Ich habe ihn endlich losgelassen - mein Abschiedsbrief

Die Trennung verarbeiten und nach vorne schauen
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laurajessica
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Ich habe ihn endlich losgelassen - mein Abschiedsbrief

Beitrag von laurajessica » Mi 16. Okt 2013, 15:38

Hallo,
mein Ex und ich waren vier Jahre ein Paar. Plötzlich trennte er sich von mir. Ich habe bitterlich geweint und es einfach nicht verstanden. Habe an der Beziehung festgehalten und wollte ihn unbedingt zurück. Doch plötzlich, von einen Tag auf den anderen war mir klar, dass ich das nicht will. Auch wenn ich zwischendrin immer noch hin und wieder sentimental an ihn zurückdenke. Ich habe ihm dann schließlich folgenden Brief geschickt:

_____
Lieber XXXX,

Nacht für Nacht lag ich wach. Doch nun kann ich schlafen. Ich habe gelitten, die
ersten Wochen sehr. Ich habe versucht zu vergessen. Die Wunden sind geheilt.
Manchmal bricht ein wenig Eiter durch, aber es schmerzt nicht mehr. Nun bin ich
froh, dass Du mir Flügel gegeben hast. Ich sehe nun klar. Und ich bin wieder bei
mir. Mir geht es gut.

Ich habe mich viel abgelenkt, aber auch ebenso intensiv mit mir selbst und mit
uns konfrontiert.
Unser Treffen an diesem Samstag war wunderschön. Pure Liebe lag in der Luft. Ich
fühlte Dich so nah. Und ich spürte, dass es Dir genauso ging. Meine Narbe hatte
plötzlich wieder Blut gespuckt. Ich habe schließlich gehofft. War mir sicher,
nicht zuletzt wegen dieser ominösen Zigeunerin, dass wir irgendwann wieder
zusammen finden.
Meine Freunde haben gesagt, ich soll meinen Stolz nicht vor Dir in die Knie
gehen lassen. Aber ich habe das nicht so gesehen und sehe es auch heute nicht
so. Ich habe mich einem Menschen, der mir Jahre der Nächste und Wichtigste war
gesagt, was ich fühle. Und das war richtig so. Ich stehe voll und ganz hinter
jedem Wort, jeder SMS – ob es nun ein „ich will knutschen“ oder ein „Kuss“ war –
das habe ich in diesem Moment so empfunden. Ich war mir treu. Und habe offen
gesagt, was ich fühle. Doch von einem Tag auf den anderen hoffte ich nicht mehr.
Ich spüre plötzlich dieses Leben wieder in meinen Adern und bin froh – es
pulsiert und will raus! Du bist nun irgendwo anders und ich spüre Dich im
Gegenzug nur noch schwach.

Ich war enttäuscht und gleichzeitig dankbar, dass Du die Kontaktsperre so eisern
durchgezogen hast. Du hast Dich nicht genug nach mir gesehnt, um Deine Hörner
abzulegen, mich zu kontaktieren. Mir fiel es einen Tag leicht, den anderen
unfassbar schwer. Dein Schweigen sprach Bände. Ich dachte, uns verbindet so
viel. Doch das war scheinbar nicht der Fall. Auch hat mich enttäuscht, dass Du
nicht einmal XXX gefragt hast, wie es ihm geht. Du hast ihn in Relation zu
seinem Alter lange in seinem Leben begleitet. Es war Dir egal, ob Du verbrannte
Erde in seinem jungen Leben hinterlässt.

Wie gesagt, von einem Tag auf den anderen war ich über die Trennung hinweg. Ich
war in Wien viel aus, habe interessante Menschen kennengelernt. Einfach eine
wahnsinnig gute Zeit gehabt. Ich habe so viel gelacht, wie schon lange nicht
mehr. Ich fühle mich wieder wohl mit mir selbst. Nachdem Du mich nur heruntergeputzt hast, habe
ich nun endlich wieder erfahren, wie schön es ist, wenn man von Leuten geschätzt
wird. Und das gibt mir ein wahnsinniges Gefühl und vor allem eine unglaubliche
Kraft. Am 30. Oktober bin ich dann in Köln auf einer Messeeröffnung eingeladen
und dann bin ich ohnehin wieder in Paris für eine Woche um dort zu arbeiten.
Manchmal verändert sich nichts im Leben bis man beginnt sich selbst zu ändern.
Dann ist plötzlich alles anders. Und genau das habe ich nun erfahren.


Ich steckte in einer Beziehung mit einem Menschen, der nicht bereit ist, für
andere einzustehen. Jemand, der im Gegenzug auch niemanden an sich heranlässt.
Auch nicht mich. Jemandem, für den die leichtesten Belastungsproben zur Qual
werden, weil er selbst schwach ist. Und das will ich nie wieder.
Wir hatten wunderschöne Zeiten, Venedig, Hamburg. unser Picknick am Glockenbach
und tausend andere Momente. Trotz oder gerade aufgrund all der schönen
Erinnerungen habe ich Frieden geschlossen: mit Dir, unserer Beziehung. Ich
blicke nicht mehr zurück. Ich sehe nach vorne. Es war keine verlorene Zeit,
sondern ein wichtiger Abschnitt in meinem Leben, aus dem ich sehr viel gezogen
habe. Positives wie Negatives.

Doch nun will nicht mehr zurück! Vielleicht bin ich meiner neuen Liebe schon auf
eine sehr zarte Weise begegnet oder sie kommt morgen, vielleicht auch erst in
ein paar Jahren. Aber das ist in Ordnung, weil ich eines gelernt habe: mich
selbst wieder zu lieben, eine einzigartige Romanze mit mir selbst zu führen. Und
ich lasse nie wieder zu, dass mir das jemand nimmt oder ausredet.

Ich will nie wieder dort hin wo ich mit Dir war, das hat mich kaputt gemacht.
Ich werde immer wieder Risiken eingehen, sicher auch fallen. Aber auch gewinnen.
LEBEN! Das bin ich. Das pure Leben, intensiv ohne Furcht und ohne Rücksicht auf
Verluste, weil ich an mich glaube. Und Du wirst immer denselben Job haben,
dasselbe Fernsehprogramm sehen, den selben Shit rauchen und nichts wird sich
verändern. Chantre auf der Bank mit Bier trinken, weil das die richtige Mischung
seit Jahren ist um zu flüchten. Alles bleibt gleich. Das mag Dein Ding sein,
meines nicht. Ich will das LEBEN. Pur und mit allen Höhen und Tiefen.

Ich habe Dich sehr geliebt und ich hätte alles für unsere Beziehung getan, wenn
Du mich gelassen hättest und wir einfach nur ein Gespräch geführt hätten. Doch
Du warst Egoist und gleichgültig genug, mich in einem Moment fallen zu lassen,
als es mir schlecht ging. Es war Dir egal, ich war Dir egal. Du hast uns
nichtmal die Chance gegeben, zu sehen wie es ist, wenn Du die größere Wohnung
hast und ich einen anderen Job. Du hast es einfach so nach einer "Hey sexy
Bitch, wann sehen wir uns endlich" SMS von einer Sekunde auf die andere
weggeschmissen. Das ist so armselig.


Doch nun ist es zu spät. Ich habe mit uns abgeschlossen.

Laura-Jessica
______
Seine Antwort kam prompt und war folgendermaßen:
_____

Um ehrlich zu sein bin ich nur froh, dass es Dir gut geht.
Vieles von dem was Du da alles schreibst empfinde ich genauso. Also Themen wie
neue Lebenskraft, Lebenslust, Spontanität.
Mit Dir war das die letzte Zeit einfach nicht mehr der Fall. Klar ist dabei
jemand immer der Egoist, der einen solchen massiven Schritt geht.
Aber für beide beginnt nun ein neuer Lebensabschnitt und es fühlt sich zum Glück
auch bei Dir richtig an.

Eine Verabschiedung spar ich mir jetzt
_______
Keine Anrede, nicht aber auch gar nichts, außer kalter Worte. Ich weiss nicht, was er damit meint. Ob aus diesen Zeilen sein verletzter Stolz spricht oder ob ich ihm wirklich so scheissegal bin. Ich weiss nur, dass mir das hilft, ihn völlig zu vergessen. Ich war nicht traurig, nur wütend, wie gleichgültig er antwortet. Ohne Stil und Etikette. Und ich hoffe, er kommt nicht irgendwann einmal an und will zurück. Und ich hoffe vielmehr, dass meine momentane Stellung zu unserer Beziehung/Trennung auch erhalten bleibt und ich nicht wieder schwach werde.
Warum schreibt man so zurück? Ich bin zu subjektiv. Ich kann das nicht deuten. Könnt Ihr das vielleicht?

Liebe Grüße
LJ

Sonnenblume10
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Re: Ich habe ihn endlich losgelassen - mein Abschiedsbrief

Beitrag von Sonnenblume10 » Mi 16. Okt 2013, 16:14

Hallo,

für mich liest sich seine Antwort so: Er hat auch ein neues Leben angefangen und er ist froh, dass es Dir besser geht. Mit dem Brief hast Du ihm einen Gefallen getan, denn er hatte es schwarz auf weiß: Du hast Dich aus dem Loch voll Kummer und Trauer rausgezogen und hast wieder am Leben teilgenommen und dabei Deine Mitte wieder gefunden.

Er ist nicht neidisch auf Dich, reklamiert aber für sich, dass er auch ein anderes Leben begonnen hat:
laurajessica hat geschrieben:Vieles von dem was Du da alles schreibst empfinde ich genauso. Also Themen wie neue Lebenskraft, Lebenslust, Spontanität.
Sprich, er ist glücklicher als in der Beziehung mit Dir. Und jetzt hast Du noch zum Ausdruck gebracht, dass es Dir prima geht und Du damit abgeschlossen hast, Dein Leben wieder bunt ist und Du vielleicht eines Tages eine neue Liebe finden wirst.
laurajessica hat geschrieben:Klar ist dabei jemand immer der Egoist, der einen solchen massiven Schritt geht.
Damit hat er Recht. Er hielt es nicht mehr aus und ging. Damit hatte er den schwarzen Peter, denn er hat Dir Dein Leben zunächst kaputt gemacht , denn Dein Ziel war offenbar ein anderes. Und er sieht, dass er diesen Schritt getan hat, aber er steht auch dazu.
laurajessica hat geschrieben:Aber für beide beginnt nun ein neuer Lebensabschnitt und es fühlt sich zum Glück
auch bei Dir richtig an.
Er ist über Deine Entwicklung erleichtert.

Aber die Sache ist klar. Die Beziehung ist zu Ende und es war richtig so.
laurajessica hat geschrieben:Keine Anrede, nicht aber auch gar nichts, außer kalter Worte.
Naja, über die fehlende Anrede kann man streiten. Ich fände es auch schöner als nur eine Antwort hingeknallt zu bekommen. Aber er hielt es offenbar nicht für nötig.
laurajessica hat geschrieben:Ob aus diesen Zeilen sein verletzter Stolz spricht oder ob ich ihm wirklich so scheissegal bin. I
Das Gefühl hatte ich nicht. Im Gegenteil, er lässt Erleichterung durchblicken. Also bist Du ihm nicht scheissegal, was aber nichts daran ändert, dass er die Trennung als richtig ansieht. Ob verletzter Stolz mitspielt? Das weiß ich nicht. Ich hatte eher das Gefühl, die Bilanz ist nun ausgeglichen. Beide haben ein neues Leben angefangen.
laurajessica hat geschrieben:Ich war nicht traurig, nur wütend, wie gleichgültig er antwortet. Ohne Stil und Etikette.
Wenn Dir seine knappe Erwiderung so zu Herzen geht, dann hast Du offenbar immer noch nicht mit ihm abgeschlossen. Dein Brief las sich in manchen Passagen schon noch sehr verletzt. Also von Gleichgültigkeit bist Du meilenweit entfernt. Du hast zwar Dein Leben wieder auf die Reihe gebracht, Deine Kränkungen sind noch nicht geheilt. So sehe ich es.
laurajessica hat geschrieben:Ohne Stil und Etikette.
S
Stil und Etikette sind offenbar nicht sein Ding, wenn er gerne seine Zeit mit seinem besten Freund Chantre auf der Parkbank verbringt. Ist vielleicht von Dir zu viel verlangt.
laurajessica hat geschrieben: Und ich hoffe, er kommt nicht irgendwann einmal an und will zurück. Und ich hoffe vielmehr, dass meine momentane Stellung zu unserer Beziehung/Trennung auch erhalten bleibt und ich nicht wieder schwach werde.
Liest sich für mich nicht so. Er scheint seine Lage ganz gut zu finden, wenn man seinem Brief glauben kann.
laurajessica hat geschrieben:Ich bin zu subjektiv.
Ja stimmt. Du bist jetzt wieder verletzt. Du wolltest ihm einen Abschiedsbrief schreiben, er hat geantwortet, was ich fair finde. Denn er hätte sich auch in Schweigen hüllen können. Du warst ihm eine Antwort wert, das ist doch schön.
Offenbar fiel die Antwort nicht so aus, dass Du sie gut findest. Was hast Du erwartet? Dass er sagt, ich bereue es und ich habe keinen Tag mehr richtig gelebt ohne Dich?
Ich denke, er hat damit abgeschlossen und Du doch auch, behauptest Du zumindest. Deine emotionale Reaktion auf seine Antwort sagt aber etwas Anderes.
Ich finde seine Antwort weder kalt noch gleichgültig. Er hat sein Leben und Du Deines und er gönnt es Dir, dass es Dir gut geht.
laurajessica hat geschrieben:Könnt Ihr das vielleicht?
Meine Sichtweise kennst Du nun. Vielleicht deutet jemand Anders den Brief anders?

LG
Sonnenblume

laurajessica
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Re: Ich habe ihn endlich losgelassen - mein Abschiedsbrief

Beitrag von laurajessica » Mi 16. Okt 2013, 17:34

Liebe Sonnenblume,

das ist mal eine detaillierte Analyse. Ich danke Dir von Herzen und glaube, aus Deinen Zeilen spricht die Wahrheit.

Alles Liebe LJ

Sonnenblume10
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Re: Ich habe ihn endlich losgelassen - mein Abschiedsbrief

Beitrag von Sonnenblume10 » Mi 16. Okt 2013, 17:52

Hallo, Laura,

hab meine Antwort nochmals gelesen und stehe dazu. Mir fällt nachträglich noch folgendes auf:
Er schrieb, es fühlt sich zum Glück auch für Dich richtig an. Das sagt doch aus, dass er erleichtert und froh ist, dass es Dir wieder gut geht. Also das Gegenteil von Gleichgültigkeit, eher Anteilnahme.

Verletzter Stolz?
Aus seiner Antwort konnte ich das nicht herauslesen. Aber Dein Stolz war verletzt.

Wenn Du richtig mit ihm abgeschlossen hast, dann bist Du glücklich und froh in Deinem Leben, brauchst ihn nicht mehr, willst ihn nicht mehr, behältst aber ein liebevolles Andenken an ihn, denn er hatte auch gute Seiten und wünschst ihm auch alles Gute. Wenn Deine innere Einstellung so ist, dann hast Du abgeschlossen, Deine Wunden geheilt und Du blickst positiv nach vorne.

LG
Sonnenblume

laurajessica
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Re: Ich habe ihn endlich losgelassen - mein Abschiedsbrief

Beitrag von laurajessica » Mi 16. Okt 2013, 18:37

Liebe Sonnenblume,

mich verwirrt nur dieser letzte Satz "eine Verabschiedung erspare ich mir jetzt". Sofern das zynisch ist, ändert das einiges an der Bedeutung bzw. dem tatsächlichem Inhalt seiner Zeilen. Oder heisst das "hey, wir werden uns wieder sehen" Ich kapiere das nicht.

Und wenn er von "Glück" spricht, meint er, dass sein Gewissen beruhigt ist. Um ich geht es da nicht. Ich kenne ihn :cry: Aber das kannst Du ja nicht wissen, liebe Sonnenblume :P

Momentan bin ich noch nicht in der Lage, ihm wirklich alles Gute zu wünschen. So weit bin ich nicht. Dafür hat er mir zuviel angetan. Die Trennung war zu plötzlich. Ohne Vorboten. Stand plötzlich und völlig unerwartet im Raum. Ja verdammt nochmal, ich bin wütend und immer noch verletzt:)

Bei unserem Treffen während der eigentlichen Kontaktsperre wollte er mich gar nicht gehen lassen. er meinte, er wäre jetzt eifersüchtig, weil ich danach auf das Oktoberfest gehen würde. Und bekundigte mir, er habe kein Interesse an anderen Frauen, lediglich an mir. Und wollte sich versichern, dass es bei mir ebenso ist - also an anderen Männern. Ich bejahte und er meinte, er sei beruhigt. Weil er die alte LJ wieder zurück wolle. Die, die wieder Leichtigkeit im Leben hat und der es gut geht. Ich muss dazu sagen, ich hatte einen irrsinnig stressigen Job und habe aufgrund von Dauermobbing letztlich gekündigt.

Dass ich ihn nicht mehr als meinen Partner sehe, habe ich schließlich in Wien gemerkt. Ich habe dort viel geflirtet und mich sogar ein bisschen verschwärmt. Ich habe gemerkt, dass es auch andere Männer gibt. Männer, die von mir begeistert sind und von denen ich begeistert bin.

Zurück möchte ich ihn nicht mehr, hier ist meine Emotio inzwischen der Ratio unterlegen. Nur verstehen kann ich es trotzdem nicht. Ich verstehe diesen letzten dämlichen Satz nicht und ich verstehe vor allem sein Verhalten bei unserem Treffen nicht. Es passt nicht zu dem, was er da so nüchtern hingerotzt hat. Naja, wahrscheinlich versteht er meine Zeilen auch nicht. Da das Treffen so schön war. Keine Ahnung.

Was ist eigentlich bei Dir? Bist Du in Trennung? Wie ergeht es Dir damit?

Liebe Grüße
LJ

Sonnenblume10
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Re: Ich habe ihn endlich losgelassen - mein Abschiedsbrief

Beitrag von Sonnenblume10 » Fr 18. Okt 2013, 15:20

Hallo, LJ,
laurajessica hat geschrieben:eine Verabschiedung erspare ich mir jetzt".
Ich geb Dir Recht. Es liest sich zynisch, aber vieleicht meinte er es nicht so und wollte damit sagen, eine Verabschiedung lasse ich bleiben, weil es nicht nötig ist, da wir uns sowieso irgendwann wieder sehen.
Weißt Du, in SMS und Mails kann man alles hineininterpretieren und oftmals kommt es beim Adressaten anders an, als der Absender es meinte.
Also mache es Dir doch einfach und lies das Positive seiner Mitteilung. Dann brauchst Du nicht jedes Wort auf die Goldwaage zu legen, denn die richtige Interpretation findest Du ja offenbar auch nicht raus, obwohl Du ihn kennst.
laurajessica hat geschrieben:dass sein Gewissen beruhigt ist.
Ja, ist doch auch in Ordnung, oder? Du wärst doch auch froh, wenn Du gegangen wärst und Dein Ex. schreibt Dir: Hallo, ich lebe wieder und mir geht es gut. Dann wärst Du auch erleichtert. Stattdessen siehst Du schon wieder das Negative in ihm und in Dir sagt eine Stimme: Das hab ich jetzt davon, dem Drecksack einen Brief geschrieben und er antwortet eher lapidar. Vermutlich hat er besser damit abgeschlossen als Du. Denn Dein Brief an ihn beinhaltete schon Worte, die ihm sagen sollten, sieh nur her, wie gut es mir jetzt geht. Also er wirkte schon aufgrund seines Umfangs sehr bemüht. Wer abgeschlossen hat, der schreibt keine so langen Briefe mit so vielen Details.
laurajessica hat geschrieben:Und bekundigte mir, er habe kein Interesse an anderen Frauen, lediglich an mir.
Also ist er weniger aufgrund mangelnder Zuneigung gegangen, sondern weil Du Dich so verändert hattest, dass er nicht mehr damit zurecht kam:
laurajessica hat geschrieben:Weil er die alte LJ wieder zurück wolle. Die, die wieder Leichtigkeit im Leben hat und der es gut geht.
Allerdings, wenn er die Trennung wollte, dann steht ihm Eifersucht nicht zu. Klingt, als wollte er Dich noch warmhalten und sich versichern, dass Du ihm nicht so leicht abhanden kommst.
laurajessica hat geschrieben:Ich verstehe diesen letzten dämlichen Satz nicht und ich verstehe vor allem sein Verhalten bei unserem Treffen nicht.
Du suchst immer noch viel zu viele Antworten. Sag Dir: ich verstehe es nicht, aber ich muss es auch nicht verstehen. Dann lässt Du es einfach so stehen. Du musst und wirst nie alles im Leben verstehen. Mach es Dir doch einfacher. Ihr seid getrennt, ein Comeback kommt nicht in Frage und dann lässt man sich gegenseitig in Ruhe und jeder lebt sein Leben.
laurajessica hat geschrieben:Es passt nicht zu dem, was er da so nüchtern hingerotzt hat.
Weißt Du, Treffen zwischen Expartnern sind oft hochemotionale Angelegenheiten, weil jeder unter einer riesigen Anspannung steht und oft genug sogar Angst davor hat. Angst vor nochmaliger und weiterer Verletzung nämlich. Ist das Klima zwischen den Personen dann entspannt und friedvoll, dann stellt sich Erleichterung ein, bei beiden. Und dadurch ist dann auch wieder der Weg frei für Emotionen. Man traut sich, sich dem Anderen mehr zu öffnen. Oftmals entsteht dann wieder ein Gefühl der Nähe, denn man hat ja so viel miteinander geteilt, Gutes und Schlechtes. Aber das Verhalten beim Treffen ist eben oftmals der emotionalen Atmosphäre geschuldet und ändert nichts an den Tatsachen. Man findet im Gespräch nochmals zu einer früheren Vertrautheit zurück, aber oft genug interpretiert die Frau viel mehr hinein, als der Mann. Männer ticken anders, nicht besser, nicht schlechter, aber sie sehen das Leben realistischer, sachorientierter, Treffen vielleicht eher Entscheidungen. Ich merke es an vielen Beiträgen hier. Die Männer schließen letztendlich oft schneller mit einer Beziehung ab als Frauen. Das ist halt so, damit muss man leben.
laurajessica hat geschrieben:Momentan bin ich noch nicht in der Lage, ihm wirklich alles Gute zu wünschen. So weit bin ich nicht. Dafür hat er mir zuviel angetan.
Da kann ich nur sagen STOPP! Mit diesen Gedanken bist Du von Loslassen noch weit entfernt. Das Ende kam plötzlich, aber es gab Vorboten, die Du nicht bemerkt hast oder übersehen hast. Sie war in dem Moment für Dich unbegreiflich und Du standest auf einmal vor einem Abgrund.
Ich kenne das Gefühl. Mein Ex. trennte sich, als sich unsere Beziehung - meiner Meinung nach - endlich konsolidiert hatte, friedlicher war. Ich fühlte mich endlich wohler, nachdem ich Monate vorher auf einer emotionalen Achterbahn unterwegs war und dann kam die Trennung aus heiterem Himmel sozusagen und zwar per Mail. Ich war am Boden zerstört und musste mein Leben wieder auf die Reihe bringen. Wir hatten eine Fernbeziehung, insofern gab es keine Probleme mit gemeinsamer Wohnung und viel gemeinsamen Leben. Dennoch fehlte er mir unendlich, hatte sich vom Acker gemacht und ich fühlte mich einsam und hilflos und getreten, weggeworfen.
Ich schlug ihm dann noch die berühmte Freundschaftsebene vor, weil es mir unerträglich erschien, ihn ganz aus meinem Leben zu streichen. Ich war so blöd. Hoffte zwar nicht auf eine Rückkehr von ihm, aber ich wollte noch Kontakt mit ihm. Telefonisch und per Mail, bis er ein halbes Jahr später den Kontakt ganz abbrach. Ich kapierte aufgrund der verklausulierten Mitteilung in einer Mail, dass er wieder eine Freundin hatte und endlich fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Seine seltsamen Unternehmungen, die ich auf sein Alleinsein schob, die machte er mit ihr, meiner "Nachfolgerin", die bereits in den Startlöchern stand.
Da fühlte ich mich erst Recht beschämt und dachte mir wieder: meine Güte, wie gutgläubig und naiv Du warst. Hast wieder nichts erkannt und wieder hatte er das Heft in der Hand.
Ich wurde sozusagen zweimal verabschiedet.
Dann kam der Hass auf ihn, der sich in Gewaltfantasien entlud. Ich wünschte ihm den Tod, regelrecht, dachte, wenn er ganz weg wäre, wäre es leichter für mich. Wäre ihm tatsächlich etwas passiert, die Beerdigung hätte ich mir erspart, er wäre es mir nicht wert gewesen.
Ich lebte weiter und hatte viele negative Gedanken. Meine Seele war schwarz geworden und eines Tages kapierte ich, dass mir der Hass nichts hilft. Der Hass vergiftete nur mein Innenleben, während es ihm vielleicht prima ging. Damit hatte ich den schwarzen Peter und überhaupt nichts gewonnen. Hass bringt keinen weiter, Rachsucht auch nicht, denn diese Dinge verfinstern Dein Leben und vergiften es.
Und im Lauf der Zeit - und Zeit hatte ich viel - begann ich eine andere Einstellung zu spüren. Das war nicht eines Tages so, es war eher ein Prozess der unbemerkt verlief, bis ich merkte: Oh, der Hass ist weg! Die Trauer auch.
Ich hatte mich gefangen, wieder richtig zu leben angefangen und es ging mir besser. Und erst dann sah ich unsere Beziehung sie ein Zuschauer, der ein Schauspiel auf der Bühne anschaut, denn die Rückschau tat nicht mehr weg. Und ich sah auf einmal: Hoppla, es war nicht nur er der Schuldige, auch ich hatte durch mein Verhalten zum Scheitern beigetragen und auch wieder Reaktionen bei ihm forciert, die ich zwar nicht wollte, aber ungewollt doch verursachte. In Beziehungen gibt es nicht nur den Guten und den Schlechten, denn alle beide waren auf ihre Weise gut und zugleich schlecht. Ich begann zu verstehen, wie er sich gefühlt haben musste und dass ich ihm als die vermeintlich Schwächere auch viel zugemutet hatte. Vor allem hatte ich von ihm unbeabsichtigt verlangt (nicht in Worten, aber durch meine Einstellung), dass er mein ödes und fades Leben richten sollte. Ich gierte nach Lob und Bestätigung von ihm, damit ich mich gut fühlte und wunderte mich, warum ich das immer weniger bekam.
Und dann schämte ich mich, vor mir selbst. Ich war mindestens so schuldig wie er gewesen, hatte es nur nicht gemerkt. Ich hatte ihn benützt und auf gewisse Weise missbraucht und er hatte das gespürt und diese Last war ihm viel zu schwer. Ich kapierte endlich, dass wir unsere Defizite selbst heilen müssen, wir können sie nicht jemand aufhalsen, der sie für uns löst.

Vier Monate nach der Trennung war ich bei einem Therapeuten, nur zweimal. Denn meine Gedanken drehten sich hlflos im Kreis. Ich kam aus der Schleife der Wut und der Trauer nicht heraus. Und dort verstand ich erstmals, dass es kein Gut und kein Böse in der Beziehung gibt, zumindest nicht einseitig. Die Bilanz ist immer ausgeglichen. Ich ging zum Therapeuten und suchte etwas wie Erlösung. Wollte hören, da wurde ihnen aber übel mitgespielt und auf einmal saß ich da und sprach von mir und nicht von ihm. Dann merkte ich auf einmal, dass ich selbst riesige Probleme hatte, die ich nie gelöst hatte, ich hatte aber die Lösung in meinem Partner gesehen. Und er rückte mehr und mehr in den Hintergrund. Ich hatte meine Defizite an ihm ausgelebt und er seine an mir.
Der Therapeute wertet nicht. Er wies mir keine Schuld zu, aber ihm auch nicht. Etwas verwirrt überlegte ich, ob er wohl recht hatte. Und Monate später begriff ich es. Es war so. Mein Ex., mein geliebter Bindungsphobiker, war nicht alleine schuld am Desaster. Ich hatte unbemerkt die Katastrophe mit ausgelöst, unbewusst.
Ich erfuhr weder Bestätigung noch gab es ein Urteil. Und gerade seine Außenschau, die völlig emotionslos war (heulte ich wieder mal, reichte er mir nüchtern ein Kleenex, aber nicht etwa mitleidig),tat mir gut und setzte einen Prozess des Überlegens in Gang.

Ich begann, meine Beziehungsmuster zu durchschauen, wusste wo sie herkamen (Kindheitserfahrungen, die ich nie aufgelöst und stattdessen ins Erwachsenenalter mit schleppte, so wie es praktisch jeder tut) und merkte, dass mein Ex. so übel nicht war. Ich war keinen Deut besser. Beide hatten das Beste gewollt und waren gescheitert. Wir wollten uns nicht gegenseitig verletzen, wir waren so gutwillig am Anfang und dann verletzten wir uns permanent gegenseitig.
Heute lebe ich ganz gut, komme besser mit mir klar und ich habe viel gelernt und das verdanke ich alles ihm - meinem Bindungsphobiker. Keiner hat mich so gebeutelt wie er, aber durch keinen habe ich so viel gelernt. Und daher verdanke ich ihm viel: Einsicht, Weitsicht und dass ich meine Probleme mit mir schon selbst lösen muss. Wer sich nicht mit sich selbst befasst, bleibt stehen und lernt nichts. Das war mein Ziel nach der Trennung: durch das Scheitern gewinnen.

Wir haben uns seither (die Trennung war im August 2010!!!) nur ab und an gesehen, immer nur dienstlich, bei Konferenzen oder Fortbildungen. Er ignorierte mich, tat, als sei ich nicht da. Ich fand das schwach, ein Verhalten wie im Kindergarten. Die war ja so böse zu mir und hat mir mein Spielzeug weggenommen, die schaue ich nicht mehr an.
Erst kürzlich haben wir uns dienstlich wieder getroffen. Ich verließ gerade den Raum und er kam rein. Ein scheues Lächeln, ein gegenseitiges Hallo. Ich ging aufs Klo und dachte mir, heute spreche ich ihn an, vorausgesetzt er sitzt noch alleine.
Und tatsächlich. Er hatte sich unweit des Eingangs einen Stuhl gesucht und spielte mit seinem Laptop. Ich glaube, er hatte sich absichtlich so hingesetzt, es vielleicht gefühlt, dass ich Kontakt suchen würde. Ich holte mir ein Getränk und ging hin und wir plauderten fünf Minuten ganz unbefangen. Es war positiv, das Eis gebrochen. Die Kontaktarbeit war schon immer von mir ausgegangen und lag wieder bei mir. Und jetzt lass ich ihn erst Mal in Ruhe. Aber vielleicht haben wir irgendwann wieder mehr Kontakt.
Das Leben ist ein Fluss, einige Leichen treiben vorbei und manchmal wird man wohin gespült, wo man nicht hin will. Aber man kann auch weiter schwimmen und geht woanders an Land und trifft dort nette Menschen.

Ich denke, dahin solltest Du auch kommen. Noch siehst Du alles so einseitig. Er war schuld, er ist gegangen und ich war in der Opferrolle. Davon musst Du weg. Auch Deine Mobbingprobleme kommen daher. Du hast etwas in Dir, was Dich zum Opfer macht. Du trägst etwas mit Dir rum, was nach Erlösung ruft. Und wenn es Dir nicht gelingt, das zu ergründen, bleibst Du in dieser Rolle. Wenn Du nichts selbst weiter kommst, such Dir einen fähigen Therapeuten, der Dir dabei hilft. Es wäre jetzt eine Gelegenheit, Deinem Leben eine Wende zu geben. Aber das setzt auch Arbeit voraus und unbequeme Einsichten über Dich selbst. Aber Du kämst dadurch dazu, das Leben anders zu sehen und letztendlich auch ihn. Und wenn Du diese Opferrolle unbewusst nicht mehr nach außen signalisierst, wirst Du auch andere Menschen und Männer anziehen. Das was Du fühlst, trägst Du nach außen und ziehst entsprechende Menschen an, die dann ein leichtes Spiel haben und ihre Machttendenzen an Dir ausleben können. Und davon musst Du weg, aber das setzt eine andere Einstellung zu Dir selbst voraus.

LG
Sonnenblume

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