Oh je, Mokka,
habe Deine Geschichte gelesen und denke dazu: meistens ist mit den aufgewärmten Beziehungen nur etwas gewonnen, wenn beide Partner mit ganzem Herzen dabei sind. Ich habe mir in letzter Zeit wieder verstärkt über meine Trennung Gedanken gemacht, die mittlerweile fast zwei Jahre zurück liegt und die mir manchmal immer noch zu schaffen macht. Ich möchte ihn nicht zurück, ich möchte die für mich schädliche Beziehung nicht zurück, aber ich beschäftige mich gedanklich immer noch mit dem Thema, zumal ich zu ergründen suche, was in dem Typen vorging und mit Sicherheit heute auch noch vorgeht.
Auch ich fühlte mich nach der Trennung ausgenützt, hingehalten, irgendwie missbraucht. Er meinte dann nur, ob nicht vielmehr ich ihn ausgenützt habe. Damit machte er es sich wieder ganz einfach: spiele ich den Schwarzen Peter zurück ist er bei ihr und ich gebe damit wieder mal und wie so oft die Verantwortung für mein Handeln ab. Das hat er oft getan und so erfolgreich, dass oftmals ich mich fragte: bin ich schuld, dass er nicht liebevoller, rücksichtsvoller, gefühlvoller oder wenigstens freundlicher mit mir umgeht?
Heute weiß ich zweierlei Dinge:
1. Er hat manipuliert, Mauern um sich aufgebaut, redete sich so und so oft mit Verschleierungstaktikenen, Ausflüchten raus. Außerdem wandte er sehr geschickt die Methode der Gegenfrage an. Ich fragte etwas, hoffte wie immer schafsmäßig blöd auf eine definitive Antwort und erntete stattdessen eine Gegenfrage. Damit war der Ball wieder bei mir und die Verunsicherung und die bohrende Frage in mir, warum ich einfach keine Antwort auf wichtige Fragen bekomme, waren die Folge.
Er kann bei keiner Frau bleiben, weil keine die perfekte Symbiose für ihn ist. Er verliebt sich und ich glaube, seine Ansprüche sind dabei gar nicht so hoch. Nein, da ist jemand, der ihm Liebe und Wärme entgegenbringt und darauf springt er sofort an. Dann wird er für die ersten Monate der perfekte Verliebte. Danach aber geht es leider nicht mehr weiter, denn mit zunehmender Dauer erfolgen Distanzierung, Rückzug und vor allem die Demontage der ehemals so vollkommenen Geliebten. Er bemerkt die Schattenseiten und vor allem auch die Ansprüche des Partners, die er nicht erfüllen kann. Das zieht sich dann noch einige Monate hin, weil die Geliebte natürlich bei den ersten Stürmen nicht alles hinschmeißt, bis er eines Tages einen endgültigen Cut macht. Dann vergießt er ein paar Krokodilstränen, weil er ausgerechnet seiner Freundin ach so weh tun muss und was ihm ja so leid tut. Aber er trauert nicht lange, denn schließlich hat das Leben mehr zu bieten und an der nächsten Ecke wartet vielleicht schon die Nächste, die alles in ihm richtet und die endlich perfekt ist. Dass die Partnerin nun endlich die Richtige ist, scheint er sich bei jeder Neuen einzubilden. Er glaubt das tatsächlich selbst, bis das Spielchen seiner kaputten Psyche wieder von vorn los geht.
2. Ich war ein Schaf, weil ich in der Beziehung blieb, mir das alles gefallen ließ und nicht die Kraft hatte, die Beziehung zu beenden. Hätte ich das jemals geschafft, hätte er es mit Sicherheit so hin gedreht, dass doch wieder er derjenige war, der gegangen ist. Denn er hatte auch ein starkes Kontrollbedürfnis. Ich aber durfte nicht alles von ihm wissen. Da hielt er viel geheim, nahm auch Kontakt zu einer anderen auf, die ihm schöne Augen gemacht hatte. Ich kam dahinter und es gelang mir für den Moment, ihn wieder auf meine Seite zu ziehen. Damals hätte ich spätestens gehen müssen, konnte aber nicht. Du steckst in der Beziehung, spürst dass sie ungut und schädlich für Dich ist und dass Du nie das bekommen wirst, was Du brauchst und möchtest und verharrst. Geh und Du wirst leiden oder geh nicht und Du wirst auch leiden! Welche Wahl soll man angesichts dieser Aussichten wählen?
Ich bin letzthin auf eine Seite gestoßen, die sehr viel Interessantes dazu bietet. Vielleicht magst Du auch mal darin stöbern, ich fand sie sehr hilfreich. Mein Ex ist vermutlich kein Borderliner in Reinkultur, aber das Beziehungsmuster und auch das Trennungsverhalten sind in den meisten Dingen identisch.
Der Deinige legt ja auch solche Verhaltensmuster an den Tag. Schau mal in
www.borderlinezone.org.
Die Rechtschreibung lässt in mancher Hinsicht etwas zu wünschen übrig, auch die Grammatik ist nicht immer einwandfrei, inhaltlich finde ich die Seite aber sehr gut. Sie hilft vielleicht auch Dir, besser zu verstehen. Den Buchtipp von Dir schaue ich mir auch mal an.