Wie findet man zurück zu sich selbst?

Die Trennung verarbeiten und nach vorne schauen
Antworten
molly_89
Beiträge: 1
Registriert: Sa 11. Mai 2019, 14:04
Geschlecht:

Wie findet man zurück zu sich selbst?

Beitrag von molly_89 » Sa 11. Mai 2019, 14:07

Liebe Community,

vermutlich gibt es in diesem Forum schon viele Threads, die sich mit genau solchen Themen beschäftigen, die ich auf dem Herzen habe und all das, was ich nun erzählen werde, habt ihr alle schon unzählige Male gelesen aber es würde mir dennoch viel bedeuten, wenn ihr euch meine Geschichte durchlest und eure Meinung sagt. Ich stecke gerade in der schlimmsten Liebeskrise meines Lebens fest und finde einfach keinen Weg, über den Kummer hinweg zu kommen. Vielleicht hilft es, anderen, gleichgesinnten und mir nicht nahestehenden Personen davon zu erzählen und von genau solchen Menschen, Einschätzungen und Meinungen zu meiner aktuellen Situation zu bekommen.
Ich habe meinen Ex-Freund (N) vor mittlerweile fast zwei Jahren im Fitnessstudio kennengelernt. Schon während unserer ersten Unterhaltung wurde mir bewusst, dass er anders ist als alle Männer, die ich bisher kennengelernt habe. Damals hatte ich noch keine Ahnung, was genau das eigentlich bedeuten würde. Er war 3,5 Jahre jünger als ich, hat noch zuhause bei seinen Eltern gelebt, hatte seit der Schulzeit keine Beziehung mehr und auch sonst wenig soziale Kontakte zu Personen außerhalb seiner Familie. Was auf den ersten Blick vielleicht etwas schräg zu klingen mag, hat mich auf der anderen Seite so sehr fasziniert und gleichzeitig berührt. Wir haben uns über viele Monate hinweg immer besser verstanden und unheimlich viel über WhatsApp kommuniziert, jedoch wenig analog miteinander gesprochen oder uns getroffen. Ich war damals noch in einer anderen komplizierten Beziehung und habe schon lange vorher versucht, dort den Absprung zu schaffen, es aber immer wieder nicht geschafft. Als es dann endlich soweit war, dass ich mich mit N endlich getroffen habe, war mir sofort alles klar: ich habe meinen damaligen verlassen und wollte mich voll auf die neue Beziehung einlassen. Mir war klar, dass der Weg dahin schwer werden würde, denn N hatte ganz eindeutig Angst davor sich an eine Frau zu binden, aber ich wollte es unbedingt versuchen und habe alles dafür gegeben. Als wir uns das erste Mal nähergekommen sind, wusste ich sofort, dass ich nie wieder etwas anderes fühlen möchte. Nach einem schönen Abend, den wir miteinander verbracht haben, hatte ich bereits ein so starkes Gefühl. Am nächsten Tag sagte er mir dann, dass er keine Gefühle für mich hat. Für mich ist eine Welt zusammengebrochen und ich hatte das Gefühl, meinem eigenen Gefühl und Instinkt nicht mehr trauen zu können, wo ich mir doch so sicher war. Trotzdem kam er wieder zurück und hat sich entschuldigt und wollte eine Beziehung. Aber auch der zweite Anlauf war noch nicht der richtige – wieder bekam er Zweifel und beendete alles, bevor es richtig angefangen hatte. Erst als irgendwann seine Mutter zu ihm sagte, dass er einen Menschen so nicht behandeln könne, hat er mich zu sich nach Hause eingeladen und sich dann entgültig für die Beziehung entschieden. Seit diesem Tag war alles anders: Keine Zweifel, keine schlechten Gedanken und keine Ängste mehr auf seiner Seite. Wir waren unglaublich glücklich, wollten zusammenziehen, heiraten und haben uns ununterbrochen gesagt wie sehr wir uns lieben und wie glücklich wir miteinander waren. Das alles ging gut bis zu einem gewissen Moment auf meiner Seite. Der Moment, in dem er mich nach einem gemeinsamen Wochenende oder gemeinsamer Zeit wieder „verlassen“ hat, um nach Hause zu fahren. Ich habe immer sehr unter der Situation gelitten, dass er von mir weggegangen ist, weil ich unterbewusst die Angst hatte, dass er sich nie ganz von seinem Elternhaus, insbesondere seiner Mutter (sehr dominante Frau) lösen können wird. Er hat dann immer versucht mich zu trösten, aber es hat nicht gereicht. Ich konnte den Schmerz nicht loslassen und meine Ängste nicht überwinden. Irgendwann ist die Situation dann eskaliert. Wir waren mit seiner Familie in Bremen und er hat mir 5 Minuten vor einem gemeinsamen Abendessen gesagt, dass er nicht mehr mit mir zusammenziehen möchte bzw. es verschieben. Daraufhin konnte ich meine Emotionen nicht mehr kontrollieren und habe ihm womöglich eine „Szene“ gemacht und mich falsch verhalten, aber ich konnte nicht anders. Wir haben dann ein schreckliches Gespräch mit seinen Eltern geführt und daraufhin wollte er Abstand. Eine Woche habe ich das durchgehalten ohne ihm zu schreiben, ihn anzurufen…Einen Tag vor meinem 30. Geburtstag hat er dann seine Sachen aus meiner Wohnung geholt und mir eine WhatsApp Nachricht geschickt, dass er seine Sachen geholt hat und keine Zukunft mehr in unserer Beziehung sieht. Wir haben dann noch ein letztes Gespräch geführt und ich habe ihm versucht alles zu erklären. Während dieses Gesprächs hatte ich die ganze Zeit das Gefühl, dass es nicht er selbst ist, der da mit mir spricht und sagt, dass er mich nicht mehr liebt und er keine Beziehung will, sondern seine Mutter. Als wir uns verabschiedet haben, war es für mich erstmal ok. Ich war unendlich traurig, aber hatte das Gefühl, dass ich mich angemessen verabschieden konnte. Keine 24 Stunden später kam er zurück. Er wollte nochmal reden und sagte mir, dass er uns und unserer Beziehung noch eine Chance schulden würde und wollte es nochmal probieren. Ich habe mich darauf eingelassen und was dann passiert ist, kann ich kaum glauben. Es dauerte wieder nicht einen Tag, bis wieder Zweifel in ihm kamen und er auf einmal gar nichts mehr wollte. Es ging ungefähr 4 Wochen lang hin und her, immer und immer wieder Diskussionen, ich konnte keine Ruhe geben, habe ihm immer wieder geschrieben, wollte ein Gespräch führen und Fragen stellen, aber er hat mich einfach nicht mehr gelassen. Wir haben uns seitdem nicht mehr in die Augen geschaut und miteinander gesprochen. Alles lief nur noch digital. Vor ca. 16 Tagen hatten wir nochmal Kontakt und haben ein Gespräch geführt, das mir wieder Hoffnung gab. Er sagte, dass auch er leiden würde, aber nun Ruhe braucht und ich ihm keinen Abstand gebe... Er sagte, ich würde nicht alles versuchen, da ich keine Ruhe einkehren lassen würde. Und auf einmal aus heiterem Himmel hat er mir nicht mehr geantwortet. Es kam nichts mehr zurück. Ich weiß einfach nicht mehr weiter. Ich möchte drüber hinwegkommen, aber ich schaffe es nicht. Ich finde keinen Weg, damit umzugehen und nach vorne zu schauen. Meine Gedanken kreisen nur um ihn, ich frage mich, ob er jemand anderen hat und gerate immer und immer wieder in diesen Gedankenstrudel, ohne dass ich mich wehren kann. Meine Familie und Freunde sind verzweifelt. Sie wissen nicht mehr, wie sie mir helfen können und raten mir, dass ich einsehen muss, dass er niemals zurückkommt. Und ich würde es so gern, aber ich schaffe es einfach nicht. Wie findet man zu sich zurück? Wie findet man wieder Spaß an Dingen? Wie lernt man alleine klarzukommen? Ich war noch niemals allein. Ich habe das Gefühl, dass ich nicht allein sein kann. Ich habe ihm noch so viel zu sagen und so viele Fragen…Wird es ein solches Gespräch wohl jemals geben? Oder will er wirklich keinen Kontakt mehr und das nie wieder? Die Gedanken zerreißen mich und es frisst mich innerlich auf und ich sehe einfach kein Licht. Ich vermisse ihn so sehr…Ich glaube mittlerweile fest, dass ich es nicht ohne fremde Hilfe schaffe. Und auch, wenn eine Therapie sicher der richtige Weg ist, so sehe ich doch auch die Hoffnung hier bei euch. Bei Menschen, die vielleicht was ähnliches durchgemacht haben oder durchmachen und vielleicht schon weiter sind als ich…Denn ich bin wirklich noch ganz ganz am Anfang…

Eure Molly

Ananassi
Beiträge: 129
Registriert: Sa 19. Mai 2012, 17:04
Geschlecht:

Re: Wie findet man zurück zu sich selbst?

Beitrag von Ananassi » Sa 11. Mai 2019, 19:20

Hallo liebe Molly,

ich bin normalerweise nicht in der "Berater"-Position sondern werde eher beraten, aber ich glaube in deinem Fall kann ich vielleicht doch etwas beisteuern.
molly_89 hat geschrieben:
Sa 11. Mai 2019, 14:07
Wie lernt man alleine klarzukommen? Ich war noch niemals allein. Ich habe das Gefühl, dass ich nicht allein sein kann.
Also erstmal bin ich der Meinung, dass es essentiell wichtig ist auch mit sich alleine sein zu können.
Aus dem einfachen Grund sich mal nur auf sich selbst zu konzentrieren um sich selbst, eigene Bedürfnisse und das eigene Leben besser kennen zulernen und zu lernen, dass das eigene Glück nicht von einem anderen Menschen abhängig ist.

Natürlich kennt jeder das schreckliche Gefühl des Trennungsschmerzes und alle Gedanken und Wünsche die damit einher gehen.
Und auch wenn man es in diesen dunklen Momenten nicht glauben kann, es wird vorbei gehen!
Damit das aber passiert, muss man sich selbst aufraffen und daran aktiv arbeiten.
Klar kann man auch trauern und weinen und nur im Bett liegen, aber irgendwann muss wieder Schluss damit sein, sonst kommt man aus dem Sumpf nicht raus.
Du musst dich sozusagen an deinem eigenen Schopf rausziehen, wie Münchhausen ;)

Bei mir war es so, dass ich mir etwas gesucht habe worauf ich mich komplett konzentrieren konnte.
Einfach um den Fokus auf etwas anderes zu legen.
Einigen hilft es schon etwas mit Freunden zu machen. Ich mache sowieso sehr viel mit Freunden, daher hatte mir das leider nicht genügt.
Ich habe dann auch angefangen viel neues (Sportarten zB) auszuprobieren, was super spannend war und viel Spaß gemacht hat.

Alles in allem, so schwer es ist, musst du dich selbst hochraffen.
Und ob es dann noch zu Gesprächen kommt und ob du ihn dann überhaupt noch willst, wird sich mit der Zeit zeigen.

Ich wünsche dir auf jeden Fall ganz viel Kraft dabei :)
Was, wenn die Dinge die ich suche, weil ich glaube sie zu brauchen, gar nicht das sind, was ich will?

Antigone
Beiträge: 70
Registriert: Sa 3. Feb 2018, 20:58
Geschlecht:

Re: Wie findet man zurück zu sich selbst?

Beitrag von Antigone » So 12. Mai 2019, 06:34

Liebe Molly

molly_89 hat geschrieben: ↑
Sa 11. Mai 2019, 14:07
Wie lernt man alleine klarzukommen? Ich war noch niemals allein. Ich habe das Gefühl, dass ich nicht allein sein kann.


Vielleicht ist jetzt der richtige Zeitpunkt um genau das zu lernen!
Du bist doch nicht allein. Du hast doch dich selbst! Sei dir deine beste Freundin und mach das was dir gut tut.

Ich denke auch nicht, dass so eine Beziehung, in der immer die Familie des Partners so sehr präsent ist, jemals glücklich machen kann.
Vielleicht braucht dein Ex einfach noch ein paar Jahre, um sich abzunabeln und eine eigenständige Persönlichkeit zu werden?

Geredet und diskutiert habt ihr nun wirklich genug. Klar fällt einem immer wieder was ein, was man noch eventulle besprechen hätte können. Ich glaube aber nicht dass das noch was bringt.
Jetzt ist es an der Zeit zu leben. Und zwar du für dich alleine. Heute ist ein guter Tag um damit anzufangen!

Liebe Grüße von
Antigone

Antworten

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 4 Gäste