Trauma auflösen - Verlustangst
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Trauma auflösen - Verlustangst
Hallo Zusammen,
ich habe bezüglich Männern einige negative Erfahrungen gemacht. Ich habe bereits mehrere Männer kennengelernt, die sich mit Themen, wie Mann-Bewusstsein und Pick-Up beschäftigt haben. Leider finde ich ausgerechnet immer genau diese Männer, weil ich mich selbst sehr mit Bewusstseinsthemen auseinander setzte und diese offenbar anziehe. Und ich stelle oft fest, dass diese Männer oft selbst mit emotionalen Balast zu kämpfen haben. Einige davon nutzten diese Strategien, die sie erlernt haben aus und trafen sich parallel neben mir mit anderen Frauen, weil sie selber nichts verarbeitet haben und nicht klar kommen. Ich persönlich möchte dieses Wissen nur nutzen, um endlich mal wieder eine glückliche Beziehung führen zu können. Allerdings kam es dazu in den letzten Jahren nie, da es immer wieder zu "Komplikationen" kam. Irgendwann entwickelte ich Gefühle für ihn und er war nicht annähernd bereit diese zu erwiedern. Mittlerweile ist mein Vertrauen so zerbrochen, auf Grund übler Geschichten, dass ich mit extremen Verlustängsten an dieses Thema herangehe. Es gab Situationen, die mich extrem verletzt haben und ich möchte gern dieses Trauma auflösen. Jetzt bin ich wieder an ein solches Exemplar geraten und habe starken Liebeskummer. Ich würde gern von euch wissen, ob es euch mal ähnlich ergangen ist, wie ihr das verarbeiten konntet und was ihr evtl. für Kurse empfiehlt? Ich habe gehört, dass der magick-female Kurs von Orlando Owens Frau sehr gut sein soll. Hat jemand von euch Ahnung, wo es diesen zu kaufen gibt?
Liebe Grüße
ich habe bezüglich Männern einige negative Erfahrungen gemacht. Ich habe bereits mehrere Männer kennengelernt, die sich mit Themen, wie Mann-Bewusstsein und Pick-Up beschäftigt haben. Leider finde ich ausgerechnet immer genau diese Männer, weil ich mich selbst sehr mit Bewusstseinsthemen auseinander setzte und diese offenbar anziehe. Und ich stelle oft fest, dass diese Männer oft selbst mit emotionalen Balast zu kämpfen haben. Einige davon nutzten diese Strategien, die sie erlernt haben aus und trafen sich parallel neben mir mit anderen Frauen, weil sie selber nichts verarbeitet haben und nicht klar kommen. Ich persönlich möchte dieses Wissen nur nutzen, um endlich mal wieder eine glückliche Beziehung führen zu können. Allerdings kam es dazu in den letzten Jahren nie, da es immer wieder zu "Komplikationen" kam. Irgendwann entwickelte ich Gefühle für ihn und er war nicht annähernd bereit diese zu erwiedern. Mittlerweile ist mein Vertrauen so zerbrochen, auf Grund übler Geschichten, dass ich mit extremen Verlustängsten an dieses Thema herangehe. Es gab Situationen, die mich extrem verletzt haben und ich möchte gern dieses Trauma auflösen. Jetzt bin ich wieder an ein solches Exemplar geraten und habe starken Liebeskummer. Ich würde gern von euch wissen, ob es euch mal ähnlich ergangen ist, wie ihr das verarbeiten konntet und was ihr evtl. für Kurse empfiehlt? Ich habe gehört, dass der magick-female Kurs von Orlando Owens Frau sehr gut sein soll. Hat jemand von euch Ahnung, wo es diesen zu kaufen gibt?
Liebe Grüße
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Re: Trauma auflösen - Verlustangst
Liebe Spirit-Soul,
dazu kann ich nur sagen: ich kenne das!
Ich geriet im Lauf meines Lebens immer wieder mal an Männer, die mir zunächst wie das große Glück erschienen, ehe sie sich distanzierten, mich allmählich kalt stellten und schließlich ganz gingen.
Das verfolgte mich einen Großteil eines Lebens, weil ich lieb gewonnene Menschen los lassen musste, was mir sehr schwer fiel und mich immer über Monate beschäftigte.
Nach meiner letzten schlechten Erfahrung war ich bei einem Psychotherapeuten, der Beratungsstunden anbietet, wenn man sich in einer scheinbar ausweglosen Situation befindet, also mental auf der Stelle tritt. Eine Therapie war das nicht, aber ich war zweimal dort und das hat mir einen Anstoß gegeben, mich selbst anzuschauen.
Man zieht logischerweise immer das an, was man ausstrahlt. Das geschieht ganz unbewusst und so docken Männer an, die Dir ähnlich sind. Auch sie wittern auf der unterbewussten Ebene, dass da Jemand ist, der ein Adressat für ihre inneren Muster ist.
Gleich und gleich gesellt sich gerne und so kommen zwei Menschen, die auf ähnlichen Pfaden unterwegs sind, zusammen, weil jeder Defizite mit sich rumschleppt, die er heilen will. Und dafür sucht sich das Unterbewusstsein einen passenden Menschen. Zwei Antennen sind auf derselben Frequenz unterwegs und kommen so in Kontakt. Was zunächst verheißungsvoll aussah, ändert sich im Lauf der Beziehung, weil jeder in sein bekanntes Rollenverhalten fällt und dieses auslebt.
Im Grund genommen geht es hier um Bindungsängste, die unterschiedlich ausgelebt werden. Meist gibt es einen aktiven Part und einen passiven, weil die zwei sich so prima ergänzen.
Der aktive Part zieht sich nach anfänglicher Verliebtheit allmählich zurück, stellt sein Leben wieder in den Mittelpunkt und lässt dabei den Partner draußen. Der Partner rutscht in die Situation eines Zaungastes, der dem munteren Treiben meist ziemlich machtlos zusieht und allmählich unglücklicher wird, weil er spürt, dass er keinesfalls die Rolle spielt, die er spielen wollte.
Heimlichkeiten, Parallelkontakte, Auftreten als Single trotz Beziehung sind die Strategien. Der aktive Teil verteidigt seinen Freiraum und hat oft keine Hemmungen, sich auch anderweitig umzuschauen.
Das geht, weil er im Grund genommen gar keine feste Beziehung will. Daher greift er zu Strategien, die eine echte Bindung kaputt machen und zerstören, weil er es gar nicht aushält. Er fühlt sich ansonsten oft wie ein Gefangener in der Beziehung und bricht irgendwann aus.
Das Gegenüber ist der passive Bindungsvermeider. Auch er ein ängstlicher Typ, der innerlich verunsichert ist, aber vordergründig nur eines will: endlich eine Beziehung mit Hand und Fuß, in der Zusammenhalt und Treue selbstverständlich sind. Aber er sucht da, wo er genau das garantiert nicht findet.
Warum? Weil auch er innere Muster hat, die ihn antreiben. Vordergründig will er eine Bindung, aber das Unterbewusstsein sagt was anderes. Bindungen sind gefährlich, sie tun weh, sie schmerzen, sie halten nicht - das weiß das Unterbewusstein. Und das führt den passiven Teil dann genau zu jenen Typen, mit denen das erneute Desaster vorprogrammiert ist.
Der passive Part geht also sozusagen hintenrum. Ich weiß nicht warum, aber ich gerate immer an Männer, die entweder vergeben sind oder eine feste Beziehung ablehnen, die zu alt oder zu jung sind usw. Das sind so Aussagen von vielen frustierten Menschen, die glauben, dass sie zufällig immer wieder an solche Typen geraten.
Das ist kein Zufall, sondern eine innere Strategie.
Eine Beziehung entsteht und alles sieht so schön aus. Man hat sich ja so viel zu erzählen, entdeckt Gemeinsamkeiten und freut sich über alle Maßen. Dieses Mal, dieses Mal wird es funktionieren, denn das, was zwischen uns ist, wird halten und in eine wundervolle Beziehung führen.
Bis dann die alten Muster wieder zu schlagen. Der aktive Part wählt sämtliche Strategien, die dem Partner seinen Platz auf der Ersatzbank zuweisen und der passive Teil leidet. Gepräche bewirken nichts, Anklagen auch nicht, Tränen auch nicht, er bleibt auf der Verliererseite.
Der aktive Teil verhindert und boykottiert eine enge Beziehung kategorisch und der passive flüchtet sich in sein Leid. Wieder bin ich an ein untaugliches Exemplar geraten. Warum nur? Es tut alles so weh und macht einen traurig und ängstlich und misstrauisch. Denn Verlass ist auf keinen.
Wenn Dir das bekannt vorkommt, dann bist Du genauso wie er, lebst es nur anders aus als Dein Partner bzw. Ex-Partner. Auch Du hast Bindungsängste, die Dich ausgerechnet zu solchen Typen führen, mit denen eine echte stabile Beziehung erst gar nicht möglich ist. Dein Unterbewusstsein führt Dich dorthin, eben weil es weiß, dass Beziehungen doch nur weh tun.
Und außerdem musst Du ja Deine Traumata ausleben, das ist der zweite Grund. Überlege mal und schaue auf Dein Leben zurück und fange in der Kindheit an. Wie war das denn damals? Hast Du Dich oft einsam und verlassen und ängstlich gefühlt? War keiner da, der Dir das Gefühl gab, dass Du aufgehoben, geborgen und willkommen bist? Haben sich Beziehungspersonen geändert oder ist eine wichtige Person in Deinem früheren Leben verschwunden, was Dich traurig und machtlos und verängstigt hat?
Oft liegt die Ursache in ganz frühen Erfahrungen, die man gemacht hat.
Diese im Unterbewusstsein gespeicherten Erfahrungen bleiben, während Du heran wächst, Dein Leben in die eigene Hand nimmst. Vordergründig klappt ja alles, nur das eine nicht.
Denn Deine Seele leidet. Sie sagt Dir das aber nicht direkt, so einfach macht sie es Dir nicht. Sie schickt Dich in sich wiederholende Situationen der Verlassenheit und Enttäuschung und zwar in der Hoffnung, dass dieses Mal das Trauma aufgelöst wird. Denn irgendwann muss es doch klappen! Tut es aber nicht.
Die Seele kennt nur eine Strategie: den Zwang zur Wiederholung. Denn sie ist so naiv zu glauben, dass ein neuer Mann das jetzt bei Dir richten kann, was Dir widerfahren ist.
Leider klappt das nie. Die Sache sieht ziemlich hoffnungslos aus, aber nicht ganz.
Denn Du hast ja Dich, die wichtigste Person in Deinem Leben und darauf kannst Du zählen.
Indem Du die uralten Verletzungen rauskramst, Dich erinnerst, den Schmerz wieder durchlebst und die Dinge, die Dich belasten und quälen, auf die bewusste Ebene holst.
Dann passiert etwas. Die Seele merkt, Hoppla, sie kümmert sich um mich, sie nimmt sich meiner an, sie nimmt mein Leid zur Kenntnis und ich muss nicht mehr auf der dunklen Seite des Lebens weiter leiden. Es ist jemand da, der mich an die Hand nimmt, mich annimmt.
Du integrierst damit praktisch unbewusste Anteile in Dein bewusstes Leben.
Das hilft, denn die Seele hat es nicht mehr nötig, Dich auf ihr Leid hinzuweisen, indem sie Dich zu den falschen Männern schickt. Sie wird ernst genommen, wahrgenommen und auch mal gestreichelt. He, ich kenne Dich schon so lange, aber eigentlich kenne ich Dich erst jetzt, denn bisher habe ich Dich verdrängt und ins Abseits gestellt.
Die Sache hat einen Haken:
es ist ein Prozess, d.h. das geht nicht von heute auf morgen, das dauert. Denn die Traurigkeit wird Dich noch oft überschwemmen über all die Versuche, die scheiterten. Und die Enttäuschung über all die Männer, die vom Prinzen zum Frosch mutiert sind, hast Du trotzdem in Dir.
Es kann eine lange Reise zu Dir selbst werden und die kann auch verdammt weh tun. Aber es ist das einzige bekannte Mittel, das mir bekannt ist.
Werde Dich Deiner bewusst und Du kannst Dein Leben ändern. Denn eine Seele, die zwar noch verletzt ist, aber auch getröstet wird und wahrgenommen wird, muss Dich nicht mehr quälen.
Du strahlst dann andere Frequenzen aus und andere Menschen werden in Dein Leben kommen und nicht mehr die Möchtegern-Männchen die nur ihre Defizite ausleben müssen.
Vielleicht findest Du auch keinen. Dann macht es auch nicht, denn Du kannst ja trotzdem ein gutes Leben haben. Du hast ja schließlich Dich und befindest Dich in bester Gesellschaft.
Es ist eine Frage der inneren Haltung, die man zu sich selbst hat. Selbstakzeptanz, Selbstliebe und Selbstbewusstsein sind das, was aufgebaut werden muss.
Das kostet Zeit und funktioniert nicht so schnell. Denn schließlich müssen uralte Muster überschrieben werden. Das war früher war, hast du nicht zu verantworten. Aber die Zukunft kannst Du gestalten.
Such das Glück nicht bei irgendwelchen Männern, die werden Dir nicht helfen können. Hilf Dir selbst und es wird Dir besser gehen. In kleinen Schritten und auch mal mit Rückschlägen. Das ist Deine Verantwortung, die Du für Dein Leben übernimmst.
Wenn Du wissen willst, wie es mir geht. Besser als früher, nicht rundum erneuert, keineswegs, aber ich komme besser mit mir klar als früher. Ich brauche keine schillernden Männer mehr, die mich vermeintlich retten.
Ich habe mich selbst gerettet und einen Partner gefunden, mit dem mich jetzt tatsächlich so was wie eine enge Beziehung verbindet. Und oh Wunder, ich kann sie sogar aushalten. Das ist irgendwie neu.
Früher war ich entweder der Teil, der in einer Beziehung litt oder aber ich war selbst der aktive Bindungsvermeider, wenn Jemand in mein Leben trat und Ansprüche stellte. Dann musste auf einmal ich meine sog. Freiheit verteidigen, hatte keine Zeit, "vergaß" Anrufe, weil ich ja so viel andere wichtige Dinge zu tun hatte, hatte ständig was anders vor, aber nicht mit dem Partner. Und damit boykottierte ich eine Beziehung, denn die Enge erdrückte mich und machte mir Angst.
Je nach Partner war ich mal so und mal so. Ich richtete mich nach dem Partner. Lauf mir hinterher und ich renne weg und verkrieche mich oder aber lauf Du mir davon und ich hechle Dir hinterher! Glücklich wird man damit nicht.
Ein Therapeut kann immer nur Anstöße geben, Dich also begleiten, aber die Hauptarbeit wird immer bei Dir liegen. Nach allem, was Du hinter Dir hast, wird das aber eine leichtere Variante sein als ständig mit dem Ballast zu leben.
Ich fühle mich heute wesentlich "runder" und auch leichter mit mir selbst. Und das strahlt auch nach außen.
Nicht jeder Tag ist gleich, aber insgesamt hat sich mein Leben zum Positiven geändert. Das habe ich für mich allein geschafft und ich brauchte keine Kurse, die obendrein noch Geld kosten.
Du brauchst keine Kurse, Du brauchst nur Dich und evt. ein wenig Unterstützung. Kurse vermitteln Dir was, was Du oft gar nicht leben kannst.
Also vertraue auf Dich selbst. Damit bist Du in den besten Händen. Es gibt viele Menschen, die ständig irgendwelche Kurse machen, sich tolle Dinge erzählen lassen, auf die man auch selbst kommen könnte und doch nur in der selbst gemachten Bredouille leben. Ich halte davon nichts.
Aber das ist meine ganz persönliche Meinung. Die Verantwortung für Dich und Dein Wohlergehen kannst Du nur selbst für Dich übernehmen.
Sonnenblume
dazu kann ich nur sagen: ich kenne das!
Ich geriet im Lauf meines Lebens immer wieder mal an Männer, die mir zunächst wie das große Glück erschienen, ehe sie sich distanzierten, mich allmählich kalt stellten und schließlich ganz gingen.
Das verfolgte mich einen Großteil eines Lebens, weil ich lieb gewonnene Menschen los lassen musste, was mir sehr schwer fiel und mich immer über Monate beschäftigte.
Nach meiner letzten schlechten Erfahrung war ich bei einem Psychotherapeuten, der Beratungsstunden anbietet, wenn man sich in einer scheinbar ausweglosen Situation befindet, also mental auf der Stelle tritt. Eine Therapie war das nicht, aber ich war zweimal dort und das hat mir einen Anstoß gegeben, mich selbst anzuschauen.
Man zieht logischerweise immer das an, was man ausstrahlt. Das geschieht ganz unbewusst und so docken Männer an, die Dir ähnlich sind. Auch sie wittern auf der unterbewussten Ebene, dass da Jemand ist, der ein Adressat für ihre inneren Muster ist.
Gleich und gleich gesellt sich gerne und so kommen zwei Menschen, die auf ähnlichen Pfaden unterwegs sind, zusammen, weil jeder Defizite mit sich rumschleppt, die er heilen will. Und dafür sucht sich das Unterbewusstsein einen passenden Menschen. Zwei Antennen sind auf derselben Frequenz unterwegs und kommen so in Kontakt. Was zunächst verheißungsvoll aussah, ändert sich im Lauf der Beziehung, weil jeder in sein bekanntes Rollenverhalten fällt und dieses auslebt.
Im Grund genommen geht es hier um Bindungsängste, die unterschiedlich ausgelebt werden. Meist gibt es einen aktiven Part und einen passiven, weil die zwei sich so prima ergänzen.
Der aktive Part zieht sich nach anfänglicher Verliebtheit allmählich zurück, stellt sein Leben wieder in den Mittelpunkt und lässt dabei den Partner draußen. Der Partner rutscht in die Situation eines Zaungastes, der dem munteren Treiben meist ziemlich machtlos zusieht und allmählich unglücklicher wird, weil er spürt, dass er keinesfalls die Rolle spielt, die er spielen wollte.
Heimlichkeiten, Parallelkontakte, Auftreten als Single trotz Beziehung sind die Strategien. Der aktive Teil verteidigt seinen Freiraum und hat oft keine Hemmungen, sich auch anderweitig umzuschauen.
Das geht, weil er im Grund genommen gar keine feste Beziehung will. Daher greift er zu Strategien, die eine echte Bindung kaputt machen und zerstören, weil er es gar nicht aushält. Er fühlt sich ansonsten oft wie ein Gefangener in der Beziehung und bricht irgendwann aus.
Das Gegenüber ist der passive Bindungsvermeider. Auch er ein ängstlicher Typ, der innerlich verunsichert ist, aber vordergründig nur eines will: endlich eine Beziehung mit Hand und Fuß, in der Zusammenhalt und Treue selbstverständlich sind. Aber er sucht da, wo er genau das garantiert nicht findet.
Warum? Weil auch er innere Muster hat, die ihn antreiben. Vordergründig will er eine Bindung, aber das Unterbewusstsein sagt was anderes. Bindungen sind gefährlich, sie tun weh, sie schmerzen, sie halten nicht - das weiß das Unterbewusstein. Und das führt den passiven Teil dann genau zu jenen Typen, mit denen das erneute Desaster vorprogrammiert ist.
Der passive Part geht also sozusagen hintenrum. Ich weiß nicht warum, aber ich gerate immer an Männer, die entweder vergeben sind oder eine feste Beziehung ablehnen, die zu alt oder zu jung sind usw. Das sind so Aussagen von vielen frustierten Menschen, die glauben, dass sie zufällig immer wieder an solche Typen geraten.
Das ist kein Zufall, sondern eine innere Strategie.
Eine Beziehung entsteht und alles sieht so schön aus. Man hat sich ja so viel zu erzählen, entdeckt Gemeinsamkeiten und freut sich über alle Maßen. Dieses Mal, dieses Mal wird es funktionieren, denn das, was zwischen uns ist, wird halten und in eine wundervolle Beziehung führen.
Bis dann die alten Muster wieder zu schlagen. Der aktive Part wählt sämtliche Strategien, die dem Partner seinen Platz auf der Ersatzbank zuweisen und der passive Teil leidet. Gepräche bewirken nichts, Anklagen auch nicht, Tränen auch nicht, er bleibt auf der Verliererseite.
Der aktive Teil verhindert und boykottiert eine enge Beziehung kategorisch und der passive flüchtet sich in sein Leid. Wieder bin ich an ein untaugliches Exemplar geraten. Warum nur? Es tut alles so weh und macht einen traurig und ängstlich und misstrauisch. Denn Verlass ist auf keinen.
Wenn Dir das bekannt vorkommt, dann bist Du genauso wie er, lebst es nur anders aus als Dein Partner bzw. Ex-Partner. Auch Du hast Bindungsängste, die Dich ausgerechnet zu solchen Typen führen, mit denen eine echte stabile Beziehung erst gar nicht möglich ist. Dein Unterbewusstsein führt Dich dorthin, eben weil es weiß, dass Beziehungen doch nur weh tun.
Und außerdem musst Du ja Deine Traumata ausleben, das ist der zweite Grund. Überlege mal und schaue auf Dein Leben zurück und fange in der Kindheit an. Wie war das denn damals? Hast Du Dich oft einsam und verlassen und ängstlich gefühlt? War keiner da, der Dir das Gefühl gab, dass Du aufgehoben, geborgen und willkommen bist? Haben sich Beziehungspersonen geändert oder ist eine wichtige Person in Deinem früheren Leben verschwunden, was Dich traurig und machtlos und verängstigt hat?
Oft liegt die Ursache in ganz frühen Erfahrungen, die man gemacht hat.
Diese im Unterbewusstsein gespeicherten Erfahrungen bleiben, während Du heran wächst, Dein Leben in die eigene Hand nimmst. Vordergründig klappt ja alles, nur das eine nicht.
Denn Deine Seele leidet. Sie sagt Dir das aber nicht direkt, so einfach macht sie es Dir nicht. Sie schickt Dich in sich wiederholende Situationen der Verlassenheit und Enttäuschung und zwar in der Hoffnung, dass dieses Mal das Trauma aufgelöst wird. Denn irgendwann muss es doch klappen! Tut es aber nicht.
Die Seele kennt nur eine Strategie: den Zwang zur Wiederholung. Denn sie ist so naiv zu glauben, dass ein neuer Mann das jetzt bei Dir richten kann, was Dir widerfahren ist.
Leider klappt das nie. Die Sache sieht ziemlich hoffnungslos aus, aber nicht ganz.
Denn Du hast ja Dich, die wichtigste Person in Deinem Leben und darauf kannst Du zählen.
Indem Du die uralten Verletzungen rauskramst, Dich erinnerst, den Schmerz wieder durchlebst und die Dinge, die Dich belasten und quälen, auf die bewusste Ebene holst.
Dann passiert etwas. Die Seele merkt, Hoppla, sie kümmert sich um mich, sie nimmt sich meiner an, sie nimmt mein Leid zur Kenntnis und ich muss nicht mehr auf der dunklen Seite des Lebens weiter leiden. Es ist jemand da, der mich an die Hand nimmt, mich annimmt.
Du integrierst damit praktisch unbewusste Anteile in Dein bewusstes Leben.
Das hilft, denn die Seele hat es nicht mehr nötig, Dich auf ihr Leid hinzuweisen, indem sie Dich zu den falschen Männern schickt. Sie wird ernst genommen, wahrgenommen und auch mal gestreichelt. He, ich kenne Dich schon so lange, aber eigentlich kenne ich Dich erst jetzt, denn bisher habe ich Dich verdrängt und ins Abseits gestellt.
Die Sache hat einen Haken:
es ist ein Prozess, d.h. das geht nicht von heute auf morgen, das dauert. Denn die Traurigkeit wird Dich noch oft überschwemmen über all die Versuche, die scheiterten. Und die Enttäuschung über all die Männer, die vom Prinzen zum Frosch mutiert sind, hast Du trotzdem in Dir.
Es kann eine lange Reise zu Dir selbst werden und die kann auch verdammt weh tun. Aber es ist das einzige bekannte Mittel, das mir bekannt ist.
Werde Dich Deiner bewusst und Du kannst Dein Leben ändern. Denn eine Seele, die zwar noch verletzt ist, aber auch getröstet wird und wahrgenommen wird, muss Dich nicht mehr quälen.
Du strahlst dann andere Frequenzen aus und andere Menschen werden in Dein Leben kommen und nicht mehr die Möchtegern-Männchen die nur ihre Defizite ausleben müssen.
Vielleicht findest Du auch keinen. Dann macht es auch nicht, denn Du kannst ja trotzdem ein gutes Leben haben. Du hast ja schließlich Dich und befindest Dich in bester Gesellschaft.
Es ist eine Frage der inneren Haltung, die man zu sich selbst hat. Selbstakzeptanz, Selbstliebe und Selbstbewusstsein sind das, was aufgebaut werden muss.
Das kostet Zeit und funktioniert nicht so schnell. Denn schließlich müssen uralte Muster überschrieben werden. Das war früher war, hast du nicht zu verantworten. Aber die Zukunft kannst Du gestalten.
Such das Glück nicht bei irgendwelchen Männern, die werden Dir nicht helfen können. Hilf Dir selbst und es wird Dir besser gehen. In kleinen Schritten und auch mal mit Rückschlägen. Das ist Deine Verantwortung, die Du für Dein Leben übernimmst.
Wenn Du wissen willst, wie es mir geht. Besser als früher, nicht rundum erneuert, keineswegs, aber ich komme besser mit mir klar als früher. Ich brauche keine schillernden Männer mehr, die mich vermeintlich retten.
Ich habe mich selbst gerettet und einen Partner gefunden, mit dem mich jetzt tatsächlich so was wie eine enge Beziehung verbindet. Und oh Wunder, ich kann sie sogar aushalten. Das ist irgendwie neu.
Früher war ich entweder der Teil, der in einer Beziehung litt oder aber ich war selbst der aktive Bindungsvermeider, wenn Jemand in mein Leben trat und Ansprüche stellte. Dann musste auf einmal ich meine sog. Freiheit verteidigen, hatte keine Zeit, "vergaß" Anrufe, weil ich ja so viel andere wichtige Dinge zu tun hatte, hatte ständig was anders vor, aber nicht mit dem Partner. Und damit boykottierte ich eine Beziehung, denn die Enge erdrückte mich und machte mir Angst.
Je nach Partner war ich mal so und mal so. Ich richtete mich nach dem Partner. Lauf mir hinterher und ich renne weg und verkrieche mich oder aber lauf Du mir davon und ich hechle Dir hinterher! Glücklich wird man damit nicht.
Ja, genau das ist es. Man zieht immer das an, was man ausstrahlt. Klar, wer anders unterwegs ist, findet bei Dir ja keine Anknüpfungspunkte, also keine Resonanz.SpiritSoul hat geschrieben: ↑Fr 29. Mär 2019, 11:51Leider finde ich ausgerechnet immer genau diese Männer, weil ich mich selbst sehr mit Bewusstseinsthemen auseinander setzte und diese offenbar anziehe.
Jepp, genauso wie Du!SpiritSoul hat geschrieben: ↑Fr 29. Mär 2019, 11:51Und ich stelle oft fest, dass diese Männer oft selbst mit emotionalen Balast zu kämpfen haben.
Stimmt fatalerweise auch. Sie sind selbst Suchende, die ziellos durch ihr Leben eiern und etwas suchen, von dem sie nicht wissen, was es ist. Aber hinter dem nächsten Hügel (wahlweise einer anderen Frau) könnte er es finden.SpiritSoul hat geschrieben: ↑Fr 29. Mär 2019, 11:51Einige davon nutzten diese Strategien, die sie erlernt haben aus und trafen sich parallel neben mir mit anderen Frauen, weil sie selber nichts verarbeitet haben und nicht klar kommen.
Verstehe ich gut. Das gebrannte Kind hat Angst vor dem Feuer. Verlustängste sind die Gefühle des passiven Bindungsvermeiders, der wenig Selbstbewusstein und wenig Selbstliebe entwickeln konnte. Wer sollte sich schon für mich interessieren? Doch nur wieder so gestörte Typen, die wieder verschwinden, nachdem sie mich benützt haben. Für Sex, für Herzenswärme, für Verständnis, für gute Worte. Und als Du das alles getan hattest, wurdest Du immer uninteressanter und irgendwann verschwand er.SpiritSoul hat geschrieben: ↑Fr 29. Mär 2019, 11:51Irgendwann entwickelte ich Gefühle für ihn und er war nicht annähernd bereit diese zu erwiedern. Mittlerweile ist mein Vertrauen so zerbrochen, auf Grund übler Geschichten, dass ich mit extremen Verlustängsten an dieses Thema herangehe.
Das ist ein prima Vorhaben. Der einzige Plan, der zu einem Ziel führt. Es kann sein, dass Du diesen Weg alleine nicht schaffst. Dann suche Dir professionelle Hilfe, aber es sollte dann schon ein Therapeut sein, der Dich tatsächlich in Deinem Inneren ansprechen kann. Nur mit blöden Tipps und mit netten Worten ist Dir nicht geholfen.SpiritSoul hat geschrieben: ↑Fr 29. Mär 2019, 11:51Es gab Situationen, die mich extrem verletzt haben und ich möchte gern dieses Trauma auflösen.
Ein Therapeut kann immer nur Anstöße geben, Dich also begleiten, aber die Hauptarbeit wird immer bei Dir liegen. Nach allem, was Du hinter Dir hast, wird das aber eine leichtere Variante sein als ständig mit dem Ballast zu leben.
Ja, es ist mir ähnlich ergangen. Ich habe das erst spät verarbeiten können, bin jetzt auch schon 56. Ich hatte einige Beziehungen, die nach dem gleichen Muster verliefen und habe andere Beziehungen am Entstehen selbst gehindert, weil ich mir aufgrund meiner inneren Ängste alles kaputt gemacht habe. Erst mit Ende 40 kapierte ich , dass das System hatte und dass ich bei mir anfangen musste. Es dauerte dann einige Jahre, die mich aber doch entschieden weiter gebracht haben.SpiritSoul hat geschrieben: ↑Fr 29. Mär 2019, 11:51Ich würde gern von euch wissen, ob es euch mal ähnlich ergangen ist, wie ihr das verarbeiten konntet und was ihr evtl. für Kurse empfiehlt?
Ich fühle mich heute wesentlich "runder" und auch leichter mit mir selbst. Und das strahlt auch nach außen.
Nicht jeder Tag ist gleich, aber insgesamt hat sich mein Leben zum Positiven geändert. Das habe ich für mich allein geschafft und ich brauchte keine Kurse, die obendrein noch Geld kosten.
Du brauchst keine Kurse, Du brauchst nur Dich und evt. ein wenig Unterstützung. Kurse vermitteln Dir was, was Du oft gar nicht leben kannst.
Also vertraue auf Dich selbst. Damit bist Du in den besten Händen. Es gibt viele Menschen, die ständig irgendwelche Kurse machen, sich tolle Dinge erzählen lassen, auf die man auch selbst kommen könnte und doch nur in der selbst gemachten Bredouille leben. Ich halte davon nichts.
Aber das ist meine ganz persönliche Meinung. Die Verantwortung für Dich und Dein Wohlergehen kannst Du nur selbst für Dich übernehmen.
Sonnenblume
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Re: Trauma auflösen - Verlustangst
Ach übrigens, den Kurs oder zumindest eine Kurzversion gibt es kostenlos. Du musst dafür "nur"Deine Daten angeben.
Dann macht er Dir die Zähne lang und kaufst Dir die Version, die dann wirklich kostet. Und dann beginnt Dein neues Leben, denn ausgerechnet Orlando Owens sagt Dir, wie Du zu einer echten Frau wirst. Was impliziert, dass Du es jetzt nicht bist.
Dafür solltest Du Dir zu schade sein! Das kannst Du selbst ohne Owens auch.
Und die ganzen tollen Strategien, die er da vorschlägt und anpreist, wirken nicht, wenn sich in Dir nichts ändert. Es gibt keine Gebrauchsanweisungen mit Tipps, die wirken. Tu dies und jenes, dann wird er ...
Das ist Unsinn! Denn manipulieren will sich keiner lassen, denn das teilt sich auch mit.
Dann macht er Dir die Zähne lang und kaufst Dir die Version, die dann wirklich kostet. Und dann beginnt Dein neues Leben, denn ausgerechnet Orlando Owens sagt Dir, wie Du zu einer echten Frau wirst. Was impliziert, dass Du es jetzt nicht bist.
Dafür solltest Du Dir zu schade sein! Das kannst Du selbst ohne Owens auch.
Und die ganzen tollen Strategien, die er da vorschlägt und anpreist, wirken nicht, wenn sich in Dir nichts ändert. Es gibt keine Gebrauchsanweisungen mit Tipps, die wirken. Tu dies und jenes, dann wird er ...
Das ist Unsinn! Denn manipulieren will sich keiner lassen, denn das teilt sich auch mit.
Re: Trauma auflösen - Verlustangst
Hallo Soul-Spirit,
boaaah , Sonnenblume hat das wieder gut analysiert.
Ich habe mich dabei auch sehr angesprochen gefühlt.
Ich war ja mit meinem Objekt der Begierde nicht mal richtig zusammen und komme trotzdem nicht los von ihm. Ich bin mir sicher, dass ich ein passiver Bindungsvermeider bin und nur Männer anziehe, die den aktiven Part übernehme.
Ich arbeite daran das zu ändern damit ich auch mal den richtigen Mann anziehe und nicht nur solche die weder eine Beziehung wollen noch leben können.
Ich bin mittlerweile in Therapie und versuche auch die Defizite aus meiner Kindheit auzuarbeiten.
Es ist ein langer Weg liebe Soul-Spirit und wie Sonnenblume ja richtig schrieb, kann der nur über dich führen.
Auch wenn ich mich seit circa einem Jahr wirklich intensiv mit mir und meinen Themen beschäftige, habe ich manchmal das Gefühl dass ich nicht wirklich vorwärts komme.
Wenn mein Objekt der Begierde sich wieder melden würde, würde ich wahrscheinlich wieder anspringen. Echt schlimm ist das. Ein Kind das mal auf eine heiße Herdplatte gegriffen hat und sich die Finger verbrannt hat, wird das nie wieder machen. Ich habe es oft wiederholt und ich habe die Angst, dass dass ich es nach wie vor wieder machen würde. Aber irgendwann werde ich meine Lektion gelernt haben, und nicht mehr die falschen Männer anziehen und den richtigen finden. Oder draufkommen, dass mein Leben auch ohne "bessere Hälfte" wunderbar ist. Ich bestehe ja schon aus zwei Hälften und brauche im Prinzip keine mehr.
liebe Grüße
Antigone
boaaah , Sonnenblume hat das wieder gut analysiert.
Ich habe mich dabei auch sehr angesprochen gefühlt.
Ich war ja mit meinem Objekt der Begierde nicht mal richtig zusammen und komme trotzdem nicht los von ihm. Ich bin mir sicher, dass ich ein passiver Bindungsvermeider bin und nur Männer anziehe, die den aktiven Part übernehme.
Ich arbeite daran das zu ändern damit ich auch mal den richtigen Mann anziehe und nicht nur solche die weder eine Beziehung wollen noch leben können.
Ich bin mittlerweile in Therapie und versuche auch die Defizite aus meiner Kindheit auzuarbeiten.
Es ist ein langer Weg liebe Soul-Spirit und wie Sonnenblume ja richtig schrieb, kann der nur über dich führen.
Auch wenn ich mich seit circa einem Jahr wirklich intensiv mit mir und meinen Themen beschäftige, habe ich manchmal das Gefühl dass ich nicht wirklich vorwärts komme.
Wenn mein Objekt der Begierde sich wieder melden würde, würde ich wahrscheinlich wieder anspringen. Echt schlimm ist das. Ein Kind das mal auf eine heiße Herdplatte gegriffen hat und sich die Finger verbrannt hat, wird das nie wieder machen. Ich habe es oft wiederholt und ich habe die Angst, dass dass ich es nach wie vor wieder machen würde. Aber irgendwann werde ich meine Lektion gelernt haben, und nicht mehr die falschen Männer anziehen und den richtigen finden. Oder draufkommen, dass mein Leben auch ohne "bessere Hälfte" wunderbar ist. Ich bestehe ja schon aus zwei Hälften und brauche im Prinzip keine mehr.
liebe Grüße
Antigone
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Re: Trauma auflösen - Verlustangst
Vielleicht gibt Dir der Schmerz, den Du empfindest, etwas? Vielleicht glaubst Du, dass Schmerz wichtig ist und gehst ihm deswegen nicht aus dem Weg? Vielleicht hast Du eine Tendenz zum Masochismus? Du kannst viel über Dich heraus finden, wenn Du immer wieder gezielt Dinge tust, von denen klar ist, dass sie Dir weh tun.Antigone hat geschrieben: ↑So 31. Mär 2019, 09:58Wenn mein Objekt der Begierde sich wieder melden würde, würde ich wahrscheinlich wieder anspringen. Echt schlimm ist das. Ein Kind das mal auf eine heiße Herdplatte gegriffen hat und sich die Finger verbrannt hat, wird das nie wieder machen. Ich habe es oft wiederholt und ich habe die Angst, dass dass ich es nach wie vor wieder machen würde.
Vielleicht hat sich mehr in Dir verändert, als Du glaubst? Ich glaube nicht, dass die Zeit umsonst war. Vielleicht hattest Du bisher auch keine Gelegenheit, einen Fortschritt zu sehen.
Sonnenblume
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Re: Trauma auflösen - Verlustangst
Hallo Sonnenblume,
das war wirklich ein sehr ausführlicher Text über Bindungsangst. Ich selbst habe auch schon mal drüber nachgedacht, ob ich darunter leide oder mein Ex oder wir beide oder niemand
Gehen Menschen mit Bindungsangst aber nicht auch langjährige Beziehungen ein? Was ist wenn sich zwei Bindungsängstliche Menschen finden, hält die Beziehung dann?
das war wirklich ein sehr ausführlicher Text über Bindungsangst. Ich selbst habe auch schon mal drüber nachgedacht, ob ich darunter leide oder mein Ex oder wir beide oder niemand
Gehen Menschen mit Bindungsangst aber nicht auch langjährige Beziehungen ein? Was ist wenn sich zwei Bindungsängstliche Menschen finden, hält die Beziehung dann?
Re: Trauma auflösen - Verlustangst
Nein, sie hält grundsätzlich nicht. Denn da brauchen 2 Schwächlinge einander. Die Quälerei kann durchaus Jahre gehen, aber wird zerbrechen.
Du wirst in solchen Konstellationen immer einen aktiven Part und einen passiven haben. Das sind die Geschichten, die Sonnenblume beschreibt und die ich auch so erlebt habe. Der passive (wir) geht immer mehr zu Grunde und der aktive verlässt dann den Ring.
http://www.ex-zurueck-forum.de/t2132f11-Psychologische-Hintergrundinfos-und-Tipps.html#msg143099
Du wirst in solchen Konstellationen immer einen aktiven Part und einen passiven haben. Das sind die Geschichten, die Sonnenblume beschreibt und die ich auch so erlebt habe. Der passive (wir) geht immer mehr zu Grunde und der aktive verlässt dann den Ring.
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Manchmal muss man einfach springen und sich auf dem Weg nach unten Flügel wachsen lassen.
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Re: Trauma auflösen - Verlustangst
Liebe Lalaland,
ja, auch Menschen mit Bindungsängsten gehen Beziehungen ein. Sie heiraten vielleicht sogar, sie bekommen Kinder. Und dennoch: sie leben nicht in einer Partnerschaft, die Wärme und Geborgenheit spendet, denn sie boykottieren Beziehungen auch, in denen sie leben. Manchmal aufgrund gesellschaftlicher Vorgaben (Eltern, Freunde, die alle Familien gründen etc.) oder weil sie glauben, mit der Gewohnheit wird das schon werden.
Auch in Ehen und in langen Beziehungen gibt es solche Konstellationen. Der aktive Part legt sich z.B. zeitaufwändige Hobbies zu, er flüchtet sich auch gerne in die Arbeit (wer könnte dagegen schon was sagen?!), er hängt nur vor dem Fernseher rum und schaut Bundesliga und andere Sportsendungen (wahlweise auch was anderes) oder lebt quasi vor dem PC. Sie leben irgendwie in ihrer eigenen Welt, in die niemand schauen kann und sie machen ihr eigenes Ding.
Der Partner, der die passive Rolle einnimmt, wird unzufrieden und auf lange Sicht unglücklich. Denn es fehlt so vieles: Austausch, Kommunikation, Gemeinsamkeiten.
Jeder lebt seinen Stiefel und die beiden leben nebeneinander her. Sind dann noch Kinder im Spiel, kommt es oft zu seltsamen Konstellationen wie bei einer Freundin von mir: drei Kinder und die Mutter sind eng zusammen und der Vater steht außen vor, er wirkt isoliert in seiner Position. Er verkroch sich in sein Büro und kam nur zum Essen raus, beteiligte sich kaum am Familienleben, wusste wenig über seine Kinder, denn die Mutter riss alles an sich und managte alles.
Irgendwann brach er aus und zog zu einer Freundin, die er seit längerem im Geheimen hatte.
Mein Ex. hatte sogar mal eine Beziehung, die tatsächlich 11 Jahre andauerte. Er glaubte damals, es müsse eben so sein und er wolle ja auch "normal" leben. Er baute dann ein Haus mit ihr. Der Baumarkt und die Baustelle wurden seine perfekten Fluchtpunkte, wo er vor sich hin werkelte, meist allein. Ich glaube, es machte ihm Spaß. Er ist mit den Händen geschickt und er hatte eine zeitaufwändige Beschäftigung gefunden, die er in Eigenregie ausfüllte.
Sie drängte manchmal auf Urlaub. Oh Gott, nur das nicht! Bei dem Gedanken, mit der Frau 14 Tage und 14 Nächte verbringen zu müssen, bekam er sicher Schweißausbrüche. Keine Chance, denn dann musste das und jenes am Haus gemacht werden. Er übernahm in seinem Betrieb die EDV und hatte noch mehr Beschäftigung. Tag und Nacht saß er am PC, Urlaub gab es nicht, denn er verbrachte seine Urlaubstage vor dem PC. Er suchte sich kategorisch Inseln, auf denen er sozusagen verschwand und jegliches Beziehungsleben erfolgreich vermeiden konnte.
Sie war im Lauf der Zeit kreuzunglücklich, da sie ihn ja praktisch nicht erreichte. Sie fing an, sich weh zu tun, es grenzte an Selbstverletzung. Und er sah hilflos zu. Dann machte sie eine Therapie und schrieb wie wahnsinnig. Ob ihr das geholfen hat, weiß ich nicht.
Irgendwann war das Haus dann auch fertig und alle hätten nun zufrieden sein können. Was passierte? Er zog aus, hielt es nicht mehr aus. Behielt seinen Job in dem Betrieb, in dem sie auch arbeitete, zog aber in eine Stadt, die 30 km weit weg war. Er lebte fortan allein. Die Fluchtpunkte wie Baustelle und Firmen-EDV waren weg und so kam die Panik.
Irgendwann kam ich in sein Leben und glaubte, er wäre der Mann meines Lebens. Was ich hier mitgemacht habe, möchte ich nicht mehr erleben. Und ich werde es auch nicht mehr erleben.
Zwei bindungsängstliche und bindungsvermeidende Menschen werden keine zufriedenstellende Beziehung führen können, so lange sie von ihren inneren "Dämonen" beherrscht werden. Genauso wenig wie zwei Lahme zusammen nicht gehen können.
Es bleibt immer eine defizitäre Beziehung, auch wenn sie einige Jahre halten sollte.
Sonnenblume
ja, auch Menschen mit Bindungsängsten gehen Beziehungen ein. Sie heiraten vielleicht sogar, sie bekommen Kinder. Und dennoch: sie leben nicht in einer Partnerschaft, die Wärme und Geborgenheit spendet, denn sie boykottieren Beziehungen auch, in denen sie leben. Manchmal aufgrund gesellschaftlicher Vorgaben (Eltern, Freunde, die alle Familien gründen etc.) oder weil sie glauben, mit der Gewohnheit wird das schon werden.
Auch in Ehen und in langen Beziehungen gibt es solche Konstellationen. Der aktive Part legt sich z.B. zeitaufwändige Hobbies zu, er flüchtet sich auch gerne in die Arbeit (wer könnte dagegen schon was sagen?!), er hängt nur vor dem Fernseher rum und schaut Bundesliga und andere Sportsendungen (wahlweise auch was anderes) oder lebt quasi vor dem PC. Sie leben irgendwie in ihrer eigenen Welt, in die niemand schauen kann und sie machen ihr eigenes Ding.
Der Partner, der die passive Rolle einnimmt, wird unzufrieden und auf lange Sicht unglücklich. Denn es fehlt so vieles: Austausch, Kommunikation, Gemeinsamkeiten.
Jeder lebt seinen Stiefel und die beiden leben nebeneinander her. Sind dann noch Kinder im Spiel, kommt es oft zu seltsamen Konstellationen wie bei einer Freundin von mir: drei Kinder und die Mutter sind eng zusammen und der Vater steht außen vor, er wirkt isoliert in seiner Position. Er verkroch sich in sein Büro und kam nur zum Essen raus, beteiligte sich kaum am Familienleben, wusste wenig über seine Kinder, denn die Mutter riss alles an sich und managte alles.
Irgendwann brach er aus und zog zu einer Freundin, die er seit längerem im Geheimen hatte.
Mein Ex. hatte sogar mal eine Beziehung, die tatsächlich 11 Jahre andauerte. Er glaubte damals, es müsse eben so sein und er wolle ja auch "normal" leben. Er baute dann ein Haus mit ihr. Der Baumarkt und die Baustelle wurden seine perfekten Fluchtpunkte, wo er vor sich hin werkelte, meist allein. Ich glaube, es machte ihm Spaß. Er ist mit den Händen geschickt und er hatte eine zeitaufwändige Beschäftigung gefunden, die er in Eigenregie ausfüllte.
Sie drängte manchmal auf Urlaub. Oh Gott, nur das nicht! Bei dem Gedanken, mit der Frau 14 Tage und 14 Nächte verbringen zu müssen, bekam er sicher Schweißausbrüche. Keine Chance, denn dann musste das und jenes am Haus gemacht werden. Er übernahm in seinem Betrieb die EDV und hatte noch mehr Beschäftigung. Tag und Nacht saß er am PC, Urlaub gab es nicht, denn er verbrachte seine Urlaubstage vor dem PC. Er suchte sich kategorisch Inseln, auf denen er sozusagen verschwand und jegliches Beziehungsleben erfolgreich vermeiden konnte.
Sie war im Lauf der Zeit kreuzunglücklich, da sie ihn ja praktisch nicht erreichte. Sie fing an, sich weh zu tun, es grenzte an Selbstverletzung. Und er sah hilflos zu. Dann machte sie eine Therapie und schrieb wie wahnsinnig. Ob ihr das geholfen hat, weiß ich nicht.
Irgendwann war das Haus dann auch fertig und alle hätten nun zufrieden sein können. Was passierte? Er zog aus, hielt es nicht mehr aus. Behielt seinen Job in dem Betrieb, in dem sie auch arbeitete, zog aber in eine Stadt, die 30 km weit weg war. Er lebte fortan allein. Die Fluchtpunkte wie Baustelle und Firmen-EDV waren weg und so kam die Panik.
Irgendwann kam ich in sein Leben und glaubte, er wäre der Mann meines Lebens. Was ich hier mitgemacht habe, möchte ich nicht mehr erleben. Und ich werde es auch nicht mehr erleben.
Zwei bindungsängstliche und bindungsvermeidende Menschen werden keine zufriedenstellende Beziehung führen können, so lange sie von ihren inneren "Dämonen" beherrscht werden. Genauso wenig wie zwei Lahme zusammen nicht gehen können.
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Sonnenblume
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Re: Trauma auflösen - Verlustangst
Vielen Dank für deine ausführliche ErläuterungSonnenblume10 hat geschrieben: ↑Di 16. Apr 2019, 11:05Liebe Lalaland,
ja, auch Menschen mit Bindungsängsten gehen Beziehungen ein. Sie heiraten vielleicht sogar, sie bekommen Kinder. Und dennoch: sie leben nicht in einer Partnerschaft, die Wärme und Geborgenheit spendet, denn sie boykottieren Beziehungen auch, in denen sie leben. Manchmal aufgrund gesellschaftlicher Vorgaben (Eltern, Freunde, die alle Familien gründen etc.) oder weil sie glauben, mit der Gewohnheit wird das schon werden.
Auch in Ehen und in langen Beziehungen gibt es solche Konstellationen. Der aktive Part legt sich z.B. zeitaufwändige Hobbies zu, er flüchtet sich auch gerne in die Arbeit (wer könnte dagegen schon was sagen?!), er hängt nur vor dem Fernseher rum und schaut Bundesliga und andere Sportsendungen (wahlweise auch was anderes) oder lebt quasi vor dem PC. Sie leben irgendwie in ihrer eigenen Welt, in die niemand schauen kann und sie machen ihr eigenes Ding.
Der Partner, der die passive Rolle einnimmt, wird unzufrieden und auf lange Sicht unglücklich. Denn es fehlt so vieles: Austausch, Kommunikation, Gemeinsamkeiten.
Jeder lebt seinen Stiefel und die beiden leben nebeneinander her. Sind dann noch Kinder im Spiel, kommt es oft zu seltsamen Konstellationen wie bei einer Freundin von mir: drei Kinder und die Mutter sind eng zusammen und der Vater steht außen vor, er wirkt isoliert in seiner Position. Er verkroch sich in sein Büro und kam nur zum Essen raus, beteiligte sich kaum am Familienleben, wusste wenig über seine Kinder, denn die Mutter riss alles an sich und managte alles.
Irgendwann brach er aus und zog zu einer Freundin, die er seit längerem im Geheimen hatte.
Mein Ex. hatte sogar mal eine Beziehung, die tatsächlich 11 Jahre andauerte. Er glaubte damals, es müsse eben so sein und er wolle ja auch "normal" leben. Er baute dann ein Haus mit ihr. Der Baumarkt und die Baustelle wurden seine perfekten Fluchtpunkte, wo er vor sich hin werkelte, meist allein. Ich glaube, es machte ihm Spaß. Er ist mit den Händen geschickt und er hatte eine zeitaufwändige Beschäftigung gefunden, die er in Eigenregie ausfüllte.
Sie drängte manchmal auf Urlaub. Oh Gott, nur das nicht! Bei dem Gedanken, mit der Frau 14 Tage und 14 Nächte verbringen zu müssen, bekam er sicher Schweißausbrüche. Keine Chance, denn dann musste das und jenes am Haus gemacht werden. Er übernahm in seinem Betrieb die EDV und hatte noch mehr Beschäftigung. Tag und Nacht saß er am PC, Urlaub gab es nicht, denn er verbrachte seine Urlaubstage vor dem PC. Er suchte sich kategorisch Inseln, auf denen er sozusagen verschwand und jegliches Beziehungsleben erfolgreich vermeiden konnte.
Sie war im Lauf der Zeit kreuzunglücklich, da sie ihn ja praktisch nicht erreichte. Sie fing an, sich weh zu tun, es grenzte an Selbstverletzung. Und er sah hilflos zu. Dann machte sie eine Therapie und schrieb wie wahnsinnig. Ob ihr das geholfen hat, weiß ich nicht.
Irgendwann war das Haus dann auch fertig und alle hätten nun zufrieden sein können. Was passierte? Er zog aus, hielt es nicht mehr aus. Behielt seinen Job in dem Betrieb, in dem sie auch arbeitete, zog aber in eine Stadt, die 30 km weit weg war. Er lebte fortan allein. Die Fluchtpunkte wie Baustelle und Firmen-EDV waren weg und so kam die Panik.
Irgendwann kam ich in sein Leben und glaubte, er wäre der Mann meines Lebens. Was ich hier mitgemacht habe, möchte ich nicht mehr erleben. Und ich werde es auch nicht mehr erleben.
Zwei bindungsängstliche und bindungsvermeidende Menschen werden keine zufriedenstellende Beziehung führen können, so lange sie von ihren inneren "Dämonen" beherrscht werden. Genauso wenig wie zwei Lahme zusammen nicht gehen können.
Es bleibt immer eine defizitäre Beziehung, auch wenn sie einige Jahre halten sollte.
Sonnenblume
Ist manchmal schwierig zu sagen, weil ich ja auch in meiner Beziehung meinen Hobbies nachgehen möchte, sind Gemeibsamkeiten mit Hobbies gleichzusetzen? In einem anderen Thread besprechen wir ja grad das Thema, was genau Liebe ist und was die Kriterien für eine glückliche Partnerschaft sind. Ich war auch einmal - Gott sei dank nur 8 Monate - in der es keine Nähe gab, er umarmte mich zwar, aber mit einer absoluten kühle, kuscheln auch nur manchmal. Das war wirklich die schrecklichste Ergahrung und an diesen Mann habe ich nur schreckliche Erinnerungen.
Aber beide deiner Geschichten sind echt krass, dass die Frauen das mitgemacht haben, vllt weil sie unerfahren waren?
Meine größte Angst ist es, dass mein nächster Freund auch Bindungsunfähig sein wird, weil ich damit so schlimme Erfahrungen mit gemacht habe.
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Re: Trauma auflösen - Verlustangst
Bindungsvermeider sind - wenn man die Augen offen hält und auch den Mut hat, sie nüchtern zu betrachten - doch recht leicht zu erkennen. Zumindest die aktiven.
Nach einer Phase der ersten Verliebtheit, wo sie von Liebe reden und davon, dass er nun endlich die Richtige gefunden hat, kühlt sich alles merklich ab. Meistens dann, wenn er seine Partnerin so eingewoben hat, dass sie auch nur noch eines will, nämlich eine richtige Beziehung mit ihr. Ab da beginnen die Probleme, denn er spürt, dass es jetzt ernst wird und dass die Partnerin durchaus ihre Vorstellung von einer gemeinsamen Beziehung hat. Da wird es ihm allmählich ungemütlich und der Rückzug kommt auf leisen Pfoten.
Die Partnerin spürt, dass er auf einmal nicht mehr so begeistert ist, sondern eher verhalten reagiert. Er ist zwar nach wie vor interessiert, aber es schleicht sich eine leise Distanz ein. Wie, ist schwer zu beschreiben, aber die Partnerin spürt es deutlich, schon weil es zu seinem Verhalten in der Anfangsphase nicht mehr zusammen passt.
Bei mir kam es nach den ersten vier/fünf Monaten. Ich schwebte auf Wolke 7 und dachte mir, die kritische Phase der hormongeschwängerten Verliebtheit haben wir gemeistert, ab jetzt geht es in Richtung feste Beziehung.Und als ich ihm dann sagte, wie glücklich ich doch mit ihm sei und dass alles so gut laufen würde, wurde es anders. Er wurde irgendwie kühler, distanzierter.
Bei mir kam mit einem Mal Angst. War es wieder so, wie ich es schon kannte? War er auch einer dieser Männer, die nur am Anfang Gas geben und dann auf die Bremse treten? Ich schob diese vage Vermutung weg, versuchte sie zu verscheuchen, aber eigentlich hatte sie sich schon fest gesetzt. Ich wusste Bescheid, dass ab jetzt das Leiden beginnen würde. Etwas dagegen tun konnte ich nicht, es hätte die Trennung bedeutet, die ich um alles in der Welt vermeiden wollte. Lieber kämpfen, lieber alles ertragen, alles hinnehmen und dann, eines Tages, würden meine Mühen belohnt werden .... Ganz sicher (nicht!) Aber das "nicht" wollte ich mir nicht eingestehen. Ich setzte meine Scheuklappen auf.
Nach 6 Monaten auf den Tag rief ich ihn freudig an und quasselte davon, dass wir jetzt schon 6 Monate zusammen sind! Ja, toll, wo blieb seine Begeisterung? Er ging irgendwie gar nicht darauf ein, redete was Anderes. Ich merkte es und sagte nichts und schluckte meine Enttäuschung runter. Vlt. war er heute nur schlecht gelaunt, hatte wieder mal einen dieser Tage, wo er nicht "rund" lief, wie er sagte. Diese Tage waren sehr häufig ...
Ab da lernte ich dann seine Mechanismen kennen.
- Er verbrachte, auch wenn ich da war, viel Zeit vor seinem PC, las dies und jenes, rief Mails ab, beantwortete dienstliche und vlt. auch private. Er hatte sich geistig abgeschottet. Ich war zwar da, aber eigentlich nicht weiter wichtig. Man hätte meinen können, es wäre ihm lieber gewesen, er wäre allein, was wohl auch stimmte.Oder er steckte seine Nase in eine Zeitschrift. Ich konnte derweil ja ein Buch lesen.
- Er redete viel von seinen zahlreichen Freunden. Aber diese lernte ich niemals kennen. Wir hatten ja eh eine Fernbeziehung und die Zeit wollten wir doch nicht mit anderen verbringen, so redete ich es mir schön. Trotzdem fühlte ich, ich war und blieb draußen. Auf seine Facebook-Parties ging er grundsätzlich allein und trat dort sich als Single auf. Er wollte sich nicht als Beziehungsmensch outen. Thomas und Anna, mit denen ging er gern mal aus, aber immer nur zu dritt. Fernere Bekannte lernte ich sowieso nicht kennen. Und ich schluckte auch das hinunter und stellte keine Ansprüche. Dafür wäre ich zu feige gewesen und wenn ich gefragt hätte, so wusste ich die Antwort im voraus. Nein, das ist ganz schlecht, die haben jetzt eh keine Zeit und so weiter und so fort.
- Er sprach gerne von sich, seinen Plänen, seinen Problemen. Und ich fühlte mich dabei noch großartig, weil er so viel Vertrauen zu mir hatte. Also war ich doch wichtig, oder nicht? Ja, aber eigentlich nur als Kummerkasten. Wie es mir ging, was mich beschäftigte, interessierte ihn nicht. Wir waren öfters spazieren und auf einem dieser Spaziergänge kamen wir in ein Gebiet, in dem er als Jugendlicher schon war, damals als Mitglied im Bund Naturschutz. Er erzählte und erzählte und ich dachte mir, ich hatte doch auch eine Jugend gehabt, die ihn interessieren könnte. Ich nahm einen Anlauf und wollte mal von mir erzählen, aber er hörte gar nicht zu. Er kreiste nur um sich. Er war der Mittelpunkt seines Sonnensystems und Mitmenschen kreisten auf engeren oder weiteren Bahnen um ihn, ohne ihn jemals richtig zu erreichen.
- Irgendwann bemerkte ich eine Konzertkarte für ein zweitägiges Musikfestival, das in einigen Monaten statt fand. Aha, er würde also wie jedes Jahr dorthin fahren. Es war eine Karte, seine. Er hatte mich nicht gefragt, denn er wollte mich nicht dabei haben und hätte nicht sagen wollen, dass er lieber alleine dorthin fuhr. Es war symptomatisch für ihn. Seine Pläne zählte, meine Wünsche waren Nebensache.
- Auf Fragen meinerseits, die seltsame Beziehung betreffend, bekam ich niemals eine klare Antwort. Er schwurbelte rum, redete uneindeutiges Zeug und ich war so klug wie vorher. Es blieb immer alles vage und unbestimmt und ich fühlte die Instabilität dieser Beziehung. Sie konnte jederzeit einstürzen und die einzige, die dieses Kartenhaus noch zusammen hielt, war ich. Er machte was er wollte und ich rettete, was immer ich retten konnte.
- Verabredungen, gemeinsame Pläne im voraus, z. B. ein gemeinsamer Urlaub - Fehlanzeige. Er wolle nicht planen, das sei spießbürgerlich hoch zehn. Lieber alles spontan entscheiden. Mein Gott, wie ich dieses Wort hasste! Spontan, aber niemals klar im Voraus. Ja, morgen gehen wir ins Kino. Das war nicht möglich, es folgte: das können wir doch morgen ganz spontan entscheiden.
Was bedeutete, dass er entscheiden würde. Wenn er nicht mit wollte, konnte ich ja auch allein ins Kino gehen. Das tat ich natürlich nicht, denn die wenige gemeinsame Zeit war kostbar, so beschissen sie auch war.
- Die Sache mit der Familie. Ganz schwierig, er sei nun mal kein Familienmensch. Er besuchte zwar wöchentlich seine Mutter, die ihm auch die Wäsche richtete, aber die erfuhr sicher nicht, dass er eine Freundin hatte oder zumindest so was in der Art. Ab und an traf er dann auch seine Schwester und deren Familie. Aber ich lernte sie nicht kennen, weder die Mutter noch seine Schwester noch seinen Bruder. Auch hier verhielt er sich merkwürdig. Standen Familienfeiern an, so hielt er sich immer alles offen bis zur letzten Minute und entschied dann, ob er kommen würde oder nicht.
Seine Nichte hatte Firmung. Klar, da würde er hingehen müssen. Er erzählte mir, er habe verschlafen, sei dann in Windeseile in seine Klamotten gestiegen, sie die 30 km gefahren und betrat die Kirche, als der Gottesdienst begonnen hatte. Warum konnte er nicht wenigstens an so einem Festtag pünktlich kommen und gemeinsam mit der Familie in die Kirche gehen? Es war typisch für ihn. Die Verwandtschaft war froh, dass er überhaupt erschien.
Und meine Familie wollte er auch nicht kennenlernen, das war ja klar. Nö, das hätte ihn überfordert, denn da würde er ja als künftiger Schwiegersohn gesehen werden. Das sagte er zwar nicht, aber ich wusste es auch ohne Worte.
Wenn also einer mehr Zeit woanders verbringt, in seinem Schützenverein, im Pfarrgemeinderat, in der Arbeit und alles andere wichtiger ist als die Zeit in der Beziehung, dann hast Du es ziemlich sicher mit einem Bindungsvermeider zu tun. Unklare Äußerungen, uneindeutige und verschleierte Aussagen, die Dich ratlos zurück lassen, die Unfähigkeit, feste Pläne zu machen, sind weitere Anzeichen. In Zweifelsfall, wenn Du dann traurig darüber bist, wird Dir noch die Schuld zugeschoben, weil Du die gemeinsame Zeit kaputt machst und beeinträchtigst.
Einmal sagte ich zu ihm: ich würde so gerne mal mit Dir wegfahren, nur über ein Wochenende!
Ich hatte meinen Mut zusammen genommen, als ich das fragte, denn ich war ängstlich wegen der Antwort, die ich erwartete.
Es kam nicht etwa eine Antwort, sondern eine Gegenfrage: Ja, wo wolltest Du denn hin fahren?
Auch das war typisch. Gegenfragen statt Antworten, wieder lag der Ball bei mir. Ich sagte reichlich hilflos: Weiß ich nicht, einfach mal weg für zwei oder drei Tage!
Es gab keine Antwort, denn er sagte einfach mal nichts und steckte seine Nase in eine Zeitschrift. Ich saß da, jämmerlich und verzagt und ich hätte heulen können. Er merkte, dass ich traurig war und fragte warum.
Hallo??? Ich hatte was gefragt und keine Antwort bekommen.
Da sagte er Folgendes: Damit wertest Du unsere gemeinsamen Wochenenden ab, denn sie genügen Dir nicht mehr.
Da stand ich dann da und war verwirrt. War mein Wunsch so ungewöhnlich und wer hatte denn nun Recht? Am Ende er? Ich wusste nichts mehr, hatte vielmehr die Orientierung verloren. Ich hatte doch nur was gefragt.
Tja, zu viel gefragt, denn mit dieser Frage brach ich praktisch in seine Privatsphäre ein. Ich artikulierte einen Anspruch, eine Vorstellung und das war zu viel. Ich musste auf Distanz gehalten werden. Stell keine Ansprüche an mich, so lautete die unausgesprochene Botschaft, zwing mich nicht in was rein, was mir zu viel ist.
Keine Sorge, ich ging immer noch nicht! Eines Tages würden wir ... und er würde .... Blabla, der Selbstbetrug war der Retter in der Not. Ich nahm auch das hin und hatte meine Lektion gelernt: frage lieber nicht!
Es gab viele solcher Situationen und ich bekam regelrecht Angst vor dem Wochenende, weil ich nur noch darauf wartete, welche Manöver er dieses Mal aus dem Ärmel schütteln würde. Aber ich fuhr trotzdem, konnte nicht anders. Er war mein Dreh- und Angelpunkt, um ihn kreisten alle meine Gedanken. Ich war in eine Abhängigkeit geraten, die ich diffus spürte, aber bewusst verdrängte. Ohne ihn, oh Gott, alles nur das nicht!
Und dann eines Tages, als meine Unsicherheit wieder stark spürbar war, ergab sich eine Gelegenheit. Er war zum Einkaufen, aber nicht lange und sein PC an und seine Mailbox offen. Ich sah es und dachte mir, geht Dich nichts an, aber der Drang war stärker. Ich checkte in Windeseile seine Mails. Dienstlich, dienstlich, unbedenklich, aber da! Ein weiblicher Absender, der mir unbekannt war. Naja, konnte ja sein, aber ich öffnete die Mail dennoch. Dann fielen mir die Augen raus, denn es entfaltete sich ein ganzer Mailwechsel.
Sie hatte ihn auf dem Festabend gesehen und gesprochen. Man kannte sich zwar bereits, aber erst hier kam es zu einem Gespräch mit etwas verbindlichen Inhalten. Sie hatten noch nichts vereinbart, aber ein Treffen war unverbindlich anberaumt.
Die Mail ging von ihr aus. Sie schickte ihm eine E-Card von einer Nordseeinsel und er sprang sofort darauf an.
"Ja, es sei schön gewesen, dass sie sich zufällig getroffen hätten. Bist Du also doch noch nach ... gefahren, sicher keine schlechte Entscheidung." Er hatte auch gleich einen Terminvorschlag, denn an dem und dem Tag sei er dienstlich eh ganz in der Nähe von ihr und da könnte man sich treffen.
Sie schrieb strahlend vor Vorfreude zurück: "Schade, dass ich an diesem Tag erst zurück komme, da wird es zeitlich nicht gehen, aber sicher finden wir einen anderen Termin.". Vor Freude schickte sie ihm gleich noch "himmelblaue" Grüße, natürlich nur wegen des ausnahmsweise guten Wetters. Mir fiel die Klappe runter! Da kommt er also mit einer entfernt bekannte Kollegin ins Gespräch, die gleich mal Lunte roch und in Angriffsposition überging und er sprang umgehend darauf an und hat gleich noch einen Terminvorschlag parat.
Es ging weiter, denn er fuhr dann dienstlich in eine weit entfernte große Stadt. Mich hatte er mit einer SMS abgespeist, an sie aber eine Mail geschrieben: er sitze gerade auf dem Domplatz und genieße bei einem Kaffee die Aussicht.
Sie antwortete so, wie er es gewollt hatte: Ja, sag mal, wie kommst Du denn jetzt dorthin. Also, wo Du überall dienstlich hinfahren kannst, erst M.., dann O..., dann B ...!!!
Ich kannte ihn, das war Balsam für sein Ego. Er hatte ihr einen Brocken hingeschmissen und sie ging prompt darauf ein und äußerte große Bewunderung für seine Wichtigkeit. So was ging ihm runter wie Öl.
Dann kam die lapidare Antwort: Er sei jetzt in ..., weil er auf einem wichtigen EDV-Treffen sei, das sich auf ganz Deutschland erstrecke.
Ihre Bewunderung kannte keine Grenzen und sie schlag einen anderen Termin vor.
Leider konnte er da nicht. Ich wusste nicht warum. Vielleicht wollte er sich nur interessant machen und sie zappeln lassen?
Stattdessen hatte man Ostern unverbindlich anberaumt. Sie sei über die Feiertage da. Es war nur so in den Raum gestellt, denn zunächst brach der Mailwechsel ab. Schätzungsweise dachte sie, wenn Du was willst, dann sag, wann Du Zeit hast. Ostern sind vier freie Tage und nächstes WE war Ostern! Was würde geschehen? Dieser Sauhund! Was würde er tun, sich mit ihr treffen und sagen, am Samstag könnte ich es einrichten? Ich sah sie schon vor mir, im Cafe plaudernd, lachend, dann ein kleiner Ausstellungsbesuch, denn man zeigte sich ja gerne von der kulturbeflissenen Seite oder ein Spaziergang im großen Park? Und dann? Eine weitere Verabredung für den Ostermontag? Am Sonntag war er bei seiner Familie eingeladen, das wusste ich.
Er kam zurück und ich schloß die Mail und flüchtete ins Bad, wo ich die Dusche aufdrehte. Er merkte nichts, er merkte auch nicht, dass ich einsilbig war und wenig aß. Ich war ratlos und bitter enttäuscht. Er verabredet sich hinter meinem Rücken mit einer anderen und denkt sich nichts dabei. So sah also eine Beziehung aus!
Was sollte ich tun? Kampflos das Feld räumen und gehen? Dann hätte die Andere freie Bahn und er auch. Oder bleiben und kämpfen? Um eine Beziehung, die so fragil war wie ein Kartenhaus?
Ich beschloss zu kämpfen, und zwar mit meinen Mitteln. Am nächsten Tag und nach einer durchwachten Nacht (er schlief wie ein Baby) wusste ich, ich würde reden. Nicht über die Mail denn das hätte ja ein Geständnis meiner Schnüffelei bedeutet, nein, ich würde über unsere Beziehung reden. Darüber, wie ich mich fühlte und darüber, wie schlecht er erreichbar war. Er war immer in einer Distanz, die ich spürte.
Er ging darauf ein und wir redeten erstmals ehrlich. Ich fühlte mich besser, denn ich bemerkte, auch ich konnte was bewegen.
Dann packte ich zusammen und er fragte, was ich täte. Ja, fahren natürlich, was denn sonst? Denn was sollte ich denn noch hier?
Es geschah Merkwürdiges. Es war das erste und einzige Mal, dass er mich bat, bis zum Abend zu bleiben. Es war klar: jetzt hatte ich Distanz hergestellt, was ihm die Möglichkeit eröffnete, Nähe herzustellen. Sonst war immer ich diejenige, die Nähe suchte und selten fand.
Dann kam Ostern. Wir verabredeten uns für den Samstag, wenigstens etwas. Am Karfreitag war er mit Freunden unterwegs, wie er sagte und ich glaubte ihm. Am Samstag verbrachten wir einige gemeinsame Stunden, gingen in den Zoo, aber er checkte immer wieder sein Handy. Ständig schaute er drauf! Es nervte mich, denn es war kränkend für mich. Er wartete wohl auf eine Mitteilung dieser Frau mit den himmelblauen Grüßen, die nicht kam. Ich sagte nichts und hoffte einfach. Am Sonntag dann seine Familie und am Montag ergab sich etwas Anderes. Ich beschloss ihm zu glauben.
Dann fuhr ich in Urlaub, alleine, natürlich. Danach checkte ich nochmals seine Mails, denn ich musste wissen, was mit der Frau war. Und siehe da, nach einigen Wochen kam es nochmals zu einem Mailwechsel. Er muss ihr geschrieben haben, denn ich konnte in der Eile nur ihre Antwort lesen.
Sie fiel lapidar aus. Sie bedankte sich für seine Mail und schrieb noch was ohne Belang.
Seine Antwort: "Ich hoffe, Du weißt jetzt, warum ich mich nicht melden konnte, aber alles Andere wäre unehrlich gewesen."
Ach was, wie edel von ihm! Aber erst Termine vereinbaren, ich hätte kotzen können. Er muss ihr geschrieben haben, dass er in einer Beziehung war die selbstverständlich unglücklich war. Er rechtfertigte sich für sein Schweigen. Und dann stand da noch der Satz: "Die Beziehung läuft jetzt besser und dafür bin ich dankbar, obgleich ich weiß, dass es nicht von Dauer sein wird!"
Damit hatte er unsere Beziehung verraten. Er hielt sie noch, aber gab uns im Grund genommen keine Chance!
Ich ging immer noch nicht, ich blieb und sagte nichts.
Er kam drauf, dass ich geschnüffelt hatte und ich gestand, kleinlaut und mich entschuldigend und endlich mal die Wahrheit sprechend: ich sei so unsicher gewesen, alles sei so schwierig gewesen und daher hatte ich nachgeschaut und den Mailwechsel entdeckt.
Er behauptete: Eine Bekannte, nichts weiter! Er habe kein Interesse an ihr.
Aha, dachte ich mir nur: aber ihr aus der Ferne eine Mail schreiben und Treffen vereinbaren, die nicht klappen! Klar, so sieht kein Interesse aus.
Ab da ging es besser, dachte ich. Ich hatte gewonnen, meinte ich. Ich fühlte mich besser und übersah dabei etwas: Ich war dabei, die Distanz zu ihm abzubauen. Bisher war er "oben" gewesen, denn er hatte Machtposition. Was blieb für mich? Die Position zu seinen Füßen, ängstlich, kleinlaut, unsicher, zweifelnd, gequält von Ungewissheit.
Das verträgt kein Bindungsvermeider. Die Machtverhältnisse bedeuteten Distanz und ich baute sie ab. Das konnte er nicht zulassen. Ein paar Wochen später dann die Trennung, die natürlich er aussprach. Klar, er hatte fast immer die Kontrolle und die bedeutete auch: Wenn sich wer trennt, dann ich!
Das bedeutete dann auch wieder Macht. Ich trenne mich mit ein paar selbstmitleidigen und bemitleidenden Worten per Mail und Du hast es zu akzeptieren.
Da war nichts mehr zu retten, das wusste ich. Noch einige wenige Monate mit gelegentlichen Telefonaten, ein wenig Geschreibsel, das ihn kaum interessierte. Dann kapierte ich es endlich. Er hatte eine Neue, nicht diejenige, sondern eine Andere. Auch eine Kollegin, die ihm wohl schon länger schöne Augen machte.
Schön für ihn, er hüpfte in eine neue Beziehung, hatte das Glück für sich gepachtet und für mich blieb die A-Karte. Ab da rührte ich mich nicht mehr. Einmal noch gratulierte ich ihm zu seinem Geburtstag. Es war blöd und wozu eigentlich? Er bedankte sich lapidar, aber es ging ihm am Arsch vorbei.
Und erst dann ließ ich in ganz in Ruhe und erst nach vielen Monaten sah ich diese jämmerliche Beziehung wir auf einer Bühne. Ein Zwei-Personen-Stück ohne Happy End. Wie wir eine Choreografie aus Nähe und Distanz aufgeführt hatten, wie unehrlich und verlogen alles war und wie hilflos im Grund genommen jeder von uns agierte. Er, indem er kategorisch Nähe verweigerte, wenn ich ihm auf den Pelz rückte und ich, die nie aufgab und ihn zu einem beziehungstauglichen Partner machen wollte. Unschuldig war keiner, schuldig aber auch nicht.
Es war von Anfang an zum Scheitern verurteilt, was zunächst keiner wahrhaben wollte. Ich am allerwenigsten, denn ich wollte doch nur eine Beziehung, was Festes mit Hand und Fuß!
Tatsächlich? Nein, ich konnte um ihn kämpfen, weil er mich immer wieder auflaufen ließ. Ich kämpfte gegen den Wind und konnte ihn doch nicht aufhalten. Und warum? Nicht, weil ich eine Beziehung wollte! Ich kämpfte, weil ich tief in mir drin wusste, dass es umsonst sein würde.
Ich suchte eine Beziehung, wo ich sie garantiert nie finden würde. Ich konnte mir gefahrlos Mühe geben, mich anpassen, alles hinnehmen, denn mein Unterbewusstsein wusste es schon längst: es droht keine Gefahr, es wird keine Beziehung geben. Was ich vordergründig dachte und war mir bewusst war, hatte damit nichts zu tun. Das Unterbewusstsein lehnte sich bequem zurück und sagte sich: Quäl Dich nur rum, mir egal, denn ich bin sicher. Es gibt keine Beziehung.
Es dauerte, bis ich das erkannte und in Beziehung zu meinem Leben brachte, insbesondere meiner Kindheit. Ich lebte einfach das nach, was ich erfahren und "gelernt" hatte. Renn Beziehungen dort hinterher, wo Du sie nicht kriegst! Denn Beziehungen tun weh, sie machen traurig und Du stehst alleine da.
Heute ist es besser. Geheilt bin ich nicht, das wird auch nie geschehen. Ich bin beschädigt und damit lebe ich. Aber ich kann jetzt besser mit mir und meinen unbewussten Ängsten umgehen. Und das eröffnet auch neue Möglichkeiten, z.B. eine Beziehung, die ich jetzt aushalten kann. Ein Mann, der treu ist und nicht hintenrum mit einer Anderen anbandelt. Einer, der sich selbst kennt und sich seiner Defizite bewusst ist und daher auch meine aushalten kann.
Es fühlt sich jetzt ganz gut an. Seltsam, als hätte ich jetzt ein Ziel gefunden, das ich gesucht hatte.
Das ist jetzt lang geworden. Es muss auch keiner lesen, der es nicht will. Aber zwei Lahme können zusammen nicht gehen und zwei Bindungsvermeider werden kein Paar, solange sie sich nicht mit sich selbst befasst haben.
Sonnenblume
Nach einer Phase der ersten Verliebtheit, wo sie von Liebe reden und davon, dass er nun endlich die Richtige gefunden hat, kühlt sich alles merklich ab. Meistens dann, wenn er seine Partnerin so eingewoben hat, dass sie auch nur noch eines will, nämlich eine richtige Beziehung mit ihr. Ab da beginnen die Probleme, denn er spürt, dass es jetzt ernst wird und dass die Partnerin durchaus ihre Vorstellung von einer gemeinsamen Beziehung hat. Da wird es ihm allmählich ungemütlich und der Rückzug kommt auf leisen Pfoten.
Die Partnerin spürt, dass er auf einmal nicht mehr so begeistert ist, sondern eher verhalten reagiert. Er ist zwar nach wie vor interessiert, aber es schleicht sich eine leise Distanz ein. Wie, ist schwer zu beschreiben, aber die Partnerin spürt es deutlich, schon weil es zu seinem Verhalten in der Anfangsphase nicht mehr zusammen passt.
Bei mir kam es nach den ersten vier/fünf Monaten. Ich schwebte auf Wolke 7 und dachte mir, die kritische Phase der hormongeschwängerten Verliebtheit haben wir gemeistert, ab jetzt geht es in Richtung feste Beziehung.Und als ich ihm dann sagte, wie glücklich ich doch mit ihm sei und dass alles so gut laufen würde, wurde es anders. Er wurde irgendwie kühler, distanzierter.
Bei mir kam mit einem Mal Angst. War es wieder so, wie ich es schon kannte? War er auch einer dieser Männer, die nur am Anfang Gas geben und dann auf die Bremse treten? Ich schob diese vage Vermutung weg, versuchte sie zu verscheuchen, aber eigentlich hatte sie sich schon fest gesetzt. Ich wusste Bescheid, dass ab jetzt das Leiden beginnen würde. Etwas dagegen tun konnte ich nicht, es hätte die Trennung bedeutet, die ich um alles in der Welt vermeiden wollte. Lieber kämpfen, lieber alles ertragen, alles hinnehmen und dann, eines Tages, würden meine Mühen belohnt werden .... Ganz sicher (nicht!) Aber das "nicht" wollte ich mir nicht eingestehen. Ich setzte meine Scheuklappen auf.
Nach 6 Monaten auf den Tag rief ich ihn freudig an und quasselte davon, dass wir jetzt schon 6 Monate zusammen sind! Ja, toll, wo blieb seine Begeisterung? Er ging irgendwie gar nicht darauf ein, redete was Anderes. Ich merkte es und sagte nichts und schluckte meine Enttäuschung runter. Vlt. war er heute nur schlecht gelaunt, hatte wieder mal einen dieser Tage, wo er nicht "rund" lief, wie er sagte. Diese Tage waren sehr häufig ...
Ab da lernte ich dann seine Mechanismen kennen.
- Er verbrachte, auch wenn ich da war, viel Zeit vor seinem PC, las dies und jenes, rief Mails ab, beantwortete dienstliche und vlt. auch private. Er hatte sich geistig abgeschottet. Ich war zwar da, aber eigentlich nicht weiter wichtig. Man hätte meinen können, es wäre ihm lieber gewesen, er wäre allein, was wohl auch stimmte.Oder er steckte seine Nase in eine Zeitschrift. Ich konnte derweil ja ein Buch lesen.
- Er redete viel von seinen zahlreichen Freunden. Aber diese lernte ich niemals kennen. Wir hatten ja eh eine Fernbeziehung und die Zeit wollten wir doch nicht mit anderen verbringen, so redete ich es mir schön. Trotzdem fühlte ich, ich war und blieb draußen. Auf seine Facebook-Parties ging er grundsätzlich allein und trat dort sich als Single auf. Er wollte sich nicht als Beziehungsmensch outen. Thomas und Anna, mit denen ging er gern mal aus, aber immer nur zu dritt. Fernere Bekannte lernte ich sowieso nicht kennen. Und ich schluckte auch das hinunter und stellte keine Ansprüche. Dafür wäre ich zu feige gewesen und wenn ich gefragt hätte, so wusste ich die Antwort im voraus. Nein, das ist ganz schlecht, die haben jetzt eh keine Zeit und so weiter und so fort.
- Er sprach gerne von sich, seinen Plänen, seinen Problemen. Und ich fühlte mich dabei noch großartig, weil er so viel Vertrauen zu mir hatte. Also war ich doch wichtig, oder nicht? Ja, aber eigentlich nur als Kummerkasten. Wie es mir ging, was mich beschäftigte, interessierte ihn nicht. Wir waren öfters spazieren und auf einem dieser Spaziergänge kamen wir in ein Gebiet, in dem er als Jugendlicher schon war, damals als Mitglied im Bund Naturschutz. Er erzählte und erzählte und ich dachte mir, ich hatte doch auch eine Jugend gehabt, die ihn interessieren könnte. Ich nahm einen Anlauf und wollte mal von mir erzählen, aber er hörte gar nicht zu. Er kreiste nur um sich. Er war der Mittelpunkt seines Sonnensystems und Mitmenschen kreisten auf engeren oder weiteren Bahnen um ihn, ohne ihn jemals richtig zu erreichen.
- Irgendwann bemerkte ich eine Konzertkarte für ein zweitägiges Musikfestival, das in einigen Monaten statt fand. Aha, er würde also wie jedes Jahr dorthin fahren. Es war eine Karte, seine. Er hatte mich nicht gefragt, denn er wollte mich nicht dabei haben und hätte nicht sagen wollen, dass er lieber alleine dorthin fuhr. Es war symptomatisch für ihn. Seine Pläne zählte, meine Wünsche waren Nebensache.
- Auf Fragen meinerseits, die seltsame Beziehung betreffend, bekam ich niemals eine klare Antwort. Er schwurbelte rum, redete uneindeutiges Zeug und ich war so klug wie vorher. Es blieb immer alles vage und unbestimmt und ich fühlte die Instabilität dieser Beziehung. Sie konnte jederzeit einstürzen und die einzige, die dieses Kartenhaus noch zusammen hielt, war ich. Er machte was er wollte und ich rettete, was immer ich retten konnte.
- Verabredungen, gemeinsame Pläne im voraus, z. B. ein gemeinsamer Urlaub - Fehlanzeige. Er wolle nicht planen, das sei spießbürgerlich hoch zehn. Lieber alles spontan entscheiden. Mein Gott, wie ich dieses Wort hasste! Spontan, aber niemals klar im Voraus. Ja, morgen gehen wir ins Kino. Das war nicht möglich, es folgte: das können wir doch morgen ganz spontan entscheiden.
Was bedeutete, dass er entscheiden würde. Wenn er nicht mit wollte, konnte ich ja auch allein ins Kino gehen. Das tat ich natürlich nicht, denn die wenige gemeinsame Zeit war kostbar, so beschissen sie auch war.
- Die Sache mit der Familie. Ganz schwierig, er sei nun mal kein Familienmensch. Er besuchte zwar wöchentlich seine Mutter, die ihm auch die Wäsche richtete, aber die erfuhr sicher nicht, dass er eine Freundin hatte oder zumindest so was in der Art. Ab und an traf er dann auch seine Schwester und deren Familie. Aber ich lernte sie nicht kennen, weder die Mutter noch seine Schwester noch seinen Bruder. Auch hier verhielt er sich merkwürdig. Standen Familienfeiern an, so hielt er sich immer alles offen bis zur letzten Minute und entschied dann, ob er kommen würde oder nicht.
Seine Nichte hatte Firmung. Klar, da würde er hingehen müssen. Er erzählte mir, er habe verschlafen, sei dann in Windeseile in seine Klamotten gestiegen, sie die 30 km gefahren und betrat die Kirche, als der Gottesdienst begonnen hatte. Warum konnte er nicht wenigstens an so einem Festtag pünktlich kommen und gemeinsam mit der Familie in die Kirche gehen? Es war typisch für ihn. Die Verwandtschaft war froh, dass er überhaupt erschien.
Und meine Familie wollte er auch nicht kennenlernen, das war ja klar. Nö, das hätte ihn überfordert, denn da würde er ja als künftiger Schwiegersohn gesehen werden. Das sagte er zwar nicht, aber ich wusste es auch ohne Worte.
Wenn also einer mehr Zeit woanders verbringt, in seinem Schützenverein, im Pfarrgemeinderat, in der Arbeit und alles andere wichtiger ist als die Zeit in der Beziehung, dann hast Du es ziemlich sicher mit einem Bindungsvermeider zu tun. Unklare Äußerungen, uneindeutige und verschleierte Aussagen, die Dich ratlos zurück lassen, die Unfähigkeit, feste Pläne zu machen, sind weitere Anzeichen. In Zweifelsfall, wenn Du dann traurig darüber bist, wird Dir noch die Schuld zugeschoben, weil Du die gemeinsame Zeit kaputt machst und beeinträchtigst.
Einmal sagte ich zu ihm: ich würde so gerne mal mit Dir wegfahren, nur über ein Wochenende!
Ich hatte meinen Mut zusammen genommen, als ich das fragte, denn ich war ängstlich wegen der Antwort, die ich erwartete.
Es kam nicht etwa eine Antwort, sondern eine Gegenfrage: Ja, wo wolltest Du denn hin fahren?
Auch das war typisch. Gegenfragen statt Antworten, wieder lag der Ball bei mir. Ich sagte reichlich hilflos: Weiß ich nicht, einfach mal weg für zwei oder drei Tage!
Es gab keine Antwort, denn er sagte einfach mal nichts und steckte seine Nase in eine Zeitschrift. Ich saß da, jämmerlich und verzagt und ich hätte heulen können. Er merkte, dass ich traurig war und fragte warum.
Hallo??? Ich hatte was gefragt und keine Antwort bekommen.
Da sagte er Folgendes: Damit wertest Du unsere gemeinsamen Wochenenden ab, denn sie genügen Dir nicht mehr.
Da stand ich dann da und war verwirrt. War mein Wunsch so ungewöhnlich und wer hatte denn nun Recht? Am Ende er? Ich wusste nichts mehr, hatte vielmehr die Orientierung verloren. Ich hatte doch nur was gefragt.
Tja, zu viel gefragt, denn mit dieser Frage brach ich praktisch in seine Privatsphäre ein. Ich artikulierte einen Anspruch, eine Vorstellung und das war zu viel. Ich musste auf Distanz gehalten werden. Stell keine Ansprüche an mich, so lautete die unausgesprochene Botschaft, zwing mich nicht in was rein, was mir zu viel ist.
Keine Sorge, ich ging immer noch nicht! Eines Tages würden wir ... und er würde .... Blabla, der Selbstbetrug war der Retter in der Not. Ich nahm auch das hin und hatte meine Lektion gelernt: frage lieber nicht!
Es gab viele solcher Situationen und ich bekam regelrecht Angst vor dem Wochenende, weil ich nur noch darauf wartete, welche Manöver er dieses Mal aus dem Ärmel schütteln würde. Aber ich fuhr trotzdem, konnte nicht anders. Er war mein Dreh- und Angelpunkt, um ihn kreisten alle meine Gedanken. Ich war in eine Abhängigkeit geraten, die ich diffus spürte, aber bewusst verdrängte. Ohne ihn, oh Gott, alles nur das nicht!
Und dann eines Tages, als meine Unsicherheit wieder stark spürbar war, ergab sich eine Gelegenheit. Er war zum Einkaufen, aber nicht lange und sein PC an und seine Mailbox offen. Ich sah es und dachte mir, geht Dich nichts an, aber der Drang war stärker. Ich checkte in Windeseile seine Mails. Dienstlich, dienstlich, unbedenklich, aber da! Ein weiblicher Absender, der mir unbekannt war. Naja, konnte ja sein, aber ich öffnete die Mail dennoch. Dann fielen mir die Augen raus, denn es entfaltete sich ein ganzer Mailwechsel.
Sie hatte ihn auf dem Festabend gesehen und gesprochen. Man kannte sich zwar bereits, aber erst hier kam es zu einem Gespräch mit etwas verbindlichen Inhalten. Sie hatten noch nichts vereinbart, aber ein Treffen war unverbindlich anberaumt.
Die Mail ging von ihr aus. Sie schickte ihm eine E-Card von einer Nordseeinsel und er sprang sofort darauf an.
"Ja, es sei schön gewesen, dass sie sich zufällig getroffen hätten. Bist Du also doch noch nach ... gefahren, sicher keine schlechte Entscheidung." Er hatte auch gleich einen Terminvorschlag, denn an dem und dem Tag sei er dienstlich eh ganz in der Nähe von ihr und da könnte man sich treffen.
Sie schrieb strahlend vor Vorfreude zurück: "Schade, dass ich an diesem Tag erst zurück komme, da wird es zeitlich nicht gehen, aber sicher finden wir einen anderen Termin.". Vor Freude schickte sie ihm gleich noch "himmelblaue" Grüße, natürlich nur wegen des ausnahmsweise guten Wetters. Mir fiel die Klappe runter! Da kommt er also mit einer entfernt bekannte Kollegin ins Gespräch, die gleich mal Lunte roch und in Angriffsposition überging und er sprang umgehend darauf an und hat gleich noch einen Terminvorschlag parat.
Es ging weiter, denn er fuhr dann dienstlich in eine weit entfernte große Stadt. Mich hatte er mit einer SMS abgespeist, an sie aber eine Mail geschrieben: er sitze gerade auf dem Domplatz und genieße bei einem Kaffee die Aussicht.
Sie antwortete so, wie er es gewollt hatte: Ja, sag mal, wie kommst Du denn jetzt dorthin. Also, wo Du überall dienstlich hinfahren kannst, erst M.., dann O..., dann B ...!!!
Ich kannte ihn, das war Balsam für sein Ego. Er hatte ihr einen Brocken hingeschmissen und sie ging prompt darauf ein und äußerte große Bewunderung für seine Wichtigkeit. So was ging ihm runter wie Öl.
Dann kam die lapidare Antwort: Er sei jetzt in ..., weil er auf einem wichtigen EDV-Treffen sei, das sich auf ganz Deutschland erstrecke.
Ihre Bewunderung kannte keine Grenzen und sie schlag einen anderen Termin vor.
Leider konnte er da nicht. Ich wusste nicht warum. Vielleicht wollte er sich nur interessant machen und sie zappeln lassen?
Stattdessen hatte man Ostern unverbindlich anberaumt. Sie sei über die Feiertage da. Es war nur so in den Raum gestellt, denn zunächst brach der Mailwechsel ab. Schätzungsweise dachte sie, wenn Du was willst, dann sag, wann Du Zeit hast. Ostern sind vier freie Tage und nächstes WE war Ostern! Was würde geschehen? Dieser Sauhund! Was würde er tun, sich mit ihr treffen und sagen, am Samstag könnte ich es einrichten? Ich sah sie schon vor mir, im Cafe plaudernd, lachend, dann ein kleiner Ausstellungsbesuch, denn man zeigte sich ja gerne von der kulturbeflissenen Seite oder ein Spaziergang im großen Park? Und dann? Eine weitere Verabredung für den Ostermontag? Am Sonntag war er bei seiner Familie eingeladen, das wusste ich.
Er kam zurück und ich schloß die Mail und flüchtete ins Bad, wo ich die Dusche aufdrehte. Er merkte nichts, er merkte auch nicht, dass ich einsilbig war und wenig aß. Ich war ratlos und bitter enttäuscht. Er verabredet sich hinter meinem Rücken mit einer anderen und denkt sich nichts dabei. So sah also eine Beziehung aus!
Was sollte ich tun? Kampflos das Feld räumen und gehen? Dann hätte die Andere freie Bahn und er auch. Oder bleiben und kämpfen? Um eine Beziehung, die so fragil war wie ein Kartenhaus?
Ich beschloss zu kämpfen, und zwar mit meinen Mitteln. Am nächsten Tag und nach einer durchwachten Nacht (er schlief wie ein Baby) wusste ich, ich würde reden. Nicht über die Mail denn das hätte ja ein Geständnis meiner Schnüffelei bedeutet, nein, ich würde über unsere Beziehung reden. Darüber, wie ich mich fühlte und darüber, wie schlecht er erreichbar war. Er war immer in einer Distanz, die ich spürte.
Er ging darauf ein und wir redeten erstmals ehrlich. Ich fühlte mich besser, denn ich bemerkte, auch ich konnte was bewegen.
Dann packte ich zusammen und er fragte, was ich täte. Ja, fahren natürlich, was denn sonst? Denn was sollte ich denn noch hier?
Es geschah Merkwürdiges. Es war das erste und einzige Mal, dass er mich bat, bis zum Abend zu bleiben. Es war klar: jetzt hatte ich Distanz hergestellt, was ihm die Möglichkeit eröffnete, Nähe herzustellen. Sonst war immer ich diejenige, die Nähe suchte und selten fand.
Dann kam Ostern. Wir verabredeten uns für den Samstag, wenigstens etwas. Am Karfreitag war er mit Freunden unterwegs, wie er sagte und ich glaubte ihm. Am Samstag verbrachten wir einige gemeinsame Stunden, gingen in den Zoo, aber er checkte immer wieder sein Handy. Ständig schaute er drauf! Es nervte mich, denn es war kränkend für mich. Er wartete wohl auf eine Mitteilung dieser Frau mit den himmelblauen Grüßen, die nicht kam. Ich sagte nichts und hoffte einfach. Am Sonntag dann seine Familie und am Montag ergab sich etwas Anderes. Ich beschloss ihm zu glauben.
Dann fuhr ich in Urlaub, alleine, natürlich. Danach checkte ich nochmals seine Mails, denn ich musste wissen, was mit der Frau war. Und siehe da, nach einigen Wochen kam es nochmals zu einem Mailwechsel. Er muss ihr geschrieben haben, denn ich konnte in der Eile nur ihre Antwort lesen.
Sie fiel lapidar aus. Sie bedankte sich für seine Mail und schrieb noch was ohne Belang.
Seine Antwort: "Ich hoffe, Du weißt jetzt, warum ich mich nicht melden konnte, aber alles Andere wäre unehrlich gewesen."
Ach was, wie edel von ihm! Aber erst Termine vereinbaren, ich hätte kotzen können. Er muss ihr geschrieben haben, dass er in einer Beziehung war die selbstverständlich unglücklich war. Er rechtfertigte sich für sein Schweigen. Und dann stand da noch der Satz: "Die Beziehung läuft jetzt besser und dafür bin ich dankbar, obgleich ich weiß, dass es nicht von Dauer sein wird!"
Damit hatte er unsere Beziehung verraten. Er hielt sie noch, aber gab uns im Grund genommen keine Chance!
Ich ging immer noch nicht, ich blieb und sagte nichts.
Er kam drauf, dass ich geschnüffelt hatte und ich gestand, kleinlaut und mich entschuldigend und endlich mal die Wahrheit sprechend: ich sei so unsicher gewesen, alles sei so schwierig gewesen und daher hatte ich nachgeschaut und den Mailwechsel entdeckt.
Er behauptete: Eine Bekannte, nichts weiter! Er habe kein Interesse an ihr.
Aha, dachte ich mir nur: aber ihr aus der Ferne eine Mail schreiben und Treffen vereinbaren, die nicht klappen! Klar, so sieht kein Interesse aus.
Ab da ging es besser, dachte ich. Ich hatte gewonnen, meinte ich. Ich fühlte mich besser und übersah dabei etwas: Ich war dabei, die Distanz zu ihm abzubauen. Bisher war er "oben" gewesen, denn er hatte Machtposition. Was blieb für mich? Die Position zu seinen Füßen, ängstlich, kleinlaut, unsicher, zweifelnd, gequält von Ungewissheit.
Das verträgt kein Bindungsvermeider. Die Machtverhältnisse bedeuteten Distanz und ich baute sie ab. Das konnte er nicht zulassen. Ein paar Wochen später dann die Trennung, die natürlich er aussprach. Klar, er hatte fast immer die Kontrolle und die bedeutete auch: Wenn sich wer trennt, dann ich!
Das bedeutete dann auch wieder Macht. Ich trenne mich mit ein paar selbstmitleidigen und bemitleidenden Worten per Mail und Du hast es zu akzeptieren.
Da war nichts mehr zu retten, das wusste ich. Noch einige wenige Monate mit gelegentlichen Telefonaten, ein wenig Geschreibsel, das ihn kaum interessierte. Dann kapierte ich es endlich. Er hatte eine Neue, nicht diejenige, sondern eine Andere. Auch eine Kollegin, die ihm wohl schon länger schöne Augen machte.
Schön für ihn, er hüpfte in eine neue Beziehung, hatte das Glück für sich gepachtet und für mich blieb die A-Karte. Ab da rührte ich mich nicht mehr. Einmal noch gratulierte ich ihm zu seinem Geburtstag. Es war blöd und wozu eigentlich? Er bedankte sich lapidar, aber es ging ihm am Arsch vorbei.
Und erst dann ließ ich in ganz in Ruhe und erst nach vielen Monaten sah ich diese jämmerliche Beziehung wir auf einer Bühne. Ein Zwei-Personen-Stück ohne Happy End. Wie wir eine Choreografie aus Nähe und Distanz aufgeführt hatten, wie unehrlich und verlogen alles war und wie hilflos im Grund genommen jeder von uns agierte. Er, indem er kategorisch Nähe verweigerte, wenn ich ihm auf den Pelz rückte und ich, die nie aufgab und ihn zu einem beziehungstauglichen Partner machen wollte. Unschuldig war keiner, schuldig aber auch nicht.
Es war von Anfang an zum Scheitern verurteilt, was zunächst keiner wahrhaben wollte. Ich am allerwenigsten, denn ich wollte doch nur eine Beziehung, was Festes mit Hand und Fuß!
Tatsächlich? Nein, ich konnte um ihn kämpfen, weil er mich immer wieder auflaufen ließ. Ich kämpfte gegen den Wind und konnte ihn doch nicht aufhalten. Und warum? Nicht, weil ich eine Beziehung wollte! Ich kämpfte, weil ich tief in mir drin wusste, dass es umsonst sein würde.
Ich suchte eine Beziehung, wo ich sie garantiert nie finden würde. Ich konnte mir gefahrlos Mühe geben, mich anpassen, alles hinnehmen, denn mein Unterbewusstsein wusste es schon längst: es droht keine Gefahr, es wird keine Beziehung geben. Was ich vordergründig dachte und war mir bewusst war, hatte damit nichts zu tun. Das Unterbewusstsein lehnte sich bequem zurück und sagte sich: Quäl Dich nur rum, mir egal, denn ich bin sicher. Es gibt keine Beziehung.
Es dauerte, bis ich das erkannte und in Beziehung zu meinem Leben brachte, insbesondere meiner Kindheit. Ich lebte einfach das nach, was ich erfahren und "gelernt" hatte. Renn Beziehungen dort hinterher, wo Du sie nicht kriegst! Denn Beziehungen tun weh, sie machen traurig und Du stehst alleine da.
Heute ist es besser. Geheilt bin ich nicht, das wird auch nie geschehen. Ich bin beschädigt und damit lebe ich. Aber ich kann jetzt besser mit mir und meinen unbewussten Ängsten umgehen. Und das eröffnet auch neue Möglichkeiten, z.B. eine Beziehung, die ich jetzt aushalten kann. Ein Mann, der treu ist und nicht hintenrum mit einer Anderen anbandelt. Einer, der sich selbst kennt und sich seiner Defizite bewusst ist und daher auch meine aushalten kann.
Es fühlt sich jetzt ganz gut an. Seltsam, als hätte ich jetzt ein Ziel gefunden, das ich gesucht hatte.
Das ist jetzt lang geworden. Es muss auch keiner lesen, der es nicht will. Aber zwei Lahme können zusammen nicht gehen und zwei Bindungsvermeider werden kein Paar, solange sie sich nicht mit sich selbst befasst haben.
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