Freund mit Bindungsangst zurückgewinnen

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SuCo
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Freund mit Bindungsangst zurückgewinnen

Beitrag von SuCo » So 28. Jun 2015, 09:43

Hallo zusammen,
ich bin neu hier und bitte euch um eure Hilfe.

Mein Freund und ich waren 4,5 Jahre zusammen. Ich bin 33, er wird 32. Im Prinzip sind wir von den Typen grundverschieden, es hat aber dennoch gut funktioniert, denn unsere Unternehmungen und Urlaube waren schön und harmonisch und auch der Freundeskreis hat gepasst.
Nach ca. einem Jahr kam dann erstmals das Thema bzgl. Kinder auf. Er meinte damals schon, dass er noch nicht bereit sei und sich lieber auf seine Arbeit konzentriert (er ist selbständig). Nach einer schlaflosen Nacht hat sich am nächsten Tag alles wieder eingerenkt.

Mit der Zeit wurde das Thema Haus und v.a. Kind immer konkreter (ich werde ja nicht jünger) und seit Ende letzten Jahres haben wir es auch „drauf ankommen lassen“. Seitdem ist es aber immer unharmonischer geworden: er hat mehr gearbeitet, wir hatten weniger Sex, er hat ab und an gesagt, dass er sich nicht mehr so zu mir hingezogen fühlt und auch die gemeinsamen Unternehmungen waren für ihn „nur noch schön“, aber nicht genug. Allerdings hat er neben seinem Beruf auch keine Hobbies, die ich mitmachen könnte.
Dennoch hat er mir auch in dieser Zeit immer kleine Geschenke gemacht, gesagt, dass er mich liebt usw. Und wir haben unseren Sommerurlaub vor nicht allzu langer Zeit gebucht.

Vor 5 Wochen hat er mich dann wieder mit einem seiner beruflichen Pläne überfallen (ein Unternehmen in USA gründen) und ich habe nochmal das Thema Lebensplanung auf den Tisch gebracht. Da ist wohl bei ihm alles zusammengekommen…er wollte eine Auszeit, hat sich aber nach einer Woche bereits eine eigene Wohnung gesucht und ist ausgezogen.

Seitdem haben wir uns im wöchentlichen Abstand gesehen, um darüber zu sprechen und vor 3 Wochen haben wir uns geeinigt, dass eine Trennung besser ist. Am nächsten Tag habe ich meine Entscheidung bereut und ihn das auch wissen lassen (per mail). Ich habe nicht um einen Neustart gebettelt, ihm aber gesagt, dass ich bereit dazu bin, wenn beide Seiten daran arbeiten wollen.

Vor 2 Wochen habe ich das Ex zurück Paket gekauft. Gemeldet habe ich mich seit 3 Wochen nur bei ihm, wenn es nötig war und dann auch nur kurz. Von ihm kam nichts - außer die Frage, ob er die Wohnung kündigen kann.

Ich habe mich natürlich viel mit unserer Situation beschäftigt und die Fehler gesucht. Keine Frage, ich bin nicht ganz unschuldig, mittlerweile bin ich mir aber ziemlich sicher, dass er unter Bindungsangst leidet. Ich habe sehr viel darüber gelesen und es passt einfach wirklich gut auf die Situation (und auch seine Kindheit). Ich habe mir z.B. gewünscht, dass er pünktlich zum Abendessen heimkommt oder sich meldet, wenn er mal länger unterwegs ist...das war ihm zu viel. Genau so, wie es oft bei Bindungsängstlichen eben ist. Auch andere "Symptome" passen sehr gut.

Dass eine Kontaktsperre sinnvoll ist, so dass er lernt, wie es ohne mich ist, finde ich nachvollziehbar. Denn in 2 Wochen kann auch niemand entscheiden, was man wirklich vom Leben will. Dennoch hab ich das Gefühl, dass in unserer Situation die Strategie mit Kontaktsperre und v.a. die anschließende Wiederannäherung durch Flirt etc nicht funktioniert. Denn selbst wenn ich es schaffe, wieder so attraktiv für ihn zu sein, dass er seine Entscheidung bereut - er hätte immer im Kopf, dass ich ihn in seiner Freiheit in der Beziehung einschränke und bald wieder das Kinderthema aufs Tablett bringe. Das würde ihn ausbremsen. Zumal ich gelesen habe, dass Personen mit Bindungsangst unbewusst Gefühle für den Partner verdrängen können, ohne dass es ihnen bewusst ist. Ich fürchte fast, dass es bei uns bzw ihm so ist. Seine Gefühle haben in letzter Zeit wohl oft gewechselt, aber selbst bei der Trennung meinte er noch, dass er mich als Mensch unglaublich mag und die Entscheidung nicht leicht für ihn ist. Er hat mich auch noch in den Arm genommen und geküsst...

Hinzu kommt, dass unser gemeinsamer Sommerurlaub noch gebucht ist. Ich habe ihm überlassen, ob er storniert oder nicht, habe bislang aber noch nichts gehört. Für mich macht ein gemeinsamer Urlaub nur Sinn, wenn es beiderseits auf einen Neustart rauslaufen kann. Dafür ist ein Urlaub sicher nicht schlecht, man sollte sich aber einig sein.

Mir bleibt allerdings nicht viel Zeit, den Urlaub anzusprechen, wenn ich die Kontaktsperre noch 3-4 Wochen einhalten will (der Urlaub ist Mitte August)…Zudem muss ich irgendwie das Thema Bindungsangst ansprechen, sonst sehe ich keine Chance.

Wie könnte ich das denn am geschicktesten angehen, ohne Fehler zu machen und eine Chance auf einen Neustart zu riskieren?

Meine Schwester hatte die Idee, ihm zu schreiben, da sie sich auch Gedanken macht und sie hätte ihm - ohne Vorwürfe oder Schuldzuweisungen- einen Artikel über Bindungsangst geschickt mit dem Hinweis, dass sie uns darin wiedererkennt. So hätte er die Möglichkeit, sich damit zu beschäftigen (sofern er will), bis ich ihn das nächste Mal treffe. Wäre dieses Vorgehen ein Fehler?

Ich weiß, dass eine Beziehung schwierig wird und sicher viele raten, mir jemanden zu suchen, der die gleiche Sichtweise hat wie ich. Ich möchte aber einen geliebten Menschen nicht einfach aufgeben. Denn mit dem Wissen Bindungsangst würde ich auch die Beziehung ganz anders angehen können. Klar, wir bräuchten Hilfe von einem Psychologen, aber erstmal müsste ich meinen Ex ja zu der Einsicht bringen.

Hat von euch jemand Erfahrung damit und kann mir helfen?

vielen Dank schon mal!

Indiana
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Re: Freund mit Bindungsangst zurückgewinnen

Beitrag von Indiana » Mi 5. Aug 2015, 00:24

SuCo hat geschrieben:Hallo zusammen,
ich bin neu hier und bitte euch um eure Hilfe.

Mein Freund und ich waren 4,5 Jahre zusammen. Ich bin 33, er wird 32. Im Prinzip sind wir von den Typen grundverschieden, es hat aber dennoch gut funktioniert, denn unsere Unternehmungen und Urlaube waren schön und harmonisch und auch der Freundeskreis hat gepasst.
Nach ca. einem Jahr kam dann erstmals das Thema bzgl. Kinder auf. Er meinte damals schon, dass er noch nicht bereit sei und sich lieber auf seine Arbeit konzentriert (er ist selbständig). Nach einer schlaflosen Nacht hat sich am nächsten Tag alles wieder eingerenkt.

Mit der Zeit wurde das Thema Haus und v.a. Kind immer konkreter (ich werde ja nicht jünger) und seit Ende letzten Jahres haben wir es auch „drauf ankommen lassen“. Seitdem ist es aber immer unharmonischer geworden: er hat mehr gearbeitet, wir hatten weniger Sex, er hat ab und an gesagt, dass er sich nicht mehr so zu mir hingezogen fühlt und auch die gemeinsamen Unternehmungen waren für ihn „nur noch schön“, aber nicht genug. Allerdings hat er neben seinem Beruf auch keine Hobbies, die ich mitmachen könnte.
Dennoch hat er mir auch in dieser Zeit immer kleine Geschenke gemacht, gesagt, dass er mich liebt usw. Und wir haben unseren Sommerurlaub vor nicht allzu langer Zeit gebucht.

Vor 5 Wochen hat er mich dann wieder mit einem seiner beruflichen Pläne überfallen (ein Unternehmen in USA gründen) und ich habe nochmal das Thema Lebensplanung auf den Tisch gebracht. Da ist wohl bei ihm alles zusammengekommen…er wollte eine Auszeit, hat sich aber nach einer Woche bereits eine eigene Wohnung gesucht und ist ausgezogen.

Seitdem haben wir uns im wöchentlichen Abstand gesehen, um darüber zu sprechen und vor 3 Wochen haben wir uns geeinigt, dass eine Trennung besser ist. Am nächsten Tag habe ich meine Entscheidung bereut und ihn das auch wissen lassen (per mail). Ich habe nicht um einen Neustart gebettelt, ihm aber gesagt, dass ich bereit dazu bin, wenn beide Seiten daran arbeiten wollen.

Vor 2 Wochen habe ich das Ex zurück Paket gekauft. Gemeldet habe ich mich seit 3 Wochen nur bei ihm, wenn es nötig war und dann auch nur kurz. Von ihm kam nichts - außer die Frage, ob er die Wohnung kündigen kann.

Ich habe mich natürlich viel mit unserer Situation beschäftigt und die Fehler gesucht. Keine Frage, ich bin nicht ganz unschuldig, mittlerweile bin ich mir aber ziemlich sicher, dass er unter Bindungsangst leidet. Ich habe sehr viel darüber gelesen und es passt einfach wirklich gut auf die Situation (und auch seine Kindheit). Ich habe mir z.B. gewünscht, dass er pünktlich zum Abendessen heimkommt oder sich meldet, wenn er mal länger unterwegs ist...das war ihm zu viel. Genau so, wie es oft bei Bindungsängstlichen eben ist. Auch andere "Symptome" passen sehr gut.

Dass eine Kontaktsperre sinnvoll ist, so dass er lernt, wie es ohne mich ist, finde ich nachvollziehbar. Denn in 2 Wochen kann auch niemand entscheiden, was man wirklich vom Leben will. Dennoch hab ich das Gefühl, dass in unserer Situation die Strategie mit Kontaktsperre und v.a. die anschließende Wiederannäherung durch Flirt etc nicht funktioniert. Denn selbst wenn ich es schaffe, wieder so attraktiv für ihn zu sein, dass er seine Entscheidung bereut - er hätte immer im Kopf, dass ich ihn in seiner Freiheit in der Beziehung einschränke und bald wieder das Kinderthema aufs Tablett bringe. Das würde ihn ausbremsen. Zumal ich gelesen habe, dass Personen mit Bindungsangst unbewusst Gefühle für den Partner verdrängen können, ohne dass es ihnen bewusst ist. Ich fürchte fast, dass es bei uns bzw ihm so ist. Seine Gefühle haben in letzter Zeit wohl oft gewechselt, aber selbst bei der Trennung meinte er noch, dass er mich als Mensch unglaublich mag und die Entscheidung nicht leicht für ihn ist. Er hat mich auch noch in den Arm genommen und geküsst...

Hinzu kommt, dass unser gemeinsamer Sommerurlaub noch gebucht ist. Ich habe ihm überlassen, ob er storniert oder nicht, habe bislang aber noch nichts gehört. Für mich macht ein gemeinsamer Urlaub nur Sinn, wenn es beiderseits auf einen Neustart rauslaufen kann. Dafür ist ein Urlaub sicher nicht schlecht, man sollte sich aber einig sein.

Mir bleibt allerdings nicht viel Zeit, den Urlaub anzusprechen, wenn ich die Kontaktsperre noch 3-4 Wochen einhalten will (der Urlaub ist Mitte August)…Zudem muss ich irgendwie das Thema Bindungsangst ansprechen, sonst sehe ich keine Chance.

Wie könnte ich das denn am geschicktesten angehen, ohne Fehler zu machen und eine Chance auf einen Neustart zu riskieren?

Meine Schwester hatte die Idee, ihm zu schreiben, da sie sich auch Gedanken macht und sie hätte ihm - ohne Vorwürfe oder Schuldzuweisungen- einen Artikel über Bindungsangst geschickt mit dem Hinweis, dass sie uns darin wiedererkennt. So hätte er die Möglichkeit, sich damit zu beschäftigen (sofern er will), bis ich ihn das nächste Mal treffe. Wäre dieses Vorgehen ein Fehler?

Ich weiß, dass eine Beziehung schwierig wird und sicher viele raten, mir jemanden zu suchen, der die gleiche Sichtweise hat wie ich. Ich möchte aber einen geliebten Menschen nicht einfach aufgeben. Denn mit dem Wissen Bindungsangst würde ich auch die Beziehung ganz anders angehen können. Klar, wir bräuchten Hilfe von einem Psychologen, aber erstmal müsste ich meinen Ex ja zu der Einsicht bringen.

Hat von euch jemand Erfahrung damit und kann mir helfen?

vielen Dank schon mal!
Hi!

Mich kotzt es an, dass Du den selbstgefälligen Psychologen spielst. Nur weil einige Symptome passen, willst Du ihn als Bindungsängstlichen entlarven? Schrecklich!

Also, Bindungsangst (BA) ist unheilbar! Einem BAler zu sagen, er habe BA, ist das sinnloseste, was man machen kann!
Aber es passiert immer wieder, dass die selbsternannten Psychologen diesen Weg als Chance für ihr eigenes Glück sehen.
Wenn er wirklich BA hätte, dann wäre er IMMER alleine. Dann könnte er keine Bindung eingehen. Drei Jahre Bindung schafft KEIN BAler!

Was Dein Ex hat, ist etwa anderes - aber ähnlich. Er hat Angst vor Verantwortung! Er mag sich noch nicht festlegen. Deshalb ist er jetzt auf der Flucht. USA ist seine Flucht. Er wird dort natürlich auch nicht zur Ruhe kommen, aber das will er vielleicht auch gar nicht. Denn dann könnte es ja passieren, dass er in den Spiegel schauen muss und das hat er noch nie gebraucht. Obwohl es wahrscheinlich seine und eure Rettung ist.

Deine Art ist aber auch nicht ganz ohne! Du willst ihn verbiegen, Dein Thema "Kinder" steht bei Dir ganz oben.
Warum Du Dir gerade dafür einen Mann gesucht hast, der keine Familie will, solltest Du mal beleuchten. Darüber kannst Du Deine ganze Hobbypsychologie schütten. Denn das hast DU DIR so ausgesucht. DU hast dir einen Mann ins Nest gelegt, der nicht liefern kann. Warum tust DU das?
Ist nicht bös gemeint. Wir alle suchen uns den Partner, den wir brauchen. Wir suchen uns nicht den Idealpartner, auch wenn wir, oberflächlich betrachtet, so denken. Wir suchen uns immer den Partner, der zu unserem Muster passt. Und wenn wir dann in der Oberfläche meckern, sollten wir uns zuerst einmal fragen, warum wir uns denn so einen Kuckuck überhaupt ins Nest geholt haben, bevor wir diesen Kuckuck ändern wollen.

Ich denke, Du reitest das falsche Pferd!
Wenn Du still bist, verstehen Dich nur Menschen, die dich fühlen

Hoppelipoppeli
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Re: Freund mit Bindungsangst zurückgewinnen

Beitrag von Hoppelipoppeli » Do 6. Aug 2015, 22:17

Indiana hat geschrieben:Wenn er wirklich BA hätte, dann wäre er IMMER alleine. Dann könnte er keine Bindung eingehen. Drei Jahre Bindung schafft KEIN BAler!
Nur mal aus Prinzip: FALSCH!

Dennoch denke ich auch, dass es sich hier nicht um BA handelt. Er will einfach noch nicht. Also würde ich dir dazu raten von sämtlichen Aktionen abzusehen und die Kontaktsperre einfach wirken zu lassen.

Suhalley
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Re: Freund mit Bindungsangst zurückgewinnen

Beitrag von Suhalley » Fr 7. Aug 2015, 08:54

Hoppelipoppeli hat geschrieben:Dennoch denke ich auch, dass es sich hier nicht um BA handelt. Er will einfach noch nicht. Also würde ich dir dazu raten von sämtlichen Aktionen abzusehen und die Kontaktsperre einfach wirken zu lassen.
Ich schließe mich an...

Darüber hinaus geht es nicht plump darum nun die Kontaktsperre durchzuführen, sondern Dir einfach mal Gedanken über Eure Zukunftspläne zu machen und ob die mit EBENDIESEM Mann überhaupt realisierbar sind - wie Du eingangs schon geschrieben hast "Du wirst ja nicht jünger", so hart es klingt.

Es hat den Anschein als wäre er auf lange Sicht und vllt. sogar nie dazu bereit ein Familienleben mit Kind und Kegel, Haus und Hof anzustreben, lieber widmet er sich Projekten "ganz weit weg" davon, das ist ja schon fast bildlich greifbar. Nur Du willst es anscheinend nicht sehen oder wahrhaben.

Du möchtest ihn zurückgewinnen, gut, aber kannst Du auch mit den Konsequenzen leben oder möchtest Du weiter probieren ihn von DEINEN Lebensvorstellungen zu überzeugen? Ich prophezeie Dir, das wird nicht gutgehen und Du wirst irgendwann allein dastehen, mit oder ohne Kind... Von daher wäre es schon eine Überlegung wert nach einem Partner Ausschau zu halten, der ähnliche Vorstellungen und Wünsche hat wie Du.

Cabonga
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Re: Freund mit Bindungsangst zurückgewinnen

Beitrag von Cabonga » Fr 7. Aug 2015, 09:05

Hallo Suco

Thema Kinder:

Wenn ihr es draufankommen lassen habt, und er gleichzeitig weniger Sex wollte. Kann es sein, dass er keine Kinder haben möchte (Verantwortung hin oder her)? Die Flucht in die Arbeit, der weniger werdene Sex sind meiner Ansicht doch klare Anzeichen.
Am Ende wird alles Gut. Und ist nicht alles gut, ist es nicht das Ende.

Sonnenblume10
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Re: Freund mit Bindungsangst zurückgewinnen

Beitrag von Sonnenblume10 » Fr 7. Aug 2015, 10:49

Ob jetzt Bindungsphobie oder nicht, ist eigentlich egal. Ich kenne mich mit BP aus, war selbst mit einem 14 Monate zusammen und es war die Hölle. Gemeinsame Zukunftsplanungen kannst Du vergessen, die wird es nicht geben. Und vor allem, maße Dir nicht an, ihn diagnostizieren zu wollen. Ich tat es damals auch. Als ich eher zufällig drauf gekommen war, was ihm wohl fehlte, las ich Bücher über Bücher.
Und dann dachte ich, Krankheit ist diagnostiziert, jetzt geht es an die Heilung! Und genauso verhältst Du Dich auch! Natürlich scheiterte ich grandios, denn ein Partner kann kein Therapeut sein.

1. Er will nicht "geheilt" werden und schon gar nicht von Dir! Denn er weiß ganz genau intuitiv, dass Du ihn zu einem familientauglichen Partner umformen willst, damit Du Deinen Kinderwunsch umsetzen kannst. Und dagegen wird er sich sträuben, er wird sich zurückziehen (was er schon getan hat) und er wird allenfalls aggressiv, wenn Du nicht locker lässt. Du kannst ihm DEINEN Willen nicht aufzwingen!

2. Was willst DU denn eigentlich? Familie? Und dann vergeudest Du Jahre mit einem Mann, dem der Kinderwunsch so fern wie der Mars ist? Wach mal auf, Du hast Dir dafür einen völlig ungeeigneten Mann ausgesucht und Dir wohl gedacht: den biege ich mir schon zurecht! Der wird schon noch.

3. Es ist völliger Blödsinn, wenn ein Partner mit seiner emotionalen Verflechtung die Rolle eines Therapeuten einnehmen will. Denn die Ebenen passen nicht mehr. Soll er Dein Patient sein und Du sagst ihm ab jetzt, was bei ihm verkehrt läuft und was er dagegen tun kann? Das ist doch lächerlich, das wirst Du selbst sehen. Du würdest Dich quasi als Schamanin aufspielen und er wäre Dir untergeordnet und das, wo Du offenbar selbst Defizite hast. Das hält keine Beziehung aus, es sei denn, er wäre ein Waschlappen, der Männchen macht, wenn Frauchen was sagt. Das scheint er aber nicht zu sein.

4. Akzeptiere, dass dieser Mann einen eigenen Willen und eigene Ziele hat. Auch wenn sie schmerzlicherweise nicht mit den Deinen harmonieren. Respektiere, dass seine Lebensziele andere sind als Deine und dann richte Dich danach.

5. Vergiss den kindischen Scheiß mit Deiner Schwester. Was soll das denn? Seid Ihr 15? Binde niemals Dritte ein als Kotherapeuten. Wie würde er sich denn da fühlen? Jetzt schaltet sie schon ihre Schwester ein, die mich "bekehren" soll. Mit solchen Maßnahmen treibst Du ihn allenfalls noch weiter weg.

6. Konfrontiere ihn nicht mit Deinen Diagnosen. Es steht Dir nicht zu! Wenn ihn etwas quält, dann wird er vielleicht eine Therapie machen, aber nur vielleicht, denn der Leidensdruck müsste schon sehr hoch sein. Ist er aber nicht, denn er machte sich vom Acker. Und wenn, hätte allenfalls ein Therapeut das Recht, ihm zu sagen, was ihm möglicherweise fehlt. Mit diesen Verhaltensweisen löst Du nur aus, dass Du nicht mehr ernst genommen wirst und dass er das Weite suchte, so weit es nur geht.

So, ich schätze, Du musst mal bei Dir selbst anfangen und versuchen Dich selbst zu durchleuchten. Du hast genau die Dinge getan, die viele tun. Die Augen vor Tatsachen verschließen, sich einreden, dass alles gut ist und alles gut werden wird, sich in eine Traumwelt flüchten. Eines Tages werde ich den Kinderwagen schieben und glücklich sein und er wird Freude strahlend den Rasen mähen. Das wird er nicht, denn dafür ist er offenbar nicht geeignet.
Sieh den Tatsachen ins Auge und akzeptiere, dass er sich trennen musste, denn der Druck von Deiner Seite war viel zu hoch. Selbst wenn Du es nicht aussprichst, er spürte Dein unbedingtes Wollen, Dein Festhalten und Deine Beharrlichkeit und Zähigkeit ganz genau. Und das erdrückte ihn, weil er was anderes wollte als am Samstag Abend Würstchen für Kinder zu grillen.

Ich denke, die Trennung, so schmerzlich sie ist und sie wird Dir ganz furchtbar weh tun, weil Deine Lebensplanung den Bach runter geht, war im Endeffekt notwendig und sogar gut. Du wirst nach einiger Zeit Kummer, Sehnsucht und Trauer überwinden. Jeder hier weiß, wie unglaublich schmerzhaft das ist! Aber Du bist in einem Alter, wo Du Dich neu orientieren kannst. Vielleicht findest Du eines Tages einen netten Mann, der dieselben Wünsche hast wie Du. Ein Heim, zwei Kinder, einen Hund! Leider läuft das Leben oft nicht so wie es in der Fernsehwerbung suggeriert wird. Dann muss man der Realität ins Auge sehen und auch mal bei sich anfangen. Was habe ich mir denn dabei gedacht? Warum suche ich dort nach etwas, wo ich es nicht finde? Wieso bilde ich mir ein, dass meine Wünsche die richtigen sind und seine nicht?
Diese sog. Ratgeber die Dir einflüstern, tu dies und er wird ... Schmeiss sie weg. das ist Kinderkram für Pubertierende. So funktioniert das Leben nicht und so funktionieren auch Männer nicht und das ist gut so.

LG
Sonnenblume

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