Trennung im "Guten" - Mein Weg zu mir zurück!

Die Trennung verarbeiten und nach vorne schauen
Marsi
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Re: Trennung im "Guten" aber der Schmerz bringt mich um

Beitrag von Marsi » Sa 8. Okt 2016, 08:57

schiffchen92 hat geschrieben:Liebe Marsi,
als du vorhin geschrieben hast, dass du meinen Thread durchliest habe ich ihn auch noch einmal quer gelesen.
Ich musste mir selbst die Augen reiben, was für einen ambivalenten Quatsch ich da geschrieben habe. Vielleicht hast du es auch gelesen, aber ich habe bestimmt 10x gesagt, dass es doch viel leichter wäre, wenn er jetzt eine Neue hätte. Ich wüsste dann, dass es vorbei ist, dass es endgültig ist und ich hätte einen Grund mich von ihm abzuwenden.
Naja, das Gegenteil war der Fall, als ich es erfahren habe :D
Es bringt dich nicht weiter, ganz gleich was er sagt. Selbst wenn er dir die logischsten Gründe nennen würde, du würdest es nicht 'sehen' können. das liegt jetzt alles nur noch in dir, das akzeptieren, das hinnehmen und das abschließen.
Ihr hattet einen 'schönen' Abschied. Das ist - in meinen Augen - etwas sehr, sehr wertvolles, weil man für sich mitnehmen kann: Ja die Beziehung ist zu Ende, aber das was wir hatten, war sehr schön und sehr wertvoll und das sieht auch er so.
Mir hätte es sehr geholfen.
Ich wollte ihn als Arsch sehen, meine Freunde haben mich darin bekräftigt, aber letztendlich war es nur eine Flucht vor meinen Gefühlen...
Also lass sie lieber zu und nimmt dir die Zeit die du brauchst!
Ich bin bei Dir jetzt auf Seite 17 Schiffchen :) Und ich kann so gut Deine Gefühle und Gedanken nachempfinden. Ich hatte gestern einen normalen Abend, kein Weinen, kein Nachdenken. Nachts kamen manchmal Gedanken an ihn, an unser letztes Treffen, wie schön das Kuscheln und Verabschieden war. Heute Morgen habe ich auch viele Gedanken an ihn, ich weiß was er heute macht. Er geht ins Kino mit seinem Bruder, danach zu seinem Vater. Aber keine Tränen, ich muss nur einfach viel an ihn denken. Ich denke oft darüber nach wann das wohl nachlässt, ob ich auch nächstes Jahr noch diese Gefühle habe oder übernächstes Jahr. Ob ich wohl irgendwann einmal in ein paar Jahren gar nicht mehr an ihn denke oder mich mal bei ihm melde. Aber ich bin seltsam ruhig dabei, anders noch als vor einer Woche. Ich weiß, dass das kein Dauerzustand sein wird und ich auch wieder weinen werde. Aber es tröstet mich zu wissen, dass er weit weg wohnt und ich ihm nicht über den Weg laufe. Ich habe auch überhaupt kein Bedürfnis ihn online irgendwie zu verfolgen. Er ist bei FB blockiert und Whatsapp hab ich ihn längst gelöscht. Also alles was mir wirklich weh tun könnte vermeide ich. Manchmal denke ich dann aber was passiert wohl, wenn ich in zwei oder drei Jahren mal schaue und sehe, dass er glücklich ist? Ich gönne ihm das und ich weiß auch, dass unsere Trennung für ihn mit einer wirklich tollen Zukunft verbunden ist. Er hat noch so vieles vor sich.

Na ja, Fragen über Fragen :) Heute ist der erste Tag nach dem Kontaktabbruch von mir und drei Wochen seit unserer offiziellen Trennung und ich hoffe, ich bekomme ihn gut durch. Jetzt steht erst einmal Putzen an, ich muss nämlich meine Antriebslosigkeit der letzten Wochen irgendwie in den Griff bekommen. Mein Haushalt sieht aus wie ein Schweinestall :) Gerade fällt mir auf, ich hätte mir das "Ex zurück"-Buch besser nicht kaufen sollen. Irgendwie haben sich diese Sätze mit der Kontaktsperre und dem wieder Kontakt haben irgendwann eingebrannt. Obwohl ich genau weiß es gibt kein Zurück. Jetzt konzentrier ich mich nur noch auf das "Ex loslassen". Besser so :)

Danke für Deine lieben Worte Schiffchen
Marsi

Marsi
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Re: Trennung im "Guten" aber der Schmerz bringt mich um

Beitrag von Marsi » Sa 8. Okt 2016, 19:22

So ich muss jetzt doch noch mal etwas loswerden, dringend.

Ich habe natürlich heute NICHTS gemacht. Nicht geputzt, nicht gewaschen, gar nichts. Ich habe bis 13.00 Uhr bei schiffchens Strang gelesen und bin jetzt auf Seite 30, danach konnte ich einfach nichts mehr machen. Mir gingen soviele Gedanken durch den Kopf, Karusell der Gedanken und zwar ununterbrochen. Hab mich auf die Couch gelegt, bissle Fernseh geschaut und einfach nur nachgedacht, bis nach 17.00 Uhr.

Mir ist aufgefallen, dass viele von Euch die dort geschrieben haben oder schreiben, Sonnenblume, vreni, einhorn, usw. oft die Worte Therapeut, Mutterersatz usw. verwenden und die Beschreibungen dazu passen wie Arsch auf Eimer zu mir. Das ist mir heute wie Schuppen von den Augen gefallen. Ich glaube fast, ich hab mich tatsächlich in der Beziehung zum Mutterersatz entwickelt, obwohl ich in einem vorherigen Post geschrieben habe, dass ich das nie mit mir hätte machen lassen. Hab ich aber. Schlimmer noch, ich hab das getan und von mir selbst wegzukommen.

Dazu muss ich ein bisschen ausholen: Ich hatte 2003 Brustkrebs, wurde brusterhaltend operiert, habe aber schlimme Chemo- und Bestrahlungsnebenwirkungen gehabt. Die Krankheit ansich habe ich gut überstanden und verpackt, ich bin die dritte in der Familie. Das Thema ist und war mir also nie fremd. Kennengelernt habe ich meinen Ex lange nach dieser Zeit und ich habe das auch nie verheimlicht. Er wusste sowohl von der Krankheit, als auch von den "Nachwehen" die ich dadurch mit mir trage. Sprich, die Scham vor der Narbe bzw. wie die Brust eben heute aussieht, meine Figurprobleme, weil ich mir da einen kleinen Panzer angefressen habe usw. Ich habe nie auch nur eine Kleinigkeit ausgelassen. Und trotzdem haben wir uns ineinander verliebt. Das lag wohl auch daran, dass er nicht gerade vor Selbstbewusstsein gestrotzt hat und eben auch mit seinen Makeln zu kämpfen hatte. Er war immer stark untergewichtig, hatte Magen- und Darmprobleme, ging so gut wie gar nicht aus dem Haus, also er war kein Partytyp oder so und sein Freundeskreis beschränkte sich auf zwei Freunde aus der Schulzeit. Da hatten sich dann wirklich zwei gefunden, die sich gegenseitig stützen konnten. Als wir uns das erste Mal gesehen haben, war da auch wirklich überhaupt keine Scham oder so. Wir haben uns sofort vertraut gefühlt, ich fand ihn wunderschön und umgekehrt war es nicht anders. Bis auf die Tatsache, dass ich wirklich extreme Probleme mit mir hatte. Erstens weil er eben jünger war als ich und ich mich bzw. meinen Körper mit seinen Makeln einfach nicht fallenlassen konnte. Aber es war okay, er gab mir immer das Gefühl das es wirklich okay ist und er hatte überhaupt keine Scheu mich anzufassen.

ICh kann gleich nachschieben, dass ich diese Scham nie ganz abgelegt habe und immer Probleme damit hatte. Außer bei ihm. Er war mit allem so wie er war einfach wunderbar und das habe ich ihm auch immer vermittelt. Und genau darauf habe ich bzw. er sich immer gestützt. Wurde er krank, habe ich mich gekümmert, dass er die richtige Medizin nimmt oder zum Arzt geht. Als ich einmal bei ihm war wurde er krank und ich bin mit ihm zum Arzt gefahren. Gegen sein Untergewicht hatte er immer gebettelt, ich sollte doch mal schauen. Dann haben wir so Drinks in der Apotheke besorgt, die im sehr gut getan haben. Er hatte verschiedene Allergien, alles schlug ihm sofort auf den Magen und immer war ich da und hab geholfen. Und wenn es eben das Trösten am Telefon war oder das Herausfinden was man dagegen tun konnte.

Beim Entscheid ob er studieren soll oder erst eine Ausbildung macht wurde ich zu Rate gezogen, seine Bewerbungen habe ich mit ihm geschrieben, in jeder noch so kleinen oder großen Schieflage war ich immer da. Das hat meine eigenen Probleme völlig in den Hintergrund gedrängt, ich war völlig auf ihn fixiert und er auf mich. Nichts was mich betrifft hat noch eine Rolle gespielt. Im NAchhinein betrachtet habe ich seine Probleme und seine "Makel" sogar als "heilsam" empfunden, weil da jemand war, der ebenso zu kämpfen hatte. Das hört sich völlig krank an wenn ich das so lese, aber so war es einfach. Das wurde mir heute sowas von klar.

Bis letztes Jahr, als ich das erste Mal zur Kur musste für drei Wochen und er sich während dieser Zeit völlig komisch verhalten hat. Kaum Kontakt per Telefon oder Whats app. Er war dauernd mit seinen Schulfreunden unterwegs. Gut er hat auch eine Arbeit angefangen und hat auch da natürlich neue Leute kennengelernt. Das verändert einen Menschen natürlich und gerade in seinem Alter. Als ich dann nach Hause kam war es irgendwie auch noch komisch. Er hat aber nie rausgerückt. Dann hat er plötzlich angefangen in einem Studio zu trainieren, weil es für seinen Rücken gut ist. Er hat weiter die Drinks genommen und konnte nach dem Sport auch ordentlich essen. Alles in allem sehr sehr positiv und das hat mich gefreut.

Aber es war eben alles wichtiger als ich. Er hat sich plötzlich voll auf sich konzentriert und ich habe irgendwie immer weniger an seinem Leben teilgenommen. Er hat bis dieses Jahr im Mai 12 Kilo zugenommen und sich figurtechnisch und auch im Aussehen enorm gewandelt. Ein ganz toller gut aussehender Mann ist er geworden. Und gebraucht hat er mich auch nicht mehr. Er hatte ja jetzt auch neue Freunde über einen Kurs kennengelernt, durch die Arbeit wurde er auch immer selbstbewusster und ich fühlte mich irgendwann einfach nur noch in eine Ecke gedrängt.

Klar auch. Jetzt wo er quasi so war wie er sich das immer vorgestellt hat und wo ihm andere Leute zeigen wie das Leben auch aussehen kann, bin ich abgemeldet gewesen. Und da hat dann wohl auch seine Gedankenspirale eingesetzt und er hat alles mit sich selbst ausgemacht. Ich verstehe das alles wirklich. Und ich bin froh für ihn, dass er zu einem so selbstbewussten Menschen geworden ist. Ich habe wohl einfach irgendwann wirklich nicht mehr gemerkt, dass ich keine Frau mehr bin, sondern mich wie seine Mama benehme. Nicht dass ich ihn nie animiert hätte rauszugehen, sich mit Freunden zu treffen, Kino, Partys oder so. Er hat wirklich niemals auch nur den Ansatz gemacht, das zu wollen. Ich selbst bin ja auch oft hier weggegangen, aber er hatte einfach nie Lust. Das hatte eventuell ja auch mit seinem Selbstbewusstsein zu tun, das weiß ich nicht.

Was ich weiß ist, dass ich mich jetzt echt total dämlich fühle. Zum einen weil ich mich so entwickelt habe und zum anderen, weil ich einfach irgendwann seine Probleme wichtiger fand als meine, aber mit meinen jetzt alleine dastehe. Und dann frage ich mich immer, wie konnte er nur? Wie konnte er einfach, nachdem ich ihn immer unterstützt habe, mich einfach ohne mit mir zu reden aus seinem Leben katapultieren und sich innerlich von mir entfernen. Wieso habe ich mich nicht offener gezeigt, warum hab ich nie meine Scham abgelegt. Jetzt frag ich mich dauernd, wie schön es wohl für ihn werden wird, wenn er eine Frau in seinem Alter hat, die keine Probleme mit sich und ihrem Körper hat. Die keine Probleme mit seiner Familie hat, die einfach akzeptiert wird und mit Mami am Tisch sitzt. Denn das war ja bei uns leider auch nicht möglich, weil die Familie gegen unsere Beziehung war.

Das macht mich traurig, dass ihm jemand diese schöne Seite zeigen kann und mir das verwehrt bleibt. Klar, das ist eine logische Folge und ich wirklich froh, dass es ihm gut geht. Aber es macht es für mich gerade schwerer damit klarzukommen weil ich genau weiß, dass ich erst einmal meine eigenen Probleme in den Griff kriegen muss, dass ich mich selbst anfangen muss zu lieben und auf mich zu achten. Wirklich Lust habe ich dazu gerade gar nicht.

Auch eine Erkenntnis meines Nachdenkens heute war, dass ich ihn für immer aus meinem Leben streiche. Ich möchte nie wieder etwas sehen oder hören. Nicht weil es mich nicht interessiert, nicht weil ich ihm das neue Leben nicht gönnen würde, sondern weil ich glaube, dass ich auch nach Jahren noch zusammenbrechen würde, wenn ich etwas von ihm höre oder sehe und davor habe ich extrem Angst. Und nichts zu hören oder zu sehen fällt mir einfach leichter. Auch wenn er mir jetzt noch sehr sehr dolle fehlt, ich gerne seine Stimme hören würde, so glaube ich doch, dass ich diesen kompletten Cut am Besten verdauen kann.

Ich danke Euch wie immer fürs "zuhören" :)

Liebe Grüße
Marsi

knoff
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Re: Trennung im "Guten" aber der Schmerz bringt mich um

Beitrag von knoff » Sa 8. Okt 2016, 19:39

Marsi hat geschrieben: Das macht mich traurig, dass ihm jemand diese schöne Seite zeigen kann und mir das verwehrt bleibt. Klar, das ist eine logische Folge und ich wirklich froh, dass es ihm gut geht. Aber es macht es für mich gerade schwerer damit klarzukommen weil ich genau weiß, dass ich erst einmal meine eigenen Probleme in den Griff kriegen muss, dass ich mich selbst anfangen muss zu lieben und auf mich zu achten. Wirklich Lust habe ich dazu gerade gar nicht.

Auch eine Erkenntnis meines Nachdenkens heute war, dass ich ihn für immer aus meinem Leben streiche. Ich möchte nie wieder etwas sehen oder hören. Nicht weil es mich nicht interessiert, nicht weil ich ihm das neue Leben nicht gönnen würde, sondern weil ich glaube, dass ich auch nach Jahren noch zusammenbrechen würde, wenn ich etwas von ihm höre oder sehe und davor habe ich extrem Angst. Und nichts zu hören oder zu sehen fällt mir einfach leichter. Auch wenn er mir jetzt noch sehr sehr dolle fehlt, ich gerne seine Stimme hören würde, so glaube ich doch, dass ich diesen kompletten Cut am Besten verdauen kann.
Die letzten 2 Sätze im ersten Absatz sind für mich ganz entscheidend. Du hast einen ganz wichtigen Punkt gefunden, den du für dich verarbeiten musst und mit dem du an dir arbeiten kannst. Klar, dass du da gerade keine Lust zu hast - das kommt durch die Situation. Aber ich denke, dass das ein ganz wichtiger Punkt, auch für die Zukunft ist.

Der zweite Absatz ist sicher ebenfalls Sinnvoll, vor allem wenn es dir damit besser geht. Ich bin kein Fan von "nie", aber das ist nur meine persönliche Meinung. Trotzdem ist auch das ein wichtiger Punkt, um mit der Situation klar zu kommen.

Weiter so, du machst das gut. :-)

knoff

Marsi
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Re: Trennung im "Guten" aber der Schmerz bringt mich um

Beitrag von Marsi » So 9. Okt 2016, 09:34

Danke knoff, das ist sehr lieb :)

Ich habe schon gemerkt, dass ich eigentlich unentwegt im Kopf mit mir selbst spreche. Wenn ich an ihn denke, dann ist da wohl Trauer, aber meist denke ich nur über mich nach und wie ich was ändern kann. Er fehlt mir, ja sehr sogar. Aber es schnürt mir nicht mehr die Brust zu wie kurz nach dem Ende. Und seit gestern Morgen liegt mein Handy in der Tasche und ich hab nicht ein einziges Mal nachgeschaut. Ich lese oft seine Mail und manchmal bin ich wütend und manchmal traurig und manchmal beruhigt.

Das ist gerade ein wirklich komisches Misch-Masch-Sammelsurium-Gefühls-Chaos :D (gutes Wort für Scrabble)

Heute gehe ich mal ein bisschen raus, mit einem Freund zum Essen. Wir haben einigermaßen schönes Wetter.

Liebe Grüße an Euch alle
Marsi

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Re: Trennung im "Guten" aber der Schmerz bringt mich um

Beitrag von Marsi » Mo 10. Okt 2016, 09:26

Exakt auf den Tag genau 3 Wochen offiziell getrennt, dritter Tag seit Kontaktabbruch. Es ging eigentlich das Wochenende über ganz gut. Samstag zog sich, hatte ich bereits geschrieben. Gestern war ich mit einem Freund Wohnmobile anschauen zum Mieten, ich möchte nächstes Jahr im Mai/Juni nach Schottland fahren. Danach waren wir schön essen und gegen vier Uhr war ich wieder zu Hause. Dann habe ich mir meine neuen Yoga-DVDs mal angeschaut, da ich das gerne morgens und abends in meinen Tagesablauf mit einplanen möchte. Dank der Schlaftabletten kann ich auch ganz gut einschlafen, obwohl ich nachts öfter mal wach werde. Kann aber danach gut wieder einschlafen. Bislang hatte ich - entgegen dem Anfang der Trennung - keine Träume mehr.

Heute Morgen bin ich auch gut wach geworden, aber schon nach einer halben Stunde hat sich der Druck auf meiner Brust wieder bemerkbar gemacht. Schraubzwinge. Wie zugeschnürt. Ich habe versucht Atemübungen zu machen, es hilft nichts. Jetzt sitz ich hier im Büro und der Druck will einfach nicht nachlassen. Ja, ich denke oft an ihn, das stimmt. Aber ich weiß sehr genau, dass es kein Zurück gibt. Mit diesem Gedanken habe ich mich jetzt drei Wochen auseinandergesetzt und er hat sich verfestigt. Er fehlt mir sehr, seine Stimme, sein Lachen, den gemeinsamen Humor. Aber es ist in Ordnung. Ich "spioniere" nicht hinter ihm her, in keinem der sozialen Netzwerke, nicht bei Whatsapp, wo er gelöscht ist. Überhaupt gar nicht. Es interessiert mich mittlerweile aus dem Grund nicht mehr, weil ich weiß was mit mir passieren wird wenn ich feststelle, dass er jemand neues in seinem Leben hat. Deswegen unterlasse ich das und ich kann das sogar sehr gut. Ich komme mit dem Kontaktabbruch gut klar, auch wenn ich ihn vermisse. Wir haben schließlich 6 Jahre ununterbrochen, jeden Tag mehrfach telefoniert bzw. sind zusammen eingeschlafen. Das fehlt. Heute Morgen habe ich mich das erste Mal gefragt, ob ich jemals wieder ein "normales" Verhältnis zu meinem Smartphone aufbauen kann :) Das hört sich jetzt völlig bekloppt an, aber ich kann da immer noch nicht draufschauen ohne dass mir das Herz schlägt und ich hoffe, dass eine Nachricht von ihm da wäre. Das Handy lag jetzt seit Freitag mittag in meiner Tasche und ich hab erst heute Morgen kurz draufgeschaut. Waren auch WA-Nachrichten von einer Bekannten drauf. Aber sonst natürlich nichts.

Mir geht das schon ein bissle gegen den Strich, dass ich so gar keine gescheite Möglichkeit habe, entsprechenden Abstand zu dieser blöden Telefoniererei zu bekommen. Also lass ich das Handy weiterhin in der Tasche, schaue einmal am Tag drauf. Die Personen die mich anrufen möchten, kennen meine Büro-Nr. bzw. die von zu Hause.

Der Druck auf der Brust macht mir nur insofern Angst, als ich doch sehr hoffe, dass ich nichts verdränge, was mit der Trennung zusammenhängt. Ehrlich gesagt liebes Schiffchen, Du bist mir - wie Du gesagt hast - tatsächlich ein schlimmes Beispiel dafür :) Ich habe Dein Thema jetzt komplett durch und finde den Gedanken daran, dass ich in einem Jahr eventuell noch so gefühlsmäßig drin hänge, sehr beängstigend. Deswegen versuche ich wirklich alles, um die Gefühle auch zu- und rauszulassen. Ich habe zusammen mit ihm geweint, hab alleine hysterisch vor mich hin geschluchzt, habe eine Woche lang kein Auge zugetan nachts und nur Gedanken gewälzt und geweint, ich habe mit einem guten Freund gesprochen und geweint, ich weiß, dass ich an mir selbst arbeiten muss, ich weiß auch wo meine Baustellen liegen. Ich begrüße meine Gedanken und Gefühle und spreche mit Ihnen. Ich tu wirklich alles, um nicht in diese Trauerspirale auf Lebenszeit eingebunden zu sein. Und doch: Dieser zugeschnürte Brustkorb macht mir langsam Angst.

Hat das noch jemand so, obwohl man nicht vor seinen Gefühlen und Gedanken davon läuft und auch wirklich trauert? Lässt das irgendwann nach?

Liebe Grüße
Marsi

Sonnenblume10
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Re: Trennung im "Guten" aber der Schmerz bringt mich um

Beitrag von Sonnenblume10 » Mo 10. Okt 2016, 10:34

Liebe Marsi,

erst drei Wochen .... das ist keine Zeit. Das dauert länger, viel länger, denn nach drei Wochen ist noch alles frisch. Und Du bist auf Entzug. Wenn ich mir Deine Geschichte so anschaue, dann hast Du Dich voll auf ihn fixiert gehabt. Er war der Dreh- und Angelpunkt Deines Lebens, er war Dein Rettungsanker und er derjenige, der Dich glücklich machen sollte.

Du hattest einen Auftrag an ihn und der hat ihn ganz klar überfordert. Du hast ihm unbewusst signalisiert und mitgeteilt: bitte liebe Du mich, damit ich mich selbst lieben und annehmen kann. Bitte mache Du mich glücklich und bitte richte Du mein kleines und armseliges Leben. Bitte nimm Du mich an, damit ich mich selbst annehmen kann.
Und du kriegst auch was dafür: ich kümmere mich um Dich wie eine Mama es tut. Wenn Du krank bist, bin ich für Dich da und sorge dafür, dass Du Deine Medikamente nimmst. Wenn Du untergewichtig bist, kümmere ich mich darum, dass Du mehr Fleisch auf die Rippen kriegst. Und wenn es Dir schlecht geht - sei Dir sicher, ich bin für Dich da. Ohne Einschränkung und keine Anstrengung ist mir zu viel, wenn ich nur für Dich da sein darf.

Schätzchen, Du hast ihn sozusagen in Windeln gepackt und in sein Bettchen gelegt und ihm ein Gute-Nacht-Lied vorgesungen. Sei mir nicht böse, aber Du hast den Bogen voll überspannt. Du hast ihm keinen Raum gelassen, seine Männlichkeit zu entwickeln. Und jetzt, wo er es geschafft hat, hast Du ausgedient. Denn er braucht nun seine Mama nicht mehr, mit der er zigmal am Tag telefoniert. Du hast seinen Mutterkomplex geheilt und ihn zieht es zu neuen Ufern. Völlig verständlich aus seiner Warte, denn die Umklammerung von Mama wurde ihm irgendwann zu viel.

Du erinnerst Dich in vielem an mich. Ich hatte auch immer das Bedürfnis, ihm alles recht zu machen, ihm zu zeigen, wie unendlich groß meine Liebe zu ihm war. Er verhielt sich oftmals nicht nett, er zog sich immer wieder zurück und er stellte mich kalt (Bindungsphobiker sind so, weil sie ihre Freiheit und Unabhängigkeit verteidigen müssen), aber ich sah ihm alles nach. Im Gegenteil, war er wieder mal "komisch", so tat es mir weh, aber ich wurde nie müde, ihn wieder umzupolen und mir Nähe zu holen. Ich dackelte ihm fleißig hinterher und konnte doch nie mit seinem Unabhängigkeitsdrang leben. Ich verletzte mich selbst, das fühlte ich und dennoch blieb ich eisern. Mit der Hoffnung im Hinterkopf, eines Tages werde ich belohnt ...

Es war eine suchtähnliche Beziehung, die ich bei Dir auch sehe. Sucht ist ungesund und irgendwann sorgt das Leben dafür, dass man davon loskommt. Er hat bestimmt, wie ich mich fühlte. War er nett und liebevoll, blühte ich auf, war er wieder mal abweisend und kalt, stürzte ich in den altbekannten Eiseskeller der Angst und der Enttäuschung. Er hatte mich in der Hand und ich hatte mein Leben voll auf ihn eingestellt. Waren wir nicht zusammen, so dachte ich an ihn. Unentwegt wälzte ich Probleme und ich hatte immer Angst vor dem Verlassenwerden.

Nach der Trennung stürzte ich zwar in ein riesiges Loch aus Schmerzen, Tränen und maßloser Sehnsucht, die mir fast das Herz zerriss. Aber tief in mir wusste ich, es war besser so. Es war zu viel, was ich gewollt hatte. Natürlich rettete ich mich zunächst auch in die Rolle, dass er mich schnöde abserviert hatte und mich weggeworfen hatte wie einen alten Putzlappen. Er war ja so gemein und hatte meine Liebe verraten!

Liebe? War das Liebe, was ich da praktiziert hatte? Es dauerte eineinhalb Jahre und da ging mir in einem einzigen Augenblick ein Kronleuchter auf. Es war keine LIebe, es war ein Auftrag den ich an ihn hatte. Und der war groß und er war nicht richtig. Er lautete: bitte richte Du mein langweiliges und eintöniges Leben, denn ich brauche Abwechslung und Farbe. Bitte hab Du mich lieb, damit ich endlich selbst glaube, dass man mich lieb haben kann. Bitte richte Du mein miserables Selbstgefühl und bitte sorge Du dafür, dass ich mich endlich glücklich und angenommen fühle.
Kommt Dir das nicht bekannt vor?
Es war Sucht, Liebessucht, die mich mit ihm verband und es war sehr viel Eigennutz dabei. Diesen Eigennutz maskierte ich geschickt vor mir selbst, denn ich ertrug einfach alles und fand für alles was er tat eine Entschuldigung. Stattdessen fing ich an, bei mir die Schuld zu suchen. Wenn ich so und so wäre, dann ...
Ich hatte kein klares Selbstbild und keine Orientierung und die suchte ich bei ihm. In einer Fernbeziehung.

Wenn ich ehrlich bin, so habe ich auch ihn benützt und missbraucht. Als eine Art Messias, als eine Art Heilsbringer. Mache Du mich glücklich, damit ich glücklich sein kann.

Deine Beziehung erinnert mich leider stark daran. Hinter einer Affenliebe verbirgt sich oft ganz was Anderes.

Ich will Dich jetzt wirklich nicht noch mehr runterziehen, aber es ist nicht verkehrt, auch mal bei sich anzufangen. Ich habe es aber erst erkannt, als ich schon viel Abstand zu ihm hatte und als er keine Rolle mehr in meinem Leben spielte. Und da fiel er mir auf einmal ein, wie aus dem Nichts. Wie es ihm wohl gehen würde, was er wohl machen würd? In Sekundenschnelle zog die Beziehung an mir vorüber und ich sah uns wie in einem Schauspiel. Zwei Protagonisten mühen sich ab und keiner wird glücklich dabei. Solange bis es scheiterte. Es konnte nicht klappen, denn es war so viel ungesund zwischen uns. Und dann begriff ich es, was ich von ihm gewollt hatte.

Marsi, da liegt viel Arbeit vor Dir. Dass Du keinen Bock auf Hausarbeit hast, ist nicht schlimm. Und dass Du auf der Couch liegst und nachdenkst, ist normal. Und auch, dass Du mit Dir selbst sprichst, ist völlig in Ordnung. Auf Dich ist so viel eingestürmt und Du brauchst Klarheit, von der Du noch weit entfernt bist. Du brauchst die Zeit des Rückzugs, des Nachdenkens, der Tränen und der Einsamkeit. Aber nicht nur, dazwischen musst Du auch was Anderes machen.
Daraus kann viel entstehen. Z.B. dass Du, wie Du bereits angefangen hast, die eigene Rolle zu hinterfragen und die Beziehung zu analysieren.

Im Grund genommen ist es das Beste, was Dir passieren konnte. Denn Ihr beide wart in ungesunden Rollenverteilungen gefangen. Und es wurde Zeit, dass Du mal bei Dir ankommst anstatt immer nur an ihn zu denken und Dich seiner Zuneigung zu versichern.
Du hast eine Aufgabe bekommen, die sehr wichtig ist und der Du Dich stellen solltest.

Lerne, Dich selbst zu lieben und zu akzeptieren. Lerne, dass Du in Ordnung bist wie Du bist. Lerne, dass Du auf Dich selbst achtest. Mit einem gesünderen Selbstbild als dem, das Du jetzt hast, wirst Du ein besseres und glücklicheres Leben führen als jetzt. Du kriegst immer nur das, was Du Dir wünschst. Du hast Dir eine Art kleinen Sohn gewünscht und bekommen. Du hast Dir Akzeptanz gewünscht und auch bekommen. Du hast Dir Nähe und Verbundenheit gewünscht und bekommen. Aber wenn Du das bekommen hast, musst Du es auch wieder los lassen.

Aber Du hast nie gelernt, mit Dir eins zu sein und daher kam diese Fixierung auf einen anderen Menschen.
Es kommt alles zurück im Leben. Klammere und Du wirst verlassen. Mach Dich abhängig und Du wirst Dich eines Tages daraus befreien müssen. Sie mit Dir nicht einverstanden und glücklich, dann wirst Du das auch nicht auf DAuer von einem anderen Menschen bekommen. Achte Dich selbst und Du wirst geachtet. Liebe Dich selbst und Du kannst Liebe geben und empfangen. Glaube an Dich und Du kannst auch an andere glauben, ohne zehnmal am Tag zu telefonieren. Lerne, stolz auf Dich zu sein!

Das ist ein langer Weg und er ist steinig, aber lohnend. Denn dann wirst Du merken, dass Du Dich aus den alten Abhängigkeiten und Ketten befreist und Dich selbst und das Leben anders siehst als diese Schmalspursichtweise, die Du jetzt noch hast.

Es ist gut wie es kam, denn das Leben hat Dir einen Auftrag erteilt. Das alles dauert seine Zeit , sicher Monate, vielleicht Jahre. Aber die Zeit ist nicht umsonst und Du kannst viel gewinnen. Dein Zuhause in Dir finden und zu Dir stehen. Das wäre eine schöne Perspektive für Dich.

Sonnenblume

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Re: Trennung im "Guten" aber der Schmerz bringt mich um

Beitrag von Marsi » Mo 10. Okt 2016, 12:17

Liebe Sonnenblume,

ich brauche hier keine Absätze zu zitieren, weil ich sehr wohl weiß, dass Du in jedem einzelnen Punkt den Du angesprochen hast, völlig Recht hast. Ich bin mittlerweile im permanenten Dialog mit mir selbst und ich kann zu allem was Du sagst nur Ja sagen. Nur mit der Ausnahme, dass ich es bereits weiß, dass es an mir und meinem Selbstbildnis liegt. In mir sind Dinge verschüttet, die heraus wollen, tief drinnen. Und ich werde das auch nicht alleine schaffen. Das hat auch nichts mehr mit der "Beziehung" zu tun, die wir hatten. Du hast Recht, das weiß ich. Das liegt jetzt einzig und allein an mir und meinen "Dämonen". Da ich das - wie gesagt - mit Sicherheit nicht alleine schaffen werde, habe ich am 20.10. einen Termin bei einer Psychotherapeutin, denn das was da in mir lauert ist nichts, was ich alleine auf die Reihe bekommen kann.

Mittlerweile weiß ich auch, dass diese Beziehung eine Flucht vor mir selbst war. Du hast Recht Sonnenblume, vor mir und meinem armseligen Leben und meinem völlig gestörten Selbstbildnis. Jetzt wo ich mich damit auseinandersetze, steht das auch völlig klar vor mir. Aber ich habe deswegen auch enorm große Angst. Angst vor mir selbst, Angst vor dem was aus mir rausbrechen wird. Auch wenn ich weiß, dass ich hinterher gefestigt und mit mir im Reinen sein werde.

Was mir gerade schrecklich leid tut und mich auch zum Weinen bringt ist, dass ich ihn benutzt habe. Diese Erkenntnis tut mir gerade furchtbar weh, schrecklich weh und ich muss weinen. Ich kann nur hoffen, dass ich ihm außer dass ich gefordert habe, auch genug gegeben habe und ihn nicht verletzt habe. Das tut mir gerade schrecklich leid :( Ich schäme mich.

Danke Sonnenblume für Deine Offenheit und ich hoffe wirklich sehr, dass ich nicht noch Jahre daran zu knabbern haben werde. Soviel Kraft hab ich glaub ich nicht.

Liebe Grüße Marsi

Marsi
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Re: Trennung im "Guten" aber der Schmerz bringt mich um

Beitrag von Marsi » Mo 10. Okt 2016, 13:44

Jetzt muss ich doch noch einmal etwas fragen. Im Moment dauert es immer ein bisschen, bis meine Gedanken sich sortiert haben wenn ich etwas gelesen habe, sorry :)

Sonnenblume, Du sagst, dass ich ihn wie einen Sohn behandelt habe, ihm quasi sein Mannwerden mehr oder weniger "erschwert" habe durch meine Mütterlichkeit. Darin sehe ich natürlich auf jeden Fall mich wieder. Ich habe allerdings ein Problem damit zu sehen, warum er, als ich ihn wirklich gebraucht hätte, nämlich als ich krank und zur Kur war, mich so ignoriert hat? Nicht dass ich das aufrechnen wollte. Aber in einer Beziehung ist es doch so, dass man sich um seinen Partner kümmert. Gut, dass ich davon zuviel getan habe, das sehe ich absolut ein. Aber wäre es nicht tatsächlich an ihm gewesen, mir in einer schweren Stunde dann auch beizustehen?

Ich meine, so gepampert hab ich ihn ja nun wirklich nicht. Ich habe zuviel getan, aber ich habe ihn definitiv nicht daran gehindert, sich zu entfalten im Gegenteil. Oder verstehe ich jetzt wieder etwas falsch?

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Re: Trennung im "Guten" aber der Schmerz bringt mich um

Beitrag von schiffchen92 » Mo 10. Okt 2016, 14:15

Liebe Marsi,
zeurst wollte ich nichts schreiben, jetzt hab ich mich doch umentschieden ;)
Marsi hat geschrieben:Nur mit der Ausnahme, dass ich es bereits weiß, dass es an mir und meinem Selbstbildnis liegt. In mir sind Dinge verschüttet, die heraus wollen, tief drinnen. Und ich werde das auch nicht alleine schaffen. Das hat auch nichts mehr mit der "Beziehung" zu tun, die wir hatten. Du hast Recht, das weiß ich. Das liegt jetzt einzig und allein an mir und meinen "Dämonen".
Hut ab, so eine schnelle Erkenntnis haben nur die Wenigsten.
Dass sie dann auch noch den nächsten Schritt gehen und sich wirklich Hilfe suchen: WOW. Ganz großes Lob an dieser Stelle an dich. Ich finde es klasse, dass du dich demgegenüber nicht negativ verstellst und es wirklich anpacken willst.

Kleiner Tipp: Vielleicht gibt es mehrere Psychologen bei dir in der Nähe? Dann mach lieber auch dort noch einen Termin aus. das Wichtigste bei der Therapie ist das Verhältnis zwischen Therapeut und Patient. Wenn das nicht stimmt, bringt auch die beste Therapie nichts. Einige Studien sagen, dass zwischen 40-80% des Therapieerfolges von der Beziehung abhängt. Wenn du also mit dem am 20.10 nicht ganz so glücklich bist, dann schau dich lieber noch einmal weiter um. Rechne ggf. auch mit längeren Wartezeiten, je nach Wohnort.
Und noch etwas: Hast du eine Berufsunfähigkeitsversicherung? Falls nicht, schau mal ob du die abschließen kannst / möchtest. Nach dem Beginn einer PT ist es fast unmöglich noch in eine Versicherung hineinzukommen.
Marsi hat geschrieben:Mittlerweile weiß ich auch, dass diese Beziehung eine Flucht vor mir selbst war. Du hast Recht Sonnenblume, vor mir und meinem armseligen Leben und meinem völlig gestörten Selbstbildnis. Jetzt wo ich mich damit auseinandersetze, steht das auch völlig klar vor mir. Aber ich habe deswegen auch enorm große Angst. Angst vor mir selbst, Angst vor dem was aus mir rausbrechen wird. Auch wenn ich weiß, dass ich hinterher gefestigt und mit mir im Reinen sein werde.
Ein guter Therapeut kann diese Angst und die Gefühle, die dann in dir herausbrechen, gut auffangen. Und der Vorteil an einer Therapie im Gegensatz z.B. zu einer Darm-Op: Du hast viel mehr Einfluss deine Heilung selbst zu bestimmen. Und danach gehst du - wie du schon sagst- gestärkt daraus hervor. Ich bin mir sicher, dass du das schaffen wirst. Ich schicke dir gleich mal einen Artikel per PN über Angst und Neuanfänge. Den fand ich ganz spannend und hat mir irgendwie Mut gegeben und gezeigt, dass ich allein das alles in der Hand habe :).
Marsi hat geschrieben:Was mir gerade schrecklich leid tut und mich auch zum Weinen bringt ist, dass ich ihn benutzt habe. Diese Erkenntnis tut mir gerade furchtbar weh, schrecklich weh und ich muss weinen. Ich kann nur hoffen, dass ich ihm außer dass ich gefordert habe, auch genug gegeben habe und ihn nicht verletzt habe. Das tut mir gerade schrecklich leid :( Ich schäme mich.
Du hast ja nun meine Geschichte gelesen und weißt, dass ich genau die gleichen Gefühle / Gedanken hatte/habe. Deshalb kann ich dich da total verstehen. Ich wollte mich mit meinem Ex auch deshalb treffen, weil ich mich entschuldigen wollte und weil es mir unendlich peinlich ist, was ich da manchmal abgezogen habe...
Aber vergiss bitte nicht: Du wusstest es vorher nicht besser. Du hast nicht aus Boßhaftigkeit gehandelt und mit dem Ziel ihm Schaden zuzufügen. Du hattest gute Absichten und hast (da bin ich mir ziemlich sicher) aus tiefem Herzen gehandelt und wolltest ihm wirklich nur Gutes.
Ich habe mich wochenlang fertig gemacht, dass ich meinen Ex so behandelt habe und ihn deshalb von mir weggetrieben habe. Zwischen Selbsthass, Schuldgefühlen, Scham und Traurigkeit konnte ich gar nicht mehr richtig leben.
Zwei Dinge dazu:
Meine Schwester ( ich glaube sie verdient insgesamt einen Orden so sehr war sie für mich da im letzten Jahr) sagte mir immer: Du wusstest es nicht besser. Du hast so gehandelt, wie es dir in diesem Moment möglich war. Schlimm - und nur das dürfte ich mir vorwerfen- wäre es, wenn ich jetzt , mit dieser Erkenntnis, weiterhin so handle und bewusst Leute "ausnehmen" würde. Dann gäbe es einen guten Grund sich zu schämen und böse zu sein.
Ein Beispiel, weg von dem Liebeskummer. Ich hatte - warum auch immer- extreme Probleme mit dem Bruchrechnen, ich hab einfach keinen Zugang dazu gefunden. Alles andere war kein Problem, aber Bruchrechnen... :roll: :geek:
Sie sagte, wenn ich dir jetzt noch einmal Bruchrechnen erklären würde und dir würde dabei auffallen, was dein Problem all die Jahre damit war, würdst du dich dann dafür hassen und selbstgeißeln, nur weil du es früher einfach nicht besser wusstest?
Wenn du dich jetzt weiter so doof beim Rechnen anstellst und die gleichen Fehler machst, dann kannst du böse auf dich sein.
Aber du verurteilst doch nicht dein 12-18 Jähriges ich dafür, dass es den Denkfehler nicht erkannt hat. Stattdessen sollte man doch eher liebevoll und mit einem zwinkernden Auge auf sich schauen und es von nun an besser machen.
Und so solltest du es auch mit der Beziehung sehen.
Erinnerst du dich vielleicht noch daran, als du einen Freund unfair behandelt hast und es erst gemerkt hast, als er es dir gesagt hat?
Hast du dich da auch jahrelang für geschämt?

Und Zweitens:
Dein Ex hat dich so gebraucht, wie du ihn gebraucht hast. Es war ein Geben und ein Nehmen, sonst hätte es nicht so lang gehalten. Wenn du es extrem sehen möchtest, kannst du dich auch fragen, warum er dich so gnadenlos ausgebeutet hat und dir nicht voher die Grenzen aufgezeigt hat. Aber das wäre Unsinnig, denn auch er war sich dessen ja nicht bewusst.
Aber zu diesem "Spiel" gehören auch immer zwei.
Mein Ex hat mich angeflehnt ich solle einen Plan machen, um uns aus der Situation herauszubringen. Er hat also genau an die Eigenschaften in mir appelliert, an denen es (unter anderem) letztendlich gescheitert ist. Das hat er bestimmt nicht bewusst gemacht, denn auch er wird nicht wissen, was er bei sich befriedigen wollte und in mir ausgelöst / bedient hat.
Kann ich ihm deswegen böse sein? Ein kleinesbisschen schon, aber auch nur in genau der gleichen Weise, wie ich mir böse sein sollte.
Kleiner Denkanstoss: Bist du dir, oder deinem Ex "böser" und ist die "Wut" gerecht verteilt, oder bestrafst du dich gerade stärker als du es bei anderen Menschen tun würdest?

Ein positiv Beispiel (ich weiß, ganz verrückt bei mir :D )
Bei meinem jetzigen Partner würde ich mit meiner bisherigen "Strategie" überhaupt nicht weit kommen und er lässt mich da auch eiskalt gegen die Wand fahren. Er möchte nicht, dass ich seine Aufgaben übernehme oder seine Probleme löse. Er redet mit mir offen darüber und sucht je nach Bedarf auch meine Nähe, aber den Hauptakt auf der Bühne in seinem Leben, spielt er. Das heißt er löst seine Konflikte und überlässt sie mir nicht, damit ich sie löse. Ganz schönes Neuland für mich, das kannst du mir glauben. Denn auf einmal spiele ich auch die Hauptrolle in meinem Leben, dazu drängt er mich nämlich mit seinem Verhalten. Ich stehe echt blöd und verlassen gerade da.
Am Anfang habe ich das als mangelnde Empathie und Kälte interpretiert und ich stand schon 1-2 Mal davor, mich deswegen ganz von ihm zu distanzieren. Mittlerweile weiß ich , dass er einfach ziemlich genau über sich selbst und seinen Stärken und Schwächen bewusst ist und daher auch angemessen reagieren kann. Das heißt nicht, dass er keine Schwächen hat oder auch noch genug in ihm schlummert um gelöst zu werden...
Mein Problem: Es fällt mir schwer zu unterscheiden was "normale" Hile und was aufgezwungen ist und aus meinen Problemen her resultiert. Er hat es ja Jahre lang angenommen und ich würde auch sagen, dass ich ihn nicht immer überbemuttert habe. Da arbeite ich noch dran zu erkennen, was "gesunde" und was ungesunde Bedürfnisse sind..

Ich wünsche Dir auf jeden Fall alles Gute und bin mir wirklich sicher, dass du das schaffen wirst! Dass, was du in 3 Wochen erkannt hast, dafür habe ich 9 Monate gebraucht... Also hier hast du schon ordentlich abgekürzt ;)
1989

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Re: Trennung im "Guten" aber der Schmerz bringt mich um

Beitrag von Marsi » Mo 10. Okt 2016, 16:16

Liebes Schiffchen,

danke für Deinen langen Beitrag. Ich hatte jetzt nach Sonnenblümchens Text völlig verzweifelt hier gesessen und mich gefragt, was ich 6 Jahre lange eigentlich gemacht habe? Ne Partnerschaft geführt, in Liebe, mit allem drum und dran oder nur 6 Jahre einfach aus einem Männlein einen Mann gemacht und mich selbst verleugnet. Das ist nicht gegen Dich gerichtet Sonnenblume, im Gegenteil. Wie gesagt, in ganz vielen Dingen, sogar im überwiegenden Teil stimme ich Dir zu.

Aber ich muss auch sagen, wir haben uns wirklich geliebt. Das kann ich mit ziemlicher sicherheit sagen. Das war nicht nur die Liebe zu Etwas was man gerne ummuttern und hegen möchte, sondern das war tatsächlich die Liebe zu einem männlichen Wesen :) Und ja, es war ein Geben und Nehmen, allerdings habe ich - genau wie Du sagst Schiffchen - das Geben irgendwann einmal eskalieren lassen oder zumindest nicht erkannt wo der Moment ist, ihm zu sagen er soll sich seine Drinks gefälligst selbst googeln :) Und ich glaube derzeit bestrafe ich mich mehr als ihn Schiffchen :) Aber ich weiß auch, dass er sicher seinen Anteil an der ganzen Situation und unserer Beziehung hat. Das geht sich wohl auf dasselbe raus letztendlich.

Alles in Allem bin ich jetzt etwas beruhigter, aber ich weiß natürlich, dass noch viel Arbeit vor mir steht.

Ja Schiffchen, ich habe bereits nach Psychologen geschaut, da sind die Wartelisten allerdings bis zu einem Jahr. Die jetzige Ärztin wurde mir von meiner Frauenärztin empfohlen und das ist wie gesagt auch eine Psychiaterin. Ich wusste erst gar nicht, dass es da einen Unterschied gibt. Ich hoffe natürlich inständig, dass ich mit der Frau klar komme, denn Deine Einwände hat mir auch eine Freundin bereits geschildert. Denn ehrlich gesagt möchte ich das Ganze JETZT angehen und nicht noch ein Jahr lang warten :)

Ich danke Euch beiden, Dir Schiffchen und Sonnenblume, sehr für Eure Beiträge und Eure lieben Worte.

Drück Euch doll
Marsi

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