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von Sonnenblume10 » Mi 6. Jul 2016, 12:27
Es mag eindimensional klingen, aber die Realität ist meist so, dass die Geliebte eben nur die Geliebte ist und bleibt. Unabhängig davon, was er mal sagte, als ...
Unabhängig davon, dass er sie anruft, wenn immer es möglich ist.
Unabhängig davon, wie heiß der Sex und wie scheinbar tief das gegenseitige Verständnis ist (das Verständnis scheint nur so tief, da man keinen Alltag teilt, die Routine die Beziehung noch nicht überschattet, man noch keine Krisen durchgestanden hat).
Und Männer sind anders als Frauen. Frauen treffen eher Entscheidungen und folgen eher ihren Gefühlen. Bei verheirateten Familienvätern mit Kindern ist das anders. Männer definieren sich darüber, für etwas zuständig zu sein, sich verantwortlich zu fühlen. Wo eine Frau eine sich tot gelaufene Beziehung wegen eines Neuen durchaus mal beendet, weil sie meist flexibler, neugieriger und auch hoffnungsvoller als ein Mann ist, verharrt ein Mann doch im Status quo.
Und es hängt ja ein ganzer Rattenschwanz dran, das musst Du, Maria, doch auch sehen. Gespräche mit der Ehefrau, ihre Vorwürfe, ihre Tränen (Männer sind damit sehr schnell überfordert und knicken wieder ein und aus ist es mit dem Vorsatz einfach zu gehen), ihr Schweigen, Ihr Toben ... Selbst, wenn er Phase 1 einigermaßen überstanden hat, kommt Phase 2. Sein Auszug, das Aufgeben der gewohnten Umgebung, seines gewohnten Lebens wo alles seinen Platz hat, die Probleme mit traurigen und weinenden Kindern, die die Welt nicht mehr verstehen.
Das gemeinsame Auto, die Schwiegereltern, die eigenen Eltern, die Familienfeiern, die Geschwister und Schwager und Schwägerinnen, die gemeinsamen Freunde - das gesamte Umfeld, das irgendwie auf eine Trennung reagieren wird.
Und dann das Geld! Doppelte Haushaltsführung ist teurer, auch wenn er mit der Geliebten, die ganz schnell zur Alltagsfrau würde (fraglich wie leicht sie diesen Rollentausch erträgt!). Unterhaltszahlungen, Ausgleichszahllungen, Trennungsjahr und Scheidung ...
Dann Besuche bei den Kindern, auf einmal wird er zum Wochenend-Papa, Probleme mit selbigen, denn Kinder leiden immer unter der Trennung der Eltern, auch wenn es nach außen oft so nett nach happy Pachtwork-Family aussieht. Vielleicht immer noch Probleme mit der Frau, die ihm das nicht vergibt und sich nach Kräften in die neue Beziehung einmischt (wenn er mich nicht will, soll auch eine Andere nicht glücklich mit ihm werden) usw.
Und er hat schon schwere Zeiten mit ihr durchgestanden, mit Dir nicht. Und das weiß er auch und das zählt mehr als eine Geliebte, mit der er außerdem außerehelichen Bett nicht viel teilt.
Und nicht zu vergessen, ganz tief in ihm drinnen Schuldgefühle und das Bewusstsein, ich habe meinen Lebensmittelpunkt aufgegeben, ich bin gescheitert. Die neue Frau gleicht es schon aus, denn hier findet er verständnisvolle Aufnahme und Bestätigung. Aber wie lange?
Denn irgendwann ist die ehemalige Geliebte entnervt: aus mit den heißen Sexnächten, stattdessen hat er am WE mal wieder keine Zeit wegen der Kinder oder die Kinder kommen aufs Gymnasium, auf die Uni oder sind krank und da ist ja auch er gefordert. Vielleicht wieder mal eine Forderung der Ehefrau ... ein Appell an seine Verantwortung als Vater.
Und der Traum hat oft schnell ein Ende, denn der Alltag holt jeden ein. Die Geliebte wird zur Alltagsfrau und der einstmals idealisierte Geliebte wird zum Alltagsmann, der wieder mal seine Socken rumliegen lässt, die Krümel nicht wegwischt und nicht die richtigen Lebensmittel eingekauft hat.
All das kennst Du ja mit ihm nicht! Du kennst ihn nicht richtig, Du kennst ihn nur in seiner Rolle als Geliebter und da sieht vieles anders aus als in der Realität. Und umgekehrt.
Lass ihn sein Familienleben leben und zieh Dich zurück. Verschwende nicht Deine Zeit mit einem, der sich eh nicht für Dich entscheidet. Nütze die Zeit und kümmere Dich um Dich. Ein neues Hobby, vielleicht neue Freundinnen, eine Häkel-/Strickrunde, Zumba oder sonstwas. Bringe was neues in Dein Leben, um den Mangel anderweitig auszugleichen. Wenn Du mit Dir wieder im Lot bist, kannst Du vielleicht auch Deinen "alten" daheim wieder mit neuen Augen sehen, seine Qualitäten erkennen und mal neue, gemeinsame Unternehmungen planen (Männer sind oft sehr bequem, ich weiß und brauchen einen Tritt in den Hintern. Fast alles sind so.) oder auch mal alleine etwas planen. Ich fahre jedes Jahr nach Berlin, für drei Tage, immer allein, denn da kann ich machen, was ich will, ich kann meine Entscheidungen treffen, mein Ding durchziehen ohne Absprachen, ohne die Wünsche eines Partners.
Eine feste Beziehung lebt nicht vom Sex und lebt nicht von Träumen, eine Beziehung ist Realität und nicht nur schön. Oft schwierig, oft langweilig, oft genug mit Krisen durchzogen, aber sie ist auch ein Hafen. Und Männer lieben Häfen, vor allem die im mittleren Alter.
Der Geliebte kam nicht umsonst in Dein Leben, aber er ist ein Indiz dafür, dass Du einen Mangel hast. Du fühlst Dich in der Ehe allein gelassen, nicht begehrt, zu wenig geliebt, zu wenig ernst genommen und die Lösung liegt in einem anderen Mann. Tatsächlich? Nein, die Lösung liegt in Dir und bei Dir, denn keiner kann Dein Leben neu aufstellen, wenn Du es selbst nicht tust. Du brauchst keinen Geliebten, Du brauchst das Gefühl der inneren Zufriedenheit und der Gewissheit, dass Du auf Dich selbst zählen kannst und es gut mit Dir selbst aushalten kannst. Selbstakzeptanz, Eigenliebe, Selbstbewusstein (ich weiß was ich wert bin und ich bin mehr wert als nur die Geliebte auf der Ersatzbank zu sein) sind die Schlüssel zu einem besseren Leben. Finde Deine eigene Mitte und benütze nicht einen Mann dafür, dass er in Dir richtet, was Dir fehlt und was Du selbst nicht auf die Reihe bringst. Denn das geht immer schief. Richte Du in mir, was ich nicht richten kann.
Lerne zu leben, lerne glücklich zu sein. Das wäre die Aufgabe für Dich, der Du Dich stellen solltest. Und begrabe die blauäugigen und rosaroten Träume vom neuen Glück. Ein neues Glück lässt sich schwerlich aufbauen, wenn man dafür Verantwortung abgibt, die Familie verlässt und Ehen endgültig zerstört. Zu viel zerschlagenes Porzellan für einen Traum vom ewigen Glück.
Es ist nicht so einfach, wie es oft dargestellt wird. Mal eben Trennung, mal eben Scheidung, mal eben ein neuer Partner - so billig kommt keiner davon. Jede Beziehung ist viel Arbeit und Durchhaltevermögen, bedeutet Verständnis für den Anderen und für sich selbst und einen langen Atem. Eine Beziehung lebt nicht von Träumen, sondern wird in der Realität gelebt.
Sonnenblume