leidiges Thema: Bindungsangst

Lässt sich meine Beziehung retten?
eggi1972
Beiträge: 36
Registriert: Fr 14. Mär 2014, 09:52
Geschlecht:

leidiges Thema: Bindungsangst

Beitrag von eggi1972 » Fr 14. Mär 2014, 10:08

Hallo ,

ich suche nach Möglichkeiten und Verhaltensweisen, wie ich meine Beziehung zu einer tollen Frau retten kann.
Wir haben uns im September kennen - und lieben gelernt. Bis Mitte Januar war es ein Traum, viel zu schön. Schlüssel tauschen,
jeweils das andere Kind kennenlernen (beide 5 , wie super) , Eltern kennengelernt, Weihnachten und Silvester in Harmonie
als kleine Familie verbracht. Sie sprach von endlich angekommen, ich sei Ihr Traummann. Seit Januar zieht sie sich immer mehr
zurück. Fragt, wo ist die Liebe hin, redet oberflächlich, meidet Zweisamkeit. Ich habe den Fehler gemacht , sie zu drängen und habe
mir auch zugestanden fragen zu stellen. Seit Feburar ist ihrserseits totale Fu8nkstille. Wir haben uns am Mittwoch getroffen, beide
wollten die Beziehung beenden. Ende vom Lied, wir sind weiter zusammen, haben den jeweilig anderen Schlüssel noch. Sie hat
Bindungsangst, benötigt Ruhe und Abstand. Den habe ich ihr nicht gewährt. Ich verstehe nicht, wie eine SMS Druck ausüben kann.
Seit Mittwoch ist absolute Funkstille, ich werde mich nicht melden. Sie war bereits in Therapie, hat bisher ihre Beziehungen nach
3 Monaten abrupt und ohne weitere gnade beendet. Ich halte schon 6 Monate durch.
Wie soll ich weiter reagieren. Sie ist eine tolle Frau, steht mitten im Leben. Sagte aber auch, daß sie eine Erinnerung aus frühester Kindheit,
in der sie von ihrer Mutter alleine gelassen wurde . Wenn diese Angst nicht therapierbar ist, wie kann ich mich dennoch wieder in Erinnerung
bringen? Sie denkt und träumt von mir, bekommt Tränen, wenn andere nach mir fragen. Aber einmal Druck und sie ist bedient, da reicht ein schöner Tag per sms.
Ein Monat ohne persönlichen Kontakt ist schon heavy. Es muss doch irgendetwas geben, was ihr hilft. Sie ist schlapp, unentschlossen nicht
nur in Beziehungsfragen, hat Schlafstörungen. Das kann doch nicht nur von dieser ominösen Angst kommen , oder?

Ich werde sie an der langen Leine lassen, ihr Zeit geben. Nur macht das Sinn?

Danke für Eure Meinungen, ich liebe diese Frau wirklich, ansonsten hätte ich dieses leidige Thema längst beendet - aber sie fühlt ja auch noch was für mich.
Und, sie hatte 3 Jahre keine Beziehung mehr .

lg und ein schönes Wochenende.

sinnlos
Beiträge: 91
Registriert: So 16. Feb 2014, 19:26
Wohnort: Berlin
Geschlecht:

Re: leidiges Thema: Bindungsangst

Beitrag von sinnlos » Fr 14. Mär 2014, 10:38

mhmm du könntest dich ja mal umfassend über bindungsangst bzw. die persönlichkeitsstörungen, die dafür verantwortlich sein können, informieren - falls du das nicht schon getan hast. im grunde kannst du rein gar nichts dafür tun, dass alles 'normal' wird. du kannst nur lernen es zu verstehen und damit umzugehen oder - so hart es auch sein mag - dich von ihr trennen.

ich kenn solche beziehungen aus eigener erfahrung und empfand sie immer als besonders intensiv, aber eben auch sehr leidvoll und kräftezehrend.

eggi1972
Beiträge: 36
Registriert: Fr 14. Mär 2014, 09:52
Geschlecht:

Re: leidiges Thema: Bindungsangst

Beitrag von eggi1972 » Fr 14. Mär 2014, 10:48

vielen Dank. Die Beziehung war sehr intensiv, von anfang an. Kam mir schon komisch vor. Ich habe mir Bücher bestellt und werde mich mit dem Thema intensiv auseinandersetzen.

Nur , muss sie auch wollen. Ich habe mir eine komplette Kontaktsperre auferlegt. Denke , sie wird sich irgendwann melden.

Sachen gibt es ...

Warum hat sie sich nicht getrennt? Diese Frage macht mir den meisten Kummer.

Benutzeravatar
Mondlicht
Beiträge: 2003
Registriert: Sa 30. Jun 2012, 19:09
Geschlecht:

Re: leidiges Thema: Bindungsangst

Beitrag von Mondlicht » Sa 15. Mär 2014, 16:44

Hallo eggi,
eggi1972 hat geschrieben:ich suche nach Möglichkeiten und Verhaltensweisen, wie ich meine Beziehung zu einer tollen Frau retten kann.
Junge, junge... da birgst Du Dir aber was auf...

Ich will diesbezüglich nur wenige Zeilen schreiben. Aber wahrscheinlich nicht das, was Du hören willst. Sorry!!

Die Krux an der Sache ist ...

Vergiss es! Du hast keine Chance!! Du! kannst nicht gewinnen. Nur sie kann es für sich, für dich und für euch.
Aber sie wird es nicht wollen, weil das wegrennen einfacher ist als das verharren und annehmen.

Es ist leichter, Ängste zu übertünchen als sich ihnen zu stellen.

Zuerst werden es Kleinigkeiten sein, mit denen sie ihre Distanz herzustellen versuchen wird. Aber es wird heftiger werden bis es irgendwann an Deiner Person selbst hängen bleibt. Und im Endeffekt wird sie ihr Weltbild derart umkrempeln, bis es ihren Ängsten angepasst ist bzw die Ängste schmälert. ...Ironischerweise wird genau diese Weltsicht keinen Platz für Dich lassen bzw. wirst Du der Stein sein, der im Wege liegt, um diese Weltsicht auch zu leben. Und dann werden plötzlich so viele Dinge attraktiver erscheinen als das bestehende. Und die Angst wird das immer weiter multiplizieren.

Oh ja. Du hast wunderschöne Zeiten erlebt und glaubst wirklich, dass Du diese Zeiten zurückgewinnen kannst.

Nee kannste nich!

Sie wird es nicht zulassen. Auch wenn sie zu Dir zurückkommt, wird sie zuerst wieder die kleinen Distanzmechanismen einbauen, die Dich wiederum sofort auf den Plan rufen werden.
Der Teufelskreis beginnt von neuem und mit jedem Mal werden die Verletzungen massiver, wenn sie auf Distanz geht. Und das wird sie wieder tun!!!!

Mein Tipp an Dich. Geh! Lösche ihre Nummern aus allen Telefonen und auch aus Deinem Gedächtnis. Das geht übrigens ganz einfach. Eine bewusst falsche Telefonnummer antrainieren.

Verbiete Dir darüber nachzudenken, was sie tut oder tun könnte. Und verbiete evtl. gemeinsamen Bekannten, Dir auch nur die unbedeutendste Kleinigkeit zu erzählen.


So, jetzt kommen wir zu dir!
eggi1972 hat geschrieben:Wenn diese Angst nicht therapierbar ist, wie kann ich mich dennoch wieder in Erinnerung
bringen?
Du willst Dein Verhalten und Denken ändern? Warum? Um Dich ihr anzupassen, damit sie mit dieser neuen Art von Beziehung umgehen kann?
Du!!!! willst an Dir arbeiten, obwohl sie!!!! ein Problem mit Nähe hat?

Ich verrate Dir ein kleines Geheimnis. Sie kocht auch nur mit Wasser. Genau wie Du.
Und wenn sie Dir noch so toll erscheint -->sie ist es nicht!!!
Eure Beziehung war vollkommen? -->War sie nicht!!!
Sie ist so toll, wie Du sie sehen willst und eure Beziehung war/ist so vollkommen, wie sie es gestattet.

Erst wenn Du gegangen bist wirst Du Dich wieder selbst sehen und erkennen, dass Du es bist, der toll war. Daß Du es bist, der die wirkliche Kraft hatte.

Und Du wirst erkennen, dass es Menschen gibt, die das Geschenk, welches Du zu geben bereit gewesen warst auch als solches erkennen und dankbar annehmen werden.
Und bedenke, was für ein Geschenk Du geben wolltest. Ich denke, es ist so ziemlich das kostbarste welches es überhaupt gibt.
Lass es nicht in irgendeiner Ecke im Leben eines anderen Menschen verroten und vor sich hingammeln.

Ach und nochwas, was ich aus deinen Zeilen herauslas... Es ist IHR Problem. Mach es nicht zu Deinem. Du kannst noch gewinnen, aber nicht mit ihr!!!!

Übrigens und nur zum besseren Verständnis:
eggi1972 hat geschrieben:Sie war bereits in Therapie,
Diese Therapie hilft ihr mit ihrer Krankheit um zu gehen, ...hilft Dir persönlich allerdings kein Stück weiter! WEIL.... letztendlich (wenn überhaupt) nur die Symtome gelindert werden, die Angst und der Drang Distanz aufbauen zu müssen, bleibt trotzdem immer präsent. Was bleibt sind On/Off Beziehungen, die mehr Leid als Freude mit sich bringen. Zum Leidwesen Deiner Person.
Ein anderes Beispiel:
Wenn man Angst vor dem Zahnarzt hat, können einem die liebsten Menschen der Welt erzählen, wie wenig Angst man haben muss.

Und trotzdem geht man nur hin, wenn die Schmerzen unerträglich sind.
ERST DANN nimmt man Hilfe gerne an.

Keiner kann einen zwingen, und all das Gerede, all die guten Ratschläge oder Tipps kommen einem wie DRUCK vor, NIE so, wie sie gemeint sind.

Und solange SIE SELBST nicht ganz von selbst erkennt, dass etwas in IHR falsch läuft, kann keiner was machen.
Nicht der beste Therapeut, nicht der tollste Ratgeber oder Unterstützung.

Und nochwas:
Gerade Bindungsängstler bedienen sich, aber eher unbewußt und bedingt durch ihre Krankheit einer ziemlich wirksammen Waffe.
"Willst Du gelten, mach Dich selten" oder aber auch: "Der Mensch will immer genau das, was er nicht haben kann".
Durch ihren Zwang Distanz aufbauen zu müssen (obwohl es gerade so gut läuft), entziehen sie quasi die Bindung. Das wiederrum bewirkt beim Partner, das er zum einen die Welt nicht mehr versteht und zum anderen, das er anfängt zu rudern, um den (für ihn schönen) Zustand aufrecht zu erhalten. ...Die emotionale Abhängigkeit nimmt ihren Lauf. Und je mehr Du dann anfängst Fragen nach dem warum und weshalb zu stellen (selbst eine einfache banale SMS reicht da schon aus), desto mehr Druck baust Du auf, desto mehr zieht sich der Bindungsängstler zurück.
eggi1972 hat geschrieben:ich liebe diese Frau wirklich, ansonsten hätte ich dieses leidige Thema längst beendet - aber sie fühlt ja auch noch was für mich.
Ja, ja... dieses bohrende, nagende Gefühl, es einfach nicht zu verstehen, wie zwei Menschen, die sich beide lieben, aus diesem Grund einfach nicht zueinander finden können. Mit dem Verstand ist das ja auch kaum zu (be)greifen.
Das hilft Dir jetzt nicht, aber rede sie Dir nicht intelligenter, als sie ist.
Man kann viel in Menschen reininterpretieren und vieles als ganz toll bewerten, was eigentlich jeder tun würde für einen. Aber was bleibt unter dem Strich?

Was tat sie tatsächlich FÜR DIE BEZIEHUNG und was hast Du GEDACHT das sie dafür tut?

Erkenne wo die Wirklichkeit aufhörte und der Traum anfing .

Das dauert, aber hilft wirklich ganz enorm...


So, das war schon mehr, als ich überhaupt schreiben wollte.

Es gibt wirklich gute Lektüre zum Thema:
- "Jein!" von Stephanie Stahl
- "Nah und doch so fern" von Steven Carter / Julia Sokol
- "Ich lieb Dich nicht, wenn Du mich liebt" von Cassandra Philipps

Liebe Grüße
Mondlicht
☜✿☞☜✿☞☜✿☞☜✿☞☜✿☞☜✿☞☜✿☞☜✿☞☜✿☞☜✿☞☜✿☞
Wer fliegen will, muss loslassen was ihn runter zieht
☜✿☞☜✿☞☜✿☞☜✿☞☜✿☞☜✿☞☜✿☞☜✿☞☜✿☞☜✿☞☜✿☞

Benutzeravatar
Robinson
Beiträge: 265
Registriert: Fr 31. Aug 2012, 11:27
Geschlecht:

Re: leidiges Thema: Bindungsangst

Beitrag von Robinson » Sa 15. Mär 2014, 17:30

"Warum hat sie sich nicht getrennt? Diese Frage macht mir den meisten Kummer"

........weil sie dich nicht verlieren will.....!
So suspekt sich dieser Satz anhört,wenn du diese Frau annähernd verstehen möchtest ,musst du sämtliche bisherige Beziehungserfahrungen über Bord werfen und völlig umdenken!
Bei der Diagnose ist Vorsicht geboten, die kann letzlich nur ein Fachmann stellen ,aber bei den vakanten Merkmalen die du aufzählst erscheint es realistisch das deine Freundin eine Persönlichkeitsstörung aus dem Borderlinekomplex mit sich herum schleppt.Es gibt die verschiedensten Erscheinungsformen darunter.Ich las kürzlich in einer Quelle das in den Großstädten schon jede 5te Frau unter 30 Jahren betroffen ist, der Anteil ist ebenfalls stark anwachsend.
Ich denke auch , sie wird sich wieder bei dir melden!Du bist aktuell nur auf "schwarz" geschaltet.Melde du dich auf keinen Fall bei ihr!!
Was du tun kannst: Geh gedanklich völlig von ihrer Person weg.Mach für dich eine Liste was du willst, wie deine Lebensziele aussehen, was du zulassen kannst, aber auch was du gar nicht dulden wirst!
Wenn sie dann sich nochmal bei dir meldet, kannst du dich dann innerhalb deiner eigenen Grenzen schützen und kannst den Umgang mir ihr pflegen, welcher dir selbst gut tut.Aus dieser Position der Stärke kannst du ihr dann deine Bedingungen diktieren und ihr klarmachen was du von ihr verlangst.


Ps. sehe gerade das Mondlicht dir hier die Mechnanismen sehr schön ausgebreitet hat.Wenn du weiterführende Infos benötigst findest du hier weitere nützliche Infos und auch sehr viele identische Geschichten: http://www.borderlinezone.org/indexa.html

Wichtig ist immer das du bei dir bleibst, Achtsamkeit zu dir selbst übst und positiv in die Zukunft schaust - versuch sie nicht zu verstehen, da dies dir nur bedingt gelingen kann - da du gesund bist!

Robinson

Indiana
Beiträge: 1138
Registriert: So 6. Okt 2013, 20:23
Geschlecht:
Kontaktdaten:

Re: leidiges Thema: Bindungsangst

Beitrag von Indiana » So 16. Mär 2014, 05:48

Ich möchte auf den tollen Beitrag von Mondlicht und Robinsion antworten.
Es ist genau so bei uns, wie es hier beschrieben ist. Nur, dass ich schon tief in der Abhängigkeit sitze, wie ich jetzt lesen muss.

Da ich weiß, dass hier eher Antworten für den Themenersteller kommen und mich selbst das nervt, wenn sich einer als Trittbrettfahrer im fremden Thema breit macht, schreibe ich den Beitrag in mein Thema rein.
eine-frau-zurueckgewinnen-f20/bin-unsic ... ml#p157811
Wenn Du still bist, verstehen Dich nur Menschen, die dich fühlen

Indiana
Beiträge: 1138
Registriert: So 6. Okt 2013, 20:23
Geschlecht:
Kontaktdaten:

Re: leidiges Thema: Bindungsangst

Beitrag von Indiana » So 16. Mär 2014, 22:14

Robinson hat geschrieben:Wenn sie dann sich nochmal bei dir meldet, kannst du dich dann innerhalb deiner eigenen Grenzen schützen und kannst den Umgang mir ihr pflegen, welcher dir selbst gut tut.Aus dieser Position der Stärke kannst du ihr dann deine Bedingungen diktieren und ihr klarmachen was du von ihr verlangst.
Bin nicht sicher, ob das so funktioniert, denn die Bindungsangst bei ihr ist ja nicht gelöst. Wenn sie nämlich auf den Deal eingeht, wird sie nach kurzer Zeit dann doch wieder in die Flucht gehen und dann ist er aber emotionell wieder mitten drin. Schlimm wird es, wenn sie den neuen Prinzen präsentiert. Dann wird sie den Cut knallhart durchziehen, ohne Rücksicht und dann ist die Abnabelung für ihn noch heftiger.

Ich sehe nur den vollkommenen Kontaktabbruch als Lösung für ein gutes Selbst. Ob man gute Freunde wird, kann sich dann nach Jahren entscheiden, aber vorerst Null Kontakt zu nichts von ihr.
Wenn Du still bist, verstehen Dich nur Menschen, die dich fühlen

Sonnenblume10
Beiträge: 2949
Registriert: Mi 6. Jun 2012, 12:16
Geschlecht:

Re: leidiges Thema: Bindungsangst

Beitrag von Sonnenblume10 » Mo 17. Mär 2014, 11:06

Hallo, Eggi,

ich war in einer solchen Beziehung und ich war in Deiner Rolle - haargenau das gleiche. Und auch ich kann Dir nur sagen: Nur Abstinenz von dieser Frau hilft und zwar ganz konsequent.
Das tut grausam weh, ist keine Frage, aber Du kannst ihr nicht helfen. Sie mag Dich, irgendwo und irgendwie liebt sie Dich auch (noch), aber das Feuer vom Anfang ist lange erloschen.
Auch der Zeitablauf passt perfekt. Sie holte Dir die Sterne vom Himmel und Du sagtest Dir: Wahnsinn, diese Vorzeichen können doch nicht trügen. So etwas habe ich noch nie erlebt! Endlich ist sie da, die Traumfee!

Dann nach den ersten Monaten, kommen die Probleme. Erst vereinzelt, dann massiv. So seltsame Verhaltensweisen, die Dich verwirren und ratlos machen. Und zugleich keimt in Dir ein Verdacht, dass ein ernsthaftes Problem dahinter stecken könnte - und Du sitzt mit im Boot.
Sprich, ihre Probleme mit Bindung und letztendlich Verpflichtung, Verantwortung werden auch die Deinen.

Das Gemeine an diesen Beziehungen ist, dass man, bis man es merkt, emotional schon viel zu tief drin sitzt, sodass man keine Möglichkeit sieht, sich zu trennen. Alles akzeptieren, alles hinnehmen, sich alles schön reden, sich selbst belügen, die Schuld bei sich suchen (Ich müsste so und so sein, dann würde sie ...), alles verzeihen, das ist Deine Strategie. Und das alles für ein kleines bißchen "Liebe", nach der der Süchtige so giert, eben weil die schönen Momente Seltenheitswert haben. Und genau deswegen gierst Du so danach.
Du bist in einer hoffnungslos unterlegenen Position, denn sie gibt die Richtung vor, sie entscheidet über Nähe und Distanz, sie entscheidet, ob sie eine kleine Annäherung zulässt oder gleich wieder abblockt. Du bist nur noch ein Segel im Wind, denn der Wind ist sie.

Bindungsangst ist im Grund genommen NICHT therapierbar, denn sie beruht meist auf Prägungen aus der Kindheit. Sie wurde als Kind alleine gelassen, konnte keine sichere Bindung zu einer Bezugsperson aufbauen und hat verinnerlicht: Jeder wird mich eines Tages verlassen. Das kann ich nicht nochmals ertragen, das muss ich vermeiden. Und daher lässt sie zu niemandem eine feste Bindung zu, weil die ureigene Angst viel zu groß ist und das Angst machende daher vermieden wird. Das alles ist ihr nicht mal bewusst, denn das Unbewusste steuert ihre Handlungen.

Du hast zwar verstanden, was ihr fehlt, aber Du willst es nicht wahrhaben, dass Du machtlos bist. Mittlerweile bist Du da, wo ich war: Super, ich habe eine Mission, denn ich werde ihn heilen. Mit mir wird er endlich beziehungsfähig werden. Ich besorgte mir Ratgeber und auch er wollte an sich arbeiten, uns eine Chance geben. Aber es gab keine. Eine Zeitlang noch schleppte sich unsere Fernbeziehung, die mittlerweile kein Fundament mehr hatte (welches auch?), ein wenig freudlos dahin. Ich merkte, dass er sich MÜHE gab, aber es war eben Mühe und nicht etwa freies Wollen. Alles war abgekühlt, er hatte längst begonnen, seinen Traum, also die Projektion, die er von mir hatte, ins Negative zu korrigieren. Ich war nicht mehr viel wert. Nach einer ernsthaften weiteren Krise (er schaute sich bereits nach einer anderen um) "gewann" ich nochmals, hatte aber übersehen, dass ab jetzt mein Misstrauen das Szepter übernommen hatte und die Verlustangst noch mehr schürte. Dann trennte er sich. Wir blieben "Freunde", noch einige Monate. D.h. ich hielt Verbindung, weil mir das leichter erschien als ein konsequenter Kontaktabbruch. Lass Dich niemals darauf ein, es verlängert Dein Leiden ungemein.
Dann brach der Kontakt ganz ab, denn er hatte eine Neue. Und ich brauchte entsetzlich lange, ehe mein Leben wieder rund lief, wieder schön war und lebenswert, denn er hatte sukzessive und ganz nebenbei mein ohnehin fragiles Selbstwertgefühl kaputt gemacht. Das konnte er, denn ich hatte es zugelassen. Hätte ich ein gutes Selbstwertgefühl gehabt, wäre ich niemals in eine Beziehung mit einer solchen Abhängigkeit gerutscht, denn mein Selbstgefühl speiste sich aus seiner Zuneigung. War er nett und liebevoll, blühte ich auf und sah mich als toll, begehrenswert und attraktiv an, war er abweisend und kühl, war ich nicht mehr viel wert.

Ich denke, all das kommt Dir bekannt vor und ich kann Dir nur raten, was alle vor mir schon gesagt haben: trenne Dich, es gibt kein Medikament und Du kannst niemals ihr Therapeut werden.
Auch kein Therapeut kann ihr diese Ängste nehmen, denn sie ist gezeichnet und muss sich selbst mir ihren Defiziten herumplagen. Klar, sie kann nichts dafür, aber das hilft Dir auch nichts.

Frage Dich, warum Du Dich so sehr in diese Beziehung verstrickt hast? Was ist los mit Dir? Brauchst Du einen Partner, der mit Dir Schlitten fährt und der über das Maß der Zuneigung bestimmt? Was ist bei Dir selbst nicht in Ordnung?
Deine Partnerwahl spiegelt Dein Dilemma wieder: mangelndes Selbstgefühl, Abhängigkeit von Liebe und Bestätigung und ein Partner, der Dir alles verweigert. Bist Du am Ende selbst einer von der Sorte? Suchst Du genau da nach einer Beziehung, nach Liebe, wo Du sie nicht findest? Dann bist Du wie sie, denn auch Du hast Angst vor Bindungen, Du kommst nur von hinten. Ich will ja eine feste Beziehung, ich weiß es genau! Tatsächlich?
Und dann findest Du ausgerechnet sie, mit der es (wieder mal ) nicht möglich ist?

Meine Erfahrung: gleich ganz am Anfang merkt Dein Unbewusstes es. Dieser Mensch interessiert Dich innerhalb von Sekunden wie sonst keiner. Du willst alles von ihm wissen, alles erfahren, ständig mit ihm zusammen sein und dann "eroberst" Du ihn und fühlst Dich prächtig, denn auch Dein Partner zeigt alle Anzeichen einer wahnsinnigen Verliebtheit, die Deinen Verstand völlig vernebelt. Dein Unbewusstes hat die Wahl getroffen, denn keine reizte Dich so wie sie, denn Du hast es gleich am Anfang gemerkt. Da ist Spannung, Neugier, Sehnsucht zu Hause! Wie schal war Dein Leben vorher!
Und warum ist der Andere so spannend, so begehrenswert? Weil Du unbewusst schon längst weißt, dass es schwierig werden wird, dass Dein Wunschtraum nicht leicht zu erobern sein wird. Das steigert den Reiz ins Unermessliche.
Mit Verlaub, Du hast selbst eine Störung, genau wie ich. Auch ich suche da nach Nähe und Liebe, wo sie nur schwer oder gar nicht zu bekommen ist.
Die nette Frau bei Aldi an der Kasse, die Dich immer so nett anlächelt, interessiert Dich nicht weiter, denn sie ist langweilig und reizlos. Aber sie, sie ist was Besonderes. Und wenn sie etwas Besonderes ist, dann bist Du es auch! Dein Ego wird gewaltig gestreichelt, Dein Selbstgefühl gepusht und alles erscheint möglich. Aber nur eine Zeitlang!

Du hast sie gewählt, weil Du sie brauchst, um Deine Probleme zu beheben. Kein Partner kann aber Deine Probleme lösen, das musst Du selbst tun so wie sie auch. Und anstatt Dich gnadenlos selbst anzuschauen, schaust Du die Probleme des Partners an, denn das ist einfacher als sich selbst einen Spiegel vorzuhalten. Du willst ihr Therapeut sein und den Lorbeer ernten. Du wirst diese Ernte nicht einfahren und darüber solltest Du sogar froh sein, denn Du bekämst nie eine Beziehung mit ihr, die Dich glücklich machen würde. Da wäre immer ein Mangel, eine tiefe Sehnsucht in Dir, die sie niemals stillen würde. Du wärst ewig hungrig und würdest doch nie satt.
Also, fange bei Dir an und fange an, Dich selbst zu durchleuchten. Sie ist nur Deine Projektionsfläche und Dein Wegweiser für Deine eigenen Probleme.

Man kommt aus diesen Verstrickungen nur schwer raus und es hilft nur ein klarer Cut. Konsesquenter Kontaktabbruch, dann sein Leben allmählich wieder ins Gleis bringen. Das desolate Selbstgefühl wieder aufbauen und sich fragen, warum es von der Zuneigung eines einzigen Menschens abhängig war, das sollte Dein Plan für die nächsten Monate sein.
Wenn der Schmerz vorbei ist, kannst Du die Beziehung anschauen wie ein Stück auf der Bühne und dann wirst Du merken, wie eins das andere bedingte, wie auch Du unbewusst und ungewollt auf das Ende hingearbeitet hast.
Er könnte mich immer noch betören, das weiß ich und daher halte ich mich fern. Wir grüßen uns, wenn wir uns sehen (zwei- bis dreimal im Jahr), letzthin haben wir sogar nach drei Jahren wieder einige Worte gewechselt und das war sehr positiv. Ich habe es gemerkt, das Feuer von früher, es wäre noch da, aber daran habe ich mich bereits einmal verbrannt und das reicht. Und daher gibt es keinen Kontakt mehr, keine Mails, keine SMS, keine Telefonate - es ist zu gefährlich.
Er - mein Bindungsphobiker - war einzigartig, wundervoll und keiner konnte ihm jemals das Wasser reichen. Und als einen solchen Menschen behalte ich ihn in Erinnerung. Es hat lange gedauert, ehe Hass, Wut und Abwertung vergangen sind, ich habe meinen Frieden mit ihm gemacht und ihn entlassen: in ein Leben seiner Wahl.
Ich lebe meines und auch das ist gut so. Er hat mir sehr geholfen, nämlich auf die Sprünge geholen, was bei mir selbst verkehrt ist und einer Klärung bedarf. Bin ich nun geheilt? Nein, keinesfalls, aber zwei Dinge habe ich verinnerlicht:

1. Nur wer sich selbst wert schätzt, wird auch von anderen Menschen geschätzt und als wertvoll angesehen. Lass Dir Dein Selbstwertgefühl niemals von einem Menschen kaputt machen, sondern halte es in Ehren, denn es steht Dir zu.
2. Nur wer sich selbst lieb hat, wird von anderen geliebt und findet dann auch Menschen, die das gerne annehmen und erwidern und nicht solche, die mit einem riesigen Rucksack aus negativen Erfahrungen, Prägungen und Defiziten durchs Leben gehen und ihre eigenen Probleme zu denen des Partners machen.

LG
Sonnenblume

Benutzeravatar
Robinson
Beiträge: 265
Registriert: Fr 31. Aug 2012, 11:27
Geschlecht:

Re: leidiges Thema: Bindungsangst

Beitrag von Robinson » Mo 17. Mär 2014, 12:37

@Indiana
Ich wollte es nicht so vermitteln, das er ihre Nähe suchen soll bzw. auf ein Ex back warten, sondern eher im Sinne des Textes hier auch von Sonnenblume den Fokus von der Frau weg und in seinen Spiegel schauen soll.
Wir können viel über die Partner mit den diversen Persönlichkeitsstörungen fabulieren, vergessen dabei aber oft uns selbst anzuschauen.
Ich habe einmal gelesen das besagte Partner uns trotz aller Schmerzen die eine solche Verbindung mit sich bringt, ein großes Geschenk machen! - nämlich die Selbstannahme.Es besteht dann aktuell sowie hier bei Eggi, wie auch schon von Sonnenblume beschrieben, einmal zu schauen wo unsere "Löcher" bestehen , wo unser Mangel , unsere Defizite liegen - die wir mit dieser herrlichen, anfangst bedingungslosen Liebe der Partner füllen wollen.Warum brauchen wir es? Was suchen wir in der Person was wir selbst nicht haben? Ein gesundes Fundament in einer Beziehung besteht aus Geben und Nehmen.
Haben wir die Fähigkeit, wenn wir spüren das wir nur noch geben, uns verbiegen und symbolisch nach den Partner strecken müssen zu sagen "Halt - Stop" - bis hier her und nicht weiter?
Dies gilt im übrigen auch für Beziehungsmuster im üblichen Sinne.Es vernindert zumindest auch dieses "elende" Verhalten wenn der Partner durch ein Beziehungsaus den eigenen Mangel gnadenlos aufdeckt und die persönlichen Löcher bei uns riesengross sichtbar werden und in allen bunten Farben schillern....

Ich persönlich bin mit Diagnosen über Partner wie Eggi oder auch Sonnenblume sie schildern sehr vorsichtig.Selbst für Fachleute ist es äußerst schwierig genaue Diagnosen zu stellen.Auch steht die Wissenschaft bezüglich der Borderline Problematik die als Überbegriff für einige Persönlichkeitstörungen ( auch Nähe/Distanz Problematik) noch in den Kinderschuhen.
Dies Thema wird aber aufgrund unserer aktuellen Gesellschaftlichen Entwicklung einen immer größeren Raum einnehmen.
Nach derzeitigen Stand ist diese Erkankung zwar therapier - aber nicht heilbar.Betroffene können im Idealfall lernen damit umzugehen und Muster einzuordnen.
Das Verlangen etwas zu ändern muss immer von den Betroffenen selber kommen , ansonsten gerät man allzu schnell in die Rolle des Therapeuten und weicht von der Beziehungsebene ab.

Ich kann nur dazu raten, jetzt! die Chance zu nutzen - gnadenlose Selbstreflexion zu betreiben - und achtsamer und gestärkter aus dieser Situation heraus zu gehen!

Robinson

Sonnenblume10
Beiträge: 2949
Registriert: Mi 6. Jun 2012, 12:16
Geschlecht:

Re: leidiges Thema: Bindungsangst

Beitrag von Sonnenblume10 » Mo 17. Mär 2014, 17:43

Robinson hat geschrieben:Nach derzeitigen Stand ist diese Erkankung zwar therapier - aber nicht heilbar.Betroffene können im Idealfall lernen damit umzugehen und Muster einzuordnen.
Genau das sagte mir ein Therapeut, den ich danach gefragt hatte, auch. Bindungsangst ist - wenn überhaupt - nur schwer therapierbar. Es besteht nur eine Chance, wenn der Betroffene selbst etwas ändern will und dafür die Therapie in Kauf nimmt. Denn eine Therapie ist auch kein Sonntagsspaziergang bei Sonnenschein. Und dass derjenige überhaupt zu einem Therapeuten findet, muss der Leidensdruck schon sehr groß sein. Das ist er oft nicht, denn der Bindungsvermeider leidet ja kaum, er hat im Gegenteil viele Mechanismen gefunden, die ihm im Alltag sehr hilfreich sind und ihn gut durchs Leben kommen lassen. Beruflich sind sie oft gut, weil sie sich auf einer Sachebene ohnehin viel wohler fühlen als auf der emotionalen Ebene, wo vieles immer verschwommen bleibt.
Erst wird der neue Partner glorifiziert, also mit allen Attributen des idealen Partners auf der emotionalen Ebene versehen. Der Bindungsphobiker projiziert seine Idealvorstellung bestehend aus toller Geliebter, prima Kumpel, Ersatzmutter usw. auf die neue Eroberung und glaubt zunächst selbst: Dieses Mal wird es halten, dieses Mal wird es klappen. Ganz sicher, denn der/die Neue ist ja viel besser als die Vorgänger.

Das glaubt er solange, bis der idealisierte Wunschpartner dann zu einem normalem Menschen mit Ecken und Kanten, mit Wünschen und Ansprüchen, mit Defiziten und weniger schönen Verhaltensweisen mutiert. Das Idealbild, das er sich zurecht gezimmert hatte, denn es war nur ein Auswuchs seiner Phantasie (das leere Blatt, auf das man alles drauf schreiben oder malen kann), bröckelt mehr und mehr. Es folgen Abgrenzung und in der Folge - weil der Partner beginnt hinterher zu hecheln und die Bindung wiederherzustellen - Abwertung des Partners.

Der neue, einstmals so ideale Partner ist leider nicht so, wie er sich das vorstellte. Und da greift das Unterbewusste zu einem probaten Mittel, der Abwertung. Das zeigt sich in Kontaktvermeidung (denn wenn die Liebe weniger ist, will man nicht mehr so viel Zeit mit dem anderen verbringen), in abfälligen bis taktlosen Äußerungen, in Verschweigen (ein sehr mächtiges Instrument, weil der andere gegen eine Mauer rennt), in Verschleierungen (das habe ich nicht so gemeint, das hast Du falsch aufgefasst, das habe ich so nicht gesagt, das bewertest Du über) oder Verdrehungen (Du wertest mit Deiner Kritik unsere Beziehung ab und der schwarze Peter ist beim passiven, unterlegenen Teil). Das einstmals so warme Gefühl ist längst abgeflaut und hat einer emotionalen Kälte Platz gemacht.
Dem BP macht das nicht so viel aus, er hat sich eben getäuscht, das ist alles und nichts erscheint ihm attraktiver als seine sogenannte "Freiheit". Endlich wieder Ruhe, endlich keine SMS und kein Anruf mehr von Eggi, Gott sei Dank. Ich habe mich wieder in Sicherheit gebracht.
Wo also soll da ein Leidensdruck da sein, der BP fühlt sich pudelwohl, er hat seine Grenzen abgesteckt und gut ist es. Wieso sollte ausgerechnet ER zu einem Therapeuten gehen? Seine Welt ist in Ordnung und wie es dem anderen damit geht, das interessiert ihn relativ wenig, denn BPs sind meist sehr Ich-zentriert.

Erst dann, wenn sie merken, wie entsetzlich einsam es in ihrer Welt ist und wenn der nächste Mr. Perfect (oder Mrs. ...) nicht mehr verfügbar sind, beginnen sie zu überlegen und ziehen vlt. eine Therapie in Erwägung.
Das Grundproblem aber bleibt meistens, denn es ist so etwas wie braune oder blaue Augen. Man hat sie und damit muss man leben.
Therapien dauern lang und es braucht dafür einen sehr einfühlsamen und fähigen Therapeuten, denn der BP muss Zugang zu seinen Ängsten finden und genau dagegen sträubt er sich, denn wer quält sich gerne mit seinen Ängsten ab und das freiwillig und gegen Bezahlung? Und es gibt Fälle, wo kein Zugang mehr möglich ist. Der BP hat im Lauf seines Lebens so viel Schutt über seine Ängste getürmt, dass dieser Berg an erlernten Mechanismen, um durchs Leben zu kommen viel zu groß ist. Die Ängste sind da, sie tun ihr Werk, ohne dass der BP es merkt, aber der BP merkt nicht, dass seine Ängste ihn so handeln lassen. Die Ängste sind z.B. maskiert in einem ungewöhnlichen Freiheitsdrang (ich bin ich und der Rest interessiert mich nicht), in Ich-Zentrierung (ich bin mein Mittelpunkt im Universum) oder in ungewöhnlichen Verhaltensweisen (man weiß z.B. nie so richtig, kommt er jetzt zu einer Party oder nicht, hilft er nun beim Essen zubereiten, wie er es angekündigt hat oder vergisst er es wieder usw?). Alles bleibt vage, alles in der Schwebe.

Beziehungen mit BPs sind meist eine Qual für den leidenen Teil und sie sind immer überschattet vom Faktor Zeit. Denn der leidenden Part spürt die Bedrohung und fühlt, dass der BP einen anderen Zeithorizont hat als er. Der Leidende will eine feste Beziehung, die auf Dauer angelegt ist und der BP sieht das alles unter einem anderen Vorzeichen. Ein halbes Jahr, einige Monate, vielleicht sogar einige Jahre, aber Verlässlichkeit und emotionale Geborgenheit sind Fehlanzeige.

Und aufgrund der Abwertung des Noch- oder gerade weggeschobenen Partners ist der BP meist auch schnell bereit für etwas Neues. Denn die oder der dort, die/der mich letzthin so anlächelte und mich anhimmelte, die ist sicher ganz anders als der langweilige Eggi, der mir immer noch hinterher läuft, was mich ehrlich gesagt allmählich anödet und nervt. Wann kapiert er endlich, dass ich meine Ruhe will und tun und lassen kann, was ich will?
Gleichzeitig kann er am Partner durchaus noch hängen, denn es war ja auch sehr angenehm mit ihm, zumindest manchmal, aber in letzter Zeit nervt er nur noch. Und jede SMS und ist sie auch noch so "neutral" formuliert, sagt eines: Hallo, hier bin ich und ich wünsche mir Aufmerksamkeit von Dir. Bitte reagiere doch darauf und zeige mir, dass ich noch nicht ganz vergessen bin, denn Dein Verhalten tut mir weh!

Tja, der Anteil von Menschen mit Bindungsstörungen wird immer größer werden. Es gibt so viele Kinder, die Scheidungen und Trennungen aushalten müssen, wechselnde Bezugspersonen, Abschiede nehmen müssen, die sie überfordern und die erleben, dass anstatt Mama und Papa künftig nur noch Mama da ist und Papa nur manchmal. Und dann sind noch die vielen Kinder, die nicht gut betreut werden, rumgeschoben werden von Kita A nach Kita B, von der sie Mama abends gestresst abholt. Wie sollen diese Menschen eine gute Meinung von Bindungen haben, wo jede Bindung ja nur noch ein Modell auf Zeit ist?
Ich stamme noch aus einer Zeit, wo Ehescheidungen selten waren, aber auch ich habe manche Muster verinnerlicht, die mir heute noch zu schaffen machen.

LG
Sonnenblume

Antworten

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 1 Gast