ein Jahr und knapp zwei Monate ist die Trennung schon her. Ich hatte letztes Jahr bereits einen Thread eröffnet (mein Benutzername war pati1988), aber da habe ich einiges gelöscht und zudem ist mir das Passwort nicht mehr eingefallen

Es ist so viel passiert seit der Trennung.
Mein Ex und ich waren vier Jahre zusammen, ein Jahr davon lebten wir in einer Fernbeziehung, da er zum Arbeiten ins Ausland (tausende Kilometer entfernt) gezogen ist. Es sollte vorübergehend sein und wir waren beide fest entschlossen, es zu schaffen. Es sollte jedoch anders kommen. Gegen Ende verstanden wir uns nicht mehr richtig. Er war oft kühl und gemein und ich reagierte ausfallend und emotional. Es war ein Teufelskreis, aus dem wir nicht mehr herauskamen, obwohl wir uns zwischendurch immer wieder aufrafften. Ich beendete die Beziehung aus Verzweiflung zwei Mal halbherzig. Beim zweiten Mal war er genervt und meinte, er möchte die Beziehung nicht mehr und wir sollten nun getrennt bleiben. Zu diesem Zeitpunkt hatte ihn (wie passend) eine Freundin besucht, die ihn, so meinte er, ganz toll findet und ihn nicht ständig für sein Verhalten verurteilt im Gegensatz zu mir. Er würde nichts von ihr wollen, aber das würde ihm zeigen, dass es auch noch andere Frauen gibt, mit denen er eine gute Zeit haben kann. Ich könne ihm auch keine Vorwürfe machen, immerhin seien wir getrennt.
Für mich brach ab da eine der schrecklichsten Zeiten an, ihr kennt das ja. In meiner Trauer und Verzweiflung recherchierte ich auf vielen "Ex zurück"-Seiten und entschloss mich, den Kampf um ein Ex back aufzunehmen. Ich hatte bis zum Schluss starke Gefühle für ihn. Diese wurden auch durch die Fernbeziehung nicht weniger - im Gegenteil. Ich hatte einige Beziehungen vor ihm (bin nun Ende 20), aber da sind meine Gefühle nach max. zwei Jahren immer verschwunden. Er war der Erste, den ich (so glaube ich) wirklich geliebt habe. Deshalb musste ich kämpfen. Ich zog eine konsequente Kontaktsperre von einem Monat durch, um mich zu sammeln. In der Zeit meldete er sich zwei Mal, aber ich blieb eisern. Nach einem Monat meldete ich mich bei ihm und wir telefonierten. Er offenbarte mir, dass er mit der Trennung nicht gut klar käme und auch nicht mehr wisse, ob es nicht doch noch eine Chance gäbe. Wir redeten darüber, dass er erst einmal wieder zurück nach Deutschland kommen müsse und wir dann schauen könnten, ob eine Wiederannäherung möglich ist. Es sei zu viel passiert, um einfach einen Schalter umzulegen; da waren wir uns einig. Er meinte aber auch, dass er schauen müsse, ob er überhaupt einen Job in Deutschland findet, der ihm gefällt. Gewissermaßen stellten wir die Wiederannäherung unter diese Bedingung. Ich sagte ihm zudem mehrfach, dass eine Freundschaft von meiner Seite nicht möglich ist. Da er zu diesem Zeitpunkt eh in Deutschland war, trafen wir uns einmal, da ich noch Sachen von ihm hatte. Wir gingen auf den Weihnachtsmarkt - ich war komplett souverän und behandelte ihn wie einen guten Bekannten. Er wirkte hingegen eingeschüchtert und konnte mich kaum ansehen. Am Ende hatte er Tränen in den Augen. Ein Teil seiner Familie kam auch später dazu (Monate später sagten sie mir, dass man mir meinen Trennungsschmerz null angemerkt hätte). Ich dachte, das wäre ein Erfolg und freute mich über meine Stärke - letztendlich hat es mir jedoch gar nichts gebracht. Vielleicht war mein Verhalten sogar falsch..
Es folgte wöchentlicher Kontakt zwischen meinem Ex und mir über ca. ein Dreivierteljahr. Der Kontakt war rein oberflächlich. Mir ging es dabei nicht gut, aber ich wollte den Kontakt auch nicht abbrechen - wer weiß, ob und wann er zurück kommt und ob dann nicht eine Wiederannäherung möglich ist.


Von da an war mir jede Strategie egal und ich entschied mich, Klartext zu reden. Es ging nicht mehr um ein Ex back, ich wollte einfach nur raus aus der Warteschleife und Gewissheit.
Ich bat ihn um eine Aussprache und er willigte ein. Ich erklärte ihm, dass ich eine Freundschaft nicht möchte und mir daher einen kompletten Cut wünsche. Er sagte, er akzeptiere es und werde sich nicht mehr bei mir melden. Er wünsche sich jedoch, dass ich mich mal melden würde. Ich sagte: "M, ich denke nicht, dass das passieren wird." Er daraufhin: "Aber du kannst dich immer melden. Auch nach Jahren noch. Immer. Du brauchst einfach meine Familie nach meinen Kontaktdaten fragen." Ich sagte nur, dass das nicht passieren wird. Er fragte dann, ob ich den Kontakt zu seiner Familie auch abbrechen würde. Ich entgegnete nur, dass ich das noch nicht wisse.
Daraufhin sagte ich ihm, dass ich diesen Kontakt zwischen uns nach der Trennung nicht begriffen hätte. Dass wir ja damals eine Wiederannäherung nicht ausgeschlossen hätten und dass dann ja noch Briefe von ihm kamen. Er entgegnete nur kühl: "Ich bleibe im Ausland. Wir haben keine Perspektive. Ich kann dir zurzeit keine Hoffnung auf eine Beziehung machen." Ich sagte, dass ich den rationalen Teil begriffen hätte, dass mich aber seine emtionale Seite interessiert. Ob er noch Gefühle hätte. Er wiederholte nur den Satz, dass es keine Perspektive gibt. Ich fragte erneut nach seinen Gefühlen und er wurde wütend und ungehalten. Ich fragte ihn, was denn dann die Briefe von ihm bedeutet hätten. Das machte ihn noch wütender. Er meinte, dass er nunmal an mich denkt, wenn er an Orten vorbeikommt, an denen wir zusammen waren. Dass das alles freundschaftlich gemeint gewesen sei. Ich daraufhin: "Achja? Schickst du deinen anderen Ex-Freundinnen auch Briefe, um ihnen das mitzuteilen?!" Keine Antwort.
Nach einiger Zeit sagte er, dass er eine andere Art hätte, eine Beziehung zu verarbeiten als ich. Für ihn sei alles nach der Trennung freundschaftlich gewesen (ganz ehrlich, ohne mir das jetzt schön zu reden, ich glaube das einfach nicht

Er würde mindestens die nächsten 3, 4 Jahre im Ausland bleiben und bis dahin hätten wir uns beide vermutlich umorientiert. Man wisse nie, was passiert, aber im Moment gebe es keine Hoffnung.
So, das waren die Fakten. Seit diesem Telefonat Ende September hatten wir keinen Kontakt.
Wie ist es mir in diesem Jahr gefühlsmäßig ergangen? Rückblickend kann ich sagen, dass ich trotz Warteschleife viel geschafft habe! Das erste halbe Jahr nach der Trennung habe ich gebraucht, um mich aus dem Tal der Tränen und der Abhängigkeit herauszuholen. Ich habe viel gelesen über Gefühle, über die Fähigkeit optimistisch zu sein. Habe Techniken ausprobiert, um wieder fröhlich zu werden. Habe gelernt, mich über die kleinen Dinge des Lebens zu freuen. Habe mich mit Beziehungsdynamiken beschäftigt und erkannt, dass ich meinem Ex völlig verfallen war und dass so etwas in einer etwaigen neuen Beziehung nicht mehr passieren darf. Ich habe mich in mein Studium reingehängt und meine persönliche Bestleistung erreicht


Auch habe ich mich mit anderen Männern getroffen. Die ersten Treffen dienten eher der Ablenkung und es wurde auch nichts daraus. Im Sommer hätte ich mich sogar beinah neu verliebt (ein erneuter Wachruf und Hoffnungsschimmer an mich, dass ich dazu noch fähig bin

Es sind also viele tolle Dinge passiert und ich habe gemerkt, dass das Leben auch ohne meinen Ex weitergeht.
Dennoch habe ich es noch nicht komplett verarbeitet und bin auch noch nicht darüber hinweg. Ich weiß nicht, was mich noch hält. Ist es Liebe? Oder ist es der Schmerz, der mir zugefügt wurde? Ich bin durch die Trennung so tief gefallen wie bisher noch nie in meinem Leben. Es sind Wunden entstanden, die bis heute nicht geheilt sind. Alle zwei Tage überkommt mich für ein paar Minuten oder max. eine Stunde ein Gefühl der Trauer und neuerdings auch Wut. Wut, dass er es hingeschmissen hat. Dass es vorbei ist. Dass meine großen Träume geplatzt sind. Angst, dass jeder Mann, den ich kennen lerne, ewig in seinem Schatten steht. Und dann ärgere ich mich über mich selbst, dass ich noch nicht darüber hinweg bin. Er lebt da wahrscheinlich sein High Life, hat eventuell auch eine neue Liebe gefunden und ich empfinde immer noch Trauer. Dann frage ich mich, ob es normal ist, nach einem Jahr immer noch damit beschäftigt zu sein.
Ich versuche wirklich, abzuschließen. Mache alles, kämpfe drum. Ich würde mich auch nicht als unglücklich beschreiben. Aber die Momente kommen eben noch.
Wie habt ihr das so erlebt?
Heute Nacht zum Beispiel hatte ich nach Monaten wieder einen Alptraum mit ihm. Wie ich das hasse.

Ich denke mal, dass das meine Fassungslosigkeit darstellt, wie er sich dort verändert hat. Seine Schwester, mit der ich eng befreundet bin, erzählte mir, dass sie und ihre Familie M nicht wiedererkennen. Seine Mutter meinte, dass M nicht der Sohn ist, den sie kannte.
Vielleicht muss ich einfach akzeptieren, dass er sich dort verändert hat und ich in dieses Leben nicht mehr hineinpasse.
Ich werde auch weiter dran bleiben und hoffe einfach, dass ich irgendwann einen Haken dahinter machen kann.
Danke, dass ihr diesen ellenlangen Text gelesen habt


Euer Glückstee