, ich muß mir wohl wirklich selber als Erstes verzeihen, das ich ihn geliebt habe. Denn ich habe manchmal Spott :P und Unglaubwürdigkeit geerntet, wenn ich meine Situation erklärt habe. Daher ist es mir, immer etwas peinlich und meide es darüber zu reden.Zur rechtlichen Situation habe ich mich schon erkundigt, er hat kein Recht auf irgendein Sorgerecht. Weder auf das Gemeinsame noch auf eine Getrennte.

Da hat er laut Sozialarbeiterin beim Jugendamt keine Chance hat. Mein Sohn möchte ihn natürlich kennenlernen. Aber hat natürlich Wutgefühle und Fragen, warum er sich vierzehn Jahre lang nicht gemeldet hat. Ich habe versucht es zu meiden ihn bei meinen Sohn schlecht zu machen, weil ich weiß das es nicht gut für ein Kind. Habe mich auch therapeutisch beraten lassen, wie ich es meinem Kind erleichtere mit dieser Situation umzugehen. Er kennt die Hintergründe nicht, und dies ist auch nicht seine Angelegenheit (ich meine die Paarbeziehung zwischen seinem Vater und mir). Ausserdem ist der Vater auch gewaltätig und möchte ihn nicht in meinem Leben haben.

Der Weg mit dem mir selber Verzeihen kann ich irgendwie annehmen. Den glaube mir es nicht einfach einem Kind zu erklären, warum sein Vater ihn nicht besuchen kommt, bzw. nicht zu wissen wo er ist u.s.w. Aber mir ist wichtig trotz all dem den Groll loszulassen, um einen neuen Partner nicht damit zu belasten.
Das einzige was noch schwierig für mich ist, immer wenn ich einen neuen Partner kennenlerne, kommt dann wieder das Thema wo der Vater des Kindes lebt.

Wenn ich das sage, glauben es mir die meisten nicht, oder finden es unglaublich , was sich manche Männer leisten. Ich wohne zwar in der Hauptstadt von Österreich, aber die Wahrscheinlichkeit ihm zu begegnen, ist dennoch sehr hoch. Denn meistens ist es so, den Menschen denen man am wenigsten begegnen möchte, die trifft man dann.

Aber ich weiß auch nicht, wie ich mich verhalten soll, falls wir uns nach sovielen Jahren wieder begegnen. Mein Gefühl sagt mir, falls er mich anspricht einfach weiterzugehen, falls er meinen Sohn sehen´will dann nur über das Jugendamt. Was hälst du davon ? Denn obwohl schon so lange her ist, und ich denke das ich inzwischen innerlich gereift und gewachsen bin, habe ich dennoch Angst vor ihm. Da ich aus der Vergangenheit weiß, das er gewaltätig ist, sobald etwas nicht nach seinen Willen geht.

Zudem was du noch gemeint hast wegen den Hintergründen mit der anderen Frau, ich habe nur geschildert wie es mir damals wortwörtlich gesagt hat. Ja, meinte er ich kann ja jetzt nicht arbeiten und unser Kind zu seiner Mutter nach Mazedonien geben will ich auch nicht, also bin ich schuld.

Denn er hätte keine andere Wahl gehabt, von irgendwo muß das Geld ja kommen. Und warum solle er für unseren Lebensunterhalt aufkommen. Denn er sei attraktiv und könne eine Frau finden (was er auch getan hat ) wo er es leichter hätte. Und nachdem ich auf seinen Plan unseren Sohn nach Mazedonien zu geben nicht eingegangen bin, hätte ich es nicht besser verdient. Zudem hat er auch zwei Tanten hier, die immer kräfitg gegen mich gehetzt haben. Aber ich bin froh, das ich ihn los bin, denn wer weiß , es wäre vielleicht noch viel Schlimmeres passiert. Na ja er sagte, das dies der Grund sei. Er würde die Beziehung mit der Älteren Dame weiterführen und hätte so Geld, und wenn ich mich still verhalte bekomme ich sogar manchmal was ab. So jetzt habe ich es niedergeschrieben, dies hat meine Seele unglaublich erleichtert.
Welche anderen Hintergründe hättest du vermutet ? :?:

Liebe Grüße

princess
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Sonnenblume10
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Re: Wann und wie merkt man das man drüber hinweg ist

Beitrag von Sonnenblume10 » Mi 17. Okt 2012, 11:18

Hallo, Prinzessin,

ich hatte schlimmere Hintergründe vermutet. Z.B. dass er wegen Schulden oder einer Kriminaltat eine Zeitlang von der Bildfläche verschwinden musste. Das mit der Frau, die ihn aushält, ist schlimm genug, aber ich hätte mir durch Deine Schilderung auch etwas Anderes vorstellen können.

Die Situation mit dem Kind ist natürlich sehr schwierig, aber zumindest rechtlich eindeutig. Gut dass Du den Sohn damals nicht weggeben hast, das hättest Du Dir denke ich nie verzeihen können. Und er wäre jetzt auch ein Anderer, wenn er in Bosnien aufgewachsen wäre. Das hast Du gut gemacht!

Ich denke, es ist sehr gut, dass Du den Vater gegenüber dem Sohn nicht schlecht machst, denn das könnte zu einer Solidarisierung mit dem schwächeren Part, also dem Vater führen. Aber natürlich hat Dein Sohn Interesse am Vater. Jeder möchte seine Wurzeln kennen und es ist offenbar ein Grundbefürfnis im Menschen, dies zu tun. Selbst 50jährige sind oft noch nach der Suche nach ihren Eltern. Ich denke, die Schiene über das Jugendamt ist im Zweifelsfall das Beste. Alle anderen Umstände würden mir Angst machen.
Aber die Erklärungen sind schwierig, ihm verständlich zu machen, dass der Vater die Familie damals sitzen gelassen hat. Ich denke, wenn er alt und reif genug ist, musst Du ihm ehrlich sagen, was geschehen ist, aber ohne über den Vater herzuziehen. Ihm erklären, dass die finanzielle Lage damals so war, dass er eine Lösung suchte und vielleicht auch, dass die Partnerschaft nicht zu halten war, weil der Vater ein sehr schwieriger Mensch ist, dass es aber gar nichts mit ihm zu tun hat. Wie soll aber ein Kind verstehen, dass der Vater kein Interesse am eigenen Kind hatte?
Es ist schlimm für Deinen Sohn, aber Lügen bringen meist auch nichts. Irgendwann wird er ihn kennen lernen wollen, aber es wäre vermutlich besser, das würde erst in einigen Jahren geschehen, wenn er reifer ist. Ich an Deiner Stelle hätte bei Kontakt zwischen Vater und Sohn Angst, dass der Vater ihn auf seine Seite zieht, ihm Versprechungen macht und im Endeffekt negativ beeinflusst.
Wenn er alt genug ist, wird es gut sein, ihm die Wahrheit zu sagen, aber möglichst ohne Wertung, aber auch ohne den Vater zu entschuldigen. Und Du musst Deinem Sohn das Gefühl geben, dass zwar kein Familienleben möglich war, Du aber dennoch die Beziehung als sehr wertvoll ansiehst, denn es kam das Beste dabei heraus, was man sich wünschen kann, nämlich Dein Sohn.

Tja, wie sich verhalten, falls Dein Ex. Dir über den Weg läuft? Ich würde es von der Situation abhängig machen. Es könnte ja sein, dass er keine Anstalten macht, etwas zu sagen. Falls doch, grüß ihn, aber halte Dich nicht mit ihm auf. Keinesfalls eine Angriffsfläche bieten und wenn er Dich anspricht, so kurz wie möglich antworten und weiter gehen, keinesfalls freundlich sein. Ich bin normalerweise schon der Meinung, dass man dem Ex. einigermaßen freundlich begegnen sollte, aber bei Dir ist die Lage eine ganz andere. Da hilft nur Distanz und kein Signal zur Kontaktaufnahme zu geben.

Ich denke, wenn Du Dir die Beziehung verzeihst, bist Du einen Riesenschritt weiter gekommen. Und das wird sich auch auf Deinen Sohn auswirken, weil Kinder alles spüren und alles wahrnehmen, vor allem aber Dinge, die wir am liebsten ausblenden und verdrängen wollen. Die Situation war damals die, dass der Bosnier Dich angesprochen hat. Er hat Dir etwas geboten, nachdem Du gesucht hast. Er hat Bedürfnisse von Dir erfüllt. Dass die Dinge sich so gewendet haben, war nicht abzusehen. Zwar sollte man bei Beziehungen mit Ausländern generell sehr vorsichtig sein, denn die Mentalitätsunterschiede und Lebenshintergründe sind gewaltig, aber das konntest Du damals nicht überblicken. Es war eine gescheiterte Beziehung wie so viele andere, die ihm Hormonrausch begann und im Desaster endete. Traurig, aber nicht zu ändern. Jede gescheiterte Beziehung ist traurig. Ich denke Du hast das Beste daraus gemacht, aber die Beziehung gehört zu Deinem Rucksack voll Lebenserfahrungen. Du trägst ihn mit Dir, nur manchmal können wir ihn in eine Ecke stellen und vergessen. Es ist aber wichtig, dass in diesem Rucksack neben unerfüllten Hoffnungen, Enttäuschungen und Scheitern auch viele positive Erfahrungen drin sind, denn dann ist das Verhältnis von Gutem und Schlechten in der Waage.

Ich wünsch Dir alles Gute

LG
Sonnenblume

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Re: Wann und wie merkt man das man drüber hinweg ist

Beitrag von princesspassion36 » Do 18. Okt 2012, 08:44

Hallo Sonnenblume !

Danke für deine Antwort. Ja, ich denke nun das sich in mir momentan auch was verändert. Ich habe inzwischen begriffen, das ich mit Wut und Groll und Selbstvorwürfen nicht weiter komme. Du hast auch Recht, damals war ich einfach zu verliebt und habe als andere ausgeblendet, aber auch das verzeihe ich mir. Denn ich habe einen wunderbaren Sohn aus dieser Beziehung. Und ja mit meinem Rucksack soviele positive Erfahrungen sind da leider noch nicht drin.

Aber ich beginne jetzt wieder damit mir selber zu vertrauen auch in punkto Beziehungen, was ich lange Zeit nicht konnte. Ich fange einfach damit an für das Leben an sich dankbar zu sein, und ich denke ich bin bereit dafür das sich mein Ruchsack auch wieder ausgleicht und mit positiven Lebenserfahrungen füllt. Denn ich möchte nicht, das mein neuer und zukünftiger Partner meine alten Verletzungen und Muster zu spüren bekommt, ich bin sehr interessiert mich weiterzuentwickeln, mache derzeit auch eine Therapie um frei zu werden, von all diesen Dingen.

Herzliche Grüße

princess
princesspassion36

Sonnenblume10
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Re: Wann und wie merkt man das man drüber hinweg ist

Beitrag von Sonnenblume10 » Do 18. Okt 2012, 09:51

Hallo, Prinzessin,

ich finde es toll, dass Du eine Therapie machst, die Dir hoffentlich in manchem auf die Sprünge hilft. Ich war kurz nach der Trennung seinerzeit auch zweimal bei einem Therapeuten, der keine langfristigen Therapien mehr macht. Aber man kann hingehen, wenn man in einer Lebenssituation nicht weiter kommt. Das war damals der Fall. Die Spirale aus Wut, Trauer und vor allem ständig die gleichen Gedanken: Warum, warum, warum? Ich fand keine Antwort. Die zwei Gespräche fand ich sehr hilfreich, denn sie setzten bei mir etwas in Bewegung. Ich bekam eine andere Sichtweise auf die Dinge.
Ich hatte nach der Trennung schwere Kämpfe mit mir selbst. Warum war ich in diese Abhängigkeitsbeziehung geraten, warum konnte ich mich nicht daraus befreien, obwohl mir klar, dass mir die Beziehung nicht gut tat? Warum habe ich mein Selbstgefühl untergraben und mir eine Schikane nach der anderen bieten lassen? Mein Ex. war nicht bösartig, aber er konnte andere verletzen und merkte es nicht mal. Er war oft ausgesprochen unsensibel und so was wie Mitleid mit dem Partner oder Fürsorge kannte er nicht. Wenn man merkt, dass der andere deprimiert ist, kümmert man sich doch normalerweise drum, aber ihn interessierte es wenig.
Ich machte mir hinterher schwere Vorwürfe und wurde wütend auch auf mich, weil ich so blöd gewesen war und über Monate gehofft hatte, es würde anders werden. Ich strampelte mich in der Beziehung ab und kämpfte umsonst, anstatt mir einzugestehen, dass ich mit diesem Windei niemals glücklich werden würde.
Der Therapeut sagte mir das damals: die Beziehung hatte einen Wert für Sie, daher konnten Sie nicht gehen.
Und diese Äußerung war für mich eine große Entlastung. Es war so, wenn wir etwas trotz allem als wertvoll erachten, wenn manche unserer Bedürfnisse erfüllt werden, bleiben wir. Ich hatte eine Erklärung gefunden.
Aber ich habe damals auch gemerkt. Die Arbeit mit mir selbst klar zu kommen, lag bei mir. Der Therapeut machte manche Aussagen, er stellte hin und wieder eine Frage, aber er wertete nicht. Und es gab schon gar keine Patentrezepte. Eine Therapie ist harte Arbeit und keinesfalls ein Streicheln der Seele.
Ich habe hinterher gemerkt, dass ich hingegangen war, um über meinen Ex. zu reden. Stattdessen bemerkte ich im Verlauf der Gespräche, dass mein Ex. immer mehr zur Randfigur wurde, sondern dass es mehr und mehr um mich ging. Kindheit, Verhaltens- und Lebensmuster, die wir unbewusst von unseren Eltern übernehmen und im Erwachsenenalter nachleben, Beziehungsmuster die wir haben. Mir wurde Einiges über mich selbst klar. Über die Beziehung zwischen meinem Vater und meiner Mutter, die Verlassenheit, die ich schon in meiner Kindheit oft fühlte, obwohl ich in einem soliden Elternhaus groß wurde. Ich denke, es ist sehr wichtig, sich mit der Kindheit auseinanderzusetzen, denn dort liegen die Anfangsgründe unseres späteren Verhaltens in Paarbeziehungen, gegenüber Kindern usw.

Gut, wenn Du merkst, dass Wut und Groll Dich nicht weiter bringen. Diese Gefühle sind momentan verständlich, aber irgendwann müssen wir damit abschließen. Denn sie schaden nur Dir selbst, Deinem Kind und sie überschatten auch nachfolgende Beziehungen. Hass ist ein starkes Gefühl, das erstens auf Dich selbst zurückfällt (Frage Dich, wie Du Dich fühlst, wenn Du den Hass wieder bemerkst. Gar nicht gut, unversöhnlich, ganz negative Stimmung) und zweitens keinerlei Lösung aufzeigt. Wer seinem Hass gehorcht und sich an dem Menschen rächen will, der uns etwas angetan hat, tut sich selbst nichts Gutes. Im Gegenteil hinterher kommt dann noch Schuld dazu. Denk nur mal an die Männer, die sich an ihren Partnerinnen rächen. Tun die sich damit selbst etwas Gutes? Nein, es verstärkt das Übel nur noch.
Daher meinte ich, es ist wichtig, dass Du Dir aber auch ihm verzeihst. Das hat mit Vergessen nichts zu tun, aber wenn Du keine versöhnlichere Einstellung findest, bleibt Deine Psyche in einer Sackgasse stecken.
Gerade ist mir eingefallen, dass Du sagst, in Deinem Rucksack seien nicht viele positive Dinge drin. Ich glaube, Du stellst vielleicht auch sehr hohe Ansprüche an Dich. Du hast einen Sohn, Du hast es geschafft, ihn allein aufzuziehen, Du hast Dich von Deinem gewalttätigen Partner gelöst (das schaffen nicht alle) und Du denkst viel nach, über Dich und über ihn. Du hinterfragst Dein eigenes Verhalten und vielleicht fragst Du Dich auch, wie Dein Verhalten in der Beziehung war. Beim Scheitern einer Beziehung gibt es nie nur schwarz oder weiß und jeder der beiden Menschen hat seinen Anteil daran. Ich denke, das ist doch schon eine ganze Menge an positiven Dingen für Deinen Rucksack, nämlich auch die Fähigkeit zu reflektieren über Dich. Und bestimmt findest Du noch viel mehr, wenn Du nur die Augen aufmachst und Deinen Blickwinkel nicht nur auf die gescheiterte Beziehung richtest. Steh Dir selbst positiv gegenüber, das ist der Schlüssel zu allem. Damit vergehen auch Wut und Hasse und damit kannst Du auch der Beziehung versöhnlicher gegenüber stehen. Manches ist auch eine Frage der Wertung und der persönlichen Sichtweise. Wir müssen alle bei uns selbst anfangen, andere tun es nicht für uns.

LG
Sonnenblume

princesspassion36
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Re: Wann und wie merkt man das man drüber hinweg ist

Beitrag von princesspassion36 » Fr 19. Okt 2012, 13:22

Hallo Sonnenblume !

Es stimmt schon, vieles ist Werttungssache. Natürlich bin ich auch sehr stolz auf mich, es geschafft zu haben. Aber ich habe leider kein stabiles Elternhaus und eine schwierige Kindheit gehabt. Wo ich nie sicher war. Ich wuchs bei Plegeeltern auf. Meinen richtigen Eltern bin ich bis heute gleichgültig. Daher konnte ich nie lernen, was Unterstützung. Liebe, Fürsorge,Anteilnahme und Geborgenheit ist. Ich meine genauso wie du es geschrieben hast mit deinem Ex-Freund, dem deine Gefühle egal waren,das habe ich meine gesamte Kindheit hindurch erleben müssen. Natürlich kann ich da ohne Aufarbeitung nicht in eine Beziehung kommen, mit einem Partner der mich achtet und liebevoll mit mir umgeht.

Aber man weiß heute auch das Bindungsverhalten erlernbar ist, und in den ersten sechs Jahren (im Unterbewusstsein gespeichert) erlernt wird. Man weiß auch das es veränderbar ist, wenn es reflektiert und man daran arbeitet. Ich habe es mir zum Ziel gemacht bessere Partner in mein Leben zu ziehen. 2013 ist für mich das Jahr der Partnerschaft. Ich habe mir fest vorgenommen, das ich eine Partnerschaft in mein Leben ziehe. In der Respekt, Kommunikation auf Augenhöhe großgeschrieben werden. Natürlich ist das nur bedingt beeinflussbar und es kann natürlich sein, das ich diesen Partiner auch viel später kennenlerne. Zumindest ist mein Vorsatz allgemein viele Menschen kennenlernen und wer weiß, vielleicht entwickelt sich daraus eine gesunde Bindung heraus. Man kann ja nie wissen. Denn weißt du, trotz aller Schicksalsschläge gebe ich nicht auf.

Ich denke es gibt auch für mich einen Menschen der zu mir passt und mich ergänzt ohne mich über die Grenzen (Schläge u.s.w) zu verletzten. Ich denke du weißt was ich meine, denn Verletzungen passieren immer in jeder Beziehung. Denn sobald man Menschen näher an sich heranlässt begibt sich automatisch in die Gefahr verletzt zu werden.

Andererseits wenn man dies nicht tut, hat man auch keine sehr große Chance Liebe, Freundschaft, Vertrauen zu erfahren. Meine Aufgabe ist es jetzt den richtigen Menschen mein Vertrauen zu schenken, und mich von den Falschen abzugrenzen. Das ist für mich eine echte Herausforderung. Und ich denke auch für viele andere die ein stabiles Elternhaus hatten, und nicht so eine schlimme Erfahrung wie ich mit dem Vater meines Kindes gemacht habe. Ich finde es auch toll, dass du geschrieben hast du bist während der zwei Gespräche beim Therapeuten drauf gekommen, das du zwar über deinen Ex reden wolltest, im Endeffekt aber dann drauf gekommen bist, das du dich in der Kindheit einsam gefühlst hast. Und dies Kämpfe mir mir selbst kenne ich auch, ich habe mir dann gedacht. Warum habe ich sowas erlebt, ich bin weder hässlich, noch arrogant und bin von meinem Partner so hintergangen worden, das meinen Selbstwert als Frau natürlich auch ziemlich erschüttert. Aber damals konnte ich ja auch nicht wissen, das dieses Erlebnis nichts damit zu tun hatte. Sondern mit meinem erlerntern Bindungsverhalten während meiner Kindheit.

Ich habe das Gefühl so für mich, das ich dankbar bin am Leben zu sein und das ich auf einem guten Weg bin. Ich denke wir haben im Leben alle unsere Aufgaben.Meine heißt eben Beziehungen, und Partnerschaft. Das ist bislang die wohl größte Herausforderung in meinem Leben.

Ich wünsche dir auch alles Gute :)

princess
princesspassion36

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