ich brauche mal euren Rat, eure Hilfe, eure Erfahrungen oder einfach nur Meinungen.
Mein Ex Freund und ich haben uns vor über einem Jahr auf einer Datingplattform kennengelernt. Anfangs fand ich ihn nicht interessant, hatte andere Dates und war nur noch unterwegs. Irgendwie hat er mich nach 2-3 Telefonaten mit seiner Art total gefesselt, so dass wir uns für ein 1. Treffen verabredet haben. Ein Tag vorher hab ich dieses aus Angst jedoch abgesagt. Ich hatte vorher eine schlimme Beziehung mit einem spielsüchtigen Alkoholiker, der mir jegliches Selbstwertgefühl und meine Selbstliebe zerstört hat. Er lies sich davon jedoch nicht abbringen, stand plötzlich vor meiner Tür und kämpfte um mich, um mir zu zeigen, dass ich keine Angst haben muss. Es kam dann soweit, dass er über Nacht blieb (wir wohnen 100km getrennt) und er am nächsten Tag direkt meinen Vater kennenlernte, mit ihm meine Küche umbaute etc.
Ab da began für mich die schönste, gefühlvollste und intensivste Beziehung, die ich jemals hatte. Ich wusste, ich habe meine große Liebe gefunden. Wir erlebten total intensive Monate miteinander, unsere Familien waren der Meinung, er behandle mich schon so, als wäre ich seine Frau, als könnte man das Brautkleid rausholen. Er verstand sich mit meinem Umfeld, ich mich mit seinem. Er schwärmte bei allem und jedem über mich, über unsere Beziehung und unsere Unternehmungen. Wir passen einfach perfekt zusammen, haben die gleichen Werte, die gleichen Vorlieben was Hobbys etc. angeht, der Sex war unfassbar gut, wir waren einfach von Anfang an auf einer Wellenlänge und das hat jeder gesehen. Immer und immer wieder sagte er mir, dass er mich unbedingt heiraten möchte in 2-3 Jahren nach seinem Doktor.
Nach seinem Masterstudium hat er eine Stelle als Doktorand in der Forschung bekommen, die natürlich unfassbar viel von ihm abverlangt. Es ist sein Lebenstraum und die Forschung ist manchmal unfassbar frustrierend, aber er ist sehr ehrgeizig. Seine Stelle wird zwar nur zu 75% bezahlt, trotzdem verbringt er bis zu 50 Stunden / Woche im Labor und dann nochmal zusätzlich Samstag, falls die Zellen es nicht überlebt haben oder sonstiges. Manchmal geht von jetzt auf gleich die Arbeit von einer Woche kaputt, das zerrt natürlich an den Nerven.
Am Wochenende sind wir dann immer viel in die Natur gegangen um von der Arbeit runterzukommen und haben die gemeinsame, wenige Zeit sehr genossen und intensiv genutzt.
Gegen Ende des Jahres wurde ich immer unglücklicher mit meinem Studium und stellte fest, dass das einfach nicht mein Weg ist. Hab mich gefühlt wie eine Versagerin und war unfassbar unzufrieden, unglücklich und negativ eingestellt. Ich war aber orientierungslos und wusste nichts mit mir anzufangen. Um diese Gefühle zu verdrängen, klammerte ich mich immer mehr an ihn und unsere Beziehung, wollte immer mehr Nähe, immer mehr nette Worte und legte jedes seiner Worte auf die Goldwaage.
Und welcher Mann möchte schon eine negative Freundin an seiner Seite? Er versuchte mir aber zu helfen meinen Weg zu finden und unterstützte mich bei jedem Schritt, verzieh mir mein kleines gezicke.
Weihnachten war dann wieder alles wunderschön, wir verbrachten ein traumhaften Urlaub mit meiner Familie im Schnee, sein erster Winterurlaub und es gefiel ihm wahnsinnig gut. Wir haben dann beschlossen, dass ich mir eine Ausbildungsstelle in meinem Traumberuf bei ihm in der Nähe suche, damit wir zusammenziehen können und wir somit am Wochenende nicht mehr pendeln müssen. Die Idee ging von uns beiden aus und ich war extrem glücklich.
Die Realität ist nur manchmal anders als die Traumwelt und so kam es, dass es natürlich nicht mehr viele freie Stellen gab und ich ein sehr ungeduldiger Mensch bin. Ich wollte es jetzt und sofort, aber das ging nunmal nicht und so waren meine Verlustängste und Ratlosigkeit wieder da, aber ich konnte nichts machen außer abwarten.
Hatte dann ein Vorstellungsgespräch und bekam ein Praktikum angeboten für 2 Monate später. Die Ungewissheit und lange Wartezeit machte mich natürlich wieder unzufrieden.
Wir sind dann erstmal an Valentinstag nach Paris gefahren (mein Weihnachtsgeschenk für ihn, er hat sich wahnsinnig gefreut) und haben sogar ein Liebesschloss aufgegangen.. und 1 Monat später soll alles vorbei sein?
Der Urlaub war, genauso wie unsere anderen 2 Urlaube wieder voller Harmonie und Liebe, aber danach hatte er eine extrem kritische und stressige Zeit auf Arbeit und unsere Probleme gingen los. Er merkte dann in einem Nebensatz an, dass er sich Gedanken macht, ob es wirklich so gut ist, ob wir zusammen ziehen, weil ich so negativ war.
Ich war erstmal schockiert, wir haben darüber gesprochen und haben beschlossen, dass wir es versuchen, auch wenn es Risikoreich ist. Ab dem Zeitpunkt waren meine Verlustängste so stark wie noch nie in der Beziehung, obwohl er eigentlich recht hatte. Wir sind / waren noch nicht bereit zusammenzuziehen. Er braucht abends nach der Arbeit seine Ruhe und mir geht es genauso, wir brauchen noch unseren Freiraum, aber das habe ich natürlich erst hinterher realisiert.
Es kam also wie es kommen musste. Das erste Märzwochenende lag Schnee, Glatteis und wir konnten uns nicht besuchen. Für mich kam es so rüber, als wäre das für ihn kein Problem, für mich war es schlimm. Wir stritten uns, weil er nicht sagte "Ich vermisse dich und will zu dir" - ja, ich habe mal wieder alles auf die Goldwaage gelegt. Ich war an dem Samstag so sauer, dass ich seine Sachen bei mir zusammenpackte und schluss machen wollte. Er kam abends sofort vorbei und kämpfte wie ein Löwe um uns. Wir haben uns daraufhin vertragen, aber nicht wirklich ausgesprochen. Ich wusste, dass ich ihn damit verletzt hatte, auch wenn er es sich nicht anmerken lies. Wir haben dann einen wunderschönen Sonntag gehabt, mit gefühlvollen Sex, er blieb auch länger als er sonst sonntags blieb. Ich war wieder auf Wolke 7.
Die Tage danach war auch alles gut und dann wurde ich Mittwoch krank, wollte Aufmerksamkeit und das man sich um mich kümmert, er hatte aber auf Arbeit eine sehr wichtige Präsentation, hatte täglich Kopfschmerzen deshalb, war nervös ohne Ende.
Freitag sagte er mir dann, dass er erst Samstag kommen kann, weil er nochmal ins Labor muss. Das passte mir natürlich nicht und ich empfand es als Ausrede. Daraufhin knallte ich ihm an den Kopf, dass er sicherlich eine Affäre hat. Er würde niemals fremd gehen und es gibt auch 100% keine andere Frau in seinem Leben, aber in dem Moment kam wieder das kleine Monster in mir hoch.
Ich war daraufhin so sauer, dass ich ihm nicht mehr geantwortet habe den ganzen Tag und abends hab ich ihm vorgegaukelt, dass ich mit alten Arbeitskollegen feiern gehe. Diese Kollegen sind für ihn ein Dorn im Auge, weil ich mit einem 4 Jahre ein Verhältnis hatte. Besagten Kerl habe ich zwar 2 Jahre nicht mehr gesehen, aber er hatte sich in den letzten 2 Monaten 2x bei mir gemeldet, mein Handy liegt frei zugänglich rum, mein Ex hat es also gesehen. Bin jedoch nicht darauf eingegangen, weil ich die treuste Seele bin. Ich wurde schon mehrfach betrogen, das würde ich niemals jemand antun.
Ich wusste aber, dass ich ihn damit weh tun kann, ich wollte, dass er mir das Gefühl gibt, dass er mich liebt.
Dabei hat er es die ganze Zeit getan, nur auf seine eigene Art und Weise - hat neue Töpfe gekauft, die ich schön fand, für unsere zukünftige Küche. Hat ein neues Waschbecken angebracht, weil mir sein altes immer so lästig klein war. Damit ich mich in seiner bzw. unserer zukünftigen Wohnung dann richtig wohlfühle. Er ist nicht der Mann der Worte, sondern der Taten. Er sagt selbst, dass er in der Forschung sehr gut ist, aber zwischenmenschlich hat er einige Probleme und ist manchmal schwer von Begriff, ist stur und bockt.
Aufjedenfall lag ich den ganzen Abend zuhause im Bett, Handy auf Flugmodus und habe Filme geschaut, während er sich vor Sorgen sogar übergeben hat zuhause. Er hat sich oft Sorgen um mich gemacht, ich war das wichtigste für ihn. Er hat mich beschützt wie eine Porzellanfigur.
Am nächsten Morgen kam er dann vorbei und mein Bauchgefühl hat mir sofort gesagt, dass ich den Bogen sehr weit überspannt habe. Er hat sich mit mir aufs Bett gesetzt, fiel mir in die Arme und fing sofort an schrecklich zu weinen. Sagte, dass er das nicht mehr kann, es ihn alles so verletzt, er sich nicht traut mehr was zu sagen wegen meiner Goldwaage und weil ich so klammere.
Daraufhin meinte ich, natürlich auch weinend, dass ich gar nicht feiern war. Sein nächster Zusammenbruch mit den Worten "warum machst du sowas?"
Ich hab dann gesagt, dass ich mich ändern kann und warum er nicht mit mir gesprochen hat - es kam nur "Ich dachte es ändert sich von alleine, ich bin halt so, aber es wird sich nie ändern".
Für mich ein totaler Schock und ich wollte nur weg - hab meine Mama angerufen. Hab ihm noch mein Ring und meine Kette aus Paris in die Hand gedrückt, die hat er aber, während ich die Schuhe angezogen habe, heimlich in meinem Regal versteckt, hab beides Wochen später beim Aufräumen gefunden.. irgendwie süß, weil er weiß wieviel mir die zwei Stücke bedeuten.
Er hat mich dann noch zu meiner Mutter gebracht, wir standen vor der Tür, beide geweint und man konnte unsere Liebe in unseren Augen sehen. Er sagte dann einfach "Geh einfach" und ich hab es getan.
Ab da begann die Hölle auf Erden für mich. Hab natürlich alle Fehler gemacht, die man so tut. Erste Entschuldigung-SMS am nächsten Tag, gelesen und keine Reaktion. Eine Woche später die nächste, wieder gelesen und keine Reaktion. Er weiß wie sehr mich Ignoranz nervt, also habe ich wieder eine Woche verstreichen lassen und seinen besten Freund kontaktiert (der größte Fehler!!!!). Ich vermute er hatte es ihm gar nicht erzählt, aufjedenfall wurde er sauer, aber ich bekam meine Reaktion. Er war eiskalt, sagte mir, dass es vorbei ist, ich das akzeptieren soll und er mich nun blockiert. So habe ich ihn noch nie erlebt, so wütend. Das war nicht der Mensch, den ich liebe. Da habe ich erst richtig gemerkt, wie sehr ich ihn verletzt habe.
Danach habe ich die Kontaktsperre weitergeführt. Zwei Wochen später bekam ich die Nachricht, dass mein Hund eingeschläfert werden muss. Hab tagelang mit mir gehadert, ob ich ihm das mitteile.
Er mochte Hunde nie, seine Mutter hatte immer schreckliche Angst vor Hunden, aber meiner hat es geschafft, seiner Mutter die Angst zu nehmen und mein Ex hat meinen Hund unfassbar geliebt.
Also schrieb ich ihm "Hallo, ich akzeptiere dein Kontaktverbot, aber ich muss dir leider mitteilen, dass (...) nächste Woche über die Regenbogenbrücke gehen wird. Ich find du hast ein Recht das zu erfahren, darum habe ich mich gemeldet. Machs gut"
Es kam auch innerhalb von 30 Minuten folgendes zurück "Das ist eine unschöne Nachricht. Ich habe ihn sehr gemocht und geschätzt. Bitte drücke ihn nochmal ganz intensiv von mir!!"
Ich weiß, dass diese Nachricht ihm den Boden unter den Füßen weggezogen hat, dafür kenne ich meinen Ex einfach zu gut. Natürlich war ich traurig, dass er sich nicht nach mir erkundigt hat, aber ich hatte sowieso andere Sorgen in dem Moment.
Also zog ich weiter die Kontaktsperre durch. Durch die Sache mit meinem Hund war ich natürlich total durch den Wind und mir hat seine starke Schulter unfassbar gefehlt. Hab also mal wieder ein Fehler gemacht und ihn kontaktiert, weil ich ihm etwas beichten wollte und gefragt ob er mich anruft.
Er hat blitzschnell geantwortet, dass er nicht telefonieren möchte, aber gefragt was ich beichten möchte. Er hat das telefonieren total abgelehnt und ein Trennungsgespräch lehnt er auch konsequent ab. Nach dem Motto "Aus den Augen aus dem Sinn".
Aufjedenfall habe ich mich dann per SMS entschuldigt für die Sache mit dem Kollegen und nach Freundschaft und Gefühlen gefragt (dumm!), danach konnte ja nur eine unbefriedigende Antwort kommen.
Er sagte, dass er weiß, dass es mir sehr sehr leid tut, aber etwas kaputtes bei ihm nicht zu reparieren geht und wir getrennte Wege gehen. Hab ihn also mal wieder mit Gefühlskram bequatschen wollen.
Das ganze ist nun über eine Woche her und ich lasse ihn nun endgültig in Frieden, werde ihm auch nicht zum Geburtstag gratulieren. Es bringt alles einfach nichts, es muss einfach Gras über die Sache wachsen. Ich merke, dass er keine Wut mehr auf mich hat, aber bei ihm kämpft gerade wohl Kopf gegen Herz. Ich weiß, dass er mich noch unfassbar stark liebt, dass ich seine Frau bin, aber derzeit geht es wohl einfach nicht.
Vor mir hatte er nur eine ernsthafte Beziehung, von der er sich 2x getrennt hat, mit der er nur 1x im Urlaub war und der Urlaub war ein Trennungsgrund, weil die beiden sich einfach nicht verstanden haben und sie ihn im Stich gelassen hat. Wir waren in den 9 Monaten 3x zusammen weg, es war immer perfekt, wir haben soviel gemeinsam durchgemacht und erlebt. Er ist niemand, der so etwas vergisst oder aus seinem Kopf und Herzen einfach löschen kann. Um über seine erste Beziehung hinwegzukommen, hat er fast 2 Jahre gebraucht. Wenn er jemanden liebt, dann richtig und so intensiv.
Ich habe das Gefühl er betreibt puren Selbstschutz und das Gefühl von Vermissen ist bei ihm noch nicht angekommen bzw. die Angst, dass er mich wirklich verloren hat, weil er weiß, dass ich ihn immer zurücknehmen würde.
Seit der Trennung habe ich wieder eine Therapie angefangen, da ich meine damalige schlimme Beziehung absolut nicht verarbeitet hatte. Nach der Beziehung habe ich mich in Affären gestürzt, einfach um alles zu verdrängen und habe danach meinen Ex kennengelernt. Ich hatte nie die Zeit und Kraft diese Vergangenheit aufzuarbeiten, wodurch meine Verlustängste natürlich stärker geworden sind.
Genauso arbeite ich intensiv an meiner Selbstliebe und meiner "Krise": die Jobsituation habe ich gelöst, hab 9 kg abgenommen und fühle mich endlich etwas wohler, habe mein Verhalten analysiert und die Beziehung stark reflektiert. Natürlich ist nicht alles von 0 auf 100 weg, aber ich gehe einen sehr guten Weg und lerne wieder glücklich zu sein. Alleine glücklich zu sein. Ich habe immer mein Ex für mein Glück verantwortlich gemacht und das ist natürlich vollkommen falsch.
Er hat sich in eine fröhliche, selbstsichere junge Frau verliebt, die sich innerhalb der Beziehung zu einem negativen Menschen verändert hat. Ich weiß, dass ich wieder diese junge Frau werden kann, mit Hilfe von der Therapie und meiner eigenen Kraft und Stärke. Da ich anfange mich mit anderen Augen zu sehen, so wie mein Ex mich immer gesehen hat, er war immer Stolz auf mich und fand mich wunderschön. Das wollte ich so nie sehen.
Aber ich weiß, dass er meine große Liebe ist und ich seine. Mein Bauchgefühl sagt mir einfach, dass es noch nicht vorbei ist. Kennt jemand solche Bauchgefühle? Habt ihr eine Idee wie ich ihm wieder Näher kommen kann, dass ich sein Vertrauen wieder gewinnen kann bzw. das er nicht mehr so verletzt ist?
Ich möchte ihn nicht zurück, ich möchte einen Neuanfang mit ihm. Ehrlich gesagt brauchte ich die Trennung um mal "wachgerüttelt" zu werden, um endlich zu merken, dass ich erst meine Vergangenheit aufarbeiten muss, mich selbst lieben muss, bevor es jemand anderes tun kann.
Oder denkt ihr es ist absolut sinnlos?

Bitte immer her mit euren Meinungen. Danke