Trennung: Angst vor Veränderung/fehlende Selbstliebe

Lu_na
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Trennung: Angst vor Veränderung/fehlende Selbstliebe

Beitrag von Lu_na » Mo 6. Mai 2019, 22:59

Hallo zusammen,

ich möchte mir hier gerne meinen Kummer von der Seele schreiben, da ich nicht permanent mein Umfeld damit belästigen möchte und mich auch der Rat bzw. die Erfahrung von fremden Menschen interessiert.

Ich (34) und er (38) waren 2,5 Jahre zusammen und haben eine sehr vertrauensvolle, leidenschaftliche und abwechslungsreiche Beziehung geführt. Der einzige "Haken": Aufgrund der Distanz haben wir eine Wochenendbeziehung geführt. Da wir "nur" 100km auseinander wohnen, haben wir uns eigentlich jedes Wochenende gesehen, meist abwechselnd bei mir/ihm. Haben uns am Wochenende die Zeit für uns genommen, aber ohne aufeinander zu kleben (wir beide pflegen sehr gerne soziale Kontakte). Damit die Zeit zu zweit nicht zu kurz kommt, haben wir die Feiertage bzw. unsere Urlaubstage immer zusammen geplant (Städtetrips, Outdoor Wochenenden und abenteuerlustige Fernreisen, in denen wir zusammen an so manche Grenzen gegangen sind). Soweit alles perfekt.

Leider sind wir aber bei dem Thema Wohnsituation nie wirklich weitergekommen (ich weiß, eigentlich lächerlich bei 100km Entfernung :roll: , aber ich komme dazu später noch). Ich wäre ihm mehr als entgegengekommen und habe einen Ort ca. 25km von seinem aktuellen Wohnort vorgeschlagen (da öffentlich gut angebunden und pendeln in meine Arbeit, die ich nicht aufgeben möchte, möglich gewesen wäre). Wir haben diese Lösung aber nur kurzfristig verfolgt. Irgendwann ist der Punkt gekommen, an dem er mir zu verstehen gegeben hat, dass 25 km für ihn zu weit weg sind :shock: . Er hat versucht, mich zu überreden, in seinen Ort zu ziehen. Ich habe zunehmend auf stur geschalten, weil ich nicht eingesehen habe, dass ich alles was ich mir aufgebaut habe, aufgeben soll (sehe ich aus einigen Gründen nach wie vor so, aber dazu später). Die Diskussion ist dann irgendwann im Sand verlaufen, da wir die kurze gemeinsame Zeit an den Wochenenden natürlich genießen wollten und er (wie er selbst zugegeben hat) nur sehr eingeschränkt Diskussionen erfolgreich führen kann.

Mittlerweile weiß ich, dass die Distanz nur der offizielle Grund war/ist, das Problem aber leider tiefer sitzt. Nach der Trennung vor zwei Wochen hat er zugegeben, dass er an sich selbst zweifelt, ihm die Selbstliebe fehlt, er mangelndes Selbstbewusstsein und Angst vor Veränderung hat und er nicht genau weiß was er in seinem Leben will. Das hängt wohl auch mit seinem Job zusammen, der ihn von Tag zu Tag unglücklicher macht wie er sagt. Die Unzufriedenheit versucht er durch sein übertriebenes Hobby zu kompensieren, das auch schon Problem Nr. 1 in seinen letzten beiden Beziehungen war. Möchte an dieser Stelle aber nicht ausführlicher werden, da der Post sonst noch länger wird als geplant.

Obwohl ich ihn immer ermutigt und bestätigt habe, was zu ändern, konnte er sich auch bis dato nicht von seinem Job trennen. Auch wenn er es bis vor der Trennung nie so klar kommuniziert hatte, wusste ich von diesen Problemen. Den tatsächlichen Einblick hat er mir erst nach der Trennung in sehr selbst offenbarenden Nachrichten gegeben: Aufgrund seiner persönlichen Probleme ist er nicht in der Lage, mir die Liebe entgegen zu bringen, die ich ihm gegeben habe. So traurig die Situation ist, verstehe ich sie irgendwie. Ich weiß aus Erfahrung, dass man mit sich selbst erst im Reinen sein muss, ein glückliches Leben unabhängig eines Partners haben sollte, um bereit für eine Beziehung zu sein. Offensichtlich war er das von Anfang an nicht und war es wohl auch nicht in den vorigen Beziehungen. Sehr bitter!

Er meinte, dass er an sich arbeiten muss. Dass er hofft, dass der Tag kommt an dem wir uns wieder sehen, dass der Tag kommen wird an dem er ehrlicher zu sich selbst ist und seinen Weg besser findet, auf beides freut er sich; dass er dafür arbeiten muss und sich im Kopf verändern muss; dass es an ihm liegt in der Beziehung zu handeln; dass er weiß, dass er sich hinter seinen persönlichen Problemen versteckt hat und dadurch kein gemeinsamer Ausweg für ihn ersichtlich war.

Nun habe ich eine Frage zwecks der Kommunikation: Abgesehen davon, dass wir danach kommunizieren mussten, da wir einen Kurzurlaub gebucht hatten, der kurz bevorstand, gab es noch ein paar schriftliche Nachrichten, die beiderseits sehr respektvoll und sachlich waren. Seit 7 Tagen ignoriere ich nun seine Nachrichten, in denen er u.a. erwähnt hat, dass er sehr gerne mit mir telefonieren möchte. Letzten Freitag hat er ein Buch von mir bekommen (liegt schon seit 2017 rum und war eigentlich mal als Geschenk für ihn bzw. uns gedacht) mit einem Brief in dem ich erwähnt habe, dass er sich getrennt hat und nicht erwarten kann, dass wir den Kontakt einfach ganz normal weiter pflegen. Als hätte ich es geahnt, war es eine Antwort auf seine zweite Telefonanfrage, die kam als ich den Brief abgeschickt hatte.
Ich weiß nicht, ob eine Kontaktsperre die richtige Maßnahme ist, immerhin meinte er, dass er es sehr schätzt, dass wir auf einer unglaublich wertvollen Ebene auch in schweren Zeiten kommunizieren können. Ich weiß, dass ich mich an keine Hoffnung klammern darf, aber ich weiß ich nicht, ob in diesem Fall die "Wechselkontakt-Strategie" (reduzierter Kontakt) besser wäre. Denn er schätzt offensichtlich meine Art der Kommunikation sehr und ich bezweifle momentan, dass es richtig wäre, die Kommunikation komplett einzustellen. Ich tendiere dazu, mich mit einem unverbindlichen "Hallo xy, wie geht es dir" demnächst zu melden. Bei einer Antwort würde ich diese wieder einige Tage ignorieren. Wie seht ihr das?

Umarmung an alle, die sich auch so schlecht fühlen wie ich und die sich die Zeit genommen haben, meinen Post zu lesen.

Sonnenblume10
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Re: Trennung: Angst vor Veränderung/fehlende Selbstliebe

Beitrag von Sonnenblume10 » Do 9. Mai 2019, 14:28

Lu_na hat geschrieben:
Mo 6. Mai 2019, 22:59
Irgendwann ist der Punkt gekommen, an dem er mir zu verstehen gegeben hat, dass 25 km für ihn zu weit weg sind :shock:
Wenn läppische 25 km zu viel sind, dann ist das natürlich eine Ausrede, weil er jetzt kalte Füße bekommen hat. Klares Indiz, dass er Angst vor dem nächsten Schritt zu mehr Nähe und Alltag vermeiden will.
Daher würde ich hier auch nicht von "leider" sprechen, sondern sagen: Gut so! Denn das kam zur rechten Zeit, ehe ihr dann Nägel mit Köpfen gemacht habt, hinter denen zumindest er nicht mit dem Herzen gestanden wäre.
Lu_na hat geschrieben:
Mo 6. Mai 2019, 22:59
da wir die kurze gemeinsame Zeit an den Wochenenden natürlich genießen wollten und er (wie er selbst zugegeben hat) nur sehr eingeschränkt Diskussionen erfolgreich führen kann.
Ich kann auch nicht gut diskutieren und ich diskutiere auch nicht gerne und viel rum. Es bringt nämlich meistens nichts, außer dass jeder auf seiner Sichtweise beharrt. Ja, und dass man sich das WE nicht kaputt machen möchte durch sinnfreie Diskussionen kenne ich auch gut. Ein klassisches Verdrängungsverhalten, da man die gemeinsame Zeit nicht beeinträchtigen möchte. Das ist zwar legitim, aber ist auch Stillstand. Denn Dinge werden nicht geklärt, sondern auf später verschoben und die unterschwelligen schlechten GEfühle bleiben dennoch.
Lu_na hat geschrieben:
Mo 6. Mai 2019, 22:59
Nach der Trennung vor zwei Wochen hat er zugegeben, dass er an sich selbst zweifelt, ihm die Selbstliebe fehlt, er mangelndes Selbstbewusstsein und Angst vor Veränderung hat und er nicht genau weiß was er in seinem Leben will. Das hängt wohl auch mit seinem Job zusammen, der ihn von Tag zu Tag unglücklicher macht wie er sagt. Die Unzufriedenheit versucht er durch sein übertriebenes Hobby zu kompensieren, das auch schon Problem Nr. 1 in seinen letzten beiden Beziehungen war.
Ich würde sagen, er hat schlicht Angst vor engen Bindungen. Erst sind es die 25 km, die keiner glaubt, dann verlegt er sich auf die Psychoschiene und kommt mit fehlendem Selbstbewusstsein und ähnlichem Quark. Und sein Job ist auch Teil seines Unglücks, das er aber nicht ändert.
Mädchen, das sind gut gemeinte Ausreden von einem, der nicht will und der mit salbungsvollen Worten daher kommt, die signalisieren: ich kann ja nichts dafür und ich bin schuld, aber es tut mir leid, es geht halt nicht.
Auch wenn er den Job wechseln würde, wäre es nicht anders. Und die Flucht in ein zeitaufwändiges Hobby, das wichtiger ist als das Miteinander mit dem Partner, ist ein klassisches Indiz für einen Menschen, der enge Bindungen vermeidet.
Im Hobby fühlt er sich wohl, er kann es alleine ausüben oder aber mit gleich Gesinnten. Beides verlangt ihm nicht viel ab, weil Kontakte mit gleich Gesinnten immer so schön oberflächlich sind und ihm nichts abverlangen.
Lu_na hat geschrieben:
Mo 6. Mai 2019, 22:59
Offensichtlich war er das von Anfang an nicht und war es wohl auch nicht in den vorigen Beziehungen. Sehr bitter!
Was bedeutet, dass er ein Wiederholungstäter ist. Er wiederholt Muster, lässt sich auf eine Beziehung ein, aber wenn es dann ernst wird, kriegt er kalte Füße und verschwindet vor lauter Angst. Er kennt zwar diffus die Ursachen, aber er ändert nichts dran, weil er sich auch nicht mit den Ursachen auseinander setzen will. Er macht einfach so weiter, nach Dir kommt die Nächste und dann die Übernächste. Im Grund genommen sucht er, aber er weiß nicht so recht was. Die Frau, die ihn endlich rettet, vermutlich. Solange er sich selbst nicht rettet, wird das nicht funktionieren. Solche Menschen leben in ihren Mechanismen und hinterlassen verbrannte Erde. Deine Äußerung "sehr bitter" zeigt das recht deutlich und bitter ist ja auch. Denn das Invest in die Beziehung war ungleich verteilt.
Lu_na hat geschrieben:
Mo 6. Mai 2019, 22:59
Er meinte, dass er an sich arbeiten muss. Dass er hofft, dass der Tag kommt an dem wir uns wieder sehen, dass der Tag kommen wird an dem er ehrlicher zu sich selbst ist und seinen Weg besser findet, auf beides freut er sich; dass er dafür arbeiten muss und sich im Kopf verändern muss; dass es an ihm liegt in der Beziehung zu handeln; dass er weiß, dass er sich hinter seinen persönlichen Problemen versteckt hat und dadurch kein gemeinsamer Ausweg für ihn ersichtlich war.
Ich schätze, er wählt den bequemen Weg und tut gar nichts. Er ist jetzt froh, der "Bedrohung", nämlich einer richtigen Beziehung entronnen zu sein. Dann flüchtet er sich in sein Hobby und alles geht weiter wie bisher.
Dieses Selbstgeständnis hat er vermutlich erfolgreich schon bei Deinen Vorgängerinnen angewandt. Es kommt gut an, beruhigt sein schlechtes Gewissen und er fühlt sich gut damit, wenn er allein die Schuld auf sich nimmt.
Diese Männer ändern meist gar nichts, denn wozu denn? Eine Beziehung scheitert, irgendwann kommt die nächste. Wo besteht denn da Handlungsbedarf?
Befasst er sich wirklich mit sich? Liest er Bücher, die das Thema berühren, sucht er therapeutische Hilfe, um seinem eigentlichen Problem auf die Spur zu kommen? Wenn nicht, ist der Leidensdruck nicht allzu hoch.
Sein Defizit ist weniger mangelndes Selbstbewusstsein, sondern eher tief verankerte Bindungängste, die er aber nicht als solche erkennt.
Lu_na hat geschrieben:
Mo 6. Mai 2019, 22:59
mit einem Brief in dem ich erwähnt habe, dass er sich getrennt hat und nicht erwarten kann, dass wir den Kontakt einfach ganz normal weiter pflegen

Das war sehr gut! Und dabei solltest Du auch bleiben. Das einzige, was bei einer Trennung hilft, ist eine absolute Kontaktsperre.
Und Du musst das tun, was DIR hilft!
Lu_na hat geschrieben:
Mo 6. Mai 2019, 22:59
ch weiß nicht, ob eine Kontaktsperre die richtige Maßnahme ist, immerhin meinte er, dass er es sehr schätzt, dass wir auf einer unglaublich wertvollen Ebene auch in schweren Zeiten kommunizieren können. Ich weiß, dass ich mich an keine Hoffnung klammern darf, aber ich weiß ich nicht, ob in diesem Fall die "Wechselkontakt-Strategie" (reduzierter Kontakt) besser wäre. Denn er schätzt offensichtlich meine Art der Kommunikation sehr und ich bezweifle momentan, dass es richtig wäre, die Kommunikation komplett einzustellen. Ich tendiere dazu, mich mit einem unverbindlichen "Hallo xy, wie geht es dir" demnächst zu melden. Bei einer Antwort würde ich diese wieder einige Tage ignorieren. Wie seht ihr das?
Klassisches Verhalten nach dem Prinzip Hoffnung. Ich will ihn nicht ganz verlieren, also halte ich einen angeblich lockeren Kontakt, denn das gibt mir ein gutes Gefühl und ich muss diesen einzigartigen Menschen nicht ganz aus meinem Leben streichen.
Das ist eins zu eins, das was ich erlebt und gemacht habe. Beziehungwunsch, der mir letztendlich verwehrt blieb, weil der arme Junge ja gerne gewollt hätte, aber leider, leider, einfach nicht kann!
Soll ich jetzt über ihn oder mich heulen? Im Zweifelsfall beides.

Dann meine tolle Strategie, dass wir jetzt doch noch auf einer "freundschaftlichen Ebene" Kontakt haben könnten, damit wir uns nicht ganz verlieren. DAs praktizierten wir dann erfolgreich bzw. erfolglos, denn jeder Kontakt tat mir wieder weh. Aber lieber Sehnsucht und auch Eifersucht verspüren, als ihn los zu lassen.
Das ist permanente Selbstverletzung und bringt nichts. Aber es verspricht Vorteile.
Ihm, weil er Dich in seinem Orbit hält und als Kummerkasten, Ansprechpartner, erfolgloser Ratgeberin, Unterstützerin noch hat und das ist genau das, was er sucht. Wärme, aber von Ferne!
Und Dir, weil Du beständig Deine Hoffnungen nährst, Qualen leidest, weil Du jedes WE daran denkst, wie gerne Du mit ihm zusammen wärst, während er ... Drachen fliegt, Tontauben schießt oder Milchkännchen töpfert und all das ist wichtiger als Du! Außerdem gibt Dir ein "ab-und-zu-Kontakt" das gute GEfühl, nicht ganz abgeschrieben zu sein und nützlich und wertvoll zu sein.

Kannst Du machen, ist Deine Entscheidung. Meiner Erfahrung nach zerbrechen auch diese tollen Kontakte irgendwann, bis sie ausgelutscht sind. Du merkst vlt., dass Du mehr schreibst und mehr investierst als er, während sein Feedback wieder dünner und dünner wird. Klar, er hat Dich ja wieder sozusagen an der Angel. Also besteht kein Handlungsbedarf. Das gute Gefühl, dass Du ja irgendwie und irgendwo noch für ihn da bist, hat er dann.
Und spätestens, wenn dann die nächste Miss Perfect, mit der es dieses Mal endlich klappen wird, weil die einfach viel toller ist als Du es je warst, bist Du Schnee von gestern. Oder wenn er das Interesse verloren hat.

Ich möchte Dir den Rat geben, Dir als Seelentröster und Heizöfchen für ihn zu schade zu sein. Lass es bleiben, mit dieser so beliebten und ach so unverfänglichen Anfrage nach dem Wohlbefinden wieder anzudocken. Dann schreibt er: Gut und bei Dir auch alles gut.

Und dann? Zählst Du die Tage und fragst Dich: Hmm, oh wie schön, er hat immerhin reagiert, also ist noch nicht alles verloren. Wann schreibe ich denn jetzt? Warte ich zwei Tage? Nein, das ist doch zu kurz. Oder vlt. drei? Hmm, vlt. vier. Viel Spaß beim Zählen und Abwägen.

Nach einer Trennung muss ein klarer Cut erfolgen, desto schneller gewöhnt sich die Seele dran. Alles andere ist eine Trennung auf Raten, die meist nur einem hilft. Ihm.

Aber wie gesagt, es ist Deine Entscheidung.

Sonnenblume

Lu_na
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Re: Trennung: Angst vor Veränderung/fehlende Selbstliebe

Beitrag von Lu_na » Do 9. Mai 2019, 21:42

Liebe Sonnenblume,

danke!! Habe in den letzten Tag viel nachgedacht und gelesen und bin zu sehr ähnlichen Schlussfolgerungen wie du gekommen.
Sonnenblume10 hat geschrieben:
Do 9. Mai 2019, 14:28
Ich würde sagen, er hat schlicht Angst vor engen Bindungen. Erst sind es die 25 km, die keiner glaubt, dann verlegt er sich auf die Psychoschiene und kommt mit fehlendem Selbstbewusstsein und ähnlichem Quark. Und sein Job ist auch Teil seines Unglücks, das er aber nicht ändert. Auch wenn er den Job wechseln würde, wäre es nicht anders. Und die Flucht in ein zeitaufwändiges Hobby, das wichtiger ist als das Miteinander mit dem Partner, ist ein klassisches Indiz für einen Menschen, der enge Bindungen vermeidet.
Im Hobby fühlt er sich wohl, er kann es alleine ausüben oder aber mit gleich Gesinnten. Beides verlangt ihm nicht viel ab, weil Kontakte mit gleich Gesinnten immer so schön oberflächlich sind und ihm nichts abverlangen.
Ja, es sind nur Ausreden, du hast absolut Recht. Dass es nicht nur der Job ist, sondern das Problem tiefer verwurzelt ist, habe ich ihm mitgeteilt. Das scheint ihm auch klar zu sein, aber ob er sich mal mit sich selbst auseinandersetzt, bezweifle ich wie du. Er findet immer Ablenkungspotenzial. Er konnte ja kaum mal einen Abend alleine sein unter der Woche. Hat sich einen Freizeitstress aufgehalst, was ich nie verstanden habe. Ich habe jeden freien Abend daheim genossen, denn mit Arbeit, Sport/Hobby, ab und an Freunde treffen und der Wochenendbeziehung, habe ich jeden nicht verplanten Abend alleine genossen. Ich hätte wohl die Reißleine ziehen sollen als sich das Gefühl bestärkt hat, dass er sich nicht mit sich selbst auseinander setzen kann und nicht alleine sein kann, meiner Ansicht nach eine sehr wichtige Voraussetzung für eine Beziehung.
Auch wenn er mir nach der Trennung mehrmals mitgeteilt hat, dass er viel nachdenkt. Tja, nachdenken alleine wird ihm nicht weiterhelfen.
Sonnenblume10 hat geschrieben:
Do 9. Mai 2019, 14:28
Was bedeutet, dass er ein Wiederholungstäter ist. Er wiederholt Muster, lässt sich auf eine Beziehung ein, aber wenn es dann ernst wird, kriegt er kalte Füße und verschwindet vor lauter Angst.
Ja, auch das ist nicht abzustreiten. Habe in meinem ersten Post nicht erwähnt, dass er 10 Jahre mit seiner Ex zusammen war. Die kam aus seiner Umgebung, die beiden haben zusammen gewohnt, waren verlobt und hatten auch entsprechende Pläne. Die letzten 4 Jahre (!) der Beziehung war es aber nur mehr eine WG bzw. Freundschaft. Detail am Rande: die beiden haben im Haus seiner Mutter gewohnt und er hat es offensichtlich nicht zustande gebracht dort auszuziehen (bis heute, auch wenn er dazwischen mal ein paar Jahre woanders gewohnt hat zwecks Studium).
Bin kein Expertin was das Thema Bindungsangst betrifft, aber ich vermute, dass der quasi nicht vorhandene Vater bzw. männliche Vorbildrolle und dementsprechend starke Bindung zur Mutter die Quelle des Übels sind.
Sonnenblume10 hat geschrieben:
Do 9. Mai 2019, 14:28
Im Grund genommen sucht er, aber er weiß nicht so recht was.
Solange er sich selbst nicht rettet, wird das nicht funktionieren. Solche Menschen leben in ihren Mechanismen
Ja, das hat er auch vorgestern wieder zugegeben, dass er nicht wirklich weiß was er will und dass das deprimierend ist.
Sonnenblume10 hat geschrieben:
Do 9. Mai 2019, 14:28
Er ist jetzt froh, der "Bedrohung", nämlich einer richtigen Beziehung entronnen zu sein. Dann flüchtet er sich in sein Hobby und alles geht weiter wie bisher.
Ja, damit hast du vermutlich auch Recht. Durch die Wochenendbeziehung war immer eine gewisse Distanz gegeben. Ich muss aber zugeben, dass ich selbst mit zu viel Nähe nicht umgehen kann und mir die Vorstellung mit einem Partner 7 Tage die Woche zusammenzuwohnen Angst macht. Es ist also nicht so, dass ich auf Zusammenziehen gedrängt habe und er vor Panik davon gelaufen ist. Ganz im Gegenteil: Ich bin zunehmend für "alternative Modelle" eingetreten, die sowohl bei Paaren in seinem als auch in meinem Umfeld funktionieren. Wo steht denn geschrieben, dass Mann und Frau und ev. Kind(er) 7 Tage die Woche zusammen wohnen müssen (war meine Frage des öfteren)? Am Wochenende der Trennung hat er mir erklärt, dass er das nicht kann. Er möchte eine Partnerin, die immer da ist. Tja, irgendwie zum lachen, denn das hat ja bei meiner Vorgängerin auch schon nicht funktioniert.
Mich irritiert, dass er in der ganzen Zeit nie auf Distanz gegangen ist. Soweit ich weiß, ist Bindungsangst ein Wechselspiel aus Nähe/Distanz. Womit er sich immer schon schwer getan hat, ist Gefühle zu verbalisieren, aber er hat sie gezeigt. Mir hat das gereicht und ich habe in die andere Richtung auch keinen Druck gemacht. Nach 2 Jahren hat er mir gesagt, dass er mich liebt.
Sonnenblume10 hat geschrieben:
Do 9. Mai 2019, 14:28
Ich möchte Dir den Rat geben, Dir als Seelentröster und Heizöfchen für ihn zu schade zu sein. Lass es bleiben, mit dieser so beliebten und ach so unverfänglichen Anfrage nach dem Wohlbefinden wieder anzudocken. Dann schreibt er: Gut und bei Dir auch alles gut.
Danke! Ich konnte es leider nicht lassen. Zumindest habe ich seine Kontaktaufnahmen für 7 Tage ignoriert. Ich weiß, dass ich seine Versuche dauerhaft ignorieren muss. Es ist eine doppelte Belastung, denn es fällt mir ohnehin schon schwer ihn nicht zu kontaktieren. Dadurch, dass er sich regelmäßig meldet, wird's nicht einfacher.
Er hat mir mitgeteilt, wie schlecht es ihm geht :roll:.
Der nächste Kontaktversuch seinerseits ist auch schon wieder gekommen: Flüge die wir gebucht haben...was wir damit machen. Ignoriere ich bzw. ist noch ein wenig Zeit, dass ich das kläre ohne ihn zu kontaktiren.
Sonnenblume10 hat geschrieben:
Do 9. Mai 2019, 14:28
Und dann? Zählst Du die Tage und fragst Dich: Hmm, oh wie schön, er hat immerhin reagiert, also ist noch nicht alles verloren. Wann schreibe ich denn jetzt? Warte ich zwei Tage? Nein, das ist doch zu kurz. Oder vlt. drei? Hmm, vlt. vier. Viel Spaß beim Zählen und Abwägen.
Nein, genau das möchte ich nicht tun und werde ich nicht. Er ist nicht fähig eine Beziehung zu führen. Ich muss mir vor Augen führen, dass er spätestens beim nächsten "Problem" bei dem er keine "Lösung" sieht, wieder abhauen würde. Und meine Situation wäre dann vielleicht noch schlimmer als jetzt.

Lu_na
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Re: Trennung: Angst vor Veränderung/fehlende Selbstliebe

Beitrag von Lu_na » Di 21. Mai 2019, 19:58

Ich denke momentan sehr viel über mich selbst nach und möchte mal ein paar Gedanken hier los werden. Ich habe irgendwie das Gefühl, dass ich in manchen Dingen selbst nicht mehr weiß was ich will, obwohl man mir nachsagt, dass ich ganz genau weiß was ich will und eine sehr klare Linie habe. Das würde ich auch unterschreiben. Vielleicht ist die Unklarheit eine natürliche Phase nach der Trennung, aber mit ein bisschen Abstand wird mir jetzt klar, dass ich schon in den letzten 3-4 Monaten unserer Beziehung Zweifel in gewissen Dingen hatte.

Wir hatten das Familienthema gleich zu Beginn an beide bejaht. Zuletzt waren wir uns einig darüber, dass Kinder erst in ca. 2 Jahren in Frage kommen. Das Thema Kinder hat aber zunehmend Panik in mir ausgelöst. Liegt vielleicht auch daran, dass er mir mit fortschreitender Zeit nicht genug Sicherheit und Verlässlichkeit vermitteln konnte. Hinzu kommt bei mir eine gewisse Angst, dass ich durch Kinder meine Autonomie und meine Rolle als Partnerin verliere und die Verantwortung in die Hände einer anderen Person legen muss. Sein Verhalten hat meine Ängste vermutlich verstärkt. Ebenso hat das Thema Zusammenziehen, bei dem wir ja keine Lösung gefunden haben, zunehmend Angst in mir ausgelöst. Wozu sollte ich Job, Umfeld, Wohnung etc. - Dinge die ich mir aufgebaut habe und mit denen ich sehr zufrieden bin - aufgeben um zu jemanden zu ziehen, der mir den Eindruck vermittelt, dass alles andere wichtiger ist als ich und der mir das Gefühl gibt, dass alles was ich sage und erzähle uninteressanter ist als das belanglose Gequatsche von irgendwelchen Leuten?! Nein, ich hätte das nicht gemacht und ich weiß, dass es richtig so war. Denn auf dieser Basis hätte es sowieso nicht geklappt. Unabhängig von seinem Verhalten, muss ich aber zugeben, dass mir die Vorstellung 24/7 auch ein wenig Angst macht. Liegt vielleicht daran, dass ich schon recht lange alleine wohne, vor ihm 2 Jahre Single war und mit Alleinsein sehr gut umgehen bzw. das genießen kann. Er ist diesbezüglich das Gegenteil: hält es kaum einen Abend alleine aus und halst sich Freizeitstress auf, der ihm im Endeffekt eigentlich zu viel wird. Das Problem scheint er mittlerweile selbst schon erkannt zu haben: wer nicht alleine sein kann, wird langfristige keine ordentliche Beziehung führen könne.

Noch ein kurzes Update zu “uns“.
Ich habe das “Luxusproblem“, dass er sich recht oft meldet. Das macht die Kontaktsperre irgendwie doppelt so schwer. Letzte Woche hat er einen ewig langen Brief geschickt. Zusammengefasst: Es geht ihm schlecht und er hat festgestellt, dass sein ganzes Leben vom Thema Angst bestimmt ist. Es folgen einige Ausführungen wie toll und einzigartig unsere Beziehung war. Was das Thema Zukunft betrifft hatte er Angst davor zu 100% offen mit mir zu reden. Er wird sich einen Therapeuten nehmen. Laut ihm weiß ich viel klarer was ich will und was nicht und kann mit Rückschlägen sehr gut umgehen. An einigen Stellen sind Bewunderung und fast ein wenig Eifersucht auf mein Leben herauszulesen, v.a. was meine Begeisterungsfähigkeit und Energie betrifft. Abschließend kommt seine Erkenntnis, dass er hart an sich arbeiten muss; dass ich mit einzigartiger Ehrlichkeit einige Dinge klarer gesagt und aufgezeigt habe als er sie jemals hätte sehen können. Danke für alles.
Ich habe daraufhin knapp und sachlich geantwortet. Da kam auch nochmal was zurück. Das habe ich ignoriert. Gestern habe ich ihm mitgeteilt, dass ich die geplante Reise alleine machen werde. Er hatte danach schon vor einigen Tagen gefragt, habe ich aber ignoriert, weil ich es selbst noch nicht wusste. Auch auf diese Nachricht kam prompt was zurück. Ich bleibe jetzt ruhig und brauche auch nicht auf irgendwas zu warten, da ich ihm schon vor einigen Tagen durch die Blume gesagt habe, dass Ruhe einkehren muss und alles weitere in meiner Hand liegt.
Es ist nun meine Entscheidung, wann und ob ich mich überhaupt mit ihm treffen möchte.

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Re: Trennung: Angst vor Veränderung/fehlende Selbstliebe

Beitrag von Sonnenblume10 » Mo 27. Mai 2019, 11:44

Immer wieder erstaunlich, was passiert, wenn nach einer Trennung etwas Ruhe eingekehrt ist und Zeit fürs Reflektieren ist. Man entdeckt so vieles, auch bei sich selbst.
Lu_na hat geschrieben:
Di 21. Mai 2019, 19:58
Ich habe irgendwie das Gefühl, dass ich in manchen Dingen selbst nicht mehr weiß was ich will, obwohl man mir nachsagt, dass ich ganz genau weiß was ich will und eine sehr klare Linie habe.
Ich nehme an, dass es hier um das Beziehungsthema geht. Und genau dort sind wir am verletzlichsten, denn wir haben große Hoffnungen und Erwartungen. Ob sie sich aber erfüllen weiß man auf lange Sicht nicht. Und weil hier Ängste, Hoffnungen, Erwartungen im Spiel sind, fühlen wir uns oft unsicher und wissen nicht so recht, wohin wir uns orientieren sollen. Nach einer Trennung ist das doppelt schwer, weil hier ja auch Enttäuschungen da sind.
Du kannst im Alltag prima funktionieren, alles im Griff haben und bist bei diesem Thema unsicher, zögerlich und unentschlossen. Es sind zwei verschiedene Ebenen, auf denen wir unterschiedlich agieren.
Lu_na hat geschrieben:
Di 21. Mai 2019, 19:58
Das Thema Kinder hat aber zunehmend Panik in mir ausgelöst. Liegt vielleicht auch daran, dass er mir mit fortschreitender Zeit nicht genug Sicherheit und Verlässlichkeit vermitteln konnte.
Zum einen muss ja der Background stimmen. Also eine gesicherte Existenz, eine gesunde Beziehung, auf die man aufbauen kann. Wenn hier die ersten Störfaktoren auftreten, ist kein Fundament für weitere Planungen da. Wäre die Beziehung gut gelaufen und hätten die Rahmenbedingungen gestimmt, hätte es vlt. auch eher Absichten für eine Familiengründung gegeben. Ihr habt Euch kennengelernt, wolltet zwar Familie - irgendwann mal. Das sagt sich so leicht, wenn der Himmel voller Geigen ist und das Ganze nur so dahin gesagt wird. Wenn es aber dann konkret wird, kann es durchaus sein, dass man auf einmal abwägt: was passiert mit mir? Kann ich mir vorstellen, mein Leben grundlegend zu verändern? Die nächsten Monate, ja Jahre mit Windeln und Fläschchen und Rund-um-Betreuung eines Babies zu verbringen? Was ist mit meinem Job, was mit dem Verdienst? Wenn es ernst wird, kommen auch Ängste ins Spiel, vor allem bei Menschen, die sich bereits im Leben etabliert haben.
Sprich, zu den Rahmenbedingungen muss auch eine innere Bereitschaft da sein und anscheinend ist sie bei Dir nicht da.
Lu_na hat geschrieben:
Di 21. Mai 2019, 19:58
Hinzu kommt bei mir eine gewisse Angst, dass ich durch Kinder meine Autonomie und meine Rolle als Partnerin verliere und die Verantwortung in die Hände einer anderen Person legen muss. Sein Verhalten hat meine Ängste vermutlich verstärkt. Ebenso hat das Thema Zusammenziehen, bei dem wir ja keine Lösung gefunden haben, zunehmend Angst in mir ausgelöst. Wozu sollte ich Job, Umfeld, Wohnung etc. - Dinge die ich mir aufgebaut habe und mit denen ich sehr zufrieden bin - aufgeben um zu jemanden zu ziehen, der mir den Eindruck vermittelt, dass alles andere wichtiger ist als ich und der mir das Gefühl gibt, dass alles was ich sage und erzähle uninteressanter ist als das belanglose Gequatsche von irgendwelchen Leuten?
Eine gewisse Angst? Ich würde sagen, eher Panik. Du hast gesehen, wohin der Hase läuft. Der hoppelte ziellos über die Felder und eine Linie war nicht erkennbar. Und genau das hast Du bei Deinem Partner auch gespürt. Der hat zu wenig innere Substanz, bietet keinerlei Verlässlichkeit und Sicherheit und da ist dann auch kein Platz für Gedanken an Kinder, denn es stimmte ja schon lange nicht mehr.
Du hast gespürt, dass Du alles aufgeben müsstest und hast geahnt, dass Du für Kindererziehung etc. zum überwiegenden Teil da wärst, wäre es jemals so weit gekommen. Er hätte sein Leben nicht groß geändert und das wusstest Du auch. Und daher ging dann Dein inneres Alarmsystem an. Wie gut, dass das funktioniert hat!
Lu_na hat geschrieben:
Di 21. Mai 2019, 19:58
Nein, ich hätte das nicht gemacht und ich weiß, dass es richtig so war. Denn auf dieser Basis hätte es sowieso nicht geklappt. Unabhängig von seinem Verhalten, muss ich aber zugeben, dass mir die Vorstellung 24/7 auch ein wenig Angst macht.
Stimmt, insofern war die Trennung eine logische Konsequenz. Das Thema 24/7 ist nicht einfach. Eines der schwierigsten Themen überhaupt. Von einer Verliebtheit in eine echte Beziehung überzugehen, ist schon schwierig. Dann zusammen zu ziehen und den Partner tagtäglich auszuhalten, ist nochmals eine andere Hausnummer. Denn erst da lernt man sich richtig kennen und kann absehen, ob man von der Verliebtheit auch in eine Liebe, die aushält und erträgt und trotz mancher Probleme hält, überhaupt kommt.
Auch hier sprichst Du von ein wenig Angst. Sei mal ehrlich, dahinter steht eine große Angst! Und das nicht zu Unrecht.
Das kann auch nur klappen, wenn Du das Gefühl hast, dass Du durch das Umswitchen auf eine richtige Beziehung und die Elternschaft letztendlich mehr gewinnst als Du aufgibst. Bei Dir ist es umgekehrt. Du müsstest viel aufgeben und das wiegt die Beziehung nicht auf, zumindest nicht die mit dem Ex. Die schon gar nicht!

Ich habe so das diffuse Gefühl, dass hier zwei bindungsvermeidende Menschen zusammen kamen. Er, der aktiv eine Beziehung verhinderte, indem er sein Ding machte, sein Hobby umsetzte und das Geschwätz einer Partnerin gar nicht richtig zur Kenntnis nahm. Und Du konntest gefahrlos hinterher laufen, weil Dein Unterbewusstsein längst wusste, dass es eh nichts wird. Vordergründig hast Du auf eine Beziehung hingearbeitet, hintergründig konntest Du das aber nur, weil Dein Unterbewusstsein sich bequem zurück lehnte. Es gibt keine richtige Beziehung, also kein Grund zur Panik! Und aus dieser "Sicherheit" heraus konntest Du Dich an ihm abarbeiten. Erfolglos, aber Deinem Unterbewusstsein, wo Deine Bindungsängste zu Hause sind, war es recht so bzw. egal.
Du solltest Dich wirklich mit dem Thema auseinander setzen, denn Du bist selbst mit im Boot.
In aller Regel kommt ein bindungsängstlicher Mensch nicht allein, es kommen in der Regel zwei von der Sorte zusammen, die zwar dieselbe "Krankheit" haben, sie aber unterschiedlich behandeln bzw. ausleben.
Lu_na hat geschrieben:
Di 21. Mai 2019, 19:58
Er ist diesbezüglich das Gegenteil: hält es kaum einen Abend alleine aus und halst sich Freizeitstress auf, der ihm im Endeffekt eigentlich zu viel wird. Das Problem scheint er mittlerweile selbst schon erkannt zu haben: wer nicht alleine sein kann, wird langfristige keine ordentliche Beziehung führen könne.
Er ist ein klassisches Fluchttier, das sich selbst davon läuft. Nur nicht nachdenken, nur keine Zeit haben, Alleinsein zu spüren, nur keine Gedanken über sich selbst zulassen! Die Strategie ist dann der Freizeitstress.
Lu_na hat geschrieben:
Di 21. Mai 2019, 19:58
Zusammengefasst: Es geht ihm schlecht und er hat festgestellt, dass sein ganzes Leben vom Thema Angst bestimmt ist. Es folgen einige Ausführungen wie toll und einzigartig unsere Beziehung war. Was das Thema Zukunft betrifft hatte er Angst davor zu 100% offen mit mir zu reden. Er wird sich einen Therapeuten nehmen.
Ich hoffe, er tut es. Dann hatte die gescheiterte Beziehung auch einen Wert für ihn. Er ist jetzt auf sich selbst zurückgeworfen, fühlt sich allein, weswegen er immer wieder bei Dir aufschlägt. Er vermisst eine vertraute Person und sieht jetzt den Wert des Vertrauens und der Nähe, was er vorher boykottiert hat.
Er hatte Angst, zu 100% offen zu reden. Naja, keiner redet jemals zu 100% offen. Allenfalls 70% und das ist schon viel, sofern man das überhaupt quantifizieren kann. Er aber hat eigentlich gar nicht darüber geredet, sondern sich lieber auf nichtssagende Allgemeinplätze zurückgezogen bzw. das Thema vermieden.

Kennst Du das? Auf brennende Fragen bekommst Du verschwurbelte Antworten, die Deine Unsicherheit letztendlich noch verstärken. Auf Nachfragen kommen verschleierte Äußerungen, der Rückzug auf Allgemeinplätze oder als Krönung des Ganzen noch Gegenfragen. Mein Ex. war ein Meister darin, mich auflaufen zu lassen.
Klein doofi Sonnenblume fragt was und wünscht sich endlich eine Antwort mit Hand und Fuß, die die Verunsicherung vertreiben soll. Der große Meister zieht sämtliche Kommunikationstechniken des aktiven Bindungsvermeiders aus dem Hut und klein Doofi steht wieder als doof da. Die dumme Sonnenblume wünschte sich Sicherheit und eine Orientierung und erntet wieder mal eine Breitseite, was die Verunsicherung noch verstärkte. Hinzu kam die Schmach, dass ich hoffnungslos unterlegen war. Diese sog. Beziehung basierte von vornherein auf einem gigantischen Machtgefälle, das sich immer weiter zu seinen Gunsten verschob. Ich war die Blöde, die hinterher hampelte, machte und tat. Belohnt wurde ich nicht, zumindest nicht von ihm und das war gut so, denn so funktionieren Beziehungen nicht.
Lu_na hat geschrieben:
Di 21. Mai 2019, 19:58
Ich habe das “Luxusproblem“, dass er sich recht oft meldet. Das macht die Kontaktsperre irgendwie doppelt so schwer.
Selbstverständlich erschwert das die Ablösung. Sie findet gar nicht statt, weil man ständig vom Anderen erfährt, wieder über ihn nachdenkt und von sich selbst abgelenkt wird. Willst Du einen klaren Cut, musst Du dafür sorgen, dass seine Tiraden ins Leere laufen. Das erscheint Dir dann wiederum herzlos. Aber im Grund genommen haben sich jetzt die Machtverhältnisse verschoben. Er ist jetzt unten und sucht Halt und Orientierung bei seiner Anlaufstelle. Das rührt natürlich Dein Herz. Und es ist Balsam für Dein Selbstgefühl, denn jetzt bist Du oben. Endlich! Das ist ein gutes Gefühl, oder nicht?
Allerdings keine Basis für Irgendwas, sondern lediglich eine Verschiebung.
Im Grund genommen ist das gerade bei Bindungsvermeidern sehr häufig. Erst wollen sie allein sein und sind erleichtert. Mit der Zeit kommt die Einsamkeit, die unbequem ist. Und dann docken sie wieder an. Bis sie einen wieder an sich gebunden haben. Dann können sie sich gefahrlos wieder zurückziehen, denn das Öfchen ist sicher und steht bereit. Du bist jetzt Herzenswärmer und eine Art Therapeutin, der er sich jetzt anvertraut. Jetzt, wo es zu spät ist! Jetzt, wo er merkt, dass Du die Ablösung leichter schaffst als er. Und dann kommt der kleine Bub zum Vorschein, der sich selbst leid tut.
Du bist ja die taffe Frau, die ihr Leben im Griff hat und er sieht erst jetzt, was er eigentlich ist und da schaudert es ihn, wenn er so zurück geworfen ist auf sich.
An eine Therapie glaube ich bei ihm dennoch nicht. Das sind nur dahin gesagte Pläne, ob die jemals umgesetzt werden, bleibt fraglich.
Jetzt, wo Du weg bist und er seine Sicherheit verloren hat, macht ihm wahrscheinlich auch sein Hobby weniger Spaß. Das war bis jetzt als Fluchtpunkt sehr wichtig.
Lu_na hat geschrieben:
Di 21. Mai 2019, 19:58
Ich bleibe jetzt ruhig und brauche auch nicht auf irgendwas zu warten, da ich ihm schon vor einigen Tagen durch die Blume gesagt habe, dass Ruhe einkehren muss und alles weitere in meiner Hand liegt.

Hui, da spricht der Part, der jetzt die Macht und Entscheidungsgewalt hat! Du polierst jetzt ein wenig Dein Selbstgefühl mit seiner Krise auf. Ich kann es verstehen, Du hast viel eingesteckt. Aber im Grund genommen ist es natürlich auch Selbstbestätigung. Denn wie gesagt, jetzt bist Du oben.
Ich denke, auf längere Sicht kommt Ihr um einen Cut nicht drum rum. Er soll sich jetzt mal seine Wunden lecken, was er ausführlich tut und wofür er Dich auch benützt. Unbewusst, aber eben doch. Und Du genießt jetzt das Gefühl der Macht. Denn Du kannst Dich bequem zurück lehnen und schauen, was passiert.

"Gesund" wirst Du damit nicht. Erst durch einen klaren Schnitt bist Du in der Lage, Dich selbst zu sehen. Und da wird nicht alles angenehm sein. Im Gegenteil kannst Du Seiten an Dir entdecken, die Dir nicht gefallen werden, die Du aber auch akzeptieren musst.
Und er hat dann die Zeit, mit sich ins Reine zu kommen. Vlt. tatsächlich professionelle Hilfe suchen, aber eben nur sehr vielleicht.
Und daraus kann dann so was wie Versöhnung entstehen. Mit sich und dem Ex.
Meist bleibt dann gar nichts mehr übrig. Man entfernt sich im Lauf der Zeit immer mehr, dass der Ex. und sein Leben uninteressant werden. Wenn man sich dann sieht, grüßt man sich und geht weiter. Ich habe das schon oft erlebt. Erst komme ich über Monate nicht los, dann brauche ich Monate, bis der Abstand sukzessive größer wird und irgendwann ist dann der Abstand so groß, dass mich der Typ gar nicht mehr tangiert. Daher glaube ich auch nicht daran, dass nach einer Trennung wieder eine Beziehung mit diesem Menschen entstehen kann.

Sonnenblume

Lu_na
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Re: Trennung: Angst vor Veränderung/fehlende Selbstliebe

Beitrag von Lu_na » Mo 10. Jun 2019, 22:17

Zunächst danke für deine ausführliche Antwort!
Sonnenblume10 hat geschrieben:
Mo 27. Mai 2019, 11:44
Ich nehme an, dass es hier um das Beziehungsthema geht. Und genau dort sind wir am verletzlichsten, denn wir haben große Hoffnungen und Erwartungen.
Nein, da geht es nicht um das Beziehungsthema. Eine Beziehung mit ihm möchte ich nach wie vor. Meine Aussage hat sich eher auf Kinder/Familie/Zusammenleben, also meine Lebensplanung bezogen. Die Trennung hat mich wahrscheinlich verunsichert. Ich beschäftige mich momentan intensiv mit dem Thema, um klarer darüber zu werden.
Sonnenblume10 hat geschrieben:
Mo 27. Mai 2019, 11:44
Der hat zu wenig innere Substanz, bietet keinerlei Verlässlichkeit und Sicherheit und da ist dann auch kein Platz für Gedanken an Kinder, denn es stimmte ja schon lange nicht mehr.
Mit "Verlässlichkeit" habe ich vielleicht das falsche Wort in meinem letzten Post verwendet. Die letzten 4-5 Wochen vor der Trennung hat er mir das Gefühl vermittelt, dass ich nicht unbedingt Priorität habe und dadurch war für mich keine Sicherheit mehr gegeben. Es ist aber nicht so, dass ich hinterhergehampelt bin und um Aufmerksamkeit gekämpft habe. Ich habe mich auch zurückgezogen. Außer, dass ich nachgefragt habe was los wäre(ja, ich weiß, dass sollten Frauen nicht ständig machen).
Dass es schon lange nicht mehr stimmte, kann man nicht sagen. Ich bin 34, habe viele Erfahrungen gemacht und habe in den 2,5 Jahren die ich vor meinem Ex Single war (nach einer sehr schwierigen Beziehung) mich endlich selbst gefunden und auch für mich herausgefunden, was ich mir von einer zukünftigen Beziehung bzw. meinem zukünftigen Partner erwarte. Ich hätte also sicher nicht 2,5 Jahre mit jemandem verbracht, mit dem es nicht sehr gut gepasst hätte.
Sonnenblume10 hat geschrieben:
Mo 27. Mai 2019, 11:44
Er ist ein klassisches Fluchttier, das sich selbst davon läuft. Nur nicht nachdenken, nur keine Zeit haben, Alleinsein zu spüren, nur keine Gedanken über sich selbst zulassen! Die Strategie ist dann der Freizeitstress.
Mit der Bindungsangst hast du bei ihm wohl recht. Ich vermute, aber, dass diese aus seinem fehlenden Selbstvertrauen, zu dem er sich ja selbst bekennt, resultiert. Habe die letzten Tage ein wenig über das Thema gelesen und das Ergebnis aus fehlendem Selbstvertrauen sind Ängste in sämtlichen Lebensbereichen (Beziehung, Job, Veränderung etc.), die zu Depressionen führen können. Ich denke, dass er durch unsere Beziehung (sowie auch die vorige) seine Probleme verdrängen bzw. ausblenden konnte. Aber das mangelnde Selbstvertrauen ist wohl tief verwurzelt, du solche Probleme kommen wohl irgendwann wieder zurück. Ich denke, dass es im Endeffekt dieselben Problem in der vorigen Beziehung waren, die zur jahrelangen Abwärtsspirale bei den beiden geführt haben. So gesehen ist mir ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende lieber. Er ist momentan nicht ansatzweise fähig, eine Beziehung zu führen, das hat er auch selbst gesagt.

Du hattest übrigens recht: Sein Hobby macht ihm nicht mehr so viel Spaß :lol:
Zudem hat er mir mitgeteilt, dass er mittlerweile manche Dinge auch absagt, um sich mehr mit sich selbst zu beschäftigen. Mit der Einsamkeit geht es ihm schlecht, aber in größeren Gruppen, v.a. mit guten Freunden, geht es ihm auch mies.
Sonnenblume10 hat geschrieben:
Mo 27. Mai 2019, 11:44
Hinzu kam die Schmach, dass ich hoffnungslos unterlegen war. Diese sog. Beziehung basierte von vornherein auf einem gigantischen Machtgefälle, das sich immer weiter zu seinen Gunsten verschob. Ich war die Blöde, die hinterher hampelte, machte und tat. Belohnt wurde ich nicht, zumindest nicht von ihm und das war gut so, denn so funktionieren Beziehungen nicht.
Das kommt mir nicht bekannt vor, denn der Punkt, an dem das Gleichgewicht außer Balance geraten ist, war für mich einzig die Trennung. Für meine Begriffe war es immer sehr ausgeglichen, wobei ich durch seinen ganzen Nachrichten seit der Trennung zunehmend den Eindruck bekomme, dass er das Gefühl hatte, mir nicht gewachsen zu sein (da wären wir wieder beim Selbsvertrauen/Selbswertgefühl). In seinem langen Brief hat er mich und mein Leben bewundert. Deswegen tue ich mir mit diesen ganzen Strategien und Ratgebern auch ziemlich schwer. Dass ich ihm nicht nachlaufe ist klar, aber ich brauche meinem Ex nicht zu zeigen, dass es mir ohne ihm gut geht. Er weiß das sowieso. Ich habe während unserer Beziehung auch nicht meine Lebensbereiche aufgegeben und mich wie eine Klette verhalten.

Der Mann muss erst mit sich selbst klarkommen und ich brauche wohl eine sehr große Portion Geduld, wenn da irgendwann was neues entstehen soll.
Wir treffen uns Mitte Juli (3 Monate nach der Trennung). Recht lange vorausgeplant, weil wir ja nicht am selben Ort wohnen, aber auch weil ich noch eine Reise alleine mache (die wir zusammengemacht hätten) und noch ein paar andere Aktivitäten sowohl bei mir als auch bei ihm anstehen. Gesprächsstoff wird es also genug geben. Abgesehen davon, dass ich mal schauen muss, wie es mir bis dahin geht, stellt sich die Frage, ob ich gewisse Punkte vor dem Treffen abklären sollte. Zwei Freunde von mir haben mir geraten, mich auf das Treffen nur dann einzulassen, wenn er bejahen kann, ob für ihn in absehbarer Zeit mehr als Freundschaft in Frage kommt. Denn Freundschaft will ich ja nicht und sie sind der Ansicht, dass das Treffen dann sinnlos ist. Ich denke, dass er das momentan nicht klar beantworten kann (er weiß ja selbst nicht was er will) und dass es ev. nur Druck ausüben würde. Also tendiere ich eher dazu, das Treffen ohne Erwartungen meinerseits auf mich zukommen zu lassen. Was meint ihr?

Lu_na
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Re: Trennung: Angst vor Veränderung/fehlende Selbstliebe

Beitrag von Lu_na » So 16. Jun 2019, 13:23

Mein Ex hat sich heute wieder gemeldet. Länger als eine Woche hält er es offensichtlich nicht aus. Das zieht sich jetzt seit der Trennung vor 2 Monaten dahin. Er meinte, dass er weiß, dass ich nicht einfach so mit ihm telefonieren oder schreiben möchte, aber dass es ihm gut tun würde. Was soll ich davon halten? Irgendwie finde ich das egoistisch. Ich weiß, dass er Freitag und Samstag ziemlich eingespannt war mit seinem Hobby. Dementsprechend hatte ich fast damit gerechnet, dass er sich heute - an dem für ihn wohl langweiligen Sonntag- wieder melden wird. Über die Nachricht bin ich also erfreut und verärgert zu gleich. Ich möchte kein Lückenbüßer sein. Daher würde ich die Nachricht ignorieren. Nächste Woche trete ich eine gemeinsam geplante Reise an. Davor hätte ich mich sowieso nochmal kurz gemeldet.

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Re: Trennung: Angst vor Veränderung/fehlende Selbstliebe

Beitrag von Sonnenblume10 » Di 18. Jun 2019, 13:20

Lu_na hat geschrieben:
So 16. Jun 2019, 13:23
Er meinte, dass er weiß, dass ich nicht einfach so mit ihm telefonieren oder schreiben möchte, aber dass es ihm gut tun würde.
Tja, ihm tut es gut und das hat für ihn die Priorität. Was das bei Dir auslöst, ist offenbar zweitrangig.
Und da er Dich damit benützt und Du das auch so fühlst, bist Du gefühlsmäßig im Zwiespalt. Einesteils erfreut es Dich, weil sich herausstellt, dass Du auf einmal doch wichtig für ihn bist und er Dich braucht und andererseits kommt der Ärger, weil Du zur Verfügungsmasse degradiert wirst.
Ich würde sagen, die Verärgerung darüber überwiegt bei Dir. Und was einen verärgert, muss man ändern, denn es gärt sonst innerlich weiter und baut sich zu einer inneren Aggression auf. Und das tut Dir nicht gut.
Mein Vorschlag: ignorieren und nicht darauf eingehen. Jetzt, wo er allein ist, merkt er was er verloren hat. Bekäme er es wieder, würde es wieder von vorn los gehen, da sich die alt bekannte Routine wieder einstellen würde.
Er ist jetzt nur konfus, weil er sich mit sich nicht mehr auskennt und da kommst Du als Anlaufposten und Vertraute gerade recht, die ihm Orientierung geben soll. Was bist Du? Therapeutin, Betreuerin, Kummerkasten? Mir kommt es so vor. Er macht einen reichlich selbstmitleidigen EIndruck auf mich und das schlachtet er weidlich aus. Selbstmitleid bringt aber keinen weiter, denn man verharrt in der passiven Rolle des Leidenden. Und andere, also in dem Fall Du, sollen das jetzt richten. Darüber hinaus geht es ihm hier nur um sich. Ihm täte es gut und das ist Ausschlag gebend für ihn.
Lu_na hat geschrieben:
So 16. Jun 2019, 13:23
Nächste Woche trete ich eine gemeinsam geplante Reise an.
Manchmal helfen Reisen und der Abstand zu den gewohnten Orten und es kommt zu einer inneren Klärung. Was will ich, was bindet mich überhaupt noch an ihn, wie soll es weiter gehen für mich? Das kann (muss aber nicht!) nur funktionieren, wenn Du konsequent Abstand hältst und am besten auch nichts von ihm liest. Außer selbstmitleidigen Tiraden kommt ja eh nicht von Wert.
Eröffne Dir die Chance, dass Du durch die Reise eine Orientierung für Dich findest, aber erwarte es nicht verbissen. Wie gesagt, eine innere Klärung kann kommen, aber es kann auch sein, dass Dir die Reise nicht weiter hilft.
Aber ein paar Tage Abstand zu den Alltagsorten und der jetzigen Phase werden Dir auf jeden Fall gut tun.

Mir hat seinerzeit eine Berlinreise entscheidend weiter geholfen. Wir waren schon einige Monate getrennt und die Kontakte, die wir hinterher noch pflegten, waren auch zu Ende. Sehr unschön damals.
Und dann stand ein Kongress an, in Berlin. Was habe ich während unserer Beziehung davon geträumt, mal ein paar Tage mit ihm in diese Stadt zu fahren! Denn er war schon öfters in Berlin gewesen, ich aber nicht.
Was tun? Ich musste ja nicht hinfahren und was er tun würde, wusste ich nicht. Eine innere Stimme drängte mich, mich anzumelden und dann musste ich tätig werden. Hotel buchen, Verbindungen raus suchen, S-Bahn-Linien usw.
Dann kam der mehrtägige Kongress und er war NICHT da! Sonst fährt er jedes Jahr dorthin, dieses Mal aber nicht. Warum wohl? Und ich merkte, dass es mir Spaß machte und ich mich nicht wie befürchtet, einsam und traurig fühlen würde.
Es war damals ein Schritt nach vorne und verhalf mir zu weitaus mehr Wohlbefinden und auch Selbstvertrauen. Was brauchte ich diesen Typen dazu, wenn es allein mehr Spaß machte! Ich konnte es selbst und es war ein wichtiger Schritt im inneren Loslassen für mich.
Ich hoffe, dass es Dir auch so geht.

Meine Prognose für Dich. Die Beziehung klappt nicht und wird nicht klappen und Ihr scheint in unterschiedlichen Entwicklungsphasen fest zu stecken. Du bist weiter als er und ich glaube nicht, dass er das noch aufholen kann.
Eine Beziehung ist nicht leicht zu lösen, solange sie trotz vieler Schwachstellen noch einen Wert darstellt. Aber der Wert wird oft zu hoch eingeschätzt und irgendwann stellt man dann fest, dass eine konsequente Trennung die beste Lösung war und man fragt sich, warum man sich Monate damit rumgequält hat.
Eine Beziehung ist nicht dafür da, dass sie negative Emotionen weckt und Verunsicherung schafft. Wenn das eintrifft, ist es Zeit für eine Neuorientierung und da Ihr ohnehin eine Fernbeziehung habt und nicht mal einen gemeinsamen Alltag austesten konntet, ist eine Ablösung deutlich leichter.
Er ist nicht das Maß aller Dinge und Du kannst seine Baustellen nicht für ihn aufräumen. Das muss er selbst schaffen, aber er scheut es und holt sich lieber Rat, Zuspruch und ein wenig Wärme bei seiner Anlaufstelle. Weiter ist er noch nicht gekommen, denn eine innere Wandlung dauert Monate, wenn nicht Jahre. Willst Du ihn wirklich dabei begleiten?

Sonnenblume

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Re: Trennung: Angst vor Veränderung/fehlende Selbstliebe

Beitrag von Lu_na » So 14. Jul 2019, 17:08

Die Reise hat mir sehr gut getan. Ich habe auch deutlich weniger an ihn gedacht als zuhause. Von Traurigkeit und Einsamkeit keine Spur obwohl ich das Gegenteil befürchtet hatte nachdem es ja ein gemeinsamer Urlaub gewesen wäre. Habe sehr nette Leute kennengelernt und fühlte mich nie einsam obwohl ich auch viel Zeit alleine verbracht habe. Nachdem mir das gut getan hat, plane ich gerade den nächsten Solo Trip: 3 Wochen Fernreise 8-)
Sonnenblume10 hat geschrieben:
Di 18. Jun 2019, 13:20
„eine innere Klärung kann kommen, aber es kann auch sein, dass Dir die Reise nicht weiter hilft.
Aber ein paar Tage Abstand zu den Alltagsorten und der jetzigen Phase werden Dir auf jeden Fall gut tun
Zu einer inneren Klärung ist es nicht gekommen, aber der Abstand zum Alltag hat mir sehr gut getan.
Je näher der Rückreisetag kam desto stärker wurden aber wieder die Gedanken an ihn. Und seit ich zurück bin, geht es mir wieder deutlich schlechter als zuvor. Gefühlt bin ich jetzt wieder in Woche 3 nach der Trennung :roll: . Liegt vielleicht auch daran, dass wir uns in ein paar Tagen zur Aussprache treffen und mir bewusst wird, dass wir uns danach wohl sehr lange oder vielleicht auch nie mehr wieder sehen werden. Der Gedanke zieht mich gerade ziemlich runter.
Sonnenblume10 hat geschrieben:
Di 18. Jun 2019, 13:20
Er ist jetzt nur konfus, weil er sich mit sich nicht mehr auskennt und da kommst Du als Anlaufposten und Vertraute gerade recht, die ihm Orientierung geben soll. Was bist Du? Therapeutin, Betreuerin, Kummerkasten? Mir kommt es so vor. „
Ja, er weiß überhaupt nicht was er will und das wird sich nicht so bald ändern. Das braucht Zeit. Da ich weder Therapeutin noch beste Freundin sein möchte, werde ich mich nach dem Treffen endgültig von ihm und der Beziehung verabschieden. Um das durchzuziehen werde ich ihn wohl auch auf FB & Co blockieren. Zu groß ist meine Versuchung, ständig nachzuschauen was er treibt.
Sonnenblume10 hat geschrieben:
Di 18. Jun 2019, 13:20
Die Beziehung klappt nicht und wird nicht klappen und Ihr scheint in unterschiedlichen Entwicklungsphasen fest zu stecken. Du bist weiter als er und ich glaube nicht, dass er das noch aufholen kann.
Ja, zu dieser traurigen Erkenntnis bin ich mittlerweile auch gekommen. Was irgendwann mal sein wird, weiß kein Mensch, aber ich muss loslassen!

An das Treffen am Mittwoch habe ich keine Erwartungen. Vielleicht noch das eine oder andere Missverständnis ausräumen und offene Fragen klären.
Ich freue mich falls jemand weitere Ratschläge für das erste Treffen danach hat.

Liebe Grüße,
Luna

Erbse7
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Registriert: Fr 19. Jul 2019, 11:42
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Re: Trennung: Angst vor Veränderung/fehlende Selbstliebe

Beitrag von Erbse7 » Fr 19. Jul 2019, 11:45

Hallo Luna,
Ich stecke in einer sehr ähnlichen Situation. Mich würde interessieren, wie dein Treffen am Mittwoch war - möchtest du darüber berichten?
Liebe Grüße,
Erbse

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