Trennung im "Guten" - Mein Weg zu mir zurück!

Die Trennung verarbeiten und nach vorne schauen
Marsi
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Re: Trennung im "Guten" aber der Schmerz bringt mich um

Beitrag von Marsi » Fr 18. Nov 2016, 19:29

Ich mag Dein Teufelchen, Sonnenblume :) Es ist meinem sehr ähnlich und mir hat meines vorhin auch geflüstert: "Lass es sein, der ist keinen Pfifferling wert, dass Du irgend etwas von Dir preis gibst. Selbst jeder noch so nichtssagende Post bleibt erst einmal verborgen. Und Du halt die Kauleiste Engelchen, sonst gibts was auf die Mütze."

Ich habe mir auf meinen Notizzettel zum Einkaufen morgen aufgeschrieben: Notizbuch zum Überallhin-Mitnehmen. Das kauf ich mir morgen und dann nehm ich es immer mit und wenn mir danach ist oder mir etwas einfällt werde ich es dort niederschreiben und irgendwann in ferner Zukunft eventuell posten. Das ist ne gute Lösung :)

Danke Dir für Dein Feedback Blümchen!

Liebe Grüße
Marsi

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Re: Trennung im "Guten" aber der Schmerz bringt mich um

Beitrag von Marsi » So 20. Nov 2016, 19:19

Ich muss jetzt schreiben sonst platze ich, denn ich fühl mich grad echt beschissen. Und ich erschrecke mich selbst darüber.

Schon ein paar Tage - habe das auch geschrieben - hab ich ihn immer mal wieder im Kopf. Es war auch okay, ich konnte damit arbeiten. Gestern hatte ich einen guten Vormittag, war frühstücken mit einem Freund. Dann setzt sich ein junges Pärchen neben uns ... prima. War jetzt nicht gerade das, was mir gut getan hat. Zum einen war ich eifersüchtig (oh Gott wie arm), zum anderen neidisch (noch ärmer). Habe mich zwar gut unterhalten, aber das Geknutsche neben mir war wirklich nicht förderlich. Das hat sich bis zum Abend geschleppt, bin früh zu Bett gegangen.

Heute hab ich dann gekocht, bisschen gestrickt, gelesen. Am Nachmittag bin ich in den Wald, kleinen Spaziergang gemacht, Tiere gefüttert. Aber diese Gedanken, die mich seit Tagen immer mal wieder verfolgen sorgen allmählich wieder für Druck in der Brust obwohl ich dagegen arbeite und sie annehme. Und ganz ehrlich: Allmählich macht mich das mürbe. Es kostet mich enorm viel Kraft mich permanent und immer wieder mit mir, mit ihm, mit meiner Trauer, mit meinen Gedanken, mit Erinnerungen, mit der Beziehung und mit meinem Leben zu beschäftigen. Das ist trotz allem Dauerstress und ich merke langsam, dass mir das wirklich zusetzt. Ich fühle mich bleischwer und muss mich trotzdem immer aufraffen um nicht zu versinken in einem Gedankenkarussel und in Tränen.

Ich muss ständig kämpfen und Kampf liegt mir nicht. Im Moment möchte ich einfach dauerhaft schlafen und erst wieder aufwachen wenn alles vorbei ist. Wenn mir danach ist, lege ich mich auch mal stundenlang ohne etwas zu tun auf die Couch, aber ich weiß ja, dass ich wieder aufstehen muss. Kraft, das kostet mich einfach nur noch Kraft.

Bitte lass das wieder besser werden. Ich weiß es sind erst 6 Wochen, aber ich fühle mich so machtlos gerade. Ich hoffe nur morgen wird es besser wenn ich wieder arbeiten gehe. Ich weiß nicht wieviel Kraft ich in diesen ganzen Positiv-Denken-Kram noch stecken kann.

Noch einen schönen Abend Euch
Marsi

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Re: Trennung im "Guten" aber der Schmerz bringt mich um

Beitrag von Marsi » Mo 21. Nov 2016, 09:39

Heute geht es wieder einigermaßen, aber diese unguten Gefühle, dieses Herzklopfen und die Unlust sind leider immer noch da. Ich strenge mich natürlich an, das alles an- und hinzunehmen. Aber wie gestern schon geschrieben, es fällt mir extrem schwer. Ich hoffe sehr, dass da bald wieder eine gewisse Leichtigkeit in mein Leben tritt. Die ganze Zeit war das ja wirklich auch okay.

Ich wünsch Euch allen eine schöne Woche
Marsi

Sonnenblume10
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Re: Trennung im "Guten" aber der Schmerz bringt mich um

Beitrag von Sonnenblume10 » Mo 21. Nov 2016, 10:59

Abwarten und Deiner Seele die Zeit dafür geben, die sie braucht. Nicht nur dagegen arbeiten, sondern einfach mal alles laufen lassen, wie es gerade kommt. Bist Du traurig - dann ist es so. Geht es Dir besser - dann ist es auch so. Kommen wieder Tränen - lass sie laufen.

Wie gesagt, Abschied ist ein Prozess, das heißt, er dauert, schreitet aber voran und manchmal gibt es einen Rückschlag. Ist einfach so.
Seltsam oder doch nicht, dass es gerade der Sonntag war? Würde mich nicht wundern, denn gerade das WE ist für einen Menschen im Trennungsprozess gefährlich. Viele Ablenkungen fallen weg und ein adäquater Ersatz für die Lücke im Leben ist noch nicht gefunden. Also muss man eben mit dem Mangel leben und abwarten, bis der Mangel nicht mehr als solcher empfunden wird.

Du hast ein Pärchen gesehen? Haha, das kenne ich auch. Es war ein Stammtisch mit ein paar Freundinnen, der sich damals gerade neu etabliert hat. Also ging ich hin, setzte mich an den Tisch und in meinem Blickfeld saß am Thresen ein Pärchen - frisch verliebt, das kaum die Finger voneinander lassen konnte. Es war knapp eine Woche nach der Trennung und jetzt das!!!
Heftigste Sehnsucht durchfuhr mich, denn ICH wollte mit ihm so dort sitzen, so nahe, so zärtlich, so begeistert! Ja, das hatten wir doch auch mal gehabt, aber es war weg und blieb weg, denn er wollte mich ja nicht mehr. Mein Herz rutschte mir in die Magengegend und am liebsten hätte ich geheult. Ging aber nicht, also schluckte ich alles runter und beteiligte mich halbherzig an den Gesprächen über irgendwas, was mich kaum interessierte. Mein Herz war eine offene Wunde, das nur weh tat.
Ich dachte mir, das Leben ist doch echt ein Schelm. Dir geht es eh schon bescheiden und dann gibt es noch eins oben drauf, als ob das nicht schon genug wäre.
Zum Glück blieb es bei dem einen Mal, wo es mir praktisch den Boden unter den Füßen wegzog.Schlimmer war es nur, als ich ihn fast zwei Jahre später das erste Mal wieder sah.

Auf einem Kongress, für den er sich auch angemeldet hatte. Ich war gewappnet, so weit es ging, dass wir uns irgendwann in den drei Tagen über den Weg laufen würden, aber als es dann passierte, war ich doch überfordert. Denn gerade dann hatte ich nicht damit gerechnet. Ich saß in einem spärlich besuchten Vortragsraum auf der linken Seite neben einem Kollegen. Irgendwann ging die Tür auf der rechten Seite auf und wer kam rein? ER natürlich! Er hat mich gesehen, das kann nicht anders sein und suchte sich einen Platz unweit der Tür.
Ich blickte starr gerade aus und unterdrückte jeglichen Gefühlsregung, aber in mir war Aufruhr. Stress hoch zehn, Herzklopfen, Magendrücken, Schwitzhändchen. Ich wollte weg, nur weg, aber ich musste bleiben und blieb sitzen. Ab und an ein vorsichtiger Blick in seine Richtung aus dem Augenwinkel. Da saß er, blickte auch stur gerade aus und sein Gesicht war wie so oft, wenn er auf inneren Rückzug ging, eine starre Maske ohne Regung. Gleich nach dem Vortrag stand er schnell auf und verließ den Raum. Er wollte mir aus dem Weg gehen, ergriff die Flucht und ich war froh darüber, so weit man das froh nennen kann.
Später sah ich ihn auf dem Gang trappsen, er mich aber nicht. Er war allein und er wirkte irgendwie verloren. War es das, was mich zu ihm geführt hatte seinerzeit. Hatte ich seine Bedürftigkeit nach Nähe gewittert, die er nach außen nicht zeigen wollte? Er machte auf mich oft den Eindruck eines Vogeljungen, das zu früh aus dem Nest gefallen war. Mein Mitleid hielt sich damals aber stark in Grenzen, denn erstens "sah" ich Dinge, die vlt. gar nicht da waren, sondern die ich sehen wollte und außerdem kannte ich die Kehrseite dieser Medaille nur zu gut.

Und dann sah ich ihn an diesem Tag nochmals. Gegen 17 Uhr stand ich mit einer Firmenvertreterin an einem Stehtisch und wir redeten und lachten und hatten Spaß. Der Tisch war gleich neben dem Eingang zur Firmenausstellung und auf einmal trabt er vorbei. Wieder allein! Er blickte sauertöpfisch drein und ich fühlte mich jetzt (Teufelchen freute sich über alle Maßen!) prächtig. Ich amüsierte mich und er ging wieder mal allein und trostlos durch die Gegend. Ich dachte mir nur: Ha, Du Arsch, sieh nur her! Ich habe Spaß, ich lache - und Du?
Er grüßte freudlos als er vorbei ging und ich grüßte Freude strahlend, gönnte ihm aber nur einen kurzen Blick, denn meine Freude bezog sich ja nicht auf ihn, sondern auf die Frau!
ich bin mir sicher, dass er stocksauer auf mich war, denn ich kenne ja sein kleines Ego. Meines hatte er oft genug getreten, jetzt war ich mal an der Reihe.
Ja, es war klein und es waren nicht die Gedanken eines guten Menschen, aber manchmal muss man eben auch das Teufelchen zu Wort kommen lassen, denn ohne Teufelchen würden wir kaum überleben. Es ist wichtig, dieses Teufelchen, das immer wieder sagt: ich gönne es Dir nicht, dass Du was von mir erfährst, außer dem, was ich Dir zeigen will. Ich gönne es Dir nicht, dass Du mich traurig und verzagt siehst. Und ich gönne es Dir nicht, dass mein Leben wegen Deiner Abwesenheit nichts wert ist!

Zu viel Edelmütigkeit,also zu viel Engelchen bringt uns oft nicht weiter. Manchmal ist es auch Zeit für das Teufelchen.

Sonnenblume

Marsi
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Re: Trennung im "Guten" aber der Schmerz bringt mich um

Beitrag von Marsi » Mo 21. Nov 2016, 12:56

Liebe Sonnenblume,

Du triffst es wieder genau :) Ja, ich weiß, dass ich diesen ganze Mist über mich ergehen lassen muss :) Ich bin ja auch schon weit gekommen, ohne dass es mich gerissen hat. Aber all das, egal ob nun gute oder weniger gute Tage, es kostet soviel Kraft. Und so wie ich das jetzt bei Dir sehe, ist es wohl bei vielen Leuten so, dass das Leben einem nochmal so richtig einen ins Genick schlägt, wenn man ohnehin schon kaum Kraft hat den Kopf oben zu halten.

Hattest Du in den zwei Jahren bevor Du ihn das erste mal wieder gesehen hast, auch zwei Jahre gebraucht um ihn bzw. Deine Trennung zu verarbeiten. Oder war das nur die Tatsache ihn eventuell zu sehen? Dass er Dich einfach ignoriert bzw. so furchtbar unfreundlich war, das tut mir ja im Nachhinein noch weh. Was fürn Arsch, sorry. Aber Du hast ja Deine Genugtuung, dass er sicherlich immer noch nicht dazu in der Lage ist, sich, seine Gefühle und eine Beziehung ins Gleichgewicht zu bringen.

Ich mach mich heute mal an eine Teufelchen-Liste. Da gibts sicher nicht viel, aber das Wenige werde ich mir raussuchen und dann mal kräftig gegen Engelchen zu Werke gehen :)

Liebe Grüße
Marsi

Sonnenblume10
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Re: Trennung im "Guten" aber der Schmerz bringt mich um

Beitrag von Sonnenblume10 » Mo 21. Nov 2016, 13:57

Marsi hat geschrieben:Hattest Du in den zwei Jahren bevor Du ihn das erste mal wieder gesehen hast, auch zwei Jahre gebraucht um ihn bzw. Deine Trennung zu verarbeiten.
Hmm, das kann ich so nicht beantworten, denn die Ablösung ist wie gesagt ein Vorgang, der seine Zeit dauert. Aber die Zeit heilt auch Wunden, das sollte man nicht außer Acht lassen. Und da der Abschied irgendwann nicht mehr spürbar verläuft und man immer längere Zeit NICHT an den verlorenen Partner denkt, fällt es einem oft nicht auf. Aber ab und an wundert man sich, dass man mal eine Woche oder gar länger nicht an ihn gedacht hat.

Die ersten Monate waren die schlimmsten. Erst die Heul-, dann die Wutphase mit Rachefantasien und danach eine Phase mit Nachdenken über seine Person. Da konnte ich ihn und die Beziehung schon objektiver betrachten. Schlimm war, als ich ein halbes Jahr nach der Trennung begriff, dass er eine Neue hatte und dass diese Ex-Kollegin von ihm ja schon vorher in seinem Dunstkreis war. Also kann es auch sein, dass ich weg musste, damit der Platz für sie frei wurde. Da kam dann nochmals eine unglaubliche Wut auf ihn und ich schrieb wüsteste Mails, die ich aber nie abgeschickt habe. Gott sei Dank, heute würde ich mich dafür schämen.
Aber die neue Beziehung von ihm war wieder mal ein Schlag für mein ohnehin angekratztes Ego. Aber irgendwann akzeptierte ich es und dachte mir, es ist egal, denn es spielt ja keine Rolle für mich.
Ab da war ich dann wirklich im Abschiedsmodus und es ging deutlich bergauf. Mein Leben wurde wieder lebenswert, einige Einsichten folgten und meine Gedanken an ihn ließen deutlich nach.

11 Monate nach der Trennung kam ein Kongress in Berlin. Berlin, ich kannte die Stadt nicht, aber er und ich hatte immer davon geträumt, eines Tages mit ihm durch Berlin zu schlendern. Sollte ich dahin fahren? Wie würde es mir dort ergehen? Würde ich mich nicht sehr einsam fühlen, so alleine in meinem Hotelzimmer? Würde ich denn nicht leiden, wenn ich ihn wieder sehen würde?
Aber irgendwas in mir drängte mich: Los, mach, buch Dein Zimmer und fertig!
Ich tat es, buchte mein Zimmer direkt am Alex, suchte mir S-Bahn-Verbindungen zum Kongressort raus und buchte meine Zugfahrkarte.
Er kam damals nicht, er stand nicht im Teilnehmer-Verzeichnis. Ob er meinetwegen nicht kam, ich weiß es nicht. Vielleicht hatte er auch was Anderes vor, aber nachdem er die Jahre davor und danach immer auf diesen jährlichen Kongress fuhr, bezog ich es vlt. nicht zu Unrecht auf mich.
Es ging mir blendend in Berlin, ich fühlte mich wohl und nicht etwa einsam. Ich ging mit Kollegen aus und es war richtig toll für mich, dass ich mich gut mit mir fühlte. Ich merkte damals, dass Berlin eine Art "Freischwimmer" für mich war. Ich konnte es auch allein, ich brauchte ihn nicht zum Glücklichsein. Es war Balsam für mein Ego damals.
Danach ging es mir immer besser. Lediglich das erste Wiedersehen wieder ein Jahr später in Hamburg war momentan zu viel für mich. Ich dachte mir nur: so sieht also das berühmte Loslassen aus! Jegliche Souveränität war dahin und als ich ihn damals so unverhofft sah, ohne mit ihm Augenkontakt zu haben, kippte ich bildlich gesprochen fast aus den Latschen. Ich war ganz klar überfordert.

Ab da wurde auch das zur Routine, denn ab und ab begegnen wir uns. Einmal auf einer Fortbildung und einige Zeit nach Hamburg sprach ich ihn sogar an. Ich wollte das Eis zwischen uns brechen und wir liefen uns damals fast in die Arme. Denn er betrat den Raum, als ich gerade rausgehen wollte. Ein kurzes Hallo, ein scheues Lächeln - und weg war er. Aber ich wusste auf einmal, dass ich ihn ansprechen würde, wenn er alleine sitzen würde. Und er hatte sich strategisch günstig gesetzt, ziemlich weit hinten, unweit vom Eingang. Als ich wieder kam und ihn sitzen sah, ging ich hin und sprach ein paar freundliche Worte Smalltalk. Er wirkte erfreut, das Blockierende zwischen uns war weg. Ich beendete das Gespräch mit den Worten "vielleicht ruf ich Dich mal an" und er lächelte und erwiderte "Mach das!".
So, das war geschafft. Begeisterung durchströmte mich, ich war so stolz auf mich! Ab jetzt war der Weg frei, man könnte ja ab und an mal wieder Kontakt haben.

Aber wozu denn? Um lauwarme Worte auszutauschen, um sich zu erzählen, was man alles vorhatte, während das Wichtige ja eh nicht besprochen werden würde. Um zu hören, wie seine neue Beziehung denn so lief, falls er überhaupt jemals darüber gesprochen hätte? Eher nicht, er würde niemals von sich aus ein Wort darüber verlieren, das war mir klar.
Und ich? Sollte ich ihn fragen und dadurch mein Interesse an ihm zeigen? Ihm die Genugtuung bereiten, dass er immer noch irgendwie präsent in meinem Leben war?
Und überhaupt, warum wieder ich? Immer hatte ich um ihn geworben, hatte mich um Nähe bemüht, mit ihm gesprochen, mich um ihn gekümmert, seine Kalamitäten angehört usw. Alles ging immer von mir aus und jetzt dackelte ich wieder bei ihm an!
Denn ich hatte ihn ja angesprochen, Kontakt gesucht und nicht etwa umgekehrt. Er blieb passiv, wie immer. Und dann hatte ich mir mit dem Schlusssatz wieder mal ein Türchen offen gehalten. Vielleicht rufe ich Dich mal an!
Und mit meiner Euphorie war es ganz schnell vorbei und Enttäuschung machte sich breit - über mich. Wieder war alles von mir ausgegangen, wie immer! Wieder hatte ich das alte Muster rausgekramt.

ich schlief darüber und hatte einen Traum,in dem er vorkam. Und dieser Traum war eine Botschaft meines Unterbewussstseins, da bin ich mir ziemlich sicher. Es war eine Warnung. Lass den Krampf sein, das führt zu nichts. Du kannst keinen ach so lockeren freundschaftlichen Kontakt herstellen, wenn es nicht möglich ist. Und es war nicht möglich, weil wir mal so was wie ein Paar waren und uns vor uns "entblößt" haben. Er wusste so viel über mich und ich über ihn und das ist zu viel für eine belanglose Freundschaft.
Ich kannte seine nonverbalen Botschaften, seine unehrlichen und oft verdrucksten Worte, seine Halbwahrheiten und das würde mir wieder zu Denken geben. Das konnte ich mir bequem ersparen. ich kannte ihn einfach zu gut, ich "witterte" zu viel bei ihm, das konnte nicht gut gehen.
Und so lehnte mich mich zurück und beschloss, keinen Kontakt mehr aufzunehmen. Er hätte ja auch tätig werden können, aber auch er tat nichts.
Ich hätte allenfalls sein Ego gespusht und ihm die Genugtuung gegeben: sieh an, sie kann mich ja doch nicht ganz aus ihrem Leben lassen.

Dabei bin ich geblieben und - solange es auch dauerte - ich bin heute zufrieden damit. Ich will keinen doofen und oberflächlichen Kontakt mehr mit ihm, ich will keinen Smalltalk und ich wollte auch keinen intimen Austausch mehr mit ihm. Ich will einfach nur meine Ruhe haben vor ihm. Wenn wir uns sehen, grüßen wir uns neutral. Ich empfinde keinen Groll, keine Enttäuschung mehr über ihn, aber auch nicht unbedingt Freude.
Ich weiß, dass ich mehr wert war als das, was er mir zugestand. Ich weiß aber auch, dass ich unbewusst einen Auftrag an ihn hatte, was mir erst ca. zwei Jahre nach der Trennung bewusst wurde. ich hatte lange nicht mehr an ihn gedacht und auf einmal fiel er mir ein. Wie es ihm wohl ging? Naja, wie wohl, wie immer halt. Und dann fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Der Auftrag an ihn hatte gelautet: bitte mach Du mich heil und ganz. Ich bin bedürftig, ich bin suchend und ich brauche einen Menschen, der mir das Gefühl gibt, geliebt zu werden und wertvoll zu sein.
Und das war zu viel Auftrag, das verstehe ich heute. Man darf einen Anderen nicht dadurch missbrauchen, dass man sich abhängig von ihm macht und ihm damit die Botschaft gibt: ich brauche Dich unbedingt, weil ich selbst mit mir nicht klar komme.

Ich habe seither konsequent an meinem Selbstwertgefühl gearbeitet, ich habe viel nachgedacht über die unbewussten Muster, die in mir wirkten und noch wirken. Ich habe sie entlarvt als übernommene Enttäuschungen aus meiner Kindheit. Ich weiß, woher sie kommen und dass ich immer versucht habe, diese alten Verletzungen später zu heilen. Indem ich mir immer wieder Männer suchte, die ich auf ein Podest stellte (wie meinen Vater), weswegen für mich nur die unterlegene Rolle übrig blieb.
Ich lobe mich selbst immer wieder und ich bin stolz darauf, dass ich viele Ängste und alte Verhaltensweisen abgelegt habe. Ich bin selbständiger geworden, selbstbewusster und ich lasse mir mein Selbstwertgefühl nicht mehr kaputt machen. Nicht durch mich selbst (die inneren Dämonen, die einem immer einflüstern: Du bist nicht gut genug, haha, wir wissen das und Du schaffst das nicht!) und nicht durch andere. Ich mache Fehler, aber ich bin versöhnlicher mit mir geworden. Ich muss nicht top sein, gut genug reicht auch.

Ich denke heute, er war wichtig für mich und auch er hatte eine Aufgabe bei mir erfüllen. Er war ein Wegweiser für mich, der mir zeigte, woran es bei mir krankte. Er konnte das nicht heilen, selbst wenn er es gewollt hätte, denn derlei Dinge müssen wir alleine bewältigen. Das kann uns keiner abnehmen.Durch ihn kam ich letztlich bei mir selbst an und das war gut so.

Ich bin eine ganz gewöhnliche Frau, nicht sonderlich intelligent, nicht sonderlich schön, mit Ecken und Kanten. Aber ich bin gut genug, dass ich es mit mir gut aushalte. Ich habe sogar wieder eine Beziehung, die ganz gut läuft. Prima laufen Beziehungen bei mir nie, aber ich kann sie gut aushalten und sehe das Positive daran.

Ich habe viel über mich gelernt und viel gewonnen. Vor allem die Erkenntnis, dass ich eigene Verantwortung nicht auf andere abwälzen kann und andere nicht dafür da sind, dass sie mir ein positives Bild von mir selbst vermitteln.
Mache es selbst und es wird gelingen, wälze es auf andere ab und Du wirst scheitern und das ganz zurecht.

Sonnenblume

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Re: Trennung im "Guten" aber der Schmerz bringt mich um

Beitrag von Sonnenblume10 » Mo 21. Nov 2016, 14:24

Marsi hat geschrieben:Dass er Dich einfach ignoriert bzw. so furchtbar unfreundlich war, das tut mir ja im Nachhinein noch weh
Das habe ich vorhin vergessen. Das beruhte ja auf Gegenseitigkeit damals. Er schaute mich nicht an, er konnte mit der Situation nicht umgehen, ich aber auch nicht. Er lief nach dem ersten Wiedersehen schnellstmöglich davon. Ganz klar eine Flucht. Das war damals eine Art Genugtuung für mich, denn nicht nur ich war überfordert, er war es auch.
Heute ist es mir egal, ich brauche keine Genugtuung mehr, vor allem nicht, was ihn betrifft. Er ist ab und an da und dann geht er wieder und ich sähe ihn heute als Zeitverschwendung an. Es gibt wahrlich bessere Menschen als ihn, ehrlichere, die zu sich stehen, während er ja nur immer ein Fähnchen im Wind war. Ich vermisste Substanz bei ihm und ob er sie heute hat, weiß ich nicht. Vielleicht hat er auch von mir profitiert, nachträglich? Aber mir ist es heute egal.
Marsi hat geschrieben:Aber Du hast ja Deine Genugtuung, dass er sicherlich immer noch nicht dazu in der Lage ist, sich, seine Gefühle und eine Beziehung ins Gleichgewicht zu bringen.
Wie gesagt, ich brauche auch keine Genugtuung mehr, was ihn betrifft. Nur letztes Jahr in Leipzig auf dem Kongress fühlte ich mal wieder Freude. Ich habe jetzt auch ein halboffizielles Amt als Sprecherin inne, das mir mehr Arbeit, aber auch mehr Wissen beschert und auch gut für mein Selbstbewusstsein ist. Ich kann jetzt auch vor größeren Gruppen sprechen, wenn es sein muss. Ich dränge mich nicht in ein Rampenlicht, das liegt mir nicht, aber wenn es sein muss, kann ich Interessen vertreten.
Und aufgrund dieser Funktion sprach ich auf dem letztjährlichen Kongress mit einem Mann aus einer Organisation, die zentrale Aufgaben für uns übernimmt. Wir waren damals zu viert, Ich , zwei Kolleginnen und Kollegen und dieser Mann. Wir saßen an einem Tisch und unterhielten uns über Verzögerungen von Dingen und wie diese zu beheben waren.
Und auf einmal sehe ich, wie ER mit seiner Chefin vorbei schlenderte. Es war am Ende des Ganges, also ging er gezielt dorthin und wollte wohl zu unserem Gesprächspartner. Und da freute ich mich, denn ich dachte mir: Tja, Du möchtest da her, aber jetzt sitzen wir hier und unterhalten uns.
Er kehrte dann um und zog von dannen, um 20 Minuten später wieder dorthin zu kommen. Ich lachte innerlich, beachtete ihn nicht, denn wir waren weit genug voneinander entfernt, um Augenkontakt zu vermeiden und freute mich noch mehr. Tja, das Teufelchen halt!
Ich sitze dort, wo Du hinwillst und Du kannst nur warten, bis ich gegangen bin. Und wir blieben seeehr lange dort sitzen und waren mittlerweile zu fünft, weil sich noch einer zu uns setzte.

Das hat mir damals gefallen und würde mir auch heute noch gefallen. Die Genugtuung besteht eher darin, dass er vermutlich weiß, dass ich jetzt Sprecherin bin, während er in seiner Einrichtung nach wie vor vor sich hin dümpelt. Selbstverständlich würde er auch nie ein anerkennendes Wort für mich übrig haben, das weiß ich. Aber das Wissen, dass er weiß, dass ich mehr als früher über meinen Schatten gesprungen bin, befriedigt mich doch.
Das ist übrigens gar nicht so selten nach Trennungen. Der einstmals Verlassene entdeckt neue Fähigkeiten bei sich, probiert mehr aus, weil er sein Ego stärken muss und kommt beruflich nach vorne, entdeckt vielleicht neue Hobbies und fängt andere Dinge an als während der Beziehung. Und der Verlassene, der in der Beziehung die Machtposition hatte, bleibt da sitzen, wo er ist.

Daher sage ich immer: Man kann von Trennungen für sich persönlich auch profitieren, das sollte man nie unterschätzen.

Marsi
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Re: Trennung im "Guten" aber der Schmerz bringt mich um

Beitrag von Marsi » Mo 21. Nov 2016, 14:53

[quote="Sonnenblume10"]Das habe ich vorhin vergessen. Das beruhte ja auf Gegenseitigkeit damals. Er schaute mich nicht an, er konnte mit der Situation nicht umgehen, ich aber auch nicht. Er lief nach dem ersten Wiedersehen schnellstmöglich davon. Ganz klar eine Flucht. Das war damals eine Art Genugtuung für mich, denn nicht nur ich war überfordert, er war es auch.[/qote]
Klar ist das heute egal. Und trotzdem bin ich der Meinung, dass er die größeren Eier in der Hose hätte haben müssen, denn er hat die Beziehung auch beendet. Dass Du damals nicht mit der Situation umgehen konntest versteh ich ja, aber bei ihm versteh ich es ehrlich gesagt nicht.

Sehr geil find ich natürlich, dass Du ihm SO erst einmal in Erinnerung bist wie Du geschildert hast, denn bei diesem Kongress bist Du als absoluter Gewinner vom Platz gezogen. Ich finde das super, auch wie Deine Entwicklung bis dahin gelaufen ist. Du bist ihm mit all Deiner Intelligenz und Deinem Charakter weit überlegen und das finde ich wirklich bemerkenswert.

Hut ab liebes Teufelchen :D

Jedenfalls stärkt mich Deine Geschichte wieder und ich werde sie mir oft in Erinnerung rufen wenn ich mal wieder unangenehme Gedanken vertreiben muss :)

Liebe Grüße
Marsi

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Re: Trennung im "Guten" aber der Schmerz bringt mich um

Beitrag von schiffchen92 » Mo 21. Nov 2016, 22:59

Liebe Marsi,
wie geht es dem Engelchen und dem Teufelchen?
Ich war viel unterwegs und musste mich mal vom Forum zurückziehen, das wurde mir alles etwas zu viel ;).

Ich freue mich, dass du weiterhin standhaft bist. Auch wenn es da manchmal noch ein zusätzliches Teufelchen als Ersatz benötigt ;).

Ich musste schmunzeln, als du den Wunsch geäußert hast, dass du gerne einfach schlafen würdest und aufwachen möchtest, wenn alles vorbei ist.
Bei meiner 1. Trennung habe ich von Greenday ganz oft ' wake me up when September ends' gehört... Viel habe ich damals nicht verstanden, aber doch diesen Satz. Und auch bei der jetzigen Trennung hat das Lied immer mal einen Platz in meine Playlist gefunden.
Einfach die Augen schließen und wenn man aufwacht ist alles anders. Ein wenig wie Dornröschen, klingt ja traumhaft.
100 Mal habe ich mich gefragt, was icbtun würde wenn eine Fee kommt und mir erlauben würde meinen Kummer wegzuzaubern oder gar die Erinnerungen an ihn zu löschen...
Und ich würde es wohl für kein Geld der Welt tun. Wie Sonnenblume so schön sagt, es ist ein Prozess und der braucht Zeit. Aber das tolle von einem Prozess: am Ende steht immer etwas 'fertiges' oder verbessertes verglichen mit dem Ausgangsprodukt.
Lass dir Zeit und wie du selbst auch sagst deiner Seele die Zeit.
Irgendwann kommt dieser berühmte Zeitpunkt und du stellst fest: Dieses Lied tut gar nicht mehr so weh. Ich kann an ihn denken, ohne dass es schmerzt. Ups, da lief 'unser' Lied und ich hab gar nicht an ihn gedacht!
Ich hab da dran gezweifelt, aber mir geht es - und mittlerweile glaube es mir kaum noch jemand und ich muss es mir nahezu erlauben - wirklich an einigen Tagen toll!!
Ich habe auch festgestellt, dass meine Gedanken einfach ganz schnell zu ihm flitzen, wenn gerade etwas nicht rund läuft. Dann denke ich an ihn und verliere schnell den Blickt dafür, was mich eigentlich so traurig gemacht hat.
Manches davon liegt in der Gegenwart, manches in der Vergangenheit, was ich vergesse geglaubt habe.
Vielleicht achtest du auch mal darauf, vielleicht kommt das Drücken in der Brust gar nicht von ihm? :)
Lass den Kopf nicht hängen und gib nicht auf.
Versuche auch bei traurigen Tagen das Gute zu sehen, du schaffst das, ich bin mir da mehr als sicher!
1989

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Re: Trennung im "Guten" aber der Schmerz bringt mich um

Beitrag von Marsi » Di 22. Nov 2016, 09:18

Hallo schiffchen,

das ist aber ganz arg schön, wieder von Dir zu lesen und Du hörst Dich auch viel positiver an als noch vor ein paar Wochen. Das freut mich sehr :)

Nun ja, Engelchen und Teufelchen hatten gestern mal wieder eine sehr ernste Unterhaltung:

Handy klingelt um 20.13 Uhr, ich bin vor Schreck fast von der Couch gefallen. Mein Herz hat augenblicklich bis an den Hals geschlagen, mir wurde schwindlig und zitterig und ich konnte kaum atmen (hinterher hab ich mich darüber fast kaputt gelacht). Unbekannter Anrufer. Ich habe von ALLEN meinen Freunden und meiner Familie, sogar von Ärzten die Nummern im Speicher, außer seine, die hab ich gelöscht.

Engelchen: Ach Du Schreck ... Was mach ich jetzt (hin- und herflatter), was soll ich machen (atemlos, hektisch), ich flipp aus
Teufelchen: ALTEEEEE mach mal bitte halb lang. Du lässt das blöde Handy da liegen und nimmst keinesfalls ab. Was soll denn der Aufstand den Du da grade machst.
Engelchen: Ja, aber .. aber wenn ER das ist. Das ist er bestimmt, oh ich muss unbedingt rangehen.
Teufelchen: Wenn Du da jetzt rangehst prügel ich Dir die Seele auf links. LASS ES SEIN. Dieser Idiot hat es sicher nicht verdient, dass DU jetzt wieder von vorne anfängst mit all dem Mist und der Traurigkeit.
Engelchen: Aber wenn er dann nie mehr anruft. Vielleicht ist das ja die einzige Chance. Und ich würd doch so so so gerne seine Stimme hören nur ganz ganz kurz.
Teufelchen: Du lässt das jetzt sein, stehst auf, gehst in die Küche gießt Dir einen Schnaps ein und dann gehst Du wieder auf die Couch. Du nimmst diesen Apparat, machst ihn aus und wirfst ihn in die Tasche wo er hingehört und wünschst den Kerl zum Teufel (gemeines Gelächter).
Engelchen: (traurig) Okay, dieses eine Mal stimme ich Dir zu, Du hast ja Recht.

Ich hab nicht abgenommen, ich hab den Schnaps getrunken und ich hab das Handy in dieTasche geworfen. Es war auch okay, ich fühlte mich eigentlich ganz gut damit. Denn in einem hat das Teufelchen recht: Ich bin längst noch nicht soweit - wie man allein schon an der Reaktion beim Klingeln sieht - mich mit ihm zu beschäftigen, also in Persona.

Ja schiffchen, ich versuche meine Seele zu pflegen und ihr Zeit zu geben :) Auch wenns in letzter Zeit manchmal schwer fällt.

Ganz liebe Grüße
Marsi

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