Hilfe, bin sehr verzweifelt! Beziehung in "kritischer Phase"

Lässt sich meine Beziehung retten?
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TamaraB
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Hilfe, bin sehr verzweifelt! Beziehung in "kritischer Phase"

Beitrag von TamaraB » Mi 1. Jul 2015, 21:40

Ich bin momentan sehr verzweifelt. Nachdem ich das Buch "Bindungsangst - verstehen und überwinden" gelesen habe, bin ich auf den Link zu diesem Forum gestoßen.
Nun hoffe ich, dass ihr mir Tipps geben, Mut machen oder einfach von ähnlichen Erfahrungen erzählen könnt.



Vorgeschichte, wem die zu lange ist bitte weiter unten lesen

1. Phase unserer Beziehung - bis zur Trennung
Mein Partner und ich haben uns während des dualen Studiums kennen gelernt. Er hat mich umworben, wir hatten spaßige Abende mit Fußball und Filmen und als ich am wegdösen war, hat er mich zärtlich geküsst. (Es kam während der Kennenlernphase zu keinen tiefergehenden sexuellen Handlungen, da ich für solche erst einiges an Vertrauen aufbauen muss). Nach dem Kuss herrschte Stille und wir verloren kein Wort mehr darüber. Tage später fragte er mich dann, was zwischen uns laufen würde. Natürlich hatte ich mir bis dahin Gedanken gemacht, aber der Schmerz meiner vorherigen Trennung saß noch in mir und ich war mir nicht sicher, ob ich wieder Vertrauen fassen konnte, ob ich für eine Beziehung bereit war. Somit vertagte ich meine Antwort. Dann brach die letzte Studienwoche des Semesters an. (Hier sei anzumerken, dass wir uns nur während der Studienphase sehen konnten, unsere Praxisphase verbrachten wir in unterschiedlichen Unternehmen und wir wohnten 200km voneinander entfernt.) Ich sagte ihm, dass ich gerne mit ihm ein paar werden wollte und wir kamen zusammen.
Darauf folgte eine Praxisphase, bei der wir uns unter der Woche nicht sahen. Ich wollte ihm viel schreiben und ihn hören, merkte aber, dass er sich zurückzog und ihm mein Interesse anscheinend zu viel wurde. Das waren anstrengende Wochen. Nachdem dann wieder eine Studienphase anbrach sprachen wir uns aus.
Die folgenden Monate wuchsen wir immer mehr zusammen, lebten unsere gemeinsamen Interessen aus, hatten Spaß, unterstützen uns beim Studium und ich verliebte mich "unsterblich" (mir fällt kein besseres Wort ein um meine emotionale Bindung/Abhängigkeit? zu ihm zu beschreiben). Er kennt mich wirklich nur zu gut, weiß allzu oft was in mir vorgeht. Für ihn scheine ich ein offenes Buch zu sein. Wenn ich Probleme habe, unterstützt er mich und ich fühle mich geborgen.
Natürlich gab es zwischendrin immer mal wieder Streit, aber ich denke das ist normal, wenn 2 Individuen aufeinander treffen.
Wir waren mittlerweile knapp über 1,5 Jahre zusammen und fuhren zusammen in den Sommerurlaub. Ich merkte schon die Wochen davor, dass es immer öfter zwischen uns kriselte. Auch während des Urlaubs gab es öfter Streit.
Am Abreisetag geschah dann etwas ziemlich Unerwartetes… Wir waren mittlerweile wieder bei mir zu Hause und hatten einen kleinen, eigentlich unbedeutsamen Streit. Es ging wirklich nicht um etwas Weltbewegendes und doch blieb mein Partner ziemlich stur. Ich sprach an, dass er in letzter Zeit immer sturer wurde und dass dies bei den kleinen Streitereien nicht hilfreich war. Er wollte nicht wirklich auf mich eingehen und blieb stumm.
Nach ein paar Stunden und etwas Einreden von mir konnte ich ihm dann eine erschreckende Wahrheit entlocken. Er erzählte mir Folgendes: „In letzter Zeit möchte die eine Hälfte von mir immer wieder die Beziehung zerstören. Sie möchte in deine Wunden drücken, wie ich es eben bereits getan habe.“ Ich war total geschockt und fragte ihn nach seinen Gründen. „Ich weiß es nicht, dieses Gefühl ist einfach da“, antwortete er. Ich begann zu weinen, versuchte aber einen klaren Kopf zu behalten und erklärte ihm, dass dieses Gefühl wieder verschwinden könne und dass wir darauf warten sollen. Er stimmte mir zu. Ihm lagen seiner Aussage nach einige Eigenschaften an mir am Herzen und er wollte es noch einmal versuchen…
Die nächsten vier Tage hörten wir kaum etwas voneinander, er meldete sich ab und zu per SMS. Ich hatte die ganze Zeit ein so schlechtes Gefühl, sodass ich kaum schlafen konnte. Nach ein paar Tagen kam dann die SMS, dass er mich besuchen wollte. Dies endete damit, dass er nachts zu mir fuhr und mit mir Schluss machte. Er erklärte mir, dass das Gefühl, die Beziehung zerstören zu wollen, nicht weggehe. Er wisse zwar nicht, woher dieses Gefühl kam, aber er kannte sich selbst am besten, es würde nicht verschwinden.
Danach brach ich völlig zusammen, aß kaum mehr was und konnte mein Unglück nicht fassen. Da Praxisphase war, sahen wir uns nicht.

Wieder zusammenkommen
Dann kam wieder eine Studienphase. Wir trafen uns am ersten Tag zufällig beim einkaufen und nachdem wir uns überraschend gut unterhalten haben beschlossen wir, freundschaftlich den Abend zu verbringen. Dabei tranken wir Bier, waren angetrunken und er küsste mich. Ich war völlig schockiert, er ging schnell auf Abstand und war selbst sprachlos.
„Was machen wir hier?“, fragte er mich. „Ich weiß es nicht…“ „Ist das vielleicht eine zweite Chance?“ Ich schwieg. Meine Gefühle überwältigten mich, mir war schon immer klar gewesen, dass ich noch etwas für ihn empfand, dass er einen großen Platz in meinem Herzen hatte. Doch mindestens genauso groß war auch der Schmerz, den er dort hinterlassen hatte…
Wir gingen wieder hinein und setzen uns. Auf einmal offenbarte er mir ein Geheimnis: „Ich habe schon öfters an meiner Entscheidung gezweifelt, mich gefragt, ob die Trennung das Richtige war“. Er fuhr fort und erklärte, dass er dies eben als eine zweite Chance sah. Er fragte mich, ob ich dies auch so sehe und diese Chance annehmen möchte.
Ich fühlte mich hilflos, hilflos überrannt von der Situation und meinen Gefühlen für ihn. Und so erörterte ich ihm noch einmal, dass er mich sehr verletzt hatte und die letzten Wochen für mich der Horror waren. Trotzdem wollte ich ihm die Wahrheit nicht enthalten und erklärte, dass ich mich gerade bei ihm wohl fühlte.
„Bei einer zweiten Chance liegt ein großer Berg voll Scheiße vor uns.“ „Das weiß ich. Das schaffen wir.“ Und so sagte ich einer erneuten Beziehung zu.





Unsere "aktuelle" Beziehung - Der für mich wichtige Teil, der mich veranlasst, euch zu schreiben
Danach lief es im großen und ganzen wirklich gut. Ich fühlte mich, als ob unsere Beziehung an Reife gewonnen hat und war sehr glücklich. Mittlerweile schlossen wir unser duales Studium ab und es zeigte sich, dass wir nicht beieinander arbeiten können. Zwischen uns liegen nun 300km und dauerhaft eine Fernbeziehung. Das nagte sehr an mir. ein Hoffnungsschimmer war ein Versetzungsantrag, den mein Partner ausfüllte um in meine Gegend zu kommen. Dieser wurde leider abgelehnt und ich war traurig darüber, aber natürlich war alles in der Macht stehende getan. (Meine Firma besitzt nur meine eine Filiale, ich kann mich nicht versetzen lassen. Die Firma meines Partners ist sehr gut überall vertreten.)
Zwischendurch gab es natürlich immer etwas Streit, das wurde dann aber geklärt. Über Ostern hatten wir einen wunderschönen Urlaub, waren sehr glücklich und er hat mir eine Herz-Kette (eine besondere Geste) geschenkt.
Im Mai lief alles aus dem Ruder...
Plötzlich wurden bei mir Lebensmittelallergien festgestellt, ich hatte Probleme mit meinen sonstigen Allergien und Asthma und es stellte sich heraus, dass ich eine Darmentzündung hatte. Die Fülle überforderte mich, auch wenn ich wusste, dass ich an keinem von den Sachen sterben würde. Dazu kam dann noch, dass im raum stand, dass meine Mutter Krebs hat! Ich war am Boden!
Nichtsdestotrotz habe ich von meinem Partner nicht die von mir erhoffte Aufmerksamkeit bekommen. Er sorgte sich nicht, wirkte sehr unemotional dem Thema gegenüber. Sein Verhalten machte mich sauer. Er meinte, das sei alles behandelbar. Und hier passierte mir ein böser Schnitzer. Ich schrieb "Darmkrebs wäre nicht einfach heilbar". Diese Darmkrebs-Metapher war mir in den Sinn gekommen, weil ich wegen meiner Mutter so sehr mit dem Thema Krebs beschäftigt war. Ich meinte damit nie, dass ich Darmkrebs habe. Mein Partner hat dies allerdings daraus gelesen und es als schlimme Aussage, um ihn hinters Licht zu führen, aufgefasst.
Daraufhin gab es auch wegen den kleinsten Sachen Streit, z.B. machte er mich an, weil ich zu lange zum fertig machen gebraucht habe. Oder weil wir zu spät aufgestanden sind. Das waren wirklich Horror-Wochen für mich. Er ist sogar in meinem Auto ausgerastet und hat etwas kaputt gemacht... Das schockierte mich sehr und darüber bin ich noch nicht hinweg.
Vor 3 Wochen erfuhr ich dann, dass ich eine Schilddrüsenerkrankung habe. Auch hier blieb er emotionslos und hatte kaum Aufmunterung für mich übrig. Mittlerweile hatten wir 3 Wochenenden hinter uns, an denen wir uns nicht mehr gestritten haben. Das beruhigte mich. Und doch sagte er dann am Sonntag zu mir: "Wir befinden uns in einer kritischen Phase". Was für ein Schock!!
Letztes Wochenende habe ich ihn auf seine Unemotionalität zu meinen Erkrankungen angesprochen. Nach 3 Stunden Streit habe ich endlich die Wahrheit aus ihm herausbekommen: Er nagte noch immer an der Darmkrebs-Sache. Ich habe mich mittlerweile mehrmals für diesen Sch**ß-Satz entschuldigt und ihm die Hintergründe erklärt. Und doch lässt ihn das anscheinend nicht los...
Es kommt für mich noch schlimmer: Es stehen wieder die Versetzungsanträge an. Also fragte ich ihn Freitag, was er für Orte angegeben hat. Und er nannte mir zwei Orte, diese lagen alle bei ihm in der Nähe, nicht bei mir! Die Fernbeziehung würde also weitergehen. Wieder war ich sehr schockiert! Als Grund für diese Entscheidung nannte er "Bauchgefühl", mehr nicht...
An dem Abend habe ich mich aus Frust besoffen (nicht das Beste, werde ich nicht wieder tun, sehe ich ein). Das fand mein Partner nicht gut und war sauer auf mich. Als ich mit ihm reden wollte, habe ich Gesprächsfetzen mit seiner Familie mitbekommen: "Wie lange seit ihr schon zusammen?"
Später habe ich ihn dann gefragt, ob er über Trennung geredet hat. Er antwortete: "Eine Trennung habe ich ja bereits in Betracht gezogen."


Plötzlich ist die Liebe dahin, für ihn ist es kritisch. Ich habe das Buch gelesen und habe die Annahme, dass er ein aktiver Vermeider ist... Dass er an Bindungsangst leidet, sich deswegen jetzt zurückzieht, mich verletzt usw... Liege ich richtig? Habt ihr Tipps für mich?
Ich möchte die Beziehung behalten! Ohne meinen Partner... Ich möchte diese Hölle nicht noch mal erleben. Er ist meine Stütze, ich liebe ihn...
Vor Wochen waren wir doch noch so glücklich... :cry:

Entschuldigt, dass der Text so lange geworden ist... Ich danke jedem von euch, der sich die Zeit nimmt, meine Geschichte trotzdem zu lesen!

Suhalley
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Re: Hilfe, bin sehr verzweifelt! Beziehung in "kritischer Ph

Beitrag von Suhalley » Fr 10. Jul 2015, 08:09

Hallo Tamara,

ich habe mir der Vollständigkeit jetzt einfach mal alles durchgelesen.
TamaraB hat geschrieben: Ich habe das Buch gelesen und habe die Annahme, dass er ein aktiver Vermeider ist... Dass er an Bindungsangst leidet, sich deswegen jetzt zurückzieht, mich verletzt usw... Liege ich richtig?
Diese Frage wird Dir nur ein Fachmann beantworten können und zwar nach ausgiebigen, langen Sitzungen mit Deinem Partner und nicht aufgrund Deiner Aussagen und Interpretationen des Geschehenen.

Was jedoch ein deutliches Warnzeichen seinerseits ist, war die Aussage bezüglich seines Drangs, die Beziehung "kaputtmachen" zu wollen. Das ist mir sehr bekannt und würde für eine Bindungsangst sprechen - Du weißt jedoch auch, dass diese nur schwer bis garnicht zu überwinden ist?! Eine Beziehung zu einem Bindungsängstler aufrechtzuerhalten wird Dich immer unglaublich viel Kraft und Einfühlungsvermögen kosten und Du wirst zu großen Teilen mit Deinen eigenen Bedürfnissen auf der Strecke bleiben, nur um die Beziehung am Leben zu erhalten.

Die schönsten Phasen mit solchen Menschen sind immer die Anfangsphasen (oder die Phasen nach einer Trennung/Distanz), denn die sind noch nicht verbindlich; je nach Verlauf der Beziehung kan diese Phase schnell oder weniger schnell ins Negative umschlagen, bei Euch hat die Beziehung vermutlich deshalb recht "lange" gehalten, weil ihr diese Praxisphasen zwischendrin hattet, in denen er genug Abstand zu Dir gewinnen konnte um nicht davonzulaufen. Dasselbe nach Eurer zweiten Chance - es war eine Fernbeziehung und ihr konntet Euch nie "zu nah" kommen, eine gewisse Distanz war in all den Jahren immer gewahrt und von ihm sicher auch (bewusst oder unbewusst) so gewollt.

Ein Bindungsängstler - sollte er denn einer sein - wird auch emotional nie in einem größeren Umfang für Dich da sein können. Es wird ihm schnell alles "zu viel" werden, wie man bei Euch zum Beispiel sehr schön an Deinen Erkrankungen erkennen kann. Er schottet sich ab, nimmt keinen Anteil und ist erst recht nicht an Deiner Seite um Dich aufzubauen, das musst Du schon alleine schaffen. Vielmehr empfindet er es als anstrengend, wenn Du Dich mit Deinen Ängsten und Deiner Trauer an ihn wendest. Er möchte Dir emotional nicht verpflichtet sein. Kannst Du damit auf Dauer leben?

Ich fürchte, diese Erkrankungen und Dein psychischer Zustand haben ihn auf den harten Boden der Realität geholt - Du bist eine Frau mit Problemen, Du kommst mit diesen Problemen nicht alleine zurecht sondern möchtest Deinen "Anspruch" auf seine Fürsorge geltend machen und davon fühlt er sich gefangen und eingenommen; seine Reaktion darauf ist eiskalter Rückzug wie Du es ja gerade bemerkst. Er ist emotionslos Dir gegenüber und ganz offensichtlich möchte er Eure Beziehung auch nicht mehr intensivieren, denn anstatt ein gemeinsames Leben anzustreben, bleibt er lieber in seiner Umgebung und verzichtet somit auf Dich - was Dich natürlich verletzt.
TamaraB hat geschrieben:Ich möchte die Beziehung behalten! Ohne meinen Partner... Ich möchte diese Hölle nicht noch mal erleben. Er ist meine Stütze, ich liebe ihn...
Nach dem was Du so beschreibst ist er Dir keine Stütze! Im Gegenteil, Deine Probleme lassen ihn kalt und lösen Rückzug in ihm aus. Das wird auch so bleiben, denn das ist ein Schutzmechanismus den Menschen mit Bindungsangst (immer vorausgesetzt er leidet tatsächlich darunter) verinnerlicht haben. Man kann daran arbeiten, wenn der Betroffene selbst darunter leidet, aber er wird mutmaßlich nie in dem Umfang ein fürsorglicher und verlässlicher Partner sein können, wie Du es Dir wünschst oder brauchst. Treten Probleme auf lautet der erste Weg Rückzug, ohne dass man dagegen etwas tun kann, diese Vorgänge laufen automatisch in einem ab, da führt kein Weg dran vorbei.

Du solltest Dir noch einmal bewusst machen, ob Du tatsächlich in der Lage bist, mit so einem Menschen auf Dauer eine Beziehung führen zu können, so hart das auch sein mag. Ich lese bei Dir schon eine emotionale Abhängigkeit ihn betreffend heraus, Du machst Dein Glück und Dein Wohlergehen sehr von ihm abhängig, was wiederum pures Gift für eine Beziehung zu einem Bindungsängstler ist. Er bräuchte eigentlich eine Frau an seiner Seite, die ihr eigenes Ding macht und von sich aus Distanz einfordert und lebt. Du jedoch scheinst eher eine Frau zu sein, die nach Gemeinsamkeit und Fürsorge strebt...dann wirst Du bei ihm auf Dauer am langen Arm verhungern fürchte ich.


LG
Suhalley

TamaraB
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Re: Hilfe, bin sehr verzweifelt! Beziehung in "kritischer Ph

Beitrag von TamaraB » Mo 13. Jul 2015, 08:47

Vielen Dank für deine Antwort!
Ich hatte schon befürchtet, dass mir niemand antwortet... :(
Suhalley hat geschrieben: Nach dem was Du so beschreibst ist er Dir keine Stütze! Im Gegenteil, Deine Probleme lassen ihn kalt und lösen Rückzug in ihm aus.
Das stimmt nicht ganz. Da mein Text schon zu lange war habe ich ein paar Sachen ausgelassen. Zu dem Thema kann ich sagen, dass er mir durchaus und auch bei ernsten Problemen eine Stütze war!
Beispiel:
Während des dualen Studiums war meine Übernahme durch den Arbeitgeber sehr gefährdet und das hat mich sehr belastet. Er hat mir damals immer wieder Mut gemacht und auch mit mir gelernt und dafür gesorgt, dass ich mir auch Freizeit nehme. Auch dank ihm ist damals alles gut gegangen.

Auch bei vergleichsweise kleineren Problemen hilft er mir noch jetzt und gibt Tipps.

Es gibt anscheinend nur vereinzelt große Probleme (wie die Krankheiten), die ihn zu überfordern scheinen...
Suhalley hat geschrieben:Ich lese bei Dir schon eine emotionale Abhängigkeit ihn betreffend heraus, Du machst Dein Glück und Dein Wohlergehen sehr von ihm abhängig, was wiederum pures Gift für eine Beziehung zu einem Bindungsängstler ist.
Das stimmt leider... Ich bin emotional sehr abhängig von ihm. Die Einsicht darüber kam schon bei unserer Trennung 2013... Und obwohl ich versuche mir im Kopf klarzumachen, dass eine solche Abhängigkeit nicht gut ist, ist das alles einfacher gesagt als getan... :(
Suhalley hat geschrieben:Er bräuchte eigentlich eine Frau an seiner Seite, die ihr eigenes Ding macht und von sich aus Distanz einfordert und lebt.
Darüber bin ich mir nicht sicher... Denn warum hat er mich dann gewählt und auch wiederhaben wollen? Ich bin wirklich verwirrt über seine Verhaltensweise...

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Re: Hilfe, bin sehr verzweifelt! Beziehung in "kritischer Ph

Beitrag von Suhalley » Mo 13. Jul 2015, 09:44

TamaraB hat geschrieben: Die Einsicht darüber kam schon bei unserer Trennung 2013... Und obwohl ich versuche mir im Kopf klarzumachen, dass eine solche Abhängigkeit nicht gut ist, ist das alles einfacher gesagt als getan...
Tut mir leid, aber das sind Ausreden. Wenn ihr, bzw. Du das oder ein Problem schon 2013 erkannt habt und Du nichts daran geändert hast, dann hat das etwas mit dem Wollen zu tun. Gegen emotionale Abhängigkeit kann man aktiv etwas tun, in erster Linie für sich selber. Solange man sich jedoch zu bequem dafür ist und sich dahinter versteckt, "dass es ja nicht so einfach ist", wird sich nichts ändern und man bleibt in der bequemen und leidenden Opferrolle...womit wir auch nathlos zum nächsten Punkt übergehen können:
TamaraB hat geschrieben:Denn warum hat er mich dann gewählt und auch wiederhaben wollen?
Hast Du schonmal etwas von dem sogenannten Schlüssel-Schloß-Prinzip gehört?

Gewisse Muster ziehen sich gegenseitig praktisch magisch und unterbewusst an; ein hervorragendes Beispiel dafür sind Bindungsängstler mit aktiven und passiven Mustern. Der Aktive Vermeider erobert, umgarnt, der Passive (schwächere) Teil lässt sich umschmeicheln, beide nähern sich an, der Passive Part hängt sich an den Aktiven, dieser wiederum fühlt sich plötzlich erdrückt und bricht aus. Der Passive Part leidet und fühlt sich in seiner machtlosen Opferrolle bestätigt, bis der aktive Part wieder zu seinem passiven Teil zurückkehrt, allerdings nur so lange bis er sich wieder eingesperrt fühlt. Wieso die Rückkehr? Eben weil der passive Partner es ihm möglich macht indem er oftmals lange verharrt und in seinem Unglück praktisch fast ertrinkt.

Auch ein vollkommen gesunder Mensch kann an einen Partner mit Bindungsängsten geraten, allerdings geht es hier oftmals so aus, dass der gesunde Mensch in der Phase der Abnabelung des aktiven Vermeiders schon beschließt, dass er so nicht mit sich umgehen lassen möchte, während der passive Vermeider praktisch alles über sich ergehen lässt. Ein gesunder Mensch hat an diesen "Erfahrungen" der plötzlichen emotionalen Kälte und dem Fall von Wolke 7 auf den harten Boden der Realtität sicher auch zu knabbern, aber er sorgt dann oftmals wieder dafür, dass es ihm besser geht und er sich von dem Menschen, der sich so abstrus verhalten hat, fernhält. Ein passiver Bindungsvermeider lässt sich nur zu gern wieder auf sein Gegenstück ein, denn tief in ihm drin vermeidet er ebenso eine Beziehung wie der Aktive, es ist ihm nur nicht bewusst. Und das ist eigentlich das "Schlimme" daran, während der aktive Vermeider sich irgendwann darüber bewusst wird, dass mit ihm etwas nicht stimmt weil er immer wieder ausbricht, so kommen nur die wenigsten passiven Vermeider darauf, dass SIE selbst es sind die dort nach Liebe suchen, wo sie diese niemals finden werden.

Sonnenblume10
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Re: Hilfe, bin sehr verzweifelt! Beziehung in "kritischer Ph

Beitrag von Sonnenblume10 » Mo 13. Jul 2015, 10:51

Es ist leider alles wahr und noch dazu sehr gut beschrieben, was Suhalley anmerkt. Die zwei Personen finden zueinander, weil sie so gut zueinander passen. Der eine kann seine aktiv betriebene Bindungsangst nur an einem emotional abhängigen Partner ausleben und der passive, also ertragende und leidende Part braucht wiederum den aktiven dazu, um die einprogrammierten Muster von passiver Bindungsvermeidung ausleben zu können. So gesehen fast eine "Traumbeziehung", weil der eine das hat und lebt, was der andere nicht hat und umgekehrt.

"On/Off"-Beziehungen sind oft symptomatisch dafür. Der aktive Part vermisst irgendwann den Partner auch, von ihm beschrieben mit den Worten "ich war mir nicht sicher, ob die Trennung richtig war" und dockt wieder an. Die "Gefahr", dass der Andere sich wieder viel zu stark an ihn bindet und er das nicht erträgt, sieht er in diesem Moment nicht, denn der Partner, der weg war, erscheint wieder sehr attraktiv zu sein, eben weil er weg ist. Aber eben nur bis zu dem Zeitpunkt, an dem der passive Teil wieder unbewusst Druck ausübt, weil er sich eine richtige Beziehung mit Hand und Fuß wünscht. Zumindest vordergründig. Hintergründig sieht es anders aus, denn auch der passive Teil hat Bindungsängste, die er nur andersrum auslebt und vor sich selbst maskiert. Ich will doch nur eine richtig feste Beziehung, aber ich finde nie den Richtigen dafür. Er ist entweder nicht bindungsfähig oder bereits in einer Beziehung, womöglich verheiratet oder er ist zu alt oder zu jung oder passt vom Bildungsstand nicht. Alles Dinge, die einer stabilen Beziehung langfristig im Weg stehen.
Der aktive Teil ist somit der Geradlinigere, er geht den direkten Weg, während der passive Teil von hinten kommt und Umwege geht. Ich will doch nur wie alle anderen auch eine feste Beziehung. Warum aber sucht er dann da, wo er sie nicht findet?

Ein Bindungsvermeider lässt den Anderen am ausgestreckten Arm emotional verhungern, denn er wird immer wieder kalt und emotionslos sein. Vielleicht kamen auch Deine Krankheiten gar nicht von Ungefähr, denn auch das ist ein Mittel der Seele, um Aufmerksamkeit und Pflege zu erheischen. Um so grausamer, wenn der Partner nicht angemessen darauf reagiert, sondern lapidar sagt; das ist heilbar und damit die Botschaft übermittelt: Stell dich nicht so an, das ist nicht so Besorgnis erregend wie Du tust! Behellige mich nicht mit Deinen Problemen!
TamaraB hat geschrieben:Er hat mir damals immer wieder Mut gemacht und auch mit mir gelernt und dafür gesorgt, dass ich mir auch Freizeit nehme. Auch dank ihm ist damals alles gut gegangen.
Tamara, er hilft Dir bei Dingen, die sachlich sind, aber nicht emotional belastet. Siehst Du das denn nicht? Er hilft Dir und unterstützt Dich im Beruf, das ist eine Sache, die ihm emotional nichts abverlangt. Er richtet Deinen PC und ist hilfsbereit, aber auch nur bei Dingen, die ihn gefühlsmäßig nicht tangieren. Er kann der hilfsbereiteste Mensch sein, aber in dem Moment, wo Du emotionalen Druck auf ihn ausübst (das geschieht meist unbewusst), z.B. indem Du Ängste (um Deine Mutter z.B.) ausssprichst oder selbst krankheitsbedingt verzagt bist, reagiert er kalt und verständnislos. Denn diese Dinge sind auf der emotionalen Ebene angesiedelt und genau diese macht ihm Probleme. Und das wird sich auch nicht ändern. Du hast mit ihm, was Gefühle angeht, meist einen Eisschrank zur Seite.
TamaraB hat geschrieben:. Er erzählte mir Folgendes: „In letzter Zeit möchte die eine Hälfte von mir immer wieder die Beziehung zerstören. Sie möchte in deine Wunden drücken, wie ich es eben bereits getan habe.“ Ich war total geschockt und fragte ihn nach seinen Gründen. „Ich weiß es nicht, dieses Gefühl ist einfach da“, antwortete er
Das ist erschreckend, aber für einen Bindungsvermeider symptomatisch. Er weiß, dass er etwas gefunden hat, was wertvoll ist und doch gibt es eine Seite in ihm, die ihn das alles kaputt machen lässt. Er boykottiert die Qualität einer Beziehung durch Rückzug, Kälte. Verständnislosigkeit, mangelndes Einfühlungsvermögen und schließlich, je länger und stärker der von ihm gefühlte Druck währt, durch Kränkungen, Abwertungen Deiner Person, durch bewusste Provokation, die im Streit endet, ja auch in Form von Hinwendung zu einer anderen Frau. All das tut ein aktiver Bindungsvermeider, obwohl auch er sich sehr nach Liebe und Wärme sehnt. Aber wenn er all das gefunden hat, macht er wieder alles kaputt und bestraft sich damit auch selbst.
TamaraB hat geschrieben: Liege ich richtig? Habt ihr Tipps für mich?
Es ist durchaus möglich, aber was hilft es Dir, wenn Du es weißt? Gar nichts. Ich begriff nach einigen Monaten auch, was ihm fehlte, las Bücher und fand darin unsere kranke Beziehung im Detail beschrieben. Es ist aber ein Trugschluss zu glauben, man könnte als Partner etwas heilen, noch dazu, wo er das ja vermeidet. Er will sich nicht groß damit auseinander setzen, er will seinen Stiefel weiter leben, denn ihm geht es ja ganz gut damit. Er will sich nicht ändern und umformen lassen, im Gegenteil. Wenn Du das versuchst und Dich zu seiner Therapeutin machen willst, wird er störrisch und geht völlig auf Rückzug. Du kannst ihn nicht heilen, da er nicht geheilt werden will. Und Du hast als Partner gar nicht die Kompetenz dazu, denn dazu bräuchte es einen Menschen mit Abstannd, der nicht emotional mit ihm verbunden ist. Verfalle nicht in die Illusion, Du könntest auch nur ansatzweise etwas bewirken.
TamaraB hat geschrieben:Ohne meinen Partner... Ich möchte diese Hölle nicht noch mal erleben. Er ist meine Stütze, ich liebe ihn...
Tamara, da klingeln bei mir die Alarmglocken! Was für Aussagen! Du willst die Hölle der Trennung nicht nochmals erleben, was im Gegenschluss bedeutet, dass Du mit ihm den Himmel erlebst. Genau das tust Du nicht, denn Dein Beitrag ist voller Schmerz und Ratlosigkeit. Du hast glückliche Phasen mit ihm gehabt, die aber immer eines waren: zeitlich begrenzt.
Eure Beziehung war, auch wenn Du es nicht wahrhaben wolltest, immer von Endlichkeit und Fragilität überschattet.
Er ist Deine Stütze? Er lässt Dich eiskalt im Regen stehen, ist emotionslos und kalt und das soll Deine Stütze sein?
Und Du? Brauchst Du eine Stütze, um durchs Leben zu kommen?
Ein anderer Mensch kann eine wunderbare und heilsame Begleitung durchs Leben sein, aber er ist niemals dazu da, Dir das zu geben, was Du von Natur aus viel zu wenig hast! Er ist nicht Dein Retter, er ist nicht dazu da, dass Du Dich endlich vollständig und angekommen fühlst.
Du solltest in dieser Hinsicht an Dir selbst arbeiten. Du wirkst viel zu bedürftig und gerade dadurch kommen auch solche Beziehungen: sie zeigen Dir DEINE Defizite und Fehlhaltungen auf und weisen Dich darauf hin, worin es bei Dir hapert? Du musst anfangen, Dich unabhängiger vom Wohl und Wehe anderer zu machen, selbstständiger zu werden und vor allem an Dich zu glauben, unabhängig davon, ob Dein Partner gerade mal liebevoll oder abweisend ist.

Ich habe es auch versucht, wollte ihn heilen und verfolgte damit nur ein Ziel: er sollte endlich so sein, wie ich ihn haben wollte, liebevoll, partnerschaftlich, interessiert usw. Ich konnte seine anderen Seiten nicht akzeptieren, ich kam nicht damit zurecht, denn ich litt in der Beziehung. Aber ich versuchte es immer wieder, die Beziehung zu stabilsieren und ihm zu beweisen, welch wunderbare Partnerin ich doch für ihn war. Ich wollte unentbehrlich für ihn werden und wurde genau das Gegenteil. Er trennte sich und damit war ich gezwungen, bei mir selbst anzufangen. Ich wäre heute anders, wenn er nicht gegangen wäre und so gesehen, musste ich sogar dankbar sein, dass er mir aufgezeigt hat, was bei mir alles im Argen lag.
Es wäre Deine Aufgabe, die Realität anzuerkennen und bei Dir selbst anzufangen, anstatt ihn zu diagnostizieren und therapieren zu wollen.

LG
Sonnenblume

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