ich habe seit einiger Zeit Probleme in meiner Ehe (ca. 3,5 Jahre verheiratet, 1 Kind im Alter von 2,5). Es gab keinen bestimmten Zeitpunkt, ab dem diese Probleme da waren, sondern sie haben sich so nach und nach eingeschlichen.
Zu meinem Mann und mir kann ich sagen, dass wir so ziemlich ähnlich ticken, was unsere Vorstellung von Beziehung, Freizeit, Aufteilung im Haushalt und wie unser Leben generell aussehen soll usw. betrifft. Wir haben viele ähnliche Interessen und könnten uns tagelang unterhalten, ohne dass uns der Gesprächsstoff ausgeht

Unser gemeinsames Kind war gewollt und hat auch unsere Ehe nicht irgendwie auf den Kopf gestellt. Klar ist vieles anders und anstrengender mit Kind, aber mein Mann ist begeisterter und liebevoller Vater, der - außer Stillen

Nun hat sich aber mehr und mehr das Problem eingeschlichen, dass er immer unzuverlässiger und schlampiger wird und ich ihm nicht vertrauen kann. Manches ist einfach nur ärgerlich, z.B. wenn er die Spülmaschine ausräumt und dann dreckiges Geschirr in den Schrank stellt. Wir hatten es so abgemacht, dass er für die Spülmaschine zuständig ist, und ich für die Sachen, die man per Hand spülen soll. Er muss also nur das fertige Geschirr aus der Maschine nehmen, schauen, ob es sauber geworden ist, und in den Schrank stellen. Die schmutzigen Sachen soll er draußen stehen lassen, die spüle ich dann mit der Hand. Aber es kommt so oft vor, dass ich mir etwa ein Glas oder einen Teller aus dem Schrank nehmen will und dann merke, dass da noch Essensreste drankleben. Ich muss jetzt jedes Mal extra nachschauen, um keine eklige Überraschung zu erleben.
Teilweise ist seine Nachlässigkeit aber auch schon gefährlich. Neulich ist ein Glas zu Bruch gegangen, er sagt, er kümmert sich drum, die Scherben wegzumachen und holt den Staubsauger. Am nächsten Tag finde ich trotzdem noch mehrere Scherben dort, und das ist auch noch die Stelle, an der unser Sohn immer spielt (nämlich direkt neben dem Spielteppich).
Anderes Beispiel: Er geht morgens immer kurz vor 7 aus dem Haus zur Arbeit. Mehrmals hat er dabei die Wohnungstür nicht richtig zugezogen, so dass sie dann offen stand. Mein Sohn und ich stehen ca. eine Stunde später auf und haben das dann bemerkt. Wir wohnen in einer Gegend, in der Wohnungseinbrüche sehr häufig vorkommen. Mir war wirklich jedes Mal Angst und Bange, als ich dann im Flur die offene Tür bemerkt habe. Abgesehen davon könnte unser Sohn auch einfach aus der Wohnung spazieren.
Generell würde ich es so zusammenfassen, dass er zwar die Tätigkeiten macht, also mit dem Staubsauger hantieren, die Türklinke in der Hand haben usw., aber eben nicht darauf achtet, dass auch das gewünschte Ergebnis dabei rauskommt, also Scherben komplett weg oder Tür zu. Mich stört nicht nur, dass dann teilweise gefährliche oder unangenehme Situationen durch die Nachlässigkeit meines Mannes eintreten, sondern auch, dass er bei Dingen, die uns / unser Zuhause usw. betreffen, nur so halb bei der Sache ist und sich nicht genug Mühe gibt.
Er hat einen guten und verantwortungsvollen Job, mit dem er - seinen Worten nach - zufrieden und weder über- noch unterfordert ist, und dort kommt sowas nie vor. (Ich kann natürlich nur das wiedergeben, was er mir erzählt. Aber ich glaube es ihm.)
Zum Glück können wir über alles reden. Ich versuche, mit ihm herauszufinden, warum das so ist, und ob wir beide irgendetwas ändern können, damit es besser wird. Er sagt auch immer, ihm tut das so leid, und er kann sich das nicht erklären, dass er so schlampig ist. Das ist eben das Problem: Wir finden keine Lösung. Er hat schon viele Vorschläge gemacht und teilweise auch umgesetzt, aber nichts hat sich geändert. Ein Vorschlag war, dass er bestraft werden soll, wenn er wieder etwas schlampig gemacht hat. Das wollte ich aber nicht - was ist denn das dann für eine Beziehung, wo ein Partner den anderen bestraft und der sich nur dann Mühe gibt? Also hat er sich selbst ein Bestrafungssystem ausgedacht: Für jede Nachlässigkeit zahlt er Geld auf das Konto unseres Sohnes ein. Gebracht hat es nichts, außer dass unser Sohn mittlerweile sehr, sehr viel Geld auf dem Konto hat. Und der Geldverlust scheint meinem Mann auch nicht genug auszumachen, um sich mal "am Riemen zu reißen" (sag ich jetzt einfach mal).
Andere Maßnahmen, die er sich ausgedacht hat, waren immer wieder neue und andere Listen und Excel-Tabellen, in denen er Dinge einträgt und sich selbst prüft. Zum Beispiel wollte er eine Tabelle mit allem machen, was er abends dann so überprüft, z.B.: "Spülmaschine ordentlich ausgeräumt?", und dann abhakt. Abgesehen davon, dass ein Häkchen hier nicht bedeutet, dass er es wirklich ordentlich gemacht hat und ich solche Maßnahmen auch irgendwie... komisch... finde, hat auch das nichts gebracht. Zwei, drei Tage arbeitet er mit solchen Listen, und dann lässt er die auch links liegen.
Oder er klebt sich Post-Its an die betreffenden Orte mit Erinnerungen wie "Nachgeprüft, ob schon eine offene Packung von irgendwas da ist, bevor ich eine neue öffne?", "Schrank komplett eingeräumt?"
Mir selbst fällt auch nichts mehr ein. Wenn das ab und zu mal vorkommt, ist das für mich ja kein Problem, ich bin auch manchmal schlampig und vergesse was. Aber bei ihm passiert das halt so oft, dass es das Zusammenleben im Alltag wahnsinnig stört. Ich möchte aber weder so weiterleben und das akzeptieren, noch ihn immer kontrollieren (war auch ein Vorschlag von ihm). Und schon gar nicht möchte ich dann ALLES zuhause übernehmen, damit der Alltag normal klappt.
Was dazukommt, ist, dass er auch bei Versprechungen und Zusagen (egal, ob es eine gemeinsame Abmachung zwischen uns ist oder die Versprechung von ihm selbst kommt) so unzuverlässig ist. Es ist Glückssache, ob er etwas einhält oder nicht. Kurz, ich kann mich einfach nicht auf ihn verlassen oder ihm vertrauen. Dauernde Kontrolle passt für mich nicht in eine Partnerschaft. Ich mache es weiterhin mit Vertrauen, falle damit aber immer öfter auf die Nase.
Er war am Anfang nicht so; es hat sich immer mehr eingeschlichen. Deshalb habe ich am Anfang auch noch keine Vorwürfe gemacht, aber jetzt halte ich das auch nicht mehr aus. Das Schlimme ist, er kann mir auch nicht sagen, warum das so ist. Er ist dann immer total verzweifelt (oder tut so? ich bin mir, ehrlich gesagt, nicht sicher) und sucht nach Möglichkeiten, das zu ändern - aber es ändert sich Null. Die Energie, die er kurz mal in seine Aufmerksamkeit bei solchen Alltagstätigkeiten oder beim Einhalten von Versprechungen stecken sollte, investiert er in das Entwerfen von "10-Punkte-Programmen, wie sich die Situation bessert", Excel-Tabellen zum Abhaken und ähnliches, ohne dass sich am Problem selbst was ändert.
Ich habe die Vermutung, dass er jetzt "angekommen" ist, mit Ehefrau und Kind, und sich nun passiv zurücklehnt und alles passieren lässt. Er engagiert sich nur "äußerlich" ("Schau mal, ich hab den Staubsauger in der Hand!", "Guck mal, ich habe mir jetzt Gedanken über eine Tabelle für mich gemacht!") Wenn es dann Streit gibt, ist er reumütig und verspricht alles Mögliche, hält das dann sogar ca. 2 Tage durch und ist ordentlich, und dann geht alles wieder von vorne los.
Er gibt sich auch bei mir nicht mehr so viel Mühe, z.B. kauft er Geburtstagsgeschenke für mich mehr oder weniger vor meinen Augen 1 Tag vorher und lässt dann noch die Kassenbons offen rumliegen, und vieles anderes. Aber er beteuert immer, dass er mich liebt und es für ihn das Schlimmste wäre, wenn wir nicht mehr zusammen wären.
Ich weiß echt nicht mehr, was ich machen soll. Ich habe mir schon mehrfach Rat geholt, was das Enttäuschen von gemachten Versprechungen usw. betrifft, aber es hilft mir nicht weiter. Soll ich "streng" sein? Soll ich das hinnehmen? Ich weiß es nicht. Beides fände ich nicht gut in einer Beziehung.
Wie gesagt, wir sprechen viel und auch tiefgründig. An mangelnder Kommunikation kann es wohl nicht liegen.
Vielleicht weiß jemand von euch noch einen Rat?