sie hat Bindungsangst, Fast Trennung. Bitte helft mir

Lässt sich meine Beziehung retten?
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elcomportal
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sie hat Bindungsangst, Fast Trennung. Bitte helft mir

Beitrag von elcomportal » Mi 27. Sep 2017, 23:06

Hallo, ich bin fast 47 und Susi ist 52. Also aus dem jugendlichen Leichtsinn raus. Sie ist geschieden, schon sehr lange.
JA, ich bin seit April geschieden. Wir kennen uns seit ein paar Jahren. Dann, als ich meine untreue Ex-Frau satt hatte und mich trennen wollte, hat Susi mir so sehr geholfen. Nicht nur das, wir haben uns verliebt und es war wunderschön.Nach einigen Monaten Trennung unter einem Dach mit meiner Ex, fand ich eine Wohnung und zog mit meinem damals 12jährigen Sohn dort ein. Wir verbrachten ein paar schöne Tage zu dritt an der Ostsee.
Irgendwann nach dem Urlaub zog sie sich dann plötzlich zurück. Dabei ging es mir nicht gut. Doch je schlechter es mir ging, umso mehr klammerte ich. Irgendwann sagte sie mir, daß sie nicht bereit ist für eine Beziehung und daß wir Freunde bleiben. Nachdem ich dann meine Aktivitäten stark reduzierte kam sie wieder aus dem Versteck und es wurde wieder schöner. Und es war wieder in Ordnung, von Liebe zu reden und so. Doch immer wieder merkte ich, daß sie vor großen geplanten gemeinsamen Aktivitäten wie Urlaub und Ähnlichem, Angst hat. Nun hatten wir wieder ein gemeinsames Wochenende zu zweit geplant und hatten uns gefreut, doch je näher der Termin kam um so mehr entfernte sie sich von mir, plötzlich sollte ich nicht mehr sagen oder schreiben, daß ich sie liebe. Sie sagte dann, sie könne sich das finanziell nicht leisten... und immer wieder ihre Mutter, die sie pflegen muß und ihr Enkel den sie liebt und auf den sie oft aufpassen muß und das und dies und noch was...
Na ja, da ich seit längerem mit der Problematik beschäftige, bin ich auf das Beraterteam gestoßen und habe mir das E-Book "Bindungsängste verstehen und überwinden" gekauft. Hatte es fast fertig gelesen und dann einen riesen Fehler gemacht, ich habe ihr geschrieben (Whatsapp), daß ich vermute, daß sie Bindungsängste hat, das sie Angst vor emotionaler Nähe hat und das ich ein Buch gelesen habe darüber. und das ich sie liebe und... Na ja, drei mal dürft ihr raten was passiert ist. Sie schrieb, daß ich ihr das Gefühl vermittele, sie nicht verstanden zu haben. Daß sie deshalb nicht mit mir weg fahren kann, Ich soll mir überlegen, ob ich eine Freundschaft will ohne, daß wir ein Paar sind und ich soll mich bitte 10 Tage nicht melden. Ich muß dazu sagen, daß ich sie täglich angetickert habe, mehrfach und immer mit ich liebe dich und so...
Nun, nachdem ich alles falsch gemacht habe, was nur geht, habe ich mir noch den Ratgeber "Ex-zurück-gewinnen" gekauft und gelesen.
Die von ihr gewünschte Kontaktsperre halte ich selbstverständlich ein, ich will nicht noch mehr kaputt machen.

Ich habe in den Büchern sehr viel erkannt, ich habe uns wieder erkannt und mir wurde beim Lesen sehr viel klar. Ich sehe nun einiges mit anderen Augen und werde an mir arbeiten. Erstmal zu mir selbst finden, im Kopf und in meiner Seele erstmal klar werden, Meine Grenzen erkennen und an meinem Selbstwertgefühl arbeiten. Da ich noch einige andere Probleme habe, die mir über den Kopf gewachsen sind (auf Arbeit, Krieg mit der Ex-Frau...u.v.m.), ich das Alles nicht mehr schaffe und mein Kopf völlig ausgebrannt ist, nicht mehr schlafen kann, Herzrasen u.s.w. werde ich ab Montag eine Tagesklinik besuchen, mir professionelle Hilfe eines Psychiaters nehmen.

Nun würde ich gern wissen, wie ich mich verhalten soll. Soll ich vorsichtig den Kontakt aufbauen, am 11. oder 12. Tag? Soll ich die 3-7 Wochen warten? Was, wenn SIE sich vor Ablauf der 10 Tage melden sollte? Es kann auch passieren, daß wir uns zufällig begegnen, sie kauft in den selben Läden ein wie ich. Und, wie kann sie ihre Angst erkennen? Ich werde es nicht noch einmal zu ihr sagen. Aber wie kann ich sie behutsam dazu bringen, darüber nachzudenken, ohne, daß sie als aktiver Vermeider gleich den Rückzug antritt? Und was, wenn sie fragt, ob ich die Freundschaft akzeptiere? Ich will nicht in die Friend zone. Aber wenn ich gleich mit Liebe und Beziehung anfange, fühlt sie sich eingeengt und dann macht sie garantiert dicht!

Und... bitte keine Sachen wie "Hat keinen Zweck" oder "Laß sie laufen!" - Ich liebe sie über alles, ich kann ohne sie leben, aber ich möchte um unsere Beziehung kämpfen!

Danke schon mal im Vorraus für Eure Antworten

Sonnenblume10
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Re: sie hat Bindungsangst, Fast Trennung. Bitte helft mir

Beitrag von Sonnenblume10 » Do 28. Sep 2017, 12:35

Wenn Du mit ihr eine Beziehung haben willst, dann musst Du bereit sein, mit ihren Einschränkungen zu leben. Auch Bindungsphobiker haben Beziehungen und viele sind sogar verheiratet, haben Kinder, aber dennoch sind die Ängste, die sie blockieren, immer da.

Ein BP schafft sich immer seine Freiräume, weil ihm - je nach "Schweregrad" ansonsten die Luft abgedrückt wird. Er empfindet Klammern und meist auch ganz normale Ansprüche des Partners als Einschränkung, Zumutung und Freiheitsberaubung.
Ein BP wird sich immer wieder rauswinden, um die Bindung zu schwächen und Distanz herzustellen. In leichteren Fällen legt er sich z.B. ein Hobby zu, das er ohne Partner ausführen kann, allein oder mit Gleichgesinnten. Denn "Freunde" oder Bekannte schränken ihn nicht so ein wie ein klammernder Partner.
Oder er wird Beschlüsse fassen wie z.B. eine kleine Reise oder einen Kinobesuch und wenn der Partner Glück hat, wird er informiert, ist aber als Begleitung nicht vorgesehen.
Er wird immer wieder sein Ding machen, sich in Ausreden verflüchten und alles Mögliche vorschieben, um Distanz zu schaffen. Das hast Du bereits selbst erfahren.

Eine gemeinsame Wohnung wird jedenfalls schwierig, wenn nicht unmöglich und auch Urlaubsreisen, wo die Rückzugsmöglichkeiten weitaus geringer sind, sind oft unmöglich. Der BP hält das kaum aus.
Wenn Ihr Euch verabredet habt, fällt ihm kurz vor knapp was Anderes ein oder er kommt zu spät oder Du erfährst übers Handy, dass das Auto eine Panne hat oder der Hamster Durchfall und er deswegen nicht kommt.
Das ist wahrlich keine schöne Beziehung, in der man sich aufeinander verlassen kann und aufeinander bauen kann.

Ich war selbst mit einem dieser Sorte zusammen, es hielt gerade mal 14 Monate, dann machte er Schluss und das trotz Fernbeziehung und trotz der wenigen Ansprüche, die ich stellte. Aber er spürte natürlich, dass ich unglücklich war, was Anderes gewollt hätte und mir eine richtige Beziehung wünschte und das reichte auch schon, dass er die Flucht ergriff. Ich hatte alles in diese Beziehung investiert, hechelte hinterher, fuhr zu ihm, bewies ihm immer wieder aufs Neue, wie toll ich doch als Partnerin bin, da ich ja kaum Probleme machte, sondern mit meinen Wünschen hinter dem Berg hielt.
Aber immer wieder fühlte ich mich ausgeschlossen und war nur der Zaungast in seinem tollen Leben, wo ich doch ganz was Anderes sein wollte. Er fuhr zwei Tage auf ein Festival, die Karte sah ich auf seinem Schreibtisch. Es war seine und ich war nicht mal gefragt worden. Er machte Pläne und vlt. informierte er mich, dass er die Party eines Kumpels besuchen würde, wie immer ohne mich. Ich lernte keinen einzigen seiner tollen Freunde kennen, geschweige denn seine Familie, denn das hätte zu sehr nach künftiger Schwiegertochter gerochen. Unmöglich für ihn.
Die Sache mit der Familie war auch immer schwierig. Seine Nichte hatte Konfirmation oder Firmung und er war natürlich eingeladen. Aber die wussten ja schon, dass er damit immer seine Probleme hatte. Er fuhr dann hin, aber wieder mal so knapp, dass er antrabte, als die Messe bereits begonnen hatte. Anstatt wie alle gemeinsam zur Kirche zu gehen, musste er wieder mal "sein Ding" machen. Er hatte obendrein verschlafen, was ja auch ein Mittel zur Flucht ist.

Auf brennende Fragen erntete ich ausweichende Antworten wie "das hast Du falsch aufgefasst", "das habe ich sooo nicht gesagt oder nicht gemeint" oder was auch immer. Oder aber er wies mir die Schuld zu und ich hatte wieder die A-Karte. Sehr beliebt waren statt einer Antwort auch Gegenfragen. Anstatt endlich eine Antwort zu bekommen, war der Ball flugs wieder bei mir und ich stand da wie blöd.
Ich konnte mit all diesen Distanzmanövern nicht umgehen, sie taten mir weh, sie schmerzten und nach den ersten Monaten, die wie ein Traum waren, wuchs meine Angst. Verlustangangst, weil ich seinen Rückzug in sein Leben und seine zunehmende Distanz spürte und am Schluss hatte ich sogar Angst, wenn ich zu ihm fuhr, weil ich mich vorher schon fragte, was ich dieses Mal würde aushalten müssen.

Was einen bei der Stange hält, ist die Sucht nach diesem Menschen. Er schien mir der wundervollste und beste Mann zu sein. Er allein konnte mich auf Wolke 7 schicken, wenn er wieder mal liebevoll und zugewandt war und genauso schnell in die Hölle. Ich reagierte voll auf ihn und das in Sekundenschnelle. Von gefühlte wohligen 25 Grad rutschte ich in Bruchteilen von Sekunden sofort in eine Eiswüste. Ich spürte die Mauern, die er aufrichtete und die ich nicht durchdringen konnte. Ich musste warten und leiden, bis er wieder zugänglich wurde und sein zu einer Maske der Abweisung erstarrtes Gesicht sich wieder lockerte.

Logischerweise haben solche Beziehungen immer ein starkes Machtgefälle zwischen dem aktiven und dem passiven Part. Bei mir stand er auf dem Sockel und ich lag praktisch zu seinen Füßen, abhängig von Bröseln der Zuneigung und Wärme, die er je nach Befinden zuteilte oder verweigerte. Bei Dir ist es umgekehrt. Auch Du empfindest einen starken Bindungswunsch und glorifizierst diese Frau zu etwas, was sie nicht ist. Sie erscheint Dir als die begehrenswerteste und attraktivste, klügste Frau zu sein, die als Deckelchen genau auf Dich passt. Das ist eine Illusion!!!

Du bist so hinter ihr her, eben weil Du sie nicht kriegst. Dadurch gaukelt Dir Dein Unterbewusstsein vor, dass allein diejenige ist, mit der Du leben kannst und willst.
Aber leider - eine Beziehung mit Hand und Fuß kriegst Du nicht. Du wirst, falls Du überhaupt wieder mit ihr zusammen kommst, immer unter ihren Distanzmanövern leiden, wirst wieder warten und Sehnsucht verspüren, während sie ihren Stiefel lebt und nicht halb so viel an Dich denkt wie Du an Dich. Du zermarterst Dir Dein Gehirn, überlegst dies und jenes. Soll ich mich heute melden oder erst morgen, aber bis morgen ist ja so lange hin! Oder sollte ich gar noch länger warten, das wäre vielleicht taktisch klüger, aber ... wie soll ich das aushalten??? Ich brauche sie als Resonanzfläche und wenn ich ihr schreibe und von ihr kommt erst Stunden später was oder erst zwei Tage später eine Reaktion, die Dir auch nicht Dein trauriges Herz wärmt, dann bist Du wieder enttäuscht und dort angelangt, wo Du hingehörst. Du befindest Dich in einer Art Hundekörbchen und wartest und bettelst innerlich um Aufmerksamkeit und Zuwendung. Kaum kommt diese, schlägst Du vor Freude Purzelbäume und tust alles, was sie will, damit sie zufrieden ist. Aber die meiste Zeit leidest Du still und geschmerzt vor Dich hin und wartest und hoffst auf etwas, was nicht kommt.

Und Du fragst Dich: Wie soll ich sein, damit sie mich liebt? Auf jeden Fall darf ich nicht zu viele Ansprüche stellen und äußern. Ich darf mich nicht einfach mal so melden, denn dann ist die Enttäuschung wieder vorprogrammiert. Urlaubsreisen zu zweit - vergiss es! Dazu wird es nicht kommen, weil sie es verweigert und 1001 Ausreden findet und keine Zeit hat, weil ...
Gemeinsame Wohnung - nicht möglich, das schränkt sie zu sehr ein.
Sie verteidigt ihren Freiraum und Du leidest und bist ratlos und da helfen auch alle Bücher dieser Welt nichts.
Du siehst zwar, was passiert und wie das Beziehungsmuster ist, aber der aktive Part tut nichts um das zu ändern.

Ich habe auch irgendwann erkannt, was mit ihm sein könnte und dann fand ich zu meinem Erstaunen, dass es darüber jede Menge Bücher gibt, die ich verschlang. Ich verstand alles, erkannte auch mich beschämenderweise deutlich wieder und ich sprach mit ihm. Ja, er verstand es, gab zu, dass das wohl sein Grundproblem ist, aber wo war die Lösung. Eine Zeitlang gab er sich Mühe, das merkte ich und ich redete mir ein,wir seien auf einem guten Weg. Hahaha, träum weiter! Wenn eine Beziehung schon mit Mühe einher geht, wird die scheitern und es würde eine Mühe für sie sein, die sie sich nicht aufhalsen wird, weil sie es nicht kann. Genau wie meiner. Während ich mir wieder mal Illusionen machte, lebte er letztendlich doch wieder seine Distanzmanöver aus und suchte obendrein noch was anders.

Die nächste weiße Fee, die einst ich gewesen war, kreuzte seinen Weg und er hatte Interesse. Ich fand es heraus, weil ich in seiner Mailbox gestöbert hatte. Es zog mir den Boden unter den Füßen weg, als ich das las, als er Semmeln holte. Ich schwieg und sagte nichts. Noch hatten sie sich nicht getroffen, aber Ostern unverbindlich anvisiert. Es war das WE vor Ostern.
Wie Schuppen fiel es mir von den Augen. Ostern hätte er schlecht Zeit, wegen Familie und so, sagte er. Das "und so" war mir damals schon aufgefallen, denn es war kein gutes Zeichen, da "und so" immer etwas bedeutete, was mir nicht behagte. Klar, er würde seine Mutter besuchen, seine Schwester mit Familie sehen, aber das wäre ein Nachmittag. Das Osterwochenende hat aber vier Tage!
Ich richtete mich darauf ein, diese vier Tage allein zu verbringen und überlegte, was ich nur tun könnte. Ich zermartete mir mein Gehirn, aber die Gefahr war da.Wenn er wollte, würde er sie treffen, vermutlich am Samstag oder Montag und in ihre Stadt fahren. Was dann passieren würde, konnte ich mir vorstellen.
Endlich die olle Sonnenblume weg und Ruhe vor ihr. Die mit ihren traurigen Augen und ihrem Gehabe, ihrer ständigen Anpassung an mich. Hat die kein eigenes Leben mehr? Tut die nur das, was ich ihr sage. Und immer wieder kommt sie an und macht Vorschläge! Gähn, ich bin genervt von ihr.

Aber da ist ja die Neue, die mir schöne Augen macht und die mich bewundern wird. Sicher werden wir uns prächtig unterhalten und dann ...???
Ich wäre umgehend abgemeldet, das spürte ich und davor hatte ich Angst. Ich nahm alles hin nur damit diese Knalltüte mir bleiben würde.

Ich sprach mit ihm über seine Probleme und wo denn die Perspektive für ihn sei? Ich sagte nichts von dieser anderen, denn dann hätte ich ja zugeben müssen,was ich getan hatte. Ich war schlau und ich erreichte ihn durchs Reden, das spürte ich. Ich erzählte, wie ich mich fühlte mit ihm, wenn er sich immer wieder in seinen Turm zurückzog und ich unten wartete und hinauf blickte zu dem Fenster, hinter dem er unerreichbar war.
Tja, aber wo war die Lösung? Es gab keine. Aber ich hatte ihn erreicht und das war schon etwas.
Wir gingen schlafen, aber nur er schlief, während ich mich hin und her wälzte und die Zukunft als düsterschwarz ansah.
Am nächsten Tag wollte ich eher fahren, denn was sollte ich denn noch hier. Bei einem, der mich verlassen würde, wie er alle vor mir verlassen hatte? Wo ich ja doch nicht richtig erwünscht war.
Es war das einzige Mal, dass er mich bat, zu bleiben bis zum Abend.
Ich schmolz dahin, ER hatte auf einmal etwas getan, um Nähe zu erhalten. Das war neu und das fühlte sich wohlig an und warm.

Am Abend fuhr ich und hatte ein gutes Gefühl. Wir trafen uns dann doch am Ostersamstag und ich war seelig, aber nicht lange. Denn er checkte ständig sein Handy und wartete offenbar auf etwas, was nicht kam. Auf einen Vorschlag von ihr vielleicht? Auf ein Signal, das nicht kam?
Und ich konnte nichts tun außer zu hoffen und zu warten. Vorwürfe hätten ihn nur noch weiter weg getrieben, Tränen hätten ihn kaum berührt, allenfalls peinlich berührt. Klagen, keine Wirkung.
Ich litt im Stillen wie immer und hoffte.

Ein Wochenende später checkte ich wieder seine Mails. Sie hatte nicht geschrieben und er auch nicht. Irgendwann kam er mir drauf, dass ich gestöbert hatte. Wieder war ich die Unterlegene, musste es zugeben, denn er hatte eine Passwortsperre eingebaut. Ich konnte rein und raus, aber wenn man das Mailprogramm wieder öffnen wollte, ging es nicht. Daran sah er, dass ich die Sperre aktiviert hatte, natürlich ungewollt. Ich kroch zu Kreuze, weinte und er war gnädig. Die alte Ordnung des Machtgefälles war wieder hergestellt. Er oben und ich unten, wie meistens. Nur in letzter Zeit hatte ich manchmal Oberwasser und wägte mich in der Sicherheit, dass uns die Krisen letztendlich nur enger zusammenschweißen würden. Ich dachte und fühlte, was ich mir einbildete.

Offenbar war die Andere kein Thema mehr. Im Mai verreiste ich - natürlich ohne ihn. Und als ich wieder kam, hatte ich gesehen, dass er ihr geschrieben hatte. Diese Canaille hatte gewartet bis ich in Urlaub war! Er schrieb, er habe sich nicht eher melden können und berichtete von der Beziehung.
Es muss ein lange Mail gewesen sein, die ich nicht lesen konnte. Ich sah nur ihre dünne und lapidare Antwort, auf die er nochmals schrieb: "Ich hoffe, Du verstehst jetzt, warum ich mich nicht melden konnte. Die Beziehung läuft jetzt besser und dafür bin ich dankbar, obgleich ich weiß, dass es nicht von Dauer sein wird".

Er hatte mich verraten, sich bei ihr entschuldigt und glaubte ohnehin nicht mehr an uns. Und was tat ich? Ich schluckte auch das, sah es ihm nach wie alles Andere auch, nur damit er mir blieb.
Ich hatte meinen Stolz, mein Selbstbewusstsein verloren, ich war Verfügungsmasse von seinen Gnaden. Meine Gedanken kreisten nur um ihn. Ich hatte mein Leben aufgegeben, alles Andere erschien mir schal und langweilig und reizlos, denn mein ganzes Denken und Fühlen kreiste nur um ihn. Ich begab mich in die Warteschleife der Hoffnung. Eines Tages wird er ... und wir werden ...

Es dauerte nur noch ein paar Wochen, dann machte er Schluss. Per Mail. Es war ihm zu viel mit mir, er hielt es nicht aus! Es war zu Ende, unwiderruflich.
Aber ich hielt an ihm fest, bot ihm Freundschaft an. Ich konnte ihn nicht aus meinem Leben streichen. Ich würde dann eben eine Art Freundin sein.
Wie dumm ich war! Das geht doch gar nicht, denn alles was ich von ihm hörte, tat mir weh. Er lebte sein Leben, erzählte manche Dinge und die meisten nicht und ich dumme Kuh litt weiter. Ich hatte Sehnsucht. Die Gespräche mit ihm, wir konnten uns ja doch oft so gut unterhalten? Weg! Nie mehr sein Gesicht sehen, ihn nicht berühren! Seine Stimme nur noch übers Telefon zu hören, wenn überhaupt!
Es war die Hölle, denn Du kannst nicht von Beziehung auf Freundschaft umschalten, wenn Du was Anderes willst. Der Preis dafür ist, dass Du Dich nicht ablöst und das Leiden nur verlängerst.

Der Mailkontakt schlief etwas ein, d.h. er schrieb weniger. Ich nicht. Ich wollte ihm Dinge aus meinem Leben mitteilen, ihm etwas berichten, was ihm sowieso am Arsch vorbei ging und ihm damit beweisen, wie toll ich mit der Situation zurecht kam. Es war erbärmlich, aber ich merkte es nicht.
Irgendwann eine Mail von ihm, verklausuliert, verschleiert, wie so oft. Aber ich verstand sie. Er hatte eine Neue. Nicht die von damals, wieder eine Andere. Eine Fernbeziehung von mehreren 100 Kilometern, das wusste ich. Das war sein Muster, denn dann war er sicher. Einige 100 km schaffen Distanz und ermöglichen Nähe, wenn man es will. Und das wollte er.
Mit mir nicht, aber mit der anderen Frau. Das schrieb er natürlich nicht, aber mir war es klar. Ich war endgültig abgemeldet, er brauchte mich nicht mehr. Wofür auch? Für Gespräche? Daran lag doch nur mir was.

Ich rutschte in eine Phase von großem Kummer und großer Wut. Auf ihn und auf mich, weil ich mich treudoof immer selbst belogen hatte, gehofft hatte, wo keine Hoffnung war, mich untergeordnet hatte und mir alles gefallen ließ. Ich war wütend, weil er mir mein Selbstbewusstsein kaputt gemacht hatte und weil ich wie ein Hündchen immer wieder angetrabt war, um Aufmerksamkeit und Kontakt förmlich bittend. Gell, jetzt hast Du mich lieb!
Schuld war ich selbst, denn keiner hatte mich gezwungen, dieses Affentheater mit zu machen. Ich hätte gehen müssen, viel eher, hätte meinen Stolz bewahren müssen, hätte selbstbewusst zu mir stehen müssen, aber all das hatte ich vergessen. Denn ich war fixiert auf meinen Dealer. Er entschied, ob ich meinen Stoff bekam und wenn ja, wie oft und wie lange.
Der Preis dafür war hoch, denn ich hatte meine Eigenständigkeit und Selbstbestimmheit aufgegeben. Er hatte sie mir genommen und ich hatte es zugelassen und ermöglicht.

So funktionieren solche Beziehungen. Viel später erkannte ich es: es waren Beziehungsmuster, die ich aus der Kindheit übernommen hatte. Wie oft hatte ich als kleines Mädchen um Aufmerksamkeit gebuhlt, mich untergeordnet, damit ich Liebe und Zuwendung bekam? Wie traurig ich oft gewesen war und wie verlassen und unverstanden ich mich oft gefühlte hatte.
Es waren uralte Gefühle und Mechanismen, die ich mit ihm und auch in Beziehungen vor ihm nachgelebt hatte. Immer auf der Suche nach Erlösung, die nicht kam, weil ich sie bei einem anderen Menschen suchte, einem Mann, der mich endlich so lieben sollte, damit ich glücklich war. Ich suchte einen Retter, einen Heilsbringer, der mir beweisen würde, dass ich es wert war geliebt zu werden.

Und ich war selbst eine von der Sorte. Wie oft hatte ich Männer vergrault, die mir ihre Aufmerksamkeit schenkten? Wenn ich witterte, dass sie was wollten, verschwand ich. Ich war nicht erreichbar und wenn doch, dann war ich kalt und abweisend. Ich war gnadenlos, denn das sicherste Mittel mich in die Flucht zu treiben, war es , mir nachzulaufen.
Dann verteidigte ich meine "Freiheit" mit Klauen, bis er es kapierte und aufgab.
Aber diejenigen, die mir Unsicherheit bescherten, die ich im Grund genommen nicht bekommen konnte, die wollte ich.
Mein Ex. war das Paradebeispiel, das mich endlich mit mir selbst bekannt machte und mir zeigte, dass ich nicht nur die opferbereite und anpassungswillige Frau war.

Ich war bei mir angelangt und das verdanke ich ihm. Ich sehe ihn nicht mehr, wir haben keinen Kontakt und das ist gut so. Wenn er sterben würde, würde ich es vielleicht erfahren, aber wahrscheinlich erst mit Verspätung. Und umgekehrt.
Ab und an begegnen wir uns dienstlich. Dann grüßen wir uns, das ist alles. Ich will nichts mehr von ihm wissen, er interessiert mich nicht mehr.
Ich bin ich und ich will mein Leben leben. Ich bin wieder glücklich geworden, aber es war ein langer Weg. Und ich habe eine Beziehung, die eigentlich ganz gut funktioniert. Eigentlich, ein verräterisches Wort, das immer eine Einschränkung beinhaltet. Ja, eigentlich. Ich kann es aushalten, denn er verlangt mir nicht viel ab.
Er akzeptiert, dass ich Phasen habe, in denen ich "mein Ding" machen muss. Ich fahre auf einen Kongress und bin glücklich, dass ich in meinem Hotelzimmer alleine bin und bleibe noch das Wochenende dort. Ich unternehme was mir gefällt und brauche mich nicht anzupassen. Das brauche ich, von Zeit zu Zeit. Es sind mir oft die liebsten Tage im Jahr, wenn ich alleine bin. Ich brauche niemanden, ich telefoniere kaum und ich mache was ich will. Nur für mich zu sein, das mag ich. Nicht immer, aber ab und zu.
Oder ich gehe ins Theater, ganz spontan und sage ihm nur kurz Bescheid. Ich will niemanden dabei haben, mich auf das Stück konzentrieren, meinen Gedanken nachhängen und dann fahre ich nach Hause.
So funktionieren Bindungsvermeider. Sie brauchen ihren Freiraum, ihre Eigenständigkeit und das Gefühl, dass sie darüber entscheiden können.
Und umgekehrt werden sie zu willenlosen Gefährten, die sich anpassen, alles für den Partner tun, wenn der nicht zieht und abtrünnig wird.

Es ist eine Gratwanderung und eine Herausforderung, mit solchen Menschen zu leben. Es ist oft ein Drahtseilakt und es braucht einen Partner, der damit klar kommt, dass diese Menschen so sind und dass sie sich nicht ändern können.
Ehrlich gesagt, hast Du wenig bis keine Chancen, dass das was wird mit ihr. Du bist wie ich hoffnungslos unterlegen und weitgehend handlungsunfähig. Du hast wie ich das Szepter aus der Hand gegeben und befindest Dich in der traurigen Hoffungsphase, dass Du das Ruder zu Deinen Gunsten herum reißen kannst und sie gefügig machen kannst. Das ist trügerisch und Du betrügst Dich selbst, wenn Du Dir einredest, dass Du damit leben kannst. Mit diesen ganzen Einschränkungen, die sie Dir auferlegt.
Sie findet Dich nicht toll, aber Du findest sie unvergleichlich. Du kannst sie nicht glücklich machen, denn sie kommt prima ohne Dich zurecht (Enkel und Kind sind wichtiger als Du und alles andere auch), aber Du glaubst, nicht ohne sie leben zu können. Sie zählt nicht die Tage, bis sie Dich wieder sehen kann, aber Du zählst sie und sie werden lang und länger. Sie genießt ihre Zeit ohne Dich, ohne Ansprüche von Dir, ohne traurige Augen und ohne Jemanden, der hofft, dass sie sich für ihn interessiert.
Tja, sie ist oben und für Dich ist der Platz im Körbchen reserviert. Wie lebt es sich denn dort? Ich weiß, wie es sich anfühlt, ich habe es erlebt. Es ist nicht schön und die Lage ist oft verzweifelt. So verzweifelt, dass man sich einredet, wenn ich so und so bin und mich so und so verhalte, dann werde ich wieder attrakiv für den anderen. Dann wird er merken, wie gut wir zueinander passen und wie schön es doch zusammen ist. Du lebst in Wünschen und Träumen, aber die Realität siehst Du nicht. Denn Du bist auf Droge und sie ist Dein Dealer.

Daher auch Deine Abwehrreaktion. Bitte keine Ratschläge wie den, sie zu vergessen.
Ich gebe dir keinen Rat, denn Du bist alt genug und Du wirst das tun, was Du für richtig hältst. Du kannst ihr weiterhin hinterher hecheln oder es bleiben lassen.
Aber einen Rat habe ich doch: Vergiss Dich selbst nicht, lebe Dein Leben und lebe es gut. Wenn Du nicht auf Dich achtest, tut es keiner für Dich. Wenn Du Dir nichts wert bist und mit Dir verfahren lässt, wie es einem anderen passt, dann bist Du dem anderen auch nichts wert. Ach der schon wieder, gähn. Ich hätte andere Dinge zu tun, die mir besser gefallen. Oh Mann, ich will doch nur meine Ruhe und Zeit für mich.
Du kriegst das, was Du ausstrahlst und ihm Moment siehst es nicht gut aus. Wenn Du kein Selbstbewusstsein hast, werden andere auf Dir rumtrampen. Wenn Du Dir alles gefallen lässt, loten andere ihre Grenzen aus und überschreiten sie.
Und hör auf zu glauben, sie könnte sich ändern. Sie kann es nicht und sie will es auch gar nicht.

elcomportal
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Re: sie hat Bindungsangst, Fast Trennung. Bitte helft mir

Beitrag von elcomportal » Do 28. Sep 2017, 22:20

Vielen Dank für Eure Antworten.
Eben war ich bei weitläufig Bekannten, habe deren PC repariert. Sie ist schwierig, daß wußte ich, aber sie erzählte mir wie es bei ihnen abgelaufen ist. GENAU wie bei mir und Susi. Ganz genau. Wechsel Nähe - Distanz... Trennung wieder zusammen, Trennung wieder zusammen, ja und nun... wohnen sie zusammen und sind glücklich, Sie hat ihre Hobbies, er auch und sie als aktive Vermeiderin hat auch eigene Rückzugsorte. Aber die Beiden sind glücklich. Wir haben uns sehr lange unterhalten. Übrigens hat sie ggenau am selben Tag Geburtstag wie Susi, nur nicht das Selbe Jahr ;)
Na ja, entweder habe ich das selbe Schicksal oder es wird nichts, wir werden sehen. Ich habe von den Beiden viel gelernt.
Auf jeden Fall konzentriere ich mich erstmal auf michIch muß auch an mir arbeiten. Meine Trennungsängste überwinden, und dieser ewige Zwang, ständig Kontakt aufzunehmen und Whatsapp schreiben und gucken ob sie schon gelesen hat und warum sie noch nicht schreibt und und und.
Erst wenn ich diese Sachen im Griff habe, kann man mich wieder auf die Damenwelt loslassen. Sonst mache ich auch viel kaputt, egal ob es Susi noch mal sein wird oder eine Andere...
LG
Torsten

Sonnenblume10
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Re: sie hat Bindungsangst, Fast Trennung. Bitte helft mir

Beitrag von Sonnenblume10 » Fr 29. Sep 2017, 09:40

Ich gratuliere Dir zu der Einsicht, dass Du erst mal mit Dir selbst klar kommen musst, denn diese uralten Ängste in Dir (ich nenne sie immer Dämonen) steuern Dich, ohne dass Du es merkst. Sie liegen ganz tief drin in Deinem Unterbewusstsein, aber die Betondecke darüber wird rissig und sie dringen durch. Sie sind machtvoll und können Dir letztendlich alles kaputt machen.

Wenn ein Mensch von Bindungsangst gesteuert wird, dann hat er das verinnerlicht und man kriegt so was nicht weg mit der Methode, ich mache jetzt mal ein paar Sitzungen beim PT und dann bin ich clean.

Pass auf Dich auf und vor allem, mache Dich nicht zum Hampelmann wie ich damals.
Die Einstellung, das jetzt einfach mal auf Dich zukommen zu lassen, ist gut. Sie beschert Dir nämlich so was wie inneren Frieden.

Was passieren soll, passiert schon. Und wenn es nicht passiert, dann ist es meistens auch gut so. Ich denke, mit dieser lässigeren Einstellung kann man sich von der inneren Verkrampfung etwas lösen.

LG
Sonnenblume

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