Loslassen - irgendwann ist es geschafft.

Die Trennung verarbeiten und nach vorne schauen
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Glückstee
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Loslassen - irgendwann ist es geschafft.

Beitrag von Glückstee » Sa 26. Dez 2015, 14:22

Hallo liebes Forum,

ein Jahr und knapp zwei Monate ist die Trennung schon her. Ich hatte letztes Jahr bereits einen Thread eröffnet (mein Benutzername war pati1988), aber da habe ich einiges gelöscht und zudem ist mir das Passwort nicht mehr eingefallen :lol: , sodass ich jetzt einen neuen Thread im Bereich "Ex loslassen" eröffnen möchte. Das Jahr geht nun zu Ende und ich dachte mir, um der Verarbeitung des Themas nochmal einen Schubs zu geben, fasse ich meine bisherigen Erfahrungen mal zusammen..

Es ist so viel passiert seit der Trennung.

Mein Ex und ich waren vier Jahre zusammen, ein Jahr davon lebten wir in einer Fernbeziehung, da er zum Arbeiten ins Ausland (tausende Kilometer entfernt) gezogen ist. Es sollte vorübergehend sein und wir waren beide fest entschlossen, es zu schaffen. Es sollte jedoch anders kommen. Gegen Ende verstanden wir uns nicht mehr richtig. Er war oft kühl und gemein und ich reagierte ausfallend und emotional. Es war ein Teufelskreis, aus dem wir nicht mehr herauskamen, obwohl wir uns zwischendurch immer wieder aufrafften. Ich beendete die Beziehung aus Verzweiflung zwei Mal halbherzig. Beim zweiten Mal war er genervt und meinte, er möchte die Beziehung nicht mehr und wir sollten nun getrennt bleiben. Zu diesem Zeitpunkt hatte ihn (wie passend) eine Freundin besucht, die ihn, so meinte er, ganz toll findet und ihn nicht ständig für sein Verhalten verurteilt im Gegensatz zu mir. Er würde nichts von ihr wollen, aber das würde ihm zeigen, dass es auch noch andere Frauen gibt, mit denen er eine gute Zeit haben kann. Ich könne ihm auch keine Vorwürfe machen, immerhin seien wir getrennt.

Für mich brach ab da eine der schrecklichsten Zeiten an, ihr kennt das ja. In meiner Trauer und Verzweiflung recherchierte ich auf vielen "Ex zurück"-Seiten und entschloss mich, den Kampf um ein Ex back aufzunehmen. Ich hatte bis zum Schluss starke Gefühle für ihn. Diese wurden auch durch die Fernbeziehung nicht weniger - im Gegenteil. Ich hatte einige Beziehungen vor ihm (bin nun Ende 20), aber da sind meine Gefühle nach max. zwei Jahren immer verschwunden. Er war der Erste, den ich (so glaube ich) wirklich geliebt habe. Deshalb musste ich kämpfen. Ich zog eine konsequente Kontaktsperre von einem Monat durch, um mich zu sammeln. In der Zeit meldete er sich zwei Mal, aber ich blieb eisern. Nach einem Monat meldete ich mich bei ihm und wir telefonierten. Er offenbarte mir, dass er mit der Trennung nicht gut klar käme und auch nicht mehr wisse, ob es nicht doch noch eine Chance gäbe. Wir redeten darüber, dass er erst einmal wieder zurück nach Deutschland kommen müsse und wir dann schauen könnten, ob eine Wiederannäherung möglich ist. Es sei zu viel passiert, um einfach einen Schalter umzulegen; da waren wir uns einig. Er meinte aber auch, dass er schauen müsse, ob er überhaupt einen Job in Deutschland findet, der ihm gefällt. Gewissermaßen stellten wir die Wiederannäherung unter diese Bedingung. Ich sagte ihm zudem mehrfach, dass eine Freundschaft von meiner Seite nicht möglich ist. Da er zu diesem Zeitpunkt eh in Deutschland war, trafen wir uns einmal, da ich noch Sachen von ihm hatte. Wir gingen auf den Weihnachtsmarkt - ich war komplett souverän und behandelte ihn wie einen guten Bekannten. Er wirkte hingegen eingeschüchtert und konnte mich kaum ansehen. Am Ende hatte er Tränen in den Augen. Ein Teil seiner Familie kam auch später dazu (Monate später sagten sie mir, dass man mir meinen Trennungsschmerz null angemerkt hätte). Ich dachte, das wäre ein Erfolg und freute mich über meine Stärke - letztendlich hat es mir jedoch gar nichts gebracht. Vielleicht war mein Verhalten sogar falsch..

Es folgte wöchentlicher Kontakt zwischen meinem Ex und mir über ca. ein Dreivierteljahr. Der Kontakt war rein oberflächlich. Mir ging es dabei nicht gut, aber ich wollte den Kontakt auch nicht abbrechen - wer weiß, ob und wann er zurück kommt und ob dann nicht eine Wiederannäherung möglich ist. :x Ich bekam sogar zwei Briefe - in einem stand, dass er sehr häufig an mich denkt und mich wiedersehen möchte. Meine Hoffnung hat sich daraufhin natürlich fast überschlagen. Ich dachte mir, yay, er hat auch noch Interesse, alles wird gut. Aber falsch. Er bekam in Deutschland nicht die Jobs, die er wollte und begann sich im Ausland zu bewerben. Ich war völlig fertig, wusste ich doch, dass er für seine Karriere nie Abstriche machen würde. Jaja, mein Leben in der Warteschleife :? Wozu man fähig ist, wenn man verzweifelt ist.. Schließlich war klar, dass er im Ausland einen Job annehmen würde.

Von da an war mir jede Strategie egal und ich entschied mich, Klartext zu reden. Es ging nicht mehr um ein Ex back, ich wollte einfach nur raus aus der Warteschleife und Gewissheit.
Ich bat ihn um eine Aussprache und er willigte ein. Ich erklärte ihm, dass ich eine Freundschaft nicht möchte und mir daher einen kompletten Cut wünsche. Er sagte, er akzeptiere es und werde sich nicht mehr bei mir melden. Er wünsche sich jedoch, dass ich mich mal melden würde. Ich sagte: "M, ich denke nicht, dass das passieren wird." Er daraufhin: "Aber du kannst dich immer melden. Auch nach Jahren noch. Immer. Du brauchst einfach meine Familie nach meinen Kontaktdaten fragen." Ich sagte nur, dass das nicht passieren wird. Er fragte dann, ob ich den Kontakt zu seiner Familie auch abbrechen würde. Ich entgegnete nur, dass ich das noch nicht wisse.
Daraufhin sagte ich ihm, dass ich diesen Kontakt zwischen uns nach der Trennung nicht begriffen hätte. Dass wir ja damals eine Wiederannäherung nicht ausgeschlossen hätten und dass dann ja noch Briefe von ihm kamen. Er entgegnete nur kühl: "Ich bleibe im Ausland. Wir haben keine Perspektive. Ich kann dir zurzeit keine Hoffnung auf eine Beziehung machen." Ich sagte, dass ich den rationalen Teil begriffen hätte, dass mich aber seine emtionale Seite interessiert. Ob er noch Gefühle hätte. Er wiederholte nur den Satz, dass es keine Perspektive gibt. Ich fragte erneut nach seinen Gefühlen und er wurde wütend und ungehalten. Ich fragte ihn, was denn dann die Briefe von ihm bedeutet hätten. Das machte ihn noch wütender. Er meinte, dass er nunmal an mich denkt, wenn er an Orten vorbeikommt, an denen wir zusammen waren. Dass das alles freundschaftlich gemeint gewesen sei. Ich daraufhin: "Achja? Schickst du deinen anderen Ex-Freundinnen auch Briefe, um ihnen das mitzuteilen?!" Keine Antwort.
Nach einiger Zeit sagte er, dass er eine andere Art hätte, eine Beziehung zu verarbeiten als ich. Für ihn sei alles nach der Trennung freundschaftlich gewesen (ganz ehrlich, ohne mir das jetzt schön zu reden, ich glaube das einfach nicht :shock: ). Wir würden uns aus verschiedenen Gründen (die er dann einzeln aufzählte) nicht gut tun und ich gab ihm Recht.
Er würde mindestens die nächsten 3, 4 Jahre im Ausland bleiben und bis dahin hätten wir uns beide vermutlich umorientiert. Man wisse nie, was passiert, aber im Moment gebe es keine Hoffnung.

So, das waren die Fakten. Seit diesem Telefonat Ende September hatten wir keinen Kontakt.
Wie ist es mir in diesem Jahr gefühlsmäßig ergangen? Rückblickend kann ich sagen, dass ich trotz Warteschleife viel geschafft habe! Das erste halbe Jahr nach der Trennung habe ich gebraucht, um mich aus dem Tal der Tränen und der Abhängigkeit herauszuholen. Ich habe viel gelesen über Gefühle, über die Fähigkeit optimistisch zu sein. Habe Techniken ausprobiert, um wieder fröhlich zu werden. Habe gelernt, mich über die kleinen Dinge des Lebens zu freuen. Habe mich mit Beziehungsdynamiken beschäftigt und erkannt, dass ich meinem Ex völlig verfallen war und dass so etwas in einer etwaigen neuen Beziehung nicht mehr passieren darf. Ich habe mich in mein Studium reingehängt und meine persönliche Bestleistung erreicht :) Es haben sich dadurch karrieremäßig einige neuen Türen für mich geöffnet :)
Auch habe ich mich mit anderen Männern getroffen. Die ersten Treffen dienten eher der Ablenkung und es wurde auch nichts daraus. Im Sommer hätte ich mich sogar beinah neu verliebt (ein erneuter Wachruf und Hoffnungsschimmer an mich, dass ich dazu noch fähig bin :) ), aber leider wurde daraus nichts.
Es sind also viele tolle Dinge passiert und ich habe gemerkt, dass das Leben auch ohne meinen Ex weitergeht.

Dennoch habe ich es noch nicht komplett verarbeitet und bin auch noch nicht darüber hinweg. Ich weiß nicht, was mich noch hält. Ist es Liebe? Oder ist es der Schmerz, der mir zugefügt wurde? Ich bin durch die Trennung so tief gefallen wie bisher noch nie in meinem Leben. Es sind Wunden entstanden, die bis heute nicht geheilt sind. Alle zwei Tage überkommt mich für ein paar Minuten oder max. eine Stunde ein Gefühl der Trauer und neuerdings auch Wut. Wut, dass er es hingeschmissen hat. Dass es vorbei ist. Dass meine großen Träume geplatzt sind. Angst, dass jeder Mann, den ich kennen lerne, ewig in seinem Schatten steht. Und dann ärgere ich mich über mich selbst, dass ich noch nicht darüber hinweg bin. Er lebt da wahrscheinlich sein High Life, hat eventuell auch eine neue Liebe gefunden und ich empfinde immer noch Trauer. Dann frage ich mich, ob es normal ist, nach einem Jahr immer noch damit beschäftigt zu sein.
Ich versuche wirklich, abzuschließen. Mache alles, kämpfe drum. Ich würde mich auch nicht als unglücklich beschreiben. Aber die Momente kommen eben noch.
Wie habt ihr das so erlebt?

Heute Nacht zum Beispiel hatte ich nach Monaten wieder einen Alptraum mit ihm. Wie ich das hasse. :evil: Natürlich kommen da alle Ängste und Dinge, die man verdrängt, geballt zusammen und offenbaren sich so, dass man nicht weggucken kann. Ich musste in dem Traum irgendetwas bei ihm vorbeibringen. Habe geschellt, er hat aufgemacht. Er sah anders aus. Hatte eine neue Frisur, hatte eine goldene Uhr und sündhaft teure Klamotten an (als wir uns kennen lernten, hat er sich als jemanden gesehen, der auf Materielles nicht viel wert legt. Das hat sich seit seinem neuen Leben im Ausland geändert). Sein Blick war eiskalt und gleichgültig, nichts von der Herzlichkeit von damals. Ekelhaft war der Traum.
Ich denke mal, dass das meine Fassungslosigkeit darstellt, wie er sich dort verändert hat. Seine Schwester, mit der ich eng befreundet bin, erzählte mir, dass sie und ihre Familie M nicht wiedererkennen. Seine Mutter meinte, dass M nicht der Sohn ist, den sie kannte.
Vielleicht muss ich einfach akzeptieren, dass er sich dort verändert hat und ich in dieses Leben nicht mehr hineinpasse.

Ich werde auch weiter dran bleiben und hoffe einfach, dass ich irgendwann einen Haken dahinter machen kann.

Danke, dass ihr diesen ellenlangen Text gelesen habt :) Wenn ihr Anregungen habt oder sonst irgendetwas schreiben möchtet, nur zu :)

Euer Glückstee

Pegasus
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Re: Loslassen - irgendwann ist es geschafft.

Beitrag von Pegasus » Sa 26. Dez 2015, 18:48

hallo Glückstee (patti1988),
ich bin auch noch hier. Meine Trennung ist jetzt fast ein Jahr her und ich habe erst vor kurzem abgeschlossen, nachdem meine nochFrau die Scheidung eingereicht hat.
Wir verstehen uns eigentlich besser als am Schluß, aber für sie reicht es wohl nicht mehr. (kannst ja gerne meinen thread mal nachlesen, wenn du Zeit und Lust hast)

Ich kann dir nur empfehlen: Lass los.
Mir geht es jetzt erst richtig gut, mit dem komplett loslassen.
Selbst jetzt an Weihnachten war es i.O. Ich hatte auch angst davor, aber es war ehrlich gut.

Ich wünsche dir viel Kraft und glaube mir: Das leben kann so schön sein. Mach was draus !
Chakkaaaa.

LG und noch einen schönen 2. Weihnachtstag.
P.
Pegasus hat seine Flügel ausgebreitet und fliegt wieder.
Ich habe losgelassen und es fühlt sich gut an :-)

midwifegirl
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Re: Loslassen - irgendwann ist es geschafft.

Beitrag von midwifegirl » Di 29. Dez 2015, 21:27

Hallo Glückstee,
Ich kann dich verstehen.. Meine Trennung ist auch fast ein Jahr her. Nachdem ich Mitte des Jahres auszog und dsnn den Kontakt schweren Herzens abbrach, fing es an mir besser zu gehen. Dann liefen wir uns zufällig über den weg und danach fing sie an, den Kontakt wieder zu mir zu wollen.. sie sagte sie bereut es und liebt mich etc. Ich war skeptisch und wollte es langsam angehen. Sie sagte alles in meinem Tempo. , kein Problem.. sie suchte meine Nähe, wollte viel unternehmen und und und.
Naja nach ca 2 Monaten fing sie auf einmal an sich wieder zu entfernen und mir aus dem weg zu gehen.. gerade dann, als ich es probieren wollte. Ich habe die Welt nicht verstanden und war am Boden zerstört. Nun sitze ich wieder da und fange bei Null an..

lillytaube
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Re: Loslassen - irgendwann ist es geschafft.

Beitrag von lillytaube » Di 29. Dez 2015, 21:52

Hallo Glückstee (niedlicher Name übrigens ;) ),

habe mir gerade deine Geschichte durchgelesen und ich möchte auch aus meinem Loch herauskommen, allerdings fehlt es mir momentan an Kraft. Du hast viel gelesen, hast du vielleicht ein paar Büchertipps für mich? Das Selbstbewusstsein ist ja erstmal im Keller, was rede ich da, im Erdkern wohl eher und ich möchte wirklich auch an mir arbeiten, mein Inneres aufräumen und eine bessere Version von mir selbst werden. Wäre dankbar für ein paar Tipps. :D

Ich habe viel hier im Forum gelesen, und manche geht es ähnlich wie dir. Es ist schon über ein Jahr verstrichen, oder gar Jahre und noch immer spielt der Ex in den Gedanken eine große Rolle. Davor habe ich Angst, aber ich befürchte, dass er ein Leben lang in meinen Kopf herumschwirrt. Weil er eben für mich DER Mann war. Leider habe ich das zu spät erkannt.

Du bist schon soweit gekommen, ich hoffe, du wirst deinen Weg finden! Und du darfst auch mal traurig sein und Tränchen vergießen, aber gieße damit nicht vertrocknete Äste, sondern einen neuen Keim. Schade, dass die Exfreunde nicht wissen, was sie für eine Bedeutung in unserem Leben hatten.

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