Annabel Lee hat geschrieben: ↑Mo 7. Aug 2017, 14:25
[...] das hört sich doch sehr positiv an. Sich selbst zu lieben ist sehr wichtig und für mich einer der Hauptgründe, warum meine Beziehung nicht mehr funktioniert hat. Ich bin mir nicht ganz sicher, warum ich mich selbst so verloren habe, aber es fühlt sich so gut an, wieder auf mich selbst zu hören. Als Beispiel hat mich kurz nach der Trennung jemand in der U-Bahn angesprochen, der sein Englisch verbessern wollte und mich nach Tipps gefragt hat. Wir haben die ganze Zeit in der hiesigen Landessprache gesprochen und als er mich gefragt hat, wie lange ich schon hier bin; ist mir aufgefallen, dass es mir unangenehm ist, wie lange ich schon hier bin und wie mittelmäßig dafür meine Sprachkenntnisse sind. Das passt nicht in mein Selbstbild, denn ich sehe mich als weltoffenen, kultur- und sprachliebenden Menschen. Ich wollte schon lange meine Sprachkenntnisse aufbessern und hab es einfach nicht getan. Und dieses Gefühl in dem Gespräch hat mich realisieren lassen, dass ich nicht kongruent mit meiner Persönlichkeit handele. Am nächsten Tag habe ich dann eine Sprachlehrerin angeheuert, die mich jetzt zweimal die Woche unterrichtet und das fühlt sich sehr gut an. Man muss lernen besser auf sich zu hören.
Ich verstehe dich so gut!
Ich kann auch nicht sagen, warum ich mich selbst verloren habe. Ich kann auch gar nicht sagen, WANN ich mich selbst verloren habe. Ich habe mich in den letzten Wochen und Monaten natürlich viel mit dem Thema beschäftigt, weil wie du schon sagst, ich bin mir auch sehr sicher, dass daran meine Beziehung zerbrochen ist. Denn wie kann einen jemand lieben, wenn man sich selbst nicht liebt?
Ich habe daher sehr viel nachgedacht, woher das kommt, dass ich mich selbst nicht liebe, aber ich bin noch nicht auf den Grund gekommen. Weil ich wie gesagt nicht einmal sagen kann, wann das angefangen hat. Ich kann nur sagen, dass ich mich nicht wirklich an eine Zeit erinnern kann, über die ich sagen kann "Ja, damals war ich mit mir selbst glücklich." Sicher gab es immer mal wieder Phasen, in denen ich zufrieden war, aber eben auch immer wieder Phasen, in denen es ganz und gar nicht so war. Und das unabhängig davon, ob ich in einer Beziehung war oder nicht.
Zum Beispiel zu dem Zeitpunkt, als ich meinen Ex-Freund kennengelernt habe, würde ich sagen, dass ich ganz glücklich mit mir selbst war. Ich hatte damals mein Masterstudium angefangen und bin dazu quasi wieder in die Stadt zurückgekommen, aus der ich komme (meinen Bachelor habe ich nämlich in einer anderen Stadt gemacht) und habe dort sehr schnell Anschluss im Studium gefunden, etc. Aber die Beziehung konnte eben auch nicht helfen, dass ich trotzdem wieder in diese Phase kam, in der ich mich selbst nicht geliebt habe.
Mittlerweile ist es zumindest so, dass ich ganz gut alleine zurecht komme. Ich weiß nicht, ob ich das in diesem Beitrag schon einmal erwähnt habe, aber ich hatte jahrelang große Probleme mit dem Allein-Sein, also wirklich, wenn ich alleine in der Wohnung war. Und das ist jetzt viel besser. Ich habe eine eigene Wohnung, lebe also das erste Mal ganz alleine. Ich unternehme zwar sehr viel mit Freunden und meiner Familie, aber das ist etwas, das mich auch glücklich macht. Und früher habe ich das oft einfach nur als "Flucht" genutzt, aber jetzt genieße ich die Zeit, die ich mit anderen Leuten verbringe und bin aber dann auch gerne wieder mal einen Abend alleine - so wie heute
Aber das was du schreibst, dass du die Dinge jetzt in die Hand nimmst und aktiv etwas ändern möchtest - dazu habe ich leider überhaupt keine Motivation. Du schreibst "Man muss lernen besser auf sich zu hören." - ich glaube, da liegt mein Problem, dass ich einfach nicht weiß, wie ich am besten in mich selbst hineinhöre und herausfinde, was ich wirklich will.
Ja, ich beschäftige mich viel mit dem "Warum?". Ich glaube auch, dass ich meine Antwort gefunden habe und ich habe auch schon mit ihm darüber gesprochen und er gibt mir eigentlich auch recht. Trotzdem oder gerade deswegen fällt es mir aber schwer, das zu akzeptieren, weil man an diesen Dingen arbeiten könnte. Und ich mache das ja auch, weil ich es ja auch für mich mache, weil es für mich wichtig ist, mich selbst zu lieben. Aber ich kann dadurch einfach nicht loslassen von der Vorstellung, dass es dann mit uns wieder funktionieren könnte und stehe mir hier selbst sehr im Weg.
Das mit deinem Ex-Freund hört sich sehr gut an, finde ich.
Ich verstehe, dass du durcheinander bist. Man würde gerne wissen, wie es weitergeht, was die Zukunft bringt, etc., ob man auf dem richtigen Weg ist, ob es zu schnell geht oder zu langsam, ...
Aber ich glaube du hast da einen guten Weg gefunden, auf dich selbst zu hören und wenn du mit dir selbst zufrieden ist, kann es nur funktionieren, egal wie es mit euch beiden "ausgeht".
Bei mir ist alles noch beim alten. Ich habe diese Woche Urlaub und war mit meinem Vater 3 Tage wandern - das ist zum Beispiel etwas, das ich gerade für mich entdeckt habe, was mir auch richtig gut tut! Mit meinem Ex-Freund habe ich dann gestern wieder bei unserem Computerspiel weitergespielt. Er hat dann gefragt, wie das Wandern war (weil ich ihm erzählt habe, dass ich das mache, weil ich deswegen nicht früher Zeit hatte diese Woche) und wie es mir geht - das war überraschend, das hat er sonst eigentlich nie gemacht. Aber sonst haben wir nicht viel anderes geredet.
Es ist komisch - ich finde das Spielen an sich echt toll, es macht Spaß und es ist so schön, wenn mal nicht diese Negativität in jedem Kontakt von uns steckt. Aber ich habe dann immer das Gefühl, dass es mir nicht reicht, auch eine Freundschaft stelle ich mir anders vor.
Deswegen bewundere ich dich hier so, Annabel, wie du beschreibst, was zwischen dir und deinem Ex-Freund ist, vor allem auch mit eurer gemeinsamen Firma, dass du dann trotzdem so "cool" bist und dich wieder auf dich konzentrierst. Obwohl es bei mir so viel länger aus ist, bist du schon viel viel weiter als ich!
