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von Hexe » Fr 6. Jan 2012, 21:38
Jemanden zu verlieren, den man liebt und der einen auch liebt ist so furchtbar... vor allem wenn die Zeit eigendlich noch nicht reif war...
Ich hab damals Eckdatenmäßig aufgeschrieben was mit meinem Papa passiert ist... um besser zu Verarbeiten... ich kanns ja mal kopieren:
2009:
28.11. - Anruf von Mama, sie hatten auf den Weg nach Dresden einen Autounfall auf der Autbahn. Papa hatte einen Krampfanfall und ist im Krankenhaus
28.11. Diagnose Hirntumor dritten Grades, sie müssen so schnell wie möglich operieren
28.11. - 04.12. mein Papa ist kaum wiederzuerkennen... ständig steht er aus dem Bett auf in der Nacht obwohl er nicht darf, kriegt einen Krampf und verletzt sich, so dass er auf die Überwachungsstation muss. Auch dort will er sich sämtliche Schläuche rausziehen weil er nicht liegen bleiben will (mein starker Papa, der mir das Leben erklärt hat, wird plötzlich zum Kind)
04.12. mein Papa wird operiert. Man kann schon gar nicht mehr den kompletten Tumor entfernen ohne ihm zu schaden. Trotzdem hat er es gut überstanden. Alle Reflexe funktionieren und morgen dürfen wir ihn besuchen.
05.12. Wir besuchen meinen Papa - der Schock: er ist halbseitig gelähmt. seine linke Hälfte funktioniert nicht und er bekommt einen Rollstuhl
08.12. Ich "feiere" meinen 26. Geburtstag am Krankenbett.
22.12. Papa darf nach Hause über Weihnachten. Wir machen Mittagsschlaf, plötzlich rast meine Mama in mein altes Zimmer und ruft, Papa hat einen Krampfanfall. Obwohl ich es nicht sehen mag lauf ich zu ihm und ruf sofort den Notarzt... mein Papa protestiert... "Ist ja schon wieder vorbei"
24.12.-31.12.
ich feiere Weihnachten und Silvester im Krankenhaus... mein Papa hatte Trombose...
er lernt gerade wieder seine linke Seite zu benutzen... er kann sich noch nicht gut orientieren, fährt überall dagegen, bekommt Chemothearipe, ihm fallen die Haare aus, das Kortison schwemmt sein Gesicht auf, seine Stimme ist brüchig, seine Augen immer halboffen... nichts erinnert an meinen starken Papa den ich wegen jeder kleinigkeit angerufen habe, weil er meiner Meinung nach ALLES wusste, der alles für mich getan hat, der mitten in der Nacht 250 km in die Stadt kam, in der ich meine Ausbildung machte, aber krank in meinem Bett lag, nur um mich nach Hause zu fahren. Der mit mir für die Fahrschule geübt hat, Physik und Mathe gelernt hat, mit dem ich sämtliche Konzerte besucht habe... jetzt wische ich ihm mit meinen 26 Jahren den Hintern nach der Toilette ab...
2010:
Januar
Es geht ihm besser, er kann mit wenig HIlfe aufstehen, sich umdrehen und freut sich wie ein Kind über seine Fortschritte.
Er hat plötzlich Noro-Virus und steckt mich an... die wiederlichsten drei Tage (gesundheitlich) meines Lebens... im 15 Minuten takt hab ich es bald nur noch geschafft meinen Kopf nach rechts Richtung Eimer zu drehen... mein Freund leert ihn für mich aus, kümmert sich um mich. Mein Papa muss warten (ich wechsel mich täglich mit meiner Papa ab, mein Freund kommt mich jeden Abend abholen aus dem Krankenhaus und hält währenddessen Stellung in Papas Büro, damit Papa seine Kunden nicht verliert, wenn er wieder arbeiten kann)
Februar 2010: Die Bestrahlung ist geschafft. Er kann in die Reha, die Haare wachsen nach, die Verbrennungen gehen weg. In der Reha lernt er immer mehr seine linke Hälfte einzusetzen... Die Krampfanfälle sind weg.
März:
Eigentlich gehts Bergauf... Papa wird übernütig und fällt, weil er denkt er kann allein auf Toilette gehen... egal wir freuen uns dass er den Lebensmut wiedergefunden hat - plötzlich erneute Krampfanfälle. Die Ärzte sagen, das kann immer wieder aufkommen. Wenn Papa merkt dass einer kommt, soll er schauen dass er sich nicht verletzt. Das klappt ganz gut, aber ich werde mich niemals dran gewöhnen, denke ich.
1. April:
Endlich kann er nach Hause. Bei Mama gibts bereits ein Krankenbett, eine Hilfe auf der Toilette, wir haben alles umgestellt und umgeräumt. Die Physiotherapie kommt täglich nach Hause um ihm weiterhin zu helfen. Er fragt nach seinem Laptop um von zu hause zu arbeiten. Ich helfe ihm dabei... plötzlich seit Ewigkeiten wieder ein Krampfanfall...
1.-5. April... er hat fast täglich einen Krampf und beschwert sich, dass es kalt ist (mein Papa friert???? No WAY)
5.April
Mama ruft den Krankenwagen. Sie spürt, dass was nicht stimmt.
Diagnose: Der Tumor ist zurück.
6.April:
Mein Papa sagt zu mir: "Ich komm hier nicht mehr raus." Ich versuche zu scherzen und sage, er könne wenigstens noch warten bis er mich zum Traualtar geführt hat und meine Enkelkinder nach der Schule abholen konnte... Er lacht, wir trinken Eisschokolade, mittlerweile kann er beide Hände benutzen - aber er muss erneut operiert werden.
13. Apriil:
Die OP ist gelaufen, es gab einige Schwierigkeiten... Hämathome im Kopf, sie mussten noch mal aufmachen und Blutungen stillen.
14. April:
Wieder Blutungen, sie öffnen erneut.
15.April:
papa wurde in künstliches Koma verlegt... irgendwas scheint nich zu stimmen aber ich hör nichts mehr
16. April:
Anruf meiner Mama unter Tränen... Papa liegt im Sterben... wenig später: Hirntod...
18. April
Herz-Kreislaufversagen... Papa ist mit 57 Jahren gestorben...
Ich muss immer noch heulen, obwohl ich nur die letzten Zeilen sehe...
Dann begann das schwerste Jahr meines lebens... meine Mutter suchte Hilfe bei mir, ich brauchte selbst Hilfe... gott sei dank war mein Freund bei mir und hat mich gehalten...
Wie gings weiter?
1. Schock ein Jahr später: Mein Freund trennt sich plötzlich
2. Schock ich habs zu gut gemeint mit dem Partyleben... vielleicht hab ich Aids...(gott sei dank, nicht)
3. Schock ich bin Schwanger obwohl es diverse Probleme mit meinem Freund (ex) gibt, er dann bei der Geburt nichtmal in Deutschland wäre und ich nur ein JAhresvertrag hab...
4. Schock nachdem ich mich gerade daran gewöhnt habe und dachte, ich schaff das schon: Fehlgeburt in der 7. Woche...