Hallo liebe Forengemeinschaft,
zu allererst vielen Dank, dass ihr eure Geschichten hier teilt und einander unterstützt. Im Forum zu lesen tut wirklich gut!
Nun möchte ich mich mit einer Frage nach einer Einschätzung an euch wenden.
Zum Hintergrund:
Mein jetzt ehemaliger Freund und ich sind Ende 2009 zusammen gekommen, wir waren damals beide um die 18 Jahre.
Er hatte mich vor einem Jahr (Mitte 2014) verlassen, nachdem er sich während eines Auslandsaufenthalts in eine andere verliebt hatte. Es kam für mich und unsere ganze Umgebung völlig unerwartet und hat meine Welt wirklich in Scherben gebrochen. Er bereute dies ziemlich schnell und kam nach zwei Wochen wieder zurück. Leider war sein Gefühlschaos Liebe zu mir/Verliebtheit in die Neue so leicht nicht aus der Welt geschafft, so dass es lange vier Monate brauchte, bis er sich wirklich endgültig für mich entschied und zur Anderen komplett den Kontakt abbrach. Leider (zweites leider) musste ich in der Zeit oft Angst haben, dass er mich nochmal verlässt, weil er oft gezweifelt hat und heimlich Kontakt zu ihr hatte, was ich natürlich durch Spionieren herausfand.
Diese Angst, nochmal sitzen gelassen zu werden von jemanden, der mir so wichtig ist, hatte sich so tief in mir gefestigt, dass ich sie auch beibehielt, obwohl die Sache mit der Anderen tatsächlich und endgültig zu Ende war. Das führte dann zu anderen Problemen in der Beziehung: Ich klammerte viel, forderte Liebesbeweise, Zeit, Aufmerksamkeit. Jedes Mal, wenn er etwas machte, was sich auch nur leicht in die Richtung deuten ließe, er entferne sich von mir, habe ich ihm dies vorgeworfen. Obwohl es objektiv betrachtet völlig ok war und ich vor allem vor der kurzen Trennung NIE so reagiert hätte. Ich habe ihm allein die Verantwortung für das Gelingen unserer Beziehung zugeschoben und darüber hinaus ihn auch dafür verantwortlich gemacht, dass ich keine Trennungsangst mehr haben muss, anstatt die Angst bei der Wurzel zu packen: bei mir.
Er war sehr, sehr geduldig und tat vieles um es mir recht zu machen. Er dachte ja auch, er müsse es wieder bei mir gut machen wegen der ersten Trennung. Er liebte mich wirklich sehr, sonst hätte er meine Beziehungsdiktatur (rückblickend betrachtet muss ich mein Verhalten so nennen) niemals so lange ausgehalten.
Natürlich war das letzte Jahr nicht die ganze Zeit so schlecht. Wir hatten wirklich gute Tage, gute Wochen, gute Monate. Aber es gab halt immer Situationen, manchmal dreimal in der Woche, manchmal einmal in drei Monaten, in denen wir wirklich sehr gestritten haben, weil es mir nicht recht war, Angst, dass er mich verlässt hatte oder er mir in meinen Augen nicht genug Aufmerksamkeit/Zeit/Blumen/whatever schenkte.
Ende März fühlte ich mich akut so bedroht, also dass er mich verlassen könnte, dass ich für einen halben Tag Schluss gemacht hatte. Ich wollte es nicht wirklich, hatte aber die fixe Idee ihm zeigen zu müssen, dass es mir ernst ist mit meinen Forderungen nach mehr. Er hat mich unter Tränen gebeten, nicht Schluss zu machen.
Die Zeit in der wir nicht gestritten hatten, war es wirklich toll. Er war immer sehr liebevoll, aufmerksam und glücklich. Nun kam es aber wie es kommen musste: Er fuhr wegen seiner Arbeit zwei Wochen weg, hatte Abstand um sich Gedanken zu machen und als er wieder da war, machte er Schluss.
Er könne nicht mehr, er fühle sich so unter Druck gesetzt von mir. Es liefe zwar grade gut aber wie lange noch bis zum nächsten Streit.
Ich diskutierte nicht, bettelte nicht, fragte nicht groß nach. Wir wickelten die "Meine Sachen, deine Sachen"-Kiste ab, ich sagte ihm noch, dass ich die Zeit mit ihm schön fand und dass ich denke, er macht einen Fehler. Er sagte, dass er nicht wollte, dass es so endet. Auf Nachfrage, wie er es sich denn vorgestellt hätte, sagte er: Ohne Trennung. Er sagte, ich könnte ihn jederzeit anrufen. Man merkte, dass ihm die Entscheidung schwer gefallen ist.
Ich hingegen habe sehr gefasst reagiert. Natürlich war ich traurig, habe geheult als er weg war, aber im ersten Moment war ich sehr gefasst. Bei der ersten Trennung hab ich ganz anders reagiert.
Nach und nach wurde mir klar: Ich reagierte so, weil ich erleichtert war. Ich hatte es während der Zeit, in der er weg war, langsam geahnt, anhand wie er mir schrieb, dass etwas nicht stimmte. Ich hatte mich schon in Gedanken darauf vorbereitet. Quasi als Selbstschutz, damit eine theoretische Trennung mich nicht so stark umhaut wie beim letzten Mal. Als er die Trennung andeutete, war ich es, die forderte: Wenn du Schluss machen willst, dann sag es jetzt einfach. Ich war erleichtert. Und erst da merkte ich, wie sehr ich vorher Angst hatte, dass er mich verlässt. Wie groß diese Angst war. Und nach und nach wurde mir immer klarer, wie sehr diese Angst mein Leben bestimmt hatte. Wie sehr sie mir und ihm und unseren Glück im Weg stand. Dass im letzten Jahr nicht Liebe mein Handeln größtenteils bestimmt hat, sondern Angst.
Die Trennung ist nun einen Monat her und wir hatten seitdem überhaupt keinen Kontakt. Ich habe auch meinen FB Account deaktiviert. Ich habe viele Gefühle durchgemacht. Von Niedergeschlagenheit, Trauer, Liebeskummer, Wut, Eifersucht, Hoffnung, Zweifel,.. alles war dabei. Und mir wurde immer klarer, wie schrecklich ich mich benommen hatte. Was ich von ihm gefordert hatte. Wie ich ihn eingeengt und geklammert hatte. Wie ich mich nicht für sein Glück freuen konnte, sondern immer nur die Möglichkeit sah, dass es ein Hinweis darauf sein könnte, dass er mich evtl vllt verlassen könnte. Ich habe an seiner Liebe gezweifelt! Wie sehr muss ihn das verletzt haben...
Natürlich mache ich mir Selbstvorwürfe. Aber ich hätte mich in diesen Situationen nicht anders benehmen können. Diese Angst saß einfach zu tief. Wenn man drin ist, sieht man es nicht. Und hätte er sich von mir nicht getrennt, vielleicht wäre mir nie klar geworden, wie groß meine Verlassensangst ist.
Klar kann man sagen, diese Angst war nur allzu menschlich, nachdem was da passiert ist vor einem Jahr. Aber ich hatte ihm verziehen, die Sache war gegessen. Die Angst, die ich hatte, war nicht mehr akut, sondern chronisch. Ich habe es einfach verbockt. Und ich hätte wohl nichts, wirklich nichts anders machen können. Einfach weil ich so bin wie ich bin.
Jetzt ist er bis Anfang August im Ausland. Bis dahin wird die Kontaktsperre so auf jeden Fall weiter gehen.
Allerdings stellt sich mir nun mehr und mehr die Frage:
Wenn es wieder zu einem Kontakt kommen wird, kann/darf/soll ich ihm dann sagen, wie leid mir mein Verhalten tut? Dass ich verstehe, warum er sich getrennt hat und dass es mir Leid tut, dass ich ihm die ganze Verantwortung überlassen habe?
Ich möchte es ihn gerne wissen lassen. Ich liebe ihn wirklich sehr. Aber ich habe auch noch die Hoffnung, dass in Zukunft, wenn ich zu mir und er zu sich gefunden hat, wir vielleicht wieder zueinander finden. Würde eine Entschuldigung meine Chancen auf einen zukünftigen Neuanfang verringern?
Ohje, ich hatte mir fest vorgenommen, mich kurz zu halten. Aber wenn man einmal anfängt zu schreiben...
Danke allen, die bis hierhin gelesen haben!
Sarah aka Sunny1992
Nach Kontaktsperre: Um Entschuldigung bitten?
Re: Nach Kontaktsperre: Um Entschuldigung bitten?
Hallo Sunny,
Du klingst, als hättest Du Dich sehr gut reflektiert, das freut mich! Nur weil man eine Sache erkennt, heißt es aber leider noch nicht, dass man sie auch umsetzen kann. Darum würde ich Dich nun erstmal fragen: solltet ihr noch mal Zusammenkommen, wärst Du dann stabiler? Hättest Du Deine Verlustangst im Griff? Oder würdest Du wieder in alte Muster verfallen? Würdest Du, aus Selbstschutz vielleicht in das andere Extrem fallen und Deinen Ex nicht mehr wirklich an Dich heranlassen? Was hast Du aktiv getan, um Deine Verlustangst in den Griff zu bekommen? Was hast Du in der Trennungszeit für DICH und DEIN Leben getan?
Ich möchte erstmal nur die Fragen stehen lassen
ich hab da zwar noch was zu sagen, aber das möchte ich eigentlich erst wenn Du die Chance hattest, da mal ein bißchen drüber nachzudenken. 
Liebe Grüße
Du klingst, als hättest Du Dich sehr gut reflektiert, das freut mich! Nur weil man eine Sache erkennt, heißt es aber leider noch nicht, dass man sie auch umsetzen kann. Darum würde ich Dich nun erstmal fragen: solltet ihr noch mal Zusammenkommen, wärst Du dann stabiler? Hättest Du Deine Verlustangst im Griff? Oder würdest Du wieder in alte Muster verfallen? Würdest Du, aus Selbstschutz vielleicht in das andere Extrem fallen und Deinen Ex nicht mehr wirklich an Dich heranlassen? Was hast Du aktiv getan, um Deine Verlustangst in den Griff zu bekommen? Was hast Du in der Trennungszeit für DICH und DEIN Leben getan?
Ich möchte erstmal nur die Fragen stehen lassen


Liebe Grüße
...denn das Wesentliche passiert immer nebenbei!
Re: Nach Kontaktsperre: Um Entschuldigung bitten?
Hallo neele,
vielen Dank für deine Antwort!!
Das sind genau die Fragen, die ich mir auch immer wieder stelle. Ich möchte es so sehr, weil ich nicht ich selbst war. Im Nachhinein denke ich: "Warum hast du dich so benommen? Du erkennst dich selbst gar nicht mehr!"
Aber sich etwas wünschen und es tatsächlich schaffen, sind zwei paar Schuhe.
Ich habe mich bei der psychologischen Studienberatung meiner Uni beraten lassen, da man zum Einen auf einen Termin beim Psychotherapeuten sehr lange warten muss und zum Anderen würde meine Krankenkasse eine Therapie wohl auch nicht übernehmen. In der Beratung wurde mir ein Buch "Verlustangst" aus der Klett-Reihe "Hilfe aus eigener Kraft" empfohlen, mit dem ich derzeit arbeite. Ebenso nehme ich an einer Gesprächsgruppe zum Thema Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl teil (auch von der Uni).
Es hat auch - im Kopf zumindest - bereits einiges gebracht.
Der Gedanke, an dem ich derzeit knabbere, ist der, dass er nun wieder in (freundschaftlichen) Kontakt mit seiner damaligen Affäre steht, da sie zusammen arbeiten (beide gleiches Studienfach). Früher wollte ich nicht, dass er z.B. zu Semesterabschlussgrillen geht, wenn sie auch da ist.
Im Moment habe ich ein flaues Gefühl im Magen, wenn ich daran denke, dass sie sich dort treffen und reden. Allerdings ergibt sich beim Aufspüren dieses Gefühls, dass ich nicht eifersüchtig bin, sondern vielmehr befürchte, sie würde schlecht über mich reden, und er zustimmen oder schweigen und bereuen, dass er sich vor einem Jahr für mich entschieden hatte.
Es fühlt sich nicht nach einer Bedrohung an, aber im Moment gibt es ja auch nichts, was bedroht sein könnte. Keine Beziehung. Es scheint eher ein Selbstwert-Problem zu sein.
Denn das Gefühl habe ich aber auch nicht nur bei diesem Gedanken, sondern auch dann, wenn ich daran denke, dass er sich mit dem einen Freund trifft, der mich nie leiden konnte. Und der dann schlecht über mich redet. Oder so was sagt wie, "Gut, dass du sie los bist. Ihr habt eh nicht zusammen gepasst".
Aber da bin ich definitiv noch nicht durch. Wenn ich dieses Selbstwert-Problem nicht löse, könnte es sich in einer hypothetischen Beziehung wieder in übertriebene Eifersucht verwandeln.
Oder aber die Angst kommt wieder, sobald wir wieder eine Beziehung haben, die bedroht sein könnte.
Meine ehrliche Antwort auf deine Fragen ist: Ich weiß es nicht. Im Moment fühle ich mich stabil, aber im Moment sind wir auch nicht zusammen. Aber ich weiß, dass ich keine Beziehung mehr will, in der Angst mein Leben bestimmt. Ich möchte, dass ich so sein kann, wie ich bin. Und mich nicht zwanghaft verhalte. Nicht nur meinetwegen, ich möchte ja auch nicht, dass er nochmal so leidet. Ich wünsche mir nichts mehr, als dass wir beide glücklich sind.
Nochmal danke für deine Antwort! Ich wünsche dir einen schönen, sonnigen Samstagabend
vielen Dank für deine Antwort!!
Das sind genau die Fragen, die ich mir auch immer wieder stelle. Ich möchte es so sehr, weil ich nicht ich selbst war. Im Nachhinein denke ich: "Warum hast du dich so benommen? Du erkennst dich selbst gar nicht mehr!"
Aber sich etwas wünschen und es tatsächlich schaffen, sind zwei paar Schuhe.
Ich habe mich bei der psychologischen Studienberatung meiner Uni beraten lassen, da man zum Einen auf einen Termin beim Psychotherapeuten sehr lange warten muss und zum Anderen würde meine Krankenkasse eine Therapie wohl auch nicht übernehmen. In der Beratung wurde mir ein Buch "Verlustangst" aus der Klett-Reihe "Hilfe aus eigener Kraft" empfohlen, mit dem ich derzeit arbeite. Ebenso nehme ich an einer Gesprächsgruppe zum Thema Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl teil (auch von der Uni).
Es hat auch - im Kopf zumindest - bereits einiges gebracht.
Der Gedanke, an dem ich derzeit knabbere, ist der, dass er nun wieder in (freundschaftlichen) Kontakt mit seiner damaligen Affäre steht, da sie zusammen arbeiten (beide gleiches Studienfach). Früher wollte ich nicht, dass er z.B. zu Semesterabschlussgrillen geht, wenn sie auch da ist.
Im Moment habe ich ein flaues Gefühl im Magen, wenn ich daran denke, dass sie sich dort treffen und reden. Allerdings ergibt sich beim Aufspüren dieses Gefühls, dass ich nicht eifersüchtig bin, sondern vielmehr befürchte, sie würde schlecht über mich reden, und er zustimmen oder schweigen und bereuen, dass er sich vor einem Jahr für mich entschieden hatte.
Es fühlt sich nicht nach einer Bedrohung an, aber im Moment gibt es ja auch nichts, was bedroht sein könnte. Keine Beziehung. Es scheint eher ein Selbstwert-Problem zu sein.
Denn das Gefühl habe ich aber auch nicht nur bei diesem Gedanken, sondern auch dann, wenn ich daran denke, dass er sich mit dem einen Freund trifft, der mich nie leiden konnte. Und der dann schlecht über mich redet. Oder so was sagt wie, "Gut, dass du sie los bist. Ihr habt eh nicht zusammen gepasst".
Aber da bin ich definitiv noch nicht durch. Wenn ich dieses Selbstwert-Problem nicht löse, könnte es sich in einer hypothetischen Beziehung wieder in übertriebene Eifersucht verwandeln.
Oder aber die Angst kommt wieder, sobald wir wieder eine Beziehung haben, die bedroht sein könnte.
Meine ehrliche Antwort auf deine Fragen ist: Ich weiß es nicht. Im Moment fühle ich mich stabil, aber im Moment sind wir auch nicht zusammen. Aber ich weiß, dass ich keine Beziehung mehr will, in der Angst mein Leben bestimmt. Ich möchte, dass ich so sein kann, wie ich bin. Und mich nicht zwanghaft verhalte. Nicht nur meinetwegen, ich möchte ja auch nicht, dass er nochmal so leidet. Ich wünsche mir nichts mehr, als dass wir beide glücklich sind.
Nochmal danke für deine Antwort! Ich wünsche dir einen schönen, sonnigen Samstagabend

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