Eine Liebe in 6 Akten - hab ich ihn zu früh aufgegeben?

Lässt sich meine Beziehung retten?
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soundscape
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Eine Liebe in 6 Akten - hab ich ihn zu früh aufgegeben?

Beitrag von soundscape » So 4. Jun 2017, 16:26

Hallo Leute, ich wollte mir mal eine objektive Einschätzung abholen zu meiner Lage - hab ich richtig gehandelt oder zu früh alles weggeworfen?

Letzte Woche habe ich alles mit meinem Typen beendet, weil ich keinen Sinn mehr gesehen habe. Jetzt frag ich mich, ob ich es überstürzt habe und doch noch eine Chance besteht, dass wir zueinander finden, oder ob es die richtige Entscheidung war und wir einfach nicht zusammen funktionieren. Ich sehe schon, dass ich Fehler gemacht habe, teilweise zu viel Druck, aber ich bin auch jemand, der Probleme mit dem Selbstwertgefühl hat und dann alles in Frage stellt, wenn eine gewisse Zeit nichts vom anderen kommt. Aber er hat auch viele Dinge falsch gemacht, mir viel zu wenig gegeben. Hab ich zu schnell alles aufgegeben?

Vor 7 Monaten habe ich jemanden aus einer 100km entfernten Stadt kennengelernt, mit dem ich sowas wie eine Vorstufe zu einer Beziehung hatte. Wir waren nie offiziell zusammen, haben aber öfter darüber geredet. Es hat sich immer "ernst" angefühlt, als ob wir eben auf eine Beziehung zusteuern. Es gab in der Zeit viel auf und ab, Probleme, aber auch schöne Zeiten. Insgesamt haben wir uns in 7 Monaten nur 12 mal gesehen.

Es war aber immer sehr frustrierend mit ihm in der Zeit, wenn wir uns nicht gesehen haben. Für mich war es irgendwie klar, dass man in der Zeit, in der man nicht zusammen ist, das dann irgendwie ausgleichen muss, sei es durch Telefonieren, Whatsapp o.ä. Richtig telefoniert haben wir vielleicht 3x länger – in den 7 Monaten (lag an ihm). Aber er scheint das nicht zu brauchen. Ich hab einfach gemerkt, dass er absichtlich sehr viel Abstand zu mir reinhaut - er streitet das immer ab und begründet es mit seiner vielen Arbeit. Für mich ist das aber ganz wichtig, um alles "am laufen zu halten". Als ich ihn mal darum gebeten habe, mir ab und zu was „zurückzugeben“, damit ich weiß, dass er noch an mir interessiert ist, ist er auch ausgetickt und hat gesagt, wenn ich ihm etwas vorschreiben will, wird er immer genau das Gegenteil von dem machen, was ich will. Er weiß von meinem angeknacksten Selbstwertgefühl, aber will mir da absichtlich keine Stütze sein, weil das an mir liegt, das zu verbessern. Ja, ist ja auch richtig, aber wenn der andere dann absichtlich seine Zuwendung zurückfährt, gerade dann, wenn man innerlich in einer Krise ist und es eigentlich so sehr bräuchte, dann finde ich das irgendwie gefühllos.

Ich habe mich oft nicht wertgeschätzt gefühlt, weil ihm IMMER alles wichtiger war als ich. Ich hatte wirklich für sehr vieles Verständnis für ihn. Aber irgendwann hört das eben auch mal auf, wenn man andauernd wieder zu hören bekommt, „ne, kann dich da nicht sehen, ich muss jetzt dringend xy machen“. Erst dachte ich, es ist nur eine Phase, aber nein, egal was oder nach wie vielen Monaten ich es probiert habe, er hatte super selten Zeit für mich. Das längste am Stück waren mal 20 Stunden. Ich durfte nie länger bleiben, weil er noch so viel zu tun hatte. Ich hab mich besonders in den letzten zwei Monaten sehr abgewiesen von ihm gefühlt; das hat richtig an mir genagt. Es ist ja nicht schlimm, wenn mal n Treffen nicht klappt – aber er hat sich niemals um eine Alternative bemüht und nicht mal im Ansatz gezeigt, dass es das schade findet – ging halt nicht bei ihm und fertig. Und er war immer sehr unverbindlich, wenn ich ihm mal was Konkretes gefragt habe, wie z.B. ob wir uns dann und dann sehen können, weil ich zufällig in der Stadt bin. Er hat seine Antworten dann extrem lange hinausgezögert und war auch immer vage – ich wusste NIE woran ich bei ihm bin. Und an diesen Sachen, besonders seiner fehlenden Zeit für mich, ist es dann auch schließlich für mich zerbrochen.

Wie es begann:
Wir haben uns auf Tinder kennengelernt. Es ging alles sehr schnell bei uns, schon nach einer Woche und drei Dates war ich mir sicher, dass ich nur ihn wollte. Er war auch sehr enthusiastisch und hat mir seine Zuneigung deutlich gezeigt.

Krise 1:
Es gab mehrere kleinere und eine große Krise bei uns. Die erste, nachdem ich ihn nach einem Monat auf Whatsapp gefragt habe, ob wir jetzt zusammen sind (jaaa, ein Fehler :roll: aber ich war nach kurzer Zeit schon schwer verliebt). Er hat geschrieben, es wäre ihm viel zu früh, jetzt schon so etwas zu sagen, außerdem wäre das das unpassendste Medium, das zu besprechen, und dass sein Herz „allergisch“ auf sowas reagiert, weil er früher schon so schlechte Erfahrungen mit zu schnellen Beziehungen erlebt hat. Und er außerdem von seiner letzten Beziehung, die ein Jahr her war und 3 Jahre ging, noch viele Narben hat und er erst mal Zeit braucht und das zwischen uns einfach von selbst laufen soll, ohne etwas erzwingen zu wollen. Ich war enttäuscht über seine Abfuhr, hab ihn das auch spüren lassen, vielleicht auch etwas überemotional reagiert, aber es war wieder bald alles normal.

Krise 2:
Die zweite und größte Krise war zu Silvester, als er Pläne mit mir übergangen hat und lieber was mit seinen Freunden gemacht hat. Zwei Tage später, in denen ich mir den Kopf über seine Absichten zerbrochen habe und große Zweifel daran bekommen habe, wie ernst es ihm ist, habe ich ihm geschrieben, dass ich es bald wissen muss, was ich für ihn bin, weil ich nicht weiter so in der Luft hängen kann, weil mich das fertig macht. Danach hat er wieder total krass und lieblos reagiert, er lässt sich zu nichts zwingen, er braucht seine Freiheit, sich zu entscheiden, wenn die Zeit für ihn reif ist. Es ist dann zur totalen Katastrophe geworden. Ich versuchte irgendwie zurückzurudern, ihm zu erklären, warum mir das so wichtig ist, nur eine grobe Einschätzung von ihm zu bekommen, wohin es mit uns geht, aber es war zu spät. Wir hatten dann ca einen Monat Funkstille. Das waren für mich schreckliche Tage, ich hatte den schlimmsten Liebeskummer überhaupt, war ein Häufchen Elend und hab mir über ihn wochenlang das Gehirn zermartert. Er hatte mir vorher noch klar gemacht, dass seine Treue in dieser Krise keine Selbstverständlichkeit sein wird.

Danach hatten wir wieder etwas Kontakt (durch mich initiiert). Als er mir dann für unsere Verabredung zum ersten Telefonieren nach der langen Pause kurz vorher doch noch einen Korb mit der lahmsten Entschuldigung die es gibt gegeben hat, hab ich ihm einen Tag später eine „wir sollten das sein lassen, es bringt doch eh nichts, weil du nicht willst“-Nachricht geschickt. Daraufhin hat er mir zum ersten Mal nach 3,5 Monaten seine Gefühle offenbart, dass er von Anfang an in mich verliebt war, jetzt das aber gerade nicht mehr spüren kann. Endlich hatte er mir das gesagt, was ja erst zur großen Krise geführt hat – weil ich einfach nicht wusste, ob ich mir Illusionen mit ihm mache oder nicht. Mehr wollte ich damals doch nicht wissen, aber er hat‘s nicht gebacken gekriegt, mir das zu sagen. Es wäre alles so einfach gewesen, wenn er mal über seinen Schatten gesprungen wäre. Er hat mir dann klargemacht, dass ich ihn erst loslassen muss und wir alles auf null setzen müssen, bevor wieder irgendwas passieren kann. Womit ich einverstanden war. Also hab ich ihn losgelassen.

Um mich auf andere Gedanken zu bringen und auch ein bisschen aus Trotz wegen seiner Treue Androhung habe ich während der Funkstille Tinder wieder installiert und mit einem anderen Typen öfter mal hin und hergeschrieben und mich mit ihm nach 1,5 Monaten getroffen – was dann im Bett geendet hat. Ich muss sagen, diese Ablenkung hat mir sehr geholfen, das mit meinem Typen nicht mehr ganz so verbissen zu sehen. Ich wurde viel gelassener dem gegenüber und hab es nicht mehr als Nummer 1 in meinem Leben angesehen (was er ja immer von mir wollte). Zeitgleich lief es mit meinem Typen immer besser und er hat mich Ende Februar, nach zwei Monaten Pause, wieder um ein Treffen gefragt.

Es geht aufwärts – mit kleinen Rückschlägen:
Dieses siebte Treffen nach vier Monaten, die wir uns kannten, lief dann nach meiner gewissen distanzierten Anfangszeit auch sehr gut, er hat sich Mühe gegeben, mir wieder das nötige Vertrauen zu geben und bald war es wie vorher und ich war glücklich. Beim 9. Treffen an meinem Geburtstag hat er mich zu der Zeit unserer Krise gefragt, ob ich mit jemand anderem geschlafen habe, was ich zugegeben habe. Er hat sich erst nichts anmerken lassen. Als er wieder daheim war, hat er mir eine lange Nachricht geschrieben, dass er sich total davon verletzt fühlt und er gerade kurz zuvor innerlich den Weg eingeschlagen hat, den ich mir von ihm gewünscht habe (also Beziehung). Dass er sich anscheinend emotional mehr auf mich eingelassen hat, als ihm jetzt gut tut. Daraufhin habe ich ihm gesagt, dass ich in unserer Krise von diesem Beziehungsgedanken Abstand genommen habe (wie er es ja wollte!) und mir es gefällt, wie es gerade läuft. Dass ich mir eventuell „nur“ eine offene Beziehung mit ihm vorstellen kann. Außerdem habe ich offen darüber gesprochen, dass ich wegen unserer sehr unterschiedlichen Lebenseinstellungen keine wirkliche Möglichkeit sehe, richtig zusammen zu sein – er möchte als nächste Partnerin „die eine“ haben, die er heiratet und mit der er Kinder bekommt. Wohingegen ich beides für mich ausgeschlossen habe. Ich war also so ehrlich wie möglich mit ihm, damit eine mögliche Beziehung eine Chance hat. Zum ersten Mal hat er wirklich um uns gekämpft, das hat mir gefallen. Er hat mich von der Schnapsidee mit der offenen Beziehung abgebracht und mir gezeigt, dass er es ernst meint mit mir. Er hat sofort ein neues Treffen ausgemacht und war wieder sehr bemüht, mir zu gefallen.

Der kurze Höhepunkt und der schnelle Abstieg:
Bei unserem 10. Treffen Ende März lief alles perfekt, besser denn je. Dann kamen aber zwei Monate, in denen er erst krank und dann mit Unizeug und Projekten zu tun hatte, weshalb wir uns da nicht sehen konnten. Ich hab zig mal mögliche Treffen vorgeschlagen, wäre zu ihm gekommen, sogar einfach nur zum schlafen, weil er ja in der „wachen“ Zeit immer beschäftigt war und er dazu nicht extra für mich Zeit schaffen muss. Ich hab wirklich alles versucht, aber er hat alles ausgeschlagen. Und damit kam meine Angst wieder zurück, dass er es nicht ernst mit mir meint. Es gab dann mal eine persönliche Aussprache (die erste! Sonst lief alles über Whatsapp). Er meinte, er will diese Heirat/Kinder-Kiste unbedingt, und ich eben nicht. Wir haben beide geheult, aber gesagt, wir wollen uns nicht aufgeben.

Das Ende:
Zu meiner Trennungsentscheidung kam‘s dann, als ich für 4 Tage in seiner Stadt war und er mal wieder ein angedachtes Treffen mit Übernachtung hat platzen lassen und er dann nicht mal die mir danach gnädigerweise zugesprochenen 15 min gemeinsame Zeit aufbringen konnte. Ich hab einfach null Engagement bei ihm sehen können, obwohl ich schon mal in der Stadt war, sogar nur 10 min entfernt von ihm.

***
Wie ist eure Meinung zu der Sache? Soll ich bei meinem Schlussstrich bleiben, oder doch noch was zu retten versuchen? Eigentlich sieht unsere Zukunft ja sehr schlecht aus, mit der ganzen Heirat/Kinder Sache, in der wir komplett anders ticken. Außerdem geht mir unsere Entwicklung viel zu langsam. Im Grunde waren wir nach 7 Monaten keinen Schritt weiter, als wir nach einem Monat waren.

Aber wenn wir mal zusammen waren, war ich überglücklich. Er hat mir jedes Mal das Gefühl gegeben, dass ich etwas Besonderes für ihn bin. Ich hätte so gerne mehr dieser tollen Zeit mit ihm verbracht. Aber seine fehlende Motivation Wege zu finden, dass man sich öfter sieht und sein abweisendes Verhalten, haben mich an seinen echten Gefühlen zweifeln lassen. Niemand kann mir weismachen, dass eine Person SO vereinnahmt von allem ist, dass man nicht mal 15 Minuten aufbringen kann – vor allem, wenn man sich kein Stück dafür bewegen muss. Also muss ich als logischen Schluss ziehen, dass er nicht ernster mit mir werden möchte. Oder seh ich das falsch?

Becky
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Re: Eine Liebe in 6 Akten - hab ich ihn zu früh aufgegeben?

Beitrag von Becky » Di 6. Jun 2017, 07:54

soundscape hat geschrieben:
So 4. Jun 2017, 16:26
Soll ich bei meinem Schlussstrich bleiben, oder doch noch was zu retten versuchen?
Definitiv dabei bleiben! Da gibt es doch nichts zu retten.
Der wollte von Anfang an nicht so richtig. Ich kenne das leider. Man macht, und meldet sich, und wartet auf Anrufe, und fährt ständig dort hin. Während man ständig für alles und jeden anderen hinten angestellt wird. Ich habe das auch alles durch, und ich habe es 3 Jahre lang mitgemacht.
Treffen sind geplatzt, weil er mich einfach nicht am Bahnhof abgeholt hat, und ich musste dann schauen, wo ich bleiben kann.

Auch immer wieder Gespräche mit dem Inhalt "Was bin ich eigentlich für dich?" wo es nur ausweichende Antworten gab. Ausreden, wie schlimm er doch in der letzten Beziehung verletzt wurde, und zwischen drinnen immer wieder doch ein Fünkchen Aufmerksamkeit und Zuneigung, auf das ich rückblickend immer viel zu schnell angesprungen bin.

So wie ich das aus deiner Erzählung sehe, gibt es hier nichts zu retten. Abgesehen davon, dass ihr auch unterschiedliche Vorstellungen für die Zukunft habt, will er sowieso nicht.
soundscape hat geschrieben:
So 4. Jun 2017, 16:26
Niemand kann mir weismachen, dass eine Person SO vereinnahmt von allem ist, dass man nicht mal 15 Minuten aufbringen kann – vor allem, wenn man sich kein Stück dafür bewegen muss.
Ganz genau das ist mir auch passiert. Ich wurde dann halt noch dreist angelogen...Auto ist am Weg zu unserem Treffen eingegangen...ja, klar :roll:
Der hat alles andere im Kopf, aber dich eben nicht.
Wenn du ihm noch weiter hinterher rennst, kannst du dich jahrelang wie Dreck behandeln lassen, und dein Selbstwertgefühl endgültig ruinieren lassen. Er wird dich an allem zweifeln lassen, und du wirst noch mehr so doofe Dinge machen, wie tagelang in einer fremden Stadt warten, ob er vielleicht doch eine Stunde für dich frei machen kann.
Wenn ich auch nur einer einzigen Person diese 3 Jahre, die ich erleben musste, ersparen kann, dann wäre das großartig. Also, bitte, bitte, lauf und brich den Kontakt ab!
Warnung: sobald du das machst, zeigst du ihm gegenüber eine klare Linie. Das wird ihn unglaublich heiß machen, und ihm imponieren. Dann kommt er vermutlich in ca. 3 Wochen wieder an, und säuselt was von "klar bedeutest du mir was...". Bitte (!) lass dich davon nicht um den Finger wickeln!

Alles Gute!
Steht auf "unwahre Tatsachen" 8-)

soundscape
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Re: Eine Liebe in 6 Akten - hab ich ihn zu früh aufgegeben?

Beitrag von soundscape » Di 6. Jun 2017, 12:07

Danke, Becky, für deine ehrliche Einschätzung. Manchmal muss man es eben erst von anderen Personen hören, damit man es besser akzeptieren kann. Ich wäre zwischendrin fast schon ein paar mal weich geworden, ihm wieder zu schreiben. Zum Glück kam deine Antwort, das hat mich nochmal davor bewahrt...hatte nämlich heute was Abgedrehtes von ihm geträumt und wollte ihm das schon fast schreiben. :?

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