Bindungsangst
Bindungsangst
Hallo Zusammen
Ich versuche es kurz zu halten.. ich habe einen Mann (23) mitte diese Jahres kennengelernt.. Am Anfang war es nichts festes aber mit der Zeit entwickelten sich auch Gefühle.. auf jeden Fall besorgte er mir einen Job in seiner Nähe und ich wohnte unter der Woche auch bei ihm.. wir hatten eine tolle Zeit und verstanden uns gut.. Jedoch hatte er immer wieder Phasen in denen er mich wegschickte obwohl einen Tag zuvor alles gut war... und dann, auch wieder völlig unerwartet, sagte er mir dass er keine Liebe zu mir aufbauen kann.. eine Woche zuvor sagte er mir aber, dass er in mich verliebt sei und er noch nie solche Gefühle für eine Frau hatte wie für mich... Ich weiss das es für Ihn schwer ist sich auf jemanden einzulassen.. aber ich weiss auch, dass ich die ganzen Gefühle nicht falsch interpretiert/gespürt habe.. ich habe seit 2 Wochen keinen Kontakt mehr zu ihm und frage mich, ob es ihm irgendwann bewusst wird was er an mir hatte? Ich habe ihm gegenüber sehr viel (vlt zu viel) verständnis und geduld entgegen gebracht und verstehe warum er so ist wie er ist.. ich weiss, dass wenn er an sich arbeiten würde, viele Zweifel und Ängste verschwinden würden..
Aber meint ihr, dass er irgendwann merkt was ich alles für ihn gemacht habe und ihm bewusst wird das ich die richtige bin? Und wird er sich wieder bei mir melden?
Danke Euch für Eure Hilfe!
Ich versuche es kurz zu halten.. ich habe einen Mann (23) mitte diese Jahres kennengelernt.. Am Anfang war es nichts festes aber mit der Zeit entwickelten sich auch Gefühle.. auf jeden Fall besorgte er mir einen Job in seiner Nähe und ich wohnte unter der Woche auch bei ihm.. wir hatten eine tolle Zeit und verstanden uns gut.. Jedoch hatte er immer wieder Phasen in denen er mich wegschickte obwohl einen Tag zuvor alles gut war... und dann, auch wieder völlig unerwartet, sagte er mir dass er keine Liebe zu mir aufbauen kann.. eine Woche zuvor sagte er mir aber, dass er in mich verliebt sei und er noch nie solche Gefühle für eine Frau hatte wie für mich... Ich weiss das es für Ihn schwer ist sich auf jemanden einzulassen.. aber ich weiss auch, dass ich die ganzen Gefühle nicht falsch interpretiert/gespürt habe.. ich habe seit 2 Wochen keinen Kontakt mehr zu ihm und frage mich, ob es ihm irgendwann bewusst wird was er an mir hatte? Ich habe ihm gegenüber sehr viel (vlt zu viel) verständnis und geduld entgegen gebracht und verstehe warum er so ist wie er ist.. ich weiss, dass wenn er an sich arbeiten würde, viele Zweifel und Ängste verschwinden würden..
Aber meint ihr, dass er irgendwann merkt was ich alles für ihn gemacht habe und ihm bewusst wird das ich die richtige bin? Und wird er sich wieder bei mir melden?
Danke Euch für Eure Hilfe!
Re: Bindungsangst
Die Frage ist ja, warum warst Du nur unter der Woche bei ihm? Naa? Bei mir klingelt es da. Es sei denn, der Grund lag bei Dir.
Es gibt kein Sparbuch der Liebe in dem Sinne von, ich habe viel eingezahlt, jetzt habe ich Anspruch auf Rückzahlung. Das Gegenteil ist der Fall. Gängelst Du jemanden wird er irgendwann weglaufen. Wir wollen alle erwachsen und frei leben. Genauso kannst Du keine Erwartungen in Bezug auf Änderung an einen Menschen stellen. Wenn Du ihn nicht nehmen kannst, wie er ist, ist es keine Liebe. Punkt.
Ihr seid in einer frühen Phase gescheitert und das sollte man auch besser so hinnehmen. Solche Probleme werden im späteren Verlauf nicht besser.
Das Leben hat ganz sicher noch viel mit Dir vor! Sieh nach vorn!
Es gibt kein Sparbuch der Liebe in dem Sinne von, ich habe viel eingezahlt, jetzt habe ich Anspruch auf Rückzahlung. Das Gegenteil ist der Fall. Gängelst Du jemanden wird er irgendwann weglaufen. Wir wollen alle erwachsen und frei leben. Genauso kannst Du keine Erwartungen in Bezug auf Änderung an einen Menschen stellen. Wenn Du ihn nicht nehmen kannst, wie er ist, ist es keine Liebe. Punkt.
Ihr seid in einer frühen Phase gescheitert und das sollte man auch besser so hinnehmen. Solche Probleme werden im späteren Verlauf nicht besser.
Das Leben hat ganz sicher noch viel mit Dir vor! Sieh nach vorn!
Manchmal muss man einfach springen und sich auf dem Weg nach unten Flügel wachsen lassen.
Re: Bindungsangst
Hallo Gwen
Wir haben schon auch die Wochenende zusammen verbracht.. aber liessen uns trotzdem unseren Freiraum.
Das ist mir schon bewusst
Ich weiss, dass ich wahrscheinlich zu viel auf "Abruf" war - das habe ich jetzt auch eingesehen und werde das bestimmt nicht mehr so machen..
Auch das Scheitern in der frühen Phase ist mir bewusst.. ich weiss das es nicht unbedingt ein gutes Zeichen ist.. aber es ist schwer für mich loszulassen, da ich weiss wie er sein könnte, wenn er seine Ängste überwinden würde.. Aber ich kann niemanden zwingen..
Vielen Dank für Deinen schönen Rat!
Wir haben schon auch die Wochenende zusammen verbracht.. aber liessen uns trotzdem unseren Freiraum.
Das ist mir schon bewusst

Auch das Scheitern in der frühen Phase ist mir bewusst.. ich weiss das es nicht unbedingt ein gutes Zeichen ist.. aber es ist schwer für mich loszulassen, da ich weiss wie er sein könnte, wenn er seine Ängste überwinden würde.. Aber ich kann niemanden zwingen..
Vielen Dank für Deinen schönen Rat!
Re: Bindungsangst
Hallo Peacy,
entschuldige, wenn ich Dir nochmal auf die Füße steige.
Zitat:
.......da ich weiss wie er sein könnte, wenn er seine Ängste überwinden würde......
Du siehst nicht den Mann, der vor Dir steht. Dein Gehirn baut da einen Wunschmann.
Überleg mal, welche Ansprüche Du an einen Mann wirklich hast. Könntest Du es auch aushalten, wenn Deine Wünsche erfüllt werden? Viele können nämlich die Nähe, die sie sich ausmalen, gar nicht ertragen. Schau mal, was da in Deiner Ursprungsfamilie los ist. Vermutlich ist da auch nicht so viel mit Zuwendung oder nur vordergründig.
Es ist nicht gesagt, dass dieser Mann sich überhaupt jemals in seinem Leben wirklich mit sich beschäftigen wird. Insofern ....
Halt die Öhrchen steif, Du packst das schon.
entschuldige, wenn ich Dir nochmal auf die Füße steige.
Zitat:
.......da ich weiss wie er sein könnte, wenn er seine Ängste überwinden würde......
Du siehst nicht den Mann, der vor Dir steht. Dein Gehirn baut da einen Wunschmann.
Überleg mal, welche Ansprüche Du an einen Mann wirklich hast. Könntest Du es auch aushalten, wenn Deine Wünsche erfüllt werden? Viele können nämlich die Nähe, die sie sich ausmalen, gar nicht ertragen. Schau mal, was da in Deiner Ursprungsfamilie los ist. Vermutlich ist da auch nicht so viel mit Zuwendung oder nur vordergründig.
Es ist nicht gesagt, dass dieser Mann sich überhaupt jemals in seinem Leben wirklich mit sich beschäftigen wird. Insofern ....
Halt die Öhrchen steif, Du packst das schon.
Manchmal muss man einfach springen und sich auf dem Weg nach unten Flügel wachsen lassen.
Re: Bindungsangst
Kein Problem - Das brauche ich jetzt 
Ich weiss was Du meinst, da ich mich auch ausgiebig mit solchen Familienthemen befasse und das bereits seit klein auf.. Ich habe schon viel an mir gearbeitet aber das mit de Nähe ist nicht das Problem bei mir.. viel mehr, dass ich alles für jemanden gebe, ja sogar aufgebe.. aber ich bin dabei mich in dieser Sicht zu ändern.. Trotzdem vielen herzlichen Dank - das war sicherlich ein hilfreicher Input..
So wie es aussieht schaue ich jetzt in erster Linie mal auf mich und schaue was die Zukunft bringt
!

Ich weiss was Du meinst, da ich mich auch ausgiebig mit solchen Familienthemen befasse und das bereits seit klein auf.. Ich habe schon viel an mir gearbeitet aber das mit de Nähe ist nicht das Problem bei mir.. viel mehr, dass ich alles für jemanden gebe, ja sogar aufgebe.. aber ich bin dabei mich in dieser Sicht zu ändern.. Trotzdem vielen herzlichen Dank - das war sicherlich ein hilfreicher Input..
So wie es aussieht schaue ich jetzt in erster Linie mal auf mich und schaue was die Zukunft bringt

Re: Bindungsangst
Hallo. Hab mich entschlossen was zu schreiben. Aufgrund meiner aktuellen Erfahrung nach 1jähriger Beziehung mit einer Frau, die ich in irgendeiner Weise als betuehungsphobiker bezeichnen würde, kann mich nur raten. Geh aus der Beziehung raus, denn du wirst an der Unmöglichkeit jmd nahe kommen zu wollen der es aus seiner geschiche heraus (meist ungeliebt von den eltern, oder missbrauchsgeschehen) dazu nicht in der Lage ist, verzweifeln. Bei mir war es so, dass sie ab dem Punkt an dem sie gemerkt hat, dass ich jmd sein kann der ihr wirklich nahe kommen kann, angefangen hat, die Beziehung zu beenden. Es wurden Situationen kreiert, in denen Schuld zugewiesen wurde, es wurden Urteile gesprochen und insgesamt immer mehr ein aggressives und destruktives Verhalten gelebt. Glaubt mir, ich bin fast verzweifelt. Bsp. Ich will ihr ein schokobrötchen auf der Arbeit vorbei bringen. Sie war gar nicht da, es hat nicht geklappt und im Gespräch mit ihr darüber wurden mir Vorwürfe der Grenzüberschreitung, wie ich drauf bin usw gemacht, die mich so verletzt haben, da ich eigentlich meine Zuneigung ausdrücken wollte und mich danach fühlte als hätte ich sie betrogen oder so. Egal. Ich glaube dass ein warten auf eine Besserung nicht aussichtsreich ist, wenn du es so früh feststellst, es sich wiederholt und du vllt über die möglichen psychischen Ursachen Bescheid weißt. Wenn er oder sie sagt er hat ein Problem und er geht das mit therapeutischer Hilfe an. Das ist was anderes. Ansonsten seh ich da schwarz. Und ich habe es nicht geschafft mich von ihr zu trennen. Sie musste es aussprechen und diese fehlende grenzsetzung, die ich in dieser Beziehung aus Liebe nicht geschafft habe setzt mir zu.
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Re: Bindungsangst
Das zeigt, dass dieser Mann einen schwankenden Charakter hat. Da ist keine klare Linie erkennbar. Er sagt weder nein noch ja bzw. er sagt mal das eine, mal das andere.
Und all das hast Du aushalten müssen und würdest es weiterhin aushalten müssen, wenn Ihr zusammen kämt.
Das ist aber nicht auszuhalten, denn kaum Jemand ist so autark, dass er damit umgehen kann.
Vor allem hast Du mehr Gefühle in ihn investiert als umgekehrt.
Kaum hat er Nähe, muss er auf Distanz gehen und da kennt er auch kein Mitgefühl, weil er sich schützen muss.
Dann gehst Du auf Distanz, ziehst Dich zurück und ermöglichst ihm damit, wieder einen Schritt auf Dich zuzugehen. Das schafft er aus der Distanz heraus und wirkt wieder liebevoll, aber es hält nicht.
Das alles ist wie ein Tanz mit einer Schrittfolge: Einen Schritt vor, zwei zurück, einmal im Kreis herum und wieder von vorne.
Das ist kein Modell für eine Beziehung, in der beide glücklich werden. Denn unglücklich sind beide. Er, weil ihn Deine Nähe überfordert und erdrückt und Du, weil Du ewig hinterher hechelst und in der Position der Wartenden bist.
Du bist in der passiven Rolle, die auf ihn reagiert und sich auf jede Eventualität einstellen muss. Und damit bist Du niemals richtig frei, sondern gefangen in einer Beziehung, an die Du Wünsche hast, die sich nicht erfüllen lassen.
Da wäre ich mir an Deiner Stelle nicht so sicher! Du sagst damit, dass er dieselben Gefühle für Dich gespürt hat, zumindest in den Phasen mit Nähe, aber das kannst Du nicht wissen. Denn seine Gefühlswelt bleibt Dir letztendes verborgen. Du glaubst nur, dass Du nachvollziehen kannst, wie es in ihm aussieht, aber das ist reichlich vermessen, weil keiner den anderen wirklich kennt.
Du hast vermutlich die guten Phasen hochstilisiert und sie zu etwas erhoben, was sie gar nicht sind. Das ist ein Mechanismus der Seele zur Selbsthilfe. Eben weil diese Phasen immer nur zeitweise da sind, wirken sie um so wertvoller und einzigartiger. Und Du wartest suchtartig darauf, wann er Dir wieder ein Quäntchen seiner Liebe geben wird.
Das ist aber bei Dir nur so, weil Du praktisch kurz gehalten wirst.
Du bist hungrig, aber er hält Dir nur ein Stückchen Brot hin, aber satt wirst Du nie. Was passiert? Du bettelst förmlich nach diesem Happen, denn er erscheint Dir schon als glückseelig machend.
Aber hungrig bleibst Du dennoch und das blieb auch in der Beziehung so.
Du lebst in einer Anspruchshaltung. Du hast gegeben und er hat genommen, aber auch alles wieder weg geworfen und kaputt gemacht. Es kann sein, dass er aus der Ferne einen Schritt auf Dich zugeht, eben weil er jetzt in der Distanz ist. Aber was hilft Dir das? Nichts, denn schon bald geht das Spielchen von vorne los.
Das mag ja sein, denn Du hast Dich sehr für ihn interessiert. Aber er interessierte sich viel weniger für Dich und Dein Innenleben.
Du hast für ihn Verständnis aufgebracht und Geduld bewiesen, denn Du lebst in einer Erwartungshaltung: Wenn ich so und so bin, dann wird er .... Wenn ich Geduld habe, dann werde ich eines Tages belohnt und wir werden glücklich sein ...
Wenn ich weiß, was ihm fehlt (Du hast Bindungsängste diagnostiziert), dann kann ich ihn heilen. Und dann endlich wird er merken, welch wundervolle Partnerin ich doch bin und welch tolle, tiefsinnige Beziehung wir doch haben.
Du bist kein Psychotherapeut und Du kannst einen Partner nicht heilen, weil Du es aus Eigennutz tust und Dir jegliche Distanz fehlt.
Huch, Eigennutz? Du hast Dich doch aufgeopfert! Ja, das hast Du, aber Du wolltest auch was dafür zurück haben. Er sollte Dich glücklich machen, er sollte dafür sorgen, dass Du Dich als wertvoll und einzigartig empfinden kannst, denn wenn dieser tolle Mann mich liebt, dann muss ich ja auch toll sein.
Also hatte Deine Aufopferung auch eine egoistische Komponente, denn er hätte sich zu dem machen sollen, was Dir vorschwebt. Und daher kannten Deine Geduld und Dein Verständnis keine Grenzen.
Nein, das weißt Du nicht! Hör auf damit, den Hobbypsychotherapeuten rauszukehren. Er ist wie er ist und seine Ängste und Zweifel werden nicht verschwinden, denn sie sind in ihm verankert.
Bindungsängste sind praktisch nicht heilbar. Manche Menschen können mit ihnen umgehen und dann eine Beziehung halten, aber viele schwanken hin und her bzw. suchen sich den nächsten Partner, mit dem vermutlich eine "Heilung" möglich ist.
Und er kann nur was ändern, wenn er etwas ändern will. Ich glaube nicht, dass er dazu bereit ist, sich dem zu stellen. Er wird sich auch keinen Psychotherapeuten oder Analytiker suchen, der das mit ihm aufarbeitet. Denn er hat ja seine Mechanismen entwickelt und die heißen Flucht und aufgrund der Flucht Erleichterung, weil endlich der Druck durch den Partner weg ist.
Außerdem kannst Du davon ausgehen, dass Du vor Sehnsucht nach ihm vergehst, er sich aber nicht halb so viel nach Dir sehnt bzw. gar nicht.
Du siehst ja, dass er die zwei Wochen prima ausgehalten hat, ohne einmal ein Signal bei Dir zu geben.
Du bist nicht die Richtige, denn Du kannst nicht mit ihm umgehen. Und ob Du was für ihn gemacht hast und er das sieht? Nein, er sieht das nicht. Er sieht, dass Du Dich an ihn geklammert hast, dass Du Erwartungen und Ansprüche hattest, denen er nicht gerecht wurde, weswegen er auch weg ist. Und er sieht vermutlich, dass Du in der Beziehung nicht mehr autark warst, sondern völlig auf ihn fixiert.
Ferner hast Du vermutlich eine Rolle gespielt, die nicht echt war. Die der verständnisvollen und geduldigen Partnerin, die ihrem kleinen Krisenpatienten schon beistehen wird. Du hast Dich verbogen und warst nicht authentisch, eben weil Du so viel wolltest. Denn wer etwas will und es nicht kriegt, der verbiegt sich.
Du hast mit ihm unbewusst eine Rechnung aufgemacht: Ich analysiere Dich, ich weiß, warum es so schwer für Dich ist mit einer Beziehung, aber ich helfe Dir. Ich verstehe Dich, denn ich bin ein wundervoller empathischer Mensch und ich bin der einzige, der sich wirklich für Dich interessiert. Ich bin gut für Dich, das siehst Du doch sicher ein, oder nicht?
So war Deine Gedankenwelt und ihm blieb nur die Flucht. Das hält ja auch kein Mensch aus, was Du für Ansprüche hast.
Er soll sich heilen lassen, er soll eine Therapie machen, er soll an sich arbeiten, damit Du glücklich bist.
Peachy, ich war auch in einer solchen Beziehung. 10 Monate zog er es mit Hängen und Würgen durch, aber die Krisen waren in diesen 10 Monaten zahlreich und die schönen Momente waren recht wenige. Aber ich gierte danach und konnte nicht gehen, denn es gab ja immer die Chance, dass er ab jetzt endlich begreifen würde, welch wundervolle und einzigartige Partnerin ich doch sein würde.
Ich brauchte Monate, bis ich ihn überwunden hatte. Und dann, wieder Monate später, machte es auf einmal klick und ich erkannte, dass meine Bemühungen von Eigennutz und Egoismus geprägt waren.
Wie bei Dir. Ich gebe Dir viel, aber dann gib Du mir auch was dafür.
Ich kann Dich nicht sein lassen wie Du bist, denn das setzt mir zu, also ändere Du Dich bitte für mich.
Es ist nie so, dass nur einer gibt und der andere nimmt. Denn keiner gibt ohne etwas zu erwarten. Und was Du erwartest, ist zu viel für einen wie ihn.
Du willst doch einen beständigen Partner an Deiner Seite! Warum suchst Du dann ausgerechnet dort, wo Du das nicht findest? Warum spielst Du Therapeutin und Beraterin, wenn er doch gar nicht beraten und schon gar nicht geheilt werden will.
Das würde er auch nicht aushalten, denn das würde Eure Positionen verschieben. Du warst bisher in der untergeordneten Rolle und würdest Dich in die überlegene begeben soll, denn Du wärst Peachy, die tolle Therapeutin, die ihn endlich zu dem macht, was sie will.
Das könnte er nicht zulassen, denn er kann eine Beziehung allenfalls nur zeitweise halten, wenn es eine Unter- und Überordnung gibt, weil diese Distanz gewährt. Mit einer Partnerin, die gleichauf ist, kann er nichts anfangen, weil die Distanz nicht mehr da wäre.
Wenn Du Dich an solch einen Mann hängst, dann solltest Du Dich fragen, warum Du das tust. Er erscheint Dir so einzigartig, weil Du ihn nicht kriegst.
Was wäre, wenn er um Dich geworben hätte? Dich angerufen hätte, etwas von Dir gewollt hätte, am Abend mit Rosen vor der Tür gestanden hätte?
Wie hättest Du da reagiert? Vielleicht wärst Du vor so viel Engagement und Klammern zurückgewichen und hättest das Gefühl gehabt, Hilfe, der will zu viel von mir?
Ein Bindungsphobiker kommt selten allein. Meist sind beide von der Sorte, aber sie leben es unterschiedlich aus. Der eine bleibt autark und bestimmt über Nähe und Distanz. Das ist er in Eurem Fall.
Und Du kommst durchs Hintertürchen. Denn Du willst doch nur eine Beziehung mit ihm, die dauerhaft ist und Dir das gibt, was Dir fehlt. Du bildest Dir womöglich ein, dass Du allein beziehungs- und liebesfähig ist, aber auch Du schützt Dich vor Nähe, weil Du Dir einen Partner suchst, bei dem Du all das nicht kriegst.
Ihr habt Euch gesucht und gefunden, weil Ihr hervorragend zusammen passt und weil jeder seine Neigungen und inneren Bedürfnisse prima aneinander ausleben konntet.
Aber damit hat es sich auch, da solche Beziehungen nicht haltbar sind. Einer strampelt sich auf der Suche nach Liebe ab und der andere begibt sich in seinen Turm und verwehrt Dir den Zutritt.
Fang bei Dir an und frage Dich, wie es kommt, dass Du so viel in einen Mann investierst, der Dir das nicht zurückzahlen kann und will?
Warum suchst Du nach Nähe, wo Du sie nicht kriegst?
Warum "opferst" Du Dich auf und jammerst dann, dass er das nicht honoriert?
Schau mal in Deine Ursprungsfamilie, denn da liegt auch bei Dir einiges vergraben, das ans Licht will.
Du bist nicht die edle Retterin, sondern Du bist im Grund genommen Jemand, der dem anderen die Luft abdrückt und ihn wie eine Krake mit ihrer Verständis und ihrer Geduld umschlingt.
Und was dann? Dann geht alles wieder von vorne los. Du wirst endlich glücklich, er fällt strahlend in Deine Arme und alles wird gut? Aber wie lange?
Sonnenblume
Re: Bindungsangst
Also ich denke, dass mit dem Luft abdrücken, ist nicht ganz so stehen zu lassen. Natürlich muss man auf sich selbst schauen und sich eingestehen dass man durch seine Bedürftigkeit den anderen womöglich bedrängt hat. Allerdings ist die Ausgangslage in der Situation eine andere. Ich hab wirklich Dinge mit meinem Partner erlebt die mich ratlos gemacht haben, die mich in einen Schock versetzten auf den dann die Angst folgte, ihn zu verlieren. Das hat dann ein anbiedern und auf ihn zugehen erzeugt, dass ich irgendwann für mich selbst als nicht authentisch empfand. In der Situation allerdings war es nicht anders für mich zu handeln. Ich bin selbst schön soweit gekommen dass ich gesagt habe dass verletzt mich und ich verstehe das Bedürfnis dass hinter der Abgrenzung steckt. Die Reaktion allerdings des Partners war eher ein beharren auf seiner Sicht ein fortführen des Spiels. Ich kam nicht raus und es hat mich wirklich verzweifeln lassen. Im Moment Kämpfe ich mit dem Ende dieser Beziehung. Ich weiß, dass ich Momente hatte in denen ich womöglich zu sehr auf Nähe aus war, aber das ist, wenn man durch ein Bedürfnis und einen Partner der nicht auf dieses eingehen kann, dazu gedrängt wird ok. Ich habe versucht gewaltfrei zu kommunizieren. Das wurde dann als emotionales Gehabe abgetan.
Jedenfalls. Es stimmt man muss sich der Frage stellen warum man gerade sich diesen Partner ausgesucht hat. Und selbst wenn man alles im Sinne des Bedürfnisses sieht und erkennt ich habe das Bedürfnis nach Nähe der andere nicht, sprich ohne Streit versucht das ganze zu klären. Dann bleibt dennoch am Ende die Frage. Will man denn so einen Partner überhaupt. Und warum, wenn man eigentlich weiß, dass man ihn in seinem Verhalten nicht will, warum hat man dann das Gefühl von Liebe? Helfen wollen, sich selbst nicht eingestehen wollen, dass man Angst vor Nähe hat sind schön die richtigen Hinweise. Vergessen dabei sollte man aber auch nicht, dass wenn man auf einen Menschen trifft, unbewusst natürlich Dinge wahrgenommen werden, aber gerade Menschen mit Nähe Distanz Problem erscheinen für die Mitmenschen im ersten Kontakt super normal. Also versuche ich mir nicht vorzuwerfen, dass ich mich verliebt habe. Was ich mir aber durchaus vorwerfe, ist dass ich in der Beziehung so lange über meine eigenen Grenzen hinaus gegangen bin. Jetzt hab ich mich ein Stück weit verloren und Kämpfe darum wieder zu mir selbst zurückzukehren.
Jedenfalls. Es stimmt man muss sich der Frage stellen warum man gerade sich diesen Partner ausgesucht hat. Und selbst wenn man alles im Sinne des Bedürfnisses sieht und erkennt ich habe das Bedürfnis nach Nähe der andere nicht, sprich ohne Streit versucht das ganze zu klären. Dann bleibt dennoch am Ende die Frage. Will man denn so einen Partner überhaupt. Und warum, wenn man eigentlich weiß, dass man ihn in seinem Verhalten nicht will, warum hat man dann das Gefühl von Liebe? Helfen wollen, sich selbst nicht eingestehen wollen, dass man Angst vor Nähe hat sind schön die richtigen Hinweise. Vergessen dabei sollte man aber auch nicht, dass wenn man auf einen Menschen trifft, unbewusst natürlich Dinge wahrgenommen werden, aber gerade Menschen mit Nähe Distanz Problem erscheinen für die Mitmenschen im ersten Kontakt super normal. Also versuche ich mir nicht vorzuwerfen, dass ich mich verliebt habe. Was ich mir aber durchaus vorwerfe, ist dass ich in der Beziehung so lange über meine eigenen Grenzen hinaus gegangen bin. Jetzt hab ich mich ein Stück weit verloren und Kämpfe darum wieder zu mir selbst zurückzukehren.
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Re: Bindungsangst
Es ist bildlich gemeint, aber der Partner empfindet es oft tatsächlich so. Meiner sagte zu mir: ich habe in einer Beziehung das Gefühl, dass ich nicht mehr Ich bin, dass ich mich praktisch verliere.
Er brauchte Distanz, die ihm das Gefühl gab, selbstbestimmt über sein Leben entscheiden zu können. Dazu gehörten Unternehmungen, die er allein plante, allein durchführte. Er traf Freunde, die ich nie kennenlernte, ich "kannte" sind nur aus seinen Erzählungen.
Er kaufte eine Konzertkarte für ein Festival, die ich liegen sah. Es war eine, denn ich war gar nicht vorgesehen. Er hielt mich immer wieder und konsequent aus seinem Leben draußen, weil er ansonsten sozusagen die innere Kontur verloren hat.
Ich war nie fordernd, selten vorwurfsvoll, weil schon die Verlustängste viel zu groß waren, aber dennoch empfand er meine unbedingte Liebe zu ihm als Einengung.
Und was der Partner empfindet, das weißt Du nicht, denn er wird es Dir nicht offen und ehrlich darlegen, weil Dich das verletzen könnte.
Es reicht für einen aktiven Bindungsvermeider schon, dass Jemand Ansprüche an ihn hat, die er spürt, obwohl sie nicht ausgesprochen werden.
Das ist völlig logisch und nachvollziehbar, denn die Distanz macht Dir Angst und Du suchst verzweifelt nach Möglichkeiten, dass er die Distanz wieder aufhebt. Du suchst die Nähe und tust alles dafür, sie wieder zu bekommen. Aber Deine Bemühungen um Gleichklang und Annäherung werden eben oft als Vereinnahmung angesehen. Hilfe, der will was von mir! Hilfe, der will eine richtige Beziehung mit allem, was dazu gehört! Hilfe, wo bleibt mein Freiraum, ich muss ihn verteidigen, denn der Partner bricht in mein Leben ein und droht, es zu verschlingen (bildlich gesprochen!). Und dann ist oft die innere Panik so groß, dass er geht, weil er gehen muss.Alleiner hat geschrieben: ↑Di 12. Dez 2017, 10:14kam nicht raus und es hat mich wirklich verzweifeln lassen. Im Moment Kämpfe ich mit dem Ende dieser Beziehung. Ich weiß, dass ich Momente hatte in denen ich womöglich zu sehr auf Nähe aus war, aber das ist, wenn man durch ein Bedürfnis und einen Partner der nicht auf dieses eingehen kann, dazu gedrängt wird ok.
Diese Menschen sind selten böswillig, aber sie sind auch eiskalt, wenn es um die Verteidigung ihres Lebens geht. Und da fehlt es ihnen oft schlichtweg an Einfühlungsvermögen.
Und auch dafür können sie nichts, denn meist haben andere das verbrochen. Die Ursachen liegen oft schon im frühkindlichen Alter. Wenn Kinder oft allein gelassen werden, weggeschickt werden (geh spielen, ich bin müde), wenn sie oft grundlos geschimpft werden, dann spüren sie Verlassensängste. Keiner ist da, der sich um mich kümmert, keiner versteht mich, keiner beschützt mich.
Die Folge ist oft der Rückzug in eine innere Isolation. Schon das Kind spürt, dass es allein auf der Welt dasteht und auf keinen zählen kann. Trennungen der Eltern, Scheidungen, rumgeschoben werden zu verschiedenen Betreuern tun in der heutigen Zeit oft ein übriges, dass sich Kinder missverstanden und verlassen fühlen.
Wer bereits in den ersten Bindungen keine stabile Liebe und Fürsorge erfahren hat, der kann als Erwachsener meist auch keine Liebe zulassen.
Ich habe lange gebraucht, bis ich bei mir selbst darauf gekommen bin, warum ich so bin wie ich bin. Lauf mir hinterher und ich flüchte schnellstmöglich in das nächste Erdloch und bin einfach weg. Lauf von mir davon und ich werde zum Hindernisläufer, der dem flüchtenden Partner hinterher läuft.
Und das ist eben auch oft bei Menschen so, die scheinbar doch nichts lieber wollen als eine glückliche Beziehung. Aber sie suchen sich unbewusst Partner, mit denen sie das nicht erreichen können oder die Partner sind zu alt, zu jung oder gar gebunden, so dass sich jedenfalls jede Menge Hindernisse auftun. Vor sich selbst aber sagen sie: ich tue doch alles für den Partner, ich opfere mich förmlich auf, ich passe mich an und trotzdem kriege ich die Liebe nicht. Ich suche etwas, wogegen mein Unterbewusstsein arbeitet, denn das ist auf Distanz gepolt. Trau niemanden, sagt es, verlass Dich auf keinen, denn es ist auf keinen Verlass und so führt es Dich als Selbstschutz zu den "richtigen" Adressaten, zu Partnern, die selbst bindungsproblematisch sind.
Genauso habe ich es auch erlebt. Man verbiegt sich, hält um gutes Wetter an, tut heiter und unbeschwert, obwohl es gelogen ist. Man passt sich an und spürt, dass man zuviel tut. Aber raus aus dem Mechanismus kommt man nicht.
Typische Abwertung des aktiven Bindungsvermeider. Sie spüren deutlich, dass sie den Partner verletzen und dass dieser leidet. Und sie spüren auch, dass das an ihrem Verhalten liegt. Aber sich das eingestehen, können sie oft nicht. Und dann kommt die Flucht in die Verallgemeinerung oder Abwertung.
Ach, der schon wieder mit seiner Psychomasche. Gähn, das nervt mich, ich will meine Ruhe davor haben. Ich will nicht analysieren oder gar analysiert werden (letzteres schon gar nicht!) und er drückt jetzt auf die Tränendrüse mit seinem Emo-Gesülze.
Ich stellte brennende Fragen, auf die ich meist Antworten erhielt, die seltsam allgemein blieben. Sie stellten mich nicht zufrieden, was meine Einsamkeit in der Beziehung noch verstärkte. Ich fühlte mich nicht ernst genommen.
Verschleierte Antworten waren an der Tagesordnung oder eben auch Abwertung. Was, Du willst ein Wochenende mit mir verreisen? Damit wertest Du unsere WE aber ab, denn sie sind Dir nicht genug.
Der Bindungsphobiker ist Meister im Verdrehen und Du stehst wieder da als der Dumme oder in meinem Fall die Dumme.
Wieder mal bist Du chancenlos und gibst frustriert auf und gibst Dich mit dem zufrieden, was Du kriegst.
Oder es erfolgen Gegenfragen auf Fragen. Kaum hast Du die Frage gestellt, was ja oft schon Mut kostet, liegt der Ball wieder bei Dir und Du bist ratlos und überfordert. ICH habe doch gefragt und jetzt fragt er zurück!!! Herrgott nochmal, wann endlich kann ich ihm das Wasser reichen?
Die permanente Unterordnung macht traurig und aus Frust entsteht irgendwann auch Wut. Eine große innere Wut, weil man ständig auf verlorenem Posten steht und blöd ist. Man spürt, dass die Beziehung nichts wert ist, aber man kann sich nicht lösen. Weil man bereits handlungsunfähig geworden ist, weil Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen, das meist eh schon klein ist, durch den Partner noch mehr demontiert wurden.
Was bin ich denn für ihn? Was kann ich denn noch tun, damit er oder sie ... ? Bin ich immer nur klein Doofi, das ihm hinterher läuft? Ja, das bin ich. Ist leider so. Wenn mir ein Mensch damals gesagt hätte, Du musst Dich trennen, das macht Dich kaputt, hätte ich gesagt: ich kann es nicht! Alles, aber bitte keine Trennung! Und wenn ich dabei vor die Hunde gehe, egal, ich muss es versuchen, wieder und wieder!
Ich sage jetzt mal, das ist aus de Kindheit importiert. Ein Kind liebt seine Eltern, bedingungslos. Egal, wie ekelhaft die sind und egal, ob sie trinken, Drogen nehmen, das Kind vernachlässigen oder einfach kalt stellen. Das Kind liebt. Aber es erfährt, dass die Liebe nicht honoriert wird, womit wir wieder bei der Rechnung sind. Es spürt, es genügt nicht, dass es da ist, denn es müsste anders sein, denn dann würden Mama und Papa ... Ich bin nicht genug wie ich bin. Ich müsste anders sein. Oder noch schlimmer: es wäre besser, wenn ich nicht auf der Welt wäre, denn ich bin überflüssig.
So was setzt einem Kind unglaublich zu. Aber es liebt dennoch, obwohl es weiß, dass es oftmals vergebens ist.
Und genau das lebt man als Erwachsener wieder nach.
Ich habe das bei mir irgendwann ziemlich gut erkannt: dieses Hinterherhecheln, sich Hängen an einen Partner, das hatte ich gelernt. Häng Dich an Mutti und Du kriegst Liebe. Aber nur vielleicht, wenn Mutti gerade gut drauf ist. Du versuchst es immer wieder, Interesse zu wecken oder durch kleine Gesten zu zeigen: Schau doch mal, wie ich mir Mühe gebe! Gell, das siehst Du jetzt und dann kriege ich Liebe. Oftmals war es leider nicht so, denn meine Bemühungen wurden gar nicht wahrgenommen.
Und genau das musste ich alles nachleben. Diese gesammelten Ohnmachtsgefühle, dieses Ausgeliefertsein, dieses Hilflosigkeit, aus der man sich lösen will, indem man so ist, wie die Eltern bzw. später der Partner einen vemeintlich haben will.
Und warum das alles? Was hat das für einen Sinn? Eigentlich keinen, aber es ist doch sinnvoll. Es ist ein Zeichen, dass in Deiner Seele viele Verletzungen schlummern, die ans Licht wollen, die gesehen werden wollen. Du hast vermutlich wie ich viel ins Unterbewusstsein verschoben, dass es nicht mehr spürbar ist. Aber die Seele lässt sich niemals betrügen und sie braucht, um einigermaßen heil zu werden, Dein Bewusstsein dazu.
Die Seele zeigt Dir, wo es bei Dir im Argen liegt. Daher schickt sie Dich auf die Reise. Z.B. zum nächsten bindungsuntauglichen Partner, wo der ganze Krampf wieder von vorne los geht. Und das so lange, bis Du Dir endlich eingestehst, ja, das ist hausgemacht, das hat System. Und dann gehst Du auf die Suche in Deinem Leben. Was ist da und dort passiert? Was habe ich damals gefühlt, als ... Wie traurig ich doch oft war und wie einsam!
Du kriegst vlt. endlich mal sowas wie Mitleid mit Dir und dann fängst Du an, Dich dem zu stellen. Das zu erinnern, wieder raus zu holen und den Schmerz und die Traurigkeit zu akzeptieren.
Und damit fängst Du an, Dinge, die Dich beschäftigen sollten, die Du aber weggeschoben hast, anzunehmen und sie nach zu leben. Das kann sehr schmerzhaft sein, aber auch heilsam. Denn die Seele merkt: Hoppla, der/die nimmt mich ernst, er befasst sich mit mir und ich darf endlich heil werden. Ich war traurig und bin es noch, aber es ist Jemand da, der sich um mich kümmert und mich beachtet.
Und das bewirkt vieles. Mehr Verständnis für sich selbst und für den Anderen, mehr Wissen und mehr Selbsterkenntnis. Warum war ich gestern wieder so grätzig zu meinem Partner? Ja, das war wieder mal ein Anflug von Bindungsvermeidung, von Abgrenzung. Ist okay, ich mach es heute besser und gebe mir wieder mal mehr Mühe, denn mein Verhalten verletzt den Anderen. Ich kann besser mit meinen inneren Dämonen umgehen, obgleich sie da sind.
Völlig einverstanden. Sie sind ja auch normal, denn solange alles unverbindlich und locker bleibt, sind sie wunderbar. Oft interessante Gesprächspartner, oft erscheinen sie einfühlsam oder sie bauen eine glänzende Fassade auf um sich.
Aber das, was wirklich drin ist, kriegt nur der mit, der sie näher kennt und der ihnen richtig nahe kommt. Freunde, wunderbar, da hat man wenig Verpflichtungen, da kann man ja unbeschwert lieb und nett sein. Hilfsbereit sind sie oft, sie helfen gerne, wenn z.B. der PC einen Virus eingefangen hat und sie freuen sich über den Dank. Da funktionieren sie prächtig. Mit dem Partner aber sieht es oft anders aus. Da wirken sie auch oft kalt und unempathisch, denn nur da geht es ans Eingemachte. Und dann kommt der Rückzug, der sich in Flucht, in Schweigen und Verschweigen oder in Aggression äußert.
Du hast Dich verliebt, weil Du in der jetzigen Lebensphase genau diese Partnerin gebraucht hast. Nichts ist ein besserer Wegweiser für Dein Innenleben als ein problematischer Partner, denn er zeigt Dir wie nichts sonst, wo Du leidest und womit Du Dich befassen sollst. Der passive Bindungsvermeider befasst sich mit nichts lieber als mit dem Partner. Das geht so weit, dass alles andere in den Hintergrund tritt, denn man beschäftigt sich ständig mit ihm. Man denkt über ihn nach, analysiert, liest Bücher, versucht zu "helfen" (selbstverständlich ganz ohne Eigennutz

Mein Bindungsvermeider hatte eine Aufgabe zu erfüllen und zwar bei mir. Ich habe endlich mal angefangen, bei mir selbst zu suchen und habe es gefunden. Sicher nur Stückwerk, aber es kam vieles hoch.
Er war mein Wegweiser zu mir selbst und ich sage heute: ich verdanke diesem Menschen sehr viel. Er weiß es nicht, es interessiert ihn wohl auch nicht, aber es ist so. Wäre er nicht gewesen, würde ich weiterhin im Dunkeln tappen. Ich bin manchmal sogar dankbar dafür, dass er damals in mein Leben kam. Er hat wirklich ganze Arbeit geleistet, ohne es zu wissen.
Eigentlich war er ein prima Mensch, den ich geliebt habe. Vielleicht war es aber keine Liebe, sondern Bedürftigkeit, die sich hinter Liebe versteckt?
Ja, das ging mir auch so. Warum habe ich das alles hingenommen, akzeptiert und ertragen? Weil es mein inneres Programm war. Liebe tut weh und für Liebe muss man viel tun und viel erleiden. Das ist sicher falsch, denn dafür ist die Liebe nicht da. Aber es ist das, was Du gelernt hast. Dein inneres Programm lief ab, das Dich gesteuert hast, ohne dass Du es gemerkt hast.
Daher kannst Du Dir das auch nachsehen. Es ist eben in Dir drin. Aber Du kannst Dir auch selbst helfen und es aufdecken. Dann kann man besser damit umgehen.
Deine Gedankengänge zeigen, dass Du sehr selbstreflektiert bist. Bleibe auf dem Weg, denn er ist richtig für Dich. Du kannst von dieser unglücklichen Beziehung sehr viel profitieren, denn unsere Bindungsphobiker kamen nicht umsonst in unser Leben. Sie kamen, damit wir was lernen, über uns selbst.
Ich denke, Du wirst im Endeffekt davon profitieren und dann kannst Du Dir auch verzeihen.
Sonnenblume
Re: Bindungsangst
Hallo sonnenblume. Ich danke dir erst mal für deine ausführlichen und treffenden Beschreibungen. Ich kann einfach alles unterschreiben was du gesagt hast. Es ist eine Erfahrung, die ich so krass noch nie gemacht habe und ja ich weiß um die Notwendigkeit den Blick nach innen auf mich zu richten um herauszufinden was mich an diesen Menschen so anzieht. Der Kampf um Liebe in der Kindheit und die damit verbundene Erfahrung das Liebe etwas ist wofür man kämpfen und noch schlimmer ohne Aussicht auf Erfolg zu kämpfen hat ist mir bekannt. Ich bin dran an diesem Thema und versuche darüber mit der gemachten Erfahrung klar zu kommen. Ich bin auch einfach froh zu lesen, dass ich damit nicht alleine bin. Nochmal spielen dank.
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