Trennung im "Guten" - Mein Weg zu mir zurück!

[Sonnenblume10]

Liebe Marsi,

ich musste gerade so lachen, als ich Deine Geschichte von gestern las. Filmreif geschildert, die zwei Instanzen, die ein Streitgespräch miteinander führen und Teufelchen gewinnt!
In dem Fall ist es aber gar kein Teufelchen, denn es ist der Drang, dass Du Dich selbst schützen willst. Vor einem möglichen Telefonat mit ihm, das Dich dann wieder in ungeahnte Tiefen fallen lässt.
Denn so wäre es ja! Stell Dir vor, er ist dran und fragt, wie es Dir geht. Was sagst Du?

- Geht so - das ist lahm und hört sich resigniert an.
- Oh danke, mir geht es echt super - das ist schlichtweg gelogen und übertrieben und er könnte sich noch sagen, na prima, dann brauche ich ja kein schlechtes Gewissen zu haben, wenn es ihr gut geht.
- Na ja, wie soll es mir schon gehen? - Hört sich nicht besser an als Variante eins.
- Mir geht es echt miserabel - ist auch gelogen und soll ihm ein schlechtes Gewissen machen und appelliert an sein Mitleid.

Also, diese Fragen nach dem Wohlergehen sind meistens nur eine Möglichkeit, mal wieder anzudocken, aber sie bringen Dich nicht weiter. Ihn auch nicht. Also sein lassen.
Aber vielleicht hat sich auch Jemand verwählt oder irgendwer wollte Dir einen orientalischen Teppich andrehen oder oder oder. Er muss es nicht gewesen sein.

Jedenfalls, die Idee mit dem Schnaps war große Klasse, denn dadurch hast Du Zeit gewonnen und die hast Du genützt um nachzudenken und Konsequenzen abzuschätzen.
Gut gemacht und weiter so! Lass Dir von Deinen Begehrlichkeiten nicht aufs Kreuz legen, denn meist geht der Schuss dann nach hinten los.

Ich wollte doch bloß mal wieder kurz seine Stimme hören!
Ja, aber wie geht es Dir hinterher? Das heulende Elend kommt sofort um die Ecke gebogen und die Hoffnungsmaschinerie geht wieder an.
Er hat sich gemeldet, toll! Er hat sich interessiert! Er hat vielleicht nachgedacht über uns und ...??? Tausend Fragen und keine Antworten wären die Folge.
Dabei wollte er vlt. tatsächlich nur mal hören, ob es Dir gut oder nicht so gut oder schlecht geht, um sein Gewissen zu beruhigen. Solche Anrufe nützten vielleicht ihm, Dir aber gar nicht, denn Du stehst wieder am Anfang.

Also, lieber mal einen Schnaps trinken, ehe man was tut. Der liebe Gott hat Dir auch Hirn gegeben und das hast Du gut genützt.

Sonnenblume

[Marsi]

Liebe Sonnenblume,

und jetzt war es an mir zu lachen Den orientalischen Teppich werde ich das nächste Mal dem Engelchen um den Kopf wickeln, wenn es mal wieder "unbekannt" klingelt.

Du hast Recht und wenn ich mir Deine Auflistung all der Antwort-Möglichkeiten anschaue, dann lass ich das Handy noch in der Tasche bis der Rost es anfrisst Es gibt derzeit keine befriedigende Antwort für ein Telefonat und es gibt auch für mich keine stabile Gefühlslage für ein Gespräch. Das weiß ich jetzt ganz sicher und ich werde das nächste Mal vielleicht etwas gelassener reagieren. Wenn nicht - Schnaps hab ich noch genug zu Hause

Ich bin genau wie Du gesagt hast auch zu der Erkenntnis gelangt, dass es mich um Wochen zurückschmeißen würde, wenn ich nur den geringsten Pieps von ihm hören würde. Deswegen geht es mir auch heute ganz gut mit der Entscheidung.

Danke für den "Hirn"weis auf meinen Kopf. Ich sollte mir das vergrößern und an die Wände pappen bevor ich das nächste Mal zu einer Kurzschlusshandlung neige

Liebe Grüße
Marsi

[Sonnenblume10]

Vor Kurzschlusshandlungen, die immer aus einer momentanen starken Begierde erfolgen, lieber ein Schäpschen trinken und die Situation überdenken! Statt zu viel Schnaps - es funktioniert sicher auch mit Kaffee oder Tee (die musst Du vor allem vorher kochen) oder mit Wasser (Wasser ist gut fürs Gehirn!).

Jedenfalls ein guter Trick, um sich vom inneren Dämon ("ich muss unbedingt rangehen, denn er könnte es sein und diese Chance kommt nie wieder und womöglich ist dann alles verloren") zu lösen und diesen erst mal ruhig in die Ecke zu stellen.

LG
Sonnenblume

[Marsi]

Statt zu viel Schnaps - es funktioniert sicher auch mit Kaffee oder Tee (die musst Du vor allem vorher kochen) oder mit Wasser (Wasser ist gut fürs Gehirn!).

Ich habe mir in der Mittagspause im Teehaus richtig guten grünen Tee gekauft und gleich ein Tee-Ei dazu. Das ist zum einen - wie Du sagst - besser als Schnaps und zum anderen - da ich bekannt bin für meine Schusseligkeit - sicher eine längere Angelegenheit bis dieser bröckelige Tee in diesem kleinen Ei verstaut ist Also für meine Kurzschlusshandlungen sicher das Beste um mir die Zeit zu vertreiben.

[Sonnenblume10]

Daumen hoch!!!!

Das ist Selbstüberlistung vom Feinsten! Weiter so.

Sonnenbluem

[schiffchen92]

Liebe Marsi, ich lese gerade ein tolles Buch, und da wurde eine Geschichte beschrieben, die ich einfach toll und so passend auf die Frage nach dem 'wie lange dauert es noch' finde:

"Wie lange muss ich bei dir bleiben und studieren, um zur Erleuchtung zu gelangen?" fragte der frisch eingetroffene Schüler seinen Meister.
"Das hängt von vielerlei Dingen ab" sagte der Alte, "es ist schwer zu sagen...".
" Sei's drum, ich möchte es nur ungefähr wissen...", beharrte der junge Mann. "Zwei Jahr?Fünf? Zehn?"
"Sagen wir mal zehn Jahre",antwortete der Alte.
" Das ist eine ziemlich lange Zeit...", überlegte der Junge, und ein paar Minuten später fuhr er fort:"Und wenn ich mir vornehme, über nichts anderes nachzudenken und zu meditieren als über das, was ich hier lerne? Wenn ich meinen Verstand nur noch dafür einsetze, wenn ich mich nur noch mit meiner Erleuchtung befasste, wie lange dauert es dann?"
"Ach", antwortete der weise alte Mann, " wenn du dazu wirklich imstande bist, wirst du mindestens zwanzig Jahre brauchen..."

[Sonnenblume10]

Die Quintessenz:
Egal, wie lange Du wartest, die Erleuchtung findest Du nicht, denn zwischen zwei Jahren (unwahrscheinlich) bis 20 (eher noch mehr, noch viel mehr) ist das nicht zu schaffen.
Du kannst Dich anstrengen wie Du willst, Dir 1001 Gedanken machen, alles drehen und wenden wie Du willst, aber die Erleuchtung (Erkenntnis) wird Dir nicht dadurch zuteil, dass Du Dich über Jahre damit abquälst.

Liebes Schiffchen, verrätst Du uns den Titel des Buches? Würde mich auch interessieren.
Aber meine Philosophie ist mittlerweile eine Andere: Akzeptiere was ist und schau nicht auf das, was nicht ist. Akzeptiere, wie andere Menschen zu Dir stehen und renne keinem hinterher, der Dich nicht (mehr) will.
Und verschwende nicht Deine Zeit mit unnützen Analysen, die Dich nicht weiter bringen, sondern Dir nur Deine Lebenszeit stehlen.

Schiffchen, Du warst auch ein geduldiger Schüler, der sich quälte und drehte und wendete bis zum Exzess. Ich hoffe, das ist jetzt endgültig vorbei mit dem Ex. Hätte er auch nur einen Funken Interesse an Dir, hätte er sich längst gemeldet.

Marsi, tritt Du nicht in die Fußstapfen dieses Schülers. Sich hinterfragen, ja, sich erkennen, ja, aber nicht um den Preis, sich das Leben schwer zu machen. Dann lieber ab und an einen kleinen Schnaps!

Sonnenblume

[schiffchen92]

Liebe Sonnenblume,
so habe auch ich diese Geschichte verstanden.
Es bringt nichts im Bett zu sitzen und zu grübeln, nachzudenken und zu hoffen, dass man dadurch die Erleuchtung findet.
Man muss einen Weg gehen, der aber auch noch andere Dinge beinhaltet. Und irgendwann macht es vielleicht alles Sinn, vielleicht aber auch nicht....
Das Buch heißt übrigens :"Drei Fragen" von Jorge Bucay.
Ein anderes was ich sehr empfehlen kann ist' Dein perfektes Jahr" (in einem dunkel lila Einband, fällt schnell in der Buchhandlung auf, da die Seitenränder ebenfalls lila sind).

Marsi ich denke deine Zeit wird kommen. Es gibt leider nicht >den< Zeitpunkt. Er ist von so vielen Dingen abhängig und kommt vielleicht früher als du denkst.
Schau nur wie weit du nach diesen wenigen Wochen bist!
Ich finde du kannst sehr stolz sein!
(Das mit dem Schnaps muss ich mir merken )


"Er" ist immer noch in meinem Kopf, vor allem aber im Unterbewusstsein. Die Trennung spielt sich wenn ich schlafe fast jede Nacht erneut ab. Mal mit viel Phantasieelementen, manchmal 1:1 wie es vorgefallen ist. Es tut weh zu wissen, dass ich diesem Menschen egal bin. Aber es ist wohl eine der wichtigsten Lektionen die ich zu lernen habe.
Ich glaube er ist eine Art Symbol für das, was ich mir noch nicht verzeihen kann und für Punkte im Leben, an denen ich nicht so entschieden habe, wie es mein Herz mir gesagt hat.
Ich glaube ganz über ihn hinweg sein werde ich erst, wenn ich mit mir und meinem Leben und dem Weg den ich gehen möchte im reinen bin und Dinge aus der Vergangenheit als Gegeben akzeptiere.
Jetzt würde es mich immer noch sehr aufwühlen (positive) Neuigkeiten aus seinem Leben zu erfahren.
Bis dahin bleiben Soziale Netzwerke also tabu,aber das ist okay.

[Marsi]

Liebe schiffchen, liebes Blümchen,

also ich habe wirklich nicht vor meinen Meister im Erkenntnisgewinnen zu finden Schon allein deshalb nicht, weil ich dann nie mit dem Thema abschließe und ewig in dieser Gedankenspirale hängenbleibe. Und genau das möchte ich definitiv nicht. Sonst wäre ja mein ganzes bisheriges Bemühen für die Socken. Es gibt keine Erleuchtung zu dem Thema Beziehungsende, außer die Tatsache, dass es vorbei ist und die Erleuchtung hat mich bereits getroffen Sehr unsanft, aber ich habs kapiert. Damit muss und kann ich arbeiten auch wenn es Kraft kostet.

Das einzige was bei mir so schlimm ist, ist eben die Ungeduld. Ich achte so genau und so viel auf mich, dass ich permanent im Dialog mit mir selbst bin und immer wieder darauf achte, ob es denn schon so weit ist. Und bei guten Tagen bin ich so froh, dass das sofort wieder in Skepsis umschlägt und der innere Teufel auf die nächste Welle Trauer wartet. In mir tobt ein Orkan auf den ein Tzunami folgt Aber ich kann auch schon wieder über mich lachen, also über meine inneren Konflikte. Manchmal ist das wirklich witzig.

Heute geht es mir geradezu beängstigend gut. Das liegt daran, dass ich heute die erste Stunde bei meiner PT hatte (PT = Psychotante). Denn nur alleine an mir arbeiten wird mir jetzt auf Dauer einfach zu anstrengend, auch körperlich. Ich möchte das gerne unter Anleitung machen, gerade weil ich sehr genau weiß, dass da viele kleine Kinder in mir schlummern, die bearbeitet werden wollen. Und allein nur dieses Probegespräch hat mir sehr geholfen. Warum? Ja, weil es einfach mal wirklich nur um mich und meine Befindlichkeiten ging.

Da war kein Partner, keine eltern, keine Kinder oder Büro, sondern nur ich ganz alleine. Und die Freude, dass das die nächsten Wochen und vielleicht Monate so sein wird, die freut mich einfach ungemein. Ich glaube auch das wird mir helfen, dieser Ex-Beziehung irgendwann mal so richtig gepflegt in den Allerwertesten zu treten, bis der Stiefel hängenbleibt

@ schiffchen: Wenn es sich nachts abspielt finde ich das gar nicht so verkehrt. Denn dann kommt man vielleicht auch mal tagsüber gedanklich ein bisschen mehr zur Ruhe. Vielleicht kannst Du Dir ja ein Traum-Tagebuch anlegen und gleich morgens darin schreiben, was Dir nachts durch den Kopf gegeistert ist. Ich habe mir ein Büchlein angelegt, in dem ich jeden Tag (meist abends) meinen Ex auf das Übelste beschimpfe Wenn jemals jemand diese Schimpfwörter liest - ich schwöre Euch, dann werd ich eingeliefert

@Blümchen: Das mit dem Schnaps hab ich auf jeden Fall noch auf der Kette, vor allen Dingen nach gestern Abend. Ich habe mir erstmals einen Tee mit einem Ei und losem Tee gemacht. Herrlich. Ich wusste ja immer schon, dass ich Grobmotoriker bin, aber das hättest Du echt sehen soll. Also wenn ich das mache wenn das Telefon klingelt um nicht in eine Kurzschlusshandlung zu verfallen, dann muss ich sogar aufpassen, dass der Tee noch fertig wird, bevor der Tag anbricht

[Sonnenblume10]

Es gibt keine Erleuchtung zu dem Thema Beziehungsende, außer die Tatsache, dass es vorbei ist und die Erleuchtung hat mich bereits getroffen

Eine sehr pragmatische Einstellung! Sehr gut

In mir tobt ein Orkan auf den ein Tzunami folgt

Jedes Tief zieht eines Tages weiter! Ich habe es auch erlebt. Es kommt, es bleibt und dann geht es wieder. Ungeduld hilft da leider gar nichts.

Warum? Ja, weil es einfach mal wirklich nur um mich und meine Befindlichkeiten ging.

Ich war seinerzeit auch zweimal bei einem Beratungsgespräch bei einem PO (Psycho-Onkel), der so "onkelig" gar nicht war. Schon nach dem ersten Gespräch wurde mir erstmals klar, dass es hier wirklich nur um mich ging und mein blöder Bindungsphobiker nur der Adressat meiner Ängste, Defizite und Verletzungen war. Und von daher war er nicht so wichtig, wie ich mir eingebildet hatte.
Zu erleben, dass das, warum ich hier saß, nur mit mir zu tun hatte, war wie eine Erleuchtung und ließ den Ex., über den ich mich beklagen wollte, in den Hintergrund treten. Das half mir damals sehr genauso wie die völlig vorwurfsfreie, mitleidlose und neutrale Art und Weise des PO. Auf einmal gab es kein schuldig und unschuldig mehr, denn es hob sich irgendwie auf. Und der Ex. war auf einmal nicht mehr der gemeine Schuft, sondern auch nur ein Mensch, der von Ängsten (inneren Dämonen) dirigiert wurde.

bis der Stiefel hängenbleibt

Ich glaube, Du wirst eines Tages dahin kommen zu sagen: es war gut, dass er kam und es war gut, dass er ging. Denn ohne ihn hätte ich niemals so viel über mich gelernt.
Und es wäre auch schade um den Stiefel, denn was willst Du mit einem Stiefel? Damit läuft es sich nicht so gut, könnte ich mir vorstellen.

dass ich Grobmotoriker bin,

Bestimmt hat er sich nur deswegen von Dir getrennt! Oder?

Schiffchen: Warum kannst Du den Ex. nicht einfach da lassen, wo er ist, ohne dass es zwickt und zwackt? Ist dahinter eine gekränkte Mädchenseele, die nicht genug Liebe bekommt, wo es sie sucht? Ich dachte mir Monate lang, irgendwann wird er sich nochmals melden, nachdem er mich endgültig und reichlich harsch abserviert hatte (als er die Neue hatte) und das tat mir dann auch weh, wenn auch nicht mehr so sehr, denn die Trennung lag damals schon ein halbes Jahr zurück. Aber dennoch dachte ich mir, da müsste eines Tages noch was kommen. Bestimmt, eines Tages wird er sich nochmals melden.
Da kam aber nichts und irgendwann mal war es mir endlich egal. Heute möchte ich nichts mehr mit ihm zu schaffen haben. Denn ich laufe keinem Menschen mehr nach. Das habe ich ein Leben lang gemacht, aber der Drang dazu ist verflogen. Offenbar ist Mensch doch lernfähig.

LG
Sonnenblume