Nun hoffe ich, dass ihr mir Tipps geben, Mut machen oder einfach von ähnlichen Erfahrungen erzählen könnt.
Vorgeschichte, wem die zu lange ist bitte weiter unten lesen
1. Phase unserer Beziehung - bis zur Trennung
Mein Partner und ich haben uns während des dualen Studiums kennen gelernt. Er hat mich umworben, wir hatten spaßige Abende mit Fußball und Filmen und als ich am wegdösen war, hat er mich zärtlich geküsst. (Es kam während der Kennenlernphase zu keinen tiefergehenden sexuellen Handlungen, da ich für solche erst einiges an Vertrauen aufbauen muss). Nach dem Kuss herrschte Stille und wir verloren kein Wort mehr darüber. Tage später fragte er mich dann, was zwischen uns laufen würde. Natürlich hatte ich mir bis dahin Gedanken gemacht, aber der Schmerz meiner vorherigen Trennung saß noch in mir und ich war mir nicht sicher, ob ich wieder Vertrauen fassen konnte, ob ich für eine Beziehung bereit war. Somit vertagte ich meine Antwort. Dann brach die letzte Studienwoche des Semesters an. (Hier sei anzumerken, dass wir uns nur während der Studienphase sehen konnten, unsere Praxisphase verbrachten wir in unterschiedlichen Unternehmen und wir wohnten 200km voneinander entfernt.) Ich sagte ihm, dass ich gerne mit ihm ein paar werden wollte und wir kamen zusammen.
Darauf folgte eine Praxisphase, bei der wir uns unter der Woche nicht sahen. Ich wollte ihm viel schreiben und ihn hören, merkte aber, dass er sich zurückzog und ihm mein Interesse anscheinend zu viel wurde. Das waren anstrengende Wochen. Nachdem dann wieder eine Studienphase anbrach sprachen wir uns aus.
Die folgenden Monate wuchsen wir immer mehr zusammen, lebten unsere gemeinsamen Interessen aus, hatten Spaß, unterstützen uns beim Studium und ich verliebte mich "unsterblich" (mir fällt kein besseres Wort ein um meine emotionale Bindung/Abhängigkeit? zu ihm zu beschreiben). Er kennt mich wirklich nur zu gut, weiß allzu oft was in mir vorgeht. Für ihn scheine ich ein offenes Buch zu sein. Wenn ich Probleme habe, unterstützt er mich und ich fühle mich geborgen.
Natürlich gab es zwischendrin immer mal wieder Streit, aber ich denke das ist normal, wenn 2 Individuen aufeinander treffen.
Wir waren mittlerweile knapp über 1,5 Jahre zusammen und fuhren zusammen in den Sommerurlaub. Ich merkte schon die Wochen davor, dass es immer öfter zwischen uns kriselte. Auch während des Urlaubs gab es öfter Streit.
Am Abreisetag geschah dann etwas ziemlich Unerwartetes… Wir waren mittlerweile wieder bei mir zu Hause und hatten einen kleinen, eigentlich unbedeutsamen Streit. Es ging wirklich nicht um etwas Weltbewegendes und doch blieb mein Partner ziemlich stur. Ich sprach an, dass er in letzter Zeit immer sturer wurde und dass dies bei den kleinen Streitereien nicht hilfreich war. Er wollte nicht wirklich auf mich eingehen und blieb stumm.
Nach ein paar Stunden und etwas Einreden von mir konnte ich ihm dann eine erschreckende Wahrheit entlocken. Er erzählte mir Folgendes: „In letzter Zeit möchte die eine Hälfte von mir immer wieder die Beziehung zerstören. Sie möchte in deine Wunden drücken, wie ich es eben bereits getan habe.“ Ich war total geschockt und fragte ihn nach seinen Gründen. „Ich weiß es nicht, dieses Gefühl ist einfach da“, antwortete er. Ich begann zu weinen, versuchte aber einen klaren Kopf zu behalten und erklärte ihm, dass dieses Gefühl wieder verschwinden könne und dass wir darauf warten sollen. Er stimmte mir zu. Ihm lagen seiner Aussage nach einige Eigenschaften an mir am Herzen und er wollte es noch einmal versuchen…
Die nächsten vier Tage hörten wir kaum etwas voneinander, er meldete sich ab und zu per SMS. Ich hatte die ganze Zeit ein so schlechtes Gefühl, sodass ich kaum schlafen konnte. Nach ein paar Tagen kam dann die SMS, dass er mich besuchen wollte. Dies endete damit, dass er nachts zu mir fuhr und mit mir Schluss machte. Er erklärte mir, dass das Gefühl, die Beziehung zerstören zu wollen, nicht weggehe. Er wisse zwar nicht, woher dieses Gefühl kam, aber er kannte sich selbst am besten, es würde nicht verschwinden.
Danach brach ich völlig zusammen, aß kaum mehr was und konnte mein Unglück nicht fassen. Da Praxisphase war, sahen wir uns nicht.
Wieder zusammenkommen
Dann kam wieder eine Studienphase. Wir trafen uns am ersten Tag zufällig beim einkaufen und nachdem wir uns überraschend gut unterhalten haben beschlossen wir, freundschaftlich den Abend zu verbringen. Dabei tranken wir Bier, waren angetrunken und er küsste mich. Ich war völlig schockiert, er ging schnell auf Abstand und war selbst sprachlos.
„Was machen wir hier?“, fragte er mich. „Ich weiß es nicht…“ „Ist das vielleicht eine zweite Chance?“ Ich schwieg. Meine Gefühle überwältigten mich, mir war schon immer klar gewesen, dass ich noch etwas für ihn empfand, dass er einen großen Platz in meinem Herzen hatte. Doch mindestens genauso groß war auch der Schmerz, den er dort hinterlassen hatte…
Wir gingen wieder hinein und setzen uns. Auf einmal offenbarte er mir ein Geheimnis: „Ich habe schon öfters an meiner Entscheidung gezweifelt, mich gefragt, ob die Trennung das Richtige war“. Er fuhr fort und erklärte, dass er dies eben als eine zweite Chance sah. Er fragte mich, ob ich dies auch so sehe und diese Chance annehmen möchte.
Ich fühlte mich hilflos, hilflos überrannt von der Situation und meinen Gefühlen für ihn. Und so erörterte ich ihm noch einmal, dass er mich sehr verletzt hatte und die letzten Wochen für mich der Horror waren. Trotzdem wollte ich ihm die Wahrheit nicht enthalten und erklärte, dass ich mich gerade bei ihm wohl fühlte.
„Bei einer zweiten Chance liegt ein großer Berg voll Scheiße vor uns.“ „Das weiß ich. Das schaffen wir.“ Und so sagte ich einer erneuten Beziehung zu.
Unsere "aktuelle" Beziehung - Der für mich wichtige Teil, der mich veranlasst, euch zu schreiben
Danach lief es im großen und ganzen wirklich gut. Ich fühlte mich, als ob unsere Beziehung an Reife gewonnen hat und war sehr glücklich. Mittlerweile schlossen wir unser duales Studium ab und es zeigte sich, dass wir nicht beieinander arbeiten können. Zwischen uns liegen nun 300km und dauerhaft eine Fernbeziehung. Das nagte sehr an mir. ein Hoffnungsschimmer war ein Versetzungsantrag, den mein Partner ausfüllte um in meine Gegend zu kommen. Dieser wurde leider abgelehnt und ich war traurig darüber, aber natürlich war alles in der Macht stehende getan. (Meine Firma besitzt nur meine eine Filiale, ich kann mich nicht versetzen lassen. Die Firma meines Partners ist sehr gut überall vertreten.)
Zwischendurch gab es natürlich immer etwas Streit, das wurde dann aber geklärt. Über Ostern hatten wir einen wunderschönen Urlaub, waren sehr glücklich und er hat mir eine Herz-Kette (eine besondere Geste) geschenkt.
Im Mai lief alles aus dem Ruder...
Plötzlich wurden bei mir Lebensmittelallergien festgestellt, ich hatte Probleme mit meinen sonstigen Allergien und Asthma und es stellte sich heraus, dass ich eine Darmentzündung hatte. Die Fülle überforderte mich, auch wenn ich wusste, dass ich an keinem von den Sachen sterben würde. Dazu kam dann noch, dass im raum stand, dass meine Mutter Krebs hat! Ich war am Boden!
Nichtsdestotrotz habe ich von meinem Partner nicht die von mir erhoffte Aufmerksamkeit bekommen. Er sorgte sich nicht, wirkte sehr unemotional dem Thema gegenüber. Sein Verhalten machte mich sauer. Er meinte, das sei alles behandelbar. Und hier passierte mir ein böser Schnitzer. Ich schrieb "Darmkrebs wäre nicht einfach heilbar". Diese Darmkrebs-Metapher war mir in den Sinn gekommen, weil ich wegen meiner Mutter so sehr mit dem Thema Krebs beschäftigt war. Ich meinte damit nie, dass ich Darmkrebs habe. Mein Partner hat dies allerdings daraus gelesen und es als schlimme Aussage, um ihn hinters Licht zu führen, aufgefasst.
Daraufhin gab es auch wegen den kleinsten Sachen Streit, z.B. machte er mich an, weil ich zu lange zum fertig machen gebraucht habe. Oder weil wir zu spät aufgestanden sind. Das waren wirklich Horror-Wochen für mich. Er ist sogar in meinem Auto ausgerastet und hat etwas kaputt gemacht... Das schockierte mich sehr und darüber bin ich noch nicht hinweg.
Vor 3 Wochen erfuhr ich dann, dass ich eine Schilddrüsenerkrankung habe. Auch hier blieb er emotionslos und hatte kaum Aufmunterung für mich übrig. Mittlerweile hatten wir 3 Wochenenden hinter uns, an denen wir uns nicht mehr gestritten haben. Das beruhigte mich. Und doch sagte er dann am Sonntag zu mir: "Wir befinden uns in einer kritischen Phase". Was für ein Schock!!
Letztes Wochenende habe ich ihn auf seine Unemotionalität zu meinen Erkrankungen angesprochen. Nach 3 Stunden Streit habe ich endlich die Wahrheit aus ihm herausbekommen: Er nagte noch immer an der Darmkrebs-Sache. Ich habe mich mittlerweile mehrmals für diesen Sch**ß-Satz entschuldigt und ihm die Hintergründe erklärt. Und doch lässt ihn das anscheinend nicht los...
Es kommt für mich noch schlimmer: Es stehen wieder die Versetzungsanträge an. Also fragte ich ihn Freitag, was er für Orte angegeben hat. Und er nannte mir zwei Orte, diese lagen alle bei ihm in der Nähe, nicht bei mir! Die Fernbeziehung würde also weitergehen. Wieder war ich sehr schockiert! Als Grund für diese Entscheidung nannte er "Bauchgefühl", mehr nicht...
An dem Abend habe ich mich aus Frust besoffen (nicht das Beste, werde ich nicht wieder tun, sehe ich ein). Das fand mein Partner nicht gut und war sauer auf mich. Als ich mit ihm reden wollte, habe ich Gesprächsfetzen mit seiner Familie mitbekommen: "Wie lange seit ihr schon zusammen?"
Später habe ich ihn dann gefragt, ob er über Trennung geredet hat. Er antwortete: "Eine Trennung habe ich ja bereits in Betracht gezogen."
Plötzlich ist die Liebe dahin, für ihn ist es kritisch. Ich habe das Buch gelesen und habe die Annahme, dass er ein aktiver Vermeider ist... Dass er an Bindungsangst leidet, sich deswegen jetzt zurückzieht, mich verletzt usw... Liege ich richtig? Habt ihr Tipps für mich?
Ich möchte die Beziehung behalten! Ohne meinen Partner... Ich möchte diese Hölle nicht noch mal erleben. Er ist meine Stütze, ich liebe ihn...
Vor Wochen waren wir doch noch so glücklich...

Entschuldigt, dass der Text so lange geworden ist... Ich danke jedem von euch, der sich die Zeit nimmt, meine Geschichte trotzdem zu lesen!