Hilfe - was ist sein Problem?

Es hat zwischen Euch "gefunkt", doch er meldet sich nicht mehr. Es ging aus Deiner Sicht alles in Richtung Beziehung, aber plötzlich distanziert er sich. Dieses Forum ist der richtige Ort, wenn es noch keine "richtig feste Beziehung" war.
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Prinzesschen111
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Hilfe - was ist sein Problem?

Beitrag von Prinzesschen111 » Sa 24. Aug 2013, 20:50

Hallo ihr lieben,

ich habe bewusst dieses Unterforum gewählt - hier haben mir damals schon sehr viele liebe Menschen weitergeholfen. Einige kennen mich vielleicht noch!
Ich fange am besten mal ganz von vorne an.

Vor ca. 2 Jahren hatte ich mit Felix etwas, haben sehr viel unternommen und es lief nie mehr als küssen. Das ganz ging nur ca 5 Monate. Wir waren nicht so wirklich zusammen, da er laut seiner Aussage Beziehungsunfähig ist, mit all seinen Ex Freundinnen war nach ein paar Monaten Schluss. Jedenfalls habe ich dann einen anderen Mann kennengelernt und die Sache mit Felix beendet.
Wir hatten zwischendurch immer kurz Kontakt aber auch nur oberflächlich. Es kam immer von ihm aus.
In der Zeit habe ich eine Tochter bekommen von meinem Ex.
Der Kontakt zwischen Felix wurde in meiner Schwangerschaft wieder etwas intensiver, haben aber nur geschrieben, nie uns getroffen.
Naja vor ca. 2 Wochen haben wir angefangen uns zu treffen und prompt sind wir auch im Bett gelandet.
Wir haben uns mittlerweile 3x getroffen und jedesmal lief etwas!
Ansich kein Problem, aber gestern hat er mir geschrieben binaren sobald ich das Wort Beziehung in den Mund nehme sei er ganz weit weg und er mag mich total verbringt gerne Zeit mit mir aber mehr bringt er mit Frauen nie auf die Reihe.
Er will dass es so bleibt wir es gerade ist.
Ich würde das alles sehr gerne locker sehen, aber ich habe Angst dass ich mich verliebe - und das wird mit großer Sicherheit passieren.
Ich hab ihm meine Ängste geschrieben aber er geht nicht darauf ein, er lenkt nur ab.
Ich habe es jetzt mehrmals versucht - aber keine Chance. Mir ist das nun auch zu blöd weiter da nachzuhaken.
Ich mag ihn wirklich sehr und hab ihn gerne bei mir. Ich will das alles ungern aufgeben - aber ich möchte auch nicht am Ende verliebt da stehen und er verzieht sich dann.

Nun meine Frage, wie soll ich denn weitermachen? Hab ich eine Chance ihn dann als festen Freund zu bekommen? Wie geht man mit solchen Menschen um? Kann ich ihm das positive an einer Beziehung zeigen?
Ich hoffe ihr könnt mir helfen!

Sonnenblume10
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Re: Hilfe - was ist sein Problem?

Beitrag von Sonnenblume10 » Mo 26. Aug 2013, 10:41

Prinzesschen,

die Hoffnung, einen Bindungsphobiker, der noch dazu um sein Problem weiß, therapieren zu können, ist in der Regel umsonst. Du strampelst Dich ab, zeigst ihm Deine besten Seiten, um ihn zu halten und hegst und züchtest in Dir die Hoffnung, er möge die Qualitäten der Beziehung und auch Deine Einzigartigkeit schätzen und lieben lernen. Das ist meistens nicht von Erfolg gekrönt.

1. Er ist ein Bindungsphobiker und in dem Moment, wo er eine feste Beziehung wittert, flüchtet er und ist meilenweit weg. Abgetaucht und nicht mehr auffindbar. Denn Beziehungen machen ihm eine Heidenangst. Dahinter stecken Probleme und Prägungen aus der Kindheit, schlechte Erfahrungen mit Bindungen aller Art und es ist seine Art, damit umzugehen, sie gar nicht erst zuzulassen, denn er hat verinnerlicht, jeder wird mich irgendwann verlassen und so hat er innere Barrieren dagegen errichtet. Er lebt sozusagen hinter Mauern, die er selbst aus Schutz um sich errichtet hat und der Partner spürt das eines Tages auch und zwar immer wieder. Abgrenzungsmanöver in einer Beziehung gibt es viele: sich hinter dem PC oder dem Fernseher "verstecken", viel arbeiten, Hobbykeller, in den er stundenlang abtaucht, aufwändige Hobbies durchaus auch mit Freunden, für die er viel Zeit aufwendet, denn Freunde sind unverbindlich und fordern nicht viel. Dann seltsame Kommunikationsmuster wie Gegenfragen statt Antworten, schwammige Aussagen, Verallgemeinerungen, Verdrehungen von Tatsachen und ... Schweigen, eine der aggressivsten Formen, weil es eine Verweigerung ist und den Anderen wieder mal gegen Mauern rennen lässt. Dann geht es irgendwann los mit den Abwertungen. Erst machst Du ihm alles recht und dann fängt er an, Distanz zu Dir herzustellen und das was vorher gut war, ist jetzt schlecht und wird nicht mehr positiv gesehen. Du merkst, Du genügst seinen Ansprüchen nicht mehr und egal was auch immer Du tust, es ist immer verkehrt, denn er will Dich ja gar nicht mehr positiv sehen. Jemanden positiv zu sehen, setzt eine Bindungsfähigkeit voraus, die er nicht hat. Er aber greift zum Gegenmittel, um Distanz zu wahren.
Es kann so weit gehen, dass er sich offen oder versteckt andere Frauen sucht, denn auch dadurch stellt er Distanz zur eigenen Partnerin her.

2. Der Partner giert nach Nähe und ergreift jedes Mittel um sie zu bekommen. Lobt den Bindungsphobikeer, bestätigt ihn, umgarnt ihn, ist zärtlich, aufmerksam, duldsam und nachsichtig und sucht die Schuld für das Dilemma irgendwann bei sich selbst. Wenn ich so und so wäre, dann würde er ...
Das Ende vom Lied ist, dass Du irgendwann merkst, dass Du gar nicht mehr Du selbst bist, sondern Dich ständig verbiegst, um ihm zu gefallen und ihn zu erreichen. Du wirst abhängig von diesem Mann und erreichst doch nie Dein Ziel. Du gerätst in ein seltsames Beziehungsmuster, das Dich hält, obwohl Du längst weißt, dass es Dir nicht gut tut. Solch eine Beziehung zu lösen, ist Schwerstarbeit, denn sie hat Suchtcharakter. Mittendrin kriegst Du wieder mal das, was Du willst und lullst Dich ein in eine trügerische Sicherheit: er ist ja doch lieb, es ist ja nicht so schlimm, wie ich es gesehen habe, ab jetzt wird alles besser, ganz sicher.
Diese Momente sind meist von kurzer Dauer und werden rasch wieder von der Realität eingeholt.
Und irgendwann kommt bei Dir vielleicht auch die Wut auf ihn. Warum ist er so, warum kriege ich nie das, was ich eigentlich will? Warum stösst er mich immer wieder zurück, hält mich auf Abstand und lässt mich auflaufen? Denn Du wurdest zum Rennpferd, das brav Runde um Runde galoppiert, bis es nicht mehr kann. Nur das Ziel erreichst Du nie. Dann kommt irgendwann eine gewisse Zermürbung, weil
Du merkst, dass Du auf verlorenem Posten stehst. Dann wirst Du vielleicht bockig, ziehst Dich enttäuscht und wütend zurück. Dann nähert er sich wieder an und der Eiertanz geht von vorne los.

Ich war in solch einer Beziehung, er der Bindungsphobiker, der die Zügel in der Hand hielt und kaum leidet, denn feste Bindungen können ihn nicht verletzen, weil er sie gar nicht erst eingeht. Irgendetwas hält ihn zurück. Er dreht sein Ding, nimmt selten Rücksicht auf den Partner, steht nicht zu ihm, lässt ihn allein und glänzt nicht selten durch Taktlosigkeiten und verletzende Äußerungen, die er selbst nicht mal merkt. Nur Du ziehst Dich wieder mal enttäuscht in Deinen Schmollwinkel zurück und verstehst ihn nicht. Du tust doch alles, lässt ihm seine Freiheit, die ihm so viel bedeutet, kümmerst Dich um den Bestand der "Beziehung" und trotzdem, es ist nie genug. Du kriegst ihn nicht. Du fühlst Deine Unterlegenheit und die ist Gift für Dein Selbstgefühl, das er systematisch zerstört, weil er die Macht hat. Du wirst zur passiven und leidenden Partnerin, die nicht mehr viel zu melden hat, nur noch re-agiert, anstatt zu handeln. Du wirst kleinmütig, ängstlich und spürst permanent die Unsicherheit, denn Du spürst, dass die Beziehung auf tönernen Füßen steht, bis Dein Kartenhaus eines Tages in sich zusammenfällt.
Er hatte mich vorher gewarnt, aber ich nahm es nicht ernst, redete mir ein, er hatte halt Pech und bei mir wird es anders sein. Ich wusste um seine vorherigen erfolglosen Beziehungsversuche, die allesamt nach dem gleichen Muster verliefen und endeten. Seine Gefühle erkalteten nach der ersten Verliebtheit und er zog sich sukzessive mehr und mehr zurück, plante alles ohne mich und ich fühlte mich nur als Zaungast in seinem Leben, wo ich doch die Hauptrolle spielen wollte.
Ich wusste unbewusst bereits nach den ersten vier Monaten, dass es nicht halten würde, aber die Beziehung hielt dann doch 14 Monate, die Streß hoch zehn für mich waren. Die Trennung war schmerzhaft und dauerte lang, aber nur für mich. Er zog bereits mit der Nächsten, die ihm schöne Augen machte, um die Häuser und vermisste mich nicht. Wie auch? Eine Beziehung hatte er nicht aufgebaut, zwar schon einen gewissen Wert in mir gesehen, ohne den er aber prima leben konnte. Er hatte mein unbewusstes Klammern eines Tages satt und als ich dachte, es ginge uns nun beiden besser, denn ich war eines Tages "aufgestanden" und hatte ihm und mir gezeigt, dass auch ich etwas zu sagen hatte, da machte er Schluss. Solange ich in seiner Abhängigkeit war, spürte er die Distanz, die ihm Sicherheit gab und ich war noch geduldet. Als ich begann, seine Macht in Frage zu stellen und meine Unterlegenheit aufzugeben, da merkte er, Gefahr ist im Verzug und er führte die Trennung herbei - per Mail.
Ich war am Boden zerstört und es folgten Monate, in denen ich mein Selbstbewusstsein wieder reparierte. Ihn in meinem Inneren abwertete, neue Dinge in mein Leben brachte, Kontakte schloss und wieder aktivierte und alles tat, um wieder ins Lot zu kommen. Erst viel später begriff ich, wie in der Beziehung eins ins andere griff und sich unsere Verhaltensweisen gegenseitig aufschaukelten und einer gut einstudierten Choreografie ähnelten. Ich trage ihm nichts mehr nach, sehe ihn nüchtern und mit einer fast liebevollen Nachsicht, denn er war einzigartig, mein Bindungsphobiker. Er konnte mir die Sterne vom Himmel holen und mich in schwarze Löcher stossen, er war interessant und klug, intelligent und hilfsbereit, vielseitig interessiert und ein guter Liebhaber. Es passte so vieles und doch passte das Wichtigste nicht. Nie war ich mir sicher, nie fühlte ich mich richtig aufgehoben in der Beziehung und ich hatte mich verloren ohne es zu merken.

Hast Du Lust auf ein solches Beziehungsmuster oder ein ähnliches? Dann nur zu, sieh zu, dass Du ihn gewinnst und das Leiden ist vorprogrammiert. Beziehungen mit einem Bindungsphobiker können nur einigermaßen und eine Zeitlang halten, wenn auch er sie eingehen will und wenn die Partnerin sehr stark und eigenständig ist, ihn nicht einengt und selbstbewusst mit seinen Eigenarten und Eigenheiten umgehen kann, was oft nicht der Fall ist, weil sich das Machtgefüge ungut verschiebt.
Prinzesschen111 hat geschrieben: sobald ich das Wort Beziehung in den Mund nehme sei er ganz weit weg und er mag mich total verbringt gerne Zeit mit mir aber mehr bringt er mit Frauen nie auf die Reihe.
Er hat sicher nicht gelogen. Freilich mag er Dich total gerne, aber das reicht nicht aus, um eine Beziehung zu beginnen. Er glaubt ja selbst nicht dran.
Prinzesschen111 hat geschrieben:Ich würde das alles sehr gerne locker sehen, aber ich habe Angst dass ich mich verliebe - und das wird mit großer Sicherheit passieren.
Du redest Dir noch selbst ein, dass Du es locker siehst, aber in Wirklichkeit merkst Du, dass Du schon in dem Strudel drin bist. Denn würdest Du es tatsächlich locker sehen, würdest Du das ja nicht schreiben.
Prinzesschen111 hat geschrieben:Wir hatten zwischendurch immer kurz Kontakt aber auch nur oberflächlich. Es kam immer von ihm aus.
Ich sehe Euer Beziehungsmuster schon vor mir. Er würde die Überlegenheit und daher die Macht haben.
Prinzesschen111 hat geschrieben:Ich hab ihm meine Ängste geschrieben aber er geht nicht darauf ein, er lenkt nur ab.
Was sollte er dazu auch sagen? Es ist ihm allenfalls unangenehm, dass Du ihn damit tangierst. Auf Mitgefühl, Mitleid und Einfühlsamkeit wartest Du bei einem Bindungsphobiker umsonst. Klar lenkt er ab, denn er will damit nichts zu schaffen haben. Du fängst ja jetzt schon an zu klammern und an sein Mitgefühl zu appellieren, ohne dass ihr eine Beziehung habt. Wie sollte das erst werden, wenn er tatsächlich dazu bereit wäre! Red Dir bloß nicht ein, Du könntest ihn umformen, ihn umerziehen, ihn "bekehren".
Prinzesschen111 hat geschrieben:Ich will das alles ungern aufgeben - aber ich möchte auch nicht am Ende verliebt da stehen und er verzieht sich dann.
Genau das wird passieren. Es wird ihm zu viel mit Dir, er wird Deiner überdrüssig und Du bleibst verletzt und gekränkt zurück.
Prinzesschen111 hat geschrieben:Ich habe es jetzt mehrmals versucht - aber keine Chance. Mir ist das nun auch zu blöd weiter da nachzuhaken.
Das ist ja jetzt schon verfahren und Du merkst, dass Du auf verlorenem Posten stehst. Er will damit nichts zu tun haben und Deine Ängste machen ihm allenfalls ein schlechtes Gewissen. Ein Grund mehr für ihn, die Fliege zu machen. Mit Mitleid kannst Du ihn nicht halten, eher nur wegtreiben.
Prinzesschen111 hat geschrieben:Hab ich eine Chance ihn dann als festen Freund zu bekommen? Wie geht man mit solchen Menschen um? Kann ich ihm das positive an einer Beziehung zeigen?
Nein! Gar nicht, man hält sich fern. Nein!
Deine Chance ist Null, denn er wird gar nicht darauf eingehen.Sei froh darum, denn dann bleibt Dir Kummer erspart.
Wie Du mit ihm umgehen sollst? Lass ihn los und lass ihn laufen. Kein Sex mehr, denn damit kannst Du ihn nicht an Dich binden. Du sorgst nur dafür, dass sich Deine Bindung an ihn verstärkt. Du kannst nur unverbindlichen Kontakt mit ihm haben, wenn er gerade dazu bereit ist. Aber Deine emotionale Unabhängigkeit hast Du bereits aufgegeben. Daher wäre es am besten, den Kontakt einzustellen, denn Du bist ja jetzt schon traurig und unzufrieden mit der Lage. Redest Dir allenfalls noch ein, Du hättest noch etwas zu melden und seiest noch auf der Schiene der Unabhängigkeit unterwegs. Wie sollte das erst werden, wenn Du noch tiefer hinein gerätst?
Und das Positive? Das sieht er nicht, jedenfalls immer zu wenig. Denn eine Beziehung bedeutet für ihn Einschränkung, Einengung, mangelnde Unabhängigkeit und Freiheit und das wird er niemals aufgeben. Auch in einer Beziehung wird er sich das nehmen, gnadenlos und gefühllos. Er hat wenig Mitgefühl, denn das geht mit seiner Bindungsphobie einher, denn er hat es nicht "gelernt". Er sieht vielleicht an Deinen Reaktionen, wenn er Dich verletzt hast, aber er kann es nicht nachvollziehen, denn Empathie ist ihm weitgehend fremd. Das siehst Du ja jetzt schon, denn mit Deinen Ängsten will er sich nicht belasten und auseinander setzen. Also wiegelt er ab bzw. geht gar nicht mehr darauf ein.

Er mag wunderbare Eigenschaften haben, für eine Beziehung ist er nicht geeignet, jedenfalls nicht mit Dir. Von Dir würde eines Tages nur ein Häufchen Elend übrig bleiben und Du könntest Dir dann sagen: ich habe es ja von Anfang an gewusst, aber ich wollte es nicht glauben.
Aber vermutlich wird es so weit gar nicht kommen, weil er sich nicht einfangen lässt.

LG
Sonnenblume

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Re: Hilfe - was ist sein Problem?

Beitrag von Prinzesschen111 » Di 27. Aug 2013, 19:00

Hallo Sonnenblume10

erstmal vielen vielen lieben Dank für deine ausführliche und hilfreiche Antwort. Mir hat es wirklich sehr sehr weitergeholfen.
Das Problem aber ist, ich weis nicht ob er unfähig ist.
Woran erkenne ich das?
Wir haben ja darüber diskutiert dass es so nicht weitergeht usw und nun hat er sich dermaßen distanziert, meinte zu mir das Geschreibe darüber die letzten Tage hat ihn so genervt.
Ich vermisse ihn..
Eigentlich weis ich gar nicht was ich vermisse - We war die letzten Tage so blöd zu mir bzw ist so blöd zu mir seit das Thema "so geht es nicht weiter" aufkam.
Wie kann man so verschlossen sein? Mit den anderen Frauen hat er es doch auch wenigstens versucht auch wenn es nur ein paar Monate gehalten hat. Aber wieso gibt er mir nicht diese Chance?

Das was du beschreibst, was du mit ihm erlebt hast, möchte ich nicht und trotzdem tu ich alles dafür dass es mir so geht. Ich klammere, ich habe dauernd den Drang ihm zu schreiben und kann es nur sehr schwer lassen!
Ich vermisse ihn, obwohl noch nicht mal viel zwischen uns war.
Schon bevor es begonnen hat, hab ich es mit solchen Aussagen kaputt gemacht. Hab ihn von mir weggedrängt - ihn unter Druck gesetzt.
Kann man so etwas nochmal flicken?

Das schlimmste ist, dass ich nicht weis woran ich bin. Dass ich nicht weis ob er unfähig ist oder mich einfach nur nicht will. Er lässt ja nicht mit sich reden.

Ich danke dir auf jeden Fall für deinen tollen Text, er hat mir wirklich weizergeholfen. Nun weis ich dass ich einen Mann, der wirklich unfähig ist, nicht möchte. Auch wenn er noch so toll ist.
Mit so einem Mann mache ich mich wohl nur kaputt.

Sonnenblume10
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Re: Hilfe - was ist sein Problem?

Beitrag von Sonnenblume10 » Mi 28. Aug 2013, 10:43

Hallo, Prinzesschen,
Prinzesschen111 hat geschrieben:Das Problem aber ist, ich weis nicht ob er unfähig ist.
Er ist unfähig, glaube mir. Denn ein Bindungsphobiker von seiner Sorte, der seine Phobie aktiv auslebt, also die Macht in einer Beziehung hat und immer wieder Distanz zum Partner schafft, ist unfähig, eine Beziehung zu halten. Er kann es nicht, weil er verbogen wurde. Du kannst machen was Du willst, Du wirst wie der dumme Esel hinter der Mohrrübe galoppieren, die Du doch nie kriegst. Glaube mir einfach, ehe Du es am eigenen Leib erfährst.
Prinzesschen111 hat geschrieben:Wir haben ja darüber diskutiert dass es so nicht weitergeht usw und nun hat er sich dermaßen distanziert, meinte zu mir das Geschreibe darüber die letzten Tage hat ihn so genervt.
Geredet haben wir auch und er war im Gegensatz zu Deinem "Flüchtling" sogar recht bereitwillig. Als ich nach einigen Monaten intuitiv erfasste, dass er ein Bindungsproblem hat, habe ich Bücher zum Thema gesucht und gefunden. Über passive Aggression, über Bindungsangst und was ich da las, war ein Abbild unseres Beziehungsmusters. Als ich eines Tages wieder bei ihm war, hatte auch er sich ein Buch besorgt. Er wollte sogar daran arbeiten, aber beim Wollen ist es geblieben. Natürlich fühlte ich mich einige Zeit dann großartig: ich hatte das Problem erkannt, es hatte einen Namen und ich würde ihn davon befreien! Ja, so toll war ich! Ich war ganz beeindruckt von mir und witterte Morgenluft.
ABER: er gab sich Mühe, eine Zeitlang und behauptete, es sei keine Mühe. Und dann fühlte ich mich noch großartiger. Juhu, wer nicht aufgibt, der wird belohnt, so dachte ich mir. Tja, die Beziehung hielt noch einige Wochen, bis ich einen großen Fehler beging. Ich fragte ihn, ob wir nicht mal über ein Wochenende zusammen verreisen würden. Ein Vorschlag, den er einige Monate vorher selbst gemacht hatte. Auch damals gab er sich Mühe und machte mir den Vorschlag, dass wir irgendwann ja mal zusammen nach Zürich fahren könnten oder so. Was war ich glücklich! Die nächsten Monate aber kam es nicht dazu, weil zu viel los war im Job. Und als ich mehr Zeit hatte und wir zudem unsere Beziehung nun konsolidiert hatten, wie ich glaubte, fragte ich ihn danach.
Seine Reaktion war sehr verhalten und statt einer erfreuten Antwort kam eine zögerliche Gegenfrage: wohin ich denn fahren wolle?
Ich spürte schon, dass er im Grunde genommen nicht wollte. Wir beschlossen, das Thema nach dem Wochenende, das wir nicht zusammen verbrachten, zu klären.
Am Freitag wollte ich ihn nachmittags anrufen, aber er war nicht da. Ich schrieb eine SMS, die er ohne Gruß in drei Worten beantwortete. Seltsam, mich ergriff ein ungutes Gefühl. Das war sonst nicht seine Art, aber ich schob das Gefühl beiseite.
Am Samstag rief ich an, keiner hob ab. Auch eine SMS traf von ihm nicht ein, was auch seltsam war. Am Sonntag rief ich nochmals an, wieder keiner da. Allmählich bekam ich Panik und stellte mir alles Mögliche vor. Wo steckte er? Ich hatte böse Vorahnungen, er könnte bei einer anderen sein oder in der harmloseren Variante krank in seiner Wohnung liegen.
Am Sonntag abend rief ich nochmals an, obwohl ich es eigentlich nicht tun wollte. Aber ich bekam es mit der Angst, es sei ihm tatsächlich etwas zugestossen. Er war nicht erreichbar. Ich wollte schon bei seiner Mutter anrufen, die er Sonntag abends oft besuchte, bei seiner Schwester, bei Freunden, die ich nicht kannte. Auch auf eine SMS antwortete er nicht. Oder hatte er sein Handy verloren?
Eine Stunde später schrieb er lapidar: Bin mit Meiers unterwegs, kann nicht telefonieren!
Ich verstand gar nichts mehr, wurde wütend auf ihn und gleichzeitig bekam ich Angst, große Angst. Am Montag morgen las ich seine Abschiedsmail. Er könne es nicht, er wolle ja, aber alles in ihm würde schreien: Nein, nein, nein! Ich will nicht!
Die Mail war panisch und ich sah vor mir einen kleinen Jungen, den die Mutter festhalten will. Er aber windet sich, schlägt um sich und schreit: Nein, nein, nein!
Tja, das war dann das Ende. Vier Monate der Himmel auf Erden und 10 Monate Streß und ein Auf und Ab der Gefühle zwischen Hoffen und Bangen, zwischen Angst und Zuversicht, zwischen Wut und großer Zuneigung lagen hinter mir.
Mein endgültiges Todesurteil war diese Frage gewesen. Da merkte er, ich ließ nicht locker, ich wollte eine feste Beziehung und da kam seine Bindungsangst wieder richtig zum Vorschein. Vorher hatte er sie noch in Schach halten können mit Willen, mit Anstrengung, aber das war dann doch zu viel. Er schaffte es nicht, schon gar nicht mir zuliebe.
Kein Bindungsphobiker kann eine Beziehung halten, selbst wenn er es wollte. Es geht nicht, es ist gegen sein inneres Wesen.

Deine Diskussionen, Deine guten Absichten, in Gesprächen etwas mit ihm zu klären, nerven ihn nur. Er will sich ja gar nicht damit auseinander setzen, daher blockt er ab. Das siehst Du doch selbst. Es geht ihm schlicht und ergreifend auf die Eier!
Prinzesschen111 hat geschrieben:Ich vermisse ihn..
Eigentlich weis ich gar nicht was ich vermisse -
Prinzesschen, was glaubst Du ihn, wie sehr Du ihn vermissen würdest, wenn Ihr eine Beziehung hättet! Du würdest dauertraurig werden, denn er würde sich immer wieder entziehen, abtauchen, fortgehen und vlt. wieder kommen. Da wärst in der Beziehung todtraurig und nach der Trennung, die er so sicher wie das Amen in der Kirche aussprechen würde, am Boden zerstört.
Du vermisst ihn jetzt schon, denn Du bist schon gefangen in seinem Netz. Er ist die Spinne, die Dich eingewoben hat mit Hoffnungen, Komplimenten, womöglich Liebesbeteuerungen, gemeinsamen Unternehmungen, Lachen usw. Dann steckst Du schon drin und denkst Dir: wie kann es sein, dass solch ein Prachtexemplar von Mann noch alleine ist. Was für ein Glück für Dich!
Aber das hält nur die ersten Monate. Wenn der Hormonrausch der rosaroten Brille verflogen ist, bleibt von der anfänglichen Verliebtheit und Lockerheit nicht mehr viel übrig. Es bröckelt immer mehr und Du fängst an, Dich erst recht abzustrampeln.
Und mehr als ein paar hilflose Zappelversuche bringst Du nicht mehr fertig. Du siehst es an Dir. Wie sehr Du Dir Mühe gibst, ihn zu ergründen, ihn zu verstehen, ihn zu formen, sodass Du endlich das kriegst, was Du willst. Und doch spürst Du doch jetzt schon, dass Du machtlos bist. Du willst es nur nicht wahrhaben, dass Deine Anstrengungen umsonst sind, denn Du bist in seinem Netz. Aus dem kommst Du kaum mehr raus, denn wenn Du Dich frei strampeln willst, webt er Dich wieder ein. Er lauert und sieht Dich mit kalten Augen an, weit weg, aber er hat Dich immer im Blick und sieht, wie Du Dich abmühst. Aber es tangiert ihn nicht, denn er hat kaum Mitgefühl, Verständnis. Das suchst Du umsonst bei ihm.
Er hat den Trumpf im Ärmel: Macht und Unabhängigkeit.
Und für Dich bleiben: Ohnmacht und Anhänglichkeit. Du bist hoffnungslos unterlegen. Jetzt schon.
Prinzesschen111 hat geschrieben:Wie kann man so verschlossen sein?
Das sind seine Abgrenzungsmanöver. Abblocken, sich entziehen, nicht reden wollen. Er schafft Distanz und hält Dich weit weg und gleichzeitig weiß er schon längst, dass Du in seiner Abhängigkeit bist. Das tut ihm einesteils gut, denn es ist Balsam für sein schwaches Ego, das ständig Bestätigung braucht und gleichzeitig nervst Du ihn tödlich mit Deinen Tiraden, mit traurigen Blicken, Tränen. Er tut intuitiv genau das Richtige, um Dich in seinem Bannkreis zu halten.
Prinzesschen111 hat geschrieben:Mit den anderen Frauen hat er es doch auch wenigstens versucht auch wenn es nur ein paar Monate gehalten hat. Aber wieso gibt er mir nicht diese Chance?
Menschenskinder, Prinzesschen, gierst Du nach Leiden! Du weißt, es würde die Hölle werden, aber für ein paar Augenblicke Himmel würdest Du hinabsteigen, sehenden Auges! Daran siehst Du, wo Du geblieben bist! Du bist nicht mehr Du, Du hast den Löffel abgegeben.

Wieso haben andere ihn gekriegt und Du nicht?
Weil er momentan nicht dazu bereit ist. Sein Drang nach Zuneigung ist nicht groß genug, bzw. er sieht ja selbst, dass er nichts als Katastrophen hinterlassen und etliche Frauen unglücklich gemacht hat. Und auf das ganze Gelabere mit Dir, auf Deine Umerziehungsmaßnahmen, auf Deine Manipulationen und Tricks hat er einfach keine Lust. Du bist anstrengend und das will er nicht. Wo kämen wir da hin, so denkt er sich? Die fängt jetzt schon an und quasselt von Ängsten und Bedenken! Mann , die soll mich bloß in Ruhe lassen, so was kann ich auf den Tod nicht ausstehen. Nö, da halt ich mich lieber gleich fern. Vielleicht treff ich an der nächsten Ecke eine Andere, die ohnehin viel toller ist als das olle Prinzesschen und keine Probleme macht. Gähn, die ist langweilig und nervt!
Prinzesschen111 hat geschrieben:und trotzdem tu ich alles dafür dass es mir so geht. Ich klammere, ich habe dauernd den Drang ihm zu schreiben und kann es nur sehr schwer lassen!
Genauso ging es mir auch. Ich tat auch alles und ging sehenden Auges in mein Verderben. Und auch ich klammerte, wollte ihn an mich binden. Nur ein netter Gruß von mir, weil ich ihn grad so vermisse! Den schick ich ihm jetzt, vielleicht freut er sich ja darüber!
Hahaha, der Teufel lacht sich ins Fäustchen. Schon wieder nimmt sie ihr Handy in die Hand, schreibt ein paar Worte, überlegt dreimal, ob es auch die richtigen Worte sind. Nicht zu fordernd, nicht zu forsch, aber er soll die Liebe dahinter spüren. Ich kenn das alles, Deine hilflosen Anstrengungen, ihn zu Dir zu ziehen, ihn zu interessieren.
Du gierst nach jeder kleinen Aufmerksamkeit von ihm, aber er ist da sehr sparsam. Du kriegst gerade so viel, dass Du bei der Stange bleibst, denn dann hat er die Kontrolle. Er weiß genau, dass er die Kontrolle über Dich hat und das verschafft ihm ein gutes Gefühl. Wie Du Dich abstrampelst, ist schon bedauernswert! Und gleichzeitig nervt es ihn.
Er ist ein durch und durch zwiespältiges Wesen. Er braucht Liebe, Nähe, Vertrauen wie jeder Andere auch und doch lässt er es nicht zu und begibt sich hinter seine Mauern, die Du nicht einreißen kannst. Nicht mal einen Zugang findest Du!
Prinzesschen111 hat geschrieben:Hab ihn von mir weggedrängt - ihn unter Druck gesetzt.
Jepp! Ist so. Das hast Du gut gemacht, denn es war Dein Selbstschutz, der da gesprochen hat. Du wolltest auf der bewussten Ebene etwas damit erreichen, nämlich ihn, Deine unbewusste Ebene aber wusste damals schon, dass der Hase im Pfeffer liegt. Und so hat sie aus Selbstschutz gesprochen und Dir gesagt: Prinzesschen, da ist ein Problem, mit dem ich nicht klar komme. Da stimmt etwas nicht zusammen. Schau mal drauf! Und Du hast schön brav darauf gehört. Gut so! Denn Dein Unbewusstes witterte Unrat und hat Dich gewarnt.
Und es warnt Dich auch jetzt, aber Du willst noch nicht darauf hören. Denkst Dir noch, ein paar Monate Himmel auf Erden mit ihm, bevor er geht, die hätte ich wenigstens gehabt! Deine Gefühle schreien nach Liebe und Zuwendung und noch haben sie ein gewaltiges Wort mit zu reden. Dein Verstand weiß schon längst, was Sache ist, kommt aber noch nicht recht zum Zug, weil die Gefühle noch im Weg sind.
Und Dein innerer Kompass, auf den Du Dich verlassen kannst, der spricht zu Dir, wenn Du ihn lässt. Und der sagt Dir: Deine Mühen sind umsonst, also lass es sein und schütze Dich selbst.
Prinzesschen111 hat geschrieben:Auch wenn er noch so toll ist.
Aber das ist er doch gar nicht! Das redest Du Dir ein, weil er so unerreichbar ist. Und gerade das Unerreichbare zieht uns magisch an.

So, liebes Prinzesschen, den Vollkoffer lässt Du jetzt mal in der Ecke stehen. Und dann fängst Du mal an, Dich mit Dir zu befassen! Das tue ich doch schon, sagst Du.
Nein, das tust Du nicht. Denn Du denkst nur an ihn und kreist um ihn. Du befasst Dich mit Dir, indem Du Dich fragst, was Dich zu solchen Männern hinzieht. Du hast selbst ein gewaltiges Problem, Du trägst vermutlich wie ich einen unerfüllten Wunsch nach Liebe mit Dir herum. War Dein Vater auch so toll wie meiner? Glückwunsch, dann hast Du einen guten Vater. Aber bist Du jemals an ihn rangekommen oder war es doch immer zu wenig, was er Dir entgegen brachte? Dann bist Du wie ich. Ich gierte nach Liebe und Anerkennung, aber ich bekam sie nicht, jedenfalls zu sporadisch und es war immer zu wenig. Und so strampelte ich mich schon als Kind ab, um Papis Anerkennung zu ernten.
Und genau das lebte ich als Erwachsene nach, mehrfach. Denn meine Seele hat das nicht verarbeitet und so schickte sie mich auf die Reise und in Lebenslagen, wo ich all das nochmals nachlebte. Bloß gab es keine Erlösung, denn die kommt erst mit der Erkenntnis, was mit uns los ist.
Du bist wahrscheinlich auch ein Bindungsvermeider, aber Du kommst von hinten. Du bist diejenige, die nichts weiter will als eine Beziehung. Warum aber suchst Du ausgerechnet da, wo Du sie nicht findest? Im Grund genommen hast Du selbst Angst vor Nähe, Du maskierst sie nur anders und begibst Dich in die Rolle der passiv Leidenden. Ich tue doch alles für eine Beziehung, sagst Du Dir. Und doch ist etwas in Dir, was sie nicht zulässt. Denn der Jürgen aus dem Nachbarhaus, der Dir schon seit Monaten hinterher läuft und Dich mit begehrlichen Augen anschaut, den willst Du nicht. Der ist ja langweilig, der frisst Dir aus der Hand. Nein, diese Art von Liebe willst Du nicht.
Du willst das Besondere. Ein Besonderer muss es sein und das ist nun er. Der tanzt nicht nach Deiner Pfeife, macht sich interessant, der ist spannend und so neuartig. Und den willst Du, denn da ist Nervenkitzel und der Kick, ich krieg Dich schon noch! Und dafür wirfst Du alle Bedenken über Bord, weil Du nämlich insgeheim schon längst weißt, dass es nichts werden wird. Also willst Du selbst keine enge Bindung.

Prinzesschen, befasse Dich in Zukunft mit Dir. Da wartet etwas in Dir, dass Du Dich ihm stellst. Lies Bücher darüber oder vielleicht findest Du einen guten Therapeuten, der Dir auf die Sprünge hilft.
Wenn Du weiterhin mit Scheuklappen durchs Leben läufst, bleibt nur eines: Du bleibst auf Deinem Karrussell und fährst die traurigen Runden. Aber das neue Pferdchen da, das mit dem schönen Schweif, das gefällt Dir, das möchtest Du, aber Du kriegst es nicht.
Denk mal darüber nach, aber nicht über ihn, sondern über Dich!
Denn die Überschrift über Deinem Thread müsste heißen: Hilfe, was ist MEIN Problem?

LG
Sonnenblume

Prinzesschen111
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Re: Hilfe - was ist sein Problem?

Beitrag von Prinzesschen111 » Mi 28. Aug 2013, 19:48

Liebe Sonnenblume10
vielen vielen lieben Dank dass du dir so eine Mühe machst und mir so gut weiterhilfst..
Vielleicht kurz vorweg, es gibt klein wenig was neues!
Heute morgen hat er sein Mund aufgemacht, hat mir klar und deutlich gesagt dass er keine Beziehung möchte, dass er alles machen will nur ohne Beziehung! Ich solle es verstehen und er wird sich auch nicht verlieben. Nun meldet er sich nicht mehr bei mir, antwortet mir nur sehr kurz und angebunden. Ich schreibe ihm jetzt schon gar nicht mehr, aber frage nich ob das denn nochmal wird ob er nochmal ankommt bei mir?
Ich merke schon, ich verfalle wieder in meine alten Muster.

Eines wundert mich wirklich sehr, du hast erzählt, dein Bindungsphobiker war 14 Monate mit dir zusammen, das ist doch schon eine wirklich lange Zeit, da fällt das loslassen einem noch schwerer, oder?
Darf ich fragen ob ihr denn heute noch Kontakt habt? Wie konntest du so gut damit abschließen? Vermisst du ihn denn heute trotzdem noch?
Ehrlich gesagt geht es mir damit etwas besser, weil ich merke, ich bin damit nicht alleine. Es gibt Menschen, die das gleiche erlebt haben, die mich verstehen.

Das mit der Spinne ist ein wirklich gutes Beispiel, so ist es auch tatsächlich! NUR dass er mich gerade aus seinem Netz freilässt, mich abweist und wegstößt. Er gibt mir genervte Antworten und geht nicht auf mich ein.
Ich hatte bzw habe immer die Hoffnung, dass er sich vielleicht doch verliebt, dass er merkt wie toll eine Beziehung sein kann, dass er vielleicht merkt dass er mich toll findet?
Ich bin etwas abhängig von ihm, das stimmt. Ich habe das Gefühl ich muss den Kontakt erzwingen - das Gefühl ihn zu brauchen und das Gefühl ohne ihn gerade nicht zu können. Auch wenn es wirklich übertrieben klingt.
Meine Anstrengungen sind wirklich umsonst, das merke ich gerade selbst, wobei ich wiederum denke dass es auch irgendwann belohnt wird wenn ich weiterkämpfe.

Dass er genervt ist von meinem Gerede und sich eine andere, einfachere sucht, öffnet mir etwas die Augen! Ich wollte ihm ja keinen Stress machen, habe es aber getan - warum auch immer!
Dass er darauf keine Lust hat, das glaube ich - es ist ja auch wirklich anstrengend und es gibt genug andere die er haben kann, die wahrscheinlich nicht so anstrengend sind.
Aber..was anderes!
Wenn er wirklich so denkt, wirklich so genervt von mir ist - kann sich das denn wieder legen? Oder bleibt er tatsächlich auf Distanz?

Du sprichst mir wirklich aus der Seele. Das mit dem netten Gruß das kenne ich so gut. Und wenn es auch nur ein doofer Witz ist, Hauptsache ich habe etwas geschrieben mir geht es besser und wir kommen in Kontakt. Das was du schreibst, dass man noch 3x überlegt ob es die richtigen Worte sind, das passt so gut. Und ich dachte immer ich bin der letzte Mensch auf der Welt und stelle mich so doof an.
Das ist Wahnsinn wie das alles genau zutrifft, wie ich mir die Mühe gebe, mir 1000x überlegen was ich ihm schreiben soll und es einfach nichts bringt. Dabei freut sich doch jeder Mensch darüber wenn man ein paar liebe Worte geschrieben bekommt. Oder liege ich da falsch?
Wie hast du es geschafft diese Gedanken loszubekommen? Wie hast du es geschafft dieses "ihm schreiben" sein zu lassen?

Dass du mir bestätigst, dass ich ihn wirklich weggedrängt habe, bringt mich zum nachdenken. Gerade denke ich mir - hätte ich mich doch anders verhalten. Hätte ich ihm doch nur keinen Druck gemacht. Dann wäre ich vielleicht einen Schritt weiter.
Ich denke mir, Hauptsache ich habe ein paar kleine Dinge von ihm wenn auch nicht lang, aber Hauptsache ich hatte überhaupt was von ihm und vielleicht geht es dann doch auf Dauer weiter? So sind meine Gedanken gerade.
Ich vermisse ihn gerade wieder neben mir, obwohl ich das eigentlich nicht soll.
Wie du sagst, er ist wirklich nicht so toll, aber er zieht mich total an, weil wie du sagst, er unerreichbar ist.

Wow, deine letzten Worte passen so perfekt. Ich hab wirklich lange nachgedacht was mit mir nicht stimmt, was mit mir los ist. Mit meinen Eltern habe ich ein tolles Verhältnis, auch als ich klein war. Daran kann es nicht liegen. ABER..
Da gibt es wirklich einen Mann, ich bin schon sehr genervt von ihm da er mir total hinterherlauft. Ich will ihn nicht. Ich kann ihn ja jederzeit haben.
Ich möchte wirklich eine Beziehung, denn ich habe Angst ewig alleine zu sein. Habe Angst dass ich niemanden mehr finden werde.
Ich brauche jemanden der mir den Reiz gibt, der nicht sofort macht was ich möchte, bei dem ich etwas kämpfen muss. Das sind genauso diese Menschen, die mich nur verletzen werden die mich immer wegstoßen werde. Somit werde ich immer alleine bleiben.
Und ich kann einfach nichts dagegen tun.

Sonnenblume10
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Re: Hilfe - was ist sein Problem?

Beitrag von Sonnenblume10 » Do 29. Aug 2013, 12:39

Liebes Prinzesschen,

ich finde es sehr erfreulich, dass er Dir reinen Wein eingeschenkt hat und Dich nicht hinhält mit fadenscheinigen Versprechungen, die er nie halten würde. Er möchte alles, aber ohne jegliche Verpflichtung, ohne Verantwortung und ohne jegliche Einschränkung. Sprich, Du könntest mit ihm zusammen etwas unternehmen und ein wenig Sex haben und ihn vielleicht zum Essen zu Dir nach Hause einladen. Er macht alles, bloß nach Beziehung darf es sich nicht anfühlen.
Und das funktioniert nicht, weil Du dann eben so tätest als ob. Du würdest Dich wieder verbiegen und wieder leiden, denn im Grunde würdest Du Dich selbst und auch ihn manipulieren, hintergehen, belügen, indem Du auf seine Wünsche eingehst. Alles, aber keine Beziehung. Genau die wünschst Du Dir ja. Also würdest Du wieder gegen Deinen inneren Kompass handeln, der sagt: Prinzesschen, wir sind hier alle sehr traurig, weil Du Dich schon wieder verbiegst und uns (nämlich die Gefühle und Deinen Kompass) nicht ernst nimmst.
Ich empfehle Dir wirklich, einfach mal jeglichen Kontakt sein zu lassen und alles auf später zu verschieben. Denn auf der freundschaftlichen Ebene kannst Du immer noch mit ihm verkehren, aber erst, wenn Du Dich tatsächlich aus Deiner Abhängigkeit gelöst hast und Du ihn nicht mehr als Partner haben möchtest. Das würde Dir nicht davonlaufen, aber jetzt im Moment würde es Dir nicht gut tun, das weiß ich, weil ich selbst oft so getan habe als ob. Mir doch egal, ob Du Dich meldest, wieder mal durch liebloses Verhalten glänzt! Nichts weiter als Trotzreaktionen, die meine Hilflosigkeit dokumentieren, denn in Wirklichkeit sah es in mir ganz anders aus. Das tut einfach nicht gut.

Jeder Mensch hat verschiedene Instanzen: Da sind einmal die Gefühle, die ziemlich wankelmütig und schnelllebig sind, da ist Dein Verstand, ein eher grober Klotz, dann Dein Gewissen, das Dir rät, was richtig ist und nicht und da ist ganz tief in Dir drin etwas wie ein Kompass, auf den Du Dich verlassen kannst. Denn er sagt Dir verlässlich, wo Gefahr ist und wo Du bedenkenlos los lassen kannst. Es ist schwierig, diese verschiedenen Dinge in Einklang zu bringen, aber manchmal gelingt es und dann fühlt man sich richtig gut, im Einklang mit sich selbst.
Weil man weiß, der eingeschlagene Weg ist gut und er tut mir gut und ich habe Begleiter, die mich mal ein Stück begleiten und Begegnungen, die meinen Weg kreuzen und wo anders hin gehen. Das ist er, Dein Bindungsphobiker. Der geht wo anders hin als Du.
Du musst also das tun, was dafür sorgt, dass diese Dinge in Dir übereinstimmen. Denn dann bist Du authentisch, selbstbewusst (im Sinne, dass Du Dir Deines Selbst bewusst bist und es annimmst wie es ist) und handlungsfähig. Und harmonisch und genau das wird auch Deine Umwelt spüren. Es werden Menschen kommen und gehen und gerne mit Dir zusammen sein. Daher besteht kein Grund zur Verzweiflung bei Dir. Du bist eine kluge Frau, die gut aussieht und jetzt daran geht, zu Dir selbst zu finden. Dann geht vieles von allein, denn Du wirst andere Menschen anziehen und nicht solche, die Dir schaden.
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass man Menschen immer zweimal anschauen sollte. Bei manchen entdeckt man ungeahnte Qualitäten. Manche wirken farblos und langweilig, weil sie so berechenbar sind, sich aber bei näherem Hinsehen als durchaus interessant und gescheit herausstellen.
Prinzesschen111 hat geschrieben:Eines wundert mich wirklich sehr, du hast erzählt, dein Bindungsphobiker war 14 Monate mit dir zusammen, das ist doch schon eine wirklich lange Zeit, da fällt das loslassen einem noch schwerer, oder?
Wir hatten eine Fernbeziehung und sahen uns nur alle zwei WE, sonst hätte sie nicht so lange gehalten, was größtenteils mein zweifelhafter "Verdienst" war. Ich ließ ja nicht locker, tat alles um ihm zu gefallen und sah über alles hinweg. Er konnte machen was er wollte, ich war nachsichtig, wenn er mir nur wieder ein paar Brösel seiner Zuneigung hinwarf. Den ganzen Kuchen bekam ich nie. Ich entschuldigte alles und suchte den Fehler dann bei mir. Wenn ich so und so wäre, dann würde er ... Haha, gar nichts würde er. Es war über Wochen eine Quälerei, die ihren Höhepunkt erreichte, als er noch mit einer anderen anbandelte, die ihm schöne Augen machte, was ich just zu dem Zeitpunkt herausfand, als es so weit war. Ich habe feine Antennen und ein falsches Wort, ein lapidar dahin gesagter Satz von ihm ließen meine Alarmglocken schrillen. Misstrauen machte sich breit und ich checkte seine Mails. So weit war ich gekommen. Und klar fand ich was! Ich sprach ihn nicht darauf an, ich war schlauer. Ich redete von unserem Beziehungsmuster, von ihm und von mir und ich vermied jegliche Anklage. Damit habe ich ihn erreicht, zum Nachdenken gebracht über seine Zukunft und vermutlich sprach auch sein Gewissen noch ein Wörtchen mit. Ich hatte eine tolle Taktik angewandt, die wirkte, aber Entscheidendes übersehen: ab da war noch mehr Misstrauen da. Ich hatte oft Angst, er käme mir abhanden und die schlaue Kriegslist stellte sich als ein zweifelhafter Sieg heraus, der mir wieder mehr schadete als nützte. Ich hätte auf mich hören sollen und die Segel streichen. Aber ich war ja abhängig von ihm und war weit davon entfernt, das auch nur ansatzweise zu schaffen. Lieber leiden als lösen, das war immer meine Devise. Pass auf, denn dafür bist Du auch empfänglich!

Zum Loslassen: es dauerte lange, weil es bei mir immer lang dauert. Nach der Trennung hatten wir noch Kontakt auf der berühmten Freundschaftsschiene, die nicht funktioniert. Denn ich hörte dann zwar noch von ihm, hatte noch ein wenig Anteil an seinem Leben, aber ich hatte nichts dazu zu sagen. Es war sehr "schön", wenn er erzählte, was er am WE alles vorhabe, während ich wusste, wie meines aussehen würde! Super, wer gerne leidet, sollte sich darauf einlassen. Dennoch wurde der Kontakt im Lauf der Monate spärlicher und kühler. Meine Einstellung zu ihm veränderte sich etwas. Hoffnung auf eine Rückkehr gab es nicht. Er erzählte von seltsamen Unternehmungen, die er vorher nie gemacht hatte. Und auch ich spürte, dass ich Bewegung in mein Leben bringen musste. Es etablierte sich ein kleiner Stammtisch mit ein paar entfernten Freundinnen, ich ging ins Theater, ins Kino und Monate später fuhr ich allein nach Berlin, wo ich immer so gerne mit ihm hingefahren wäre. Das gab mir Auftrieb. Ich wurde Mitglied eines Sporvereins, eher zufällig. Es ist interessant zu sehen, was das Leben alles bietet. Ich suchte nichts und fand viel.

Ich war vier Monate nach der Trennung bei einem Therapeuten, nur zweimal und das brachte meine Gedanken in eine andere Richtung. Nicht nur er hatte ein Problem, sondern ich selbst. Allein die Erfahrung, da hört Dir jemand zu, der nicht wertet, sondern völlig neutral ist, war bestürzend. Es gab kein Richtig und Falsch mehr und auch die Relationen zwischen Gut und Böse verschoben sich. Er war nicht nur der Böse, zu dem ich ihn gemacht hatte. Und ich war auf einmal nicht mehr nur die "Gute" als die ich mich gesehen hatte.
Ein halbes Jahr nach der Trennung brach er den Kontakt ab mit einer seltsamen Mail. Er helfe einer Kollegin beim Umzug in eine einige Hundert Kilometer entfernte Stadt und würde gleich eine Woche Urlaub dranhängen! Und dann würde er sich melden.
Mir wurde heiß und kalt und auf einmal fiel es mir wie Schuppen von den Augen. All seine Unternehmungen, die gar nicht zu ihm passten! Er zog schon längst mit meiner Nachfolgerin um die Häuser. Während ich mit mir kämpfte und trauerte, machte er sich bereits eine schöne Zeit mit einer Jüngeren und dickeren Frau. Ich habe mal ein Foto von ihr im Internet gefunden, als sie die neue Stelle angetreten hatte. Mann, wie blöd war ich gewesen.
Natürlich meldete er sich nicht mehr. Klare Positionen waren nie seine Sache, lieber in der Versenkung verschwinden als der dummen Kuh, nämlich mir zu sagen, was Sache war. Seltsamerweise tat mir das dann nicht mehr so weh. Ich fragte nochmals reichlich kühl nach, wie unser Kontakt denn künftig aussehen soll, aber ich bereitete ihm schon den Weg für den endgültigen Bruch, den er dann vollzog, auch per Mail.

Und seither Funkstille, komplett. Keine Mail, kein Telefonat. Wir sehen uns ab und zu, vlt. dreimal im Jahr bei dienstlichen Anlässen. Er nimmt mich nicht zur Kenntnis, übersieht mich, grüßt nur, wenn es unbedingt sein muss.
Ich hätte gerne wieder ein wenig Kontakt, hätte gerne wieder einen Umgang auf der freundschaftlichen Ebene. Wenigstens grüßen und ein paar Takte Smalltalk, wenn wir uns begegnen, wären meine Vorstellung. Aber er scheint dazu nicht in der Lage zu sein.
Er hat diese Fernbeziehung nach mir noch und er trägt so was wie einen Ehering. Ich habe eine Kollegin, die ab und an mit ihm zu tun hat, gefragt, aber die wusste nichts von einer Heirat. Aber das interessiert mich nun gar nicht mehr. ich nehme an, dass sich auch in ihm etwas geändert hat. Aber ich weiß nichts darüber. Keine Ahnung, ob er nun glücklicher ist als mit mir.

Das Loslassen ist ein Prozess und geht langsam voran, zumindest bei mir. Und da es langsam geht, kann ich nicht sagen, ab da war es vorbei. Es ging so unmerklich, dass ich gar nicht richtig merkte, dass er nicht mehr wichtig für mich ist. Er war nützlich, denn ich habe ihn gebraucht. Nicht im Sinne von Ausnützen, aber er war ein Wegweiser, dass ich selbst Probleme habe, die gelöst werden müssen. Und zwar von mir selbst und nicht von einem Anderen.
Ich habe erkannt, dass ich nicht nur das Unschuldsschaf war, als das ich mich ansah, sondern dass ich ihn benützt habe, um mein Ego aufzupolieren. Von ihm erwartete ich, dass er die fehlenden Teile meines Selbst ergänzte und dass ich mich gut fühlte. Spät, vielleicht zwei Jahre später merkte ich, dass ich ihn irgendwie auch missbraucht hatte, denn ich hatte Erwartungen an ihn, die er nicht erfüllen konnte und die man keinem anderen aufbürden sollte.
Meine ach so große Liebe stellte sich im Nachhinein auch als eine große Portion Egoismus heraus. Und daher trage ich ihm auch nichts mehr nach. Wir waren beide schuldig geworden und lebten unsere Defizite in der Beziehung aneinander aus. So was kann nicht funktionieren und tut keinem von beiden gut.

Ich sehe das Leben heute mit anderen Augen an, als wertvoller als vor dieser Beziehung. Denn durch das Auf und Ab hatte ich alles Andere aus meinem Blickwinkel verloren. Freunde interessierten mich nicht mehr. Ich kreiste nur um ihn und um diese Beziehung, über die ich permanent nachdachte. Ich habe mich selbst vernachlässigt, weil ich ja nur noch ein Ziel kannte.
Heute ist es besser. Nach dem Abebben der Trauerphase merkte ich, wie eindimensional mein Leben mit ihm geworden war. Ich lernte, meine Interessen zu verfolgen und wurde selbständiger. Und ich lernte das Leben wieder zu schätzen. Meine Freundinnen und Freunde, meine Verwandten und viele Dinge, die ich gerne mache. Das hatte ich verlernt, aber die Lebensfreude kam wieder.
Ich wurde auch nachsichtiger, gegenüber mir selbst und gegenüber anderen. Ich laufe niemandem mehr hinterher und doch kamen neue Menschen in mein Leben. Einfach so, ohne großes Zutun. Erst durch das Loslassen werden wir bereit für Neues. Wer mich mag, der soll mich mögen, darüber freue ich mich, wer mich nicht mag, der lässt es eben bleiben. So einfach ist das, aber auch das muss man erst lernen. Ich will nichts mehr festhalten, am allerwenigsten einen anderen Menschen und ich glaube, auf solch eine Beziehung werde ich mich nie mehr einlassen.
Prinzesschen111 hat geschrieben:Wie konntest du so gut damit abschließen? Vermisst du ihn denn heute trotzdem noch?
Wie gesagt, es war ein langsamer Prozess, der seine Zeit dauerte. Ich wurde anders und habe gesehen, dass ich mich in etwas verrannt hatte, was mir nicht gut tat. Und ihm auch nicht.
Ich vermisse ihn nicht mehr. Ich würde mir nur wünschen, dass wir einen unverkrampften Ton miteinander finden würden und vielleicht mal wieder einen Kaffee miteinander trinken könnten. Aber er ist nicht mehr wichtig für mich und mein Wohlergehen. Es tut mir gut, dass ich ihn heute in einem anderen Licht sehe. Ich idealisiere ihn nicht, ich stemple ihn nicht ab als Versager. Ich sehe ihn neutral, aber wohlwollend. Er hatte seine Qualitäten und er war auf seine Art einzigartig, mein Bindungsphobiker.
Prinzesschen111 hat geschrieben:Ich solle es verstehen und er wird sich auch nicht verlieben.
Das finde ich toll von ihm! Er sagt Dir was Sache ist und macht Dir damit alles leichter. Du solltest das würdigen, denn er hält Dich nicht hin und nicht warm oder macht Dir irgendwelche Versprechungen. Er lässt Dich nicht im Ungewissen.
Prinzesschen111 hat geschrieben:Ich schreibe ihm jetzt schon gar nicht mehr, aber frage nich ob das denn nochmal wird ob er nochmal ankommt bei mir?
Das ist gut so. Lass den Kontakt sein, denn er beschert Dir nur Frust und Hoffnung an der falschen Stelle. Du brauchst jetzt Zeit für Dich selbst. Musst lernen, mit Dir klar zu kommen und Dir das Leben ohne ihn angenehm machen.
Und schon wieder fragst Du Dich, ob er wohl nochmals bei Dir anklopft! Lass ihn doch einfach mal laufen und lass die Dinge ihren Lauf nehmen. Vielleicht meldet er sich irgendwann wieder, vielleicht auch nicht. Das musst Du lernen, dass Du die Dinge nicht mehr so verkrampft siehst.
Prinzesschen111 hat geschrieben:Ich merke schon, ich verfalle wieder in meine alten Muster.
Schön, dass Du das erkennst. Das ist schon die halbe Miete.
Prinzesschen111 hat geschrieben:Es gibt Menschen, die das gleiche erlebt haben, die mich verstehen.
Ja, es war eine harte Schule, aber lehrreich. Und dieses Beziehungsmuster ist nicht außergewöhnlich. Ich dachte mir erst, nur ich hätte so ganz außergewöhnliche Beziehungsprobleme, bis ich darüber las und mir erstaunt die Augen rieb. Es war nichts Besonderes, wir handelten nur nach einer gut einstudierten Choreografie. Er lebte seine Eigenständigkeit und Unabhängigkeit, entschied alles ohne mich und ich lief hinter her, klammerte, appellierte an sein Gewissen und an sein Mitleid. Und als das nichts half, fing ich an ihn zu hassen und abzuwerten. Ich betitelte ihn in mir als Arschloch und sprach so zu mir von ihm. Ach, sieh an, das A... hat wieder mal eine heuchlerische SMS geschrieben!
Ich war so voller Hass auf ihn, dass es sowieso schon egal war, was er tat, es war sowieso falsch. Das war gemein von mir.
Und dann kam wieder eine Phase, wo ich ihm alles nachsah und ich wieder Hoffnung schöpfte.
Es war wie eine Achterbahn. Eine Achterbahn kann man nicht dauernd fahren, daher war es gut, dass sie zu Ende ging.
Prinzesschen111 hat geschrieben: NUR dass er mich gerade aus seinem Netz freilässt, mich abweist und wegstößt. Er gibt mir genervte Antworten und geht nicht auf mich ein.
Auch das ist positiv. Denn er ist ehrlich und spielt mit offenen Karten. Und außerdem schützt er Dich davor, Dich zu verlieren.
Prinzesschen111 hat geschrieben:Ich bin etwas abhängig von ihm, das stimmt.
Etwas??? Ich würde sagen, ganz schön viel!
Prinzesschen111 hat geschrieben: Ich habe das Gefühl ich muss den Kontakt erzwingen - das Gefühl ihn zu brauchen und das Gefühl ohne ihn gerade nicht zu können. Auch wenn es wirklich übertrieben klingt.
Erzwingen kannst Du nichts, rein gar nichts. Alles was Du erzwingen willst, verschwindet. Schau Dir mal das Wort an: er - zwingen!
Du willst ihn praktisch zwingen, mit Dir in Kontakt zu bleiben und am besten, mit Dir eine Beziehung einzugehen. Du solltest Dich schämen!
Hinterfrage mal, was Du da geschrieben hast. Verräterische und ehrliche Worte!
Aber denk Dir nichts, ich war genauso. Und daher verschwand er.
Prinzesschen111 hat geschrieben: Ich wollte ihm ja keinen Stress machen, habe es aber getan - warum auch immer!
Das war auch nur Dein Egoismus. Du hast ihm Stress gemacht, denn er sollte sehen, wie sehr Du an ihm hängst und er sollte Mitgefühl mit Dir haben. Und auf Grund dessen sollte er sehen, wie sehr Du ihn schätzt und eine Beziehung mit Dir eingehen.
Genau deswegen hast Du das getan. Im Nachhinein stellte sich die Taktik als falsch heraus, weil Du ihn weg getrieben hast. Und doch war es gut, denn er hat Dir daher gesagt, was Sache ist. Also stellt es sich im Nachhinein wieder als richtig heraus.
Prinzesschen111 hat geschrieben:wobei ich wiederum denke dass es auch irgendwann belohnt wird wenn ich weiterkämpfe.
Wenn Du glaubst, dass Dein Lohn von einem anderen Menschen kommt, bist Du auf dem Holzweg. Du solltest gar nicht kämpfen, denn was hat Liebe eigentlich mit Krieg und Kampf zu tun? Gar nichts. Wenn Liebe zum Schlachtfeld wird, dann ist es keine Liebe, sondern etwas Haben und Festhalten wollen um jeden Preis. Und das ist auch nur wieder Egoismus. Wer freiwillig in Dein Leben kommt und wenn Du Dich gerne und freiwillig auf einen Mann einlässt, dann ist es Liebe bzw. es kann Liebe daraus entstehen. Wenn es schon anfängt mit Kampf und Sieg und Taktik, bevor überhaupt eine Beziehung zustande kam, dann ist das mit Sicherheit der falsche Weg.
Prinzesschen111 hat geschrieben:Wenn er wirklich so denkt, wirklich so genervt von mir ist - kann sich das denn wieder legen? Oder bleibt er tatsächlich auf Distanz?
Das weiß ich nicht und keiner kann es Dir sagen. Aber Du verrennst Dich schon wieder in Deine blödsinnige Hoffnung. Jetzt wähl ich mal eine andere Taktik und stresse ihn nicht mehr, vielleicht kriege ich ihn damit dann ja rum. Und schon wieder willst Du ihn unbedingt haben. Ich habe meinen gekriegt und dann musste ich ihn gehen lassen. Denn er wollte zunächst auch keine Beziehung, aber ich lies ja nicht locker. Dafür habe ich viel bezahlt.
Prinzesschen111 hat geschrieben:Ich hatte bzw habe immer die Hoffnung, dass er sich vielleicht doch verliebt, dass er merkt wie toll eine Beziehung sein kann, dass er vielleicht merkt dass er mich toll findet?
Genau das habe ich mir auch gedacht. Ich tat ja alles, dass er mich toll findet. Und dann war es falsch, denn er fand mich nicht mehr toll, sondern fing an mich abzuwerten. Ich spürte genau, dass ich zunehmend an Status und Ansehen bei ihm verlor, je mehr ich mich abstrampelte. Man sollte sich nicht abstrampeln, sondern sich seines Wertes bewusst sein. Wenn man das unterlässt, zahlt man auch wieder dafür. Was soll er denn an Dir schätzen, wenn Du Dich innerlich klein machst? Dein mangelndes Selbstwertgefühl teilt sich Deiner Umwelt mit, die sehr wohl merkt, dass Du ziemlich wertlos bist, weil Du Dir Deines Wertes nicht bewusst bist. Läufst jemanden hinterher, der Dich gar nicht will! Wie soll er Dich denn wertvoll finden, wenn Du Dir selbst ein Armutszeugnis ausstellst?

Ein Bindungsphobiker ist in seinem Inneren ziemlich autark. Er braucht zwar andere Menschen, aber bitte mit einer gehörigen Portion Abstand. Eine Beziehung kann er nicht schätzen, weil er nie gelernt hat, eine aufzubauen. Was wir nicht kennen, das können wir auch nicht schätzen. Wenn Dir ein Afrikaner erzählt, wie gut Affenfleisch schmeckt, dann glaubst Du es auch nicht.
Genauso ist es bei einem Bindungsphobiker: Er baut keine Beziehung auf, weil es nicht kann. Und so kennt er sie nicht und was er nicht kennt, vermisst er auch nicht. Er bleibt innerlich unbeteiligt. Er mag vielleicht mit Dir eine Radtour machen oder ins Bett steigen, aber die Liebe, die Du Dir erhoffst, kriegst Du nicht von ihm. Daher trauert er Dir nach einer Trennung nicht lange hinterher. Wieso denn auch, denn innerlich ist er kalt.
Prinzesschen111 hat geschrieben:Wie hast du es geschafft diese Gedanken loszubekommen? Wie hast du es geschafft dieses "ihm schreiben" sein zu lassen?
Warten, bis es vorbei ist. Nicht schreiben,obwohl es Dir in den Fingern juckt und Du genau weißt, dass es nichts bringt. Schreib Mails an ihn, die Du nie abschickst. Das hat mir geholfen. Manchmal lese ich sie noch, aber selten und dann lächle ich darüber. Wie ich ihn beschimpft habe, ihm alles Übel dieser Welt gewünscht habe und ihm sämtliche Tiernamen gab, die mir einfielen. Gott sei Dank habe ich die Mails nicht abgeschickt. Heute würde ich mich dafür schämen, wenn er sie bekommen hätte.
Ich habe ihm eines Tages nicht mehr geschrieben, weil ich gemerkt habe, dass ich mich damit nur klein mache. Wieder mal um Aufmerksamkeit bettle. Und weil ich gemerkt habe, dass die Mails und SMS für ihn wertlos waren. Du wirfst damit Perlen vor die Säue und wenn Du Dir das klar machst, dann lässt der Drang nach Kontaktaufnahme auch etwas nach.
Lass Dir einfach die Zeit, bis der Drang nachlässt. Und bevor Du ihm wieder schreibst, schreib ins Forum oder an Dich selbst. Alles was Du Dir denkst, alles was Du Dir wünschst, alles was Dich frustriert. Das hilft dann auch, weil es den Druck abbaut.
Prinzesschen111 hat geschrieben: Und ich dachte immer ich bin der letzte Mensch auf der Welt und stelle mich so doof an.
Damit bist Du gewiss nicht allein. Es gibt Tausende, die sich so blöd anstellen, inklusive mir selbst. Aber irgendwann muss damit auch wieder Schluss sein, denn es gibt ja noch etwas Anderes im Leben.
Prinzesschen111 hat geschrieben:Hätte ich ihm doch nur keinen Druck gemacht. Dann wäre ich vielleicht einen Schritt weiter.
Nein, das war gut so. Denn Du hast ihn damit so in die Enge getrieben, dass er eine klare und eindeutige Entscheidung getroffen hat. Und diese Entscheidung musst Du respektieren und von dieser Basis aus kannst Du weiter machen. Dir Dein Leben auch ohne ihn schön machen, Dich mit Freundinnen verabreden, ein T-Shirt kaufen, das Du nicht brauchst. Eine Radtour im Sonnenschein machen, ehe der Herbst einzieht. Nochmals ein Eis im Freien essen, ehe es zu kalt dafür wird. Einen Espresso latte trinken. Ins Kino gehen und über den traurigen Film heulen und hinterher vor lauter Selbstmitleid. Etwas gutes kochen und Deine Mädels einladen. Einen Yogakurs besuchen oder Spanisch lernen, weil Du auf Antonio Banderas stehst. Ein Konzert besuchen.
Gönn Dir was, weil Du es Dir wert bist, mit Dir selbst zu leben. Lerne Dich zu lieben und dann kommt auch jemand, der Dich liebt und keine Spielchen mit Dir spielt oder nur Sex mit Dir will, weil er nur Teilbereiche Deiner Person schätzt und mit Deinen Problemen nichts zu tun haben will.
Prinzesschen111 hat geschrieben:Da gibt es wirklich einen Mann, ich bin schon sehr genervt von ihm da er mir total hinterherlauft. Ich will ihn nicht. Ich kann ihn ja jederzeit haben.

Gefühle für Jemanden lassen sich nicht verordnen. Aber dennoch sollte man so etwas schätzen, wenn einem Jemand Zuneigung entgegen bringt, denn es ist nicht selbstverständlich. Auch wenn Du es nicht erwidern kannst, so solltest Du es würdigen.
Manchmal lohnt es sich, einen Menschen genauer anzuschauen.
Mit Deinem Muster stehst Du Dir selbst im Weg. Die Du haben kannst, willst Du nicht und denen, die Du nicht haben kannst, läufst Du kopflos hinterher. Wenn Du weiter so machst, wirst Du tatsächlich alleine bleiben. Die Liebe, die Du kriegen könntest, lehnst Du ab. Stattdessen träumst Du von Liebe, wo keine zu bekommen ist. Das musst Du durchbrechen, denn Du gehst ja auch nicht ins Schuhgeschäft, wenn Du einen Badeanzug kaufen willst ;)
Prinzesschen111 hat geschrieben:Und ich kann einfach nichts dagegen tun.
Doch, ich glaube schon. Du musst Dich mit Deinen Problemen auseinander setzen, Deine Mechanismen durchschauen. Und Dich selbst lieben lernen, dann kannst Du Liebe, die Dir geschenkt wird, auch annehmen. Wenn Du Dir weiterhin selbst schadest, weil Du das Unerreichbare willst, wirst Du nie das bekommen, was Du eigentlich suchst. Lerne, Dich in einem positiven Licht zu sehen oder hast Du Dich umsonst "Prinzesschen" genannt? Ein verwöhntes und etwas verzogenes Prinzesschen bist Du ja auch, denn Du stellst ganz schöne Ansprüche. Verlangst dass Dein "Traumprinz" sich verliebt? Wieso eigentlich? Wie kommst Du dazu? Und dann soll er genauso sein, wie Du ihn brauchst. Nett und liebevoll, aber nicht zu sehr, weil sonst der Reiz verloren geht. Du willst nur erobern, sonst nichts. Stell Dir vor, Dein Flüchtling läge Dir zu Füßen, dann hättest Du null Interesse an ihm. Ist doch eigentlich ziemlich schäbig, findest Du nicht? Lass ihm seine Bindungsphobie, denn sie gehört zu ihm. Kümmere Dich lieber um Dich selbst, denn der Lohn dafür wird Dir gewiss sein.
Du bist ein sehr liebenswerter Mensch, aber es fehlt Dir noch an Selbstwertgefühl und Eigenliebe. Da musst Du ansetzen und nicht dieser blöden Mohrrübe hinterher hecheln, die Dir eh nicht schmecken würde!

LG
Sonnenblume

Prinzesschen111
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Re: Hilfe - was ist sein Problem?

Beitrag von Prinzesschen111 » Do 29. Aug 2013, 20:45

Sonnenblume10

Vielen lieben Dank dass du dir solch eine Mühe machst und mir so wahnsinnig toll weiterhilfst - es öffnet mir wirklich nach und nach die Augen.
Manchmal falle ich ein paar Schritte zurück und vergesse wieder alles, aber ich denke, auch das lässt nach, oder?

Dass er so ehrlich zu mir ist, finde ich sehr hart aber es ist ok. ABER heute morgen als ich aufgewacht bin und auf mein Handy geschaut habe, sehe ich eine Nachricht von ihm!
":-* :-* :-* Morgen" lautete sie. Was soll das? Ich dachte ich ziehe das nun durch und antworte nicht. Hab es leider nur knapp 2h geschafft und hab dann ein knappes "Morgen" geantwortet. Seitdem kam natürlich nichts mehr - ich hab ihm natürlich auch nicht mehr geschrieben. Ich starre aber ehrlich gesagt alle 5min auf mein Handy, schaue ob er online ist und sobald mein Handy blinkt hoffe ich dass er es ist.
Was soll das? Wozu diese SMS? Und dann plötzlich kommt doch nichts mehr?
Ohne Kontakt würde das alles wahrscheinlich wie du sagst vorbeigehen und es funktioniert auf freundschaftlicher Basis ABER das Problem ist, in Vergangenheit kam er ja immer und immer wieder an, manchmal nach 4 Monaten manchmal vorher. Was will er denn immer von mir?
Eine Frage geht mir wirklich immer durch den Kopf - mit seinen ganzen Ex ist er eine Beziehung eingegangen auch wenn nur kurze Zeit. Mit mir will er nicht, das sagt er von Anfang an. Bin ich irgendwie anders für ihn? Er hatte ständig welche - immer nach kurzer Zeit eine neue.
ABER ich werde es versuchen, ich werde versuchen den Kontakt sein zu lassen. Ich hab mir fest vorgenommen ihm auf keinen Fall mehr von mir aus zu schreiben und ich werd das auch durchziehen. Allerdings hapert es bei mir leider noch wenn er mir schreibt. Ich schaff es noch nicht ihm einfach nicht zu Antworten. Zumal ich auch seine doofe handynummer auswendig kann.

Wenn ich ehrlich bin, ich habe sehr große Probleme Menschen gehen zu lassen. Ich klammere mich fest, ich will sie nicht loslassen. Ich tue alles dafür damit sie bleiben. Auch bei Freunden. Vielleicht will ich ihm jetzt auch nur, wie du sagst, weil ich ihn nicht haben kann. Die ganze Zeit über, auch damals habe ich mir nie Gedanken über ihn gemacht. Warum tue ich das denn jetzt? Was ist jetzt anders als in der Vergangenheit?
Vorallem warum lerne ich nicht aus meiner Vergangenheit? Ich habe zwei sehr blöde Beziehungen hinter mir. Der eine hat mir alles verboten, mich kontrolliert - und selbst bei ihm blieb ich 2 Jahre. Der andere, der hat mich in der Schwangerschaft verlassen, beleidigt und bedroht - und selbst ihm bin ich noch monatelang hinterhergelaufen. Eigentlich musste ich doch aus sowas lernen - aber irgendwie will ich es wohl nicht verstehen und tue mir immer und immer wieder das gleiche an.

Wenn ich mir deine Geschichte mit ihm so durchlese, möchte ich ehrlich gesagt, nicht soweit kommen. Es klingt wirklich schlimm. Vorallem dass es soweit kam, du hast seine Mails geschickt und sogar was gefunden. Wie schafft man es da, das alles runterzuschlucken? Du musst doch soviel "Wut" in dir gehabt haben.
Da lautet doch die Frage eher, wie hast DU das 14 Monate ausgehalten? Ich stelle mir das wirklich verdammt hart vor. Und wenn er es nicht "beendet" hätte, hättest du es wahrscheinlich noch länger mitgemacht?!
Ich finde es einfacher wenn er den Kontakt ganz abbricht, wie wenn alle Woche mal eine kurze Mail kommt, so kann man ja nie vergessen.
Dass er aber nicht mehr normal mit dir umgehen kann, kein richtiges hallo usw. finde ich sehr traurig. Zwei Menschen die lange Zeit beieinander waren und dann endet das so? Ich finde sowas immer sehr sehr traurig.
Ich finde es aber toll zu sehen, dass man aus diesem "Loch" wirklich wieder rauskommt, dass diese Situation bei mir irgendwann auch ein Ende haben wird, das macht mir Mut.
Darf ich fragen, wie lange das bei dir nun schon her ist?
Manche fahren diese Achterbahn länger und manche nicht so lange, oder?
Ich würde es gerne beeinflussen können, aber irgendwas in mir drin, lässt mich nicht..

Wenn ich mir das alles so durchlese - sobald man einen Menschen "zwingen" möchte läuft er weg? Aber sobald man ihn etwas lässt, kommt er auf einen zu?
Ich versuche ihn wirklich zu lassen, auch wenn es hart ist. Ich versuche diese Gedanken ihn haben zu wollen mal auszuschalten. Ich bekomme ihn ja eh nicht - und wenn - dann nur ab und zu und nicht wie ich es gerne hätte.
ABER wie schaffe ich es mich selbst erstmal zu lieben? Wo fängt man da denn an? Ich fange ja schon bei jeder Kleinigkeit an, alles zu hinterfragen - male mir immer gleich Sachen aus, reime und spinne mir die blödesten Sachen zusammen. Warum ist das so?
Warum will man immer das was man nicht haben kann?

Gerade habe ich wieder eine ganz blöde Phase!
Ich starre auf mein Handy in der Hoffnung er schreibt. In der Hoffnung er denkt an mich. Dabei wollte ich ihn doch lassen, ihn vergessen - aber alle Stunde wechseln diese Phasen in mir.
Das letzte mal habe ich heute morgen was gehört - da hat er kurz an mich gedacht und das war's nun wieder!
Ich glaube ich schreibe das gerade nur, damit alles raus ist und ich nicht in Versuchung komme ihn zu schreiben!
ABER
Ich weis gerade nicht mal was ich ihm schreiben könnte. Ich würde mir blöd vorkommen.
Aber diese Gedanken dass ich ewig alleine bleibe sind auch wieder da. Ich hab eine kleine Tochter. Wer möchte schon eine Frau mit einen kleinen Kind?
So denke ich manchmal, leider!
Ich fühle mich so außergewöhnlich!

Danke Dir für deine Mühe, für deine Geduld mit mir und für deine wirklich hilfreichen Antworten!
Ich lese sie mir immer und immer wieder durch.
Somit habe ich es schwarz auf weiß - vor meinen Augen.

Sonnenblume10
Beiträge: 2949
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Re: Hilfe - was ist sein Problem?

Beitrag von Sonnenblume10 » Fr 30. Aug 2013, 12:59

Hallo, Prinzesschen,

ja, wie schafft man es, sich selbst zu lieben, einverstanden mit sich zu sein? Ich glaube, es gibt dafür kein Patentrezept und natürlich habe auch ich Tage oder Phasen, wo ich mich selbst nicht sonderlich gut leiden kann. Da kann ich auch dann ziemlich grantig werden, aber ich merke dann auch, dass meine Umwelt nicht unbedingt etwas dafür kann und dann ziehe ich mich einfach zurück.
Durch meinen personifizierten Wegweiser habe ich aber gemerkt, dass ich riesige Defizite mit mir rumschleppe. Warum lass ich mich sonst darauf ein? Ich war damals im November 2008, als ich meinen Bindungsphobiker erstmals traf, eigentlich mit mir ganz einverstanden, zumindest dachte ich es mir damals. Rückblickend sehe ich es anders. Ich hatte Mangelerscheinungen und mein Ich sehnte sich, ohne dass ich es merkte, nach Übereinstimmung, Gleichklang, Zärtlichkeit, Geborgenheit und auch Abwechslung. Mein Leben war ziemlich eingefahren und ich hatte Defizite, die ich bewusst nicht spürte oder einfach nicht zuließ. Mir geht es prima, so dachte ich mir.
Als ich dann XY traf, war ich wie vom Donner gerührt und mein erster Gedanke war: Ach so sieht Herr XY aus, der ist ja jünger als ich gedacht hatte. Und er wirkte so freundlich, nett und irgendwie sanft, dass es mich sofort zu ihm hinzog. Er gab mir die Hand und nach dem ersten Vorstellen ging er raus, wahrscheinlich um eine Zigarette zu rauchen und weißt Du, was ich mir dann dachte: Ach, lauf doch nicht schon wieder weg!
Ich habe oft daran gedacht, denn dieser Gedanke war von Anfang an zu unserem Beziehungsprogramm geworden! Er kam dann nach einigen Minuten wieder und neben mir war noch ein Platz frei. Wir saßen in einer lockeren und entspannten Runde mit unseren Gästen zusammen. Von Zeit zu linste ich vorsichtig zu ihm rüber und alles was ich sah, gefiel mir. Seine Hände, seine Unterarme, seine Gestalt, seine schmalen Beine, die er übereinander schlug, die Größe seiner Füße und sein Gesicht. Und dann seine Stimme! Irgendwann sagte er etwas zu mir, was ich gar nicht wahrgenommen hatte, weil ich nur auf den Klang lauschte. Irgendwann traf es sich, dass wir mal für eine Minute zu zweit zusammenstanden und uns über frühere Zeiten unterhielten. Wir waren drauf gekommen, dass eine Kollegin von mir von meiner früheren Arbeitsstelle in einer anderen Stadt mal seine Freundin gewesen ist. So ein Zufall! Ich spürte sofort eine unglaubliche Verbundenheit zu ihm und dachte mir nur: In diesem Raum sind genau vier Menschen zu viel (wir waren zu sechst). Ich wollte mit ihm allein sein, Kaffee trinken, reden und alles über ihn erfahren.
Tja, die Gäste fuhren und das war es dann. Ich fühlte eine ziemliche Leere und Traurigkeit und dachte mir: den gewöhnst Du Dir jetzt ganz schnell wieder ab!
Ging nicht. Drei Wochen später sah ich ihn auf einer Konferenz wieder, wo er hinter mir saß. Was hatte ich mich gefreut, ihn zu sehen, aber er war seltsam an diesem Tag. Sehr zurückhaltend, irgendwie stand er neben sich, grüßte, gab mir pflichtschuldig die Hand und ich sah keine Wiedersehensfreude in seinem Gesicht. Nachmittags in einer Pause ging ich an ihm vorbei und ich weiß noch, wie er dastand. Inmitten von vielen Leuten und doch allein. Sein Gesicht war leer und sein Blick in imaginäre Fernen gerichtet. Er nahm mich nicht wahr. Auf einmal ging ein Ruck durch ihn und er stellte sich zu einer Gruppe von Leuten.
Ich hab mir oft gedacht, dass die Symptome, die er damals zeigte, schon ein Hinweis darauf waren, dass er seltsam ist, irgendwie nicht richtig tickt. Er war für einige Augenblicke nicht richtig da, abgetaucht in seine innere Welt, in der es nicht viel gab. Vor allem Leere und diesen Gesichtsausdruck hatte er oft. Er ist nicht etwa gestört, aber dennoch, etwas in seiner Psyche läuft nicht rund. Ich habe das gefühlt und beiseite geschoben, denn warnende Hinweise, die man wahrnimmt, aber nicht wahrhaben will, schiebt man gerne beiseite.
Ich sah ihn Monate nicht mehr, bis dann ein Gedanke in mir aufkeimte. Es kam ein Kongress, auf den er wohl auch fahren würde. Eine Woche vorher mailte ich ihn an und fragte nach einem Kaffee in der fernen Stadt. Er reagierte erfreut. Klar, das hatte seinem Ego Auftrieb gegeben.
Und da trafen wir uns dann und nach diesem ersten Abend war für mich die Sache klar. Ich war verliebt, ich wollte ihn, denn diese Übereinstimmung konnte doch nicht trügen. Er war nicht verliebt, mochte mich, fand mich sympathisch, aber auf eine Beziehung war er nicht aus. Den Sex am nächsten Abend (ich lasse mich normalerweise nie so schnell auf jemanden ein) nahm er gerne mit. Er war zwiespältig. Einensteils zog es ihn hin zu mir, denn auch er spürte seine Einsamkeit und hatte ein Bedürfnis nach Liebe, andererseits wollte er keine festere Beziehung. Aber ich ließ nicht locker, schrieb ihm Mails und zog ihn damit zu mir hin.Dann kamen Telefonate, dann das erste Treffen, wo wir aufeinander zu rauschten wie Magnete. Ich hatte mein Glück gefunden, so dachte ich mir. Klar denken konnte ich nicht mehr, meinen Verstand hatte ich verloren, ich ging mit einer dicken rosa Brille durch die Welt und hatte die verschobene Realitätswahrnehmung einer geisteskranken verliebten Frau.
Und nach den ersten Monaten ging es dann los bei ihm. Er wurde seltsamer, oft abweisend und ich bemerkte sehr schnell, dass er sich abgekühlt hatte. Immer wieder stieß er mich zurück, dann war er wieder nett und liebevoll. Und gerade durch dieses Wechselbad band er mich noch enger an sich. Hätte ich eine gleichbleibende Wärme gespürt, wäre es anders gekommen oder eine gleichbleibende Kälte. Aber so! Dieses Heiß und Kalt hielt mich, denn auf eine Zurückweisung folgte wieder eine Annäherung und genau die wollte ich ja, auf die arbeitete ich hin. Immer wieder und zäh und verbissen. Das meine ich damit, als ich sagte, ich hatte mich verloren. Ich war wie ein dressierter Hund, der Männchen machte, um einen Happen zu erheischen. Nur dass ich damit das Gegenteil dessen erreichte, was ich wollte. Denn ein dressierter Hund wird langweilig, berechenbar und hat kein Eigenleben mehr. Er macht ja dauernd brav Männchen! Damit machte ich mich nicht etwa attraktiv, sondern sorgte für das Gegenteil. Mehr Distanz stellte sich ein. Ich lernte keinen seiner Freunde kennen und er plante alles ohne mich. Er hielt mich aus seinem Leben raus und traurig merkte ich, dass ich nichts zu sagen hatte, nicht weiter war als eine kleine billige WE-Geliebte, die dann kommen durfte, wenn sonst nichts war. Und all das ließ ich mir bieten! Klagte nicht oder kaum, ich schluckte und ließ alles geschehen. Wir waren im achten Monat unserer Beziehung, als er mit dieser anderen anbandelte. Er hatte sie auf einem Kongress wieder getroffen, sie kannten sich bereits und kamen ins Gespräch und ich bin sicher, er merkte, dass sie angebissen hatte. Ich bekam davon nichts mit, denn wir traten nicht als Paar auf. Hatte ich Monate vorher noch von einem gemeinsamen Doppelzimmer geträumt, so war ich mittlerweile auf dem Boden der Realität angekommen. Ich hatte mein Hotel gebucht, er ein anderes und eine Woche vor dem Kongress war nicht klar, ob wir uns privat dort überhaupt sehen würden. Ich wurde trotzig und sagte nichts und fragte nichts. Er meinte dann, wir würden uns dort ja wohl schon mal treffen! Da war ich wieder froh. So genügsam war ich geworden.
Die Kongresstage waren Streß pur, denn es war ein ständiges Hin und Her mit ihm, ein Spiel aus Nähe und Distanz, absolut quälend. Nach dem Kongress verbrachten wir noch einen gemeinsamen Tag und es war endlich schön mit ihm. Ich fühlte mich wohl wie lange nicht, nährte wieder mal die Hoffnung auf bessere Zeiten und doch! Irgend etwas spürte ich! Eine leise Stimme meldete sich in mir. Wieso dieses plötzliche liebevolle Verhalten von ihm? Auf einmal war er so, wie ich ihn immer haben wollte.
Ganz einfach! Diese Frau hatte Interesse bei ihm geweckt und dadurch war ich wieder in Distanz gehalten. Und da durch sein verändertes Interesse ich keine Bedrohung mehr für ihn war, konnte er auf einmal nett und liebevoll sein. Nur deswegen lief es so gut an diesem Tag. Später habe ich es begriffen, was in ihm ablief. Er war nicht liebevoll meinetwegen, sondern eher ihretwegen. Sie hatte das ausgelöst, nicht etwa ich, denn ich war längst uninteressant geworden. Ein Hündchen, aber keine Frau, die man achtet und schätzt.
Wir fuhren gemeinsam Richtung Heimat, aber das WE würden wir getrennt verbringen. Er setzte mich an einem Bahnhof ab und wir hatten noch Zeit bis zur Abfahrt des Zuges in meine Richtung.
Und da fragte er mich: Sag mal, wann kommst Du denn wieder mal?
Erster Gedanke: Och, er fragt mich! Ach wie schön! Er fragt, weil er will, dass ich wieder komme! Zweiter Gedanke: Warum fragt er? Sonst hatten wir das oft kurzfristig am Telefon vereinbart! Seltsam, höchst seltsam.
Und dann sagte er noch: Ostern wird wahrscheinlich nicht so günstig sein wegen Famiile UND SO!

Aha, Ostern war ich nicht erwünscht. Klar, einen Tag würde er bei seiner Mutter verbringen, aber Ostern waren vier freie Tage! Was war los?
Und was um alles in der Welt bedeutete "UND SO"????

Ich schob es wieder mal beiseite, denn wir hatten uns geeinigt, dass ich das WE vor Ostern zu ihm kommen würde. Die Freude überwog wieder mal meine warnende Stimme. Ich fuhr zu ihm und wiegte mich in Sicherheit. Es war alles in Ordnung zwischen uns, ganz sicher. Ich war so verunsichert durch dieses Wechselbad, dass ich Flöhe husten hörte. Aber die husteten doch ziemlich laut.

Am Freitag abend war es wie immer, schön. Am Samstag vormittag ging er Semmeln holen, auch wie immer. Ich lag noch ein bißchen im Bett und träumte vor mich hin und dann sah ich es: sein PC war an wie immer und seine Mailbox war offen!
Erster Gedanke: Das darfst Du nicht!
Zweiter Gedanke: die Gelegenheit ist günstig wie nie, bloß mal schauen, wo seine Mails herkamen.

Dienstlich, dienstlich, unwichtig, dienstlich, dienstlich und dann am Ende des Bildschirms ein unbekannter weiblicher Absender. Er hatte eine E-Card aus Borkum erhalten. Wer war diese Frau? Warum schickt sie ihm eine Karte?
Geht mich nichts an, ist sicher harmlos, warum auch nicht? Und doch, ich musste es wissen und öffnete die Mail. Vor meinen Augen war ein kleiner Mailwechsel.
Sie war nach dem Kongress noch nach Borkum gefahren und hatte an ihn gedacht und ihm einen netten Gruß geschrieben. Sie habe sich so gefreut, ihn wieder getroffen zu haben.
Er antwortete umgehend: Ja, auch er habe sich gefreut. Und freilich, auch er hätte nichts dagegen, wenn man sich mal wieder begegnen würde. Und er hatte gleich einen Termin parat. Er sei in der Woche an einem Tag dienstlich ohnehin ganz in der Nähe und könnte es gut einrichten.
Mir fiel die Kinnlade runter!
Sie antwortete hoch erfreut: Ach, wie schade, ausgerechnet an diesem Tag geht es nicht. Sie würde dort erst von Borkum zurück fahren, aber natürlich gerne zu einem anderen Termin! Sie klang völlig euphorisch und war bereits im Liebestaumel. Vor lauter Begeisterung schickte sie ihm noch himmelblaue Grüße.
Dieses Schwein, vereinbarte hinter meinem Rücken ein Treffen mit dieser Frau, ohne schlechtes Gewissen! Und sie hörte wohl schon die Hochzeitsglocken läuten, die blöde Kuh mit ihren himmelblauen Grüßen.
Er hatte dann gemeint, vielleicht könne man sich ja an Ostern treffen.
Sie ganz begeistert, da habe sie Zeit. Ausgemacht war konkret noch nichts, aber es war eine Woche vor Ostern!
Panik breitete sich aus und er kam wieder. Ich war die Ruhe selbst, äußerlich. Ich hatte die Mailbox geschlossen und ging ins Bad. Jetzt war mir klar, was UND SO bedeutete. Er hatte es geahnt, dass diese Frau auf ihn zugehen würde und wollte sich Ostern frei halten. Ich war abgemeldet und Schnee von gestern.

Ich hätte gehen müssen und tat es nicht. Ich blieb und überlegte. Dass ich einsilbiger war, fiel ihm weiter nicht auf, denn seine Gedanken waren wahrscheinlich woanders. Der Samstag ging vorüber und abends begann ich zu reden. Nicht etwa über die Mails, die ich widerrechtlich gelesen hatte, sondern über ihn und mich und uns. Über die Mauern, die ich spürte und über die ich nicht an ihn rankam. Darüber dass ich um ihn warb und doch nie richtig zum Zug kam. Über sein Verhalten in der Beziehung, denn er lebte ja äußerlich betrachtet wie ein Single weiter.
Ich war nur Zaungast in seinem Leben. Er sagte, er sei in Beziehungen oft ein Arschloch.
Ja, wie wahr, dachte ich mir traurig.
Ich sprach von seinen vorherigen Beziehungen, die allesamt gleich verliefen. Anfängliche Begeisterung, rasche Abkühlung und Demontage und er schleppte die Beziehungen noch einige Zeit weiter, ehe er die Trennung aussprach.
Alle hatte er unglücklich gemacht und alle Frauen waren aus dem gleichen Holz. Solche wie ich! Anhänglich, gutwillig, nachsichtig, geduldig, die alles hinnahmen, nur damit sie ein paar Brösel von Zuneigung ernteten. Sie waren alle austauschbar und nach einiger Zeit uninteressant. Denn alle machten fleißig Männchen. Mit einer war er 11 Jahre zusammen, sie hatten ein Haus gebaut. Und als das Haus fertig war und er keine Fluchtmöglichkeit mehr in Bauarbeiten und in Handwerkermärkte hatte, da schlug sie voll zu, seine Bindungsunfähigkeit. Er war mit ihr zusammen geblieben, weil er dachte, es müsste so sein. Eine Beziehung, ein Haus, Langeweile und seine Arbeit, sein PC.
Sie machte eine Therapie, weil sie es nicht mehr aushielt, ziemlich erfolglos offenbar.

Dann ging er, zog weg, in eine andere Stadt, 30 km weiter. Sie blieb im Haus und stottert von ihrem Gehalt die Raten ab. Sie kann sich kein Auto leisten,keinen Urlaub, nichts, aber sie hängt an diesem blöden Haus. Und zahlt sich dumm und dämlich. Sie waren noch in einer Paartherapie gewesen, zweimal, aber sein Entschluss stand längst fest. Er behauptete, der Therapeut sei nichts gewesen, eher desinteressiert. Die Wahrheit war, dass er schon gar nicht mehr wollte.

Dann kam eine Andere für zwei Jahre. Und dann ich, aber ich war schon abgemeldet. Was sollte ich tun? Sachen packen und abhauen und heulend nach Hause fahren? Ich hätte es tun sollen, aber ich blieb. Wir gingen zu Bett und ich hatte eine schlaflose Nacht. Er nicht. Ich dachte nach, fühlte mich furchtbar, weinte immer wieder. Am nächsten Tag redeten wir weiter, beide traurig. Ich packte meine Sachen zusammen, weil ich mich nicht mehr willkommen fühlte. Und doch war etwas passiert: ich hatte ihn erreicht, seit langer Zeit mal wieder. Ich spürte es.
Er bat mich zu bleiben. Hatte ich etwas bewirkt? Offenbar, ich hatte ihn zum Nachdenken gebracht. Wo wollte er hin? Von Beziehung zu Beziehung hoppeln, immer auf der Suche nach der einen, die nie kommt, weil sie alle gleich sind? Männchen machende Frauen, die ihm hinterher liefen, solche fanden zu ihm. Die eigenständigen Frauen, die selbstbewusst sind, die interessierten sich nicht für ihn. Aber solche, die sich auf ihrer Sucht nach Liebe drangsalieren ließen, die fanden zu ihm. Und ich war dabei! Ich war auch so eine.
Ich fuhr am Abend und wusste, ich hatte gewonnen. Wir würden den Karsamstag verbringen und ich vertraute darauf, dass er mit dieser Frau an Ostern nichts ausmachen würde.
Ich hatte recht behalten, denn ich schnüffelte weiter in seinen Mails. Ich war ein Schwein geworden. Kein Kontakt mehr. Er hatte sich nicht mehr gemeldet, sie sich auch nicht. Sie hatte offenbar gemerkt, dass er abgesprungen war. Die Arme, wieder eine,die sich Hoffnungen gemacht hatte.
Die Beziehung ging weiter, wir lasen über Bindungsängste. Den Rest kennst Du. Einige Monate ging es noch, ich war der Meinung, unsere Beziehung war nun stabiler geworden, näher. Dabei hatte ich nur erstmals meine passive Rolle verlassen. Das war alles und das machte ihm wiederum Angst. Erst war ich das Hündchen, geduldet und manchmal ganz nett, aber auf einmal bezog ich Position, sprach und gab nicht klein bei. Und dann reichte diese Frage von mir, dass er das tat , was er schon längst hätte tun sollen. Er machte Schluss.

Es war eine entwürdigende Vorstellung von mir gewesen, für die ich mich heute noch schäme. Ich eine Frau, anscheinend selbstbewusst, beruflich erfolgreich, eigenständig, hatte mich aufgegeben, um diesen Larifari zu halten. Am 16. August 2010 war die Trennung.
Das hat mir gezeigt, welche Seiten in mir steckten. Was ich alles aushalten konnte, war bemerkenswert. Wie ich immer wieder die Hoffnung in mir züchtete und dass ich nicht gehen konnte. Dass ich einfach nicht aufgab und nicht mit dem letzten Rest an Selbstachtung das Schlachtfeld räumte, weil ich es nicht konnte. Und das macht mir Angst, dass ich all das hingenommen hatte, ertragen hatte und dass ich unfähig war, Konsequenzen zu ziehen. Ich machte mir über meine Psyche Sorgen. Etwas selbstquälendes ist in mir. Ich bin gefährdet und ich weiß es nun. Du hast es auch! Daher solltest Du aufpassen, suchst Dir auch die falschen Männer, gerätst immer an den selben Typ Mann. Du musst die Ursache dafür finden, sonst kommst Du nie davon los.
Hast Du schon mal an eine Therapie gedacht, um es aufzudecken? Ich glaube, Du solltest etwas für Dich tun, denn so wirst Du niemals eine Beziehung führen, die Dir Halt gibt.

Jetzt, drei Jahre später, geht es mir gut, schon länger. Ich habe mein Leben wieder gefunden, unternehme viel, entscheide viel für mich und ich habe angefangen, mich zu mögen, zu mir zu stehen. Es kam mit der wachsenden Eigenständigkeit, mit der Loslösung von ihm. Ich war so weit unten, dass es nur eine Richtung gibt, die nach oben. Je unabhängiger ich mich fühlte, desto besser kam ich mit mir zurecht. Ich weiß, was ich mir zumuten kann und wo ich aufpassen muss. Ich wurde mutiger als früher, ich habe neue Bekannte. Ich rede mit fremden Menschen, wenn es sich ergibt und ich habe viele positive Erfahrungen gemacht. Für ihn war ich wertlos, für andere nicht. Und vor allem nicht mehr für mich selbst. Ich sehe mich als wertvoll an und das strahlt auch nach außen. Und wenn mich jemand nicht will, dann gehe ich und akzeptiere es. Denn so etwas mache ich NIE mehr mit!
Prinzesschen111 hat geschrieben:Manchmal falle ich ein paar Schritte zurück und vergesse wieder alles, aber ich denke, auch das lässt nach, oder?
Je mehr Du Dich ablöst, desto mehr lassen die Rückfälle nach. Das geht ganz automatisch. Erst tut es weh und die Sehnsucht treibt Dich, dann gewöhnst Du Dich dran Dich nicht zu melden und dann willst Du diesen Klamauk einfach nicht mehr mitmachen.
Auch das Sich Zurückziehen hat mit Wertgefühl zu tun. Du bist es Dir nicht mehr wert, einen hoffnungslosen Fall zu therapieren und ihm weiter hinterher zu laufen.
Prinzesschen111 hat geschrieben:":-* :-* :-* Morgen" lautete sie. Was soll das? Ich dachte ich ziehe das nun durch und antworte nicht.
Na, ist doch logisch! Er wirft Dir wieder mal einen Brocken hin, denn dann sieht er, dass Du noch brav Männchen machst und ihm antwortest. Dann merkt er, er hat weiterhin die Kontrolle über Dich. Und dann braucht er sich nicht mehr zu melden und lässt Dich auf dem Abstellgleis warten, denn seine Welt ist wieder in Ordnung. Mehr will er ja gar nicht, aber er weiß, Prinzesschen steht weiterhin brav Gewehr bei Fuß.
Du solltest Dir zu schade für diese Spielchen sein!
Prinzesschen111 hat geschrieben:Hab es leider nur knapp 2h geschafft und hab dann ein knappes "Morgen" geantwortet.
Siehst Du, wieder mal Männchen gemacht!
Prinzesschen111 hat geschrieben:und immer wieder an, manchmal nach 4 Monaten manchmal vorher. Was will er denn immer von mir?
Er kommt dann, wenn es ihm gerade passt, wenn er gerade mal wieder an Dich denkt. Den Rest der Zeit denkt er vermutlich sehr wenig an Dich. Du solltest echt nicht mehr zur Verfügung stehen! Einfach mal Deinen Kopf hoch tragen und zu Dir sagen: Schluss, das ist jetzt genug, keine never ending story, denn ich bin mir auch dafür zu schade.
Prinzesschen111 hat geschrieben: Ich starre aber ehrlich gesagt alle 5min auf mein Handy, schaue ob er online ist und sobald mein Handy blinkt hoffe ich dass er es ist.
Ehrlich bist Du, aber es geht alles in die gleiche Richtung. Dein Selbstwert hängt von diesem Vollkoffer ab und das muss aufhören!
Prinzesschen111 hat geschrieben:Bin ich irgendwie anders für ihn? Er hatte ständig welche - immer nach kurzer Zeit eine neue.
Ich denke, er hat jetzt so viele schlechte Erfahrungen hinter sich, dass er sich sagt, ich kann es eh nicht aushalten, also dann lieber gleich keine Beziehung. Ist bequemer. Und Du? Willst Du auch eine von denen sein? Eine von seinen abgelegten alten Schuhen? In die Ecke gestellt und vergessen, weil an der nächsten Ecke schon eine andere für ihn bereit steht. Er ist ein einsamer Jäger und sucht seine Mutter. Aber er findet sie nicht, denn es gibt nur ganz normale Frauen mit Ecken und Kanten und die sind zu gewöhnlich. Er sucht die Fee, die ihn endlich erlöst, dabei müsste er sich selbst erlösen. Aber das weiß er nicht, er ist zu dumm dafür und rennt vor sich davon. Du weißt es jetzt aber und danach solltest Du handeln. Dich selbst erlösen und ein erster Schritt ist, die Verbindung mit ihm zu kappen.
Schick ihn in die Wüste! Er tut Dir nicht gut!
Prinzesschen111 hat geschrieben: Ich schaff es noch nicht ihm einfach nicht zu Antworten.
Herrgott nochmal, tue es halt einfach mal NICHT! Bist Du blöd, dass Du Dir das bieten lässt? Nein, das bist Du nicht. Aber dennoch gibst Du ihm wieder ein Signal, bist froh, wenn von dem Vollkoffer was kommt, was Dich wieder nur verwirrt und er denkt sich: Gut, die habe ich noch, wenn ich sie will. Falls sich nicht was Besseres findet. Aber eigentlich will ich sie ja eh nicht. Die ist so langweilig, dauernd antwortet sie wieder. Ich weiß, dass sie hofft und wartet, aber mich interessiert das nicht.
Warum schaltest Du Dein Handy einfach nicht mal aus oder legst es in einen Schrank? Du bist eben nicht erreichbar. Wenn Du nicht damit anfängst, wird es nie was.
Prinzesschen111 hat geschrieben:u musst doch soviel "Wut" in dir gehabt haben.
Die Wut kam erst später. Vorher kam die Angst, regelrechte Panik, als ich sah, was Sache war. Denn ich war wie Du, nur schlimmer, weil noch abhängiger.
Prinzesschen111 hat geschrieben: Ich habe zwei sehr blöde Beziehungen hinter mir. Der eine hat mir alles verboten, mich kontrolliert - und selbst bei ihm blieb ich 2 Jahre. Der andere, der hat mich in der Schwangerschaft verlassen, beleidigt und bedroht - und selbst ihm bin ich noch monatelang hinterhergelaufen. Eigentlich musste ich doch aus sowas lernen - aber irgendwie will ich es wohl nicht verstehen und tue mir immer und immer wieder das gleiche an.
Das ist das Programm, das Du abspulst. Da ist etwas in Dir, was erlöst werden muss. Du musst es finden. Dann kannst Du dagegen arbeiten, denn Du weißt, dass es wieder nur Dein Automatismus ist, der in Gang kommt. Ich bin auch gefährdet, durchaus noch, aber wenn ich merke, dass Gefahr in Verzug ist, halte ich inne. Sage mir: Na, Sonnenblume, wohl wieder mal rückfällig geworden? Wieder in Gefahr, die alten Geschichten nachzuleben? Und damit rette ich mich. Mit Nachdenken und Selbstbeobachtung.
Du musst die Ursache dafür finden, warum Du immer bei Männern landest, die Dich unterdrücken wollen. Und warum Du in Beziehungen bleibst, die Dir schaden? Deswegen meinte ich, Du solltest es mal mit einem Therapeuten versuchen. Das alles passiert nicht zufällig. Noch bist Du in der Opferrolle und ziehst genau die Männer an, die das spüren und ausnützen. Du signalisierst das nach außen, völlig unbewusst.
Hättest Du mehr Selbstwertgefühl, wärst Du unabhängiger, zufriedener mit Dir, würdest Du solche Männer nicht mehr anziehen, denn die würden sofort spüren, dass sie ihre Machtspiele mit Dir nicht machen können.
Du hast doch ein Kind! Das braucht eine stabile Mutter, die ihm ein Vorbild ist. Du hast eine Chance etwas zu ändern. Tue es für Dich und das Kind.
Prinzesschen111 hat geschrieben:Dass er aber nicht mehr normal mit dir umgehen kann, kein richtiges hallo usw. finde ich sehr traurig. Zwei Menschen die lange Zeit beieinander waren und dann endet das so? Ich finde sowas immer sehr sehr traurig.
Ich auch! Aber ich denke mir, er kann es halt nicht besser, denn eines hatte er nie: Format.
Er war immer wie ein Segel im Wind, das sich aufblähte, wenn der Wind günstig war, sprich er Zuspruch und Bestätigung durch andere erfuhr. Dann fühlte er sich großartig. Sonst hing er so traurig rum. Er war ein Lappen. Schade drum, aber ich hoffe für ihn, dass er es jetzt besser hat und sich auch geändert hat.
Ich denke, er hat mich vielleicht jetzt negativ besetzt. Vielleicht braucht er einen Sündenbock, auf den er alles Negative profiziert. Und wer eignet sich besser dazu als ein Expartner? Dann sagt er sich, die ist es nicht wert, nicht mal einen Gruß ist sie wert. Es kann sein, muss aber nicht.
Prinzesschen111 hat geschrieben:dass diese Situation bei mir irgendwann auch ein Ende haben wird, das macht mir Mut.
Ja, das geht schon. Aber es verlangt viel von Dir. Erst mal muss dieser Vollkoffer aus Deinem Leben verschwinden. Und dann fängst Du bei Dir an, denkst nach, überlegst und wenn Du nicht weiter kommst, lass Dir helfen. Familienaufstellung wäre wahrscheinlich was für Dich. ich glaube,da kommt man auf vieles, was im Verborgenen in Dir ist. Das muss raus an die Oberfläche. Wenn Du nur wartest, bis diese Geschichte vorbei ist, gerätst Du nur wieder an einen Mann dieser Sorte. Und daher musst Du bei Dir anfangen, Deine Probleme lösen.
Prinzesschen111 hat geschrieben:Manche fahren diese Achterbahn länger und manche nicht so lange, oder?
Ja, die Leidensfähigkeit ist unterschiedlich. Solche, die das durchschauen und nicht mehr mitmachen wollen, schaffen es eher sich zu lösen. Ich war ein Trottel und hielt es lange aus. Und manche halten es Jahre aus, weil das ihr Programm ist. Leiden bis zum Zusammenbruch.
Prinzesschen111 hat geschrieben:Ich würde es gerne beeinflussen können, aber irgendwas in mir drin, lässt mich nicht..
Das ist es, was in Deinem Unterbewusstsein vergraben ist. Es ist nicht an die Oberfläche gekommen, daher spürst Du es nur, aber Du weißt nicht , woher es kommt. Du wirst von dieser unbewussten Macht dirigiert und fährst auf Deinem Karrussell. Immer wieder von vorne. Der Therapeut sagte zu mir: Unsere Seele will Erlösung von den Dingen, die uns zugesetzt haben, oft schon in der Kindheit. Aber von alleine findet sie keine Erlösung und daher schickt sie uns immer wieder in dieselben Situationen, zu denselben Männern, weil sie keinen anderen Weg kennt als die Wiederholung. Und irgendwann ist es an der Zeit, den Bann zu brechen. Dazu haben wir ja die Krisen, denn eine Krise ist eine Chance zur Änderung. Wenn wir aber nichts daraus machen, bleiben wir in unseren Mustern gefangen.
Prinzesschen111 hat geschrieben:ABER wie schaffe ich es mich selbst erstmal zu lieben? Wo fängt man da denn an? Ich fange ja schon bei jeder Kleinigkeit an, alles zu hinterfragen - male mir immer gleich Sachen aus, reime und spinne mir die blödesten Sachen zusammen. Warum ist das so?
Das weiß ich leider auch nicht. Bei mir wurde es besser, als ich mich unabhängiger gemacht hatte von anderen Menschen. Als ich mein Selbstwertgefühl nicht mehr daraus zog, dass jemand mich mochte oder Er mir gewogen war. Ich kenne mich einfach besser als früher und seltsamerweise gab mir das auch mehr Freiheit. Ich wollte immer perfekt sein, alles perfekt machen, bis ich begriff, dass ich mir damit das Leben schwer machte. Ich war keinesfalls schlechter als andere, ich war oft sogar besser, aber ich sah es nicht, denn es war nie genug,was ich leistete. Das sind meine Kindheitsmuster: ein gut dressiertes Kind weiß, sei so wie ich Dich haben will und Du wirst geliebt. Ich machte mich nicht schmutzig, passte auf meine Sachen auf, war artig, gut in der Schule, ich war höflich. Ich tat alles, was mir meine Mutter beigebracht hatte. Sag Guten Tag, sag Bitte und Danke! Schrei nicht auf der Straße rum. Reisse keine Löcher in Deine Kleidung, sonst setzt es was.
Und daher wurde ich sehr brav, gut dressiert - und sehr ängstlich. Und ich hatte immer das Gefühl, es ist nicht genug, ich bin nicht genug.
Meine Mutter war schwierig, sie wollte das perfekte Kind und ich war das erste und kriegte das alles am meisten ab. Und sie war selbst mit sich uneins. Einmal war das Loch in der Hose ein Riesenproblem, ein anderes mal nicht so wichtig. Ich wusste nie wie ich dran war und daher entwickelte ich so feine Antennen. Denn ich witterte ihre Stimmung, wusste, wann ich vorsichtig sein musste und wann weniger.
Eine Drei in Englisch, eine Katastrophe. Ich musste eine Zwei schreiben, wenigstens. Sonst tat sie, als wäre meine Versetzung gefährdet.
Und daher kam mein Perfektionismus und das Gefühl, nicht gut genug zu sein.
Mein Traum war mein Vater. Er war anders, sanftmütiger, ausgeglichener, bei ihm fühlte ich mich sicher. Aber er war wenig da. Und aufgrund meiner unerfüllten Liebe zu meinem Vater rannte ich dann Männern hinterher. Immer auf der Suche nach Liebe, Zuwendung und Zuspruch. Aber "satt" wurde ich nie.
Ich hoffe, ich habe das jetzt durchbrochen. Ganz heil bin ich sicher nicht, aber ich habe Fortschritte gemacht. Erwarte weniger von mir, warum soll ich perfekt sein? Und ich will mich nicht mehr klein machen lassen, am allerwenigsten von einem Mann. Denn dafür bin ich mir einfach zu schade. Denn ich habe meinen Wert und wer den nicht sieht, den brauche ich nicht.

Prinzesschen, achte auf Dich und mach was daraus. Was Gutes! Du hast auch schon so viel hinter Dir, dass es Zeit wird für etwas Besseres.
Und wenn Du keinen Mann findest, na und? Lieber keinen als einen schlechten.
Prinzesschen111 hat geschrieben:Ich weis gerade nicht mal was ich ihm schreiben könnte. Ich würde mir blöd vorkommen.
Ist doch gut. Es gibt nichts zu schreiben. Was auch? Also lass es. Leg Dein Handy weg, mache einen handyfreien Tag. Wenn Du den geschafft hast, wird es gut für Dein Selbstbewusstsein sein.
Ich glaube Du hast auch zu viel Zeit. Geh raus, pack Dein Kind ein und geh spazieren. Zeig ihm die Welt. Und dann kochst Du was Schönes und spielst mit Deinem Kind. Und morgen besuchst Du Deine Eltern. Vielleicht passen die auch mal auf Dein Kind auf, sodass Du mal alleine etwas machen kannst.
Den Typen brauchst Du doch gar nicht! Wozu denn?

LG
Sonnenblume

Prinzesschen111
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Re: Hilfe - was ist sein Problem?

Beitrag von Prinzesschen111 » Sa 31. Aug 2013, 09:07

Hallo Sonnenblume10

ich werde diesen Mann einfach nicht verstehen. Gestern Nacht schreibt er mir ob ich ihn hole - ich habe es geschafft nicht zu Antworten. Heute morgen kommt eine Nachricht ob wir uns heute Abend sehen, nicht zu Antworten habe ich nicht geschafft, aber ich habe es hinbekommen ihm abzusagen. Nun ignoriert er mich wieder. Merkt er selbst denn nicht, dass sein Verhalten richtig blöd ist? Dass man sowas nicht macht?
Ich starre wieder auf mein Handy und schaue ob er online ist, ob er schreibt und und und. Ich war vorhin sogar schon kurz davor ihm zu schreiben dass wir uns heute Abend doch sehen - dieser Drang und Druck lässt mich nicht los. Aber ich gehe heute Abend nun mit einer Freundin weg, obwohl ich überhaupt keine Lust habe - weil ich nur dran denke "er könnte jetzt eigentlich bei mir sein".
Ich hoffe das hört alles bald auf, mich nervt es schon selbst dass ich mich so abhängig mache, dass ich so auf ihn warte - dass ich ihn so vermisse und mich über jeden Krümel den er mir gibt, freue.
Er ist ständig online, da denke ich sofort er schreibt mit einer anderen. Sobald er nicht online ist denke ich er trifft sich gerade mit einer anderen. Das ist doch nicht normal, oder?
Ich bin total lustlos, habe momentan gar kein Interesse mehr etwas anderes zu machen. Am liebsten wäre mir hier zu warten, warten bis er schreibt, warten bis er zu mir kommt.
Dass man sich jedesmal wirklich so abhängig machen kann hätte ich nicht gedacht.
Gerade hatte ich sogar das Gefühl ich muss sofort springen wenn er will, nur so kann er mich auch lieben.
Ziemlich dämlich diese Gedanken.
Wahnsinn was der Körper und wir mit uns selbst, anstellen kann.

Kann mir ein Therapeut wirklich helfen? Hat es dir damals geholfen?
Ich denke ich werde es wirklich versuchen. Weil ich weis wirklich nicht an was es liegt dass ich immer solche Männer möchte. Dass diese Männer mich anziehen.
Wenn du Dich selbst beobachtest und drüber nachdenkst, hilft dir das wirklich? Ist das wirklich stärker als dein Herz manchmal?
Manchmal möchte das Herz andere Dinge als mein Verstand. Mein Verstand kann sich nie durchsetzen - obwohl ich genau weis, dass der Verstand mich davor schützen würde. Ich versteh das einfach nicht.
Ich versuche soviel wie es geht zu unternehmen, mich abzulenken. Aber es gibt leider immer mal diese 5min, in denen ich zum nachdenken komme. Und da holt mich sovieles wieder ein.
Kennst du das, sobald man so einen Mann in seinem Kopf hat - und man einen anderen kennenlernt, dass man diesen überhaupt nicht wahrnimmt, dass dieser total uninteressant ist - obwohl er vielleicht sehr tolle Eigenschaften hat?
Ich blende momentan alles aus, was nicht mit diesem Mann zu tun hat.
Würde er mir auch nicht mehr schreiben, würde mir das alles viel einfacher fallen - ich könnte besser mit abschließen!
Aber er kommt ja immer und immer wieder an.

Deine Geschichte klingt zu Anfang an eigentlich wirklich toll, wenn man diese Symtome wie du sagst, ausblendet.
Dieses wegstoßen und wieder zu sich holen, wie du beschreibst - wieso findet man sowas immer interessanter, wie wenn ein Mann immer gleichbleibend ist? Ist es dieser Reiz, mal hab ich ihn, mal nicht? Ist dass das, was einen Mann interessant macht?
Dieses Wort "WE Geliebte" - du hast gemerkt dass er Dich nur dann sehen wollte wenn er nichts anderes zu tun hatte? So ist das bei mir, ich merke es - Blende es aber gekonnt aus. Sowas will ich nicht wahrhaben.
Was wollte dein Bindungphobiker von Dir? Um was ging es ihm denn bei dir? Einfach, dass er was zu tun hatte? Um den Sex? Oder doch um die Zweisamkeit die man in einer Beziehung hat?
Deine Gedanken von "damals", diese treffen so genau auf meine zu. Du beschreibst du gabst Dich damit zufrieden wenn er meinte, ihr seht euch auf dem Kongress schon. So geht es mir, wenn er sagt wir sehen und schon, wenn auch nur eine halbe Stunde. Das reicht mir, damit bin ich erstmal zufrieden und wieder glücklich.
Dieser Drang, heimlich in den Mails zu suchen - ich kenne das - obwohl man sich damit eher verletzt, weil man sehr oft etwas findet.
Dass er allerdings den Kontakt zu ihr dann abbrach, sprach ja für Dich - aber leider auch nur für kurze Zeit. Das tut mir leid.
Darf ich fragen ob das deine erste Beziehung war, die dir keinen Halt gibt? War das deine erste Beziehung, die so falsch lief?
Wie konntest du so schnell aus dieser Beziehung lernen?
Ich hatte 2 so Beziehungen hinter mir und nun lasse ich mich wieder auf soetwas ein. Ich lerne nie draus.

Wenn ich ehrlich bin, wird mir langsam klar, dass ich Angst habe vor einer richtigen Beziehung, davor dass ich mich ewig mit einem Menschen binden muss. Dass ich dann etwas verpasse, nicht mehr alles erleben kann.
Ein Mann, der zu lieb ist, möchte ich auch nicht - was will ich mit so einem der alles tut und macht. Jede andere Frau freut sich vielleicht über so einen Mann, aber mir macht es Angst.
Manchmal mache ich mir Gedanken darüber, wann muss man einen festen Partner haben, mit dem man lange zusammen ist?
Bin ich zu spät dran?
Bin ich unnormal?
All diese Gedanken gehen mir sehr oft im Kopf rum.

LG und vielen Dank!

Sonnenblume10
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Re: Hilfe - was ist sein Problem?

Beitrag von Sonnenblume10 » Di 17. Sep 2013, 16:41

Hallo, Prinzesschen,

ich war jetzt einige Zeit nicht online und daher nicht im Forum.
Prinzesschen111 hat geschrieben: Nun ignoriert er mich wieder. Merkt er selbst denn nicht, dass sein Verhalten richtig blöd ist? Dass man sowas nicht macht?
Nein, das merkt er nicht, denn ihm geht es um Kontrolle. Er will wissen, ob Du noch Gewehr bei Fuß stehst und diese Information reicht ihm. Bei Bindungsphobie vor allem der aktiven Sorte geht es immer um Macht. Kontrolle ist Macht. Er weiß dass Du noch auf ihn reagierst, wenn er mit dem Finger schnippt und diese Gewissheit reicht ihm. Mehr will er gar nicht.
Prinzesschen111 hat geschrieben:Aber ich gehe heute Abend nun mit einer Freundin weg, obwohl ich überhaupt keine Lust habe - weil ich nur dran denke "er könnte jetzt eigentlich bei mir sein".
Ging mir genauso. Alles Andere war anfangs nur Beschäftigungstherapie. Besser so, als gar nichts, denn ihn bekam ich ja nicht. Damit tust Du denen, die Dich mögen, Unrecht. Du benützt sie als Lückenfüller und schenkst ihnen nicht die volle Aufmerksamkeit. Das ist menschlich, aber nicht edel, denn damit wertest Du andere ab. Sie sind gut genug als die schlechtere Alternative.
Aber das wird besser. Je mehr er in den Hintergrund tritt, desto mehr kannst Du einen Abend mit einer Freundin wieder schätzen.
Prinzesschen111 hat geschrieben:Er ist ständig online, da denke ich sofort er schreibt mit einer anderen. Sobald er nicht online ist denke ich er trifft sich gerade mit einer anderen. Das ist doch nicht normal, oder?
Doch, das ist Deine Eifersucht. Sie sucht nämlich mit allergrößtem Eifer nach allem, womit Du nur eines erreichst: Dir selbst weh zu tun.
Egal, was er macht, es ist eh falsch. Du interpretierst alles, was er tu, so, dass es Dich quält.
Er ist online, also chattet er mit einer Anderen? Vielleicht ist nur online, weil er vergessen hat, sich abzumelden? Vielleicht aber auch, um andere Chancen zu checken.
Er ist offline, also tritt er sich mit einer anderen Frau! Klar, kann sein. Es kann sein, dass er im Garten Holz hackt, es kann aber auch sein, dass er gerade mit Begeisterung eine Andere nagelt. Autsch, das tut jetzt weh, oder? Ist aber so.
Egal, was er tut, falsch ist es immer und selbst wenn er sich meldet, so sagt eine boshafte Stimme in Dir, er heuchelt sicher nur Interesse.
Der Kern dahinter ist Dein nicht vorhandenes Selbstwertgefühl. Alles interpretierst Du zu Deinen Ungunsten, weil Du Dich quälen willst. Du hast masochistische Tendenzen, denn nur wenn Du gequält wirst, spürst Du Dich richtig.
Ich verspüre Schmerz, also bin ich. Besser so, als gar nichts.
Ich kenne das Gefühl und die selbstquälerischen Tendenzen. Es dauert, ehe man davon weg kommt und einen anderen Lebensinhalt gefunden hat.
Je besser Du lernst, Dich zu akzeptieren und Dich zu schätzen, desto mehr verschwinden diese entsetzlichen Verhaltensweisen und Gedanken.
Das liegt an Dir selbst, Abhilfe zu schaffen. Er ist Dein Lebensinhalt und Du weißt, dass er eigentlich keiner ist. Und dennoch kannst Du nicht davon ablassen.
Die erste Hilfestellung und ich werde nicht müde, es Dir zu sagen, ist es, keinen Kontakt mehr zu haben. Je mehr er aus Deinem Leben verschwindet, desto besser wird es für Dich. Je mehr er noch bei Dir rumspukt, desto mehr stehst Du Dir im Weg und kommst nicht davon los. Erst dann bist Du so auf Dich zurückgeworfen, dass Du anfangen musst, bei Dir selbst anzufangen.
Prinzesschen111 hat geschrieben:Kann mir ein Therapeut wirklich helfen? Hat es dir damals geholfen?
Nicht in dem Sinne, dass ich raus ging und es mir gut ging. Keineswegs, aber ich kam in Bewegung. Meine Gedanken traten weniger auf der selben Stelle. Ich begriff einige wichtige Dinge:
1. Ich selbst habe ein großes Problem mit mir, das ich auf ihn projiziert hatte. Er sollte mir die Liebe und Aufmerksamkeit schenken, die mir mein Vater nicht genügend gegeben hatte. Das konnte er nicht, denn ich habe an der falschen Stelle gesucht. Ich suchte bei Jemandem, der meinem Vater ähnelte, ähnlich unerreichbar für mich war und blieb. Ich verlangte Dinge, die kein anderer Mensch mir geben kann.

2. Er war nicht nur schlecht und ich war nicht nur die Gute. Ich wünschte mir Zuspruch vom Therapeuten, der nicht kam. Mein ganzes Bild von der Beziehung (er das Schwein und ich das Opfer) geriet ins Wanken, denn es gab kein Gut und kein Böse mehr. Ich sah, dass ich selbst meinen Anteil hatte, der nicht so klein war, wie ich glaubte. Aber das merkte ich nicht gleich nach der Sitzung, es war nach einigem Monaten.
Mein Therapeut brachte mich mit seinen wenigen Äußerungen zum Nachdenken. Ehe ich ehrlich zu mir sein konnte, dauerte es noch lange Zeit.
Er brachte Bewegung in meine Gedanken und in mein Innenleben und das war wichtig.

3. Ich sah, dass ich diese Krise ablehnte, nicht bewältigen wollte, es mir zu einfach machte. Der Therapeut sagte, eine Krise ist immer ein Wegweiser. Sie zeigt, wo unsere Probleme liegen und dass wir uns die Mühe machen sollten, daran zu wachsen. Wer nur wartet, bis das Problem wieder mal in der Versenkung verschwindet, der würdigt es nicht. Er rennt davon, sonst nichts. Ein Problem ist wertvoll und als solches sollten wir es auch betrachten.
Laufen wir nur davon weg, kommt es wieder. In einigen Monaten oder auch Jahren, aber es kommt. Das ist der Zwang zur Wiederholung, weil wir nicht bereit sind, mit uns aufzuräumen.
Prinzesschen111 hat geschrieben:erade hatte ich sogar das Gefühl ich muss sofort springen wenn er will, nur so kann er mich auch lieben.
Er kennt keine Liebe, er kennt nur Kontrolle und Bestätigung. Er ist kalt. Egal ob Du springst oder auch nicht, ist unerheblich. Aber er wird Dich nicht lieben, weder wenn Du wieder mal bereitwillig zur Verfügung stehst, noch wenn Du Dich vom Acker machst. Aber mit Liebe hat sein Verhalten nichts zu tun, denn es geht ihm dabei niemals um Deine Person. Du bist austauschbar, ich war es auch und ich habe es gespürt.
Wie oft dachte ich mir, wenn ich neben ihm herging: Es ist seltsam, aber ich habe das Gefühl, dass ich nicht wichtig bin. Dass neben ihm genauso gut Sarah oder Lea gehen könnten.
Ich fühlte, dass er mich nicht als einzigartige Person mit allen Facetten sah, sondern nur Teile von mir und daher war ich austauschbar. Ich fühlte seine Kälte. Aber ich konnte nichts dagegen tun. Ich kann einen Eisberg nicht schmelzen. Das aber hatte ich zu meiner Mission gemacht und hätte ich es geschafft, so hätte ich mich endlich großartig und geschätzt gefühlt. Das bildete ich mir ein. Sonnenblume als Retter von einem, der nicht gerettet werden wollte und den ich nicht retten konnte. Wovon auch, denn ihm ging es ja oft gut, sicher besser als mir!
Es war Eigennutz, denn hätte es geklappt, hätte ich mich bestätigt gesehen und hätte mir selbst auf die Schulter geklopft vor Bewunderung.
Und er ließ sich nicht auftauen, denn er fühlte, dass auch ich ihn ausnützte, von ihm etwas wollte, nur damit es mir nützte. Heute bin ich froh darüber, denn mein Egoismus wurde nicht belohnt. Egoismus ist immer eine Sackgasse und wird nicht belohnt, wenn wir Andere für unsere Zwecke missbrauchen.
Prinzesschen111 hat geschrieben:Ich denke ich werde es wirklich versuchen. Weil ich weis wirklich nicht an was es liegt dass ich immer solche Männer möchte. Dass diese Männer mich anziehen.
Ja, einen Versuch ist es allemal wert. Ich machte keine Therapie, sondern hatte nur zwei Gesprächstermine. Die haben mir geholfen, weil ich merkte, dass ich bei mir anfangen muss.
Prinzesschen111 hat geschrieben:Wenn du Dich selbst beobachtest und drüber nachdenkst, hilft dir das wirklich? Ist das wirklich stärker als dein Herz manchmal?
Ja, eigentlich schon. Ich denke gerade an meinen Shiatsu-Typen, den ich gerne näher kennengelernt hätte. Was er ablehnte. Früher hatte es mir mehr ausgemacht, heute kann ich es akzeptieren und seine Entscheidung respektieren. Es hat mit Respekt zu tun, die Entscheidung eines anderen zu akzeptieren, auch wenn sie nicht wunschgemäß ausfällt. Meine Krone ist nicht nicht mehr davon abhängig, ob er mit mir Kaffee trinkt oder nicht. Ich habe sie und trage sie weiter, auch wenn ich auf Ablehnung stoße. Sprich, mein Herz will keine unerreichbaren Dinge mehr auf Biegen und Brechen erreichen. Und ich frage nicht nach, was seine Gründe dafür sind, denn ich will ihn nicht in die Enge treiben. Auch das wäre respektlos. Sagen Sie mir oder erklären Sie mir, was an mir ist, dass sie nicht mit mir außerhalb der Praxis zusammen sein möchten! Das fände ich respektlos, denn ich würde ihn damit tangieren und mir im Endeffekt selbst schaden.
Ich denke, ich bin weiter mit mir gekommen. Aber ich habe nicht das Gefühl, dass mein Verstand etwas anderes sagt, als das, was meine Gefühle wollen. Meine Gefühle für ihn sind da, ich finde ihn interessant und empfinde Zuneigung für ihn. Und das lass ich so stehen, egal, wie er sich verhält.
Und mein Verstand hat nichts dagegen, sondern sagt jetzt: Wenn Du ihn magst und dabei bleibst, aber nichts von ihm willst, was er Dir nicht geben kann oder will, dann ist das Gefühl in Ordnung.
Das war vor meinem Bindungphobiker anders. Die beiden Instanzen kämpften miteinander und meist gewannen die Gefühle, aber nur auf Zeit, denn der Verstand war nur in Warteposition.
Die beiden Parteien müssen an einem Strang ziehen, sozusagen eine große Koalition zum Wohle beider eingehen, dann hat man Frieden mit sich gemacht. Und rennt nicht mehr etwas hinterher, was erstens nicht zu erreichen ist und zweitens nicht gut wäre.
Prinzesschen111 hat geschrieben:Ziemlich dämlich diese Gedanken.
Nein, gar nicht. Im Gegenteil. Alles was Du sagst und an Dir feststellst ist gut. Denn es ist gut, dass Du es merkst und versuchst, dahinter zu kommen und die Hintergründe zu finden und zu ergründen. Hör auf Deine Gedanken, denn sie sind Wegweiser für Dich. Und daher sind sie gut und in Ordnung.
Prinzesschen111 hat geschrieben:Dieses Wort "WE Geliebte" - du hast gemerkt dass er Dich nur dann sehen wollte wenn er nichts anderes zu tun hatte? So ist das bei mir, ich merke es - Blende es aber gekonnt aus. Sowas will ich nicht wahrhaben.
Ich habe es auch "tapfer" ausgeblendet, aber gefühlt, denn es war so. Ich überspielte es oft und redete mir selbst ein, dass es nicht so ist. Aber es war doch so. Der Verstand wusste etwas, was die Gefühle nicht wahrhaben wollten, weil es weh tat. Auch Schmerz und ist es nur der Schmerz der Erkenntnis, ist gut, denn er zeigt uns die Krankheit. Wenn man die heilt, ist der Schmerz weg.
Prinzesschen111 hat geschrieben:Ich blende momentan alles aus, was nicht mit diesem Mann zu tun hat.
Würde er mir auch nicht mehr schreiben, würde mir das alles viel einfacher fallen - ich könnte besser mit abschließen!
Aber er kommt ja immer und immer wieder an.
Du hast keinen Blick mehr für andere Werte und für andere Personen. Ich war genauso. Nur um ihn ging es, immer nur im ihn. Nach der Trennung erkannte ich allmählich (nicht von heute auf morgen), dass ich meinen Blickwinkel verengt hatte und mein Selbstgefühl vom Verhalten meines Traumprinzen abhing.
Und dass er wieder und wieder ankommt, liegt auch daran, dass Du wieder eine Antwort gibst. Du würdest Dich wesentlich besser fühlen, nicht mehr zu reagieren. Denn Liebe bekommst Du nicht, eine Beziehung auch nicht. Zumindest nicht von ihm.
Reagiere nicht mehr und er wird irgendwann aufhören und Du hättest einen Grund, auf Dich stolz zu sein. Es tat weh es nicht zu tun, aber ich habe es geschafft! Ich kann es durchziehen, wenn es sein muss. Das könnten Deine Gedanken sein, wenn Du danach handeln würdest.
Prinzesschen111 hat geschrieben:Ist es dieser Reiz, mal hab ich ihn, mal nicht? Ist dass das, was einen Mann interessant macht?
Ja, ich glaube schon. Die Diskrepanz zwischen Wärme und Kälte ist immer interessanter als gleichbleibende 20 Grad. Denn die Wärme erscheint uns um so heißer und begehrenswerter, je weiter sie weg ist. Wandere auf dem Polarkreis und Du wünschst Dir die Adria. Hast Du die Adria und Hitze, willst Du nach Norwegen, weil beständige Hitze nicht gut tut. Und das Mittelmaß zu schätzen, ist eine schwierige Aufgabe.
Sich etwas zu wünschen, was man nicht kriegen kann, kann zwanghaft sein. Ich war zwanghaft in meinem Wünschen. Zwang ist nicht gut, auch nicht im Denken. Davon muss man sich los machen.
Prinzesschen111 hat geschrieben:Was wollte dein Bindungphobiker von Dir? Um was ging es ihm denn bei dir? Einfach, dass er was zu tun hatte? Um den Sex? Oder doch um die Zweisamkeit die man in einer Beziehung hat?
Ich bin sicher, er mochte mich. Aber eben nur Teilbereiche, nicht alles, nicht mich im Gesamtpaket. Auch ein Bindungsphobiker wünscht sich Nähe, Vertrauen, Verständnis, Geborgenheit. Denn das ist es, was ihm fehlt, was ihm in der Kindheit schon verwehrt wurde. Er sehnt sich danach, aber er hat verinnerlicht, dass er es ohnehin nicht bekommen kann. Die Sehnsucht nach Übereinstimmung , nach einer Symbiose ist da, aber sein Verstand oder besser gesagt sein Unbwusstes weiß, er kriegt es nicht. Und daher kommen die Abwehrmechanismen. Distanz schaffen, den Anderen abwerten, kritisch sehen und fest an sein Programm glauben. Ich habe die Liebe nicht bekommen, nicht von meiner Mutter und von meinem Vater, also bekomme ich sie auch nicht von einem Anderen. Daher sucht auch der Bindungsphobiker Partner, mit denen es nicht klappen kann, denn damit ist seine Welt wieder in Ordnung. Ich wusste ja, es klappt nicht mit der Liebe, weil es nie geklappt hat.
Bindungsphobie ist ein klassischer Selbstboykott, denn man steht sich selbst im Weg und fügt sich selbst Schaden zu. Auch Deine vermeintliche Liebe zu diesem Mann ist Selbstboykott. Denn Du bist auch eine von der Sorte, hast nur eine andere Strategie.
Er ist der aktive und dominante Part und hält Dich auf Distanz und Du (oder ich) kommst von hinten. Ich will doch nichts weiter als eine Beziehung, ich tue doch alles dafür, aber ich suche sehenden Auges da, wo ich sie nicht bekommen kann. Und damit hat sich auch Dein Programm wieder erfüllt.

Mein Bindungsphobiker ging auf eine Beziehung ein, eben weil er Sehnsucht danach verspürte, was Deiner nicht tut. Und anfangs glaubte er selbst, dieses Mal wird es klappen, dieses Mal wird es halten. Ganz sicher. Ich weiß es, weil er es mir gesagt hat. Aber dann kam eben seine Bindungsphobie wieder, denn sie war nur einige Zeit außer Kraft gesetzt, denn er sah die ersten Monate durch dir rosa Brille. Und dann ging es los.
Sie ist da, aber eigentlich wäre ich jetzt lieber allein. Also verziehe ich mich hinter meinen PC.
Sie will eine feste Beziehung, aber ich lasse mich nicht einfangen. Denn ich bin frei und unabhängig. Und ich will mich nicht verlieren, denn wenn ich mich binde, verliere ich mich selbst. So fühlte er sich tatsächlich. Er verliert sich, weil eine Beziehung eine Bedrohung ist und daher muss er die Bedrohung beenden.
Sie ist nicht (mehr) so, wie ich sie sah. Sie ist so und so und das ist nicht das, was ich will. Und er findet Gründe für seine Ablehnung, immer. Erst letztes Wochenende ging sie mir wieder furchtbar auf die Nerven, weil sie sich ständig an mich drängte, mich dauernd fragte usw. Oder beim letzten Telefonat nervte sie mich wieder tierisch. Mann, mit ihren ewigen Zweifeln und ihren ewig gleichen Gedanken bedrängt sie mich.
So waren wohl seine Gedanken. Und das zu Recht.
Prinzesschen111 hat geschrieben: Ich lerne nie draus.
Doch, es ist nie zu spät. Du kannst daraus lernen, indem Du lernst, mehr los zu lassen. Ihn los zu lassen, weil Du ihn nicht kriegst und er Dir schadet.
Und vielleicht das zu schätzen, was Du haben kannst.
Es gibt einen Mann, der Dir sehr wohl gesonnen ist. Warum gibst Du ihm nicht eine Chance und gehst mal mit ihm einen Kaffee trinken? Nur um ihn genauer anzusehen, mehr über ihn zu erfahren. Wenn Du Dich nicht verlieben kannst, ist es in Ordnung so. Aber vielleicht findest Du einen interessanten Menschen und einen Freund in ihm.

Ich lernte vor Jahren Eckard im Sportstudio kennen. Er mochte mich, das habe ich gespürt. Ich hielt ihn auf Distanz und sagte daher Dinge zu ihm, die nicht in Ordnung waren. Ich machte mich lustig über ihn und hielt ihn damit auf Distanz. Ich musste es tun, weil ich fühlte, dass er mich mochte, was ich nicht erwidern konnte. Ich war ganz schön fies. Aber es halft alles nichts. Eckard blieb bei seiner unerschütterlichen Zuneigung, egal was auch immer ich sagte und tat.
Eines Tages gingen wir zu zweit einen trinken und da sagte ich es: Eckard,ich weiß, dass Du mich sehr gerne magst, obwohl ich oft ein richtiger Mistkäfer bin, aber es tut mir leid, denn ich kann mich einfach nicht in Dich verlieben.
Dann sah er mich voller Wärme an, nahm meine Hand und sagte: Aber das weiß ich doch schon längst!

Und ab da fühlte ich große Achtung vor ihm. Er hat mir Zuneigung entgegen gebracht ohne eine Gegenleistung zu erwarten. Und er schenkte mir seine Zuneigung, obwohl ich sie nicht annehmen konnte. Das nenne ich Größe und Reife. Ab da war er in meinen Gedanken nie mehr der lästige Eckard, sondern ein Mensch mit Weitblick und Akzeptanz. Wir wurden Freunde. Zur Zeit haben wir uns aus den Augen verloren, aber wir werden uns wieder treffen und reden. Ganz offen und ehrlich.
Prinzesschen111 hat geschrieben:Darf ich fragen ob das deine erste Beziehung war, die dir keinen Halt gibt? War das deine erste Beziehung, die so falsch lief?

Nein, die dritte. Ich bin oder war ein Wiederholungstäter. Dazwischen lagen Jahre, aber ich verstehe heute, dass ich schon in der Jugend so war. Kaum zeigte ein Junge Interesse an mir, war ich weg und wollte ihn nicht. War einer nicht erreichbar, weil sozusagen ein Eisprinz, rannte ich gegen Festungsmauern, um sein Interesse zu gewinnen. In aller Regel ohne Erfolg, denn Misserfolg konnte ich nicht akzeptieren. So kämpfte ich weiter und rannte gegen die nächsten Festungsmauern. Bis ich es eines Tages einsah und mir einen neuen Eisberg suchte.
Prinzesschen111 hat geschrieben:Wie konntest du so schnell aus dieser Beziehung lernen?
Schnell? Prinzesschen, ich bin nun Anfang 50 und mein Programm spule ich ab, seit ich denken kann. Ich will Dich nicht, wenn Du mich willst, aber ich will Dich, wenn Du mich nicht willst. Dann um so mehr.
Bis ich das erkannte, war ich also über 30 Jahre "erfolgreich" im gleichen Fahrwasser unterwegs.
Und ich habe nach meinem letzten Bindungsphobiker nicht schnell gelernt, sondern in Etappen und in Monaten. Du irrst, wenn Du glaubst, das ging schnell, so innerhalb von vier Wochen. Die Trennung ist nun drei Jahre her und jetzt kann ich sagen, ich komme endlich besser mit mir klar.
Es war ein Prozess, das heißt ein Vorgang, der voran ging, aber sehr langsam und zäh.
Ich kann nur heute recht abgeklärt darüber reden, weil es mir nicht mehr weh tut und daher kommt es Dir wohl vor, es wäre schnell gegangen.
Es ging langsam, weil so etwas immer lange dauert.
Ich wachte nicht eines Morgens auf und wusste, jetzt habe ich es geschafft. Ich wachte viele Morgen auf, in denen ich auf der Stelle trat, traurig war, wütend auf mich und auf ihn und böse auf die ganze Welt. Aber im Lauf der Zeit wurde ich stabiler und zufriedener. Und wenn ich wieder mal unzufrieden bin, dann ist es eben so. Macht nichts, denn morgen sieht es wieder anders aus.

LG
Sonnenblume















Prinzesschen111 hat geschrieben:Bin ich zu spät dran?
Bin ich unnormal?
Nein, Du bist nicht zu spät, denn es ist nie zu spät. Und unnormal bist Du nicht, nur deformiert. Genauso wie ich. Ich bin auf dem Weg eine Schritte weiter als Du, das ist alles. Aber Deformierungen kann man ausgleichen, zumindest ein wenig. Wenn man will, sich Mühe gibt und sich Zeit nimmt. Und auch Hilfe sucht, wenn man alleine nicht weiter kommt.

LG
Sonnenblume

Prinzesschen111 hat geschrieben:Darf ich fragen ob das deine erste Beziehung war, die dir keinen Halt gibt? War das deine erste Beziehung, die so falsch lief?

Nein, die dritte. Ich bin oder war ein Wiederholungstäter. Dazwischen lagen Jahre, aber ich verstehe heute, dass ich schon in der Jugend so war. Kaum zeigte ein Junge Interesse an mir, war ich weg und wollte ihn nicht. War einer nicht erreichbar, weil sozusagen ein Eisprinz, rannte ich gegen Festungsmauern, um sein Interesse zu gewinnen. In aller Regel ohne Erfolg, denn Misserfolg konnte ich nicht akzeptieren. So kämpfte ich weiter und rannte gegen die nächsten Festungsmauern. Bis ich es eines Tages einsah und mir einen neuen Eisberg suchte.
Prinzesschen111 hat geschrieben:Wie konntest du so schnell aus dieser Beziehung lernen?
Schnell? Prinzesschen, ich bin nun Anfang 50 und mein Programm spule ich ab, seit ich denken kann. Ich will Dich nicht, wenn Du mich willst, aber ich will Dich, wenn Du mich nicht willst. Dann um so mehr.
Bis ich das erkannte, war ich also über 30 Jahre "erfolgreich" im gleichen Fahrwasser unterwegs.
Und ich habe nach meinem letzten Bindungsphobiker nicht schnell gelernt, sondern in Etappen und in Monaten. Du irrst, wenn Du glaubst, das ging schnell, so innerhalb von vier Wochen. Die Trennung ist nun drei Jahre her und jetzt kann ich sagen, ich komme endlich besser mit mir klar.
Es war ein Prozess, das heißt ein Vorgang, der voran ging, aber sehr langsam und zäh.
Ich kann nur heute recht abgeklärt darüber reden, weil es mir nicht mehr weh tut und daher kommt es Dir wohl vor, es wäre schnell gegangen.
Es ging langsam, weil so etwas immer lange dauert.
Ich wachte nicht eines Morgens auf und wusste, jetzt habe ich es geschafft. Ich wachte viele Morgen auf, in denen ich auf der Stelle trat, traurig war, wütend auf mich und auf ihn und böse auf die ganze Welt. Aber im Lauf der Zeit wurde ich stabiler und zufriedener. Und wenn ich wieder mal unzufrieden bin, dann ist es eben so. Macht nichts, denn morgen sieht es wieder anders aus.

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